37. The Contest
Chads Gesichtsausdruck glich einer Mischung aus Betroffenheit und Entsetzen, als er mir den Brief wieder übergab.
„Es tut mir so leid", murmelte er, „aber wie ich bereits sagte, ich habe keinen dieser Briefe geschrieben, wirklich nicht. Du hast mein Wort, Angel!"
"Dann sind wohl alle von Angels Ex-Freundin", fiel Niall ihm ins Wort.
„Ex-Freundin?" Chad schaute etwas irritiert drein, was ihm aber keiner von uns verübeln konnte, schließlich hatte ihn niemand über meine Vergangenheit aufgeklärt.
„Hör zu", begann Louis nun. „Es tut mir echt leid, dass wir dich in Verdacht hatten, diese Briefe geschrieben zu haben, Chad. Wir müssen uns dafür bei dir entschuldigen. Aber es war so naheliegend, verstehst du?"
Der Angesprochene nickte kurz, äußerte sich dann allerdings nochmals zu der ganzen Angelegenheit.
„Dieser letzte Brief hier ist echt eine harte Nummer. Niall und ein gewisser Angus werden bedroht. Ist das ein Freund von dir, Angel?"
Obwohl uns allen dreien nicht danach zumute war, mussten wir kurz lachen, bis Louis schließlich die Sache aufklärte.
„Angus ist Angels Haustier, er ist ein Papagei."
„Deine Ex bedroht sogar dein Haustier?" Chad kriegte sich nicht mehr ein, zumindest wirkte sein Gesicht alles andere als relaxed.
„Sie tut das, um mir Angst einzujagen", stellte ich klar, „aber ich werde mir das nicht gefallen lassen. Ich habe vor, sie zur Rede zu stellen, sobald der DJ Contest gelaufen ist, an dem ich dran teilnehmen werde."
„Oh, wann findet er denn statt?", erkundigte sich Chad.
„Übermorgen."
Es waren tatsächlich nur noch zwei Tage bis zu dem großen Ereignis, das bereits seine Schatten vorauswarf. Überall wurde Werbung dafür gemacht, halb London schien sich darauf zu freuen und jeder, der eine Karte kaufen wollte, um dem Contest beizuwohnen, durfte tief in die Tasche greifen. Die Veranstalter ließen sich die Battle zwischen den bekannten DJs gut bezahlen.
Da ich jedoch vorgesorgt hatte, indem ich Karten für die Jungs sowie ihre Freundinnen hatte reservieren lassen, mussten sich diese nicht mehr darum bemühen. Und irgendwie war ich heute so drauf, dass ich mit Chad Frieden schließen wollte, obwohl er sich manchmal recht kindisch verhalten hatte. Doch da er nichts mit diesen Briefen zu tun hatte, sollte er auch nicht länger büßen müssen.
„Möchtest du auch kommen?", fragte ich deshalb, Nialls und Louis leicht verwirrte Blicke ignorierend.
„Ähm, ich weiß nicht", kam es zögernd von Chad, der sich nun an die beiden Jungs wandte. „Wenn ihr nichts dagegen habt, wäre ich schon gerne dabei, wenn Angel den anderen zeigt, wo der Hammer hängt."
„Ich kann jeden gebrauchen, der mich anfeuert", gab ich ehrlich zu.
„Also mir ist das egal", meinte Louis schließlich und auch Niall äußerte sich dazu: „Wenn du versprichst, keine Scheiße zu bauen, Mason, bist du herzlich willkommen."
„Ich werde mich benehmen, Ehrenwort!"
Er streckte uns seine Hand entgegen, was mir sagte, dass auch er Frieden schließen wollte. Prompt ergriff ich diese und meinte: „Ok, ab heute keine krummen Dinger mehr."
„Versprochen!"
Niall und Louis schauten im ersten Moment zwar etwas skeptisch drein, doch auch sie schüttelten Chads Hand, als er sich nochmals für sein vorangegangenes Benehmen auf Marvins Party und in Triggers Club entschuldigte.
Kurze Zeit später befanden wir uns wieder auf dem Heimweg. Während Niall den Wagen durch den Verkehr steuerte, holte ich mein Handy hervor, um Liam anzurufen. Ich brauchte nochmals seine Hilfe für den großen Tag, oder besser gesagt Abend, der so wichtig für mich war.
