33. Don't worry

Als Niall und ich eine Viertelstunde später meine Wohnung betraten, zitterte ich noch immer wie Espenlaub. Diese Sache mit den Drohbriefen jagte mir einen gewaltigen Schrecken ein, ich fühlte mich so verletzlich. Dabei war es nicht unbedingt das Wort Bitch, das mir Angst einflößte, sondern vielmehr die Tatsache, dass sich überhaupt jemand traute, einem anderen Menschen solche Dinge anzutun.

In meinen Augen waren solche Leute einfach nur feige, denn sie versteckten sich hinter einem Stück Papier, um andere zu erschrecken, oder ihnen ein schlechtes Gewissen einzujagen. Dieses besaß ich bestimmt nicht, denn ich hatte mir absolut nichts vorzuwerfen. Weder hatte ich Chad irgendwelche Hinweise darauf gegeben, dass aus uns ein Paar werden könnte, noch waren wir zu einem Date verabredet gewesen. Ich hatte ihn lediglich eingeladen, den Club zu besuchen, in welchem ich arbeitete. Wahrscheinlich entsprang es seiner kranken Fantasie, dass wir beide uns näher kommen würden, als ich es tatsächlich beabsichtigte.

Nachdem ich meine Jacke und die Schuhe ausgezogen hatte, lief ich in die Küche und ließ mich dort auf einem der Stühle nieder. Ich war so fertig, dass ich zu heulen anfing.

„Komm her, Süße, alles wird gut. Ich bin doch bei dir", vernahm ich Nialls Wispern, der mich nun in den Arm nahm.

Es tat so gut, zu wissen, dass er hier war. Er küsste meine Tränen weg, streichelte meinen Nacken und hob mich plötzlich hoch, um mich ins Schlafzimmer zu tragen.  Dort setzte er mich vorsichtig auf dem Bett ab und flüsterte mir ins Ohr: „Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin bei dir. Morgen fliegen wir nach Nashville und machen uns dort ein paar schöne Tage. Und bis dahin wird Chad wohl eingesehen haben, dass er diese Dinge unterlassen sollte. Sonst wandert er nämlich in den Knast."

Irgendwo hatte Niall ja Recht. Ich durfte nicht zu einem vor Angst zitternden Bündel werden, denn sowohl Niall, als auch Louis hatten diesem Idioten deutlich gezeigt, was in erwartete, sollte er damit nicht aufhören. Kein Mensch würde so dumm sein, ein Risiko einzugehen und vielleicht im Gefängnis zu laden, selbst Chad nicht.

Langsam senkte sich mein Kopf zu seiner Schulter hinab, während ich spürte, dass er meine Stirn küsste. Es dauerte keine fünf Minuten und ich lag in seinen Armen, auf dem gemütlichen Bett. Niall wusste genau, was ich brauchte, wie sehr ich ihm vertraute und wie sehr ich ihn liebte.

Als seine Arme meinen Körper liebevoll umfassten, schloss ich meine Augen und tauchte ab in einer andere Welt. Mein Kopf lag auf seiner Brust, die sich hob und senkte, als er atmete. Ich hörte seinen Herzschlag, der mich beruhigte, so sehr, dass ich schneller als gewollt in das Reich der Träume versank.

Am nächsten Morgen stand Trigger pünktlich auf der Matte, um Angus abzuholen, der wieder bei ihm einquartiert wurde. Ich hatte ein enorm schlechtes Gewissen meinem Papagei gegenüber, weil ich ihn erneut alleine lassen musste, doch es ging nicht anders, ich konnte ihn nicht mit nach Amerika nehmen, jedenfalls nicht für diese kurze Zeitspanne.

„Angel, ich liebe dich", krächzte Angus, als er auf meiner Schulter saß.

„Ich liebe dich auch, Süßer."

Nachdem ich mich von meinem gefiederten Schatz und von Trigger verabschiedet hatte, wurde es auch schon Zeit, zum Flughafen zu fahren. Niall hatte extra seinem Bodyguard Bescheid gegeben, der uns nun abholte und bis zum Check-in am Flughafen begleiten würde. Da niemand wusste, dass Niall Horan an diesem Tag verreisen würde, lauerten uns auch keine Fans auf. Hin und wieder erblickten wir zwar einige junge Mädchen, die mit den Fingern auf uns zeigten, sich jedoch nicht so richtig trauten, näher zu kommen, um Fotos zu machen. Trotzdem war ich froh, als wir endlich im Bereich unseres Gates saßen, um auf das Einchecken zu warten.

