30. Game Over
Mit klopfendem Herzen kuschelte ich mich enger an Niall heran, um einen Blick auf sein Handy werfen zu können. Er schien auf Twitter unterwegs zu sein. Die Plattform war zugepflastert mit Fotos von uns beiden, als wir an der Seine entlang spazierten und auch, als wir vor Notre Dame, der großen, beeindruckenden Kathedrale standen. Selbst unser Kuss wurde auf mehreren Bildern eingefangen.
„Jetzt wissen es alle", seufzte ich leise, während er einen Kuss auf meine Stirn hauchte.
„Guten Morgen, mein kleiner Engel", flüsterte er grinsend.
„Guten Morgen, mein heißer Ire", erwiderte ich prompt, bevor meine Augen erneut über das Display seines Handys glitten.
Es war das Übliche: Ein Teil der Fans freute sich für Niall, und der andere Teil wünschte mir den Tod. Da ich nichts Anderes erwartet hatte, nahm ich es dementsprechend gelassen auf. Ändern konnte man sowieso nichts daran. Ich war nun einmal mit einem Sänger der derzeit berühmtesten Boyband der Welt zusammen, also war ich nun auch Teil des Spiels.
Sophia, El und Perrie erging es ja nicht anders. Auch sie mussten jeden Tag damit zurechtkommen, dass Fans existierten, die ihnen am liebsten den Hals herumgedreht hätten. Aber es war besser, als ewig Verstecken zu spielen, denn ich fuhr lieber eine klare Linie.
„Das Management wird es bestimmt bald bestätigen", sagte Niall und schloss dann die Twitter Seite, um die Wetter App zu öffnen.
„Sieh mal, strahlend blauer Himmel in Paris."
„Aber schweinekalt", setzte ich hinzu.
„Stört dich das?"
„Nein, denn du wärmst mich bestimmt", erwiderte ich mit einem Lächeln auf den Lippen, welche er sogleich küsste, was immense Schmetterlinge in meinem Bauch auslöste.
Seit der letzten Nacht, in der wir uns so nahe gekommen waren, wie nie zuvor, befand sich unsere Beziehung auf einem neuen Level. Ich wollte am liebsten den ganzen Tag mit ihm in diesem Bett verbringen, aber es wäre schade gewesen, den Aufenthalt in Paris so vorüberziehen zu lassen. In London würde uns noch Zeit genug für unsere traute Zweisamkeit bleiben. Langsam streckte ich mich aus und sagte: „Weißt du, was ich jetzt am liebsten machen würde?"
„Nein, aber ich schätze, du wirst es mir gleich mitteilen", kam es von Niall, der sich gerade aus dem Bett erhob.
Meine Augen folgten ihm, als er zum Fenster lief, um die Vorhänge zurückzuziehen, damit wir einen Blick auf den Eiffelturm werfen konnten. Niall hatte Recht: Es zeigte sich ein strahlendblauer, wolkenloser Himmel über Paris. Das waren beste Voraussetzungen, um den Turm hinaufzufahren, damit man die Stadt von oben in Augenschein nehmen konnte.
„Also", begann ich, „ich würde zuerst gerne in einem dieser Straßencafés frühstücken und anschließen den Eiffelturm erklimmen."
Nialls Grinsen ließ mich wissen, dass er ganz und gar damit einverstanden war.
Gemeinsam stellten wir uns nun unter die Dusche, obwohl das nicht unbedingt dazu beitrug, schneller fertig zu werden. Als Niall seine Hände über meinen Körper gleiten ließ, um das nach Pfirsich duftende Duschgel auf meiner Haut zu verteilen, spürte ich bereits wieder die Schmetterlinge in meinem Bauch aufgeregt umher flattern.
„Wenn wir so weitermachen, sind wir bis zum Abendessen noch hier", raunte ich in sein Ohr, während das Wasser auf unsere nackten Körper prasselte.
Niall zog mich ganz nahe zu sich heran, als er seine Hände sachte auf meinen Bauch presste.
„Möchtest du so lange hier bleiben? Wir können unsere Pläne gerne ändern, und Essen aufs Zimmer kommen lassen", lautete seine Aussage, begleitet durch ein verschmitztes Lächeln, welches mich fast zum Dahinschmelzen brachte.
Mit geschlossenen Augen lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und sagte: „Nein, Paris lasse ich mir nicht entgehen, aber wir könnten danach nochmal die Dusche aufsuchen."
