02. Casual

Louis stand grinsend neben dem Taxi, welches Trigger für mich geordert hatte.

„Was machst du denn hier?", fragte ich ein klein wenig erstaunt.

„Na ja, wir passen nur zu viert in ein Taxi und da dachte ich, wir könnten vielleicht zusammen eins nehmen. Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht. Ich kann mir aber auch ein eigenes bestellen."

Als er so da stand, mit seinem treuen Hundeblick, konnte ich ihm unmöglich böse sein. Wozu auch, denn es war ja nichts Schlimmes, gemeinsam in einem Taxi mit Louis Tomlinson zu sitzen. Das Merkwürdige daran war, dass er nicht wusste, wo ich wohnte und unter Umständen befanden sich unsere Ziele genau in entgegengesetzter Richtung. Doch das interessierte im Moment irgendwie keinen von uns beiden. Als ich mein Ok gab, hielt er mir die Tür auf und stolperte beinahe in das Innere des Wagens.

„Sorry, ich hab heute mächtig getankt", entschuldigte er sich grinsend.

„Macht nichts, damit kann ich leben. Wo musst du eigentlich hin?", stellte ich nun meine Frage, da der Taxifahrer bereits ein wenig genervt dreinblickte.

Als Louis mir seine Adresse nannte, staunte ich nicht schlecht, denn unsere Wohnungen lagen sehr dicht beieinander.

„Das ist ja jetzt ein komischer Zufall", erwiderte ich lachend. „Du wohnst quasi bei mir um die Ecke."

„Super!"

Er versuchte nun, sich anzugurten, was in seinem alkoholisierten Zustand ein wirkliches Problem darstellte. Schließlich half ich ihm dabei, nachdem ich dem Taxifahrer Louis' Adresse genannt hatte. Es war besser, erst bei ihm vorbeizufahren, eventuell konnte ich ihm dann auch beim Aussteigen helfen und zur Not würde ich die kurze Strecke zu meinem Apartment zu Fuß zurücklegen können, da es sich um eine durchaus sichere Gegend handelte. Einstweilen unterhielten wir uns jedoch ein bisschen, während sich das Taxi in Bewegung setzte.

„Nette Cowboystiefel trägst du da", meinte Louis plötzlich und starrte auf meine Füße.

„Danke, die habe ich in Nashville gekauft", erwiderte ich mit einem gewissen Stolz in meiner Stimme.

„Echt? Das ist ja cool! Hast du dort Urlaub gemacht?", erkundigte er sich nun.

Ich schüttelte leicht meinen Kopf, bevor ich antwortete: „Mein Dad lebt dort. Ich besuche in hin und wieder. Außerdem bin ich in Nashville geboren."

„Und da lebst du in London? In Nashville ist das Wetter doch viel besser!", kam es nun von Louis.

„Ich habe Nashville verlassen, als ich fünf Jahre alt war. Meine Eltern ließen sich scheiden und meine Mum ist mit mir zurück nach England gegangen, wo sie herkommt", erklärte ich.

„Oh, dann bist du also halb Amerikanerin und halb Engländerin", meinte Louis mit einem leichten Augenzwinkern.

„Ja, ich besitze beide Staatsangehörigkeiten", entgegnete ich lächelnd.

„Man hört aber gar keinen Akzent!"

Grinsend erwiderte ich: „Wenn ich will, kann ich mit Südstaatenakzent reden aber das willst du nicht wirklich hören."

„Doch, irgendwann schon. Abgesehen davon, hast du Niall noch nicht richtig reden gehört, wenn er mit seinem krassen irischen Akzent loslegt. Wir sind da einiges gewöhnt", sagte Louis, während er in seiner Jackentasche wühlte.

Schmunzelnd beobachtete ich, wie er sein Handy hervorholte.

„Haben wir eigentlich schon unsere Nummern ausgetauscht?", fragte er, worauf ich schallend zu lachen begann.

„Mensch Louis, wie dicht bist du eigentlich? Das haben wir vorhin im Club schon getan", klärte ich ihn auf.

„Echt? Ich hab dir echt meine Nummer gegeben? Oh Mann, ich muss total besoffen sein! Aber es ist ok, denn du bist nett."

Dass er besoffen war, konnte ich sehen, trotzdem hielt er sich tapfer, als das Taxi stoppte, damit er aussteigen konnte. Aber mir war nicht wohl dabei, ihn alleine ins Haus gehen zu lassen, also bezahlte ich die Zeche, stieg gemeinsam mit Louis aus und ließ das Taxi wegfahren.

„Wo sind deine Schlüssel?", fragte ich und schaute Louis an.

