31. Wicked Words
Kreidebleich blickte ich immer wieder auf die Buchstaben, welche wohl aus einer Zeitung herausgeschnitten, und zu jenem Satz zusammengeklebt wurden, der mich fast erbrechen ließ.
„BITCH, DAS WIRST DU BEREUEN!"
Es handelte sich um einen anonymen Brief, ohne Absender und es gab nur einen Menschen, der das verbrochen haben konnte: Chad Mason.
Schließlich hatten Niall und auch Louis mich zur Genüge aufgeklärt, was Chad sich damals mit seiner Ex-Freundin erlaubte. Und genau das Gleiche versuchte er nun mit mir durchzuziehen. Eigentlich hatte ich ihn als intelligenter eingestuft, doch scheinbar täuschte ich mich in dieser Hinsicht gewaltig.
Chad wollte es wirklich wissen. Dabei musste er damit rechnen, dass Niall von der ganzen Sache erfahren würde und auch die anderen Jungs keineswegs einen Rückzieher machen würden, wenn es darum ging, mich zu beschützen.
Wieso versuchte er es also dann auf diesem Weg? Wahrscheinlich handelte es bei ihm um einen Psychopaten, das war die einzige Erklärung für mich. Dieser Mensch gehörte in eine geschlossene Anstalt, nicht mehr und nicht weniger. Aber man musste ihm erstmal beweisen, dass er für diese Tat hier verantwortlich war.
Zählten Drohbriefe eigentlich als Delikt? Und handelte es sich hierbei überhaupt um eine Drohung oder eher um eine Beschimpfung? Das Wort Bitch war so im allgemeinen Sprachgebrauch der Briten, Iren und auch Amerikaner verankert, dass es niemand als Beleidigung auffasste. Aber in diesem Fall war es als solche gemeint, das wusste ich ganz sicher. Denn die anschließenden Worte „das wirst du bereuen", sagten eigentlich aus, dass es sich um eine Drohung handelte.
Was sollte ich nun tun? Niall anrufen, der morgen um sieben Uhr aufstehen musste, um den Pressetermin wahrzunehmen?
Chad würde hoffentlich heute nicht hier aufkreuzen und wenn, dann konnte er nicht ins Haus, denn die Haustür war alarmgesichert. Trotzdem machte sich ein sehr mulmiges Gefühl in meinem Innersten breit.
Ich hatte es kommen sehen, ich war mir so sicher gewesen, dass diese ganze Sache noch ein Nachspiel haben würde und nun kam es knüppeldick.
Wieso musste ich auch immer in irgendwelche Dinge hineingeraten, die Ärger bereiteten? Als ich meine Augen erneut über das Stück Papier gleiten ließ, welches mich so durcheinander brachte, dachte ich darüber nach, dass man vielleicht mittels der Entnahme von Fingerabdrücken feststellen konnte, das Chad der Übeltäter war. Vielleicht war er so schlau gewesen, Handschuhe zu tragen, auch das traute ich ihm mittlerweile zu.
Mit gemischten Gefühlen lief ich nun zu meiner Wohnungstür, um nochmals zu überprüfen, ob sie auch wirklich abgeschlossen war. Zur Sicherheit legte ich noch die Kette davor und machte mich dann auf den Weg ins Badezimmer, um eine heiße Dusche zu nehmen. Angestrengt lauschte ich jedem noch so kleinen Geräusch, welches mir verdächtig vorkam, kaum dass ich das Wasser wieder abgedreht hatte. Vielleicht sollte ich doch besser Niall anrufen?
In ein großes Badetuch gewickelt, lief ich schnell ins Wohnzimmer, wo Angus seelenruhig auf seiner Stange saß und schlief. Er sah so unglaublich süß aus, wenn er in seiner Träume versunken war, dass ich ihn am liebsten geküsst hätte. Doch ich wollte meinen kleinen Schatz nicht aufwecken und so schlich ich leise an ihm vorbei, bis zu meinem Handy, welches ich versehentlich auf dem Wohnzimmertisch liegen gelassen hatte. Nachdem ich es an mich genommen hatte, verließ ich den Raum auf Zehenspitzen, um Angus nicht zu wecken, der sicher von Erdbeeren träumte.
