23. Overreaction
Nialls Kopf ging ruckartig in die Höhe, nachdem er den Kuss unterbrochen hatte, was mich total erschrecken ließ. Ich befürchtete nun das Schlimmste, nämlich, dass er mächtig sauer reagieren würde.
„Es tut mir so leid", flüsterte ich und schlug meine Hände vor das Gesicht.
Dann hörte ich ein kurzes Glucksen, welches mich dazu animierte, die Hände wieder nach unten zu nehmen und Niall anzuschauen. Er versuchte so gut es ging, sich das Lachen zu verbeißen aber irgendwann verlor er die Kontrolle und lachte so laut, dass ich gar nicht anders konnte, als mit einzustimmen.
„Der Geier ist die Krönung!", japste er und wischte sich gleichzeitig die Tränen aus den Augen. „Ich kann echt nicht mehr! Du könntest ihn im Fernsehen anmelden, weißt du das?"
Darüber hatte ich, ehrlich gesagt, noch nie nachgedacht.
„Na ja, wenn es in Triggers Club nicht mehr läuft, könnten wir darüber reden", kam es grinsend von mir, worauf Niall erneut auflachte.
„Das wird aber nicht passieren", meinte er.
Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, als seine Lippen sich plötzlich verlangend auf meine legten. Das dadurch ausgelöste Kribbeln in meinem Bauch wurde beinahe unerträglich, ich konnte nicht mehr klar denken und ließ meine Finger durch sein weiches Haar gleiten, was ihm zu gefallen schien. Jedenfalls gab er ein Geräusch von sich, das an das Schnurren einer Katze erinnerte, die sich total wohl fühlte. Während unsere Zungen heftig miteinander spielten, glitten seine Hände langsam unter mein Shirt und suchten das Bauchnabelpiercing, welches dann zärtlich von seinen Fingern umkreist wurde. Warum nur tat es immer so verdammt gut, was er mit mir anstellte?
Mit geschlossenen Augen gab ich mich ganz meinen Gefühlen hin, die mich in ein Terrain wandern ließen, das ich noch nie mit einem Mann betreten hatte, zumindest nicht, was diese Gefühle anging. Ich war süchtig nach seinen Berührungen, seinen Küssen, einfach nach allem, was er mir gab. Er ließ mich alles vergessen, was sich um mich herum befand, Zeit, Raum und den Umstand, dass ich heute nicht ewig herumtrödeln durfte. Doch noch blieben uns einige Stunden, die wir miteinander verbringen konnten, bevor ich mich für die Arbeit fertig machen musste. Und diese Zeit wollte ich auf jeden Fall nutzen.
Jede Sekunde schien so kostbar zu sein, wie er selbst. Nie zuvor war mir bewusst gewesen, dass es einen Mann geben könnte, der mich, und vor allem meine Empfindungen, unter Kontrolle hatte. Niall gelang dies, ohne sich groß anzustrengen. Nur das sanfte Streicheln seiner Finger über meine Haut reichte schon aus, um mich gefühlsmäßig auf ein Level zu bringen, wie ich es mir nie hätte erträumen können. Es fiel mir schwer, meine Atmung zu kontrollieren und als Niall unseren heißen Kuss unterbrach, schnappte ich gierig nach Luft, um kurz darauf meinen Kopf in seinen Nacken zu legen und den himmlischen Duft seines Aftershaves einzuatmen.
Bevor ich wusste, was geschah, hob er mich einfach hoch und trug mich ins Wohnzimmer, wo wir uns auf dem Sofa niederließen. Langsam ließ ich meinen Kopf in das große Kissen gleiten, welches am rechten Ende der Couch lag, während ich den Blick aus seinen blauen Augen auffing, der ohne Unterbrechung auf mir ruhte, als sein Gesicht dem meinen immer näher kam. Sekunden später lagen unsere Lippen erneut aufeinander, so als könnten sie sich nicht voneinander trennen.
