05. Bewildered
Fünf Augenpaare starrten mich ein wenig erstaunt an, dann unterbrach Harry die etwas merkwürdige Stille, indem er sagte: „Wir haben keine Probleme mit Homosexuellen, im Gegenteil. Einer meiner besten Freunde ist schwul. Du hättest uns also ruhig schon früher sagen können, dass du lesbisch bist."
Genau das war der springende Punkt und so holte ich erst Mal tief Luft, bevor ich zu einer Antwort ansetzte.
„Moment! Ich habe nicht gesagt, dass ich lesbisch bin."
„Hä?" Zayn blickte verständnislos drein und Louis meinte grinsend: „Also Angel, du hast uns gerade erzählt, dass du mit einer Frau zusammen warst, mit der du wohl auch Sex hattest. Das erklärt doch eigentlich alles."
„Nein, es erklärt nicht alles", erwiderte ich, ohne meinen Blick von Louis abzuwenden, dessen blaue Augen auf mein Gesicht fixiert waren.
„Ich glaube, ich weiß, was Angel uns sagen will", mischt sich Liam nun ein. „Sie ist bisexuell, was ja auch ok ist."
Verzweifelt verdrehte ich meine Augen, denn die Gedanken der Jungs gingen komplett in eine falsche Richtung. Ich war nie bisexuell veranlagt gewesen, darin irrten sie sich gewaltig und so sah ich mich gezwungen, sie zumindest ein wenig aufzuklären, um aufkommenden Missverständnisse im Keim zu ersticken.
„Also ich war, bevor ich mit einer Frau zusammen war, auch mit zwei Jungs liiert", stellte ich die Sachlage klar.
Als Harry daraufhin erstaunt fragte: „Mit beiden gleichzeitig?", erhielt er prompt einen Rippenstoß von Louis, der nun sagte: „Du hast also quasi ausprobiert, um zu sehen, was dir mehr liegt, richtig?"
„So ungefähr", antwortete ich erleichtert.
Ich wollte ihnen jetzt und hier nicht alles erzählen; die Ereignisse, welche mich dazu bewogen hatten, es mit einer Frau zu versuchen, befanden sich noch immer in meinem Kopf und damals hatte ich die für mich richtige Entscheidung getroffen. Doch heute sah ich es anders. Zwei Jahre war ich mit einer Frau zusammen gewesen, zwei Jahre in denen ich herausgefunden hatte, dass es doch nicht das Richtige war. Jedenfalls nicht das, was ich auf Dauer suchte. Zayns Frage riss mich gnadenlos aus meinen Gedanken.
„Würdest du es wieder mit einem Mann versuchen?"
Meine Augen blieben auf dem Boden geheftet, trotzdem bildete ich mir ein, Nialls Blick auf mir zu fühlen, als ich leise antwortete: „Keine Ahnung, dafür müsste ich erst Mal den Richtigen finden."
Plötzlich spürte ich, wie Louis seine Arme um mich legte und mich liebevoll an sich drückte.
„Hey, Angel, wir haben dich noch genauso gerne wie vorher, wenn nicht sogar noch viel lieber, weil du so ehrlich warst und weil du so bist, wie du bist."
Dann gab er mir einen Kuss auf die Wange, was mich zu einem Lächeln animierte. Louis war einfach der Beste. Wie oft hatte ich während der letzten Jahre intolerante Menschen getroffen, die mich verurteilten, weil ich mit einer Frau zusammen war, doch diese Jungs hier waren anders. Ihre Offenheit und Toleranz haute mich total um und zeigte mir gleichzeitig, dass unsere Freundschaft echt war.
Wir saßen noch einen Moment zusammen, ehe wir die Runde auflösten. Alle Jungs verabschiedeten sich mit einer herzlichen Umarmung von mir, bis auf Niall, der mich nach Hause fuhr. Als ich kurze Zeit später zu ihm ins Auto stieg, wurde mir plötzlich bewusst, dass er während der Diskussion bezüglich meiner sexuellen Neigungen nicht ein Wort gesprochen hatte. Vermutlich war das für ihn viel zu überraschend gekommen oder er hatte wirklich ein Problem damit. Aber was hätte ich sonst tun sollen?