„Hey, Angel", meldete er sich sogleich. „Was kann ich für dich tun?"
„Hättest du nachher vielleicht Zeit für ein kurzes Brainstorming bezüglich des DJ Contests?"
„Aber sicher! Wann soll ich denn zu dir kommen?"
„Sagen wir in einer Stunde?"
„Das geht klar!"
Nachdem Louis uns zuhause abgesetzt hatte, ließen wir uns gemeinsam auf dem Sofa nieder, um zu besprechen, wie wir weiter vorgehen sollten.
„Ich würde Tessa gerne zur Rede stellen, aber nicht vor dem DJ Contest. Ich habe nur noch sehr wenig Zeit, außerdem befürchte ich, dass sich unser Gespräch vielleicht negativ auf meine Verfassung auswirken könnte und das kann ich gar nicht gebrauchen", versuchte ich zu erklären.
Glücklicherweise verstand Niall genau, wie es mir ging. Er legte einen Arm um meine Schulter und sagte: „Wenn du möchtest, komme ich gerne mit, um Tessa klar zu machen, dass sie keine Chance hat."
Dankbar lächelte ich ihn an. Er war so ein toller Mensch, der beste Freund, den man sich vorstellen konnte, und der verständnisvollste überhaupt.
„Ok, dann machen wir das, wenn du deinen großen Auftritt hinter dich gebracht hast", beendete er unser Gespräch bezüglich Tessa.
Ich durfte in den nächsten Tagen nicht daran denken, meine ganze Aufmerksamkeit sollte der Musik gehören, dafür lebte ich im Augenblick. Trigger sollte stolz auf mich sein, denn ich hatte ihm eine Menge zu verdanken. Eigentlich alles, was meinen Beruf anging und vieles, was mein Privatleben betraf. Immerhin hatte er mich mit den Jungs von One Direction bekannt gemacht, die mein Leben so sehr zum Positiven veränderten.
So wie Niall, mit dem ich bald zusammenziehen wollte und Louis, der mein bester Freund war und Liam, dessen Rat ich sehr zu schätzen wusste, was diesen Contest anging. Aber auch Zayn und Harry waren mir sehr ans Herz gewachsen, ebenso die Freundinnen der Jungs. Alle hatten mein Leben bereichert und dafür war ich mehr als nur dankbar.
Während ich an meinem Mischpult zugange war, kochte Niall Tee und versorgte mich sogar mit Keksen, damit ich nicht verhungerte. Liebevoll fütterte er mich mit meinen Lieblingsschokokeksen und lachte, als mein Mund von der Schokolade verschmiert war. Niall ließ es sich nicht nehmen, diese weg zu küssen.
„Bist du hungrig?", murmelte ich zwischen zwei Küssen.
„Und wie", raunte er in mein Ohr. „Hungrig nach dir."
Seufzend erwiderte ich nun: „Liam kommt aber gleich vorbei."
„Ich weiß."
Sanft streichelten seine Finger über mein Haar, mit welchem er nun zu spielen begann. Ich hätte absolut nichts dagegen einzuwenden gehabt, wenn er dies in der nächsten Stunde weiterhin getan hätte, doch da ertönte auch schon das Läuten der Türglocke.
„Ich gehe schon", meinte Niall, als er seine Finger vorsichtig aus meinen Haaren nahm.
Wenige Minuten später stand Liam im Zimmer, um mich freudig zu begrüßen. Ich hatte keine Ahnung, ob Louis ihm etwas von meinem Abstecher nach Nashville oder gar dem Brief, welchen ich Niall hinterlassen hatte, erzählt hatte. Jedenfalls benahm sich Liam wie immer und stellte auch keine neugierigen Fragen. Doch mein schlechtes Gewissen ließ mich nicht zur Ruhe kommen.
Ich konnte mich einfach nicht auf die Mash-ups konzentrieren und so begann ich schließlich zu erzählen, was sich in den letzten Tagen zugetragen hatte.
Liams braune Augen hefteten sich auf mein Gesicht, als er sagte: „Louis hat so etwas in der Richtung angedeutet, aber nichts Konkretes. Ich dachte, du wolltest es vielleicht für dich behalten, deswegen habe ich nicht nachgefragt."
