10. Hot and cold
Ein Mann, groß, breitschultrig und dunkel gekleidet, stand jetzt genau vor uns. Mein Herz pochte so laut, dass das Blut in meinen Ohren rauschte. Wer war dieser Fremde? Wie kam er hierher, in den Innenhof des Clubs, zu dem eigentlich nur die Angestellten Zutritt hatten? Niall hielt seine Arme fest um meinen Körper geschlungen, als ob er mich beschützen wollte, doch als er den Fremden erblickte, hörte ich sein halbwegs erleichtertes Aufatmen.
„Pauly, was machst du denn hier?", hörte ich ihn leicht irritiert fragen.
„Es tut mir leid, wenn ich dich stören muss, Kleiner aber draußen vor dem Club ist die Hölle los. Hunderte von Fans warten nur darauf, dass ihr den Club verlasst und somit bekamen wir von Management die Order, euch hier abzuholen und durch den Hintereingang hinaus zu geleiten", erwiderte der Mann, den Niall mit Pauly angesprochen hatte. „Basil und die restlichen eurer Security Leute sind ebenfalls da", setzte Pauly noch hinzu.
„Fuck", hörte ich Niall murmeln, was mich plötzlich zum Grinsen animierte.
Ich liebte es irgendwie, wenn er fluchte.
„Ähm, ok. Ich komme gleich", antwortete Niall.
„Nicht gleich, sondern sofort! Muss man euch Jungs eigentlich immer alles zweimal sagen?", entgegnete Pauly mit einem leichten Kopfschütteln. Sein Grinsen ließ jedoch erahnen, dass er Niall diese Zeit zugestehen würde.
„Also gut, du hast zwei Minuten, um dich von dem hübschen Mädchen zu verabschieden", sprach der Hüne, drehte sich um und ging bis zur Tür, die in das Innere des Clubs führte.
Ich empfand das als sehr rücksichtsvoll.
„Angel." Niall nahm mein Gesicht in beide Hände, schaute mir tief in die Augen, was erneut ein heftiges Kribbeln in meinem Unterbauch auslöste, und wisperte leise: „Es tut mir leid, dass ich gehen muss. Ist es ok, wenn du dir ein Taxi alleine nimmst?"
„Ja, klar." Ich fand es unglaublich süß, dass er sich um mich sorgte, obwohl er sich besser um seine eigene Sicherheit hätte kümmern sollen. Aber dafür schien Pauly wohl da zu sein.
„Ich lasse dich nur ungern hier zurück aber es ist zu gefährlich, wenn du mit uns gemeinsam den Club verlässt, obwohl wir den Hinterausgang nehmen", sprach er weiter.
Niall schien sich mit solchen Problemen bestens auszukennen, was mich jedoch nicht verwunderte. Schließlich führte er dieses Leben seit mehr als vier Jahren.
„Es ist wirklich ok, Niall. Sobald ihr verschwunden seid, ruft Mike ein Taxi für mich. Du musst dir keine Sorgen machen", sagte ich und strich eine seiner blonden Haarsträhnen aus seinem Gesicht.
„Danke für dein Verständnis."
Er hauchte mir noch einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, bevor er verschwand. Genau in jener Sekunde begann mein Handy zu vibrieren. Louis versuchte mich zu erreichen und ich nahm das Gespräch natürlich sofort an.
„Angel! Um Gottes Willen, wo steckst du denn? Hast du Niall gesehen?", fragte er atemlos.
„Ja, keine Sorge, er ist mit Pauly auf dem Weg nach draußen und mir geht es gut. Wo bist du denn?", erkundigte ich mich.
„Ich stehe jetzt am Hinterausgang, gemeinsam mit Alberto, meinem persönlichen Bodyguard", antwortete Louis, noch immer leicht außer Atem. „Geht es dir wirklich gut, Angel?"
„Warum sollte es das nicht tun?"
„Weil es im Club einige Fans gab, die uns gesichtet haben und dann Amok gelaufen sind. Ich mache mir schreckliche Sorgen um dich, weil..."
