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"Wir werden gleich abreisen, Adelaide. Ich habe mit Gabriel telefoniert und wir treffen Greer am Flughafen. Sie wird mit nach Miami kommen, um dich zu unterstützen und dir das ganze etwas leichter zu machen.", erklärt mir James nach dem Essen in einem Wohnzimmer. Giovanni meinte, wir sollen uns hier niederlassen, bis wir abreisen. Er scheint es akzeptiert zu haben, dass James mich mit nach Miami nimmt.

"Wieso hast du mir vorher nicht gesagt, dass du mit mir nach Miami willst? Ich wollte meinen Bruder und meinen Vater wenigstens sehen können, wenn ich es möchte. Wenn du mich jetzt nach Miami bringst, wird das für mich schier unmöglich.", pampe ich ihn an.

Jetzt kann ich wieder die Zicke raushängen lassen, da wir alleine sind und ich keine Angst mehr haben muss, dass mich jemand foltert.

James scheint mein Verhalten ziemlich auf die Nerven zu gehen. Er greift mich an den Schultern und drückt mich auf die Couch. "Jetzt hör mir mal zu. Nur, weil wir jetzt alleine sind, heißt das nicht, dass du die Arroganz raushängen lassen musst. Ich will dich vor meinem Vater beschützen. Du weißt genauso gut wie ich, dass unsere Väter gleich sind, was Frauen betrifft. Außerdem sollen wir heiraten. Wäre es da nicht vorteilhaft, wenn du deine arrogante Maske fallen lässt und mir zeigst, wer du eigentlich bist? Wir nehmen Greer mit. Damit bin ich dir einen Schritt entgegen gekommen. Jetzt bist du dran, Adelaide.", erklärt er mir. Seine Stimme ist gesenkt und hat einen gefährlichen Unterton angenommen. Trotzdem sehe ich es nicht ein, klein bei zu geben.

"Ja, wir werden heiraten, aber was hat das schon zu heißen? Außerdem habe ich nicht darum gebeten, Greer mitzunehmen, sondern das hast du ganz alleine arrangiert. Du solltest also keine Gegenleistung dafür erwarten.", gebe ich bissig zurück und stehe auf.

Er war über mich gebeugt, also muss es einen Schritt zurückgehen, damit ich mich erheben kann.

"Gut, dann bleibt Greer eben hier. Sie scheint dir ja anscheinend nicht so wichtig zu sein, nicht wahr? Wenn du nicht auf mich zugehen willst, dann werde ich das auch nicht weiter tun. Dann sei arrogant wie eh und je, aber hoff nicht auf Hilfe oder Gnade, wenn du sie benötigst.", spukt mir James förmlich ins Gesicht und verlässt den Raum.

Irgendwie habe ich jetzt etwas anderes erwartet. Er hat immer so gewirkt, als würde er einknicken, aber dem scheint nicht so zu sein. Ich werde jetzt jedoch nicht nachgeben, auch wenn Greer anscheinend hier bleiben wird und ich nach Miami fliegen werde.

***

"Miss Genova? Mister Mancini erwartet sie draußen. Beeilen sie sich, er wartet nicht gerne.", informiert mich der Bodyguard, welcher uns vor ein paar Stunden zum Essenssaal geführt hat. "Bringen sie mich zu ihm.", befehle ich.

Ein paar Minuten später sitze ich neben James im Auto. Wir schweigen. Sein Blick ist stur auf die Straße gerichtet und konzentriert, während meiner nach draußen gerichtet ist. Die Häuser ziehen an mir vorbei und ich bereue es, James so weit provoziert zu haben, dass Greer hierbleiben wird. Ich brauche sie an meiner Seite, sonst packe ich das nicht. Oder wenigstens ein letztes Treffen mit meinem Bruder. Das ist es.

"James?", breche ich unser eisernes Schweigen.

"Was ist?", fragt er gereizt. Da hat jemand ganz miese Laune.

"Kann ich Matteo ein letztes Mal sehen? Ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen und vermisse ihn."