Niall presste seinen Körper sanft gegen meinen, ich spürte seine Muskeln und hatte gleichzeitig den Wunsch, ihm alle Kleider vom Leib reißen zu wollen. Während Niall den Kuss vertiefte, machten sich meine Finger an seinem T-Shirt zu schaffen und zogen es ein gutes Stück nach oben. Als er meine Absicht erkannte, unterbrach er kurz den Kuss, um sich das Shirt schließlich eigenhändig über den Kopf zu ziehen.
Meine Augen wanderten nun über seinen gut gebauten Oberkörper, er war einfach ein Leckerbissen! Dann streckte ich meine Arme aus, so dass meine Hände sein Brusthaar erreichen konnten, in das ich ganz vernarrt war. Nialls Gesicht entwich ein leichtes Grinsen, als meine Finger zärtlich über das Brusthaar streiften. Ich fand es unglaublich sexy an ihm, es war so schlimm, dass sich alles in meinem Bauch heftig und unkontrolliert zusammenzog, so als ob ich kurz vor meinem Höhepunkt stehen würde. Eine Berührung seinerseits an der richtigen Stelle, hätte vermutlich auch dazu geführt.
Langsam ließ ich meine Finger weiter nach unten wandern, in Richtung seines Bauchnabels, unter welchem der Haaransatz begann, der letztendlich in seiner Jeans endete. Nialls Atem ging rascher, als ich meine Fingerspitzen vorsichtig am Bund der Jeans entlangfuhren, um sich dann ein wenig in die Tiefe vorzutasten. Ich wusste gar nicht, woher ich all den Mut nahm, um die Initiative zu ergreifen, doch etwas in meinem Innersten trieb mich regelrecht dazu. Vielleicht wollte ich sehen, wie weit er wirklich gehen würde, wann er die Kontrolle verlor und meinen Körper auf eine Art und Weise vereinnahmen würde, von der ich bisher nur träumen konnte.
„Angel", hörte ich ihn leise mit gequälter Stimme wispern. „Wenn du nicht willst, dass..., dass etwas... passiert... dann solltest du...jetzt aufhören."
Mein triumphierender Gesichtsausdruck bewirkte, dass er nach meinem Handgelenk griff und schließlich meine Hand vorsichtig aus seiner Hose zog. Wie viel Selbstbeherrschung besaß dieser Kerl eigentlich? Jeder andere wäre vermutlich schon über mich hergefallen, doch Niall schien anders zu sein. Und genau das war es, was mich so zu ihm hinzog, weshalb ich nicht von ihm ablassen konnte und warum er mich hätte mit Leichtigkeit verführen können.
In jenem Moment begriff ich, dass unsere Anziehungskraft zueinander durch die unterschiedlichsten Faktoren gesteuert wurde. Es war nicht nur sein Aussehen, das mich so zu ihm hinzog, es war nicht nur seine Zärtlichkeit, die er mir ohne zu zögern gab, es war auch ein Stück seiner Selbstbeherrschung und die Tatsache, dass ich ihm wohl so wichtig war, dass er nichts überstürzen wollte. Dafür war ich ihm unendlich dankbar.
„Niall", flüsterte ich leise, mit einem Blick in seine Augen.
„Ja?"
„Bitte küss mich."
Ich spürte sein Grinsen, als er wahllos zärtliche Küsse über mein komplettes Gesicht verteilte. Meine Finger streichelten schon wieder durch seine Haare, bevor sie seinen Nacken berührten und sich dort ineinander verschränkten. Ich wollte genau diesen Moment zwischen uns genießen, den Augenblick, als unsere Lippen sich erneut zu einem Kuss fanden und unsere Zungen miteinander zu spielen begannen, so als ob sie nie wieder voneinander ablassen wollten.
Unsere Körper pressten sich stärker aneinander, als der Kuss heißer und fordernder wurde. Ich wollte am liebsten in ihn hineinkriechen, ihn nie wieder loslassen und mich einfach von meinen Gefühlen treiben lassen. Obwohl ich meine Augen geschlossen hielt, konnte ich sein Gesicht deutlich vor mir sehen. Die blauen, unergründlichen Augen, sein Blick der so sexy wirkte, dass ich fast dahinschmolz, sein schelmisches Grinsen, mit dem er mich immer bedachte und seine wunderschönen Lippen, die einen enormen Suchtfaktor für mich aufwiesen. Ich hätte stundenlang so weitermachen können, doch plötzlich störte das Läuten der Türglocke diesen magischen Moment.