Er war so rücksichtsvoll, das mochte ich total an ihm.
„Aber ich fühle mich besser, wenn du über alles Bescheid weißt", seufzte ich kurz, was Liam mit einem Lächeln quittierte.
Als er seine Hand kurz auf meine legte, sagte er: „Es wird alles gut, Angel. Du wirst übermorgen Abend rocken und deine privaten Probleme werden sich in Luft auflösen, glaube mir. Vergiss nicht, du hast Niall an deiner Seite, er wird immer für dich da sein."
Wie Recht er doch hatte! Ich fühlte mich gleich besser, nachdem ich mit Liam über alles gesprochen hatte und konnte nun gezielt meiner Arbeit nachgehen. Die kurze Pause und der Abstecher nach Nashville schienen mit gut getan zu haben. Mein Kopf fühlte sich so frei und unbelastet an, es gab jede Menge Platz für die Musik, für neue Mash-ups und für Liams außergewöhnliche Ideen.
Während ich immer wieder die Playlist ergänzte oder veränderte, gingen meine Gedanken zu diesem Contest. Noch nie hatte ich die Chance bekommen, an solch einem großen Event teilzunehmen, welcher im östlichen London, im Village Underground, in der Nähe der Docks ausgetragen wurde. Es handelte sich bei der Location um eine riesige Halle, mit extrem guter Akustik. Die Veranstalter sorgten für das ganze Drumherum, wie Beleuchtung, einschließlich der Spezialeffekte und natürlich für die Bewirtung der Gäste.
Insgesamt traten acht DJs dort auf und jeder wollte natürlich gewinnen. Die Konkurrenz sollte man niemals unterschätzen, das war auch Liams Devise, der sich immer wieder die Mash-ups anhörte und mir dabei behilflich war, die Playlist sorgsam auszuwählen. Wir kreierten noch einige Mash-ups zusammen, die noch in die engere Auswahl kamen, bevor wir morgen unsere endgültige Entscheidung fällen würden.
Insgeheim zog ich meinen Hut vor Niall, der mich meine Arbeit tun ließ und uns sogar bekochte. Er fuhr mich am späten Abend noch zu Trigger, damit ich Angus sehen konnte, der mir wirklich fehlte. Doch es wäre für den Papagei kein Zuckerschlecken gewesen, wenn ich mich nicht mit ihm befasst hätte. So gesehen war es besser, dass er bis nach dem Contest bei Trigger blieb. Doch er freute sich unheimlich mich, und auch Niall zu sehen, was noch immer unfassbar für uns beide war.
„Aaaaaaaaaaaaaaaangel!", schrie er, als er meine Stimme vernahm und gleich darauf kam ein lautes: „Niaaaaaaaaaall!"
Lächelnd ergriff Niall meine Hand und zog mich in Richtung des Käfigs, vor welchem wir dann stehenblieben, um Angus Geschrei noch lauter zu hören.
„Sieh nur, wie er sich freut, das ist so süß!", kam es von meinem Freund, der sich gar nicht mehr einkriegte.
„Ja, Süßer, hier sind wir!"
Grinsend streckte ich meine Hand nach dem Papagei aus, der sofort darauf kletterte, um dann meinen Arm hochzulaufen. Auf meiner Schulter sitzend, schielte er kurz in Nialls Richtung und gab mir dann ein Küsschen.
„Keine Sorge, Angus, ich bin nicht eifersüchtig", meinte Niall lachend, worauf Angus prompt ein zweites Küsschen an mich verteilte.
Anschließend machte er Anstalten, den Arm wieder nach unten zu laufen, um auf Nialls Hand zu klettern. Noch immer konnte ich es nicht glauben, doch Angus schien tatsächlich Freundschaft mit dem Iren geschlossen zu haben, was einen innerlichen Freudentaumel in mir auslöste. Als Niall auch ein Küsschen bekam, musste ich lachen, denn er schaute noch immer etwas unsicher drein, wenn der Papagei den Schnabel an seine Wange presste, was Trigger zu einem lauten Lachen animierte.
