11. (Love) Bites

Nialls blaue Augen schauten mich noch immer erwartungsvoll und gleichzeitig etwas unsicher an.
„Angel?", hörte ich ihn fragen. „Du kommst doch mit, oder?"

Ein Lächeln glitt über mein Gesicht. Mein Innerstes hatte die Entscheidung zwar bereits getroffen, doch ich hatte ihm diese noch nicht mitgeteilt. Auch die anderen Jungs schauten jetzt zu mir und als ich ein: „Ja, ich komme mit", von mir gab, jubelten alle los, bis auf Niall, der nur erleichtert aufatmete.

„Super!" hörte ich Zayn sagen, der hinter mir stand.

„Du wirst sehen, es wird ganz toll werden", meinte Perrie, bevor sie meine Hand ergriff und mich zu Sophia und El führte, damit wir unseren Shopping Trip planen konnten. Es war gar nicht so einfach, einen Termin zu finden, an dem alle Zeit hatten.

Das Wochenende konnte man getrost vergessen, da die Läden dann überfüllt waren. Schließlich einigten wir uns darauf, am Dienstag, dem elften November, abends shoppen zu gehen. Die Geschäfte in der Westfield Mall schlossen erst um zehn Uhr ihre Pforten, somit würde uns genügend Zeit bleiben, wenn wir uns dort gegen halb acht trafen.

Ich war immer noch ganz durcheinander, weil Niall mich zu dieser Party eingeladen hatte und irgendwie froh darüber. Ihm schien ja doch etwas an mir zu liegen, ansonsten hätte er bestimmt keine Veranlassung darin gesehen, mich mitnehmen zu wollen.

Als ich Ausschau nach ihm hielt, sah ich ihn bei Liam und Harry stehen, mit einem großen Bierglas in der Hand. Das war der erste Alkohol, welchen er an diesem Abend trank, wenn ich das richtig sah. Gerade als ich meinen Blick wieder von ihm nehmen wollte, prostete er mir zu und lächelte. Ich erhob mein Glas ebenfalls, grinste und trank einen großen Schluck von meinem Bier.

Meine Gedanken standen immer noch nicht still. Warum setzte er sich nicht einfach zu mir, damit wir uns ein wenig unterhalten konnten? Bevor ich weiter überlegen konnte, gesellte Louis sich plötzlich zu mir.

„Na, mein kleiner Teufel, freust du dich schon auf die Party?", fragte er verschmitzt grinsend.

„Ja, das tue ich", gab ich offen zu.

„Gut so. Dort wird es nämlich heiß hergehen."

Meine Augen schauten in sein grinsendes Gesicht. „Was meinst du denn damit?"

„Na ja, Marvin lässt sich nie lumpen, was seine Partys angeht und er hat eine Cocktailbar in seinem Haus. Die ist richtig cool."

„Meinst du ich kriege da meinen geliebten Erdbeer-Caipirinha?", fragte ich lachend, was Louis mit einem Nicken, sowie einem breiten Grinsen beantwortete.

„Dort gibt es alles, was dein Herz begehrt, Angel", versicherte er mir mit einem Augenzwinkern. Dann legte er seinen Arm um meine Schulter und sagte: „El und ich werden dann gleich nach Hause fahren, möchtest ein Taxi mit uns zusammen nehmen, oder willst du noch hier bleiben?"

Mein Blick ging automatisch zu Niall, der sich gerade erhob, um mit zwei Gläsern Bier in der Hand auf uns zuzugehen. Lächelnd setzte er sich an den Tisch und schob mir eines der Gläser zu.

„Hier, Angel, das ist für dich." Er zwinkerte mir zu, was mich schon wieder schwach werden ließ.

„Danke."

Jetzt war es besiegelt, dass ich noch länger bleiben würde, denn der Typ, dem ich hoffnungslos verfallen war, setzte sich gerade zu mir.

„Ich bleibe noch, Louis", erwiderte ich, während meine Augen die von Niall suchten.

Nachdem wir uns von El und Louis verabschiedet hatten, wandte Niall sich an mich.

„Ich finde es toll, dass du der Party mitkommst", sagte er mit einem Lächeln auf seinen Lippen.

Sein starker irischer Akzent ließ vermuten, dass er in der Zwischenzeit einiges an Alkohol konsumiert haben musste aber das störte mich im Moment eher weniger, denn ich war schließlich auch nicht mehr ganz nüchtern. Das war sogar ziemlich praktisch, denn dadurch verlor ich einen großen Teil meiner Hemmungen.