Irgendwann mussten die Jungs es erfahren, denn ich spielte gerne mit offenen Karten, was meine Freunde betraf. Vielleicht hatte ich mir jetzt alle Chancen bei Niall gründlich vermasselt aber wenn das das Fall sein sollte, war er es sowieso nicht Wert, dass ich mir Gedanken über ihn machte. Als er den Motor startete, hatten wir noch immer kein Wort miteinander gesprochen, was mich langsam ziemlich nervös werden ließ. Doch dann, aus heiterem Himmel fing er plötzlich an zu reden.
„Angel, ich glaube, du hast uns heute ganz schön überrascht."
„Tja, ihr hättet eure Geheimnisse genauso gut ausplaudern können", entgegnete ich nun und bedachte ihn mit einem Seitenblick.
„Wir haben keine Geheimnisse", erwiderte Niall grinsend.
„Sicher?"
„Ganz sicher. Liam, Louis und Zayn sind liiert, während Harry und ich uns am Singledasein erfreuen."
Und wieder hatte ich das Gefühl, dass beide gar nicht an einer festen Beziehung interessiert waren, was ich in Nialls Fall sehr schade fand, weil ich ihn wirklich mochte. Aber vielleicht redete ich mir das nur ein, denn ich war mir immer noch unsicher, was eine Beziehung mit einem Mann anging. Aber die Gefühle, welche sich in mir aufbauten, als er mein Knie verarztete, hatte ich mir keineswegs eingebildet; diese entsprachen der Realität. Umso härter traf mich seine gerade erwähnte Aussage. Sollte es mir vielleicht doch nicht vergönnt sein, auf ein männliches Wesen zu treffen, mit dem ich glücklich werden konnte?
Seufzend lehnte ich meinen Kopf an das Fenster auf der Beifahrerseite, als ich Niall sagen hörte: „Du brauchst es dir gar nicht gemütlich zu machen, wir sind gleich da."
Ich vergaß immer wieder, wie nahe Louis eigentlich wohnte, wenn man diese Strecke mit einem Auto zurücklegte. Wenige Minuten später parkte Niall seinen schwarzen Range Rover direkt vor dem Haus, in welchem sich mein Apartment befand.
„Also, Angel, mach's gut. Wir sehen uns", verabschiedete er sich von mir.
Kam es mir nur so vor, oder klang seine Stimme anders als sonst?
„Ja, wir sehen uns, spätestens am Mittwoch im Club", antwortete ich nun, bevor ich hastig aus dem Wagen kletterte.
„Hey", hörte ich Niall rufen, was mich dazu veranlasste, mich umzudrehen.
„Was denn?"
„Kriege ich keine Umarmung?"
„Möchtest du denn eine?", lautete meine Gegenfrage.
„Die anderen Jungs haben auch eine bekommen."
Das hörte sich jetzt an wie im Kindergarten. Trotzdem kehrte ich nochmals um, um ihm eine Umarmung zukommen zu lassen. Diese fühlte sich genauso herzlich an wie sonst auch, trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sie anders war.
„Ist irgendwas? Du bist so anders", meinte Niall, als ich meine Arme wieder zurückgezogen hatte.
„Ich bin anders? Du bist anders!", kommentierte ich seine Aussage.
„Nein, das stimmt nicht. Ich bin wie immer. Das bildest du dir nur ein."
Völlig verwirrt stieg ich endgültig aus dem Wagen und lief nun mit schnellen Schritten auf das Haus zu. Glücklicherweise machte ich heute keine Bekanntschaft mit dem Straßenpflaster und so stand ich Minuten später in meiner Wohnung, um erst Mal tief durchzuatmen. Wer von uns beiden hatte jetzt das Problem? Niall oder ich?
„Aaaaaaaaaaaaaangel!"
Angus' gellender Schrei holte mich sofort auf den Boden der Tatsachen zurück. Er war das einzige männliche Wesen auf Erden, das mich wirklich liebte.
„Hier bin ich, mein Süßer."
Als ich vor meinem Papagei stand, begann er aufgeregt zu flattern und sagte klar und deutlich: „Ich liebe dich."
„Du bist so süß, komm, gib mir ein Küsschen", forderte ich ihn auf, was Angus prompt tat.
Nachdem ich ihm seine Streicheleinheiten verpasst hatte, suchte ich das Badezimmer auf, um mich bettfertig herzurichten. Als ich das Bad wieder verließ, traf eine Nachricht von Louis auf meinem Handy ein.