Niall hielt die ganze Zeit meine Hand, er spürte, dass ich noch immer mit den gestrigen Erlebnissen zu kämpfen hatte. Mit einem kleinen Seufzen lehnte ich den Kopf an seine Schulter, die Geborgenheit, welche von ihm ausging, genießend. Wir verweilten gar nicht lange am Gate, da wurde auch schon unser Flug nach Nashville aufgerufen.

„Auf in die Heimat", sagte ich grinsend, als wir kurze Zeit später unsere Plätze im Flugzeug belegten.

Der gesamte Stress der letzten Tage schien plötzlich von mir abzufallen, denn alles, an was ich noch denken konnte war das Country Rock Festival. Die Karten hierfür befanden sich in Nialls Handgepäck, schließlich waren diese mein Geschenk an ihn.

Während des Fluges versuchte ich ein wenig zu schlafen, was sich jedoch als schwierig entpuppt, da ich plötzlich total aufgedreht war. Schließlich würde ich in einigen Stunden meinen Dad sehen, um dessen Geburtstag zu feiern. Auch Niall konnte nicht schlafen, doch wir vertrieben uns die Zeit hervorragend mit Filmen anschauen, Essen und einigen Gesprächen, in denen es unter anderem um Country Music ging.

Somit ging die Zeit schneller vorüber als gedacht und ehe wir uns versahen, landeten wir in Nashville, wo uns mein Dad persönlich am Flughafen abholte.

„Daddy!" Ich warf mich sofort in seine Arme, als wir voreinander standen und drückte ihn an mich.

„Ich bin so froh, dich zu sehen", setzte ich noch hinzu, worauf er mir einen Kuss auf die Stirn drückte. „Ich hab dich auch lieb, Kleine."

„Hey, ich bin schon lange volljährig!"

„Das mag sein, aber du darfst hier immer noch keinen Alkohol trinken", zog er mich liebevoll auf.

Lächelnd löste ich mich aus seiner Umarmung, drehte mich zu Niall, der schmunzelnd neben uns stand, und stellte nun meinen Freund vor.

„Dad, das ist Niall Horan, mein Freund."

„Freut mich, dich kennenzulernen, Niall, ich bin Dan", begrüßte mein Dad den Blondschopf freundlich, wobei die beiden sich die Hände schüttelten.

„Es freut mich auch, endlich Angels Vater sehen zu können", erwiderte mein Freund grinsend.

Ich wusste, dass die beiden gut miteinander klar kommen würden, ich konnte es am Gesichtsausdruck meines Dads sagen, der wirklich sehr zufrieden dreinblickte. Auch Niall schaute ziemlich relaxed aus, als wir uns zu dritt auf den Weg zu Dads Wagen machten. Er war mit seinem Pick-up da, den ich über alles liebte und somit lautete meine erste Frage, als das Auto in Sicht kam: „Darf ich fahren?"

„Ich würde mir wünschen, du würdest das in London sagen", kam es prompt von Niall, worauf mein Dad sofort eine Frage stellte.

„Fährt sie immer noch nicht in Europa Auto?"

Seufzend schüttelte Niall seinen Kopf, bevor er zur Antwort gab: „Leider nicht und ich fürchte, das wird auch nichts mehr, zumindest nicht in England. Dazu müssten wir wahrscheinlich in ein Land reisen, wo das Rechtsfahrtgebot herrscht."

„Pffff", machte ich nur und belegte grinsend den Fahrersitz, gefolgt von Niall und meinem Dad, die beide auf der großen, durchgehenden Bank im vorderen Bereich ihre Plätze neben mir einnahmen.

Nachdem sie sich vorschriftsmäßig angeschnallt hatten, ging es auch schon los. Es machte Spaß, den V8 Motor an der Ampel richtig aufheulen zu lassen, was Niall veranlasste zu sagen: „Wir sollten unseren nächsten Urlaub hier verbringen, dann kann ich ab und zu mal was trinken und du fährst."

„Gut Idee, Niall", pflichtete mein Dad ihm bei, was ich mit einem schwachen Lächeln quittierte.
„Was auch immer gerade in euren Köpfen vorgeht, ich bin kein Taxifahrer", protestierte ich und drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch, damit sich der weiße Van, der neben uns stand, nicht vor mich drängeln konnte.

