36. Searching the truth

Wir starrten uns mehrere Sekunden intensiv an, dann kullerten Tränen über meine Wangen, welche ich nun mit dem Handrücken wegwischte. Das Gewehr befand sich längst am Boden, mein gesamter Körper zitterte und ich war nicht fähig zu sprechen.
Das schien Niall zwar auch nicht zu sein, doch er ging nun auf mich zu und nahm mich einfach in seine Arme.

„Angel", flüsterte er mir rauer Stimme. „Bitte sag mir, was passiert ist."

Verzweifelt krallten sich meine Hände in seine Jacke, während sich mein Körper schutzsuchend gegen seinen presste.

„Ich bin hier, du brauchst keine Angst zu haben", wisperte er.

Mit Sicherheit konnte er spüren, dass ich unter schlimmen Ängsten litt und ich musste ihm sagen, wer die Schuld daran trug, doch ich brauchte noch einen Moment, um mich zu sammeln.

So verharrten wir mehrere Minuten in dieser Haltung, ohne ein weiteres Wort zu sprechen. Kein Geräusch, bis auf das Knacken im Unterholz war zu vernehmen, doch selbst davon erschreckte ich mich, denn ich zuckte jedes Mal zusammen.

„Bitte komm mit mir ins Haus, damit wir reden können", bat er schließlich leise, worauf ich noch immer unter Tränen nickte.

Nialls Hände fuhren beruhigend über meinen Rücken, um mir zu zeigen, dass er für mich da war. Dies bewirkte, dass meine Atmung ein wenig ruhiger wurde, doch bevor wir uns voneinander lösten, schaute ich in seine Augen. Ich konnte nichts als Besorgnis und Liebe in ihnen sehen, was mich wissen ließ, dass er begriff, dass ich eigentlich gar nicht Schluss machen wollte. Mein Brief an ihn entsprang einer Kurzschlussreaktion, hervorgerufen durch einen Umstand, welchen er unbedingt erfahren musste, denn dieser gefährdete unsere Beziehung immens.

Die angenehme Wärme, welche uns entgegenschlug, als wir gemeinsam die Jagdhütte betraten, rührte von dem offenen Kamin, der sich an der rechten Seite des großen Raumes befand, der als Wohnzimmer diente.

Während ich das Gewehr an die Wand lehnte, beobachtete ich, wie seine Augen kurz durch den Raum schweiften, um an dem großen, dunklen Bärenfell hängen zu bleiben, welches vor der Feuerstelle lag und der Atmosphäre etwas Urgemütliches verlieh. Auch Niall schien es zu gefallen, denn ich hörte ihn leise sagen: „Es ist schön hier."

Doch seine Aufmerksamkeit wurde sofort wieder auf mich gelenkt, als ich mich gegen ihn lehnte. Meine Wangen waren noch immer von Tränen benetzt und meine Hände zitterten wie Espenlaub. Ohne zu zögern schlang er seine Arme um meinen Körper und presste mich leicht an sich. Es tat so gut, seine Nähe zu spüren.

„Bitte sag mir doch, was passiert ist", flüsterte er leise.

Die Atmosphäre ließ es gar nicht zu, dass man laut sprach, es hätte sich so falsch angefühlt.
Ein Schluchzen drängte sich erneut aus meiner Brust, ich versuchte zu sprechen, doch es kamen nur vereinzelte Wörter aus meinem Mund.

„Niall..., bitte...ich...."

Sanft legten sich seine Lippen auf meine, er wollte mich einfach nur beruhigen, und gab mir damit das Gefühl, dass er immer für mich da sein würde. Langsam begann ich mich zu entspannen und erwiderte schließlich den Kuss.
Als unsere Lippen sich wieder voneinander lösten, begann ich stockend zu sprechen.

„Der Brief,... ich habe noch einen bekommen."

„Was?!"

Niall schaute mich entgeistert an: „Wann denn?"

