08. Curiosity

Mit klopfendem Herzen legten sich meine Hände zaghaft auf seine, um diese langsam von meinen Hüften zu lösen. Gleichzeitig vollführte ich eine kleine Drehung meines Körpers, damit ich in seine wunderschönen, blauen Augen schauen konnte. Nialls Blicke sagen mir, dass er jetzt irgendetwas tun würde und so ließ ich mich überraschen, anstatt die Initiative zu ergreifen, denn mich hatte plötzlich der Mut verlassen. Ich konnte ihn doch nicht so einfach küssen, obwohl ich nichts mehr wollte als das.

Mein Atem stockte kurz, als er mein Gesicht vorsichtig mit seinen beiden Händen umfasste, um dann einen Kuss auf meine Stirn zu hauchen. Als ich die Berührung seiner Lippen auf meiner Haut spürte, begann ich zu zittern. So sehr, dass ich mich an ihm festhalten musste, um nicht umzufallen.

Niall schien das zu bemerken, denn sein linker Arm legte sich blitzschnell um meine Taille und Sekunden später zog er mich von der Tanzfläche. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, denn er griff nun nach meiner Hand. Als unsere Finger sich ineinander verschränkten, hatte ich das Gefühl, dass er mich nicht mehr loslassen würde.

Ich hatte keine Ahnung, wohin wir gingen, sah nur, dass wir die Menschenmenge verließen, um uns kurze Zeit später in der kuscheligen Sitzecke im VIP Bereich niederzulassen. Dort saßen auch die anderen Jungs, einschließlich Perrie, die uns erstaunt anschauten.

„Ist was passiert?", fragte Louis sogleich.

„Da waren Leute auf der Tanzfläche, die Bilder gemacht haben", erklärte Niall schließlich. „Und ich wollte nicht, dass sie Angel und mich zusammen fotografieren."

Er schaute mir direkt in die Augen, als er den nächsten Satz aussprach.

„Ich möchte nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst."

Das war also des Rätsels Lösung aber durchaus für mich verständlich. Bevor ich etwas dazu sagen konnte, hörte ich Louis' Stimme.

„Habt ihr etwa rumgeknutscht?"

Mein Gesicht überzog sich mit einer dezenten Röte, ich konnte förmlich spüren, wie diese bis zu meinem Haaransatz hochklettert, als ich stotterte: „N..., Nein... Niall hat nur..."

„Er hat was?" Louis grau-blaue Augen wichen nicht von meinem Gesicht. Er wollte es also genau wissen.

„Wir haben nur zusammen getanzt", erwiderte ich schließlich und nahm aus den Augenwinkeln Nialls Grinsen wahr, welches seine Lippen umspielte.

Niemand hatte das Recht zu erfahren, welch überaus zärtlichen Kuss er auf meine Lippen gedrückt hatte, selbst mein bester Freund nicht, der das Verhör jetzt weiterführte.

„Es hat euch doch hoffentlich niemand fotografiert, oder? Wenn Angel dadurch gemobbt wird, kannst du was erleben!", herrschte er Niall an.

„Sag mal, spinnst du? Was denkst du denn, warum wir von der Tanzfläche verschwunden sind?", meinte Niall erbost.

Es fehlte gerade noch, dass die beiden sich wegen mir stritten und so ging ich dazwischen.
„Könnt ihr es nicht einfach dabei belassen? Es wurden keine Fotos gemacht und alles ist in Butter!", sagte ich laut und deutlich.

Anschließend erhob ich mich, doch als ich die Sitzecke verlassen wollte, fragte Louis sofort: „Wo willst du denn hin?"

„Ich brauche jetzt eine Zigarette", gab ich zur Antwort und setzte mich in Bewegung, ohne seine Reaktion abzuwarten.

Draußen angekommen kramte ich in meiner Handtasche nach der Zigarettenschachtel und holte dort eine Zigarette hervor. Doch als ich diese anzünden wollte, konnte ich mein Feuerzeug nicht finden. Mit der Zigarette zwischen den Lippen, hob ich meinen Kopf, um mich nach jemandem umzuschauen, der mir vielleicht Feuer geben konnte. Bevor ich jedoch dazu kam, erblickte ich die Flamme eines Feuerzeugs vor meinen Augen. Niall musste mir nachgelaufen sein und stand nun direkt vor mir.

„Danke."