„Holy Shit", brachte Niall nun hervor, „du fährst aber fast genauso wie ein Taxi Fahrer!"

Eine halbe Stunde später parkte ich den Wagen im Hinterhof des Coopers, welches heute jedoch nur für eine geschlossene Gesellschaft zugänglich sein würde, da mein Dad seinen Geburtstag feierte. Er hatte seine Angestellten, sowie einige Freunde dazu eingeladen und selbstverständlich würde Hunter ebenfalls anwesend sein. Ich freute mich schon wahnsinnig darauf, ihn zu sehen und Niall vorstellen zu können. Ob die beiden wohl gut miteinander auskamen?

Bevor wir unsere Wohnung, die sich über zwei Stockwerke verteilte, aufsuchten, führte mein Dad uns in die Bar, damit Niall sich ein Bild davon machen konnte, was ihn am heutigen Abend erwarten würde.

„Wow, ist das toll hier, gefällt mir richtig gut!", stieß mein Freund begeistert aus, als er den großen Raum betrat, der bereits festlich dekoriert war.

„Sam und Lucinda haben sich um die Deko gekümmert", erklärte er, als ich ihm einen überraschten Blick zuwarf, weil alles so stimmig wirkte.

Er sprach hier von seinen längsten Angestellten, welche das Coopers quasi mit ihm zusammen eröffnet hatten, was ziemlich genau fünfzehn Jahre zurück lag. Ich war sehr stolz auf meinen Dad, dass er es geschafft hatte, sich solch eine angesehene und immer gut besuchte Bar im Herzen Nashvilles aufzubauen. Nicht jeder konnte solch einen Erfolg verbuchen, da die Konkurrenz in dieser Branche reichlich Druck ausübte. Doch meinem Dad war es gelungen, sich einen sehr guten Namen zu machen. Jeder wusste inzwischen, dass Hunter Hayes, der Country Star, im Coopers von einem Musik-Produzenten entdeckt wurde, das kurbelte das Geschäft nochmals um ein Vielfaches an.

„Kommt, lasst uns nach oben gehen", vernahm ich seine Stimme, nachdem Niall sich genügend umgesehen hatte.

Kurze Zeit später betraten wir die gemütliche Küche im ersten Stockwerk, wo bereits ein kleiner Imbiss auf uns wartete, auf den wir uns sofort stürzten.

„Das richtige Essen gibt es später", erklärte mein Dad grinsend und holte drei Dosen Bier aus dem Kühlschrank.

Seufzend nahm ich meine entgegen, was Niall prompt dazu verleitete mich aufzuziehen.

„Noch nicht mal 21, aber Alkohol in den Staaten trinken", grinste er spitzbübisch.

Das schallende Gelächter meines Dads, in welches Niall miteinstimmte, hing mir noch eine ganze Weile in den Ohren. Es verflüchtigte sich erst, als wir endlich mein Zimmer unter dem Dach betraten.

„Das ist echt richtig gemütlich", stellte Niall mit leuchtenden Augen fest, welche im Raum umherschweiften, bevor er mich schnappte und sich mit mir zusammen auf das Bett fallen ließ.
„Hier werden wir sicher unseren Spaß haben", raunte er mir ins Ohr, was mich zum Lachen animierte.

„Ganz sicher", wisperte ich zurück. „Aber die Wände sind nicht besonders dick, wir müssen also leise sein."

„Das liegt ja wohl nicht alleine an mir!"

Bevor Niall sich versah, saß ich auf ihm und drückte ihn in den Kissenberg, welcher sich in meinem Queensize Bed auftürmte. Schnell griffen seine Hände nach meinen Hüften, meine empfindliche Stelle, welche er nun zu kitzeln begann. Ich japste irgendwann nach Luft, da ich nicht aufhören konnte zu lachen, bis er schließlich ein Einsehen hatte und von mir abließ. Das würde sicher eine tolle Nacht werden!

Zwei Stunden später betraten wir gemeinsam die Bar, in welcher bereits das Buffet aufgebaut war. Ein Cateringservice, der von meinem Vater beauftragt worden war, hatte dies erledigt. Alles sah sehr lecker aus, mir lief nur schon vom Anschauen das Wasser im Munde zusammen.
„Jetzt fehlt nur noch die Musik", kommentierte ich, nachdem ich festgestellt hatte, dass alles an seinem Platz war und die ersten Gäste eintrafen.