„Das brauchst du nicht, Niall war die ganze Zeit bei mir", unterbrach ich ihn.
„Was? Umso schlimmer! Wenn ihr zusammen gesehen werdet, dann kann das böse Folgen für dich haben!"
„Louis, du vergisst wohl ganz, wie gut ich mich in diesem Club auskenne. Niall und ich waren an einem Ort, zu dem die Gäste keinen Zutritt haben", erwiderte ich schmunzelnd.
Es war toll, einen besten Freund wie Louis zu haben, der sich wirklich um mich sorgte, das wurde mir in jenem Augenblick klar.
„Echt? Dann bin ich erleichtert. Aber ich möchte mich trotzdem von dir persönlich verabschieden. Kannst du zum Hinterausgang kommen?"
„Ich bin schon auf dem Weg!"
Schnell steckte ich mein Handy weg und spurtete zur hinteren Tür des Clubs, wo sich alle Jungs bereits mit ihren Bodyguards versammelt hatten. Pauly stand mittendrin und als er mich erblickte, begann er zu grinsen.
„Angel!" Louis kam sofort auf mich zu, seine Arme umschlangen meinen Körper und er drückte mich fest an sich.
„Es tut mir echt so leid, dass es ausgerechnet heute Abend so einen Massenauflauf gab", entschuldigte er sich zerknirscht. Dann wisperte er mir ins Ohr: „Schlaf gut, kleines Teufelchen, wir sehen uns morgen."
Pauly öffnete langsam die Tür, damit die Jungs nach draußen gehen konnten. Vor dem hinteren Eingang parkten mehrere schwarze Vans, mit abgedunkelten Scheiben, in welche einer nach dem anderen nun kletterte. Als die Autos sich in Bewegung setzten, atmete ich tief durch. Heute Abend hatte ich zum ersten Mal hautnah einen Einblick in die negativen Seiten des Superstar Daseins bekommen, was mich aber nicht abschreckte, weiterhin mit den Jungs befreundet zu sein. Ich würde damit klar kommen, das stand fest.
Langsam drehte ich mich zu Mike, der die Tür nun schloss und mir einen besorgten Blick zuwarf.
„Alles in Ordnung, Angel?"
„Warum sollte es das nicht sein?", erwiderte ich. „Ich wusste vorher, dass die Jungs berühmt sind und auf was ich mich einlasse."
Mike nickte nur und fragte dann: „Soll ich dir ein Taxi rufen oder willst du noch bleiben?"
„Wenn es dir keine Umstände macht, kannst du eins bestellen", antwortete ich mit einem Lächeln.
Obwohl dieser Abend kurz gewesen war, war er doch wunderschön gewesen. Noch immer spürte ich Nialls Lippen auf meinen, seine Hände, die mich zärtlich berührten und den leichten Druck seines Körpers, mit welchem er mich gegen die Wand gepresst hatte. Es fiel mir schwer, an etwas anderes zu denken, als ich kurze Zeit später alleine in einem Taxi saß, welches mich nach Hause brachte.
Es schien Ewigkeiten her zu sein, seit ich zum letzten Mal einsam eine Fahrt zu meinem Apartment angetreten hatte. Die Jungs gehörten jetzt einfach zu meinem Leben. Louis war mein bester Freund und Niall, ja, was war er eigentlich? Er übte solch eine starke Anziehungskraft auf mich aus, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Ich konnte nicht aufhören, an ihn zu denken und ich konnte erst recht nicht aufhören, ihn küssen zu wollen. Ich kannte das Gefühl, süchtig nach Schokolade zu sein aber nach einem Mann süchtig zu sein, war etwas vollkommen Neues für mich. Trotzdem musste ich mich damit abfinden, dass es so war. Dagegen anzukämpfen war sinnlos, das wusste ich seit dem heutigen Abend ganz sicher.