Ich nahm einen tiefen Zug, welcher mich natürlich wieder kurz zum Husten brachte. Auch Niall rauchte eine Zigarette und schaute zu mir, als ich hustete.

„Alles in Ordnung?", lautete seine Frage.

Er klang so unglaublich sexy, dass ich beinahe eine Gänsehaut bekam. Als ich nickte, richtete der Ire seine nächste Frage an mich, wobei seine Stimme so leise war, dass ich genau hinhören musste.

„Warum hast du Louis nicht erzählt, dass ich dich geküsst habe?"

„Weil es ihn nichts angeht", erwiderte ich ebenso leise, wobei mein Kopf sich nach unten senkte. Ich wollte Niall jetzt nicht in die Augen schauen, weil ich Angst hatte, etwas darin sehen zu können, was mich vielleicht enttäuschen würde.

Nervös nahm ich wahr, dass er plötzlich ganz dicht neben mir stand und dass seine Hand die meine berührte. Ganz sachte strichen seine Finger über meinen Handrücken, als er die nächste Frage stellte, die mich völlig aus dem innerlichen Gleichgewicht brachte.

„War der Kuss zärtlich genug? Möchtest du mehr davon?"

Unfähig zu antworten, hob ich meinen Kopf und starrte nur in seine hübschen Augen, welche jetzt genau in meine blickten.

„W..., was?" Ich konnte nicht fassen, was er gerade gefragt hatte.

„Du hast mich schon verstanden, Angel."

Seine Lippen befanden sich direkt neben meinem rechten Ohr, als er flüsterte: „Wenn du irgendwann mehr davon möchtest, dann lass es mich wissen."

Dann drehte er sich um, schnickte seine Zigarette gekonnt in den großen Aschenbecher, welcher neben dem Gebäude stand und ging mit schnellen Schritten in Richtung Taxistand. Sekunden später erwachte ich aus meiner Trance.

„Niall!"

Automatisch setzten meine Füße sich in Bewegung, um die Verfolgung aufzunehmen. Dieses Mal sollte er nicht so einfach verschwinden!

„Niall! Bitte warte!", rief ich, so laut ich konnte, worauf er sich kurz umdrehte, den Kopf schüttelte und auf die Paparazzi am Straßenrand zeigte.

Hilflos musste ich mit ansehen, wie er in ein Taxi stieg, welches schnell meinen Blicken entschwand. Und wieder ließ er mich total verwirrt zurück, nur dieses Mal noch schlimmer, als beim ersten Mal. Was zum Teufel stimmte mit diesem Typen nicht?

Minuten später befand ich mich wieder im Inneren des Clubs und ging auf die Sitzecke zu, in welcher der Rest unserer Clique noch immer versammelt war. Als sie mich erblickten, sprang Louis sofort auf und ging einige Schritte auf mich zu.

„Wo ist Niall?", wollte er wissen.

„Nach Hause gefahren", erwiderte ich mit dem gleichgültigsten Gesichtsausdruck, zu dem ich im Augenblick fähig war. Keiner sollte wissen, wie sehr mich die Geschehnisse dieses Abends aufgewühlt hatten.

„Echt?" Zayn zog erstaunt seine Brauen nach oben, während Liam sagte: „Langsam mache ich mir echt Sorgen um ihn. Er hat sich heute schon wieder betrunken und haut dann einfach ab, ohne sich von uns zu verabschieden."

Was sollte ich jetzt darauf sagen? Niall hat mich auf der Tanzfläche geküsst, was sich ziemlich toll angefühlt hat und mich draußen gefragt, ob ich mehr davon möchte. Und als ich ihm keine Antwort geben konnte, ist er einfach gegangen.

Das hörte sich so lächerlich an, dass ich mich ernsthaft fragte, ob ich mir vielleicht alles nur eingebildet hatte. Genügend getrunken hatte ich auf jeden Fall, genau wie Niall auch. Nur am Rande nahm ich wahr, wie Harry mich umarmte, um sich von mir zu verabschieden.

„Ich geh dann mal, bis dann, Angel."

Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er verschwand. Auch Liam, Zayn und Perrie wollte gehen und so beschlossen Louis und ich, ebenfalls den Heimweg anzutreten. Vorher verabschiedete ich mich jedoch von Liam, der versprach, morgen Nachmittag gegen zwei Uhr bei mir vorbeizuschauen, damit wir das Thema Mash-ups angehen konnten.