„Du wirst dich noch wundern, was die Musik angeht", versprach mein Dad grinsend, der nun seine drei besten Freunde, einschließlich ihrer Partnerinnen bzw. Ehefrauen, begrüßte. Niall wurde allen vorgestellt, mich kannten sie ja schließlich.

„Bist du nicht einer dieser süßen Jungs von One Direction?", richtete Jeffs Frau ihre Frage an meinen Freund, welchen sie nun eingehend betrachtete. Ihre Augen verschlangen förmlich seinen überaus gut trainierten Körper und hefteten sich schließlich auf das Brusthaar, welches durch das halbgeöffnete Hemd sprießte.

Natürlich fand ich das sexy, aber wenn Jeffs Frau, welche letztes Jahr ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert hatte, meinen Freund so anschaute, spürte ich so etwas wie Eifersucht in mir hochsteigen. Was bildete sie sich eigentlich ein? Niall war keine männliche Nutte, die auf alles flog, was einen Rock trug. Außerdem stand er nicht auf Frauen, die seine Mutter hätten sein können. Doch bevor ich etwas dazu sagen konnte, begann Niall zu reden.

„Ja, ich bin einer dieser Jungs von One Direction, aber ob man uns als süß bezeichnen sollte, wage ich zu bezweifeln", erwiderte er lachend. „Wahrscheinlich hörst du das den ganzen Tag von deinen Töchtern."

„Oh", machte sie, „wir haben keine Töchter, also überhaupt keine Kinder. Aber Jeff und ich sind riesige Fans eurer Musik, wir haben sogar im letzten Jahr euer Konzert in Nashville besucht", erklärte sie nun.

„Echt? Das ist toll!"

Niall schien sich wirklich zu freuen, was ich im ersten Moment gar nicht verstehen konnte. Etwas verwirrt lauschte ich nun dem Gespräch zwischen Jenna und meinem Freund, welches jetzt so richtig in Gang kam.

„Welches ist dein Lieblingssong?", wollte er wissen.

 Jenna heftete ihr blau-grau-grünen Augen auf sein Gesicht, grinste und antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Also aktuell ist es Where do broken hearts go. Ich finde das Lied einfach Wahnsinn und kann es kaum erwarten, es live zu hören."

„Das heißt, ihr beiden werdet wieder ein Konzert von One Direction besuchen?"

„Natürlich", sagte sie, als sei es das Selbstverständlichste der Welt und Jeff nickte sogar zustimmend.

„Das ist richtig, richtig cool!", kam es von Niall, der über das ganze Gesicht strahlte. „Weißt du, wir finden es super, dass wir auch ältere Fans haben, also nicht nur Teenager", erklärte mein Freund in einer sehr smarten Tonlage.

„Nun ja", meinte Jenna, „es ist ja nicht so, dass es eine Altersgrenze für Musik gibt."

„Eben", stimmte Niall sofort zu.

Wo er Recht hatte... Dafür konnte ich Jenna nun wirklich nicht verurteilen.

Da sich Jeff und der Rest inzwischen mit anderen Gästen unterhielten, stand ich nun alleine mit seiner Frau und Niall da, der jetzt seinen Arm um meine Schulter legte, was mich ein wenig aufatmen ließ. Doch dieses Gefühl blieb nur von kurzer Dauer, da er plötzlich hervorbrachte: „Kann ich dich was fragen, Jenna?"

„Aber sicher."

Sie nippte kurz an ihrem Sektglas und schaute dann zu ihm.
„Ähm, also ich weiß nicht so recht, wie ich meine Frage formulieren soll", begann Niall zögernd, was mich aufhorchen ließ. Was zum Teufel wollte er von ihr wissen?

„Frag einfach, es ist egal, ich beiße nicht", erwiderte sie mit einem charmanten Lächeln.

„Nun ja, weißt du, die Jungs und ich möchten echt gerne wissen, ob Frauen in deinem Alter auch einen Liebling in unserer Band haben."

Mein leises Schnaufen blieb Niall und auch Jenna nicht verborgen, obwohl ich mir Mühe gegeben hatte, es zu unterdrücken. Deswegen wandte sie sich nun an mich.

„Angel, du weißt ich kenne dich seit deiner Geburt, du bist eine wunderschöne, junge Frau geworden und Niall und du seid ein tolles Paar, ein Traumpaar, um ehrlich zu sein. Also sieh mich nicht so giftig an, wenn ich jetzt die Wahrheit sage, ok?"