„Irgendwo in meiner Hosentasche", erwiderte er mit halb geschlossenen Augen.

Mir blieb nichts anderes übrig, als in seine Hosentaschen zu greifen und so zog ich kurze Zeit später einen Schlüsselbund hervor. Nachdem ich den dritten Schlüssel probiert hatte, ließ sich zumindest die Haustür öffnen und wir mussten nicht mehr auf der Straße stehen.

„In welcher Etage wohnst du denn?", erkundigte ich mich, hoffend, noch eine Antwort zu erhalten.

„In der dritten", kam es prompt zurück.

Da es einen Aufzug gab, zog ich Louis einfach dort hinein und betätigt den Knopf für den dritten Stock. Oben angekommen, nahm ich seine Hand und führte ihn zu seiner Wohnungstür. Dort hatte ich mehr Glück, was den Schlüssel betraf, gleich der Erste passte ins Schloss. Ich öffnete die Tür und wir traten in einen großen Flur. Eigentlich hatte ich vorgehabt, jetzt nach Hause zu gehen, doch Louis hielt mich davon ab, indem er sagte: „Ich brauch jetzt erstmal einen Kaffee, willst du auch einen?"

Zu Kaffee hatte ich noch nie nein sagen können und vor allem nicht, wenn dieser in einer extravaganten Kaffeemaschine, wie Louis sie besaß, aufgebrüht wurde. Fasziniert schaute ich zu, wie er trotz seines Alkoholgehaltes im Blut, den Kaffee zubereitete. Dieser schmeckte einfach köstlich, das musste ich wirklich zugeben.

„Ich koche für El auch immer Kaffee", plapperte Louis munter drauflos.

Das koffeinhaltige Getränk schien plötzlich den Alkohol in seinem Körper zu neutralisieren, jedenfalls wirkte er fast nüchtern, nachdem er eine Tasse getrunken hatte.

„El ist deine Freundin, oder?"

In jenem Moment hoffte ich einfach, dass sie nicht zuhause war, damit sie nicht auf falsche Gedanken kam. Louis nächster Satz beruhigte mich jedoch ungemein.

„Ja, ist aber gerade nicht da, sie hat beruflich in Manchester zu tun und kommt erst nächste Woche wieder."

Seine grau-blauen Augen blickten nun zu mir. „Ihr würdet euch sicher gut verstehen."
„Sofern du ihr nicht erzählst, dass ich alleine mit dir nachts in deinem Apartment war, bestimmt", entfuhr es mir.

Daraufhin begann Louis schallend zu lachen. „Angel, du musst noch viel lernen, was mich betrifft. Ich werde das El erzählen und sie wird nicht eifersüchtig sein, weil sie mich genau kennt und dich wird sie auch kennenlernen. Also wo ist das Problem?"

Das Problem lag einfach darin, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass El nicht eifersüchtig reagieren würde, wenn sie erfuhr, was sich am heutigen Abend, oder besser gesagt, frühen Morgen, es war nämlich schon kurz vor vier, zugetragen hatte. Ich kannte es nicht, dass jemand so locker drauf war, denn in meiner Beziehung, welche ich vor sechs Monaten beendet hatte, hätte solch ein Vorfall zu einem mächtigen Streit geführt. Und wieder einmal war ich froh, dass ich im Augenblick solo war und alles, was ich tat, selbst entscheiden konnte, ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen.

„Wie ich sehe, bist du jetzt nüchtern und ich kann dich alleine lassen", stellte ich nun fest.

„Ja, klar, mir geht es gut. Aber wie willst du denn jetzt nach Hause kommen? Das Taxi ist weg und du hast schon die Zeche bis hierher bezahlt. Dass du nochmal Geld ausgibst, weil ich betrunken war, kommt nicht in Frage", sagte Louis.

„Mach dir darüber keine Gedanken, es sind nur zehn Minuten zu laufen", entgegnete ich schwach grinsend.

„Du läufst aber nicht alleine nach Hause", kam es nun entrüstet von ihm.

„Und wer soll mich begleiten?"

„Ich natürlich!"

So kam es, dass wir beide um kurz nach vier, am frühen Morgen, durch die noch leeren Straßen im Norden Londons marschierten. Es tat gut, die frische Luft einzuatmen und es war gar nicht so kalt, wie ich befürchtet hatte, obwohl es bereits Anfang Oktober war. Ich hakte mich bei Louis ein, während wir in Richtung meines Apartments liefen und wir plauderten noch ein wenig.

„Wie alt bist du eigentlich?", wollte er wissen.