„Ich finde es toll, dass du mich dabei haben willst", entgegnete ich grinsend und bekam schon wieder ein ganz mulmiges Gefühl, als er mir in die Augen blickte.

Seine nächste Frage löste ein wahnsinniges Herzklopfen bei mir aus.

„Darf ich mir etwas wünschen?"

Ich versuchte cool zu wirken, als ich meine Gegenfrage stellte. „Was denn?"

Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was er sich wünschen wollte.

Niall beugte sich jetzt zu mir und flüsterte mir ins Ohr: „Ich wünsche mir, dass du dir für Marvins Party ein richtig heißes Kleid kaufst."

„Wenn es weiter nichts ist". Die Worte kamen lässig aus meinem Mund, doch innerlich war ich alles andere als cool. Er wollte also, dass ich mich heiß anzog. Das musste ich erstmal verdauen.

Immerhin hatte Niall mir bereits den Tipp gegeben, dass es ein Kleid sein sollte, was mir die Suche nach einem geeigneten Outfit ziemlich erleichtern würde. Ich schloss kurz meine Augen, als seine Hand sich vorsichtig auf mein Knie legte. Und schon begannen die Schmetterlinge in meinem Bauch zu tanzen.

Es war einfach unglaublich, welche Wirkung seine Berührungen auf mich hatten. Eigentlich wollte ich gar nicht nach Hause, doch die Glocke für die Last Order begann zu läuten, was bedeutete, dass wir die letzte Runde bestellen mussten. Zu diesem Zweck winkte Niall Harry zu, der mit Liam, Sophia, Zayn und Perrie an der Theke stand.

Harry kapierte natürlich sofort was Sache war und kam kurze Zeit später mit zwei Bieren in der Hand auf uns zugelaufen. Nachdem er die Gläser auf dem Tisch abgestellt hatte, grinste er und meinte: „Ihr könnt gerne zu uns kommen, wenn ihr möchtet."

„Wollen wir?"

Niall zwinkerte mir zu und als ich nickte, erhoben wir uns beinahe synchron. In meiner rechten Hand hielt ich mein Bierglas und meine linke befand sich in Nialls Hand, als wir den Weg zu unseren Freunden antraten. Es gab noch genau einen freien Barhocker, auf welchem ich nun Platz nahm.

Niall stellte sich direkt hinter mich, legte seine Arme um meinen Körper und sein Kinn auf meiner Schulter ab. Seine Nähe fühlte sich so vertraut an und obwohl diese ein immenses Herzklopfen bei mir auslöste, konnte ich sie genießen. Als ich seinen Atem spürte, der sanft meine Wange streifte, kribbelte es in meinem ganzen Körper. Zu gerne hätte ich ihm jetzt einfach einen Kuss auf den Mund gedrückt aber ich traute mich einfach nicht, vor allem nicht in Gegenwart der anderen. Außerdem befanden wir uns in einem Pub und somit in der Öffentlichkeit.

Die Erfahrungen des gestrigen Abends hatten mich gelehrt, noch vorsichtiger zu sein, wenn es um diese Dinge ging. So genoss ich einfach nur seine Nähe und inhalierte den Duft seines Aftershaves förmlich. Er roch so unheimlich gut.

Die Zeit flog nur so dahin und ehe ich es realisierte, mussten wir aufbrechen, weil das Pub seine Pforten schloss. Niall reichte mir seine Hand, damit ich besser vom Barhocker steigen konnte und half mir sogar in meine Jacke, die an der Garderobe hing.

Als wir nach draußen gingen, schlug uns ein Schwall kühler Nachtluft entgegen, doch mir war ganz und gar nicht kalt. Niall hielt meine Hand, während wir schnell zum Taxistand liefen. Es war einfach selbstverständlich, dass wir ein gemeinsames Taxi nahmen und so verabschiedeten wir uns von den anderen, bevor wir in den Wagen stiegen.

Nachdem wir auf der Rückbank Platz genommen hatten, nannte Niall dem Fahrer meine Adresse und als sich das Taxi in Bewegung setzte, lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter, während er einen Arm um meine Taille legte. Wir hatten seit dem Verlassen des Pubs kein einziges Wort miteinander gesprochen, was sich aber nicht unangenehm anfühlte. Ich genoss es einfach nur, bei ihm sein zu können, schloss meine Augen und ließ meine Gedanken fließen. Obwohl ich nicht mehr ganz nüchtern war, erkannte ich trotzdem, dass ich mich heftig in Niall verliebt hatte.