Wie schon so oft nahmen Louis und ich ein gemeinsames Taxi für unseren Nachhauseweg. Mein bester Freund beäugte mich hin und wieder sehr kritisch, denn er merkte mit Sicherheit, dass ich mir über etwas Gedanken machte.

„Angel, willst du mir nicht sagen, was los ist?", fragte er nach ungefähr fünf Minuten, in denen wir uns angeschwiegen hatten. E

twas, was eigentlich so gut wie nie vorkam, da wir immer ein Thema fanden, über welches es sich zu diskutieren lohnte. Langsam bekam ich ein schlechtes Gewissen Louis gegenüber, der sich wirklich bemühte, mir zu helfen und so sagte ich: „Es hängt mit Niall zusammen."

Seufzend erwiderte er nur: „Das dachte ich mir bereits, ich bin ja nicht doof. Also raus mit der Sprache, was hat er angestellt? Wenn er dich beleidigt hat oder so, kann er was erleben!"

„Findest du, dass ein Kuss eine Beleidigung ist?", platzte es aus mir heraus.

Meine überraschende Gegenfrage bewirkte, dass Louis schallend zu lachen anfing. Und zwar so laut, dass der Taxifahrer sich mit erbostem Gesichtsausdruck zu uns umdrehte. Wahrscheinlich hatte er es meistens mit ruhigen oder beinahe mumifizierten Fahrgästen zu tun, die keinen Ton von sich gaben. Doch wenn man Louis Tomlinson und Angel Cooper beförderte, konnte man nicht verlangen, dass dies ohne Lachanfälle oder eine laute Konversation von statten gehen würde.

Nachdem Louis sich einigermaßen beruhigt hatte, bekam ich die nächste Frage an den Kopf geworfen. „Hast du dich in Niall verknallt?"

Was sollte ich darauf denn antworten? Ich wusste es nicht, ich wusste nur, dass es sich verdammt gut angefühlt hatte, als unsere Lippen aufeinander trafen und dass die Erinnerung daran noch immer Schmetterlinge in meinem Bauch auslöste. Vor mich hinträumend bemerkte ich nicht, dass Louis mich erwartungsvoll anschaute. Erst als er seine Hand auf meinen Arm legte, kehrte ich in das Reich der Wirklichkeit zurück und schaute ihn mit großen Augen an.

„Ich..., ich weiß nicht...", lautete meine unsichere Antwort.

„Bitte was? Du musst doch wissen, ob du dich in ihn verliebt hast oder nicht!"

„Nach einem Kuss?"

Louis seufzte laut. „Frauen sind manchmal echt kompliziert."

„Männer auch", konterte ich sofort wobei ich an Nialls seltsames Verhalten dachte.

Wieso lief er immer weg und ließ mich in einem völlig verwirrten Zustand zurück? Das war einfach nicht fair! Das Schlimmste an der Sache war jedoch die Tatsache, dass ich mich nach wie vor zu ihm hingezogen fühlte und nach diesem Abend noch stärker als je zuvor. Er war wie eine Sucht für mich von der ich nicht mehr loskam.

Nach einer gefühlten Ewigkeit stoppte das Taxi vor meinem Haus. Wie immer verabschiedete ich mich herzlich von Louis, der mir einen Kuss auf die Wange drückte.

„Mach's gut, Angel, ich wünsche dir morgen viel Spaß mit Liam bei den Mash-ups."

„Danke, den werde ich sicher haben."

Ich wuschelte noch kurz durch seine braunen Haare, bevor ich endgültig aus dem Taxi stieg.
In meiner Wohnung angekommen, zog ich meine Jacke, die Schuhe und den Schal aus und lief geradewegs ins Wohnzimmer, um nach Angus zu schauen, der mit geöffneten Augen auf seiner Stange saß.

„Aaaaaaaaaaaaaaaaangel!", schrie er laut und flatterte aufgeregt mit den Flügeln.

„Ja, mein Süßer, hier bin ich", begrüßte ich ihn, während ich meinen Arm ausstreckte, auf welchen er sofort kletterte.

Ohne Zeit zu verlieren trat Angus den Weg zu meiner Schulter an, setzte sich dort nieder und stupste meine Wange vorsichtig mit seinem Schnabel an. Er tat dies nicht wie gewöhnlich dreimal hintereinander, sondern nur zweimal, drehte sich dann um und begann zu zetern.

