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"Was ist los? Du zitterst voll", fragt Marcus plötzlich. "Ich... Mir geht's gut. Es... Es ist nichts", versuche ich zu lügen. "Lisa, das ist nicht normal. Was ist los?" Er klingt besorgt. Ich drehe mich um und schaue ihn an. "Es... Es ist nur so, dass wenn ich nicht mehr alleine bin, ich Angst hab." "Aber wovor? Ich werde dir nichts antun! Ich bin ganz bestimmt nicht wie dein Vater", meint er verständnislos. "Ja ich weiß das und vertraue dir auch, aber die Angst sitzt noch tief in mir drin. Ich kann das nicht einfach abschalten, das ist wie ein Reflex, etwas unbewusstes!", sage ich leise.
Er rutscht näher zu mir und nimmt ich in den Arm, was mich kurz ganz erstarren lässt. "Ich bin für dich da und passe auf dich auf, wenn du magst! Aber wenn es dir lieber ist kann ich auch im Wohnzimmer auf der Couch schlafen!", schlägt er vor. "N... Nein das geht schon", stammelte ich perplex. Seine Umarmung hat etwas, das mich geborgen fühlen lässt. Ich kann nicht beschreiben, was da ist, aber ich fühle mich wohl nach einer kurzen Zeit der Gewöhnung und schließlich kann ich auch einschlafen.
Samstag 7:29:
Als ich aufwache merke ich immer noch Marcus' starke Arme beschützenden um mich geschlungen. Mittlerweile liege ich jedoch mit dem Rücken zu ihm. Habe ich die ganze Nacht in seinen Armen geschlafen? Irgendwie fühle ich mich sicher und genieße seine Gegenwart, also schließe ich einfach wieder meine Augen.
Anscheinend wird er auch gerade wach, denn er entfernt vorsichtig seine Arme. Augenblicklich wird es ein wenig kälter. "Ich... Ähm... Tut mir Leid!", kann ich seine verschlafene Stimme sagen hören. Ich drehe mich fragend um und sehe ihm in die Augen. "Hhm?" Ich schaue ihn fragend an. "Ach, vergiss es!"
Er steht auf und geht mit frischen Sachen ins Bad. Ich bewege mich auch langsam aus dem Bett und ziehe mich hier um. Danach gehe ich in die Küche und bereite schon das Frühstück vor. Noch immer verschlafen kommt Marcus ebenfalls kurz nach mir in die Küche und setzt sich an den Tisch. Ich setze mich auch dazu und wir fangen an zu essen.
"Was passiert eigentlich mit dir, wenn dein Vater im Gefängnis ist? Gehst du dann wieder zu deiner Mutter und Nico oder bleibst du hier? Ich meine, darfst du überhaupt alleine hier wohnen?", fragte er plötzlich und unterbricht die angenehme Stille. Ich schaue auf meinen Teller und sage: "Ich weiß es noch nicht. Das Jugendamt wird über mein Schicksal entscheiden und im schlimmsten Fall muss ich in ein Heim, aber das will ich nicht. Ich möchte einfach eine normale Familie, die mich gern hat, so wie ich bin und für mich da ist." Traurig sehe ich zu ihm. Auch er sieht mich mitleidig an.
"Das hört sich schrecklich an. Vielleicht kannst du ja eine Weile bei uns wohnen und dort auch zur Schule gehen, bis du deinen Abschluss hast. Du kannst ja sehr gut Norwegisch!", schlägt er vor und lobt er mich. Ich starre ihn einfach nur mit offenem Mund an. "Du willst, dass ich bei euch lebe?", frage ich ungläubig. Er zuckt mit den Schultern und meint: „War nur ein spontaner Einfall. Ich meine du musst nicht, wenn du nicht willst. Ich fänd's auf jeden Fall cool." Das muss ich erst mal verarbeiten! Er - Marcus Gunnarsen, der Bruder von Martinus und Emma Gunnarsen, die zufälligerweise alle bekannt sind - will, dass ich bei ihnen wohne??
Er fängt an zu lachen, da ich ihn anscheinend sehr komisch ansehe. "Guck nicht so! Das sieht voll süß aus", lacht er sanft. Ich schaue noch verwirrter, aber musste auch leicht schmunzeln. "Ich hab dich irgendwie schon in mein Herz geschlossen, mit deiner Geschichte und deinem Leiden, obwohl wir uns noch nicht so lange kennen! Das ist erstaunlich." "In welchem Sinne in dein Herz geschlossen?", frage ich unsicher nach. "Dich als Schwester zu haben wäre bestimmt toll! Du bist hübsch, klug und hast dich nicht von deinen Eltern unterdrücken lassen. Das ist stark und bewundernswert!"
Ich glaube ich werde in diesem Moment ziemlich rot, muss aber auch stark lächeln. "D... Danke", sage ich schüchtern.
Unser Gespräch wird von der Klingel unterbrochen. Es ist mir auch ehrlich gesagt ein bisschen lieber jetzt nicht mehr mit ihm allein zu sein, also gehe ich zu Tür und öffne diese erleichtert. Dort stehen wie erwartet Amelie und Martinus.
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Danke fürs Lesen dieses Kapitels! :)
729 Wörter
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