40. Bonuskapitel
Angus
Als ich am heutigen Morgen erwachte, bemerkte ich, wie Jessie, meine entzückende Papageiendame, unruhig auf dem Nest hin- und her rutschte, auf welchem sie seit vier Wochen ununterbrochen unser Ei ausbrütete. Ich war schon sehr aufgeregt gewesen, als sie dieses gelegt hatte und nun wurde ich zunehmend nervöser.
„Aaaaaaaaaaaaangel!", schrie ich deshalb lautstark.
Hoffentlich würde sie mich hören und gleich angelaufen kommen. Früher war das immer so gewesen, doch seit sie mit Niall zusammen war, konnte es immer einige Minuten dauern, bis sie in meinem Blickfeld auftauchte, nachdem ich penetrant ihren Namen gerufen hatte. Manchmal trug sie nur einen Bademantel, wenn beide dann völlig erschöpft vor dem Papageienkäfig standen. Bis zum heutigen Tage wusste ich nicht, was das zu bedeuten hatte.
Niall war sowieso ein Kapitel für sich, aber ich hatte ihn in der Zwischenzeit richtig ins Herz geschlossen. Nicht zuletzt deshalb, weil er Jessie zu mir gebracht hatte. Zwischen uns beiden war es Liebe auf den ersten Blick. Sie war die hübscheste Papageiendame, die ich jemals gesehen hatte und wahnsinnig lieb!
Aber ich mochte Niall auch, weil er lieb zu Angel war. Jedenfalls lachte sie immer in seiner Gegenwart, außerdem hatte ich das Gefühl, dass er auf sie aufpasste – so wie ich auf Jessie, die mir zu verstehen gab, dass unser Kind bald schlüpfen würde.
Also rief ich nochmals nach Angel und Jessie rief nach Niall.
Das funktionierte Gott sei Dank, denn plötzlich standen beide total aufgelöst vor unserem Käfig.
„Was ist denn los, mein Süßer?", hörte ich Angel fragen.
„Jessie, was hast du denn?", fragte Niall und schaute zu meiner Frau, die sich jetzt langsam vom Nest erhob.
Man konnte jetzt das Ei deutlich sehen, welches sich zu bewegen schien. Aufgeregt flatterte ich mit den Flügeln umher, ließ aber Jessie nicht aus den Augen, deren Aufmerksamkeit jedoch vollkommen auf dem Ei lag. Selbst Angel und Niall blickten nun in diese Richtung, alle starrten wie gebannt auf das kleine, ovale Ding.
„Ich glaube das Baby kommt!", hörte ich Niall keuchen.
„Oh Gott, was machen wir denn nun?", fragte Angel.
„Gar nichts, abwarten und schauen, was passiert", schlug Niall vor.
Er hatte wie immer die Ruhe weg, das war typisch für ihn. Manchmal war das auch ganz angebracht, z.B., wenn Angel sich wegen irgendwas aufregte, was die Sache nicht Wert war, dann brachte Niall sie wieder ganz schnell nach unten. Aber im Augenblick ging es um mein Kind, da konnte er doch nicht so ruhig bleiben!
Ich gab ein aufgeregtes Krächzen von mir, als ich bemerkte, dass die Schale des Eis an einer Stelle plötzlich zerbrach. Ein winziger, gelber Schnabel schaute daraus hervor, als ich Angel auch schon rufen hörte: „Sieh nur, Niall! Das Baby von Angus und Jessie schlüpft! Man kann schon den Schnabel sehen!"
Allerdings konnte man das und dieser kam immer mehr hervor, bis schließlich ein kleines Köpfchen zu sehen war. Doch dann hatte unser Nachwuchs Schwierigkeiten, sich aus der Schale zu befreien, doch Jessie war sofort zur Stelle. Sie nahm ihre Mutterpflichten von der ersten Sekunde an ziemlich ernst, wie ich mit eigenen Augen sehe konnte. Vorsichtig half sie nun unserem Baby, die Reste der Schale abzuwerfen und als das Kleine seinen Schnabel weit öffnete, war es Jessie, die ihm etwas zu fressen gab.
„Oh mein Gott ist das süß!" Angel schien begeistert von unserem Kind zu sein und auch Niall äußerte sich positiv.
„Ja, es ist wirklich sehr niedlich und es schaut auch ganz gesund aus. Auf jeden Fall hat es Hunger, was ein gutes Zeichen ist."
Natürlich war unser Kind gesund! Was hatte der Blonde denn sonst erwartet?
„Wir sollten auf jeden Fall irgendwann mit dem Kleinen zur Tierärztin gehen", sagte Angel, was mich fast durchdrehen ließ.