„Was hast du denn, Süßer?", fragte ich erstaunt.

„Niaaaaaaaaaalllll", schrie er laut und deutlich, was mich total verwirrte. Wieso rief er den Namen des Iren plötzlich? Es kam mir völlig zusammenhanglos vor und so schüttelte ich meinen Kopf und setzte Angus zurück auf seine Stange.

„Ja, ich habe Niall heute Abend gesehen aber ich habe auch Louis gesehen", erklärte ich ihm noch immer leicht verwirrt.

„Niall", krächzte er vor sich hin, legte seinen Kopf schief und öffnete dann seinen Schnabel, als ob er gähnen wollte.

Scheinbar spielten heute Abend alle verrückt, sogar mein Papagei. Ich maß seiner Äußerung jedoch keine besondere Bedeutung zu, suchte nun das Badezimmer auf, um mich bettfertig herzurichten und legte mich anschließend schlafen.

Als ich am nächsten Tag gegen zwölf Uhr mittags aus einem Traum erwachte, pochte mein Herz wie verrückt. Ich hatte von Niall geträumt! Leise stöhnend fasste ich mir an den Kopf, als die Erinnerungen des Traums durch meine Gedanken flossen.

Wir standen in einem Club auf der Tanzfläche und er fragte, ob er mich küssen dürfte, was ich wie selbstverständlich mit einem „Ja" beantwortete. Dann erloschen plötzlich alle Lichter und wir standen in Dunkeln, worauf Niall meinte: „So ist es perfekt, jetzt sieht uns wenigstens niemand." „Dann kannst du mich jetzt richtig küssen", forderte ich ihn auf.

Gerade als er es tun wollte, erwachte ich völlig verwirrt. Jetzt verfolgte er mich sogar in meinen Träumen! Wo sollte das denn noch hinführen? Niall musste einen dermaßen starken Eindruck bei mir hinterlassen haben, dass mein Unterbewusstsein dies in den Träumen replizierte. Was war es, das mich so zu ihm hinzog und meine Skepsis Männern gegenüber langsam aber sicher vergessen ließ? Ich konnte nicht beschreiben, was in mir vorging, als er mich gestern auf den Mund geküsst hatte; es war auf jeden Fall eine völlig neue Emotion gewesen, welche sich daraufhin in meinem Innersten ausbreitete.

„Aaaaaaaaaaaaaaaangel!" Angus' fordernder Schrei zeigte mir deutlich, dass es Zeit zum Aufstehen war, denn er meldete sich nur, wenn er großen Hunger verspürte. Seufzend kroch ich unter der Bettdecke hervor und tapste in den Flur.

„Ich komme gleich, Angus", rief ich meinem Papagei zu, der daraufhin ein „Guten Morgen, Angel!", von sich gab. Kurz danach folgte das Wort „Hunger."

Um einem großen Spektakel vorzubeugen, suchte ich die Küche auf, öffnete den Kühlschrank und holte eine Erdbeere hervor, welche ich Angus kurz darauf vor den Schnabel hielt.

„Hier, mein Süßer, nimm."

Ohne zu zögern schnappte er gierig nach der roten Frucht und verspeiste diese binnen kürzester Zeit. Somit konnte ich jetzt wenigstens das Badezimmer aufsuchen, um unter die Dusche zu steigen. Während ich meinen Körper einseifte, dachte ich schon wieder an Niall. Wie gut hatte es sich angefühlt, als seine Hände auf meinen Hüften lagen! Es war noch immer total komisch für mich, dass ein Mann solche Gefühle in mir erwecken konnte, obwohl ich es auch sehr reizvoll fand. Insgeheim fragte ich mich, was bei unseren nächsten Zusammentreffen passieren würde.

Für mich war Niall noch immer unberechenbar aber gerade das machte die Sache so interessant.

Nach dem Duschen bereitete ich das Frühstück für Angus und meine Wenigkeit zu und schickte dann eine SMS an Liam.

„Bleibt es bei heute Nachmittag?"

Die Antwort darauf erfolgte prompt. „Auf jeden Fall!"

Somit blieb mir noch genügend Zeit, um noch ein bisschen aufzuräumen, sowie das Chaos auf dem Fußboden verschwinden zu lassen, das Angus verbreitet hatte. Heute waren es die Pinienkerne, welche er aus seiner Futterschale geworfen haben musste.