Seufzend und gleichzeitig ein wenig genervt, lösten wir uns schließlich voneinander, bevor Niall fragte: „Wer ist das denn jetzt? Erwartest du noch Besuch?"
Meine leicht verwunderte Antwort erfolgte sofort: „Nicht, dass ich wüsste. Ich habe keine Ahnung, wer das sein könnte."
Nachdem ich mich widerwillig vom Sofa erhoben hatte, ging ich auf die Eingangstür zu, um die Sprechanlage zu benutzen. Zu meiner großen Überraschung vernahm ich die Stimme meines besten Freundes.
„Hi, Angel, ist alles ok?"
„Was?!"
„Du gehst nicht an dein Handy, ich habe mindestens schon zwanzigmal versucht anzurufen und da habe ich mir eben Sorgen gemacht", kam es von Louis.
Mit einer fahrigen Bewegung fuhr ich mir durch das lange Haar, bevor ich einfach den Türöffner betätigte. Jetzt war sowieso alles zu spät. Niall und ich waren gestört worden, unabsichtlich oder nicht, das spielte keine Rolle, denn diese einzigartige Stimmung würde sich im Moment nicht mehr herstellen lassen. Somit konnte ich Louis getrost in meine Wohnung bitten, vielleicht auch, um ihm ein schlechtes Gewissen zu verschaffen, obwohl er das gar nicht verdient hatte. Er wusste nicht, dass Niall mich heute besuchen würde, außerdem rührte mich seine Fürsorge mal wieder fast zu Tränen.
„Es ist Louis", raunte ich Niall, der nun auf mich zukam, über die Schulter zu.
Der Ire zog erstaunt seine Augenbrauen nach oben. „Louis?! Was will er denn hier?"
„Mich besuchen, er dachte, es sei irgendwas passiert, weil ich nicht an mein Handy gegangen bin", erklärte ich, bevor Louis Schritte deutlich im Treppenhaus zu vernehmen waren.
„Nein, oder?", waren seine ersten Worte, als er Niall neben mir erblickte.
„Ja, doch", gab der Ire kontra, als die beiden sich mit einem Handschlag begrüßten.
„Ähm", Louis kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Das ist mir jetzt peinlich, dass ich euch gestört habe."
„Kein Problem", murmelte ich und umarmte ihn dann herzlich.
„Soll ich wieder gehen?"
„Quatsch", kam es sofort von Niall, der seinen Freund nun endgültig in die Wohnung zog.
Kurze Zeit später saßen wir zu dritt am Küchentisch und genehmigten uns die zweite Runde Kaffee. Dabei entging Louis nicht, dass Niall und ich unsere Hände hielten, was er mit einem leichten Grinsen quittierte.
„Ich bin froh, dass alles gut ist zwischen euch", meinte er zufrieden.
„Ja, wir sind dir auch sehr dankbar für deine Initiative", erklärte Niall, bevor er an seinem Kaffee nippte.
„Dann war euer Date also mehr als erfolgreich", bemerkte Louis lächelnd, was von uns beiden mit einem klaren „Und ob!", bestätigt wurde.
Niall und ich sagten das fast gleichzeitig, was uns zum Lachen animierte.
„Fein, dann werde ich wieder abzischen. Ich muss noch Einkaufen fahren", sagte Louis nun.
„Niall, was machst du heute Abend?", wollte er dann von seinem Freund wissen.
„Ich besuche Angel im Club."
„Ah das ist cool! El und ich könnten eigentlich auch mitgehen, oder?"
„Klar, dann wird mir nicht so langweilig, wenn Angel noch auf der Plattform steht", kam es prompt von Niall, worauf ich ihn leicht in die Seite zwickte.
Bevor Louis sich jedoch endgültig verabschieden wollte, meldete sich Angus zu Wort.
