29. Lost in Love

Nach einem ausgiebigen Frühstück in meiner gemütlichen Küche (Niall hatte mich ständig gefüttert), beratschlagten wir, was wir an diesem freien Tag unternehmen sollten. Bevor ich jedoch dazu kam, einen Vorschlag zu machen, äußerte sich Niall zu einem Thema, das ihm wahrscheinlich schon die ganze Zeit auf dem Herzen lag.

„Angel, hör zu, wir beiden hatten beschlossen, dass wir unsere Beziehung nach Weihnachten an die Öffentlichkeit tragen wollen, oder?", begann er, seine blauen Augen auf meinem Gesicht fixiert.

Ich nickte zwar zustimmend, doch gleichzeitig machte sich ein Kloß in meiner Kehle bemerkbar. Was würde passieren, wenn die Fans mich nicht akzeptierten? Würde ich damit umgehen können, und wie würde Niall darauf reagieren?

„Mach dir nicht zu viele Gedanken", besänftigte er mich jedoch, als ich ihm meine Bedenken mitteilte. „Auf jeden Fall müssen wir dem Management zuerst reinen Wein einschenken und ihnen grünes Licht erteilen, wenn es darum geht, unsere Beziehung zu bestätigen", fuhr er fort.

„Und wie willst du das tun? Willst du gleich dort anrufen?", erkundigte ich mich seufzend, worauf er seinen Kopf schüttelte.

„Wir beide fahren heute noch hin. Denn es könnte sein, dass man uns in Paris zusammen sieht und wie du ja weißt, geht unser Flug schon morgen früh."

„Als ob ich das vergessen hätte!" Ich schlug ihm leicht auf den Arm, was er mit einem Grinsen quittierte.

So kam es, dass wir eine halbe Stunde im Vorzimmer von Simon Cowells Büro, dem Boss von One Direction saßen, um darauf zu warten, hereingerufen zu werden. Sichtlich nervös rutschte ich auf meinem Sessel hin und her, bis sich endlich die Tür öffnete und ein strahlender Simon herausspazierte, um uns herzlich zu begrüßen.

„Hallo Angel, Niall hat mir bereits einiges über dich erzählt", meinte er grinsend.

Das war mir zwar neu, doch ich nahm es einfach zur Kenntnis und folgte dann den beiden Männern in das Büro. Nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, erkundigte sich Simon zuerst, wie und wo wir Silvester zu feiern gedachten. Somit gab er Niall praktisch das Stichwort, das unseren Besuch hier erklärte.

Mein Freund berichtete nun kurz, dass alle gemeinsam nach Paris fliegen würden, um dort zu feiern und er in diesem Zuge dem Management den Auftrag erteile wollte, seine Beziehung zu mir nicht länger zu verschweigen.

„Das ist kein Problem", meinte Simon und nickte mir freundlich zu.

Ich fand ihn sehr nett, überhaupt nicht abgehoben oder eingebildet, dabei war er der Herrscher eines kompletten Imperiums. Das Musikimperium Sony Music gehörte sozusagen ihm, denn in dieser Branche kannte ich mich ein wenig aus, zumindest wusste ich, wer wo das Sagen hatte.

Nach einigen belanglosen Sätzen verabschiedeten wir uns wieder von Simon und standen dann in der Tiefgarage, um erneut zu beratschlagen, wie wir diesen Tag verbringen wollten. Auf jeden Fall musste ich Trigger noch darüber aufklären, dass er Angus während meiner Abwesenheit füttern, und ihm Beruhigungstropfen verabreichen musste, bevor das Neujahrsfeuerwerk startete. Er besaß sowieso einen Schlüssel zu meiner Wohnung, den er im Notfall auch stets verwenden würde.

„Eigentlich könnte ich dir auch einen Schlüssel geben", sagte ich zu Niall, als wir auf Trigger zu sprechen kamen.

„Und was spricht dagegen?", frage er sofort, mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

„Gar nichts, der liegt sozusagen bei mir zuhause in der Schublade und wartet nur auf einen Besitzer", erklärte ich lächelnd.

„Ok, dann nehme ich ihn nachher mit."

„Nachher? Willst du denn nicht bei mir übernachten?"

