13. Little Black Dress
Ich hatte wirklich das Gefühl, dass mich alle anschauten und versuchte, meine Augen auf einen Punkt zu fixieren, um meine Unsicherheit zu überwinden. Als ich diesen jedoch fand, brachte dies meine Beine zum Zittern.
Es waren Nialls blaue Augen, die dieses Gefühl auslösten und die wie gebannt in meine Richtung schauten. Er konnte seinen Blick nicht von mir nehmen, den ich ohne zu zögern erwiderte, denn er gab mir in diesem Moment einfach die Möglichkeit, alles um mich herum auszublenden.
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich bemerkte, wie fasziniert er von meiner Erscheinung zu sein schien und so ging ich langsam auf ihn zu. Ob die Blicke der anderen Gäste nun auf mir lagen oder nicht, nahm ich gar nicht mehr wahr.
„Angel!"
Niall streckte seine Hand aus, als ich mich in seiner Reichweite befand, um mich näher an sich heranzuziehen. Wir schauten uns direkt in die Augen, was schon wieder ein aufgeregtes Flattern in meiner Magengegend herauf beschwor. Die Worte, die nun über seine Lippen kamen, brachten mein Herz zum Rasen.
„Du siehst so umwerfend aus, dass ich es kaum aushalten kann."
Wenn das kein Kompliment war! Natürlich errötete ich heftig, doch das interessierte mich im Augenblick nicht, zumal der Raum durch eine sehr dezente Beleuchtung nur mäßig erhellt wurde. Viel mehr stellte ich mir die Frage, was nun in Nialls Kopf vorging, der seinen Blick erneut über mein Kleid wandern ließ.
„Nette Cut Outs", flüsterte er, ohne meine Hand loszulassen.
„Danke."
Das war das erste Wort, das ich nun herausbrachte, denn ich war noch immer verdammt aufgeregt. Ich war nicht fähig, ihm ebenfalls ein Kompliment über sein wirklich gutes Aussehen an diesem Abend zu machen. Er trug eine enge, schwarze Jeans, schwarze Converse und ein schwarzes Jeanshemd. Niall ganz in Schwarz sah unglaublich sexy aus, eine Tatsache, die mir mal wieder bewusst wurde.
„Wie sieht's aus? Wollen wir hier Wurzeln schlagen, oder uns etwas zu trinken holen?" Louis Stimme ertönte jetzt hinter mir und ließ mich wissen, dass wir uns nicht alleine in diesem Raum befanden.
„In der Küche steht Erdbeerbowle", gab Niall zur Antwort, der jetzt zum ersten Mal seit meinem Eintreffen, seinen Blick von mir löste, um Louis und El zu begrüßen.
„Die anderen sind auch schon da", bemerkte er beiläufig, während wir zu viert in Richtung Küche gingen.
Marvins Haus war riesig und ich hätte mich bestimmt verlaufen, doch Niall schien sich bestens auszukennen. Die Küche befand sich auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs, dessen Boden mit Parkett ausgelegt war, und schien den Größenverhältnissen des Hauses durchaus angepasst zu sein.
Alles wirkte hochmodern und die helle Einbauküche war neuwertig, mit einer super ausgestatteten Kochinsel in der Mitte und einer unendlich langen Arbeitsplatte aus schwarzem Granit, welche die komplette rechte Wand einnahm. Dort standen verschiedene Speisen und natürlich ein großes Gefäß, gefüllt mit Erdbeerbowle. Zwei Typen, die sich unterhielten, schauten zu uns, als wir die Küche betraten. Ich bemerkte sofort, dass sie mich anstarrten, was mich dazu veranlasste, den Druck auf Nialls Hand etwas zu erhöhen. Aufmunternd lächelte er mir nun zu, begrüßte die Typen kurz mit ihren Namen, Tom und Steve, wie Louis das auch tat und bediente sich dann an der Erdbeerbowle.