„Louuuuuuuuuiiiiiiiiiiis!", schrie er mehrmals hintereinander.
„Ups, ich muss noch deinen Papagei begrüßen, hast du eine Erdbeere?", kam es von meinem besten Freund.
„Ja, klar."
Zu dritt suchten wir das Wohnzimmer auf, wo Angus bereits ungeduldig auf seiner Stange saß. Es wunderte mich wirklich, dass er sich so ruhig verhalten hatte, als ich mit Niall auf dem Sofa lag, aber vermutlich war er so sauer gewesen, dass er keine Lust zu reden oder zu singen verspürte.
Niall beobachtete deprimiert, wie Louis meinen Papagei mit einer Erdbeere fütterte, welche Angus ganz vorsichtig in seinen Schnabel nahm.
„Ich wünschte, ich könnte das auch", seufzte er, worauf Louis erstaunt sagte: „Das ist doch ganz einfach, du hältst deine Hand hin und..."
Weiter kam er nicht, denn Niall zeigte ihm nun seinen lädierten Zeigefinger.
„Der Geier hat mich gebissen!"
„Oh, dann musst du es wohl verdient haben!", lautete Louis Aussage.
„Ja, hat er, zumindest in Angus' Augen. Niall hat alle seine Erdbeeren verspeist", erklärte ich grinsend.
Louis begann schallend zu lachen. „Tja, Nialler", sagte er schelmisch dreinblickend, „ich kann den Vogel wirklich verstehen."
Nach diesen Worten verabschiedete er sich wirklich von uns und verschwand schleunigst nach draußen. Auch Niall hielt sich nicht mehr allzu lange in meiner Wohnung auf. Allerdings würden wir uns in einigen Stunden im Club begegnen, worauf ich mich schon wahnsinnig freute.
Nachdem wir uns mit einem innigen Kuss verabschiedet hatten, kehrte ich mit klopfendem Herzen ins Wohnzimmer zurück. Als mein Blick auf das Sofa fiel, wurde mir schon wieder heiß. Was wäre passierte, wenn Louis nicht unangemeldet hier aufgekreuzt wäre? Hätten wir uns wirklich unter Kontrolle gehabt oder wären wir noch weiter gegangen, als in jener Nacht nach der Party? Eigentlich wollte ich gar nicht darüber nachdenken, sondern nur von den heißen Küssen zehren, die wir ausgetauscht hatten.
Mit diesem Gedanken in meinem Kopf betrat ich kurze Zeit später das Badezimmer, um eine Dusche zu nehmen. Schließlich musste ich heute pünktlich im Club sein, um den Gästen auf der Tanzfläche einzuheizen.
Dies tat ich wenige Stunden später bereits mit vollem Elan und guter Laune, denn Niall war bereits im Club aufgetaucht, dies hatte ich vom Podium aus sehen können. Wir winkten uns zu, bevor er in Richtung Bar ging. Kurz danach tauchten Louis und El auf und später erblickte ich sogar alle drei auf der Tanzfläche.
Mit einem Lächeln im Gesicht verrichtete ich an diesem Abend meine Arbeit, wobei ich es kaum erwarten konnte, später das Podium verlassen zu können. Doch irgendwie schien Trigger ein Herz für mich zu haben, denn er schickte Niall zwischendurch nach oben, der mir den obligatorischen Kirschsaft mit Eiswürfeln und Pfefferminzblättern servieren durfte. Als er plötzlich vor mir stand und ich in seine Augen schaute, schlug mein Herz schon wieder schneller.
„Hi, mein Engel." Er grinste mich so süß an, dass ich beinahe dahinschmolz.
„Hi, Niall."
Ich drehte dem Publikum meinen Rücken zu und formte kurz einen Kussmund in Nialls Richtung, der das mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis nahm. Dann stellte er das Glas vorsichtig auf dem kleinen Beistelltisch ab, bevor er mich kurz umarmte. Mehr war in der Öffentlichkeit noch nicht drin, das kannte ich bereits. Doch die Gäste konnten nicht sehen, dass seine Hände lässig auf meinen Hüften lagen, während ich die Musik auflegte. Es tat so gut, ihn so nah bei mir zu haben, am liebsten hätte ich den ganzen Kram hingeschmissen und den Feierabend eingeläutet, doch Trigger hätte mich wahrscheinlich gevierteilt, wenn ich es gewagt hätte, ihm diesen Vorschlag zu unterbreiten.