Mit klopfendem Herzen, wählte ich Nialls Nummer, bevor ich die Tür zum Schlafzimmer aufstieß.
„Hey, Angel", meldete er sich mit seiner sexy klingenden Stimme. „Hast du Sehnsucht nach mir?"
„Ja, habe ich."
Meine Stimme musste derart schlimm klingen, dass es mich nicht wunderte, warum er sofort fragte: „Ist irgendwas passiert?"
„Ich habe einen Brief bekommen", brachte ich hervor.
„Was für einen Brief?", stellte Niall seine argwöhnische Frage.
„Einen anonymen, er wurde mit Buchstaben aus der Zeitung zusammengesetzt."
„Fuck, ich bring ihn um!", hörte ich meinen Freund fluchen. „Bleib wo du bist, ich komme sofort zu dir!", waren die letzten Worte, die ich von Niall vernahm, bevor er auflegte.
Sein vorangegangener Satz ließ mich wissen, dass er das Gleiche vermutete wie ich. Chad steckte hinter der ganzen Sache, es war eindeutig.
Keine zehn Minuten später hörte ich, wie jemand einen Schlüssel in die Eingangstür steckte und dann ein: „Babe, mach die Kette weg, ich komme sonst nicht rein!", rief, was mich schleunigst aufstehen und in den Flur rennen ließ.
Heilfroh, Niall zu sehen, fiel ich ihm um den Hals, als er die Wohnung betrat.
„Ich bin so froh, dass du da bist", sagte ich und presste meinen Körper in seine starken Arme.
Er küsste mich sanft auf die Stirn, stellte seine Tasche im Flur ab, um dann zu sagen: „Zeig mir diesen Brief."
„Er liegt auf meinem Bett", erwiderte ich, was ihn dazu veranlasste, meine Hand in die seine zu nehmen und direkt ins Schlafzimmer zu laufen. Dort nahm er den Brief an sich, der auf meinem Kopfkissen lag.
„Dieser Scheißkerl! Ich bring ihn um, wenn er mir das nächste Mal über den Weg läuft!"
Niall war so aufgebracht, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte, aber eigentlich hätte ich so etwas erwarten sollen, denn hier ging es um mich, seine Freundin.
„Dich als Bitch zu beschimpfen, ist ja wohl das Allerletzte! Und dann auch noch Buchstaben aus einer Zeitung auszuschneiden! Er lernt, denn das hat er bei seiner Ex nicht gemacht, da waren die Briefe noch per Hand geschrieben, deswegen konnten sie es ihm auch nachweisen", fuhr Niall fort.
Es wurde wirklich immer schlimmer. Chad schien echt aus ganz besonderem Holz geschnitzt zu sein. Er ging nun einen Schritt weiter, als bei seiner Ex-Freundin, indem er nun anonyme Briefe nicht mehr mit der Hand schrieb.
Niall fuhr sich mit einer Hand durch das blonde Haar, seufzte kurz und meinte dann: „Nur der letzte Brief an seine Freundin war nicht mit der Hand geschrieben, aber er hat es dann zugegeben, dass er von ihm stammt. Aber das er solch eine Sache fortführt, und dann auch noch bei einer Frau, die mit mir zusammen ist, zeigt mir, wie dumm dieser Typ ist!"
„Mir auch", seufzte ich resigniert, um mich anschließend in Nialls Arme sinken zu lassen. Es tat so gut, sich an ihn herankuscheln zu können, zu wissen, dass er immer für mich da sein würde.
Vorsichtig strich er eine lange Haarsträhne aus meinem Gesicht, schaute in meine Augen und sagte leise: „Wir versuchen jetzt am besten zu schlafen und kümmern uns morgen um diese Sache."