Lachend drehte Niall nun das Wasser ab, griff nach einem der großen Duschtücher und begann sich abzutrocknen.
„Sollen wir die anderen fragen, ob sie mitkommen wollen?", meint er dann.
„Klar, ruf sie an und ich föhne in der Zwischenzeit meine Haare", erklärte ich sofort.
Nach fünf Minuten stand fest, dass außer El und Louis niemand mitkommen wollte, da der Rest wohl das Bedürfnis verspürte, gründlich auszuschlafen. Immerhin hatten die anderen Paris auch schon besucht, ich war die Einzige, die diese Stadt zum ersten Mal sah.
Niall hatte mit Louis vereinbart, dass wir uns in einer halben Stunde in der Lobby des Hotels treffen sollten, womit noch genügend Zeit blieb, um mich ein wenig zu stylen. Nachdem ich dies erledigte hatte, warf ich einen Blick auf die Uhr, welche mir sagte, dass noch immer gute zehn Minuten übrig waren.
„Ich rufe schnell bei Trigger an, und frage, ob es Angus gut geht, ok?", sagte ich zu Niall, der sich gerade an der Minibar bediente und ein Mars herausholte.
Bevor er den Schokoriegel aus der Verpackung befreite, um dann genüsslich hineinzubeißen, gab er ein Nicken, sowie ein „Ok" von sich.
Also griff ich zu meinem iPhone, um einen Anruf über Facetime zu starten, da Trigger ebenfalls ein iPhone besaß. Somit konnten wir kostenlos über das WLAN Netz telefonieren.
„Hey, Angel", begrüßte er mich freudestrahlend. „Na, wie ist es in Paris?"
„Hey, Trigger, es ist super hier!", sagte ich mit strahlendem Gesicht.
„Fein, und wo ist dein blonder Ire, der auf dich aufpasst?"
Mit einer langsamen Bewegung richtete ich das Handy nun auf Niall, der kauend im Zimmer stand und Trigger fröhlich zuwinkte.
„Euch scheint es ja wirklich gut zu gehen", meinte Trigger grinsend.
„Ja und ich wollte dich fragen, was Angus macht", trug ich mein Anliegen vor.
Sogleich begann Trigger mit seinen Augen zu zwinkern, bevor er sagte: „Möchtest du ihn gerne sehen? Ich habe ihn zu mir nach Hause geholt, damit er nicht so alleine ist."
„Echt?" Überrascht schaute ich den mehrfachen Clubbesitzer an, der nun mit seinem Handy durch das Haus lief, um erst zu stoppen, als er vor dem Papageienkäfig stand.
Da saß mein gefiederter Schatz munter auf der Stange und blickte Trigger hoffnungsvoll entgegen. Wahrscheinlich dachte er, dass er eine Erdbeere bekommen würde. Als ich jedoch laut seinen Namen rief, schaute Angus erstaunt auf.
„Angus, Süßer, schau mal, hier bin ich", versuchte ich die Aufmerksamkeit meines Papageis auf mich zu ziehen, der nun etwas angestrengt auf Triggers iPhone blickte. Ich war mir sicher, dass er meine Stimme erkannte, denn er legte nun seinen Kopf schief und begann zu plappern.
„Erdbeeren. Angel."
„Ich bin hier, Angus, kannst du mich hören?"
„Aaaaaaaaaaaaangel!", ertönte es prompt und in einer Lautstärke, dass Niall sich mit entsetztem Gesichtsausdruck die Ohren zuhielt, bevor er einen Blick auf das Handy warf, um eine Grimasse zu schneiden.
„Na, du alter Geier, wie geht es dir!", rief er kurz und bündig, worauf Angus prompt reagierte.
„Niall ist ein Idiot!", krächzte er, so dass Trigger sich vor Lachen kaum noch halten konnte.
„Wo feierst du denn Silvester?", erkundigte ich mich, nachdem Triggers Lachanfall vorüber gegangen war.
„Na hier, in meinem Haus. Ich habe Freunde eingeladen, und deswegen dachte ich, ich kann Angus ruhig mitfeiern lassen. Er wird bestimmt seinen Spaß haben, zumindest so lange, bis er seine Beruhigungstropfen verabreicht bekommt."
Ich musste meinem Boss durchaus zustimmen.
„Er wird tief und fest schlafen, nachdem du ihm die Tropfen gegeben hast", bemerkte ich seufzend.