„Schade, dass Angus nicht dabei ist. Er würde bestimmt die Erdbeeren aufessen", kam es prompt von Louis, nachdem er den ersten Schluck von seinem Glas genommen hatte.
„Er würde irgendwann besoffen von seiner Stange fallen", meinte Niall grinsend, was mich zu einem Lachen animierte.
„Wer ist denn Angus?", fragte einer der beiden Typen und schaute zu mir.
„Mein Papagei", erklärte ich grinsend.
„Trinkt er Erdbeerbowle?"
„Nein aber er liebt Erdbeeren über alles und ich glaube, er würde sie aus der Bowle herausfischen, wenn er jetzt hier wäre", lautete meine Antwort.
„Kann er sprechen?"
„Na klar! Er singt auch und imitiert Geräusche."
„Angus kann singen?", fragte Niall verblüfft.
„Natürlich und er trifft bei You and I jeden Ton!", kam es von Louis, worauf Niall grinsend antwortete: „Dann kann er ja für dich einspringen, falls du mal wieder schief singen solltest."
Louis gab dem Iren einen leichten Klaps auf den Hinterkopf, während er empört sagte: „Was soll das denn heißen?! Ich glaube, du solltest mal zum Ohrenarzt gehen, um dein Gehör untersuchen zu lassen."
Er grinste jedoch dabei von einem Ohr zum anderen, was uns wissen ließ, dass er nur Spaß machte.
Da Tom und Steve mich noch immer neugierig musterten, legte Niall besitzergreifend einen Arm um meine Taille, was ich in jenem Augenblick sehr genoss. Ich wollte nicht, dass jemand auf die Idee kam, dass ich hier Freiwild war. Schließlich hatte Niall mich zu dieser Party eingeladen und somit erwartete ich auch, dass er sich um mich kümmerte, zumindest so, dass ich nicht von fremden Männern angebaggert wurde.
Harry, Zayn, Perrie, Liam und Sophia stürmten plötzlich in die Küche und begrüßten uns freudestrahlend. Ich bekam von allen eine Umarmung und die Jungs machten mir Komplimente über mein Aussehen. Nialls Flüstern drang in mein Ohr und erhöhte meinen Pulsschlag um ein Vielfaches.
„Alle fahren auf dein Kleid ab, Angel. Aber ich hoffe, dass du es nur für mich gekauft hast."
„Sei dir da nicht so sicher!"
Als ich sein schockiertes Gesicht erblickte, musste ich anfangen zu lachen. So leicht konnte man also sein Selbstbewusstsein zerstören oder er war einfach nur ein guter Schauspieler. Die Entscheidung, was ich davon halten sollte, konnte ich in jenem Moment nicht treffen, denn Niall wirkte nach wie vor ein bisschen undurchsichtig auf mich, trotzdem war ich total in ihn verknallt.
Ich beschloss, ihn an diesem Abend ein wenig aus der Reserve zu locken. Das musste doch irgendwie zu schaffen sein, zumal sich mehr als genug männliche Wesen auf dieser Party befanden. Mit meinen Freunden im Schlepptau konnte mir eigentlich nichts passieren, selbst wenn Niall nicht darauf anspringen sollte. Aber ich war mir fast sicher, dass er es tun würde.
Nach dem zweiten Glas Erdbeerbowle auf beinahe nüchternen Magen ging es mir richtig gut und meine Hemmungen wurden einfach zur Seite gedrängt. Bevor ich jedoch meinen geliebten Erdbeer-Caipirinha in mich hineinschüttete, bediente ich mich am reichhaltigen Buffet, wie meine Freunde das auch taten.
Niall aß unglaublich viel. Ich fragte mich immer, warum er nicht dick wurde, da konnte man wirklich neidisch werden. Als er fertig gegessen hatte, drehte er sich kurz zu mir und sagte: „Ich geh mal ein bisschen mit Marvin quatschen. Wir sehen uns später."