In meiner Wohnung angekommen, begrüßte ich zunächst Angus, der mir wie üblich einen Kuss gab, dann jedoch wieder kurz zu zetern anfing und Nialls Namen schrie. Was zum Teufel hatte es damit auf sich? Angus hatte den Iren erst einmal gesehen, umso unverständlicher war mir das Ganze. Kopfschüttelnd verließ ich das Wohnzimmer, nachdem ich Angus wieder auf seine Stange gesetzt hatte und legte mich anschließend schlafen.
Am nächsten Tag meldete sich Louis bei mir, kurz nachdem ich aufgestanden war.
„Hey, Angel, bist du gut nach Hause gekommen?", lautete seine erste Frage.
„Ja, mich dir keinen Kopf. Mike hat mir ein Taxi gerufen, nachdem ihr verschwunden wart", beruhigte ich ihn.
„Gott sei Dank, ich hatte echt ein schlechtes Gewissen, dich alleine zurück zu lassen aber unsere Security Leute meinten es sei sicherer für dich, wenn du nicht gesehen wirst."
Ich verstand diese Bedenken durchaus und beschwichtigte Louis mit folgenden Worten: „Du musst dich für nichts bei mir rechtfertigen, ok? Alles ist in Ordnung."
„Fein, da bin ich wirklich erleichtert", gab er zu.
Ich konnte sein Grinsen förmlich vor mir sehen, als er die nächste Frage stellte: „Wo warst du eigentlich mit Niall?"
Nun geriet ich etwas in Erklärungsnot, denn ich wollte niemandem erzählen, welche Gefühle ich für den Iren entwickelt hatte und wie nahe wir uns gestern gekommen waren. So antwortete ich lässig: „Ich habe ihm die Orte im Club gezeigt, welche normale Gäste nie zu Gesicht bekommen werden."
Das war zumindest nicht gelogen, wenngleich ich auch einen Teil der Wahrheit absichtlich verschwieg. Ich wollte einfach abwarten, wie Niall zu der ganze Sache stand, bevor ich Louis etwas erzählen würde.
„Hör zu, mein kleines Teufelchen, wir wollen alle heute Abend gemeinsam in einem Pub abhängen, einschließlich unserer Bodyguards, die sowas wie Familie für uns geworden sind. Ich möchte gerne, dass du mitkommst, ok?"
Ich hatte noch nie nein sagen können, wenn Louis mich so lieb fragte und so war meine Antwort ein schlichtes Ja, was meinen besten Freund überaus freute.
„El und ich holen dich um acht Uhr ab", meinte er euphorisch. „Aber sie möchte gerne deinen Papagei sehen, bevor wir uns auf den Weg ins Pub machen oder ist das ein Problem?"
„Nein, weder Angus noch ich haben ein Problem damit", entgegnete ich lachend.
Ein Abend in einem Pub zu verbringen war sicher nicht das Schlechteste und nach dem gestrigen Erlebnis konnte ich mir lebhaft vorstellen, dass den Jungs ein Clubbesuch für den heutigen Abend nicht unbedingt zusagte. Da ich mich in Pubs ebenso wohlfühlte, wie in Clubs, freute ich mich natürlich auf später. Bis dahin würde zwar noch ein wenig Zeit vergehen, die ich jedoch ganz gut anderweitig nutzen konnte.
Angus und ich verbrachten eine Kuschelstunde auf dem Sofa, wo er nur auf meiner Schulter saß, um ständig seinen Schnabel an meine Wange zu pressen. Irgendwie schien er in der letzten Zeit besonders liebebedürftig zu sein.
„Angel", flötete er, „ich liebe dich."
„Ich weiß, meine Süßer, ich liebe dich auch", erwiderte ich grinsend.
Es tat mir jetzt schon weh, wenn ich daran dachte ohne Angus nach Nashville zu fliegen aber für fünf Tage lohnte sich der Aufwand nicht, welchen man hatte, um einen Papagei von England nach Nordamerika transportieren zu dürfen. Außerdem bedeutete der lange Flug auch Stress für Angus, deswegen zog ich es vor, ihn zuhause, oder besser gesagt, bei Trigger zu lassen. Als ich früher meine Sommerferien bei meinem Dad verbrachte, war Angus immer mitgereist, denn fast drei Monate ohne meinen Papagei hätte ich niemals aushalten können.