Seufzend machte ich mich daran, alles vom Boden zu beseitigen, wobei ich ein wenig mit Angus schimpfte. Doch eigentlich durfte ich ihm nicht böse sein, denn es war seine Art mir zu zeigen, dass er mich vermisste. In der letzten Zeit hatte ich ihn ziemlich oft alleine gelassen, das musste ich zugeben. Tessa und ich waren früher zwar auch ausgegangen aber meistens nur zu Freunden oder manchmal zum Abendessen. Außerdem waren wir nie bis zu den frühen Morgenstunden weggeblieben.

Mein Papagei verkraftete es zwar, dass ich von mittwochs bis samstags arbeitete, aber nun verbrachte ich auch einen großen Teil meiner Freizeit mit den Jungs, was mir aber auch wichtig war. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie einen festen Platz in meinem Leben und das würde sich hoffentlich nicht so schnell ändern. Doch heute war ich ziemlich froh, dass Liam bei mir vorbeischaute und ich Angus nicht alleine lassen musste. Wir würden auch sicherlich viel Spaß haben.

Meine Gedanken wanderten automatisch zu Niall. Irgendwie wurde ich aus ihm nicht schlau. Was genau wollte er eigentlich mit seinem verwirrenden Verhalten bezwecken? Ich würde bestimmt nicht auf ihn zugehen, um ihm zu sagen, dass er mich gefälligst küssen sollte, denn das entsprach nicht meinem Wesen. Aber tief in meinem Innersten trug ich diese Neugierde, die mich fast auffraß und die unbedingt mehr von Niall wollte. Vor allem wenn ich leicht betrunken war, gewann sie die Oberhand und schaltete die Vernunft aus.

Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, klingelte es bereits an der Tür. Das musste Liam sein und er war super pünktlich, was ich sehr schätzte.

Freudestrahlend öffnete ich ihm die Tür und nachdem wir uns mit einer Umarmung, sowie einem Kuss auf die Wange begrüßt hatten, führte ich ihn umgehend zu Angus.

„Hey, da ist ja dein Papagei!", rief er erfreut.

„Angus, das ist Liam", stellte ich den Sänger vor.

Nun legte mein Papagei den Kopf schief, blinzelte leicht, um klar und deutlich den Namen auszusprechen. „Liam! Liam!"

„Ja genau. Wir mixen jetzt ein bisschen Musik und nachher schauen wir wieder bei dir vorbei, ok?", erklärte ich Angus.

Da er jedes Wort verstand, würde er sich auch dementsprechend ruhig verhalten, so gut kannte ich meinen Papagei. Liam und ich verschwanden nun in dem dritten Zimmer der Wohnung, welches ich nur zum Kreieren von Musik benutzte. Dieses war mit dem entsprechenden Equipment ausgestattet, sprich mit einem PC, der alle Programme besaß, die man sich nur wünschte, um Musik mixen zu können. Außerdem befand sich ein exquisites Mischpult im Raum. Liam staunte nicht schlecht, als er dieses zu Gesicht bekam.

„Dieser Nachmittag wird mit Sicherheit einer der besten meines Lebens werden", lautete seine Aussage.

„Ok, dann lass und loslegen", erwiderte ich grinsend.

Es machte mehr als nur Spaß mit Liam an guten Mash-ups zu arbeiten, er hatte das irgendwie im Blut und wusste, was zusammenpasste und was nicht.

„Der Beat muss stimmen", meinte er und sprach damit meine Devise aus.

Insgesamt arbeiteten wir mehrere Stunden zusammen, bevor wir beschlossen, beim Pizzaservice etwas zu Essen zu bestellen, da sich bei beiden der Hunger einstellte. Es war bereits kurz nach elf am Abend, als Liam sich schließlich von mir verabschiedete.

„Mach's gut, Angel! Es hat total Spaß gemacht mit dir Musik zu mixen", sagte er, als er mich umarmte.

„Mir dir auch!", kam es von mir. „Wir sollten das öfter tun!"

„Da sage ich nicht nein aber nun muss ich echt gehen, sonst komme ich morgen früh nicht aus dem Bett und verpasse unser Interview", meinte er trocken.

Mit einem Grinsen im Gesicht antwortete ich: „Ich glaube, das sollten wir nicht riskieren, sonst bekomme ich noch Ärger mit eurem Management, weil ich dich hier festgehalten habe."
Liam zwinkerte mir zu, als er den nächsten Satz aussprach. „Vielleicht bekomme ich dann eher Ärger mit Niall."