„Gestern." Meine Stimme zitterte noch immer heftig.

„Was hat er geschrieben?"

Seine blauen Augen ruhten auf meinem Gesicht, folgten dann jedoch meinem Blick, welcher zu dem großen Sofa führte. Dort lag der weiße Zettel, den er vorher wohl gar nicht registriert hatte, da die einzige Lichtquelle im Raum vom Kaminfeuer ausging. Jetzt erkannte er aber das Stück Papier, ging mit raschen Schritten zum Sofa, schnappte den Zettel und wollte gerade zu lesen beginnen.

Ein Ruck ging durch seinen Körper, als er auf die grüne Papageienfeder starrte, welche darauf klebte und der ungläubige Ausdruck in seinen Augen, als er laut zu lesen begann, sagte mir, dass er nicht damit gerechnet hatte.

"Du hast geglaubt, dass du mich austricksen kannst! Das war ein Fehler! Angus ist der Erste, der dafür büßen muss und danach nehme ich mir deinen blonden Beau vor!
Liebste Grüße, T"

Der Brief war, im Gegensatz zu den anderen, auf einem Computer getippt worden. Und er besaß eine Signatur, zumindest im weitesten Sinne und eine, die nicht von Chad stammte.

„Der Brief ist von Tessa."

Nun sprach ich es endgültig aus.

„Oh mein Gott", entfuhr es ihm. „Sie droht tatsächlich Angus etwas anzutun?"

„Sie hat auch damit gedroht, dir etwas anzutun", kam es von mir.

Noch immer war ich total fertig, was Niall auch zu spüren schien, denn er ging nun auf mich zu und nahm mich in seine Arme.

„Niall, ich liebe dich und ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, verstehst du?"

Verzweifelt schaute ich in seine Augen, hoffend, dass er mich verstand.

„Ich dachte, wenn...."

„Du dachtest, wenn du abhaust und ich der Welt erzähle, dass wir nicht mehr zusammen sind, würde alles gut werden?", vollendete er meine Gedankengänge, worauf ich nickte.

„Angel, das ist der falsche Weg! Du darfst nicht vor ihr davon laufen! Sie würde dich dein Leben lang unter Druck setzen, egal, mit wem du zusammenkommen würdest."

Er sprach leise, doch sehr eindringlich, als wollte er, dass ich ihm zuhörte und alles verinnerlichte.

„Hör zu", fuhr er fort, „wir werden ihr Spiel nicht mitmachen. Du musst ihr die Stirn bieten und ich werde an deiner Seite sein."

Als mein Kopf auf seine Schulter sank, wisperte er mir ins Ohr: „Ich liebe dich und daran wird sich nichts ändern."

Seine Arme umschlangen meinen Körper, als könnte er fühlen, wie sehr ich ihn in diesem Moment brauchte und ich wusste, dass er mich niemals im Stich lassen würde. Doch es war mir ein Rätsel, wie er mich hier, in der Wildnis hatte finden können, und so flüsterte ich leise: „Wie hast du mich gefunden?"

„Das glaubst du mir nie", erklärte er, während seine Finger sanft durch mein langes Haar glitten.

„Ich glaube dir alles, Niall."

Sein leises Lachen bewirkte, dass ich kurz meinen Kopf hob, um in seine Augen zu schauen.

„Sag es mir bitte."

„Angus hat mich zu dir geführt."

„Angus? Willst du mich verarschen? Er hasst dich!"

„Das glaube ich nicht, oder zumindest nicht mehr."

Nun erzählte Niall, was sich am heutigen Morgen in London zugetragen hatte. Ich bekam große Augen und sagte, nachdem er seine Ausführungen beendet hatte: „Das ist unglaublich! Er muss dir wirklich geglaubt haben, als du ihm gesagt hast, dass du mich liebst und zu ihm zurückbringen willst."