„Könnte ich eigentlich tun, aber ich muss vorher noch packen."

Wir beschlossen, zuerst zum Supermarkt zu fahren, um die Einkäufe für unser Essen zu tätigen, welches Niall für uns kochen wollte. Er betonte ausdrücklich, dass er der Koch sei, und ich ihm nur assistieren dürfte. Wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass Chad genau jetzt auftauchen sollte, um von Niall eine Abreibung zu kassieren, verbal oder körperlich, das war mir ziemlich egal. Doch leider erfüllte sich mein Wunsch dahingehend nicht.

Nachdem wir die Einkäufe erledigt hatten, fuhren wir zu Niall nach Hause, luden alles aus und begannen langsam das Essen vorzubereiten. Ich staunte mit welcher Leichtigkeit und vor allem mit wie viel Spaß Niall an die Sache, das Essen zuzubereiten, heranging. Als er mir erzählte, dass er sich öfter Kochsendungen im Fernsehen anschauen würde, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das war eine völlig neue Seite, die ich an ihm kennenlernte, die mir aber durchaus gefiel.

Zwischendurch ließ er mich immer von dem Hühnchen Gericht kosten, das vor sich hin köchelte.

„Oh Gott, das schmeckt so gut", lobte ich ihn.

„Du brauchst mich nicht mit Gott anzureden, Niall reicht", erwiderte er grinsend, worauf ich ihm einen Klaps auf den Hintern verabreichte.

Blitzschnell drehte Niall sich um, ergriff meine Hände und hielt diese fest.

„Und nun, du kleiner Teufel?", fragte er, während sich sein Gesicht immer mehr dem meinen näherte, bis unsere Lippen sich schließlich trafen.

Automatisch versanken wir in einem innigen Kuss, den wir jedoch unterbrechen mussten, weil die Küchenuhr sich meldete, um den fertig gegarten Reis anzukündigen. Während Niall sich noch weiterhin um das Essen kümmerte, deckte ich den Tisch. Kurze Zeit später ließen wir uns die überaus leckere Mahlzeit schmecken. Ich konnte nichts anderes tun, als meinen Freund zu loben, das hatte er sich redlich verdient.

So endete dieser Tag überaus ruhig und gemütlich auf meinem Sofa im Wohnzimmer. Denn nachdem wir Nialls Küche gemeinsam aufgeräumt hatten und er seinen Koffer für Paris reisefertig hergerichtet hatte, fuhren wir zurück zu meiner Wohnung, wo Angus uns mit lautem Geschrei erwartete. Er spürte immer, wenn ich verreiste, so auch heute. Wobei er sich gerade schlimmer anstellte als sonst, was vermutlich auch daran lag, dass Niall an meiner Seite war und mein Papagei checkte, dass wir wohl zusammen diese Reise antreten würden.

Da unser Flug bereits um zehn Uhr morgens stattfand, konnten wir an diesem Abend nicht allzu lange aufbleiben, denn schließlich wollte ich etwas von Paris sehen und nicht den Nachmittag schlafend in einem Hotelzimmer verbringen. Nachdem ich Angus gefüttert und meinen Koffer gepackt hat, sprang ich schnell unter die Dusche, damit ich mich morgen früh nicht auch noch mit dem Haare waschen auseinander setzen musste. Bei Niall ging sowas ja schnell aber ich mit meinen langen Haaren würde eine gewisse Zeit benötigen, um sie trocken zu kriegen.

Niall lag auf dem Sofa im Wohnzimmer, als ich mit allem fertig war, und bereits meinen Schlafanzug trug. Sein Blick, begleitet von einem Lächeln, wanderte sofort vom Fernseher zu mir.

„Heißt das, wir legen uns jetzt schlafen?", fragte er mit einem Augenzwinkern.

„Ja, also falls ich überhaupt schlafen kann."

„Wieso solltest du nicht?"

„Weil es Paris ist, wohin wir fliegen, ich bin mega aufgeregt", gestand ich.

Niall ergriff meine Hand und führte mich ins Schlafzimmer, nachdem wir Angus eine gute Nacht gewünscht, sowie alle Lichter und den Fernseher im Wohnzimmer, ausgeschaltet hatten.