Da ich bereits einen Schlafanzug trug, beobachtete ich, wie er seine Jeans auszog, und sich das T-Shirt über den Kopf streifte. Sein Körper war so wundervoll, so stark, gut trainiert, man sollte kaum glauben, dass er so zärtlich sein konnte. Und doch hatte ich diese Zärtlichkeit spüren dürfen, die er mir ohne zu zögern gab. Es war wundervoll gewesen, mit ihm zu schlafen, denn Niall hatte mir gezeigt, wie einfühlsam auch Männer sein konnten.
„An was denkst du gerade?"
Seine Frage riss mich abrupt aus den Gedanken, doch als er nun mit freiem Oberkörper vor mir stand, musste ich unwillkürlich lächeln.
„An genau das", erwiderte ich trocken.
Mit einem Satz sprang Niall ins Bett, packte mich und lag Sekunden später auf mir. Er senkte seinen Kopf hinab und als seine Lippen fast mein Ohr berührten, hörte ich ihn flüstern: „Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dich immer beschützen, mein Engel."
„Das weiß ich", flüsterte ich zurück, während meine Finger durch seine Haare glitten.
Sekunden später legten sich seine Lippen aufeinander, in einem feurigen Kuss endend, der mein Herz zum Rasen brachte. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns voneinander.
„Wann musst du denn aufstehen?", wollte ich wissen.
Niall war einen schnellen Blick auf die Uhr und erwiderte mit einem Seufzen: „In genau vier Stunden."
Hatten wir wirklich so viel Zeit miteinander verbracht? Diese verging immer so schnell, wenn wir zusammen waren, dass ich es kaum fassen konnte.
„Dann sollten wir wohl schlafen", stellte ich fest, worauf er nickte, mich in seine Arme zog, und die Decke lässig über uns warf.
Genau vier Stunden später holte uns der Wecker aus dem Tiefschlaf. Ich hörte, dass Niall etwas wie: „Du kannst mich mal", murmelte, doch trotzdem einige Minuten später aufstand.
Auch ich erhob mich aus dem Bett, trabte in die Küche, um Kaffee zu kochen, während er unter der Dusche verweilte. Schnell deckte ich den Frühstückstisch, da fing Angus auch schon an zu pfeifen. Normalerweise schlief er immer länger, er musste wach geworden sein, weil er uns durch die Wohnung laufen hörte.
„Angus, ich komme gleich", rief ich meinem Papagei zu, der daraufhin nur ein lautes: „Aaaaaaaaaaaaaaangel", von sich gab.
Glücklicherweise hatte Trigger sogar zwei Erdbeeren im Kühlschrank deponiert, welche ich nun mit einigen Körnern in Angus Futterschale legte. Bevor Niall das Bad verließ, bekam mein Papagei sein Frühstück serviert, somit würde er sich auch ruhig verhalten, wenn wir am Küchentisch sitzen würden, um Toasts, Rühreier und Kaffee zu verschlingen.
„Es ist echt lieb von dir, dass du Frühstück gemacht hast", sagte Niall und drückte einen Kuss auf meine Wange, bevor er sich auf einen der Stühle setzte.
„Ich kann dich doch nicht ohne irgendwas Essbares aus dem Haus gehen lassen", meinte ich grinsend.
„Das stimmt allerdings."
Während ich mit beiden Händen meine große Kaffeetasse umklammerte, wanderten meine Gedanken zu diesem Brief. Was würde nun passieren?
„Angel, hör zu", begann Niall, der meine Gedanken zu erraten schien. „Ich werde gleich mit den anderen Jungs und besonders mit Louis über diesen Brief sprechen, ok?"
Ich nickte nur, denn ich war im Augenblick nicht fähig, etwas zu sagen. Noch immer schockierte mich dieses Schriftstück so sehr und jetzt, wo Niall in Kürze meine Wohnung verlassen würde, bekam ich es doch etwas mit der Angst zu tun.