Ich hatte es nach langer Zeit geschafft, mich wieder in einen Mann zu verlieben.

Jetzt konnte ich nur hoffen, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte, denn ich war noch immer nicht richtig schlau aus dem hübschen blonden Sänger geworden. Nur am Rande bekam ich mit, dass das Taxi plötzlich stoppte. Erst als Niall meinen Namen flüsterte, hob ich überrascht meinen Kopf, um festzustellen, dass wir am ersten Ziel, meinem Apartment angekommen waren.

„Schlaf schön, mein süßer Engel", murmelte er leise und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, den ich sanft erwiderte. Süßer Engel hatte er mich noch nie genannt.

„Du auch, Niall", flüsterte ich zurück.

Meine Beine schafften es irgendwie mich in Richtung Haus und die Treppe nach oben zu tragen, obwohl sie zitterten, seit ich aus dem Auto gestiegen war. Oben angekommen, konnte ich zunächst nichts anders tun, als mich auf den Boden im Flur zu setzen, zumindest so lange, bis Angus nach mir schrie.

„Aaaaaaaaaaaaaangel!"

„Verdammt", flüsterte ich leise, erhob mich dann jedoch, um ihn nicht zu verärgern.

Er schaute auch ganz happy drein, als ich im Wohnzimmer auftauchte, um ihm seine Streicheleinheiten zu verpassen, bevor ich das Bett aufsuchte. Ich hatte zunächst Schwierigkeiten mit dem Einschlafen, weil ich ständig an Niall denken musste.

Heute hatte er mich beim Abschied wieder auf den Mund geküsst. Ich hoffte, dass ich mir seine Zuneigung nicht einbildete, sondern, dass seine Gefühle mir gegenüber die gleichen waren, wie jene, die ich für ihn empfand. Irgendwann schlief ich jedoch ein, weil die Müdigkeit durchbrach und mich mit aller Gewalt dazu zwang, meine Augen zu schließen.

Am nächsten Morgen wurde ich gegen zehn Uhr wach, was für mich relativ früh war. So beschloss ich den Tag langsam anzugehen, sprang unter die Dusche, bereitete das Frühstück für Angus und mich zu und ging anschließend ein paar Kleinigkeiten, wie frisches Obst und Brot einkaufen.

Als ich in meine Wohnung zurückkehrte, bemerkte ich, dass ich mein Handy auf dem Küchentisch vergessen hatte und in der Zwischenzeit jemand versucht hatte, mich zu erreichen. Immerhin befand sich eine Nachricht auf meiner Mailbox und als ich diese abhörte, stellte sich heraus, dass es die Tierarztpraxis war, die mich an den jährlichen Checkup meines Papageis erinnern wollte.

Ich rief natürlich sofort zurück, um einen Termin auszumachen, denn so etwas schob ich nie lange auf. Gott sei Dank konnte ich am nächsten Montag vorbeischauen, einer meiner freien Tage.

Grinsend blickte ich zu Angus, der noch nicht wusste, was ihm bald blühen wurde, denn er hielt nicht viel von Tierarztbesuchen und benahm sich dort meistens daneben. Zum Glück war der Tierärztin diese Tatsache bekannt und sie störte sich nicht weiter daran, wenn er sie beschimpfte.

Da ich vor meinem Dienstantritt im Club noch ein wenig aufräumen wollte, ließ ich nebenbei Musik laufen. Irgendwie war mir heute danach, die Lieder von One Direction anzuhören und so stellte ich das noch aktuelle Album Midnight Memories auf Dauerschleife. Bald würde ihr neues Album FOUR erscheinen, auf welches ich schon sehr gespannt war.

Der Song Fireproof, der sich auch darauf befand und der bereits im September zum kostenlosen Download angeboten worden war, hatte mich definitiv neugierig gemacht, denn dieser klang irgendwie nach einem Roadsong, den man gut in Amerika hören konnte, wenn man mit dem Auto auf einem Highway fuhr. Ich liebte Nialls Solo in diesem Song ganz besonders, seine Stimme klang so weich und doch hatte sie die gewisse Kraft, die benötigt wurde, um die Töne perfekt klingen zu lassen. Deshalb entschied ich mich nach einer gewissen Zeit dazu, anstatt des Albums nur Fireproof auf Dauerschleife zu hören, was meine gute Laune steigerte.