Da Angus absolut allergisch auf den Lärm des Feuerwerks und der vielen Kracher reagierte, bekam er auf Anraten der Tierärztin seit Jahren immer seine Beruhigungstropfen, welche ziemlich gut wirkten.
„Also, Angel, ich bringe ihn wieder nach Hause, bevor du landest, wenn das für dich ok ist", sagte Trigger schmunzelnd.
„Ja, das geht klar."
Nach dieser überaus amüsanten Konversation, verabschiedete ich mich von Trigger und Angus, um anschließend meine dicke Jacke und die Stiefel überzuziehen. Auch Niall zog sich warm an und band außerdem einen Schal um seinen Hals. Eine Halsentzündung war für einen Sänger fatal, ob er nun gerade Urlaub hatte oder nicht, und sollte immer gründlich auskuriert werden.
Fünf Minuten später trafen wir in der Lobby auf Louis und El, die sich ebenso warm eingepackt hatten, wie wir. Nachdem wir uns begrüßt hatten, erkundigten wir uns an der Rezeption, wo sich das nächstgelegene Café befinden würde und bekamen prompt Auskunft erteilt. Dieses lag nur etwa zweihundert Meter vom Hotel entfernt, in einer kleinen, gepflasterten Seitenstraße. Im Sommer musste es wunderbar sein, draußen sitzen zu können, doch die eisigen Temperaturen, welche auch an diesem Tag herrschten, zwangen uns dazu, im Inneren Platz zu nehmen.
Eine angenehme Wärme schlug uns entgegen, als wir das kleine, gemütliche Café betraten, das natürlich Croissants anbot. Ich schnupperte den Duft dieser frisch gebackenen Köstlichkeiten sofort.
„Ich habe jetzt echt Hunger", sagte ich, nachdem wir einen Tisch am Fenster belegt hatten, damit wir auch schön nach draußen schauen, und alles beobachten konnten.
Niall klappte nun die große Speisenkarte auf, hinter welcher wir uns kichernd verschanzten. Ich kam mir vor, wie ein pubertierender Teenager, der zum ersten Mal verliebt war. Anstatt die Karte zu lesen, küssten wir uns zärtlich, bis Louis schließlich seine Finger im Spiel hatte und uns die Karte aus der Hand riss.
„Du bist ein Spielverderber, echt", schmollte ich, worauf er nur sagte: „Knutschen könnt ihr nachher wieder, wenn wir uns Paris angeschaut haben. Jetzt wird erstmal gefrühstückt, sonst falle ich vor Hunger um!"
„Denkst du ich nicht?", erwiderte Niall grinsend.
Wie auf Bestellung tauchte die Bedienung auf, um nach unseren Wünschen zu fragen, welche wir auch sofort äußerten. Nachdem das junge Mädchen wieder verschwunden war, kuschelte ich mich in Nialls Arme, der auf der Sitzbank näher an mich herangerückt war. Wir konnten einfach nicht genug auf Tuchfühlung gehen, was Louis und El natürlich nicht entging.
„Na, ihr beiden, seid euch wohl letzte Nacht ziemlich nahe gekommen", konnte Louis sich nicht verkneifen zu sagen.
„Wie kommst du denn darauf?", fragte Niall lässig und presste anschließend seine Lippen gegen meine.
„Igitt, könnt ihr mal bitte mit der Knutscherei aufhören?", zog Louis uns nun auf, kassierte dafür jedoch einen Tritt gegen sein Schienbein von Niall.
„Aua!"
El lachte, als sie den schmerzverzerrten Gesichtsausdruck ihres Freundes erblickte, der nun seine Stimme senkte, um zu sagen: „Und, Angel? Wie war er? Würdest du ihn wieder ranlassen? Ich muss das wissen, ich bin dein bester Freund."
„Mein lieber Louis", flötete ich ihm entgegen. „Du darfst alles essen, aber du brauchst nicht alles zu wissen, ok? Und mein Liebesleben ist sowieso für alle anderen Tabu."
Nialls zufriedenes Grinsen ließ mich wissen, dass ihm diese Antwort auf jeden Fall gefiel. Aber Louis wusste sicher auch so, dass wir miteinander geschlafen hatten, er war ja nicht dumm.