Er ließ mich also tatsächlich alleine zurück, unter all den Männern, die mich angafften und versuchten, mit mir zu flirten. Ob das wohl an diesem schwarzen Kleid lag? Warum nur waren so viele männliche Wesen ohne weibliche Begleitung zu Gast auf dieser Party? Andererseits kam mir dies jedoch gelegen, denn so ließ sich Niall vermutlich einfacher aus der Reserve locken. Ich musste auch gar nicht lange suchen, da sah ich einen gutaussehenden Typen an der Cocktailbar stehen, der mich schon die ganze Zeit beobachtete.
„Ich hole mir einen Erdbeer-Caipirinha", raunte ich Louis schnell zu, der neben mir stand, bevor ich mich in Bewegung setzte.
Lächelnd ging auf den jungen Mann zu, der in keiner Art und Weise mit Niall konkurrieren konnte, obwohl er wirklich nicht schlecht aussah. Aber Niall Horan war eine Klasse für sich und noch dazu jemand, der mich magisch anzog. Kein anderer hier im Raum hätte mich jemals küssen dürfen, das war nur dem blonden Iren vorbehalten. Trotzdem wollte ich ihm heute zeigen, dass er nicht der einzige Mann auf Erden war und, dass er um mich kämpfen musste. Ich war kein Spielzeug, sondern ein Mädchen, das mit Respekt behandelt werden wollte. Er konnte mich nicht einfach stehen lassen, als sei ich nicht vorhanden.
„Hallo."
Der Typ, der direkt an der Cocktailbar stand, lächelte mich freundlich an.
„Hallo", sagte ich ebenfalls.
Dann orderte ich einen Erdbeer-Caipirinha, welchen ich auch umgehend überreicht bekam. Ich tat so, als würde es im Moment nichts Wichtigeres geben, als dieses Getränk, doch insgeheim hielt ich nach Niall Ausschau, von dem aber jede Spur fehlte. Kein Wunder, denn in diesem großen Haus gab es sicher noch andere Plätze, um sich aufzuhalten.
„Findest du es auch so heiß hier drinnen?", vernahm ich plötzlich die Stimme des Typen neben mir.
„Ähm, nein."
„Schade."
„Warum das denn?"
„Na ja, wir hätten nach draußen gehen können", antwortet er grinsend.
Da ich nicht die Absicht hatte, das zu tun, zuckte ich nur mit den Schultern und nippte gleichzeitig an meinem Cocktail.
„Weißt du, ich komme ursprünglich aus den Südstaaten, da empfinden die Menschen Hitze anders als hier", entgegnete ich lässig.
Langsam begann ich mich unwohl zu fühlen, es war wohl doch keine so gute Idee, einen fremden Typen anzusprechen. Selbst der stetig ansteigende Alkoholgehalt in meinem Blut konnte die Tatsache, dass ich nur auf Niall abfuhr, nicht unterdrücken. Doch wo steckte der Ire bloß? Zum Glück sah ich nun Harry auf mich zukommen, der mich aus der Misere rettete.
„Angel! Wir fragen uns schon die ganze Zeit, wo du abgeblieben bist", meinte er grinsend und legte einen Arm um meine Schulter.
Dankbar ließ ich mich zu den anderen führen, die auf einem großen Sofa und zwei Sesseln Platz genommen hatten. Lediglich Niall fehlte noch immer. Louis rutschte sofort ein Stück zur Seite, damit ich mich neben ihn setzen konnte und begann wie immer ein Gespräch.
„Ist das noch dein erster Cocktail?", erkundigte er sich grinsend.
„Ja, nach zwei Gläsern Bowle."
Leider ging dieser bald zur Neige, doch Harry spielte den Gentlemen und besorgte mir einen neuen Drink, als ich mein Glas vollends geleert hatte. Die Stimmung unter uns war lustig und ausgelassen, doch mir wäre es lieber gewesen, wenn Niall gemeinsam mit uns auf dem Sofa gesessen hätte. Doch die Zeit verging, ohne dass er auftauchte.