Als ich kurze Zeit später in seinem Arm lag, begannen meine Augenlider jedoch schwerer zu werden, bis ich diese schließlich schloss.

„Gute Nacht, Niall", murmelte ich, meinen Kopf auf seiner Brust liegend.

„Gute Nacht, Angel."

Als der Wecker uns beide am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss, brauchte ich im Gegensatz zu sonst, keine zwei Minuten, um aufzustehen und ins Bad zu laufen.

Paris!

Heute würde sich einer meiner Träume endlich erfüllen! Ich war Niall so unglaublich dankbar, dass er mir diese Reise zum Geschenk gemacht hatte, denn ich konnte mir wirklich nichts Besseres vorstellen. Schon in wenigen Stunden würde ich an der Seine entlang bummeln können, oder eines der berühmten Straßencafés besuchen. Vielleicht würden wir auch zum Eiffelturm gehen, um diesen zu fotografieren oder gar hochzufahren.

Mein Kopf steckte voller Pläne, wissend, dass Niall ganz bestimmt auf meine Wünsche Rücksicht nehmen würde. Schließlich war diese Reise mein Weihnachtsgeschenk und somit durfte ich auch aussuchen, was ich gerne besichtigen wollte. Nur aus der Silvesterparty machten alle ein Geheimnis, denn als wir pünktlich am Flughafen eintrafen und gemeinsam mit den anderen an unserem Gate auf den Abflug warteten, war keiner dazu bereit, mir nähere Auskünfte darüber zu erteilen. Ich nahm es jedoch relativ gelassen auf, denn die Party würde schon irgendwo stattfinden.

Louis begrüßte mich wie üblich mit einer langen Umarmung, sowie einem herzlich Kuss auf die Wange.

„Na, bist du mit deinen Weihnachtsgeschenken zufrieden", erkundigte er sich schmunzelnd.

„Hör auf, ihr habt mich verarscht! Ihr wusstet alle, dass wir nach Paris fliegen würden!"

Ich versuchte ein wenig angepisst zu klingen, was jedoch gründlich misslang, da ich mein Lachen nicht verstecken konnte.

„Na klar wussten wir es!", meinte mein bester Freund grinsend.

„Verrätst du mir wenigstens, wo wir Silvester feiern gehen?", wollte ich dann wissen, was er jedoch mit einem einfachen „Nö", beantwortete.

Das war typisch Louis und somit regte ich mich nicht weiter darüber auf.

Nach einem überaus kurzen Flug in die französische Hauptstadt, stiegen wir am Flughafen in mehrere Taxis, welche uns zum Hotel brachten. Es handelte es um ein sehr beeindruckendes Gebäude, das bestimmt unter Denkmalschutz stand, zumindest die Fassade, innen jedoch komplett modern eingerichtet war.

Nachdem wir alle eingecheckt, und kurz die Zimmer aufgesucht hatten, um unser Gepäck abzustellen, trafen wir uns in der großen Lounge des Fünf-Sterne-Hotels. Dort diskutierten wir kurz, wie wir den Tag verbringen wollten und beschlossen, zuerst einen Bummel an der Seine zu machen. Ich hatte schon viele Bilder von dem großen Fluss gesehen, der sich durch Paris schlängelte, doch es war etwas Anderes, nun selbst dort entlang zu laufen, vor allen Dingen, mit Niall an meiner Seite.

Hand in Hand spazierten wir von einem Stand zum nächsten, welche an der Uferstraße angeordnet waren. Dort gab es Zeitschriften, Süßigkeiten und Souvenirs aller Art zu kaufen. Wir betrachteten die Waren jedoch nur, ohne etwas zu erwerben, bis wir an einem Stand landeten, der Süßwaren im Angebot hatte, die Niall nicht kannte. Natürlich durfte er davon probieren und kaufte gleich zwei Tüten, weil es ihm so gut schmeckte. Niall sprach ein bisschen Französisch, und er tat dies fast akzentfrei, soweit ich das zu beurteilen vermochte. Als er mich von den Süßigkeiten kosten ließ, musste ich zugeben, dass diese wirklich meinen Gaumen ansprachen. Trotzdem reichten sie natürlich nicht aus, um ein Mittagessen zu ersetzen.