Als das leckere Frühstück serviert wurde, begann Niall, mich mit einem Croissant zu füttern. Es schmeckte einfach herrlich, viel besser als die Croissants in London, aber es wäre auch merkwürdig gewesen, wenn sich die Sache umgekehrt verhalten hätte. Gut gelaunt trank ich meinen Milchkaffee und unterhielt mich mit meinen Freunden.
Nialls rechte Hand lag besitzergreifend auf meinem Knie und wanderte hin und wieder meinen Oberschenkel hinauf, was mein Herz aufgeregt flattern ließ. Nach dieser Nacht fühlte ich mich noch viel mehr zu ihm hingezogen, als je zuvor. Niall schien es ähnlich zu gehen, denn er ließ keine Gelegenheit aus, mich irgendwo zu berühren.
Nach einer Stunde verließen wir das kleine Café, um in Richtung Eiffelturm zu marschieren. Umgeben von klirrender Kälte, doch gut gelaunt, trafen wir schließlich vor dem Wahrzeichen der französischen Hauptstadt ein, um uns vor den Aufzügen anzustellen, welche uns nach oben bringen würden. Ich konnte es wirklich kaum erwarten, hochzufahren, und die Stadt von dieser Perspektive aus zu betrachten. Auch die anderen schienen sich zu freuen, denn sie waren alle drei recht ungeduldig.
Dann endlich war es soweit, wir stiegen in den großen Aufzug ein, der uns auf die höhere der beiden Plattformen brachte. Niall hielt die ganze Zeit meine Hand, er schien sich in dem mit Menschen vollgestopften Aufzug nicht besonders wohl zu fühlen, was mir sehr leid tat. Erst neulich hatte ich in Erfahrung gebracht, dass er unter Klaustrophobie litt, trotzdem wollte er mir diese Freude machen, was ich ihm sehr hoch anrechnete.
Als wir nach einigen Minuten den Fahrstuhl verließen, nahm ich sein erleichtertes Aufatmen wahr. Sanft drückte ich seine Hand und lehnte meinen Kopf an seine Schulter, bevor wir zum äußeren Rand der Plattform gingen, um den wohl atemberaubendsten Blick in uns aufzunehmen, den ich jemals gesehen hatte.
„Oh mein Gott, ist das schön!", entfuhr es mir.
Selbst Louis verschlug es für einen kurzen Moment die Sprache, was bekanntlich sehr selten vorkam. Nach einer halben Minute hatte er sich jedoch wieder gefasst und ließ einen seiner üblichen Sprüche los.
„Na, Angel, wie wäre es mit einer Runde Bungee Jumping vom Eiffelturm?"
„Bitte Louis, nach dir, ich springe dann später, wenn du fertig bist", erklärte ich grinsend, worauf El und Niall zu lachen begannen.
„Entweder wir springen zusammen oder gar nicht", beschwerte sich mein bester Freund grinsend.
„Dann wohl gar nicht", meinte ich nur und kuschelte mich an Niall heran, der direkt hinter mir stand und mir nun einen Kuss auf die Wange hauchte.
Nachdem wir den Ausblick genügend bewundert hatten, schossen wir einige schöne Fotos, nicht nur von der Stadt, sondern auch von uns, auf der Plattform stehend. Anschließend stiegen wir wieder in den Aufzug, um nach unten zu fahren. Auch dort knipsten wir noch fleißig Bilder, wobei dieses Mal der Eiffelturm unser begehrtes Objekt war.
Danach entschieden wir, uns etwas aufzuwärmen, indem wir ein Bistro aufsuchten, welches nicht allzu weit entfernt von unserem Hotel lag. Dort verdrückten wir mit Käse überbackene Baguettes, die unglaublich lecker schmeckten. Auf meine Frage, wo wir denn nun Silvester feiern würden, bekam ich von den Jungs nur zur Antwort: „In Paris."
„Ihr Idioten! Das weiß ich selbst", maulte ich grinsend, bevor ich den letzten Bissen zu mir nahm.
Ich hatte keine andere Wahl, außer abwarten, was sich am Abend tun würde. Selbst aus El war nichts herauszubekommen, doch sie meinte lässig: „Angel, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, es ist alles ganz easy."
Nach einem mehrstündigen Fußmarsch durch die Innenstadt und der Besichtigung diverser Sehenswürdigkeiten, trafen wir am frühen Abend in unserem Hotel ein. Meine erste Tat, als wir das Zimmer betraten, war, meine Stiefel und die Jacke auszuziehen und mich auf das Bett fallen zu lassen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend sein würde", schnaufte ich, geschafft, aber überglücklich.