Ich traute mich auch nicht, einfach durch das Haus zu wandern, um nach ihm zu suchen. Außerdem wollte ich auch Zeit mit Louis und dem Rest verbringen. So langsam war ich mir gar nicht mehr sicher, ob Nialls Gefühle für mich die gleichen waren, wie die, die ich für ihn aufbrachte. Sowas konnte er einfach nicht bringen!
Er lud mich zu einer Party ein und verschwand dann einfach mit dem Gastgeber, ohne sich weiter um mich zu kümmern. Hinzu kam noch, dass Liam, Sophia, Perrie, Zayn und Harry irgendwann verschwanden und zum Schluss saß ich mit Louis und El alleine auf der Couch. Aber die beiden wollten auch nicht ewig bleiben, da Louis morgen seinen neuen Porsche abholen durfte und gleich eine Spritztour mit El starten würde. Immerhin führte ich noch eine nette Konversation mit Tom, der mich über meinen Papagei ausfragte, nachdem Louis und El sich verabschiedet hatten.
Mittlerweile musste ich drei Cocktails getrunken haben, wenn ich mich nicht verzählt hatte, und war ziemlich gut drauf. Niall wäre mit Sicherheit auf seine Kosten gekommen, doch er glänzte noch immer mit Abwesenheit. Als Tom mich fragte, ob wir uns zu Steve gesellen wollten, der mit drei anderen jungen Männern an der linken Seite des großen Raums stand, nickte ich und folgte ihm dorthin. Mein leeres Glas ließ ich einfach auf dem Tisch stehen, denn im Moment wollte ich nichts mehr trinken, zumindest keinen Alkohol. Alle Typen musterten mich nun ziemlich genau und einer ging gleich zum Angriff über.
„Was haben wir denn da für einen netten Käfer?", flüsterte er mir ins Ohr. Gleichzeitig legte sich sein rechter Arm um meine Schultern und er zog mich näher zu sich. Als er atmete, konnte ich den Geruch des Alkohols wahrnehmen, der aus seinem leicht geöffnete Mund drang. Das ekelte mich einfach nur an.
„Ich bin übrigens, Chad", stellte er sich beiläufig vor, während seine Augen meinen Körper scannten, als sei ich ein Stück Fleisch, über das man herfallen konnte.
Ich hasste es, wenn ein Mann mich so anschaute. Niall schaute mich nie so an, auch nicht, wenn er total betrunken war. Sein Blick wirkte immer liebevoll und sexy zugleich. Wie sehr wünschte ich mir, dass er genau jetzt auftauchen würde. Da Louis bereits gegangen war, konnte ich nicht auf die Hilfe meines besten Freundes hoffen, aber vielleicht würde der Ire mir beistehen.
Immerhin hatten wir uns in der Vergangenheit bereits mehrfach geküsst, und obwohl ich nicht wusste, ob das etwas zu bedeuten hatte, baute ich einfach darauf, dass ich Niall nicht egal war, selbst wenn er mich nur als eine gute Freundin sehen würde, mit der man ab und zu Spaß haben konnte.
„Wie heißt du denn?", hörte ich Chads Stimme. „Willst du dich nicht vorstellen? Aber weißt du was, wir können das auch sein lassen."
„Was sein lassen?" Angeekelt versuchte ich, seinen Arm von meiner Schulter zu schubsen, doch dieser blieb hartnäckig dort liegen. Er war eben stärker als ich.
„Wie wäre es, wenn du mich gleich küssen würdest?", kam es jetzt von ihm.
„Wie wäre es, wenn du sie gleich loslassen würdest?", hörte ich plötzlich eine ärgerliche Stimme, die ich sehr genau kannte.
„Wer bist du denn, dass du mir was zu befehlen hast?" Chad drehte sich nun zu Niall, der ziemlich wütend dreinblickte. Nur der Himmel wusste, woher er gerade gekommen war aber ich war unendlich froh über seine Anwesenheit. Die nächsten Worte, die er sprach waren überaus deutlich.