„Ich denke, er vermisst dich sehr, er hat so traurig ausgesehen, fast so, als ob er gleich heulen würde, was ich im Übrigen getan habe, als ich den Brief gelesen habe, den du mir hinterlassen hast", gab er ehrlich zu.

„Es tut mir so leid", wisperte ich und vergrub meinen Kopf in seiner Brust. „Ich liebe dich so sehr, ich will nicht, dass dir etwas passiert."

Seine Finger griffen nach meinem Kinn, hoben dieses ein wenig an, so dass ich gezwungen war, ihn anzuschauen. Als unsere Blicke sich trafen, sagte er: „Du brauchst keine Angst zu haben, mir wird nichts passieren und ich werde dich immer beschützen."

Sekunden später versanken wir in einem endlosen Kuss, der immer leidenschaftlicher wurde. Die Bedeutungslosigkeit des Briefes, welchen ich ihm hinterlassen hatte, kam immer stärker hervor. Niall wusste genau, dass ich ihn über alles liebte und keinen anderen Ausweg gesehen hatte, doch ich fühlte nun, dass ich ihn mehr brauchte, als irgendjemand anderen auf dieser Welt. Ich hatte ihn wahnsinnig vermisst.

Langsam glitten meine Hände unter sein T-Shirt, streichelten über seine Bauchmuskeln und während Niall unseren Kuss vertiefte, fühlte ich eine angenehme Hitzewelle in mir aufsteigen, welche nicht vom Kaminfeuer herrührte. Es war ein innerliches Glühen, das sich sehr schnell in mir ausbreitete, ausgelöst durch die zärtlichen Berührungen von Nialls Händen, die nun unter mein Shirt wanderten. Niemals wollte ich darauf verzichten! Es war so gut, dass er mich gefunden hatte, so wichtig, um alles aufzuklären.

Als unsere Lippen sich nach einer gefühlten Ewigkeit voneinander lösten, begann er sanfte Küsse auf meinem Hals zu platzieren, was mich fast durchdrehen ließ. Es schien Ewigkeiten her zu sein, dass wir miteinander geschlafen hatten, und doch waren es nur ein paar Tage gewesen.

Unsere inzwischen nackten Oberkörper schmiegten sich aneinander, ich spürte den Schlag seines Herzens und den Hauch seines Atems auf meiner Haut.

„Niall", flüsterte ich leise.

„Was, Süße?", murmelte er.

„Ich liebe dich."

Das Flackern des Kaminfeuers, welches sich in seinen Augen widerspiegelte, als er mich anschaute, bewirkte, dass ein heftiges Kribbeln in meinem Unterleib auftauchte. Niall war der einzige Mann, der solche Gefühle in mir zu erwecken vermochte, der einzige, dem ich vertraute und der einzige, dem ich alles von mir gab.

„Ich liebe dich auch, Angel."

Sein Flüstern klang so sexy und gleichzeitig liebevoll. Als wir Sekunden später auf dem Bärenfell lagen, fühlte ich mich unendlich geborgen. Seine Lippen wanderten über meinen Körper, fanden mühelos jene Stellen, deren Berührungen dazu beitrugen, dass ich seinen Namen stöhnte.

„Niall."

Obwohl ich es nicht sah, konnte ich sein schelmisches Grinsen regelrecht spüren, er wusste genau, wie er mit mir umzugehen hatte. Mit geschlossenen Augen gab ich mich nun ganz den Gefühlen hin, welche er in mir erweckte. Niall ging so zärtlich mit mir um, er spürte, was ich in jenem Augenblick am meisten brauchte, nämlich das Gefühl, von ihm geliebt zu werden.

Es war eine Mischung aus unsagbarer Ungeduld, gepaart mit dem Wunsch, dass dieser Moment nie vorbei gehen sollte. Ich wollte die Zeit am liebsten anhalten, den Augenblick hinauszögern, so lange es nur ging, doch leider war das nicht möglich.