Allzu lange hielten wir uns jedoch an diesem Abend nicht bei meinem Boss auf, versprachen aber, am nächsten Tag noch einmal vorbeizuschauen.
Regentropfen klatschten gegen die Scheiben des Range Rovers, als wir uns wieder auf dem Heimweg befanden. Es war schon reichlich spät, doch wir beide wurden irgendwie nicht müde. Ich war so aufgedreht, weil ich ständig an den DJ Contest dachte, was Niall durchaus spürte. Er zwang mich auch nicht dazu, mich hinzulegen, sondern kochte Tee für uns beide, welchen er dann im Wohnzimmer servierte. Gemeinsam kuschelten wir unter einer Decke auf Nialls großem Sofa, jeder eine Tasse Tee in seiner Hand.
„Ich habe echt Bammel vor diesem Contest", gestand ich leise, schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
„Du wirst es hinkriegen, ich weiß das", sprach er mir Mut zu.
In solchen Augenblicken spürte ich, wie wichtig es war, jemanden an seiner Seite zu haben, der hinter einem stand. Tessa hätte das nie getan, denn in ihren Augen war mein Job als DJ reine Zeitverschwendung. Kein Wunder, dass sie sich damals so gut mit meiner Mutter verstand!
Die beiden vertraten den gleichen Ansichten, was mir jedoch jetzt egal sein konnte. Ich ließ mir nicht mehr in mein Leben reinreden, weder von meinen Eltern (abgesehen davon, dass mein Dad sich sowieso ziemlich aus allem heraushielt), noch von meinem Freund. Aber gerade das war es, was unsere Beziehung ausmachte: Jeder ließ dem anderen seinen Freiraum.
Warum hatte ich Niall nicht früher treffen können? Diese Frage stellte ich mir immer öfter, jedoch ohne eine Antwort zu finden.
Irgendwann schliefen wir auf dem bequemen Sofa ein. Ich realisierte erst, dass wir dort genächtigt hatten, als ich am nächsten Tag erwachte, weil Niall sich kurz bewegte. Trotz der Nacht auf der Couch fühlte ich mich ausgeruht und bereit für die letzte Runde mit Liam, der nachher erneut vorbeischauen wollte.
Die Zeit schien zu rasen, wurde immer knapper, der Nachmittag und der frühe Abend vergingen wie im Flug und als Liam sich schließlich verabschiedete, konnte ich nicht glauben, dass ich morgen auf mich allein gestellt sein würde. Jegliche Versuche, mich mit irgendetwas abzulenken schlugen fehl und so kam es, dass Niall mich an der Hand schnappte und zu seinem Wagen in der Tiefgarage zog.
„Wir fahren jetzt zu Trigger, dort kannst du dich mit deinem kleinen Geier unterhalten", lautete seine Aussage, als ich vor mich hinstarrte.
Wie ein Häufchen Elend saß ich in dem großen Wagen, mir war total schlecht, obwohl der Contest erst am nächsten Tag stattfand. Aber mein Lampenfieber gewann gerade die Überhand. Es nützte auch nichts, dass Niall mir während der Fahrt etwas vorsang, nichts konnte mich auf andere Gedanken bringen.
Trotzdem freute ich mich riesig Trigger und vor allem Angus zu sehen, der vor Freude total ausrastete, als er uns erblickte.
„Wünsch mir Glück für morgen, mein Süßer", wisperte ich Angus zu, der seinen Kopf schief legte, um dann zu krächzen: „Glück! Angel! Glück!"
„Dankeschön, du bist der Beste!"
„Also jetzt kann wirklich nichts mehr schief gehen", bemerkte Niall zufrieden grinsend.
Hoffentlich behielt er Recht.
Eigenartigerweise schlief ich in dieser Nacht relativ gut, traumlos und fest, bis die Sonnenstrahlen mich weckten, welche durch die Jalousien fielen. Der Platz neben mir gähnte vor Leere, Niall musste also bereits aufgestanden sein. Mit einem Blick auf das Handy stellte ich fest, dass es bereits nach halb zwölf war, also wirklich Zeit, um das Bett zu verlassen.
Wie nicht anders zu erwarten war der Frühstückstisch bereits gedeckt und Niall stand am Herd, um Pfannkuchen zu backen, als ich die Küche betrat. Leise trat ich von hinten an ihn heran und legte meine Arme um seinen Körper.