„Das Mädchen gehört zu mir und sie wird auch mit mir die Party verlassen, verstanden?"
Ich hatte Niall noch nie in solch einem aggressiven Ton reden gehört, das wurde mir gerade bewusst. Immerhin lag Chads ganze Aufmerksamkeit jetzt bei dem Iren, sodass es mir gelang, meine Schulter endlich von seinem Arm zu befreien.
Das war der Augenblick, in welchem Chad mit einem dreckigen Grinsen sagte: „Die Braut ist verdammt scharf und wir können sie gerne testen lassen, wer von uns beiden besser küsst. Ich schätze aber, dass ich gewinnen werde."
Dabei legte er seinen Arm fest um meine Taille. Ich versuchte mich aus seinem schraubstockartigen Griff zu befreien, doch es gelang mir nicht. Als ich hilfesuchend zu Niall schaute, erkannte ich, dass er vor Wut kochte. Seine blauen Augen waren zusammengekniffen und sein Gesicht vor Zorn gerötet.
„Lass sie sofort los!", brüllte er mit angepisster Stimme.
Als Chad seiner Aufforderung nicht nachkam, wusste ich, was passieren würde. Ich hatte es in Nialls Augen gesehen und so überraschte es mich nicht, dass er ohne Vorwarnung auf Chad zustürmte, diesen von mir wegriss, um Sekunden später mit seiner Faust auszuholen, die in Chads Gesicht landete. Fassungslos und mit klopfendem Herzen beobachtete ich, wie Chad fast in Zeitlupe zu Boden ging und Nialls Hand voller Blut war.
„Das wirst du mir büßen!", hörte ich Chad schreien, der sich Blut aus dem Gesicht wischte, das ununterbrochen aus seiner Nase lief.
„Willst du mir etwa drohen? Da muss ich aber lachen!", brüllte Niall zurück, der jetzt meine Hand ergriff und mich einfach mit sich zog.
„Du wirst es noch bereuen, was du gerade getan hast, Horan!" hörte ich Chads aufgebrachte Stimme, der versuchte, sich mühsam aufzurappeln. Er konnte kaum auf seinen Beinen stehen, was zum einen bestimmt an seinem übermäßigen Alkoholgenuss lag, zum anderen aber auch an Nialls Schlag, der mächtig gut gesessen hatte.
Der Ire drehte sich kurz um, blickte auf das Häufchen Elend und zischte: „Fick dich, Mason! Sie ist zu scharf für dich und hat ihre Wahl bereits getroffen!"
Hatte ich das wirklich? Niall schien sich sehr sicher zu sein, was diese Sache anging und ich fragte mich mal wieder, woher er plötzlich dieses Selbstvertrauen nahm. Vorhin hatte er noch ganz anders geklungen, als ich andeutete, dass Kleid vielleicht doch nicht nur für ihn gekauft zu haben. Irgendwie schien er zwei Persönlichkeiten zu besitzen, was anziehend und gleichzeitig verwirrend auf mich wirkte. Ich hatte ihn noch nie so wütend wie gerade eben erlebt und fragte mich, ob er sich wohl für jedes weibliche Wesen schlagen würde oder ob ich da eine Ausnahme bildete.
„Wo gehen wir eigentlich hin?", fragte ich, da er meine Hand noch immer fest in der seinen hielt.
Als ich die Frage stellte, blieb er jedoch kurz stehen, grinste und antwortete: „Ins Badezimmer. Ich muss meine Hände waschen."
„Das kannst du doch auch alleine tun", kam es erstaunt von mir.
„Könnte ich, ja. Aber ich kann es nicht riskieren, dich alleine hier stehen zu lassen, denn jeder Typ, der ohne weibliche Begleitung hier ist, wird sich sofort an dich ranschmeißen. Also kommst du besser mit, damit nichts passiert."