Obwohl ich wusste, dass ich die Jungs nun einige Tage nicht sehen würde, denn sie mussten bereits für ihre TV-Auftritte in den USA die Songs einstudieren, überstand ich diesen und auch die restlichen Abende im Club recht gut.

Ich telefonierte ja jeden Tag mit Louis, der mich immer auf dem Laufenden hielt, was die Aktivitäten der Jungs anging. So war durchaus geläufig, dass Liam sich ein wenig erkältet hatte, was natürlich für die Songproben nicht optimal war aber da mussten alle durch. Louis meldete sich auch am Sonntag bei mir, als ich auf dem Sofa lag, um DVDs zu schauen, um mir zu sagen, dass die Proben heute beendet würden und alle morgen frei hätten.

„Das ist echt cool!", sagte ich erfreut, um dann eine Frage zu stellen. „Würde es dir etwas ausmachen, Angus und mich zum Tierarzt zu begleiten?"

„Wieso? Ist er krank?" Louis' Stimme klang sofort besorgt, was ich total lieb fand.

„Nein, es geht nur um den jährlichen Check up aber er stellt sich immer so schlimm dabei an, vor allem macht er anschließend immer noch Theater und das ist ziemlich nervig, wenn ich dann mit der U-Bahn oder mit dem Taxi fahren muss", erklärte ich.

Sofort begann Louis schallend zu lachen. „Und du denkst, ich verkrafte das schon, oder?", meinte er vergnügt.

„Eigentlich schon", gab ich ehrlich zu.

„Ok, ich fahre euch hin und auch wieder zurück und ich halte sogar beim Tierarzt Händchen, wenn es sein muss", lautete seine Antwort, die mich Freude fast in die Luft springen ließ.

„Danke, ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gutmachen soll."

„Seit wann müssen beste Freunde etwas gutmachen?"

Seine Aussage ließ mich erneut wissen, dass ich mich immer auf Louis verlassen konnte und zwar in jeder Beziehung.

„Ok, Angel, wir sehen uns morgen und denke daran, abends geht's wieder in einen Club."

„Welchen habt ihr denn dieses Mal ausgesucht?", wollte ich wissen.

„Du wirst es nicht glauben, wir wollen es noch mal im Café de Paris versuchen aber dieses Mal fahren wir direkt am hinteren Eingang vor, damit die Fans draußen nicht schon verrücktspielen", erwiderte er zu meiner Überraschung.

„Na gut, wenn ihr es versuchen wollt, bin ich dabei", lautete meine Antwort.

„Das dachten wir uns schon."

Nachdem ich das Gespräch mit Louis beendet hatte, informierte ich meine Großmutter per Telefon, dass ich morgen nicht nach Cardiff kommen würde.

„Das ist nicht schlimm, Angel. Mir geht es schon viel besser, außerdem kümmern sich die Nachbarn um mich", bekam ich zur Antwort, was mich durchaus erleichterte.

„Es reicht doch, wenn du alle zwei Wochen vorbeischaust", setzte sie noch hinzu.

„Das mache ich auf jeden Fall."

Meine Großmutter war eine sehr liebenswürdige, verständnisvolle Person, das spürte ich in solchen Momenten besonders und so versprach ich ihr, auf jeden Fall in der übernächsten Woche vorbeizuschauen.

Am Montag, bevor wir zum Tierarzt fuhren, begann Angus schon Theater zu machen, vor allem als ich seinen kleinen Transportkäfig hervorholte und er diesen zu Gesicht bekam. Er wusste vermutlich sehr genau, was dies bedeutete.

„Angel! Böse Angel!", krächzte er, als ich meine Hand ausstreckte, damit er darauf klettern konnte. Um ihn zu bestechen, legte ich eine Erdbeere in den Transportkäfig und siehe da, Angus setzte sich ohne Murren und Knurren hinein, um sich die rote Frucht mit seinem Schnabel zu angeln, die er dann genüsslich verspeiste.