Warum wollten die beiden mit unserem Kind dorthin? Ich hasste Tierarztbesuche und wollte nicht, dass man unserem Nachwuchs so etwas zumutete.
Doch einstweilen kümmerten Jessie und ich uns um unser Küken, das, wie alle unserer Gattung, nackt zur Welt gekommen war. Erst in den nächsten Tagen und Wochen würde es sein Gefieder erhalten.
Angel und Niall beobachteten uns ständig, vor allem, wenn wir das Kleine fütterten. Wahrscheinlich hatten sie Angst, dass es verhungerte, aber wir waren ja keine Rabeneltern, sondern Papageien. Somit entwickelte sich unser Kind, das noch keinen Namen hatte, prächtig. Es wurde immer nur „Baby" genannt.
Hin und wieder gestatteten Jessie und ich, dass Niall und Angel das Baby auch anfassen durften, jedem anderen hätten wir das verwehrt. Doch von diesen beiden drohte keine Gefahr, im Gegenteil.
Nach einiger Zeit, als ich die Erwähnung des Tierarztbesuchs fast schon vergessen hatte, wurde ich morgens aus dem Tiefschlaf gerissen, weil unser Kind entführt wurde. Sie brachten es tatsächlich zu dieser schrecklichen Tierärztin, die immer Nasenspülungen bei mir vornahm! Angel würde was erleben können!
Ich zeterte mit Jessie schließlich um die Wette, zumindest so lange, bis wir die drei wieder zurückkommen hörten.
„Baaaaaaaaaaaaaby", schrie ich wie am Spieß und Jessie stimmte sofort mit ein.
„Haltet den Schnabel, euer Baby hat jetzt einen Namen!", kam es von Niall.
Einen Namen? Wie kamen sie denn plötzlich darauf?
Als Angel unser Baby wieder in den Käfig setzte, begrüßten wir es sofort. Es roch nach Tierarztpraxis, richtig ekelhaft, aber das mussten wir wohl für einige Zeit ertragen.
„Also Angus, Jessie, hört mir mal genau zu", begann Niall jetzt. „Wir haben bei der Tierärztin das Geschlecht eures Nachwuchses bestimmen lassen."
Nun waren Jessie und ich überaus gespannt.
„Es ist ein Mädchen", sagte Angel erfreut.
Ich war selig, denn wenn sie nach ihrer Mutter kam, würde die Kleine bildhübsch werden! Aber wie lautete nun ihr Name? Darauf war ich am meisten gespannt.
„Wir haben uns entschieden, ihr einen irischen Namen zu geben", fuhr Niall fort. „Sie wird Saoirse heißen."
Das klang nun wirklich wunderschön, vor allem wenn Niall diesen Namen aussprach.
„Saoirse!", krächzte ich und stupste die Kleine an, die sofort gierig ihren Schnabel öffnete, weil sie Hunger hatte.
Ich wusste nicht, wie Niall auf diesen Namen gekommen war, interessiert hätte es mich schon, denn ich wusste, dass Jessie J. ihren Namen von einer Sängerin bekommen hatte, wie Angel mir einst erklärte.
Selbstverständlich war mir auch bekannt, woher mein Name stammte, worauf ich im Übrigen sehr stolz war. Ich war nämlich nach dem berühmten Leadgitarristen von AC/DC, Angus Young benannt worden! Nicht jeder konnte sich mit so etwas rühmen!
Jessie übernahm sofort die Fütterung von Saoirse, danach gab es für uns alle Erdbeeren zur Belohnung. Ich konnte Angel und auch Niall nicht länger böse sein, denn sie hatte unserem Baby einen hübschen Namen gegeben. Saoirse klang perfekt!
So lebten wir glücklich und zufrieden mit Angel und Niall, den beiden Menschen, in unserer großen Familie.
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Das war also das versprochene Bonuskapitel aus der Sicht von Angus! Ich hoffe, dass es euch gefallen hat! Der Name Saoirse wird übrigens "Sierscha" ausgesprochen und bedeutet Freiheit.
Puh, geschafft! Es ist volbracht! Hier kommt mein vorläufiges Dankeschön an alle, die es bis zum Ende durchgehalten haben.
Wenn ihr Lust habt, könnt ihr gerne bei meiner neuen FF Time Machine vorbeischauen. Lasste euch überraschen, was ich mir da habe einfallen lassen. Und ihr seid vor allem herzlich eingeladen, in den Black Room abzutauchen. Ich weiß, dass viele sich nicht trauen, weil der Anfang in eine ganz bestimmte Richtung geht - aber glaubt mir, es bleibt nicht so und es lohnt sich, der Geschichte eine Chance zu geben. Sie liegt mir zusammen mit Black Ice, der Nachfolge-Story, sehr am Herzen.
LG, Ambi xxx
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