Der andere Teil von mir wartete begierig darauf, dass Niall endlich weitermachte. Auf diesem Bärenfell vor dem offenen Kamin zu liegen, fühlte sich großartig an, es war wohl der Wunschtraum jedes hoffnungslosen Romantikers, wie ich einer war, dort mit jenem Menschen zu schlafen, den man von ganzem Herzen liebte. Und Niall tat wirklich alles, um diesen Moment besonders zu machen.

Zielstrebig wanderten seine Hände nun in Richtung meiner Oberschenkel, während seine Lippen meine Hüftknochen berührten, worauf ich automatisch das Becken anhob. Ein leises Stöhnen entwich meiner Kehle, es tat so gut, was er mit mir anstellte.

Wie hatte ich nur jemals glauben können, dass ein Mann nicht zärtlich genug sein konnte? Er bewies mir jedes Mal, wenn wir miteinander schliefen, dass das nicht zutraf, so wie in diesem Augenblick, als er in mich eindrang.

Wie ich dieses Gefühl liebte! Niemand konnte mir das in solcher Form geben, wie Niall. Obwohl er zärtlich war, wurde unser Sex unsagbar heiß, er brachte mich innerlich zum Brodeln, er ließ mich fast den Verstand verlieren.

„Ich weiß, dass du es genau so magst", hörte ich seine raue Stimme wispern, als er tiefer in mich eindrang und seine Bewegungen schneller wurden.

Unfähig darauf zu antworten, passte ich mich seinem Rhythmus an. Mein Atem ging rascher und ich wusste, dass ich gleich meinen Höhepunkt erreichen würde. Niall schaffte es jedes Mal mühelos, mich dahin zu bringen, so als sei das die leichteste Übung der Welt. Für ihn war es das auch, da er auf mich und meine Bedürfnisse einging. Es war das schönste Gefühl der Welt, von ihm geliebt zu werden.

Zitternd presste ich meinen schweißnassen Körper gegen seinen, nachdem wir beide gleichzeitig innerlich explodiert waren. Nialls heftiges Atmen, als er mich auf den Mund küsste, ließ mich wissen, dass er sich, genau wie ich, total verausgabt hatte.

„Du schaffst mich echt, Angel", flüsterte er, noch immer ein wenig außer Atem. „Erst läufst du weg und lässt mich in dem Glauben, Schluss gemacht zu haben und dann zwingst du mich zu einer Runde heißem Sex auf einem Bärenfell, in einer Hütte, mitten in der Wildnis."

Seine blauen Augen blickten verschmitzt drein, sein Mund verzog sich zu einem süßen Grinsen und als ich leise zu lachen begann, stimmte Niall kurz mit ein. Dann jedoch legte er seine Lippen sanft auf meine und rollte unsere Körper ein wenig zur Seite, sodass wir den Kamin anschauen konnten.

Wir ließen einfach die Atmosphäre auf uns wirken. Obwohl wir nicht zugedeckt waren, fühlte es sich warm und gemütlich an, nackt auf dem Bärenfell zu liegen. Hier konnte mir nichts passieren, ich war in Sicherheit, denn ich lag in Nialls Armen, der mich immer beschützen würde.

Die Stille im Raum, welche nur hin und wieder durch das Knistern des Kaminfeuers unterbrochen wurde, umhüllte uns wie eine Seifenblase, in der wir uns befanden. Losgelöst von dem Rest der Welt, weit weg von London und meinen Problemen. Doch ich würde nicht ewig davonlaufen können, was Nialls nächste Sätze, die er nun von sich gab, verdeutlichten.

„Bitte flieg mit mir zurück nach London, Angel. Ich brauche dich und ich vermisse dich."

Meinen Kopf in seine Brust vergraben, nuschelte ich: „Ich habe dich auch vermisst, mehr als alles andere."

„Dann komm mit mir nach Hause", hauchte er mir ins Ohr.