„Wieso mit Niall?" Mein Herz klopfte bereits schneller, als ich nur seinen Namen hörte.

„Na ja, er scheint dich zu mögen."

Dieses Statement brachte mich ein wenig außer Fassung, was ich mir aber nicht anmerken lassen wollte. „Wie kommst du denn darauf?", fragte ich relativ cool. „Hat er etwa was in dieser Richtung von sich gegeben?"

Nun schüttelte Liam seinen Kopf. „Nein aber ich kenne ihn lange genug, um zu wissen, wann ein Mädchen ihm gefällt. Und ich glaube du gefällst ihm."

Was sollte ich jetzt von dieser Aussage halten? Eigentlich besagte sie gar nichts, denn Liam konnte sich auch täuschen. Abgesehen davon wusste er bestimmt nicht, was Niall mir schon so alles ins Ohr geflüstert hatte, um mich dann kurz darauf verwirrt zurück zu lassen. Liam verabschiedete sich nun endgültig und ich zog es vor, mich in das Bett zu verkriechen.

Es war Louis' Anruf, der mich am nächsten Tag weckte.

„Hey, Angel, wir sind gerade mit unserem Interview fertig geworden. Ich wollte nur wissen, wie es dir geht", erkundigte er sich liebenswürdig.

„Danke, mir geht es gut, aber du hast mich aus dem Tiefschlaf geholt", murmelte ich vor mich hin.

„Das tut mir leid, ich mache es irgendwann wieder gut", vernahm ich seine angenehme Stimme.

„Ist schon ok."

„Liam hat mir erzählt, dass es super viel Spaß gemacht hat, mit dir gemeinsam ein bisschen Musik zu kreieren", kam es nun von Louis.

Während ich die Bettdecke zurückschlug, antwortete ich: „Mir hat es auch Spaß gemacht."

„Das freut mich zu hören aber eigentlich rufe ich wegen was ganz anderem an", sagte er nun.

„Weswegen denn?", wollte ich wissen.

„Ich muss dir leider mitteilen, dass wir uns erst am Freitag wieder sehen, denn wir haben unerwartet zwei Termine vom Management aus Auge gedrückt bekommen", seufzte Louis.

„Na ja, das verkrafte ich. Heute ist doch schon Mittwoch", beschwichtigte ich meinen besten Freund.

Ich verkraftete es tatsächlich besser als gedacht, denn die Zeit bis zum Freitag verging rasend schnell. Donnerstags buchte ich meinen Flug für den 26. November nach Nashville. Das war ein Tag vor Thanksgiving, somit würde mir genügend Zeit bleiben, um mich zu akklimatisieren und meinem Dad bei den Essensvorbereitungen zu helfen. Anschließend schickte ich meinem Dad eine Email mit den Flugdaten, somit war es gewährleistet, dass mich jemand abholen würde.

Am Freitag gegen acht Uhr meldete sich dann Louis bei mir, um mir zu sagen, dass die Jungs um kurz vor zwölf im Club sein würden, was mich natürlich freute. Ich konnte es wie immer kaum erwarten, alle zu sehen und war schon sehr gespannt darauf, wie Niall sich dieses Mal verhalten würde. Nach wie vor blieb er für mich unberechenbar und gleichzeitig interessant.

Sein zärtlicher Kuss hatte mich in eine andere Welt befördert, doch dass er immer wieder abhaute, nervte wirklich total. Doch im Moment blieb mir keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn ich musste mich für den Abend stylen, was ich auch ausgiebig tat.

Keine zwei Stunden später betrat ich den Club durch den Hintereingang und nahm meinen Platz im verglasten Podium ein, wo ich prompt einen Kirschsaft von Trigger serviert bekam. Er war wirklich ein Schatz, der sich rührend um seine Angestellten kümmerte. Jeden Tag war ich ihm dankbar, dass er mir geholfen hatte, ein neues Leben aufzubauen, welches es mir ermöglichte, nette Menschen kennenzulernen. Menschen wie Louis, Harry, Liam, Zayn und Niall, einschließlich ihrer Freundinnen.

Alle waren so nett zu mir und hatten mich wie selbstverständlich in ihrer Clique aufgenommen. Es gab keinen Tag, auf den ich mich nicht freute, zumal ich meinen Traum gerade lebte. Ich war ein bekannter DJ in der Clubszene geworden, der den Leuten auf der Tanzfläche einheizte, wie gerade im Moment.