Nachdem ich den Tag mit Aufräumen, Essen machen und Wäsche waschen verbracht hatte und es langsam auf den Abend zuging, sprang ich unter die Dusche und stylte mich anschließend ein wenig. Für ein Pub musste es nichts Außergewöhnliches sein und so entschied ich mich für eine dunkelblaue Jeans und einen hellgrauen Pulli, der mit silbernen Glitzerfäden durchzogen war. Dazu passten meine silbergrauen Cowboystiefel hervorragend, die ich letztes Jahr in Nashville gekauft hatte.
Meine Augen betonte ich mit einem Lidstrich und Wimperntusche und legte meinen farblosen Lipgloss auf. Die Haare ließ ich offen, denn frisch gewaschen sahen sie so am besten aus. Kaum war ich fertig, läutete es auch schon an der Tür. Das mussten Louis und El sein. Beide begrüßten mich mit einer freudigen Umarmung, bevor ich mit ihnen das Wohnzimmer aufsuchte, damit El meinen Papagei kennenlernte. Angus war ganz verrückt nach Louis' Freundin aber er freute sich auch, Louis zu sehen, der ihm eine Erdbeere geben durfte.
„Looooouuuuuuuuuuuuis! Danke!", schrie er begeistert.
„Dein Vogel ist echt gut erzogen", staunte El, was mich zum Lachen animierte.
„Das war harte Arbeit, aber er kann sich manchmal auch daneben benehmen", meinte ich grinsend.
Kurz darauf machten wir uns zu dritt in einem Taxi auf den Weg ins Pub. Ich konnte es kaum erwarten, Niall zu sehen und mit ihm reden zu können. Es gab so viel, was ich ihm sagen wollte, doch als ich dann endlich vor ihm stand, geschah, das, was eigentlich immer passierte, wenn ich in seine blauen Augen schaute. Ich brachte kein Wort heraus, außer: „Hi, Niall."
„Hi, Angel", erwiderte er und küsste mich nur sehr flüchtig auf die Wange, bevor sich zu einer Frau mit langen, fast weißblonden Haaren gesellte, die neben Harry saß. Was sollte das denn jetzt?
Stirnrunzelnd beobachtete ich, wie er sich angeregt mit ihr unterhielt, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Ich begann innerlich zu kochen, denn ich hatte keine Lust, mich verarschen zu lassen. Gestern hatten wir unglaublich viele Zärtlichkeiten ausgetauscht und heute tat er so, als sei ich fast nicht existent.
„Angel, was möchtest du trinken?" Louis' Frage holte mich aus meinen Gedanken.
„Ein Bier, egal welches", erwiderte ich, ohne meinen Blick von der Blondine und Niall abzuwenden.
Als Louis bemerkte, wo ich hinschaute, sagte er lächelnd: „Das ist Lou, unsere Stylistin. Komm, ich mache dich mit ihr bekannt."
Da konnte ich wohl schlecht nein sagen, auch wenn das hieß, dass ich Niall nun sehr nahe kommen würde, denn die beiden saßen sich direkt gegenüber. Also begleitete ich Louis mit sehr gemischten Gefühlen zum Tisch.
„Hey, Lou, ich möchte dir jemanden vorstellen", sagte er freundlich und legte einen Arm um meine Schultern. „Das ist unsere gute Freundin Angel, eigentlich meine beste Freundin."
Lächelnd reichte Lou mir ihre Hand, während ihre Augen prüfend über mein Gesicht zu gleiten schienen. „Freut mich, dich kennenzulernen, Angel."
„Mich auch", erwiderte ich ebenso lächelnd.
Sie machte auf mich einen sehr positiven Eindruck, welcher sich noch verstärkte, als sie sagte: „Du hast übrigens wunderschöne Haare und einen sehr ebenmäßigen Teint. Falls du mal in die Verlegenheit kommen solltest, dich aufwendig stylen zu müssen, kannst du dich gerne an mich wenden. Ich würde das sehr gerne machen. Die Jungs wissen, wie ich zu erreichen bin."