„Hey, Süße, na hast du ausgeschlafen?", begrüßte er mich, während er einen Pfannkuchen geschickt wendete.
„Ja, und ich habe einen Bärenhunger!"
„Das dachte ich mir fast."
Fünf Minuten später saßen wir gemeinsam am Tisch und verdrückten genüsslich die Pfannkuchen.
„Bist du aufgeregt?", wollte Niall wissen.
„Und wie!", gab ich ehrlich zu.
Zeit darüber nachzudenken, blieb mir jedoch nicht. Nachdem ich geduscht und angezogen war, musste ich nämlich zu einem Soundcheck am Veranstaltungsort antreten. Das war so üblich, denn am heutigen Abend durfte nichts schief laufen. Selbstverständlich begleitete Niall mich dorthin und fuhr mich anschließend zu meiner Wohnung, damit ich die Klamotten für den heutigen Abend auswählen konnte. Es kam mir so fremd vor, als ich mein Apartment betrat, denn ich war einige Tage nicht mehr dort gewesen. Außerdem fehlte Angus' gewohntes Kreischen.
Nach etwa zwanzig Minuten stand mein Outfit und wir fuhren wieder zu Nialls Wohnung. Dort konnte ich mich in aller Ruhe umziehen, schminken und nochmals eine Tasse Tee trinken, die mich etwas beruhigte.
„Es wird Zeit zu fahren, Angel."
Als ich Nialls Stimme vernahm, wusste ich, dass nun die Stunden der Wahrheit gekommen waren. Jetzt ging es um alles oder nichts.
Unterstützung hatte ich ja genug, denn alle meine Freunde waren anwesend, soweit ich das überblicken konnte. Ich erkannte sogar einige Stammgäste des Clubs und selbst Chad war aufgekreuzt, um mich anzufeuern. Alle Gäste trugen T-Shirts mit dem jeweiligen Namen des DJs, welchen sie supporteten, was aber nicht hieß, dass man sich während der Battle nicht umorientieren konnte. Ich hatte lediglich dafür zu sorgen, dass das nicht passierte, sondern ich neue Fans dazu gewann.
Natürlich hörte sich das alles furchtbar einfach an, doch es handelte sich dabei um harte Arbeit, sehr harte sogar. Man musste den Vorstellungen des Publikums gerecht werden, sowie seinen Konkurrenten die Stirn bieten, was von Runde zu Runde schwieriger wurde.
Wir befanden uns gerade im dritten Battle, also blieben danach nur noch zwei DJs übrig. Bisher hatte ich mich gut geschlagen, doch jetzt wurde es immer schwerer, eine passende Antwort in Form eines Mash-ups zu finden, welche das Publikum zum Ausrasten brachte. Fieberhaft suchte ich nach einem ganz bestimmten Song, fand diesen schließlich und legte los. Das Publikum ging von der ersten Sekunde an mit, klatschte, tanzte und sang mit. Als der Applaus ertönte war es eindeutig, ich kam in die Endrunde. Jetzt musste ich alles geben!
Bereit, meinem Gegner die Stirn zu bieten, packte ich alles an musikalischen Darbietungen aus, was Liam und ich während der letzten Tage und Wochen zusammen erarbeitete hatten. Der Schweiß stand mir auf der Stirn, mit jedem Lied wurde es heftiger, die Stimmung brodelte, der Saal tobte und die Menschen jubelten. Ich begriff nicht, was passierte, erst als Niall plötzlich vor mir stand, der diesem Hexenkessel wohl irgendwie entkommen war, um ich zu umarmen, verstand ich, was geschehen war.
Ich hatte gewonnen!
„Angel, du bist der Wahnsinn!", sagte er, küsste mich und wirbelte mich durch die Luft.
Sekunden später stürmten Trigger und Louis auf die Bühne, um mir zu gratulieren. Letzterer strahlte über das ganze Gesicht.
„Wo ist Liam?", stellte ich meine Frage. „Er muss zu mir kommen, ohne ihn hätte ich das nicht geschafft!"
„Warte, ich hole ihn!"