„Was mache ich denn, wenn Chad hier aufkreuzt?", stieß ich hervor.
„Warum sollte er?"
„Ihr habt mir erzählt, dass er seiner Ex-Freundin aufgelauert hätte, nachdem er die Drohbriefe geschrieben hat", antwortete ich mit zitternder Stimme.
Mir war gar nicht wohl zumute, was Niall sofort spürte.
„Ich denke nicht, dass er einfach so bei dir auftauchen wird, immerhin wart ihr nicht zusammen, es verhält sich also ein bisschen anders, als die andere Story", versuchte er mich zu beruhigen, und setzte dann noch einen Satz hinzu. „Du kannst gerne mitkommen zur Pressekonferenz, das ist kein Problem. Du könntest im Backstage Bereich zusammen mit Lou warten, bis wir fertig sind."
Das war eine Antwort nach meinem Geschmack, denn ich fühlte mich einfach in Nialls Nähe viel sicherer.
„Ok, dann komme ich mit", sagte ich, was Niall mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.
Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, sprang ich im Schnellverfahren unter die Dusche und zog frische Kleidung an. Ich beeilte mich mit allem, da ich nicht wollte, dass Niall meinetwegen zu spät kommen würde. Er nahm jedoch alles ganz gelassen, küsste mich auf die Wange, nachdem ich meine Jacke angezogen hatte und sagte: „Wir haben noch reichlich Zeit, und wenn ich der Letzte sein sollte, der dort eintrifft, dann ist das auch nicht schlimm, weil Lou ja schon anfangen kann, die anderen vier zu stylen."
Dies leuchtete natürlich ein, und so verabschiedete ich mich noch schnell von Angus, der inzwischen sein Frühstück restlos verspeist hatte.
Zwanzig Minuten später trafen wir an jenem Ort ein, an welchen die Pressekonferenz stattfinden würde. Wie Niall es vorausgesagt hatte, war er der Letzte, der dort eintraf, doch Lou sah das alles ganz gechillt.
„Zieh deine Jacke aus und setz dich, Louis ist gleich fertig, dann kommst du an die Reihe", forderte sie meinen Freund auf.
Zayn, Harry und Liam hatten mich inzwischen mit Umarmungen und Küsschen auf die Wange begrüßt.
„Es ist ja toll, dass du mitgekommen bist", meinte Louis, dessen Haare gerade von Lou bearbeitete wurden. „Hattest du Sehnsucht nach uns?"
„Na ja, das auch aber...", druckste ich herum.
Schließlich kam Niall mir zu Hilfe, indem er die Katze aus dem Sack ließ. „Angel hatte Angst, alleine zuhause zu bleiben. Sie hat gestern einen anonymen Brief erhalten."
„Bitte was?!" Louis war im Begriff aufzuspringen, wurde jedoch gnadenlos von der Stylistin zurück in den Sitz gedrückt.
„Ich bin einer Sekunde fertig, Louis, dann kannst du aufspringen", meinte sie und schaute dann in meine Richtung.
„Was steht denn in dem Brief?", wollte Zayn wissen.
Seufzend holte ich den weißen, unbeschrifteten Umschlag aus meiner Handtasche hervor, um ihn an den Sänger weiter zu reichen. Sofort beugten sich Harry und Liam ebenfalls über das Blatt Papier, welches Zayn nun aus dem Umschlag zog.
Allen klappte die Kinnlade nach unten. Liam wurde kreidebleich, Harrys Gesicht verfärbte sich krebsrot und Zayns ohnehin schon große Augen schienen noch größer zu werden, doch keiner war fähig, ein Wort zu sprechen. Das erledigte Louis, nachdem Lou ihn als fertig gestylt entlassen hatte und nun einen Blick auf das Stück Papier warf, dass mir so viel Kopfzerbrechen und mittlerweile auch Magendrücken bereitete.
„Dieser Arsch! Wie kommt er dazu, dich als Bitch zu bezeichnen?!", regte er sich auf.