"Nein. Wir steigen sofort in den Flieger und verlassen das Land. Weder meine, noch deine Familie wird anwesend sein, weil wir kein Aufsehen erregen wollen. Unsere Taschen werden nicht kontrolliert, falls dich das interessieren sollte. Ich vertraue dir, dass du nichts eingepackt hast, womit du mich in den nächsten Tagen umbringen wirst.", erklärt er monoton.

Ich schweige wieder, da ich nichts mehr zu sagen habe. Er ist angepisst von mir und ich ärgere mich über mich selber. Normalerweise wäre es mir egal, ob er wütend ist oder nicht, aber ich werde mit ihm alleine in Miami sein, da ist es eher unpassend, wenn er sich weiterhin so verhält.

Wir steigen aus dem Auto, nachdem wir direkt vor dem Eingang des Flughafens geparkt haben und steigen aus. Ich habe ein wenig mit meinen Kleid zu kämpfen, bekomme es aber dann doch noch gebacken, das Auto zu verlassen.

Seite an Seite laufen wir auf den Flieger zu. Das Innere kann sich sehen lassen. Es ist, genauso, wie das Anwesen seiner Eltern, dunkel gehalten. Jedoch sind hier und da goldene Akzente gesetzt, was das ganze nicht nur wunderschön, sondern auch noch elegant erscheinen lässt.

"Setz dich hin und schnall dich an.", befielt James noch immer schlecht gelaunt. Langsam kann er sich aber auch mal wieder einkriegen. So schlimm war es nun auch nicht, dass er stundenlang die Diva spielen muss. Die Zicke bin hier immer noch ich.

"Meine Güte, jetzt beweg dich endlich. Ich will morgen früh in Miami sein und nicht erst nächstes Jahr.", kommandiert er und zieht mich zu einem Sitz. An den Schultern drückt er mich herunter auf das Polster und legt mir den Gurt an, da ich keine Anstalten mache, das selbst zu tun.

"Ich hätte das auch alleine hinbekommen.", gebe ich bissig von mir. Er behandelt mich mittlerweile wie ein kleines Kind, welches man von der einen in die andere Ecke schieben kann, wenn es nicht spurt.

"Es sah nicht so aus und obendrauf ist es mir auch herzlich egal, was du kannst und was nicht.", bekomme ich als Antwort. Der Typ ist ja schlimmer als ich, wenn ich angepisst bin

Als wir nach einem sehr holprigen Start endlich in der Luft sind, befreie ich mich von meinem Gurt und setze mich auf ein Sofa. Hinlegen kann ich mich mit dem Kleid nicht, also werde ich wohl entweder im Sitzen schlafen müssen, oder ich frage James nach Kleidung.

"James?", beginne ich also wieder, wie vorhin im Auto.

"Was ist denn schon wieder? Ständig musst du labern. Kannst du nicht mal eine Stunde ruhig sein?", beschwert er sich. Ich verdrehe nur die Augen. "James, ich kann unmöglich in diesem Kleid schlafen. Du hast auch eine Jogginghose an.", beschwere ich mich auch.

"Ist das mein Problem?", bekomme ich als Antwort. Das ist jetzt nicht sein verdammter Ernst?!

"Ist das gerade dein Ernst? James!", rufe ich frustriert aus. Der will mich verarschen.

"Was ist denn? Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andren zu, liebe Adelaide.", lächelt er gemein. Und mit diesem Typen fliege ich gerade in ein anderes Land. Weg von meinen Freunden und meiner Familie. Schönen Dank auch.

James wird jetzt nicht nachgeben. Entweder entschuldige ich mich für die Aktion von vorhin oder ich sitze weiterhin in diesem Kleid hier herum, welches mir die Luft zum Atmen abschnürt.

"Hör zu, es tut mir leid. Das vorhin war nicht okay. Ich werde mich benehmen.", behaupte ich, auch wenn ich das eigentlich nicht vorhabe. Ich will nur ein Shirt und eine Jogginghose, mehr nicht.