Alles was ich tun konnte war nicken, sonst nichts. Es stimmte, sie kannte mich so lange und ich mochte sie eigentlich sehr gerne, weil sie ein liebenswerter Mensch war.

„Also Niall, es ist so. Jede Frau, egal wie alt sie ist, hat ihren Lieblingssänger, Schauspieler oder Sportler. Es spielt keine Rolle, ob man verheiratet ist oder Kinder hat, denn man wird nicht blind, sobald das eintritt, verstanden?"

Als wir beide nickten, fuhr sie fort. „Meine Mum ist sechsundsiebzig und steht auf Zayn, unglaublich oder?"

Nun entfuhr Niall ein herzliches Lachen, bevor er sagte: „Das ist absolut süß! Zayn hat eine Omi als Fan! Da wird er sich echt freuen, wenn ich ihm das erzähle."

Auch ich stimmte in das Lachen mit ein und insgeheim wusste ich, dass meine Oma ein Louis-Girl war. Seltsamerweise war es mir nie in den Sinn gekommen, sie deswegen zu verurteilen, deshalb verstand ich Jennas Aussagen immer mehr.

„Ok", meinte Niall, „kommen wir nun zu der Frage des Abends, wer ist dein Liebling von One Direction?"

„Ich glaube nicht, dass du das noch fragen musst, oder?", antwortete sie und zwinkerte ihm zu.

„Ich? Aber wieso? Die anderen sehen doch viel besser aus als ich!", kam es prompt von Niall, der Jenna ungläubig anstarrte.

„Sag mal hast du sie noch alle?" mischte ich mich jetzt ein. „Du hast die schönsten Augen von allen und bist mega sexy! Wie kommst du denn darauf, dass du der Hässlichste bist?"

Meine Verwunderung kannte keine Grenzen, ich hatte nie gewusst, dass Niall unter Minderwertigkeitskomplexen litt.

„Aussehen, bei euch jungen Leuten geht es immer nur um das Aussehen", sagte Jenna kopfschüttelnd. „Aber um eines klar zu stellen, du siehst super aus, du hast Ausstrahlung und du kannst Gitarre spielen wie der Teufel! Diese Kombination macht es für mich ziemlich schwierig wegzuschauen, wenn du auf der Bühne stehst."

Ich war platt, weil sie so unverblümt Dinge aussprach, dich ich für mich behalten hätte, doch ich konnte ihr nicht böse sein, zumal es der Wahrheit entsprach. Nun schaute Jenna mich an, lächelte und sagte: „Halte ihn gut fest, Angel, er ist etwas Besonderes."

Dann drehte sie sich um und verschwand in der Menge.

„Hat man da noch Worte?", fragte ich verblüfft, an Niall gewandt, der über das ganze Gesicht grinste.

„Es ist ziemlich cool, so einen Fan zu haben und nicht nur Teenager, die dir ins Gesicht schreien, dass sie dich lieben, oder sogar vor deinem Wagen stehen und durch die geschlossene Scheibe brüllen, dass sie dein Geschlechtsteil in den Mund nehmen wollen", bemerkte er trocken. „Das würden Frauen wie sie niemals tun."

Seufzend erwiderte ich: „Da hast du wohl recht."

Bevor ich mich von dem Gespräch mit Jenna erholen konnte, tippte mir jemand von hinten auf die Schulter.

„Wie lange willst du mich eigentlich noch ignorieren?" vernahm ich eine nur allzu bekannte Stimme, dich mich vor Freude fast aufschreien ließ.

„Hunter!"

Schnell drehte ich mich um und fiel meinem besten Freund um den Hals, der mich sofort umarmte und fest an sich drückte.

„Ich habe mich so auf dich gefreut, Angel! Du siehst super aus heute!

„Danke, du auch!"

„Seid ihr jetzt fertig mit eurer Begrüßung oder soll ich zu Jenna gehen?" kam es plötzlich von Niall, der grinsend neben uns stand.

„Untersteh dich!", blökte ich los, was ihn zu einem lauten Lachen animierte.

Dann streckte er Hunter seine Hand entgegen und meinte lässig: „Wenn meine Freundin mich nicht vorstellt, muss ich das wohl alleine tun. Ich bin der Popfuzzi."