Deshalb beschlossen wir nun, ein typisches französisches Restaurant aufzusuchen, welches wir auch nach ca. zehn Minuten Fußweg in der Innenstadt entdeckten. Es sah gemütlich und sauber aus, außerdem waren die Preise durchaus noch als human zu bezeichnen. Nachdem der Ober uns an einem großen, runden Tisch platziert hatte, begannen alle die Speisekarte zu studieren.

„Gibt es die auch in Englisch? Ich verstehe kein Wort", beschwerte sich Louis.

„Das ist doch ganz einfach", erklärte Niall. „Escalope sind Schnitzel und Escargots sind Schnecken."

„Ich glaube, ich muss gleich kotzen", kam es von Zayn, der angewiderte sein Gesicht verzog, als Niall das Wort Schnecken erwähnte.

Ich jedoch lachte nur und sagte dann: „Ich würde gerne die Escargots probieren, du auch, Niall?"

„Klar, ist ja sowieso nur die Vorspeise. Wenn sie nicht schmecken, gibt es ja noch das Hauptgericht und den Nachtisch."

Liam rollte nun seine braunen Augen. „Du bist so unglaublich verfressen, Niall!"

Bevor mein Freund etwas darauf entgegnen konnte, brachte der Kellner die Getränke und fragte sogleich, ob wir bereit seien, die Essensbestellungen aufzugeben. Da alle nickten, durfte El beginnen, weil sie schon alles ausgewählt hatte, während Harry noch ein wenig unschlüssig in die Karte blickte.

Wir bemühten uns natürlich, die Dinge korrekt auszusprechen und zeigten zur Sicherheit nochmals auf die Karte, damit der nette Herr auch verstand, was wir speisen wollten. Auch Harry konnte sich dann noch entscheiden, er wählte schlicht und ergreifend ein Steak, medium gebraten, mit Kräuterbutter, gedünstetem Gemüse und Kroketten. Nachdem alle ihre Bestellung aufgegeben hatten, verschwand der Kellner wieder, worauf wir unsere Unterhaltung fortsetzten. Eigentlich ging es nur darum, welche Sehenswürdigkeiten wir noch anschauen wollten und da diese Reise mein Geschenk war, durfte ich auch alles bestimmen, was ich ziemlich toll fand.

„Ich möchte unbedingt Notre Dame sehen, den Arc de Triumph und natürlich den Eiffelturm", kam es enthusiastisch von mir.

„Das kriegen wir hin", meinte Perrie zuversichtlich, bevor sie einen großen Schluck von ihrer Cola nahm.

Niall macht mich sogleich darauf aufmerksam, dass der Eiffelturm in der Nähe unseres Hotels befand und wir diesen somit zum Schluss anschauen würden. Dieser Vorschlag gefiel mir ausgezeichnet, aber zunächst ging es nun darum, das leckere Essen zu genießen, welches gerade serviert wurde. Bevor ich mich den Schnecken in ihren Häusern zuwenden konnte, gab Zayn einen leicht angeekelten Laut von sich.

„Ich wollte doch Schnitzel, und keine Schnecken!", beklagte er sich.

„Monsieur, Sie haben Escargots bestellt", klärte der Kellner ihn auf.

„Ja, eben, ich habe Schnitzel bestellt!", ereiferte sich Zayn, der sofort von Niall unterbrochen wurde.

„Du Pappnase, ich habe es vorhin groß und breit erklärt. Escargots sind die Schnecken und Escalope sind die Schnitzel!"

Alle am Tisch brachen nun in lautes Gelächter aus, außer Zayn, der das Ganze nicht witzig finden konnte. Schließlich ließ Niall sich Zayns Schneckenportion über den Tisch reichen und bestellte dann ein Schnitzel für seinen Freund, damit dieser nicht verhungern musste. Ich wurde natürlich von Niall mit den Schnecken gefüttert, wobei wir hin und wieder lachen mussten. Eine nach der anderen holte er geschickt mit der dazugehörigen Zange aus den Schneckenhäusern hervor, bis wir alle vertilgt hatten.