So genoss ich wenigstens die Zeit mit Niall im Podium, das war immerhin besser als nichts. Er versorgte mich mit Getränken und als er schließlich nach geraumer Zeit mit einem Erdbeer-Caipirinha vor mir stand, wusste ich, dass meine große Pause vor dem Endspurt anstand. Zu zweit stolperten wir die Wendeltreppe nach unten, doch bevor ich Louis und El begrüßte, zog ich Niall schnell in einen dunklen Gang, wo wir uns ausgiebig mit einem Kuss begrüßten.
„Ich hab dich vermisst, Angel", flüsterte er.
„Ich dich auch."
Als seine Hand sanft über mein Gesicht streichelte, fühlte ich mich unendlich geborgen. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, über dem Boden zu schweben, während die Schmetterlinge in meinem Bauch munter empor flogen. Wir verweilten einige Minuten in dem dunkeln Gang, bevor wir Louis und El an der Bar Gesellschaft leisteten. Es wurde ziemlich lustig, vor allem als Trigger sich noch zu uns gesellte. Als er die Jungs zu einem Drink einladen wollte, lehnte sie jedoch ab, mit der Begründung, dass sie Morgen um acht Uhr auf der Matte stehen mussten. Manchmal beneidete ich sie nicht um ihre Arbeitszeiten und vor allem nicht um das Arbeitspensum.
„Uns stehen jetzt drei stressige Tag bevor aber ich schaue auf jeden Fall am Samstagabend hier vorbei, wenn wir alles hinter uns gebracht haben", klärte Niall mich auf.
„Das wäre schön", erwiderte ich. „Sehen wir uns in den nächsten beiden Tagen denn gar nicht?", fragte ich nochmals nach, worauf er geknickt den Kopf schüttelte.
„Das ist schade aber nicht zu ändern", seufzte ich.
Ich war vernünftig genug, um einzusehen, dass die Jungs hart arbeiten mussten, auch wenn sie sich nicht gerade auf Tour befanden.
„Aber nächste Woche habe ich mehr Zeit für dich", flüsterte Niall mir ins Ohr.
Als sein Atem meine Haut streifte, begann ich innerlich zu zittern. Ich wollte nichts mehr, als seine Lippen auf meinen zu spüren, doch im Moment war dies in der Öffentlichkeit nicht möglich. Wir standen ganz am Anfang unserer Beziehung, es wäre verfrüht gewesen, den Fans und der Presse davon zu berichten. So begnügte ich mich mit seiner Anwesenheit und den Blicken, die wir uns zuwarfen.
Als der Club um drei Uhr seine Pforten schloss, wartete Niall brav neben Trigger an der Bar, bis ich die Stufen nach unten gelaufen kam. Wir verabschiedeten uns sofort von meinem Boss und suchten ohne Umweg Nialls Wagen auf, der nicht weit vom Club entfernt parkte. Da er nichts getrunken hatte, war er auch in der Lage, mich nach Hause zu fahren. Ich genoss diese Fahrt wirklich sehr, doch leider ging sie viel zu schnell vorüber. Nachdem Niall den Wagen geparkt hatte, begleitete er mich noch bis zu meiner Wohnungstür, wo wir uns liebevoll voneinander verabschiedeten. Sein Kuss fühlte sich so zärtlich und gleichzeitig so verlangend an, dass mir ganz schwindelig wurde.
„Es tut mir leid, Angel", flüsterte er, „ich muss um sieben Uhr aufstehen aber nächste Woche verbringen wir mehr Zeit miteinander, versprochen."
„Ich bin dir doch nicht böse, Niall", wisperte ich zurück. „Ich verstehe das vollkommen. Die Arbeit geht immer vor."
Langsam streichelte seine Hand über meine Wange, als er leise sagte: „Ich wünschte manchmal, es wäre nicht so stressig."