Niall, der sich neben mich legte, nahm mich in seine Arme, küsste mich auf die Stirn und fragte: „Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast? Bist du mit deinem Geschenk zufrieden?"
Langsam glitten meine Augen über sein hübsches Gesicht, fingen seinen liebevollen Blick auf und dann sagte ich leise: „Es ist das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe. Das Allerschönste, ich werde mich immer daran erinnern."
Meine Arme umschlangen seinen Nacken, als unsere Lippen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss fanden, den wir schnell vertieften. Zärtlich spielten unsere Zungen miteinander und als wir einen Moment unterbrechen mussten, um Atem zu schöpfen, flüsterte ich leise: „Ich liebe dich, Niall."
Seine Finger berührten sanft mein Gesicht und er wisperte nun, in den nächsten Kuss hinein: „Ich liebe dich auch, Angel."
Ich hätte in jenem Moment nicht glücklicher sein können. Er war alles, was ich wollte und brauchte. Niall hatte mein Leben perfekt gemacht, und mich wissen lassen, wo ich hingehörte. Es gab nichts mehr, was mich so schnell aus dem Gleichgewicht bringen würde, dessen war ich mir absolut sicher.
„Komm, Süße, wir sollten uns langsam für die Party stylen", hörte ich ihn nun sagen.
Seufzend blickte ich in seine ozeanblauen Augen, die mich schon wieder zum Träumen verleiteten.
„Wenn ich wüsste, was ich anziehen soll, dann wäre ich garantiert schon fertig", erklärte ich, worauf Niall mir einen Vorschlag unterbreitete.
„Frag El, was sie anzieht, dann hast du es einfacher."
Das tat ich dann auch, um auf Nummer sicher zu gehen, denn ich wollte passend gekleidet sein. Overdressed irgendwo aufzukreuzen, war genauso schlimm wie underdressed. Gott Sei Dank teilte El mir mit, dass sie ein ganz normales Minikleid tragen würde, in welchem man auch ohne weiteres einen Club hätte aufsuchen können. Da ich glücklicherweise auch solch ein Kleid zur Verfügung hatte, zog ich dieses mit einem guten Gefühl an, während Niall eine Jeans, sowie ein lässiges Hemd überzog. Obwohl ich noch immer nicht wusste, in welcher Location die Party nun stattfinden würde, fühlte ich mich nun wohler.
Zehn Minuten später trafen wir in der Lobby auf die restlichen Jungs mit ihren Freundinnen, um kurz darauf nach draußen zu gehen, wo bereits mehrere Taxis auf uns warteten. Wir verteilten uns darauf, ich saß mit Niall, Liam und Sophia in einem der Wagen, während Perrie, Zayn, El, Louis und Harry ein größeres Taxi belegten. Erst als wir an unserem Ziel eintrafen, einem großen Haus, das aussah, als würde es jemandem gehören, der nicht gerade unter Geldnot litt, klärte Niall mich auf.
„Wir feiern bei einem guten Freund, der hier in Paris ein Haus besitzt. Er gibt eine Party und hat uns eingeladen, nachdem ihm zugetragen wurde, dass wir über Silvester hier sein würden."
Die Erleichterung, dass wir eine private Party aufsuchen würden, war mir deutlich anzumerken, denn Louis sagte sofort: „Habt ihr den Felsbrocken plumpsen gehört, der Angel vom Herz gefallen ist?", was natürlich eine Lachsalve auslöste.
Schließlich ergriff Niall meine Hand und schritt in Richtung Tür, um dort die Klingel zu betätigen. Es dauerte auch keine Minute, bevor der Hausherr persönlich vor uns stand, und uns mit folgenden Worten begrüßte: „Fühlt euch wie zuhause, aber wenn Styles wie beim letzten Mal in meine Badewanne kotzt, könnt ihr was erleben!"
Allgemeines Gelächter drang in meine Ohren, als er mir nun die Hand reichte.
„Ich bin Jaques, ein guter Freund der Jungs, willkommen in meinem bescheidenen Heim."
„Ich bin Angel, Nialls Freundin", erwiderte ich lächelnd.