Ich nutzte die Gunst der Stunde und schloss schnelle die Tür des Käfigs, bevor er es sich anders überlegte. Kaum war dies geschehen, ging das Geschrei wieder los und zu allem Überfluss klingelte es auch noch an der Tür. Da es sich jedoch nur um Louis handeln konnte, der uns abholen wollte, sah ich das relativ gelassen.

Keine zwei Minuten später stand mein bester Freund im Flur, umarmte mich grinsend und sagte: „Na ihr beiden, seid ihr fertig? Euer Porsche-Taxi wartet schon."

Anschließend küsste er mich auf die Wange, was ich erwiderte.

„Ich bin dir echt so dankbar, dass du das auf dich nimmst", erklärte ich mit einem leichten Seufzer.

„Ach was, ob wir nun zu deiner Großmutter nach Cardiff fahren oder mit Angus zum Tierarzt, ist mir total schnuppe", erwiderte Louis lässig.

Dann griff er nach dem Transportkäfig, während ich meine Jacke überzog. Nur wenige Minuten später befanden wir uns auf dem Weg zur Tierarztpraxis. Gott sei Dank musste man dort nie lange warten, denn die Praxis war sehr gut organisiert. Während Louis seinen Wagen durch den dichten Verkehr steuerte, versuchte ich Angus zu beruhigen, der nicht aufhörte zu krächzen. Irgendwann stimmte er jedoch in ein Lied mit ein, das gerade im Radio lief. Rein zufällig handelte es sich dabei um den Song You and I von One Direction. Louis begann natürlich sofort zu lachen, als er das hörte und meinte: „Wenigstens trifft er die Töne, auch wenn es sich komisch anhört."

Dieser Aussage konnte ich nur zustimmen. Vergnügt hörten wir Angus zu, der erst aufhörte zu singen, als das Lied zu Ende war. Dann begannen die Nachrichten und er verstummte schlagartig. Inzwischen waren wir an der Tierarztpraxis angekommen, wo Louis seinen Porsche auf dem Parkplatz abstellte. Gemeinsam liefen wir zum Eingang, wobei Louis den Käfig trug. In der Praxis angekommen, mussten wir nur kurz Platz nehmen und wurden dann ins Sprechzimmer gerufen. Dort begann Angus sofort zu zetern, als ich ihn aus dem Käfig nahm.

„Will nicht!", kreischte er unbarmherzig, in einer Lautstärke, dass Louis sich die Ohren zuhalten musste. Trotzdem konnte ich das Grinsen meines besten Freundes sehen, der wirklich alles mit Humor nahm. Als es dann an die Untersuchung ging, beschimpfte Angus die Tierärztin regelrecht, mit einem „Finger weg! Doofe Kuh!"

Mir war das Ganze natürlich super peinlich, doch verhindern konnte ich es nicht. Während ich mit hochrotem Kopf dastand, konnte Louis sich vor Lachen kaum noch halten. Das Allerschlimmste am Tierarztbesuch war die Tatsache, dass Angus' Nasenlöcher verstopft waren und durchgespült werden mussten. Auch hier benahm er sich gehörig daneben und schrie wie am Spieß. Als die Tierärztin endlich fertig war, schnappte er nach ihrer Hand, die sie Gott sei Dank rechtzeitig zurückzog.

„Es tut mir so leid", entschuldigte ich mich zerknirscht.

„Ist schon gut, Angel, ich weiß ja, wie er ist", versuchte sie mich zu besänftigen.

Da ich bereits seit acht Jahren zu ihrer Kundschaft zählte, sprachen wir uns schon lange mit unseren Vornamen an. Als Louis seine Hand ausstreckte, kletterte Angus sofort darauf und ließ sich ohne zu zetern in seinen Käfig setzen. Ich bezahlte die Rechnung und dann ging es nach Hause. Auf der Rückfahrt suchte Louis auf seinem iPod nach dem One Direction Song, der Angus so gut gefiel und siehe da, mein Papagei sang erneut mit, als You and I lief.

„Danke", sagte ich erleichtert, „du hast uns beiden jede Menge Geschrei erspart."

Louis lachte laut auf und meinte: „Du kannst dich bei meinem Einfallsreichtum dafür bedanken."

In meinem Apartment angekommen, drehte Angus mir beleidigt den Rücken zu, aber das war nach Tierarztbesuchen nichts Neues. Er sprach zwei Stunden nicht mit mir, sang nicht und verstreute seine Sonnenblumenkerne auf dem Boden neben der Futterschale. Seufzend räumte ich alles weg, ohne ihn jedoch zu beachten. Erst als ich ihm später eine Erdbeere vor den Schnabel hielt, stimmte ihn das versöhnlich.