Dann hauchte er einen Kuss auf meine Lippen.
„Schlaf schön, Angel. Wir telefonieren miteinander und am Samstag schaue ich im Club vorbei."
Die nächsten beiden Tage gestalteten sich recht eintönig für mich, da Niall und auch der Rest der Gruppe mir wirklich fehlten. Wir telefonierten und skypten zwar mehrmals täglich, doch das konnte nicht das Gefühl ersetzen, welches sich in mir ausbreitete, wenn Niall mich umarmte oder küsste. Ich wollte es nicht mehr missen und freute mich wahnsinnig auf den Samstagabend. Er hatte mir versprochen, gegen zwölf Uhr im Club zu sein, denn die Jungs mussten vorher noch einen Auftritt in einer TV Show absolvieren.
Obwohl mich die Musik immer gut ablenken konnte, zog sich der Samstag im Club wie Kaugummi dahin. Ungeduldig wartete ich darauf, dass es endlich zwölf Uhr werden würde, damit ich den blonden Iren endlich sehen konnte. Das Glück schien ganz auf meiner Seite zu stehen, denn Niall tauchte noch weit vor Mitternacht im Club auf. Als ich ihn erblickte, stellte ich kurzerhand auf die automatische Playlist um, um dann so schnell wie möglich aus dem Podium zu verschwinden. Ich rannte förmlich die Treppe nach unten, wo er bereits auf mich wartete. Sekunden später zog ich ihn in den dunklen Gang, welcher zu Triggers Büro führte. Unsere Begrüßung war wild, innig, heiß und trotzdem liebevoll. Er drückte mich leicht gegen die Wand, während meine Hände durch sein Haar glitten. Als ich den sanften Druck seiner Zunge gegen meine Lippen fühlte, öffnete ich den Mund, um Sekunden später seine Liebkosungen zu spüren.
„Ich hab dich so vermisst", flüsterte Niall mir ins Ohr, nachdem seine Lippen sich nach einer gefühlten Ewigkeit von meinen lösten.
„Ich dich auch."
Trotz der Dunkelheit konnte ich das Glitzern in seinen blauen Augen sehen, die so sehr strahlten, dass mir ganz warm ums Herz wurde. Dies ließ mich realisieren, wie heftig ich mich in ihn verliebt hatte, ich war regelrecht süchtig nach ihm. Doch wir konnten leider nicht ewig in diesem Gang stehenbleiben, da ich meine Arbeit als DJ wieder aufnehmen musste.
„Ich bringe dir nachher deinen Cocktail nach oben", sagte Niall mit einem Augenzwinkern, als ich ihm Begriff war, die Wendeltreppe nach oben zu steigen.
„Das ist lieb von dir!"
Ich zwinkerte zurück, warf ihm eine Kusshand zu und trat meinen Weg in Richtung Podium an. Ich wusste, dass Niall sich nicht langweilen würde, schließlich kannte er mittlerweile die Mannschaft an der Bar, sowie einige der Bedienungen. Abgesehen davon, würde sich Trigger bestimmt auch ein wenig um ihn kümmern, während ich den Gästen auf der Tanzfläche einheizte. Jetzt, da Niall hier war, schien die Zeit für mich noch langsamer zu vergehen, denn ich wollte einfach nur zu ihm.
Im Moment blieb mir nichts anderes übrig, als die Leute zu beobachten, um meine Ungeduld zu bezähmen. Seufzend griff ich nach dem mit Kirschsaft gefüllten Glas und zog am Strohhalm, als ich jemanden am Rande der Tanzfläche entlang laufen sah. Er schaute jetzt direkt zu mir nach oben und mir blieb fast das Herz stehen, als ich in Chad Masons Augen blickte.
Mir lief es abwechselnd eiskalt und kochend heiß den Rücken hinunter! Ich hatte vollkommen vergessen, dass ich Chad vor einigen Tagen eingeladen hatte, mich hier im Club zu besuchen! Was sollte ich nun tun? Ich konnte ihn wohl schlecht aus dem Club hinauswerfen oder ihm sagen, dass er gefälligst wieder verschwinden sollte. Doch wenn Niall und er sich über den Weg laufen würden, war die Katastrophe vorprogrammiert.