„Nach Hause", widerholte ich verträumt.

Ich gehörte zu ihm, ich durfte mich hier nicht verstecken, Niall hatte so Recht mit seiner Aussage, dass ich Tessa die Stirn bieten müsste. Und das wollte ich auch tun.

„Ich fliege morgen mit dir zurück", murmelte ich bereits schlaftrunken, als ich immer tiefer in seine starken Arme versank.

Das Letzte was ich spürte, war, dass er mich sanft auf die Stirn küsste.

Am nächsten Morgen erwachte ich von Kaffeeduft in meiner Nase. Langsam öffnete ich meine Augen und schielte in Nialls Richtung, der gerade das Frühstück für uns beide zubereitete. Da ich auf der Fahrt zur Hütte eingekauft hatte, mussten wir auch nicht verhungern.
Mit einem kleinen Seufzen erhob ich mich und lief direkt auf ihn zu.

„Zieh dir was an, Süße, sonst komme ich noch auf dumme Gedanken", erwiderte er mit einem Augenzwinkern.

„Ach wirklich?"

Kokett legte ich meine Arme um seinen Nacken und gab ihm einen Kuss auf den Mund, den er erwiderte.

„Guten Morgen, mein Schatz", sagte ich grinsend.

„Guten Morgen, Angel, hast du gut geschlafen?"

„Und ob ich das habe!"

Nachdem ich mich angezogen hatte, setzten wir uns gemeinsam auf das Sofa, um zu frühstücken, wobei wir uns gegenseitig mit Rührei fütterten. Es fühlte sich genauso an wie in London, ich wollte immer bei ihm sein.

„Lass uns in das nächste Kaff fahren, hier können wir nicht einmal die Flüge buchen, weil es keinen Internetempfang gibt", schlug Niall vor, als wir das Frühstücksgeschirr abgespült hatten.

Nickend erwiderte ich: „Ich muss nur noch alles schnell zusammenpacken und Dads Gewehr mitnehmen, er bringt mich um, wenn ich es hier vergesse."

„Das glaube ich dir aufs Wort."

Zwanzig Minuten später befanden wir uns auf der Landstraße, welche direkt durch die kleine Ortschaft führte, wo wenigstens das Internet funktionierte. Leider mussten wir in getrennten Wagen fahren, was ich sehr bedauerte. Als Niall den Range Rover vor einem kleinen Coffeeshop stoppte, hielt ich neben ihm und kletterte in seinen Wagen. Er schaute gerade nach, wann ein Flug nach London ging.

„Wir müssten gegen halb drei in Nashville ankommen, wenn alles glatt läuft, also sollten wir den Flug um acht Uhr abends ohne Probleme kriegen", sinnierte er, worauf ich nickte.

„Ok, dann buche ich mal."

Nachdem wir des erledigt hatten, ging es auch schon weiter. Immer wieder fragte ich mich, wie er so gut mit dem Rechtsverkehr klarkommen konnte, doch scheinbar machte Niall das nichts aus. Zwischendurch mussten wir anhalten um zu tanken und um etwas zu essen.

„Hat mein Dad dir den Weg eigentlich aufgezeichnet?" stellte ich meine Frage, als wir unsere Burger verdrückten.

„Ja, hat er. Ich hätte das sonst nie gefunden", gab Niall ehrlich zu.

„Es liegt auch etwas versteckt", schmunzelte ich und schaute aus dem Fenster.

„Was ich gar nicht mal schlecht finde", setzte er hinzu. „Da kann man prima untertauchen."

„Allerdings. Aber ich komme ja wieder mit zurück, wie du siehst."

„Hast du den Brief eingesteckt?", wollte er wissen.

„Ja, das habe ich."