„Du denkst also auch, dass es Chad war?", kam es von Niall, dessen Haare inzwischen von Lou in Form gebracht wurden.
„Natürlich! Wir wissen doch, wie er ist! Er hat genau das Gleiche mit seiner Freundin abgezogen, dieser Psychopath!"
„Was soll ich denn jetzt machen?", stellte ich meine Frage in die allgemeine Runde.
„Du machst erstmal gar nichts", kam es von Niall, der sofort von Louis unterstützt wurde.
„Eben, denn wenn hier einer was macht, sind wir das!", bekräftigte er mit einem Nicken in Nialls Richtung.
„Und was wollen wir tun?", erkundigte sich Harry, der mir den Brief wieder zurückgab.
Er sagte tatsächlich wir, was mich wissen ließ, dass die Jungs alle meine Beschützer sein würden, nicht nur Niall. Es war ein schönes Gefühl, solche guten Freunde zu haben, und ich war froh drum.
„Das ist eine gute Frage, wir können wohl schlecht aufgrund eines anonymen Briefes, der nicht einmal handschriftlich verfasst wurde, seine Fresse polieren", meinte Liam.
„Obwohl wir das bestimmt alle liebend gerne tun würden", bemerkte Zayn abfällig.
„Ihr könnt mich jetzt für verrückt halten oder nicht, aber ich werde ihn mir bei passender Gelegenheit zur Brust nehmen", sagte Niall mit entschlossenem Gesichtsausdruck, worauf Louis hinzufügte: „Ich bin dabei, wann immer du willst! Dem Kerl gehört einfach mal richtig die Fresse poliert!"
Die Jungs ließen sich noch einen kurzen Moment über Chad aus, dann wurden sie zur Pressekonferenz gerufen. Während die Fünf den Reportern nun Rede und Antwort standen, besorgte Lou zwei Kaffee für uns, sowie ein bisschen Obst und eine Packung Kekse.
Mit einer beruhigenden Geste legte sie ihre Hand auf meinen Arm, als wir beide vor unseren dampfenden Tassen saßen.
„Darf ich den Brief auch sehen?".
Ich nickte und schob ihr das Schriftstück über den Tisch zu, ohne ein Wort zu sagen.
Sie reagierte mit einem Kopfschütteln und einem Seufzen.
„Leute gibt es! Das ist einfach eine Unverschämtheit! Man sollte ihm die Finger abhacken!", lautete ihre Aussage, die mich laut auflachen ließ, weil Lou eine Impulsivität an den Tag legte, die nicht zu überbieten war.
„Wie dem auch sei", fuhr sie fort, „ich glaube nicht, dass du dir zu viele Gedanken darüber machen solltest. Immerhin hast du die Jungs an deiner Seite und Chad wird es nicht wagen, sich nochmal mit Niall anzulegen."
„Du denkst also, ich kann ganz beruhigt schlafen?"
„Na klar, es sei denn, deine Wohnung liegt im Erdgeschoss und du schläfst bei geöffnetem Fenster", erwiderte Lou grinsend, worauf sich ein Lachen aus meiner Brust drängte, welches jedoch mehr einem Husten ähnelte.
„Nein", brachte ich hervor, „meine Wohnung liegt zum Glück nicht im Erdgeschoss, außerdem ist die Hauseingangstür alarmgesichert."
„Das ist immer gut, man kann nie wissen, welche Psychopaten sich auf der Welt herumtreiben."
Um uns die Zeit zu vertreiben, schlug Lou vor, meine Haare anders zu frisieren. Da ich nichts dagegen einzuwenden hatte, ließ ich sie einfach das tun, was sie am besten konnte und außerdem jeden Tag machte. Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen, um es auf den Punkt zu bringen: Ich war hellauf begeistert, als ich die witzige Hochsteckfrisur im Spiegel erblickte.
„Das sieht so edel aus, danke!"