Fieberhaft überlegte ich, was ich das wohl verhindern könnte und schaltete dann kurzerhand die automatische Playlist ein, bevor ich das Podium erneut verließ. Mein Herz raste, als ich die Treppe nach unten lief, um nach Niall Ausschau zu halten. Ich fand ihn schließlich an der Bar, mit einem Cocktail in der Hand. Als er mich erblickte, begann er zu lächeln. Wie in Trance ging ich auf ihn zu, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass von Chad nichts zu sehen war. Doch meine Hoffnungen, dass seine und Nialls Wege sich nicht kreuzen würden, wurden eine Minute später zunichte gemacht. Gerade als Niall einen Arm um meine Schulter gelegt hatte, hörte ich ihn sagen: „Das glaube ich jetzt nicht!"
Ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass Chad jetzt auf uns zukommen würde. Ich lag absolut richtig mit meiner Vermutung, denn kurze Zeit später vernahm ich seine Stimme.
„Hallo Angel."
Ich schluckte schwer, bevor ich mich zu ihm drehte. „Hallo Chad."
„Was macht der denn hier?" Er zeigte auf Niall, dem nun, wie nicht anders zu erwarten, der Kragen platzte.
„Sag mal, geht's noch? Ich frage mich gerade, was du hier machst!", schnaufte er erbost.
„Das solltest du besser Angel fragen, sie hat mich eingeladen, hierher zu kommen", antwortete Chad wahrheitsgetreu, worauf mir der kalte Schweiß ausbrach.
Wie hatte ich nur so dumm sein können? Andererseits wusste ich es zu jenem Zeitpunkt einfach nicht besser. Ich hatte nicht ahnen können, dass Niall und ich kurzfristig ein Paar sein würden, weil sich unsere Streitereien als ein großes Missverständnis herausgestellt hatten. Nun musste ich das irgendwie hinbiegen, doch das war nicht so einfach. Niall begann kurz zu lachen und sagte dann: „Angel ist meine Freundin, warum in alles in der Welt sollte sie dich dazu auffordern, in diesen Club zu kommen? Träum weiter, Chad!"
Bevor ich es richtig realisierte, packte Chad Nialls freien Arm und blökte ärgerlich: „Dann frag sie doch selbst! Frag sie, ob sie mich eingeladen hat!"
Als Nialls Augen in meine schauten, bevor er sie Frage: „Stimmt das?", stellte, wurde mir richtig übel.
Ich hätte ihn anlügen können, ich wusste, dass er mir geglaubt hätte, aber das wollte ich nicht. Ehrlichkeit war für mich eines der wichtigsten Dinge in einer Beziehung und so sagte ich mit leicht zittriger Stimme: „Niall, ich kann dir das alles erklären. Ich..., es..."
„Hast du ihn eingeladen oder nicht?"
Seine Stimme wirkte dumpf und ein wenig angepisst.
„Ja", war alles, was ich hervorbrachte.
Nun atmete Niall tief durch, schaute zu Chad und dann zu mir, bevor er laut und deutlich sagte: „Ok, Angel, du kannst es dir aussuchen. Entweder er geht, oder ich gehe."
Der Druck, der auf mir lastete, war plötzlich so riesengroß, dass ich keinen anderen Ausweg sah, als das zu tun, was ich nun durchziehen würde, denn ich war nicht dazu befugt, Chad aus dem Club zu werfen und freiwillig würde er diesen ganz sicher nicht verlassen.
„Weißt du was? Ich gehe!"
Nachdem ich Niall diese Worte an den Knopf geknallt hatte, lief ich einfach davon in Richtung Ausgang.
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Ich weiß, ich habe mal wieder alles ruiniert! :D Aber so bleibt es wenigstens spannend!
Wie denkt ihr, wird es nun weitergehen?
Danke für die vielen Votes und Kommis zum letzten Kapitel.
LG, Ambi xxx
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