Ich war baff, denn so etwas hatte ich nicht erwartet.
„Danke für das freundliche Angebot, ich komme gerne darauf zurück", antwortete ich grinsend.
„So gefällt mir das", ließ Louis sich vernehmen. „Angel, du wirst jetzt nach und nach in die 1D Family eingeführt."
Ich durfte an diesem Abend alle persönlichen Bodyguards der Jungs begrüßen und hatte Mühe, mir all die Namen zu merken, bzw. zu wem sie gehörten. Alberto war Louis' Bodyguard, der von Liam hieß Paddy, Zayns Bodyguard hörte auf den Namen Preston, Harry gehörte zu Ed und Nialls Aufpasser trug den Namen Basil. Pauly, der mir als Tour Daddy vorgestellt wurde, kannte ich bereits. Er umarmte mich herzlich zur Begrüßung, solch eine Umarmung hätte ich mir von Niall gewünscht, der mich immer noch nicht anschaute, sondern sich weiterhin mit Lou unterhielt.
„Sag mal", wisperte ich Louis zu, „wie viel hat Niall denn heute schon getrunken?"
„Keine Ahnung, wir sind ja gerade erst gekommen und wie du selbst sehen kannst, hat er eine Cola vor sich stehen. Also gehe ich davon aus, dass er stocknüchtern ist."
Wenn das der nüchterne Niall war, so hatte ich diesen aber ganz anders in Erinnerung. Im Moment wusste ich nicht, welchen Niall ich mir eigentlich wünschte. Den betrunkenen, der mich zärtlich küsste und mir alle möglichen Dinge ins Ohr flüsterte oder den nüchternen, der mich so gut wie ignorierte. Was stimmte nicht mit ihm?
Um mich abzulenken, begann ich eine Unterhaltung mit El, Perrie und Sophia, die sich wahnsinnig freuten, dass wir uns mal wieder trafen. Unser Gespräch lenkte mich wenigstens ein bisschen von Niall, oder besser gesagt, von seinem eigenartigen Verhalten ab. Natürlich hatte ich nicht erwartet, dass er sich den ganzen Abend mit mir befassen würde aber etwas mehr Aufmerksamkeit hätte er mir ruhig schenken können, vor allem nach den gestrigen Ereignissen im Hinterhof.
So gut es ging versuchte ich mich auf das Gespräch mit den Mädels zu konzentrieren, doch ich konnte es trotzdem nicht lassen, ihm hin und wieder einen Blick zuzuwerfen. Doch das stimmte mich nur noch trauriger und zeitweise sogar aggressiv. Was dachte er sich eigentlich dabei? Plötzlich legte sich ein Arm um meine Schulter, der Liam gehörte.
„Hey, Angel, na wie sieht es aus mit den Mash-ups? Denkst du, wir könnten in nächster Zeit noch welche aufnehmen?", fragte er grinsend und zog Sophia auf der anderen Seite zu sich.
Die beiden waren so ein hübsches Paar, dass ich glatt neidisch wurde. Wieso konnte Niall nicht einfach zu mir kommen und seinen Arm um meine Schultern legen? Da war wirklich nichts dabei, es sei denn, es war im peinlich so etwas zu tun. Mit einem kleinen Seufzer wandte ich mich an Liam, um dessen Frage zu beantworten.
„Ich habe keine Ahnung, ob das vor meinem Urlaub noch klappt."
„Stimmt, du fliegst ja im November weg, wenn wir aus den USA zurückkommen. Aber kein Problem, wir können es ja auch auf Dezember verschieben", meinte Liam lächelnd.
„Ja, das wäre nicht schlecht", gab ich zur Antwort.
Im Moment konnte ich es wirklich kaum erwarten, nach Nashville zu fliegen, obwohl die Jungs, und besonders Louis, mir fehlen würden. Mein erstes Bier neigte sich langsam dem Ende zu und so bestellte ich ein zweites. Vielleicht würde mir dieses ja bessere Laune in Bezug auf Niall verschaffen.