"In dem Schrank neben dir.", sagt er monoton. Ich öffne den Schrank und sehe eine kleine Auswahl an bequemer Kleidung. Schlichte Shirts und Jogginghosen. Ich schnappe mir ein weißes Shirt und eine graue Jogginghose, als mir etwas auffällt.

"Kannst du mein Kleid aufschnüren? Ich kann das nicht alleine.", bitte ich James.

"Ich kann das schon, die Frage ist, ob ich das will. Die Sache von vorhin tut dir nicht leid. Sobald du eine Jogginghose anhast, verfällst du wieder zurück in dein Dasein als arrogantes Weib, welches mehr Selbstverliebtheit besitzt, als ganz Amerika zusammen.", antwortet er schnippisch. Er ist gar nicht so dumm, wie ich dachte.

"James, komm schon. Ich kann es doch nicht mehr ändern, was vorhin passiert ist.", flehe ich. Ja, ich flehe, weil ich endlich wieder atmen möchte.

"Dann wirst du wohl dein Kleid anlassen müssen.", sagt er monoton, legt sie auf ein Sofa und schließt die Augen.

"Was muss ich tun, damit du mir hilfst, dieses Kleid loszuwerden, immerhin trage ich das nur wegen deinen Eltern.", gebe ich angepisst zurück. Langsam aber sicher pisst mich das alles hier an.

"Mit diesem Ton mache ich nichts für dich. Streng dich doch mal ein wenig an, damit wenigstens ein blinder mit Krückstock denken würde, dass dir die Sache leidtut und du dich ändern wirst.", gibt er mit weiterhin geschlossenen Augen zurück, während er seine Arme hinter dem Kopf verschränkt. Das Shirt spannt sich an seinen Oberarmen und eine Haarsträhne fällt ihm ins Gesicht. Er ist keinesfalls hässlich. Zumindest äußerlich.

"Meine Güte! Jetzt sei nicht so eine Diva und hilf mir!", schreie ich ihn an. Vielleicht nicht die netteste Methode, aber meistens effektiv. "Also damit kommst du nicht weit, liebe Adelaide.", lacht James.

Sein Lächeln ist wirklich schön. Und seine Stimme ist auch noch so angenehm. Nur leider fehlt ihm ein guter Charakter.

"James, komm schon. Ich meine ich will, dass du mein Kleid öffnest. Jeder andere würde vor Freude in die Luft springen und du lehnst ab. Irgendwas ist doch falsch mit dir!", lache ich am Ende sarkastisch auf. James hingegen öffnet seine Augen und sieht mich belustigt an.

"Da du aus solchen Verhältnissen kommst, hätte ich nicht gedacht, dass du mir direkt deinen Körper anbietest, aber ich lehne ab. Auch eine Schlampe braucht ein wenig Charakter, wenn sie mit mir im Bett landen will.", gibt er bitterernst von sich.

"Hast du mich gerade unterschwellig als Schlampe bezeichnet?!", kommt es entsetzt von mir. Ich lasse mich sicherlich nicht von ihm als Schlampe bezeichnen.

"Das hast du daraus gemacht. Ich habe dir lediglich etwas über meine Ansprüche erzählt.", erklärt er trocken. Dieser Typ treibt mich noch in den Wahnsinn, wenn der so weiter macht.

"Dreh dich um.", befielt er. Mich erst beleidigen und dann noch kommandieren? Dieser Typ könnte der beste Freund meines Vaters werden 

Schnaubend drehe ich ihm den Rücken zu, in der Hoffnung, dass er nicht vorhat, meinen Hintern zu bewundern. Ich spüre seine Hände, die meine Seiten herunterfahren. Mir wird heiß und kalt zugleich. James macht sich an der Schnürung meines Kleides zu schaffen, während ich versuche, normal zu atmen. Was ist bloß los mit mir?

"Halte das Kleid fest, sonst fällt es zu Boden, sobald ich es loslasse.", holt er mich aus meiner Starre heraus. Ich greife schnell nach dem oberen Teil und drehe mich um.

"Danke.", murmele ich und verschwinde mit bequemen Sachen in der einen und meinem Kleid in der anderen Hand in das kleine Badezimmer.

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