Und schon war Louis wieder verschwunden, kehrte jedoch kurze Zeit später mit Liam im Schlepptau zurück. Währenddessen war der Veranstalter an mich herangetreten, um seine Glückwünsche auszusprechen.
Ich bestand darauf, Liams Namen zu erwähnen, um mich für seine Hilfe bedanken zu können.
Dies war der bisher größte Tag meines Lebens, was meine berufliche Karriere anging. Jeder hier im Saal wusste es und die meisten gönnten es mir. Selbst mein stärkster Konkurrent fand Worte des Lobes, was mich zufrieden schmunzeln ließ. Meine Zukunft war gesichert und zwar in jeglicher Hinsicht. Es gab nichts mehr, was mir im Weg stand.
Nach einer rauschenden Party erwachte ich am nächsten Tag gegen zwei Uhr nachmittags neben Niall, der seinen Arm besitzergreifend um mich gelegt hatte. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn zu wecken, denn ich musste dringend ins Bad.
„Angel, mach doch nicht so einen Stress, ich hab wahnsinnige Kopfschmerzen", jammerte er.
Wir hatten alle zu viel getrunken, einschließlich Trigger, der sich vor Freude kam hatte beruhigen können.
Schließlich gab Niall seinen Protest auf und ließ mich in die Küche laufen, wo ich zunächst meinen Durst mit einer halben Flasche Wasser stillte. Ich fühlte mich so ausgelaugt und gleichzeitig wie neu geboren. Immer wieder hielt ich mir vor Augen, dass ich es geschafft hatte.
„Was hältst du davon, wenn wir nachher zur Feier des Tages essen gehen?" schlug Niall vor, nachdem er endlich aufgestanden war.
„Das finde ich super! Aber dann muss ich nochmal in meine Wohnung, um ein paar Klamotten zu holen", erwiderte ich.
„Ok, aber lass mich erst duschen und frühstücken."
Diese Zeit konnte ich ihm durchaus zugestehen, es dauerte auch gar nicht lange, bis Niall abmarschbereit vor mir stand, ein süßes Grinsen auf den Lippen.
„Dann mal los", meinte er und ergriff meine Hand.
Die Fahrt zu meinem Apartment dauert wie üblich nur fünf Minuten.
„Möchtest du im Auto warten? Es sind ja nur ein paar Kleidungsstücke, die wiegen nichts", meinte ich, als ich in sein noch immer leicht verschlafenes Gesicht blickte.
„Von mir aus", erwiderte Niall, der gerade seinen Kopf an die Scheibe lehnte und die Augen schloss.
„Ok, ich bin gleich wieder da!"
Schnell gab ich ihm einen Kuss auf die Wange, stieg aus dem Range Rover und rannte zur Haustür. Da ich meine Schlüssel bereits griffbereit hatte, stand ich binnen kürzester Zeit vor der Wohnungstür. Ich steckte geraden den Schlüssel in das Schloss, als ich plötzlich einen Schatten wahrnahm, der aus der seitlichen rechten Ecke zu kommen schien. Meine Augen wurden so groß wie Wagenräder, mein Atem beschleunigte und ich keuchte ihren Namen.
„Tessa!"
„Ja, Angel, ich bin es!", herrschte sie mich an. „Dachtest du, ich würde dich nicht finden?"
„Was willst du von mir?"
Ich entschied mich dazu, keine Angst zu zeigen und steckte den Schlüssel lässig ins Schloss der Tür. Diese Sekunde der Ablenkung sollte ich bereuen, denn bevor ich es richtig realisierte, sprang Tessa auf mich zu. In ihrer rechten Hand blitzte ein Gegenstand auf, den ich als Messer identifizieren konnte.
„Tessa! Was?!"
Die Worte erstarben auf meinen Lippen, als ich den stechenden Schmerz in meiner Seite fühlte, der mir den Atem nahm. Das Letzte, was ich mitbekam, bevor ich das Bewusstsein verlor, war Nialls gellender Schrei.
„Neeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiin!"
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Sorry für den echt fiesen Cliffhanger am Schluss aber ihr wisst ja: Ich hab euch alle lieb!
Ich hoffe, ihr seid gespannt auf das nächste Kapitel! :)
LG, Ambi xxx
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