Wie so oft vergaß ich die Zeit, als ich die Musik laufen ließ und die Leute auf der Tanzfläche beobachtete. Erst als Louis mir zuwinkte, wurde mir bewusst, dass es bereits nach Mitternacht sein musste. Wie schnell die Zeit doch heute verging! Aber das war gut so, denn dann würde ich nicht so lange warten müssen, bis ich die Jungs wieder umarmen durfte und mich mit ihnen unterhalten konnte. Doch vorher wartete ich darauf, dass Trigger mir einen Cocktail servierte, um damit die letzte Stunde meiner Arbeitszeit anzukündigen.

Meine Augen waren auf die Tanzfläche gerichtet, während meine Finger sich am Mischpult zu schaffen machten, als ich plötzlich eine Bewegung hinter mir spürte. Da ich vermutete, dass es sich um Trigger handelte, sagte ich nur: „Stell den Erdbeer-Caipirinha einfach hin, ich komme dann runter zu euch."

„Und wenn ich das nicht möchte, weil ich lieber mit dir alleine sein will?"

Die Stimme bewirkte, dass ich mich augenblicklich herumdrehte, um dann in seine blauen Augen zu schauen.

„Niall? Wie bist du hierhergekommen?", fragte ich total erstaunt.

„Wie wohl? Über die Wendeltreppe."

Seine coole Antwort erzeugte ein Schmunzeln auf meinem Gesicht, doch ich konnte mir nicht verkneifen zu sagen: „Hast du Trigger gefragt, ob du das darfst?"

„Was glaubst du, wer mir den Cocktail in die Hand gedrückt hat, als ich ihn darum gebeten habe?"

Die unglaubliche Spannung zwischen uns war förmlich zu spüren, doch es handelte sich dabei nicht um eine unangenehme Spannung, sondern eher um ein Gefühl, welches man am besten mit Vorfreude beschreiben konnte. Nur wusste ich nicht, auf was sich diese Vorfreude bezog.

Als ich erneut in seine Augen schaute, löste sein Blick ein Kribbeln in meinem Bauch aus. Niall wich meinem Blick nicht aus, als er den Cocktail auf dem kleinen Tisch neben dem DJ Pult abstellte.

„Ich wollte dich etwas fragen, Angel."

„Was denn?" Ich platzte fast vor Neugierde, versuchte aber cool zu wirken und griff nach dem Cocktailglas, um daran zu nippen.

„Hättest du Lust, am Montag mit uns ins Café de Paris zu gehen?"

Meine Antwort erfolgte binnen Sekunden. „Ja, klar! Aber jetzt verrate mir, warum ihr ausgerechnet diesen Club ausgesucht habt."

Niall stutzte ein wenig, bevor er entgegnete: „Weil es ein ziemlich cooler Club ist, den wir sehr oft besuchen."

Grinsend erwiderte ich nun: „Wem sagst du das? Bis vor kurzem habe ich dort gearbeitet, denn das ist einer der Clubs, die Trigger gehören. Aber warum sind wir uns da nicht über den Weg gelaufen?"

Er zwinkerte mir zu, als er meine Frage beantwortete: „Ganz einfach, weil wir lange Zeit auf Tour waren und erst im Oktober zurück nach London gekommen sind."

Anschließend ergriff er meine Hand und sagte: „Kommst du jetzt mit runter? Die anderen warten schon."

Mein Konter erfolgte sofort. „Hast du nicht gerade gesagt, dass du lieber alleine mit mir sein möchtest?"

Sein Lächeln, welches sich nun auf seinem hübschen Gesicht ausbreitete, bescherte mir eine Gänsehaut. „Du bist aufmerksam, Angel, das gefällt mir."

Er zog mich näher zu sich heran, so dass unsere Körper sich berührten und flüsterte mir dann ins Ohr: „Irgendwann, Angel, werden wir beide hoffentlich alleine sein aber an einem passenderen Ort."
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Seid ehrlich: Nialls Verhalten macht euch wahnsinnig! Aber ihr müsst noch ein bisschen Geduld haben, bis ihr erfahren werdet, warum er sich im Moment so verhält.
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und ihr seid gespannt darauf, wie es weitergeht.

LG, Ambi xxx

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