Nach dem überaus leckeren Essen setzten wir unsere Sight-Seeing-Tour durch Paris fort, und zwar genau in der Reihenfolge, die ich vorgeschlagen hatte. Zuerst kam die große, berühmte Kirche Notre Dame, an die Reihe. Ich freute mich wie ein kleines Kind, als ich endlich davor stand und war erst recht angetan vom Inneren der mächtigen Kathedrale. Wir schossen unzählige Fotos an diesem Tag, für die meisten war jedoch Niall verantwortlich, der auch einige Selfies von uns beiden fabrizierte.

Paris war noch viel schöner, als ich es mir jemals vorgestellt hatte. Auch der Arc de Triumph und die Champs Elysees wirkten auf mich mehr als nur beeindruckend.

Immer wieder sagte ich: „Diese Stadt ist so toll! Danke für das schöne Geschenk, Niall!"

Dann fiel ich ihm um den Hals und küsste ihn ausgiebig, was er natürlich erwiderte. Wir konnten es nicht verhindern, dass wir von einigen Passanten, die uns wohl erkannten, fotografiert wurden, doch in Anbetracht der Tatsache, dass wir unsere Beziehung sowieso öffentlich machen wollten, störte es uns nicht.

„Jetzt sind uns die Schlagzeilen sicher", meinte Niall grinsend, bevor er mich erneut zärtlich küsste.

Ich genoss es so sehr, all das mit ihm zu erleben, in der Stadt der Liebe umherzustreifen, so, wie ich es mir immer mit jemandem vorgestellt hatte, den ich wirklich liebte. Auch Niall schien sich danach zu sehnen, mich in seinen Armen halten zu dürfen, wann immer es ihm beliebte. Da es zunehmend kälter wurde und die Sonne langsam am Horizont verschwand, hatte ich auch gar nichts dagegen einzuwenden, dass er ständig auf Tuchfühlung ging. Als er allerdings in mein Ohr flüsterte: „Den Eiffelturm heben wir uns für morgen auf", wollte ich protestieren, doch bevor ich dazu kam, legte er seine Lippen sanft auf meine.

Genießerisch schloss ich meine Augen, um mich ganz den Gefühlen hinzugeben, welche durch meinen Körper und durch meine Seele flossen. Paris war die Stadt der Liebe, ich konnte es deutlich spüren.

„Der Eiffelturm liegt echt ganz nahe an unserem Hotel und wir haben morgen den ganzen Tag lang Zeit, ihn anzuschauen", wisperte Niall, nachdem er den Kuss unterbrochen hatte.

Schließlich erklärte ich mich mit diesem Vorschlag einverstanden, denn meine Füße wurden langsam kalt, obwohl ich Winterschuhe trug. Den anderen erging es nicht besser und so beschlossen wir, in Richtung Hotel zu fahren, und unterwegs etwas zu Abend zu essen. Auf einen Abstecher ins Restaurant des Fünf-Sterne-Hotels, welches man nur in formeller Kleidung besuchen durfte, hatte keiner von uns Lust.

Wir landeten in einem Steakhouse, das keine Schnecken auf der Speisekarte anbot, was Zayn immens freute. Somit war ausgeschlossen, dass er sich wieder das falsche Gericht bestellte, obwohl er dies nach der Erfahrung von heute bestimmt gelernt hatte. Dieses Mal ging auch alles gut bei der Essensbestellung und jeder war zufrieden. Da das Steakhouse nicht allzu weit weg von unserem Hotel lag, beschlossen wir, uns noch ein wenig die Füße zu vertreten, und zu laufen, anstatt die Bahn oder ein Taxi zu nehmen. Unser Fußmarsch dauerte zwar nur zehn Minuten, doch wir waren inzwischen wieder so durchgefroren, dass Harry vorschlug, noch einen Abstecher in die Hotelbar zu machen, was von allen begrüßt wurde.

Gegen ein Glas Alkohol hatte ich jetzt nichts einzuwenden, im Gegenteil, es würde mich ein wenig aufwärmen, obwohl Niall das ja auch tat. In der Bar angekommen, wählte ich einen Bacardi Cola, dieser enthielt zum Glück nicht viel Alkohol, gerade die richtige Menge, um mich aufzuwärmen. Auch Niall trank nur ein Bier, aber der Rest schlug mächtig zu. Auf einem Barhocker sitzend, beobachtete ich grinsend, wie die anderen ihre Cocktails schlürften und wie Zayn und Harry die harten Sachen binnen kürzester Zeit abschütteten. Ich hätte es genauso tun können, doch etwas hielt mich an diesem Abend zurück, es war ein Gefühl, das aus meinem Bauch herauskam und das mir sagte, dass dies kein guter Zeitpunkt sei, um sich zu betrinken. Niall sah das wohl genauso, denn er flüsterte mir plötzlich ins Ohr: „Möchtest du nach oben gehen?"