Zum Dank bekam sie eine herzliche Umarmung, welche sie erwiderte.
„Ich bin froh, dass Niall so ein nettes und cooles Mädchen gefunden hat", meinte sie mit einem Augenzwinkern.
„Na ja, ich bin mehr als froh, Niall gefunden zu haben", gab ich grinsend zu.
Eine Viertelstunde später tauchten die Jungs wieder auf, die mich mit jeder Menge Komplimente bezüglich meiner tollen Frisur überhäuften. Niall schlug schließlich vor, etwas essen zu gehen, womit ich mich durchaus anfreunden konnte. Die anderen waren auch mit von der Partie, somit konnte ich mich ausführlich mit Louis unterhalten, der mich natürlich beruhigen wollte, was das Thema Chad betraf.
„Ich begleite dich auf jeden Fall heute Abend in den Club", sagte Niall.
Vermutlich würde ich auf dem Podium einschlafen, da ich in der vergangen Nacht nicht besonders viel Schlaf abbekommen hatte. Aber irgendwie würde es schon gehen, es wäre nicht das erste Mal, dass ich nur drei oder vier Stunden hatte schlafen können und dann zur Arbeit musste.
„Das ist lieb von dir", wisperte ich leise, während er einen Kuss auf meine Stirn hauchte.
„Mal schauen, vielleicht kann ich El auch dazu überreden, den Club zu besuchen", sagte Louis und streichelte über meine Hand.
Es tat gut, die Zuneigung von meinen Freunden zu spüren, einfach zu wissen, dass es Menschen gab, die sich um mich sorgten.
Nach dem Essen beim Chinesen, welches ausgesprochen lecker war, fuhren Niall und ich in seine Wohnung, wo er sich umzog, und eine kleine Reisetasche packte.
„Was machst du da?", erkundigte ich mich überrascht.
„Packen, das siehst du doch." Er grinste mich verschmitzt an, bevor er noch etwas hinzufügte. „Du hast doch nichts dagegen, wenn ich einige Tage, also übers Wochenende, bei dir bleibe, oder?"
Jubelnd fiel ich ihm um den Hals, meine Augen nahmen einen verräterischen Glanz an, als ich ihn fest an mich drückte.
„Du bist so lieb, weißt du das?", murmelte ich und vergrub mein Gesicht in seiner Brust.
„Ich bin nicht lieb, ich liebe dich", flüsterte er mir ins Ohr, worauf ich den Kopf hob, in seine blaue Augen schaute und leise sagte: „Ich liebe dich auch."
Wir versanken in einem unendlich langen, liebevollen Kuss, der nicht enden wollte und der all das ausdrückte, was zwischen uns war: Liebe, Leidenschaft, Geborgenheit, Sicherheit, Verlangen und der Wunsch, dem anderen so nahe zu sein, wie nur möglich. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, ohne ihn zu sein.
Die Minuten vergingen, doch wir standen noch immer engumschlungen in Nialls Schlafzimmer, Zeit und Raum schien an uns vorüberzuziehen, bis wir nach einer gefühlten Ewigkeit den Kuss unterbrachen, damit Niall fertig packen konnte.
Nachdem dies geschehen war, fuhren wir mit seinem Range Rover zu meinem Apartment, machten jedoch noch einen Abstecher in den Supermarkt, um frisches Obst, Gemüse und Fleisch zu besorgen. Meine Befürchtungen, dass wir auf Chad treffen könnten, bewahrheiteten sich glücklicherweise auch an diesem Tag nicht.
So kehrte ich einigermaßen entspannt nach Hause zurück und wurde prompt von einem schreienden Angus empfangen, der es nicht gewöhnt war, dass ich so früh aus dem Haus ging. Niall versuchte erst gar nicht, meinen Papagei mit einer Erdbeere zu bestechen, er hatte wohl begriffen, dass da nichts zu machen war. Dafür wurde ich mit einem Küsschen begrüßt, was Niall grinsend zur Kenntnis nahm.