„Ich hole dich morgen gegen elf zum Brunchen ab. Schlaf gut und ich hab dich lieb, Louis."
Lächelnd schaute ich auf die Zeilen, die mich gerade ein wenig aufmunterten und ich musste mir selbst eingestehen, dass ich auch gerne mit Niall zum Brunchen gegangen wäre. Aber das würde wohl nicht so schnell, oder vielleicht auch gar nicht, passieren.
Trotz der etwas unruhigen Nacht erwachte ich am nächsten Morgen putzmunter gegen zehn Uhr. Leise vor mich hin summend, schaute ich zunächst nach Angus, der noch ziemlich verschlafen drein blinzelte, als ich ins Zimmer kam.
„Guten Morgen, alte Schlafmütze", begrüßte ich ihn.
„Schlafmütze! Angel!", kam es zurück.
„Nein, nein, nicht ich, sondern du", erklärte ich grinsend, worauf Angus ein lautes Pfeifen von sich gab, welches an einen alten Wasserkessel erinnerte. Er konnte ebenso gut Geräusche imitieren, wie sprechen und schien heute irgendwie dazu aufgelegt zu sein.
Kopfschüttelnd lief ich ins Badezimmer, wo ich mir eine ausgiebige Dusche gönnte. Anschließend föhnte ich meine langen Haare trocken und überlegte dann, was ich anziehen sollte. Kurzerhand schickte ich Louis eine Nachricht. „Wie fein ist denn das Lokal, in dem wir brunchen?"
Wenige Minuten später antwortete er mir. „Außer ausgeleierten Jogginghosen ist alles erlaubt und ich gehe sowieso davon aus, dass du dich für deinen besten Freund in Schale schmeißen wirst", gefolgt von einem fetten, grinsenden Smiley.
Das war so typisch Louis, er konnte mich mit nur einem Satz zum Lachen bringen. So wählte ich eine dunkelblaue, enge Jeans und eine schlichte weiße Bluse. Meine Großmutter hatte mir mal gesagt, dass eine weiße Bluse unbedingt zur Garderobe einer Frau gehören würde, was sich durchaus manchmal bewahrheitete.
Nachdem ich ein dezentes Make-up aufgetragen hatte, begab ich mich in die Küche, um das Frühstück für Angus zuzubereiten. Ich musste heute unbedingt noch einkaufen gehen, denn Milch, Toastbrot und Marmelade gingen zur Neige, außerdem befand sich keine einzige Erdbeere mehr im Kühlschrank. Angus kreischte entsetzt, als ich ihm die Futterschale in den Käfig stellte.
„So, mein Süßer, das ist für dich. Ich gehe jetzt mit Louis zum Brunchen, anschließend besorge ich Erdbeeren für dich und dann komme ich wieder nach Hause", versuchte ich ihn zu besänftigen.
Angus legte seinen Kopf schief und sagte daraufhin nur ein einziges Wort: „Erdbeeren!"
Er war unglaublich gierig, wenn es um diese Früchte ging und niemand, außer meiner Wenigkeit, durfte in seiner Gegenwart Erdbeeren verzehren. Dann rastete er total aus, weil er glaubte, dass jemand sein Futter stehlen würde.
„Ich hab's ja verstanden! Du kriegst nachher welche, ok?", erwiderte ich seufzend.
Keine fünf Minuten später vernahm ich das Läuten der Türglocke und lief schnell zum Eingang, um Louis hereinzulassen. Er fiel mir sofort um den Hals und gab mir einen Begrüßungskuss auf die Wange, den ich erwiderte.
„Du riechst gut", stellte ich zufrieden fest.
„Gefällt dir mein Aftershave? El hat es für mich ausgesucht", sagte er grinsend.
„Sie hat einen ziemlich guten Geschmack, was das angeht", musste ich zugeben.
Erst jetzt bemerkte ich, dass Louis etwas in seiner rechten Hand hielt. Als er meinen Blick bemerkte, holte er aus der braunen Papiertüte eine Plastikschale, gefüllt mit Erdbeeren, wie man sie im Supermarkt kaufen konnte, hervor.
„Das ist für Angus, er frisst doch gerne Erdbeeren, oder?"