Jaques führte uns nun in einen riesigen Raum, der einem Ballsaal glich, und in welchem sich schon jede Menge Leute aufhielten. Einige begrüßten die Jungs sofort überschwänglich, was darauf schließen ließ, dass sich hier tatsächlich wie zuhause fühlten. Es gab Essen und Getränke im Überfluss und vor allem gute Musik. Als DJ spitzte ich immer sofort meine Ohren, wenn ich einer Party beiwohnte, um mein Urteil abzugeben, ob die Musik Feten tauglich war oder nicht. In diesem Fall bekam der DJ, mit dem ich mit später sogar ein wenig unterhielt, die volle Punktzahl von mir. Er reagierte ganz begeistert, als er herausfand, dass ich in einem bekannten Londoner Club meine Brötchen verdiente und ließ mich sogar ein wenig an der Musik herumbasteln. Irgendwann gesellte sich Liam noch dazu und schon gerieten wir erneut in eine Konversation über Mash-ups.
„Wir sollten uns mal wieder treffen, Angel", schlug Liam vor, was ich durchaus für angebracht hielt.
Vielleicht konnte er mir für die Auswahl der Lieder für den DJ Contest behilflich sein. Als ich das kurz ansprach, zeigte sich Liam mehr als nur begeistert. Er flippte vor Freude regelrecht aus.
„Du nimmst echt an so einem Contest teil?", fragte er staunend.
„Ja, Trigger wollte es unbedingt", erwiderte ich.
„Das ist doch super! Ich bin überzeugt, dass du das Ding rocken wirst!", sprach Liam mir Mut zu.
„Ich werde mir Mühe geben", erwiderte ich lachend.
Niall, der sich nun zu uns gesellte und meine letzten Worte gehört hatte, fragte nur: „Wobei wirst du dir Mühe geben?"
„Dich zu verführen", flüsterte ich ihm leise ins Ohr, so dass es keiner mitbekam.
„Heute Nacht?" Seine Stimme klang so sexy in meinen Ohren, dass ich ihn am liebsten sofort in ein einsames Zimmer geschleppt hätte, um seine Klamotten vom Leib zu reißen und erbarmungslos über ihn herzufallen. Leider traute ich mich das nicht, denn in einem Haus, in welchem ich zum ersten Mal zu Gast war, wollte ich nicht unbedingt auffallen. Wer weiß, vielleicht hätte Harry uns am Ende noch entdeckt, wenn er wieder einen Platz zum Kotzen suchte. Nur alleine diese Vorstellung brachte mich zum Lachen, worauf Niall und der Rest mich erstaunt anschaute.
„Ich erkläre es dir später", raunte ich meinem Freund zu, der keine Ahnung hatte, welche haarsträubenden Szenen sich gerade in meinem Kopf abspielten.
Schließlich zog er mich in die Mitte des großen Raums, wo wir engumschlungen zu tanzen begannen. Es war mit Abstand die schönste Silvester Party, die ich jemals erlebt hatte, was mit Sicherheit auch daran lag, das ich diese im Kreise meiner engsten Freunde und der Person, die ich über alles liebte, verbrachte.
Wir tanzten, lachten, unterhielten uns angeregt und bedienten uns fleißig am Essen, sowie an den Getränken. Ich bekam sogar meinen Lieblingscocktail gemixt, wovon ich nicht genug bekommen konnte. Doch Niall hielt mich davon ab, zu viel davon zu trinken, jedenfalls konnte er erfolgreich verhindern, dass mir schlecht wurde. Dieses Schicksal ereilte Harry jedoch, der wohl zu tief ins Glas geschaut hatte. Jedenfalls verschwand er für eine ganze Weile, um uns dann freudestrahlend mitzuteilen, dass er nicht die Badewanne genommen hätte, um sich zu übergeben, sondern einen der Blumenkübel, welche auf dem großen Balkon standen.
„Bist du noch ganz klar im Kopf?", herrschte Zayn ihn an, der von uns allen wohl am wenigsten konsumierte hatte, was alkoholische Getränke anging.
„Styles, du bist echt bekloppt!", meinte Liam entsetzt dreinblickend und Louis sagte trocken: „Wer weiß, vielleicht wachsen die Blumen dadurch besser."
Dies löste eine heftige Lachsalve aus, die dann von Niall unterbrochen wurde, als er sagte: „Wir sollten Jaques einen Tipp geben, dass er seinen Blumenkübeln in nächster Zeit nicht zu nahe kommt."
Da es Zeit wurde, um gleich anzustoßen und das anstehende Feuerwerk zu betrachten, schnappte sich jeder von uns ein Glas Champagner, bevor wir gemeinsam begannen, die Zeit bis ins neue Jahr herunterzuzählen.