Seine Hände streichelten über meine Oberschenkel, was ein Kribbeln in meinem Bauch auslöste. Ich kannte die Antwort darauf und ich brauchte ihm diese nicht einmal mit Worten mitzuteilen. Es genügte vollauf, dass wir uns in die Augen schauten.

„Na, dann komm", flüsterte er und küsste mich zärtlich auf die Schläfe.

„Gute Nacht, wir gehen dann mal schlafen", verabschiedete ich mich von unseren Freunden, die uns zuwinkten, als wir die Bar verließen.

Hand in Hand betraten wir kurze Zeit später unser Zimmer, welches im sechsten Stock lag. Dabei fiel mir auf, dass ich noch nicht einmal zum Fenster hinausgeschaut hatte, um unseren Ausblick zu begutachten. Dies holte ich nun nach, indem ich die Vorhänge ein Stück auseinander zog, um vor Überraschung einen kleinen Schrei auszustoßen.

Ich schaute direkt auf den beleuchteten Eiffelturm. Wie sehr hatte ich mir das immer gewünscht! In Paris in einem Hotelzimmer zu sein, dessen Blick zu diesem Turm führte, mit jemandem, den ich liebte. So wie Niall, der gerade hinter mir stand und leise sagte: „Das war meine Überraschung für den heutigen Abend. Ich wollte, dass du ihn von dieser Perspektive aus zum ersten Mal siehst."

„Die ist dir voll gelungen."

Tränen der Rührung stiegen in meinen Augen auf, während Nialls Hände sich sanft auf meine Hüften legten. Langsam lehnte ich mich zurück, spürte seinen Körper ganz nah an meinem und wollte nichts anderes, als im noch näher zu sein. In jenem Moment wusste ich, dass ich mit ihm schlafen wollte. Ich war bereit, seine Zärtlichkeiten erfahren zu wollen und ihm alles von mir zu geben. Mein Atem ging rascher, als ich seine Lippen fühlte, die nun ihren Weg an meinem Hals entlang antraten. Es tat so unglaublich gut und machte mich fast wahnsinnig.

„Niall", stöhnte ich leise.

„Was, mein Engel?"

Seine Stimme klang so rau, so sexy, dass ich ihm am liebsten die Kleider vom Leib gerissen hätte. Doch das war unromantisch, außerdem wollte ich es langsam angehen lassen. Ich wollte jede einzelne Sekunde unseres Zusammenseins genießen, die davor, die danach und vor allem die dazwischen.

Niall spürte wohl ziemlich genau, was in mir vorging, als unsere Zungen miteinander spielten, denn ich presste meinen Körper immer stärker an seinen. Ohne ein Wort zu sagen, unterbrach er plötzlich den Kuss, hob mich vorsichtig hoch und trug mich die wenigen Schritte bis zu unserem Bett. Mein Herz klopfte schneller, als er mir langsam das T-Shirt über den Kopf zog und sich anschließend am Reißverschluss meiner Jeans zu schaffen machte. Auch ich konnte es nicht erwarten, ihn endlich auszuziehen, meine Hände über seinen perfekten Körper gleiten zu lassen und zu spüren, wie sehr er mich begehrte.

Seine Zärtlichkeit, mit welcher er meinen Körper verwöhnte, haute mich fast um. Die Vorstellung, dass nur Frauen so gefühlvoll sein konnten, hatte ich längst hinter mir gelassen. Ich wusste, dass mein Freund das ebenso gut, wenn nicht noch besser zu tun vermochte. Sekunden wurden zu Minuten, als seine Lippen meine Haut berührten, überall, an meinem ganzen Körper. Sie schienen alles aus mir heraus zu kitzeln, jede Emotion, jedes Zittern.