Jetzt fiel ich ihm um den Hals, mit den Worten: „Du bist mein Retter in der Not!"
Ohne Umschweife führte ich meinen besten Freund ins Wohnzimmer und forderte ihn auf, Angus eine Erdbeere zu geben. Der Papagei rastete vor Freude aus, was bedeutete, dass er Louis jetzt bedingungslos akzeptieren würde.
Nach dieser kurzen Begebenheit machten wir uns auf den Weg in das Lokal, in welchem Louis zwei Plätze für uns reserviert hatte. Dieses war Gott sei Dank nicht gar so nobel, wie ich angenommen hatte und so fühlte ich mich äußerst wohl, was natürlich auch an meinem männlichen Begleiter lag. Wir genossen das vorzügliche Essen und unsere Konversation verlief wie immer lustig. Zumindest so lange, bis das Thema vom gestrigen Abend auf den Tisch kam.
„Haben die anderen Jungs eigentlich noch was darüber gesagt?", fragte ich nach.
„Nein, wieso sollten sie? Wir sind schließlich alle erwachsen, aufgeklärt und tolerant. Oder siehst du das anders?"
Meine Finger spielten nervös mit der Serviette, als ich antwortete: „Ich weiß nicht aber kann es sein, dass Niall damit ein Problem hat?"
Louis runzelte seine Stirn, gleichzeitig sagte er irritiert: „Das kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen. Warum fragst du denn?"
„Ach, nur so."
Das war keine besonders gute Ausrede, ich hatte nur Glück, dass der Kellner gerade vorbeischaute, um zu fragen, ob alles unseren Wünschen entsprechen würde, was wir bejahten. Dann meldete sich Louis' Handy und er vergaß Gott sei Dank den Inhalt unserer gerade geführten Konversation. Der Anruf schien von Liam zu kommen, der nachfragen wollte, ob wir am heutigen Abend alle zusammen in einen Club gehen wollten. Da es sich um meinen letzten freien Abend bis zum Sonntag handelte, stimmte ich sofort zu, als Louis mich fragte, ob ich mitkommen würde.
Endlich schafften wir es, gemeinsam auszugehen, was mich wirklich freute. Trotzdem wurde meine Freude ein klein wenig getrübt. Wie würde Niall sich wohl verhalten? Ich war total unsicher, was das nächste Zusammentreffen mit dem hübschen Iren anging und konnte nur hoffen, dass ich mich getäuscht hatte.
Nachdem wir das Lokal verlassen hatten, fuhr Louis mit mir zum Supermarkt. Es war für ihn selbstverständlich dies zu tun, denn er wollte nicht, dass ich die Einkäufe nach Hause tragen musste.
„Aber ich kann doch ein Taxi nehmen", protestierte ich.
„Das kommt überhaupt nicht in die Tüte!", lautete seine unumstößliche Aussage.
So kam es, dass er meine Einkaufstüten grinsend bis in meine Wohnung schleppte und sogar beim Ausräumen half.
„Danke, du bist wirklich ein Schatz."
Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange, was Louis nur zu gerne erwiderte.
Anschließend warf einen Blick auf seine Uhr und meinte: „Ich geh dann mal und komme dich später abholen. Wir können ja ein Taxi gemeinsam nehmen, wenn wir zum Club fahren."
„Ja, das wäre super!"
Einen Club als normaler Gast aufzusuchen, bedeutete für mich, dass ich vor allem die Musik auf der Tanzfläche genießen konnte, vorausgesetzt, der DJ machte einen guten Job. Dementsprechend gespannt war ich natürlich auf den heutigen Abend.
Aber zuerst stylte ich mich wie üblich mit einer gewissen Sorgfalt. Es lag einige Zeit zurück, dass ich als nur aus Spaß einen Club besucht hatte, denn meine Ex-Freundin Tessa hielt nichts davon, sich die Zeit in solchen Institutionen zu vertreiben. Deswegen mochte meine Mutter sie wahrscheinlich so gut leiden.