Ein bisschen mulmig wurde mir schon, als ich an die Papageienfeder dachte. Der Himmel wusste, wo Tessa diese aufgetrieben hatte, aber im Grunde genommen war mir das egal, denn sie stammte nicht von Angus, was die Hauptsache war. Wie sehr musste er mich vermissen! Ich konnte es kaum erwarten, ihn zu sehen, was auch ein Grund war, weshalb sich die Fahrt nach Nashville ellenlang dahinzog. Irgendwann hatten wir es schließlich geschafft und trafen sogar relativ pünktlich ein, so wie Niall es ausgerechnet hatte.

Mein Dad freute sich riesig, uns beide zu sehen. Er fragte nicht nach, was eigentlich passiert war, doch ich erzählte es ihm sofort, als wir in der Küche im ersten Stock saßen. Ich hatte einfach das Bedürfnis, es zu tun.

Verständlicherweise reagierte er nicht gerade erfreut über die Sache mit den Drohbriefen und er fand es toll von Niall, dass er nicht aufgegeben hatte und mir hinterhergeflogen war, um alles zu klären.

„Was wollt ihr denn jetzt tun?", erkundigte er sich besorgt.

Niall und ich schauten uns an und ich antwortete: „Vermutlich werde ich erstmal einige Tage bei dir einziehen."

„Das halte ich für eine sehr gute Idee", sagte mein Freund sofort.

Ich wusste, dass ich mich bei ihm sicherer fühlen würde und dieses Gefühl brauchte ich zumindest in der nächsten Zeit. Außerdem wollte ich mich in der Öffentlichkeit mit ihm sehen lassen, Tessa sollte nicht denken, dass sie mich einschüchtern konnte. Es war mein Leben und dieses wollte ich so führen, wie es mir gefiel.

Als wir am Abend in das Flugzeug stiegen, welches uns nach London bringen würde, war ich zwar ein wenig aufgeregt, doch Niall gelang es mich zu beruhigen. Er hielt meine Hand in der seinen und zeigte mir mit liebevollen Gesten, dass ich immer auf ihn zählen konnte. Wie hatte ich ihm nur so etwas antun können? Ein Gefühl der Reue machte sich in mir breit und bewirkte, dass sich Tränen in meinen Augen bildeten. Ich hatte ihn nie verletzen wollen, im Gegenteil. Als Niall meine Verfassung bemerkte, nahm er mich einfach in seine Arme.

„Alle wird gut, Angel, vertrau mir", wisperte er.

„Es tut mir so leid, ich wollte dich nicht kränken", brachte ich hervor.

„Das weiß ich, mein kleiner Engel und deswegen habe ich dich zurückgeholt."

In London angekommen brachte uns ein Taxi direkt zu Nialls Wohnung, in welcher ich meinen Koffer abstellte, bevor ich Louis anrief, der noch ganz verschlafen klang. Doch als er meine Stimme hörte, wurde er putzmunter.

„Du bist wieder zuhause?"

„Ich bin bei Niall und dort bleibe ich einige Tage", erklärte ich, bevor ich ihm die ganze Geschichte erzählte.

Louis hörte geduldig zu und sagte dann: „Am liebsten würde ich zu Chad fahren und mich bei ihm entschuldigen."

„Ich glaube nicht, dass das nötig ist, denn ich denke immer noch, dass Tessa nur den letzten Brief geschrieben hat", meinte ich.

„Das müssen wir herausfinden", kam es von Niall, „und zwar so schnell wie möglich!"

Auch ich hielt das für angebracht, denn sollte Tessa keine Ruhe geben, würde ich sie anzeigen. Aber dazu durfte ich keine Briefe verwenden, die nicht von ihr stammten. Also würde mir nichts anderes übrig bleiben, als Chad zu fragen, das sah ich ein.

„Ok, ich fahre mit euch", versprach Louis, der inzwischen vollends erwacht zu sein schien. „Ich bin am frühen Nachmittag bei euch, ok?"

„Ok."