„Bist du mein Aufpasser?", entfuhr es mir Sekunden später.
Nun beugte Niall seinen Kopf ein wenig hinab, sodass seine Lippen fast mein rechtes Ohr berührten.
„Möchtest du, dass ich dein Aufpasser werde?", flüsterte er leise.
Nur der Klang seiner Stimme erzeugte eine Gänsehaut auf meinem Körper und ich begann innerlich leicht zu zittern.
„Du musst diese Frage jetzt nicht beantworten, Angel, du kannst es irgendwann tun."
Der flüchtige Kuss, den er mir jetzt auf die Stirn hauchte, ließ eine Armee von Schmetterlingen in meinem Bauch aufsteigen. Doch ich hatte keine Zeit, mich diesen hinzugeben, denn Niall setzte seinen Weg fort und zog mich unbarmherzig mit sich. Kurze Zeit später stieß er eine Tür auf, hinter der ein riesiges Badezimmer zum Vorschein kam, welches ganz in Marmor gehalten war. Bevor er sich ans Waschbecken stellte, verschloss er allerdings die Tür, was mich ein bisschen stutzig werden ließ.
„Warum schließt du denn ab?", wollte ich wissen.
„Damit keiner reinkommt und vielleicht denkt, wir würden irgendwelche perversen Sachen machen", antwortete er grinsend, während er seine Hände, an denen Chads Blut klebte, gründlich wusch.
„Ach, wir machen also keine perversen Sachen? Jetzt bin ich ehrlich enttäuscht", konterte ich schlagfertig, wobei sich mein Gesicht langsam mit einer dezenten Röte überzog.
Woher nahm ich bloß den Mut, so zu sprechen? Das musste am Alkohol liegen, anders konnte ich mir das wirklich nicht erklären. Nialls Antwort auf meine kühne Frage war jedoch nur ein Augenzwinkern, dann trocknete er seine Hände an einem der schneeweißen Gästehandtücher ab und fuhr sich kurz mit den Fingern durch sein blondes Haar, während ich heimlich im Spiegel mein Make-up checkte. Es sah durchaus ok aus und so verließ ich gemeinsam mit ihm das Badezimmer, um in Richtung Cocktailbar zu laufen. Ein Drink war genau das, was ich jetzt brauchte, um meine Nerven zu beruhigen.
„Wo hast du eigentlich die ganze Zeit gesteckt? Du hast mich ziemlich lange alleine gelassen!" Mein Ton war um einiges barscher, als beabsichtigt, doch Niall nahm mir das wohl nicht übel.
„Reg dich ich ab, Baby. Ich hab mit Marvin ein bisschen Musik gemacht", antwortete er grinsend.
„Musik?"
Ich blickte ihn verständnislos an, worauf er lachen musste.
„Ja, Musik. Ich bin Musiker, nur für den Fall, dass du es vergessen haben solltest."
„Du bist vor allem eins, betrunken!", stellte ich trocken fest, denn der Ausdruck seiner Augen, sowie der starke irische Akzent, mit dem er gerade sprach, ließen mich das wissen.
„Na und? Wir haben anschließend noch ein bisschen zusammengesessen und was getrunken", erwiderte er grinsend und legte einen Arm um meine Schulter.
Warum nur konnte ich ihm nicht böse sein? Im Gegenteil, ich war richtig froh, dass er genau im richtigen Augenblick aufgetaucht war, um mich vor diesem Chad zu retten. Trotzdem sollte er wissen, dass ich über seine Verhaltensweise nicht unbedingt erbaut war.
„Was willst du denn trinken?", vernahm ich seine Stimme, die schon wieder eine Gänsehaut auf meinem Körper verursachte.
„Erdbeer-Caipirinha."
Nachdem Niall mir den Cocktail in die Hand gedrückt hatte, meldete sich mein Magen prompt zu Wort. „Ich habe jetzt irgendwie Hunger und würde gerne was essen", sagte ich deshalb.
„Eine sehr gute Idee."