„Zwanzig und du?"

Louis verzog schmerzverzerrt sein Gesicht. „Ich werde im Dezember schon dreiundzwanzig, also steinalt, im Gegensatz zu dir."

„Ach Unsinn! Das ist doch nicht alt!", widersprach ich ihm.

„Für mich schon."

„Und wie alt sind deine Bandkollegen?", erkundigte ich mich nun.

„Alle jünger als ich. Harry ist genauso alt wie du, Zayn, Liam und Niall sind einundzwanzig."

Blondie war also ein Jahr älter als ich oder vielleicht auch nur ein paar Monate. Ich wusste in jenem Moment nicht, wieso ich ausgerechnet an Niall dachte aber er spukte nach wie vor in meinem Kopf umher. Ich konnte nicht bestreiten, dass ich ihn wahnsinnig interessant fand und er eine starke Anziehungskraft auf mich ausübte. Doch das wollte ich Louis keinesfalls erzählen, dafür kannten wir uns noch nicht gut genug.

Als wir endlich vor dem Haus angekommen waren, in welchem sich meine Wohnung befand, holte ich meinen Schlüsselbund hervor und wollte mich von Louis verabschieden. Doch er machte mir einen Strich durch die Rechnung.

„Kann ich noch kurz mit reinkommen? Ich muss dringend auf Toilette", fragte er in solch liebenswürdigem Ton, dass ich ihm das keinesfalls abschlagen konnte.

Aber ich wollte mir einen Spaß machen und so antwortete ich lässig. „Ja, klar aber pass auf, dass du Angus nicht weckst, das mag er nämlich gar nicht."

Louis starrte mich zwei Sekunden lang an, dann sagte er: „Ok, ich hätte mir ja eigentlich denken können, dass so ein hübsches Mädchen wie du vergeben ist. Aber ich verspreche dir, leise zu sein, denn ich möchte nicht, dass du Ärger bekommst."

„Das geht schon klar."

Mit diesen Worten schloss ich die Tür auf, während ich mir krampfhaft das Lachen verbeißen musste. Louis würde vermutlich gleich sein blaues Wunder erleben, denn Angus wurde immer wach, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam. Auf leisen Sohlen schlich ich nun durch den Flur, gefolgt von Louis, der sehr darauf bedacht zu sein schien, mir lautlos zu folgen, was so lange glückte, bis er gegen den großen Schuhschrank rannte, der bis zur Decke reichte und in dem sich alle meine Cowboystiefel befanden.

„Aaaaaaaaaaaaaaaaaangel!"

Angus schrie sofort meinen Namen, was Louis dazu veranlasste, automatisch seinen Kopf einzuziehen. Außerdem griff er sich an die Nase, mit welcher er wohl den Schrank erwischt hatte.

„Scheiße", hörte ich ihn leise murmeln.

„Ja, Angus, ich komme gleich", rief ich nun zurück.

Dann drehte ich mich zu Louis, um zu sagen: „Geh schon Mal ins Bad. Es befindet sich direkt gegenüber von dir. Ich kümmere mich um Angus, damit er nicht vollkommen ausrastet."

Nur mit allergrößter Mühe konnte ich mir das Lachen verkneifen, als ich Louis' entsetztes Gesicht sah. Das würde gleich ein Spaß werden!

Angus saß bereits auf seiner Stange außerhalb des Käfigs, als ich das Wohnzimmer betrat und erwartete nun eine Begrüßung. Grinsend streichelte ihm nun über das Gefieder, was er mit Wohlbehagen über sich ergehen ließ. Er blinzelte leicht und legte seinen Kopf ein wenig zur Seite.

„Na, mein Süßer, hast du schön geschlafen?", flüsterte ich leise. „Ich habe noch jemanden mitgebracht, er heißt Louis. Und ich möchte, dass du ihn begrüßt, ok?"

Als ich kurz darauf die Schritte vernahm, die sich nun dem Wohnzimmer näherten, rief ich nur: „Ich bin hier, Louis! Komm ruhig herein! Angus ist wach und möchte dich gerne sehen!"

Louis betrat nun den Raum, in welchem er sich zunächst überrascht umschaute.
„Wo ist er denn?", lautete seine irritierte Frage.

„Hier, er sitzt auf seiner Stange", antwortete ich nun und trat ein wenig zur Seite.

Jetzt begann Louis schallend zu lachen. „Angel, du bist ein richtiger kleiner Teufel! Angus ist also ein Papagei und ich habe mich schon verrückt gemacht und befürchtete, gleich einem eifersüchtigen Typen gegenüber zu stehen!"