„Angenehm, Ich-schlage-Niall-Horan-auf-die-Fresse-Hunter!", bekräftigte mein bester Freund, der nun Nialls Hand ergriff, um diese grinsend zu schütteln.

„Super, dass wir uns jetzt kennenlernen", meinte Niall, der nun besitzergreifend seinen Arm um meine Schulter legte.

Hunter klopfte ihm leicht auf die Schulter, als er sagte: „Ich kann es ehrlich gesagt kaum erwarten, nachher deine drei Akkorde auf der Gitarre zu hören."

„Der Witz war nicht schlecht", meinte Niall.

„Witz? Das war mein voller Ernst! Ich möchte gerne, dass du nachher mit mir auf diese kleine Bühne gehst, die da hinten steht", Hunter wies mit seinem ausgestreckten Arm in die Richtung.

„Und dann werden wir zusammen rocken, ist das klar?"

„Wenn das so ist, dann bin ich dabei!"

Ich wusste, dass die beiden sich verstehen würden und war nun mächtig gespannt darauf, wie sie nachher zusammen musizieren würden. Niall hatte ja seine Gitarre mitgeschleppt, er konnte ohne sie nicht leben, wie er sich ausdrückte, wofür ich mein vollstes Verständnis aufbrachte.

Doch bevor ich die beiden gemeinsam rocken sehen konnte, machten wir uns über das gute Essen her. Mein Dad hatte sich bei der Auswahl an Speisen nicht lumpen lassen, es gab so viele Dinge, welche ich gerne noch probiert hätte, doch mein Magen war bereits innerhalb kürzester Zeit überfüllt, dass ich sogar auf den Nachtisch verzichtete. Bevor ich mich erhob, um zur Bar zu gehen, flüsterte Niall mir ins Ohr: „Ich hole jetzt meine Gitarre und dann geht es los."

„Tu das, ich freue mich schon drauf", erwiderte ich lächelnd.

Bewaffnet mit einem Erdbeer-Caipirinha stand ich fünf Minuten später direkt vor der kleinen Bühne, um auf die musikalische Darbietung zu warten. Die Gäste versammelten sich langsam aber sicher vor dem Podest, jeder mit einem Drink in der Hand. Wie oft hatte Hunter hier gestanden, gesungen und Gitarre gespielt? Jeden Abend, bevor er einen Plattenvertrag ergattern konnte.

Meine Erinnerung wanderte in diese Zeit zurück, als wir noch jünger waren. Es war unglaublich, wie schnell die Zeit verflog. Mir fiel gerade ein, dass der DJ Contest auch immer näher rückte, doch bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, wurde die Bühne plötzlich von den Musikern, allen voran Niall und Hunter, gestürmt.

Das Publikum begann zu klatschen, obwohl sie ihren Instrumenten noch keinen Ton entlockt hatten. Dies änderte sich innerhalb der nächsten halben Minute, denn nach einer Miniansprache, ausgeführt durch Hunter, ging es auch schon los.

Es war einfach unglaublich, was die beiden auf der Bühne abzogen, aber im positiven Sinne. Nie hätte ich gedacht, dass jemand der Country Music spielte, sich mit einem Popsänger ergänzte und zwar so, dass es die Gäste vor Freude fast ausrasteten. Niall und Hunter sangen abwechselnd die Strophen der Songs und lieferten sich Gitarrenduelle vom Feinsten.

Jenna, die plötzlich neben mir auftauchte, klatschte am lautesten, was ich jedoch sehr cool fand. Ich war ihr nicht mehr böse, weil sie Niall toll fand, denn er war wirklich eine Augenweide, vor allem auf einer Bühne. Doch auch Hunter machte eine ziemlich gute Figur, wie ich feststellen musste.

Alles in allem war es eine sehr gelungene Geburtstagsparty und als ich gegen drei Uhr morgens gemeinsam mit Niall in meine Zimmer stolperte, flüsterte er mir ins Ohr: „Ich bin noch nicht müde, Süße. Auf einer Bühne zu stehen macht mich immer so scharf."

Blitzschnell umschlangen meine Arme seinen Nacken, bevor wir unsere Zungen miteinander zu spielen begannen. Das nächste was ich spürte war, dass mein Rücken an der Wand entlang bis zum Boden rutschte, wo Nialls Körper sich langsam gegen meinen presste.

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Ein Kapitel ohne Drama, seid dankbar dafür! :D
Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen!
LG, Ambi xxx

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