Niall schien hocherfreut zu sein, nahm meine freie Hand und ging mit mir in die Küche. Auf der Hälfte des Weges blieb er jedoch kurz stehen, schaute tief in meine Augen und fragte leise und mit besorgter Stimme: „Bist du ok? Oder muss ich den Typen nochmal richtig verprügeln?"
Das fand ich nun wieder so unglaublich süß, dass mein Herz fast dahinschmolz. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich antwortete: „Nein, musst du nicht, ich bin wirklich ok."
Als er einen zärtlichen Kuss auf meine Stirn drückte, begannen sie Schmetterlinge in meinem Bauch erneut zu tanzen. Ich vermochte dieses Gefühl kaum zu ertragen, so schön und so intensiv war es. Sanft streichelte seine Hand über mein Gesicht und er flüsterte mir ins Ohr: „Ich habe dich zu dieser Party eingeladen und nachher wirst du mich drum bitten, dass ich dich nach Hause bringe."
Er nahm den Mund ganz schön voll und ich konnte es nicht lassen ihn aufzuziehen. „Sicher?"
„Sehr sicher", lautete seine überzeugte Antwort, die mich ein wenig schmunzeln ließ. Er hielt sich wohl für unwiderstehlich aber das Schlimme daran war, dass ich ihm tatsächlich nicht widerstehen konnte, auch wenn ich hin und wieder dagegen anzukämpfen versuchte. Gemeinsam betraten wir nun die Küche, um uns über das Essen herzumachen, als seien wir total ausgehungert.
„Wo sind eigentlich die anderen?" wollte Niall plötzlich wissen.
„Die sind schon nach Hause gegangen", erwiderte ich und fing seinen erstaunten Blick auf.
„Was sind das denn für Weicheier?", fragte er kopfschüttelnd.
„Na ja, Louis muss morgen sein neues Auto abholen", versuchte ich zu erklären.
„Das kann ich ja noch verstehen, aber der Rest? Was müssen die denn schon groß erledigen? Sie hätten echt noch bleiben können."
„Na ja, so haben wir ein bisschen mehr Zeit für uns, vorausgesetzt, du lässt mich nicht wieder alleine mit fremden Typen zurück, die mich anbaggern", konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.
„Keine Angst, Baby, das wird nicht mehr vorkommen. Du und dein Kleid sind viel zu scharf, um alleine gelassen zu werden."
Er zwinkerte mir zu, als er seinen letzten Bissen verdrückte und ich seufzte kurz vor mich hin. Anschließend verließen wir die Küche und setzten uns auf das Sofa, auf welchem ich vorhin mit Louis und El meine Zeit verbracht hatte. Auch Niall hielt inzwischen wieder einen Drink in seinen Händen, irgendeine Mischung, die Wodka enthielt. Ich wollte gar nicht wissen, was sich sonst noch darin befand und fragte ihn stattdessen über das Thema Musik aus.
„Spielst du noch irgendwelche Instrumente außer Gitarre?", erkundigte ich mich, weil es mich wirklich interessierte.
Er nickte, bevor er antwortete: „Ein bisschen Schlagzeug und ich habe angefangen Banjo zu spielen."
„Drei Instrumente ist immerhin besser als nichts", erwiderte ich lässig, worauf Niall schallend zu lachen begann.
„Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du mehr als drei Musikinstrumente beherrschst?", kam es von ihm.
Leicht schüttelte ich meinen Kopf und entgegnete grinsend: „Nein aber ich kenne jemanden, der beherrscht dreißig und das ist kein Witz."
„Blödsinn!"
Er führte das Glas zu seinem Mund und trank es mit einem Zug leer, was meinen Atem kurz stocken ließ. Doch als ich nach meinem noch halbgefüllten Glas greifen wollte, um es ihm gleichzutun, hielt Niall mich davon ab.
„Du sollst langsam trinken, Baby. Komm, wir nehmen es mit nach draußen."
