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"Darf ich etwas ausprobieren?", durchbricht Matteo als Erster diesen unangenehmen Moment, doch macht keine Anstalten mich runter zu lassen. "Ähm... Okay", sage ich verunsichert und im nächsten Moment spüre ich seine Lippen auf meinen. Komplett überfordert mache ich im ersten Moment nichts, doch dann realisiere ich, was da gerade geschiet und drücke ihn von mir weg. Unsicher stehe ich vor ihm und blicke nur auf den Boden mit riesigen Haufen von Schuldgefühlen Marcus gegenüber.

Ich bin ihm fremdgegangen und das schon nach nur einer Woche, die wir zusammen sind. Ich habe es zugelassen und weiß überhaupt nicht, was ich jetzt tun soll. verschweigen kann ich es ihm auf jeden Fall nicht und das will ich auch gar nicht, aber was ist jetzt mit Matteo? Was wollte er damit erreichen? Ist er eifersüchtig auf Marcus und will sich jetztirgendwie rächen oder so etwas in der Art?

Ich bin voller Verzweiflung und merke schon fast gar nicht, dass mir die Tränen in Bächen die Wangen herunter laufen. Auch merke ich es nicht, dass Matteo mich wieder in den Arm nimmt und mir zur Beruhigung über den Rücken streicht. Er flüstert leise irgendetwas, doch ich verstehe ihn nicht, zu aufgelöst bin ich. Ich habe das Gefühl, dass alle Tränen, alle Trauer, die sich über die Jahre angesammelt haben, jetzt in diesem einen Moment aus mir herraus fließen.

Plötzlich geht die Zimmertür auf und Marcus kommt herein. Mit einem kurzen Seitenblick stelle ich fest, dass es schon 12 Uhr Mittags ist und dass ich anscheinend sehr lange geschlafen hab. Als Matteo mich loslässt, damit Marcus mich in den Arm nehmen kann, sacke ich fast in mich zusammen. Immer noch schluchzend hebt Marcus mich hoch und streicht liebevoll über meine Haare. Er setzt sich mit mir auf mein Bett und wartet ganz geduldig, bis ich mich nach etwa zehn Minuten endlich etwas beruhigt habe.

Ich blicke mich im Zimmer um und sehe Matteo mit schuldbewusstem Gesicht neben uns sitzen. "Was ist denn so schlimmes passiert, dass du so heftig weinen musst?", fragt Marcus als erster vorsichtig und besorgt. "Alles auf einmal. Eine kleine Sache passiert und dann kommen alle Tränen, die ich seit Jahren zurückhalte", sage ich und schluchtze zwischen den einzelnen Worten. "Tut mir Leid", spricht Matteo leise. "Soll ich kurz erklären was passiert ist?" Ich kann nicht wirklich weiter reden, weswegen ich nur leicht nicke und mich wieder an Marcus Brust lehne.

"Vorab, es tut mir wirklich so Leid, ich kann das gar nicht in Worte fassen und es war einfach eine super dumme Idee! Bitte sei mir nicht böse Marcus", fängt er an und holt einmal ganz tief Luft. "Es ist nur so, dass ich schon seit einiger Zeit denke, dass ich vielleicht doch nicht nur auch Jungs stehe, sondern auch auf Mädchen. Eben war dann wieder so eine Situation. Ich hab ihr zum Wachmachen halt einen Becher Wasser über den Kopf geschüttet und dann hat sie versucht mich mit aufs Bett zu ziehen, aber ich war stärker und hab sie hochgehoben. Dann kam mir plötzlich wieder dieser Gedanke, weil wir uns so angesehen haben und ich hab sie einfach geküsst. Ich hab überhaupt nicht nachgedacht, zu verwirrt war ich in dem Moment aber ich bereue es so sehr. Ich weiß nicht, ob und wie ich das wieder gut machen kann!"

Die ganze Zeit, während er alles erklärt hat, hat er nur auf den Boden geschaut und kein einziges Mal zu uns. Marcus wirkt verständnisvoll und legt nun vorsichtig eine Hand auf seine Schulter, während ich mich noch mit der anderen festhält. "Ich glaube deine Gefühle sind einfach mit dir durchgegangen. Ich kann dir nicht stark böse sein, dazu kenne ich dich viel zu lange und bin mit dir befreundet, aber du verstehst mich bestimmt, wenn ich ein bisschen Zeit brauche, um das zu verarbeiten, oder?"
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Danke fürs Lesen dieser Geschichte! :)
634 Wörter

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