Vorsichtig nahm er die rote Frucht mit seinem Schnabel auf, verspeiste diese und wollte anschließend auf meine Schulter klettern, was ich auch zuließ. Dort gab er mir ein Küssen und knabberte anschließend vorsichtig an meiner Wange und an meinem Kinn. Er wollte sich damit für sein Benehmen entschuldigen und mir zeigen, wie sehr er mich liebte, was ich total süß fand. Die kleinen Bisse, die er verteilte, waren regelrechte Liebesbisse und sie waren ehrlich gemeint.

Lächelnd setzte ich ihn auf seine Stange zurück, um mich dann für den heutigen Abend zu stylen. Ich freute mich wahnsinnig, mit den Jungs erneut ins Café de Paris zu gehen aber am meisten freute ich mich auf Niall. Seit unserem letzten Zusammentreffen in einem Pub, schien alles gut zu sein. Immerhin hatte er mich zu einer Party eingeladen und seitdem war der Rest des Abends super verlaufen.

Vor mich hinträumend, zog ich mich nach dem Duschen an, föhnte meine Haare und legte ein dezentes Make-up auf. Louis und ich hatten vereinbart, dass er mich wieder mit einem Taxi abholen würde. Dieses Mal rief er auf meinem Handy an, um Bescheid zu sagen, dass er fast schon vor meiner Haustür sei. So beeilte ich mich ein wenig, griff nach meiner Jacke, der Handtasche und stürmte kurz ins Wohnzimmer, um mich von Angus zu verabschieden. Er war schon fast eingeschlafen, denn Tierarztbesuche schlauchten ihn jedes Mal, weil er sich so aufregte und dadurch natürlich total verausgabte. Sachte streichelte ich über seinen Schnabel und flüsterte leise: „Tschüss, mein Süßer, bis später."

Anschließend verließ ich meine Wohnung und rannte die Treppe nach unten. Auf der Straße vor dem Haus parkte bereits das Taxi, in welchem Louis saß, der mir von innen die Tür öffnete und mich in eine Umarmung zog, bevor ich mich richtig setzen konnte.

„Hat Angus sich wieder beruhigt?", lautete Louis' erste Frage, die ich natürlich mit einem Ja beantwortete.

Ich wies den Taxifahrer an, am Hintereingang des Clubs zu halten, bevor wir diesen erreichten, damit auch nichts schief gehen konnte. Als wir an unserem Ziel eintrafen, standen Harry, Niall und Liam bereits davor und warteten auf uns. Mit einem Lächeln im Gesicht stieg ich aus dem Taxi, um auf die drei zuzugehen. Liam begrüßte mich als erster, indem er mich umarmte und mir einen Kuss auf die Wange drückte. Dann kam Harry an die Reihe, der es ihm gleich tat.

Als Niall vor mir stand, lächelte er mich an, griff nach meiner rechten Hand und sagte dann erstaunt: „Die ist ja ganz kalt."

Seine Finger ließen meine Hand nicht los, als er diese in seine Jackentasche steckte, wobei ich gezwungen war, noch einen Schritt vorwärts zu gehen. Ich stand nun so nahe bei ihm, dass unsere Körper sich zwangsweise berührten, was mir jedoch nicht unangenehm, sondern mehr als nur recht war. Nialls freie Hand legte sich um meine Taille; sein sanfter und gleichzeitig fester Griff verursachte schon wieder ein heftiges Herzklopfen bei mir. Mein Atem ging automatisch schneller, als ich meinen Kopf ohne zu überlege an seine Schulter legte.

Der Geruch seines Aftershaves war mir bereits so vertraut, dass ich mich wie zuhause fühlte, wenn ich diesen wahrnahm. Keiner von uns beiden hatte bisher ein Wort gesprochen, doch irgendwie wäre dies auch nicht passend gewesen. Wir standen bestimmt drei Minuten einfach so da, als Zayn endlich an unserem Treffpunkt eintraf.

„Hey, Leute!"

Es war seine Stimme, die mich aus diesem verträumten Augenblick herausholte und gleichzeitig feststellen ließ, dass es wohl an der Zeit war, die Klingel zu betätigen, damit Mike uns hineinlassen konnte.