Tessa hatte auch etwas dagegen, dass ich als DJ arbeitete und da sie gerade am Anfang unserer Beziehung einen großen Einfluss auf mich ausübte, ließ ich das auch sein. Doch irgendwann kam die richtige Angel wieder zum Vorschein. Angel Cooper, die Musik in einem Club machen, und ein bekannter DJ werden wollte. Jetzt hatte ich es geschafft, inklusive meiner Freiheit, welche ich wirklich sehr genoss. Und doch fehlte mir etwas; das Gefühl, geliebt zu werden. Nicht als beste Freundin oder Kumpel, sondern als Frau.
Kritisch betrachtete ich mein Outfit, bestehend aus einer schwarzen, leicht glitzernden Leggins, einem langen schwarzen Top, mit silbernen Applikationen auf der Vorderseite, sowie Plateauschuhen mit zehn Zentimeter hohen Absätzen. Diese waren ziemlich bequem, obwohl sie nicht danach aussahen und ermöglichten es mir, stundenlang zu tanzen, ohne dass meine Füße wehtaten.
Mit einem Blick in den Spiegel vergewisserte ich mich, dass die Smokey Eyes, welche ich nahezu perfekt hinbekommen hatte, auch wirklich gut aussahen. Eigentlich konnte es jetzt losgehen, ich musste nur noch auf Louis warten. Angus war bereits abgefüttert und verhielt sich demensprechend ruhig. Wahrscheinlich fielen ihm schon fast die Augen zu, trotzdem verabschiedete ich mich von ihm, als die Klingel ertönte.
„Mach's gut. Süßer, bis nachher."
„Angel! Bis nachher", flötete er, während ich das Zimmer verließ, um zur Wohnungstür zu laufen.
Unten angekommen, stellte ich fest, dass Louis sich wieder in das Taxi gesetzt hatte, wo er nun auf mich wartete.
„Hey, Angel, du siehst toll aus", begrüßte er mich freudestrahlend, was mich zu einem Grinsen animierte.
„Danke, du auch", erwiderte ich und erkundigte mich dann nach El.
„Sie muss morgen früh um sechs Uhr aufstehen, weil sie arbeiten muss, aber sie hat nichts dagegen, dass du mit uns unterwegs bist. Nicht, dass du wieder auf falsche Gedanken kommst."
Louis zwinkerte mir vergnügt zu, nachdem er das von sich gegeben hatte. Einem Typen wie ihm konnte man unmöglich böse sein.
Während der Fahrt zum Club unterhielten wir uns über alles Mögliche und als das Taxi stoppte, weil wir am Ziel angekommen waren, bezahlte Louis den Fahrer.
„Ich bezahle dann die Rückfahrt", erklärte ich sofort, was mein bester Freund mit einem Kopfschütteln verneinte.
„Das kannst du dir abschminken", meinte er nur und half mir anschließend aus dem Wagen.
Die anderen Jungs standen bereits vor der Tür des Clubs, wo sie auf uns warteten. Jeder von ihnen bekam eine kurze Umarmung von mir und wieder wurde ich das Gefühl nicht los, dass Niall anders war als sonst. Sollte ich mich dermaßen in ihm getäuscht haben? Ein wenig nachdenklich betrat ich hinter Louis den Eingang des Clubs, wir gaben unsere Jacken an der Garderobe ab und durften dann in den VIP Bereich durchgehen.
„Wow, es ist toll hier!", brachte ich hervor, als ich die Inneneinrichtung betrachtete.
Das cremefarbene Leder der Sofas, Sessel und Barhocker stach mir angenehm ins Auge, ebenso die mit Spiegeln verkleideten Wände, welche den Raum größer erschienen ließen. Auch die Tanzfläche konnte sich sehen lassen und war auf jeden Fall groß genug, dass ich mich dort austoben konnte.
„Fast so schön wie der Club, in dem du arbeitest", ließ Liam sich nun vernehmen.
„Aber leider haben die keine Angel als DJ", meinte Harry bedauernd.
„Wir könnten ja den DJ fragen, ob sie mal ran darf", kam es von Zayn, der damit eine Lachsalve auslöste.
Selbst Niall lachte mit und als unsere Augen sich für einen kurzen Moment trafen, hatte ich das Gefühl, dass er auf den Grund meiner Seele blickte. Seine blauen Augen hatte es mir einfach angetan und ich wünschte mir nichts mehr, als dass er sich zu mir setzen und sich mit mir unterhalten würde. Leider tat er mir diesen Gefallen nicht, sondern lief zur Bar, um sich etwas zu trinken zu holen.