Es war gut zu wissen, dass ich nicht alleine mit dieser Situation klarkommen musste, sondern meinen Freund und einen besten Freund hatte, die mir beide immer zur Seite stehen würden, egal, um was es auch ging.

Die Zeit bis zu Louis Eintreffen nutzten wir, um zu Trigger zu fahren, der mich mit offenen Armen begrüßte. Obwohl ich das sehr zu schätzen wusste, wollte ich unbedingt zu Angus, der laute Schreie ausstieß, als er mich erblickte.

„Aaaaaaaaaaaaaaaangel! Aaaaaaaaaaaaaaaangel!"

Er konnte sich überhaupt nicht mehr beruhigen, kletterte sofort auf meine Hand und lief den Arm entlang bis auf meine Schulter, um mir ein Küsschen zu geben.

„Mein Süßer, ich habe dich so vermisst", sagte ich leise, worauf er plötzlich den Kopf schief legte, um laut und deutlich zu sagen: „Niall! Niall!"

„Ja, Niall hat mich gefunden und zu dir zurückgebracht", bestätigte ich meinem Papagei.
„Niall!", kreischte er wieder.

Es war offensichtlich, dass er meinen Freund begrüßen wollte, der nun auf der Bildfläche erschien. Und dann geschah das Unglaubliche. Angus kletterte von meiner Schulter und machte Anstalten, sich auf Nialls Hand zu setzen.

Mit aufgerissenen Augen beobachtete ich, wie mein Papagei nun Nialls Arm hinauf bis zu seiner Schulter lief, um sich dort hinzusetzen und ihm ein Küsschen auf die Wange zu drücken. Nur mit Mühe konnte ich meine Tränen zurückhalten, so sehr freute ich mich darüber. Angus verhielt sich vorbildlich, er schien Niall jetzt zu akzeptieren, was Vieles einfacher machen würde.

Die Vorstellung, mit meinem Freund in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen, rückte in greifbare Nähe. Und wieder war ich einen großen Schritt vorwärts gekommen, da sollte der Rest auch noch zu schaffen sein.

Am frühen Nachmittag machten wir uns zu dritt auf den Weg zu Chad. Ich hatte ein äußerst mulmiges Gefühl in der Magengegend, als wir vor seiner Tür standen und Niall auf die Klingel drückte. Was würde nun passieren? Es konnte gut sein, dass er uns einfach die Tür vor der Nase zuschlug, doch das wollte ich nicht hoffen. Wir waren nicht hierhergekommen, um ohne eine Antwort nach Hause zu fahren. Eine Antwort, die ich dringend benötigte. Als seine Stimme durch die Sprechanlage ertönte, war es Niall, der zu reden begann.

„Chad, bitte mach auf, wir müssen mit dir reden, es ist wichtig."

„Bist du das, Horan?"

„Ja. Angel braucht deine Hilfe."

„Warum kommt sie dann nicht selbst vorbei?"

„Ich bin hier!", sagte ich mit fester Stimme. „Bitte mach auf, Chad. Es ist wichtig."

Die Sprechanlage blieb stumm, doch wir hörten plötzlich Schritte, die sich der Haustür nährten und Sekunden später wurde diese geöffnet. Chad Mason stand mit gekreuzten Armen vor der Brust im Türrahmen und starrte uns nicht gerade erfreut an.

„Ich muss von dir wissen, ob du die ersten beiden Briefe an mich geschrieben hast!", platzte ich heraus.

„Hast du noch einen bekommen?", fragte er stirnrunzelnd.

Als ich den Brief mit der Papageienfeder hervorholte, um diesen an Chad weiterzureichen, betete ich innerlich, dass er mir nun die Wahrheit sagen würde.

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Ich konnte mir den kleinen Cliffhanger nicht verkeifen und hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat!

Langsam klärt sich alles^^

Danke für die unglaublichen Kommentare zum Kapitel aus Nialls Sicht! Das war großartig von euch!

LG, Ambi xxx

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