Nach draußen bedeutete, dass wir zunächst die Treppe erklommen, die in den ersten Stock führte und dort einen der großen Balkone betraten, welche ich bereits bei meiner Ankunft von außen bewundert hatte. Wir waren vollkommen alleine und Niall schloss die Tür hinter uns, nachdem ich am Geländer stand, um in den Garten zu schauen.
Die Dunkelheit verhinderte jedoch, dass ich etwas außer den großen Bäumen erkennen konnte. Als ich spürte, wie Nialls Hände meine Taille umfassten, begann ich zu lächeln. Langsam legte ich meinen Kopf zurück, wissend, dass seine Lippen gleich meinen Hals berühren würden. Das Gefühl, welches durch diese Berührung in mir ausgelöst wurde, war wirklich unbeschreiblich. Es machte mich total high, wie eine Droge.
Seine Lippen wanderten zärtlich an meinem Hals entlang und im ersten Augenblick dachte ich, dass er wieder einen Knutschfleck fabrizieren würde, doch dann vernahm ich sein leises Flüstern: „Willst du dich setzen?"
Wo um alles in der Welt sollte ich mich hier hinsetzen? Es befanden sich keine Möbel auf dem großen Balkon, was nicht verwunderlich war, denn im Dezember setzte man sich für gewöhnlich nicht mehr nach draußen. Doch Niall meinte es durchaus ernst und als ich nicht gleich antwortete, umfassten seine Hände meine Taille, während seine starken Arme meinen Körper ein Stück in die Höhe hoben.
Alles was ich spürte, war, dass er mich nun auf der breiten Brüstung des Balkons absetzte. Meine Beine baumelten in der Luft, doch meinen Rücken konnte ich an das gusseiserne Geländer anlehnen, was äußerst komfortabel war. Sekunden später lagen unsere Lippen aufeinander und unsere Zungen begannen zärtlich miteinander zu spielen. Automatisch spreizte ich meine Beine, zwischen denen Niall nun stand und als ich fühlte, wie seine Hände an den Innenseiten meiner Oberschenkel entlang fuhren, kribbelte es in meinem Bauch wie wahnsinnig.
Mein schwarzes Minikleid war durch das Hinsetzen ein Stück nach oben gerutscht, so dass meine Oberschenkel fast vollständig sichtbar waren. Langsam wanderten Nialls Hände immer höher, was mir fast den Verstand raubte. Ich konnte nicht mehr klar denken, sondern ließ mich von diesen unglaublichen Gefühlen treiben, die sich nun in meinem Körper ausbreiteten. Noch nie hatte ein Mann mich dermaßen zärtlich berührt, es war eine vollkommen neue Erfahrung, die ich bis ins letzte Detail auskosten wollte.
Nialls Hände machten mich wahnsinnig, sie brachten Gefühle in mir hervor, die ich noch niemals gespürt hatte und ließen mich wissen, dass ich mehr davon wollte. Mehr von diesen Emotionen, die mich high werden ließen und von der Gewissheit, dass Niall mir das geben konnte, wonach ich suchte. Als unsere Lippen sich kurz voneinander lösten, schaute er in meine Augen, lächelte und flüstert leise: „Du bist so wunderschön, ich muss dich immer anschauen."
Wunderschön hatte er mich noch nie genannt und genau das bewirkte etwas in mir. Plötzlich konnte mich nichts mehr von meinem Weg abbringen.
„Niall", wisperte ich leise, als ich förmlich in seinen hübschen blauen Augen versank. „Bitte bring mich nach Hause."
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Cliffhanger! :D Alle die dachten, dass es eine heiße Sexszene gibt, lagen voll daneben!
Wie fandet ihr das Kapitel? Hat euch die Szene, in der Niall Angel vor Chad beschützt hat, gefallen?
Danke für die zahlreichen Kommentare und Votes zum letzten Kapitel! Das nächste Update kommt schon morgen.
LG, Ambi xxx
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