Er verdrückte sich dann allerdings in die Küche, um alles in den Schränken zu verstauen und mir zuzurufen: „Bevor wir in den Club abhauen, zaubere ich noch was zu essen, sonst verhungere ich später."
Dagegen hatte ich absolut nichts einzuwenden.
Doch bevor Niall sich in der Küche austoben durfte, legten wir uns noch eine Stunde aufs Ohr, um unser Schlafdefizit ein wenig auszugleichen. Es funktionierte auch ganz gut, denn ich fühlte mich danach frisch, ausgeruht und auf jeden Fall fit genug die lange Nacht im Club durchzustehen.
Wie versprochen, bereitete Niall unser Essen zu, welches wirklich gut schmeckte. Angus bekam selbstverständlich noch seine Futterschale gefüllt, bevor wir uns später auf den Weg zum Club machten.
Meine Gefühle setzten sich aus einer Mischung von Vorfreude und Ungewissheit zusammen, als ich den Club wie gewöhnlich durch den Hintereingang betrat. Schließlich konnte ich nicht ausschließen, dass Chad an diesem Abend auftauchen würde. Obwohl Niall an meiner Seite verweilte, spürte ich eine Beklommenheit in mir aufsteigen, die mir deutlich machte, welche Ängste dieser Brief auslöste. Aber das wollte ich mir nicht anmerken lassen, sonst hätte er sich noch größere Sorgen gemacht, als er es ohnehin schon tat.
Nach der Begrüßung zwischen Trigger und mir, suchte ich sofort das Podium auf, wo Niall mir Gesellschaft leistete, nachdem er Getränke für uns beide besorgt hatte. Ich bekam wie üblich meinen Kirschsaft, mit Minzblättern und viel Eiswürfeln, während er nur eine Cola trank. Wenige Minuten später ging es auch schon rund. Die ersten Gäste stürmten in den Club, bereit für die Musik, welche ich ihnen nun präsentieren würde. Gut gelaunt legte ich meine Mash-ups auf, denn ich bewegte mich nun in meinem Element, das alle negativen Gedanken einfach zur Seite drängte.
Als ich Louis mit El Hand in Hand über am Rand der Tanzfläche entlang laufen sah, verbesserte sich meine Laune nochmals. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen. Die beiden winkten mir zu, was Niall dazu veranlasste, kurz das Podium zu verlassen, um Louis und El zu begrüßen.
Währenddessen hörte ich schon in die nächsten Mash-ups hinein, die ich auflegen wollte und nippte an meinem Kirschsaft. Gerade als ich das Glas wieder absetzte, machte ich auf der Tanzfläche eine Gestalt aus, die beinahe eine Panikattacke in meinem Innersten heraufbeschwörte. Chad Masons Augen schauten jetzt genau in meine Richtung und zwangen mich dazu, mich festzuhalten, ansonsten wäre ich nämlich umgekippt. Genau in dieser Sekunde betrat Niall wieder die Plattform.
„Angel, um Gottes Willen, was ist denn los?", fragte er sofort. „Du bist ja kreideweiß!"
„Er ist da", stieß ich schwer atmend hervor. „Er verfolgt mich."
Ich brauchte keinen Namen zu nennen und auch keine weiteren Erklärungen abzugeben, Niall verstand sofort um wen es ging und war binnen kürzester Zeit verschwunden. Vom Podium aus beobachtete ich, wie er und Louis in Chads Richtung liefen, der jetzt checkte, dass ich nicht allein hier war und versuchte, in der Menge zu verschwinden. Ich konnte nicht mehr erkennen, ob die beiden ihn eingeholt hatten, denn sie verschwanden alle drei aus meinem Blickfeld.
Verzweifelt schloss ich kurz meine Augen und betete innerlich, dass es im Club nicht zu einer üblen Schlägerei kommen würde.
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Schöner Cliffhanger, oder? :D
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen!
LG, Ambi xxx
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