Pauly gesellte sich jetzt kurz zu uns, stieß mit mir an und erkundigte sich bezüglich meines Jobs als DJ. Das lenkte mich zumindest ein wenig ab und ich war ganz in meinem Element, als ich Pauly erzählte, wie sehr ich diesen Job liebte. Als der Hüne sich jedoch entschuldigte, um die Toiletten aufzusuchen, wanderte mein Blick schmerzlich zu Niall, der jetzt auf sein Handy starrte. Er hatte tatsächlich noch immer eine Cola vor sich stehen, was mir ziemlich komisch vorkam.
Während ich mir noch Gedanken darüber machte, ob er vielleicht sauer auf mich sein könnte, nahm ich aus den Augenwinkeln wahr, dass er sich plötzlich erhob und seinen Platz neben Lou verließ, um auf unsere Gruppe zuzugehen. Mein Atem stockte leicht, als er genau vor mir stehen blieb. Doch anstatt mich anzusprechen, verschaffte er sich Gehör, indem er mit einem Feuerzeug gegen sein Glas schlug.
„Leute, hört mal alle gut zu. Marvin lädt uns alle am Freitag, dem vierzehnten November zu seiner Geburtstagsparty in seinem Haus ein."
„Echt? Das ist ja cool!", rief Harry laut aus.
Mein Kopf senkte sich nun leicht nach unten, denn das war mein freier Abend, an welchem die Jungs und ich eigentlich etwas gemeinsam hatten unternehmen wollen. Dies konnte man nun getrost vergessen. Sie würden die Party eines Freundes besuchen, während ich mir zuhause vermutlich DVDs gemeinsam mit Angus anschauen würde, ein Gedanke, der meine Laune nur noch mehr nach unten zog.
Eigentlich hatte ich gar keine Lust mehr hier zu bleiben und während ich noch überlegte, wie ich Louis am besten beibringen sollte, dass ich nun nach Hause fahren würde, spürte ich, wie eine Hand sich zögerlich auf meine legte. Als ich meinen Kopf anhob, machte mein Herz einen Satz, denn ich blickte in Nialls blaue Augen, die wie so oft den Grund meiner Seele zu erforschen schienen. Die Worte, die nun aus seinem Mund kamen, klangen so unwirklich und doch sprach er sie aus.
„Angel, ich möchte gerne, dass du mit zu dieser Party kommst."
„W...Was?" Ich musste ein wenig fassungslos dreingeschaut haben, denn Louis sagte sofort: „Das ist eine super Idee! Natürlich kommst du mit!"
„Aber..."
„Kein Aber, du bist unsere Freundin und wenn Niall dich mitnehmen will, geht das klar", vernahm ich Zayns Stimme plötzlich neben mir. Selbst Perrie zwinkerte mir aufmunternd zu und meinte dann: „Wir müssen vorher unbedingt zusammen shoppen gehen, um heiße Kleider zu kaufen, das ist Pflicht!"
Meine Gedanken begannen sich erneut im Kreis zu drehen. Eine Party, Niall wollte mich unbedingt mitnehmen, obwohl er den ganzen Abend so gut wie kein Wort mit mir gesprochen hatte und ich sollte mit den Mädels vorher shoppen gehen. Von einer zur anderen Sekunde war ich aus meinem seelischen Tief herausgekommen, um nun voll freudiger Erregung dazustehen.
So unterschiedlich diese Gefühle sein mochten, die sich heute durch mein Innerstes zogen; beide hatte ich Niall zu verdanken. Er konnte mich unglaublich manipulieren, er hatte mich in seiner Hand.
Wohin würde das noch führen?
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Ich weiß, alle denken jetzt bestimmt, dass Niall einen Dachschaden hat, so wie er sich Angel gegenüber verhält.
Ich hoffe, ihr seid gespannt auf das nächste Kapitel und bedanke mich ganz herzlich für die Votes und Kommentare!
LG, Ambi xxx
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