„Ein gutes neues Jahr!", schrien dann alle durcheinander und bevor ich es realisierte, begann Niall mich zu küssen.
Während die anderen das Feuerwerk begutachteten, küssten wir uns ohne Pause, bis mir fast schwindelig wurde, weil sich nun doch der Alkohol bemerkbar machte.
„Möchtest du ins Hotel zurück?", fragte er leise, doch ich schüttelte nur meinen Kopf.
„Jetzt geht es doch erst richtig los", meinte ich und stieß dann erneut mit Sophia und Liam an, die sich gerade zu uns gesellten, weil sie des Feuerwerks überdrüssig geworden waren.
Wir feierten noch bis vier Uhr früh, dann riefen die Jungs ein Taxi, verabschiedeten sich brav vom Gastgeber und versprachen bald wieder zu kommen. Schon während der Fahrt zum Hotel fielen mir die Augen ständig zu und als wir dort ankamen, lief ich mit Nialls und Louis Hilfe zum Aufzug. Keiner von uns war mehr nüchtern, doch das war egal, denn unsere gute Laune verbreitete sich überall.
In unserem Zimmer angekommen, schaffte ich es noch, das Badezimmer kurz aufzusuchen, bevor ich mich ins Bett fallen ließ, um augenblicklich einzuschlafen.
„So viel zum Thema, ich verführe dich", bekam ich am nächsten Morgen scherzhaft von Niall vorgeworfen, der mich wachküssen musste, damit wir unseren Rückflug nicht verpassten. Schließlich wollten wir vorher noch Brunchen gehen.
„Mir platzt gleich der Schädel", jammerte ich, worauf er mir etwas in die Hand drückte, das sich als Kopfschmerztablette entpuppte.
„Hier nimm, die hilft garantiert, ich habe mir auch schon eine eingefahren", gab er grinsend zu.
Deswegen ging es ihm also so gut, kein Wunder!
Nachdem ich die Tablette geschluckt, geduscht und mich angezogen hatte, fühlte ich mich einigermaßen ok. Zumindest war es kein großes Problem, meine Freunde zum Brunch zu begleiten und auch etwas Essbares zu mir zu nehmen. Alle schienen irgendwie müde zu sein, deswegen verliefen unsere Gespräche eher schleppend.
Um kurz nach zwei machten wir uns dann auf den Weg zum Flughafen, um die Reise zurück nach London anzutreten.
Es kam mir vor wie ein Traum, als das Taxi am Abend vor meinem Apartment hielt, damit ich aussteigen konnte.
„Danke für das wunderschöne Geschenk", flüsterte ich und küsste Niall auf den Mund.
„Schlaf schön, mein kleiner Engel, ich rufe dich morgen an, ok?", verabschiedete er sich von mir.
Im Gegensatz zu meiner Wenigkeit hatte er nicht das Glück, morgen ausschlafen zu können, denn für One Direction war ein Pressetermin gleich im neuen Jahr angesetzt worden, weshalb Niall auch nicht bei mir übernachtete. Doch das würden wir, nach diesem tollen Kurzurlaub, locker verkraften.
In meiner Wohnung angekommen, lief ich zunächst ins Wohnzimmer, um Angus zu begrüßen, der sich wahnsinnig freute, mich zu sehen. Sofort kletterte er auf meine Schulter und gab mir ein Küsschen.
„Angel, süße Angel", krächzte er und brachte damit mein Herz zum Schmelzen.
Nachdem ich Angus wieder auf seine Stange zurückgesetzt hatte, widmete ich mich der Post, die Trigger, der selbstverständlich auch meinen Briefkasten geleert hatte, auf dem Wohnzimmertisch platzierte. Außer einigen Rechnungen erregte nun ein weißer, unbeschrifteter Umschlag meine Aufmerksamkeit. Stirnrunzelnd öffnete ich diesen, um plötzlich von einer Panikattacke heimgesucht zu werden.
Meine heile Welt stürzte von einer zur anderen Sekunde ein, wie ein Kartenhaus.
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Was für ein übler Cliffhanger! :D
Ihr konntet doch nicht annehmen, dass jetzt Friede-Freude-Eierkuchen sein würde, oder? Dafür kennt ihr mich doch zu gut!
Vielen Dank für eure Kommentare und Votes, mit denen ihr mich immer unterstützt.
LG, Ambi xxx
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