Der Security Chef begrüßte uns sehr freundlich und war bereits durch mich über unser Kommen informiert worden. Wie schon bei unserem letzten Besuch, bekamen wir einen Tisch im VIP Bereich zugewiesen. Natürlich saß ich neben Niall, der mir unaufgefordert einen Erdbeer-Caipirinha bestellte und für sich einen Zombie orderte. Er ging also gleich wieder aufs Ganze, was den Alkohol betraf. Aber da ich mich Mittlerweile damit arrangiert hatte, dachte ich nicht weiter darüber nach, sondern beschloss, diesen Abend zu genießen.

Nach dem Spektakel beim Tierarzt stand mir das auch wohl zu. Mit einem leichten Seufzer lehnte ich meinen Kopf an das Rückenpolster der Sitzbank, um Sekunden später in Nialls blaue Augen zu schauen. Sein Blick erzeugte Schmetterlinge in meinem Bauch und für eine Sekunde dachte ich, dass er mich jetzt küssen wurde, aber er tat es nicht. Stattdessen flüsterte er mir ins Ohr: „Willst du tanzen, Angel?"

Als ich nickte, nahm er meine Hand, erhob sich und ging mit mir zur Tanzfläche, wo wir sogleich wieder auf Tuchfühlung gingen. Irgendwie zogen wir uns magisch an, ich spürte das jedes Mal heftiger und Niall schien das ähnlich zu gehen.

Der Wunsch ihn küssen zu wollen, wurde so stark wie noch nie, doch ich beherrschte mich, denn ich hatte keine Lust, von seinen Fans in Stücke gerissen zu werden, falls doch jemand Fotos machen sollte. So vergingen die Minuten wie Stunden, Zeit in der wir uns hätten küssen können, wenn wir alleine und unbeobachtet gewesen wären.

Während ich noch überlegte, ob ich ihn einfach wieder entführen sollte, kam Niall mir zuvor. Heute war er es, der mich an die Hand nahm, um in Richtung Innenhof zu laufen, den Rückzugsort, den er kannte. Mein Herz schlug wie verrückt, als meine Füße mehr stolperten als liefen, weil ich wusste, was gleich passieren würde und bevor ich es realisierte, befanden sich seine Lippen auf meinen, während er meinen Körper an die Mauer drückt.

Meine Hände fuhren durch seine dichten blonden Haare, als unsere Zungen zärtlich miteinander zu spielen begannen. Nach wie vor war es unfassbar für mich, wie zärtlich er immer mit mir umging, egal was er tat. Ob er mich nun küsste, oder einfach nur streichelte. Ich genoss jede einzelne Sekunden, die wir hier miteinander verbrachten. Als Niall den innigen Kuss unterbrach, schauten wir uns in die Augen. Er lächelte mich an und mir fiel wieder einmal auf, wie unglaublich hübsch er doch war.

„Angel." Seine Stimme war ein raues Flüstern, dass mir eine Gänsehaut über den Körper jagte.

„Ja", hauchte ich, denn ich war nicht fähig, richtig zu sprechen, da ich Schwierigkeiten hatte, meine Atmung zu kontrollieren.

Ein erneuter Blick in seine blauen Augen sagte mir, dass er gleich etwas tun würde und so ließ ich mich einfach überraschen. Sekunden später wanderten seine Lippen vorsichtig an meinem Hals entlang und saugten sich dort fest. Ich ließ es einfach geschehen, weil es sich unsagbar toll anfühlte.

Eine Hitzewelle stieg in mir auf, als ich realisierte, dass er mir in seiner gewohnten zärtlichen Art einen Knutschfleck verpasste. Ich hielt ganz still, meine Arme waren um seinen Körper geschlungen, nur mein Atem ging rascher und plötzlich konnte ich ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Er setzte einfach zu viele, unerkannte Emotionen in mir frei. Sie vermittelten mir das Gefühl, über dem Boden zu schweben und niemals mehr etwas anderes spüren zu wollen.

„Niall", hauchte ich leise.

Er hob den Kopf, als er sein Werk vollendet hatte, legte einen Zeigefinger auf meinen Mund und wisperte: „Bitte vertrau mir."

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Denkt ihr es ist eine gute Idee, wenn Angel Niall vertraut? :D

Danke für die vielen Kommentare und Votes zum letzten Kapitel!

LG, Ambi xxx

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