Ein leises Stöhnen entwich meiner Kehle, als seine Lippen sich meinen Hüftknochen zuwandten, eine Region, die immer hefig auf diese Art der Berührungen reagierte. Ein Hitzeschwall schoss durch meine Adern, während meine Atmung beschleunigte.

„Niall", leise keuchte ich seinen Namen, worauf er seinen Kopf hob, um in meine Augen zu schauen.

Sein Blick drückte so viel Liebe, aber auch eine gewisse Begierde aus, dass ich es fast nicht mehr aushielt. Als sein Gesicht sich schließlich wieder über meinem befand, wisperte ich nur: „Schlaf mit mir."

Der nunmehr heiße Ausdruck seiner blauen Augen ließ mich fast explodieren. Ich wollte ihn unbedingt! Ich hatte noch nie jemanden so sehr gewollt, wie ihn, genau jetzt, genau hier. Das nächste, was ich spürte, waren seine zärtlichen Hände, welche die Innenseiten meiner Oberschenkel streichelten, ganz behutsam, als wolle er mir nicht wehtun. Ich wusste, er würde genauso mit mir umgehen, wenn unsere Körper sich gleich vereinen würden.

„Angel", seine Hand streichelte plötzlich sanft über meine Wange und bewirkte, dass ich ihm erneut in die Augen schaute.

Sein Blick löste ein unglaubliches Vertrauen in meinem Innersten aus, ich antwortete nicht, ich erwiderte diesen nur, denn ich spürte, dass er gleich noch etwas sagen würde. Seine leise Stimme, welche ich Sekunden später vernahm, ließ mich fast durchdrehen.

„Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde ganz vorsichtig sein, so, als ob es dein erstes Mal wäre."

Das Flüstern und die Wahl seiner Worte erzeugten eine wohlige Wärme in mir, die jedoch recht schnell zu einem lodernden Feuer wurde.

„Ich habe keine Angst", wisperte ich leise, während mein Körper sich darauf vorbereitete, ihn gleich in mir zu spüren.

Er war sanft, zärtlich und gefühlvoll, als er in mich eindrang, nichts von alledem, was ich über den Sex mit Männern wusste, wiederholte sich. Niall ließ sich Zeit, oder besser gesagt, uns beiden Zeit, um den perfekten Moment abzuwarten, an dem ich bereit war, ihm alles zu geben.

Erst dann wurden seine Bewegungen schneller, heftiger und fordernder, doch genau das brauchte ich in jenem Moment. Es gab nichts, was diesen Augenblick hätte schöner machen können, es war, als ob er alles aus mir herausholte. Meine Wünsche, Sehnsüchte, Liebe, Leidenschaft und die grenzenlose Bereitschaft, sich ihm hinzugeben. All das erlebte ich in dieser wundervollen Nacht, in der unsere Körper sich zum ersten Mal vereinten.

Als wir später total ausgepumpt und verschwitzt eng aneinander gekuschelt im Bett lagen, küsste er mich zärtlich auf die Stirn.

„Geht es dir gut, mein Engel?", fragte er leise.

„Ja", hauchte ich und stützte mich nun ein wenig ab, damit ich in seine Augen schauen konnte.

„Warum konntest du nicht der erste Mann sein, mit dem ich geschlafen habe? Dann wäre ich vermutlich nie auf die Idee gekommen, dass ich lesbisch sein könnte", sagte ich mit einem kleinen Seufzen.

„Ganz einfach, weil wir uns erst jetzt über den Weg laufen sollten", erwiderte Niall und drückte seine Lippen sanft gegen meine.

Erneut ließ ich mich in seine Arme sinken und war binnen weniger Minuten eingeschlafen.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, saß Niall, mit seinem Handy in der Hand, neben mir im Bett. Sein breites Grinsen ließ erahnen, dass er gleich etwas von sich geben würde und dann kam es auch schon.

„Guten Morgen, Angel, möchtest du die neuesten Schlagzeilen lesen?"

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Ein kleiner Cliffhanger zum Schluss durfte ja nicht fehlen! :D

Da Addiction ja eine alte Story ist, kommt heute ein Update, obwohl ich eigentlich Black Ice hochladen wollte. Sorry, ich habe es nicht geschafft, das Kapitel fertig zu schreiben.

LG, Ambi xxx

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