Zu meiner großen Überraschung hielt er zwei Cocktails in den Händen, als er wieder zurückkehrte. Einen davon überreichte er mir mit folgenden Worten: „Hier, Angel, dein Lieblingscocktail. Ich weiß allerdings nicht, ober er so gut schmeckt wie bei Trigger."
Ich war vollkommen platt, dass er mir plötzlich einen Drink ausgab, und nahm dann meinen Platz zwischen Louis und Zayn ein. So begann der Abend mit einer lockeren Unterhaltung und nachdem jeder seinen zweiten Cocktail intus hatte, trauten sich auch alle auf die Tanzfläche, außer Zayn, der wohl grundsätzlich nicht tanzte. Aber er schien trotzdem Spaß zu haben, jedenfalls winkte er mir ab und zu, als ich meinen Körper mit der Musik in Einklang brachte.
Ich hatte es so vermisst, tanzen zu gehen und war deswegen nur schwer von der Tanzfläche loszueisen. Zwischendurch zerrten mich Harry und Louis zu unseren Tischen zurück, damit ich wenigstens etwas Flüssigkeit zu mir nehmen konnte. Das war bei der Hitze und den vielen Bewegungen durchaus angebracht. Als ich kurz zu Niall schaute, der gerade alleine an einem der Tische saß, begann ich die leeren Gläser zu zählen, die vor ihm standen. Dabei kam ich auf die stattliche Anzahl von fünf. Das waren sicher nicht alles seine. Er konnte doch unmöglich fünf Cocktails getrunken haben?
Niall schaute mich kurz an, als er meinen Blick auf sich fühlte und begann zu grinsen. Anschließend zwinkerte er mir zu, erhob sich und lief in Richtung Toiletten. Da war es wieder, dieses Zwinkern, das ich so mochte. Aber warum konnte er sich nicht einfach zu mir setzen und sich mit mir unterhalten? Ich verstand nicht, was in ihm vorging, denn vor dem Gespräch über meine Vergangenheit funktionierte die Kommunikation zwischen uns ja auch.
Nachdenklich ging ich zurück zur Tanzfläche, um mich erneut den heißen Rhythmen hinzugeben. Dabei achtete ich wie immer nicht besonders auf meine Umgebung, denn ich tauchte in meine eigene Welt ab, wenn ich tanzte und meinen Körper mit der Musik verschmelzen ließ. Es fühlte sich gut an, sich einfach treiben lassen zu können.
Doch plötzlich spürte ich zwei Hände, welche sich sanft an meine Hüften legten, um mich dann ein Stück an sich heranzuziehen. Mein Atem ging rascher, als ich auf seine Hände blickte. Ich wusste, wem sie gehörten, denn ich hatte mir das Aussehen genau eingeprägt. Als ich das kurze Anspannen seiner Muskeln fühlte, schien die Zeit für einen Augenblick still zu stehen. Der Geruch seines Aftershaves drang in meine Nase und ließ mich innerlich taumeln, weil ich es nicht fassen konnte, dass Niall zu mir gekommen war. Seine Bewegungen auf der Tanzfläche befanden sich völlig im Einklang mit meinen, doch dann, ganz plötzlich stoppten diese und er zog mich mit einem Ruck ganz nahe an sich heran. Unsere Körper befanden sich auf Tuchfühlung, es hätte sicher kein Blatt Papier mehr dazwischen gepasst, als ich seine Lippen an meinem Ohr spürte.
„Wetten, dass ich viel zärtlicher sein kann, als eine Frau? Wetten, dass ich so zärtlich zu dir sein werde, dass du nicht willst, dass ich jemals damit aufhöre?"
Nialls geflüsterte Worte hinterließen eine brennende Spur in meinem Innersten, ich wusste in jenem Moment nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Mein Herz klopfte zum Zerspringen, doch als ich aus meiner Erstarrung erwachte und mich umdrehte, weil ich ihn plötzlich nicht mehr fühlen konnte, war er bereits verschwunden.
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Let the game begin! :D
Ein sehr fieser Cliffhanger, ich weiß. "Böse Ambi", würde Angus jetzt vermutlich sagen! :)
Wie hat es euch gefallen? Ihr seid hoffentlich neugierig und wollt wissen, wie es weiter geht!
LG, Ambi xxx
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