Wir mussten beide gleichzeitig lachen, was jedoch von Angus unterbrochen wurde, als er in seinem schönsten Südstaatenakzent sagte: „Hey, wie geht es dir?"

Begrüßungen hatte ich ihm antrainiert, jetzt musste er nur noch Louis' Namen lernen, was jedoch kein allzu großes Problem war.

„Das ist Louis, hast du verstanden?", vergewisserte ich mich nun.

„Louis! Louis!", schrie er begeistert.

„Wow! Das Viech ist der Hammer!" Louis schien restlos begeistert zu sein, doch als er Angus anfassen wollte, hielt ich ihn zurück.

„Sei vorsichtig, denn er kennt doch noch nicht näher. Am besten, du gibst ihm eine Erdbeere zur Bestechung."

Da Angus jedoch alle Erdbeeren aus seinem Schälchen gefressen hatte, musste ich im Kühlschrank eine der roten Früchte herausholen. Louis stand bereits ungeduldig neben der Blaustirnamazone und nahm mir die Erdbeere sofort aus der Hand, um sie Angus vor den Schnabel zu halten. Misstrauisch blickte mein Papagei drein, doch als ich sagte: „Nun nimm schon, Louis möchte Freundschaft mit dir schließen", schnappte er nach seinem Lieblingsobst.

„Tut es eigentlich weh, wenn er beißt?", erkundigte sich Louis.

„Und wie! Also ich würde es nicht darauf anlegen", klärte ich ihn auf.

„Keine Angst, ich bin nicht scharf darauf, von einem Papagei gebissen zu werden", erwiderte der Sänger grinsend.

„Wie lange hast du den Kerl schon?", wollte er dann wissen.

„Achteinhalb Jahre, seit ich zwölf bin."

„Das ist ziemlich cool und ich glaube, ich mag ihn."

Louis' Grinsen hörte nicht mehr auf, als er Angus endlich über das Gefieder streicheln durfte. Die beide hatten schnell Freundschaft geschlossen, was nicht immer vorkam, denn mein Papagei war wählerisch, was das anging. Nicht jeder durfte ihn anfassen, geschweige denn, in seinen Käfig greifen.

„Ok, Angel, ich gehe dann mal nach Hause. Danke, dass ich dein Bad benutzen durfte".

Als Louis mir einen Kuss auf die Wange hauchte, hatte ich das Gefühl, einen neuen Freund gefunden zu haben. Jemand, der mit mir auf einer Wellenlänge lag, der über die gleichen Dinge lachen konnte wie ich und mit dem es einfach sein würde, eine gepflegte Unterhaltung zu führen. Ich erwiderte nun seinen Kuss auf die Wange und sagte: „Komm gut nach Hause, Louis und danke, dass du mich begleitet hast."

Bevor er durch die Tür ging, drehte er sich noch kurz um. „Was machst du denn heute Abend?"

„Ich werde mich höchstwahrscheinlich ausruhen, es ist Sonntag", erwiderte ich grinsend.

„Ausruhen ist was für alte Leute! Hättest du vielleicht Lust, mich später zu besuchen? Du weißt ja jetzt, wo ich wohne und ich kann die anderen Jungs anrufen, dann könnten wir gemeinsam ein bisschen abhängen."

Eigentlich fand ich den Vorschlag gar nicht so schlecht, denn sie waren alle so nett gewesen. Vielleicht würde ich mich dann auch ein bisschen mit Niall unterhalten können. Und schon wieder dachte ich an den Iren, das war echt nicht normal und sehr ungewöhnlich für mich. Aber vielleicht war es ja genau das, was ich brauchte; einen Anstoß, um mein Leben umzukrempeln und herauszufinden, wo ich mich wirklich befand.

„Also was ist?", riss Louis' Frage mich abrupt aus meinen Gedanken.

„Ok, ich komme."

„Fein, sagen wir gegen sieben am Abend? Bis dahin sind wir bestimmt alle fit. Wenn du willst, reserviere ich dir einen Parkplatz vor dem Haus."

„Das ist lieb gemeint aber ich besitze kein Auto", entgegnete ich lachend.

„Echt nicht? Heißt das, du willst nachher mit der U-Bahn fahren oder laufen?", erkundigte er sich nun überrascht.

„Eher laufen, denn mit der U-Bahn fahren, lohnt sich nicht für diese kurze Strecke. Außerdem schadet etwas Bewegung nicht", kam es nun von mir.

Er blickte ein wenig nachdenklich drein, nickte dann aber und zog nach einem kurzen: „Bye, Angel, bis später", die Tür hinter sich zu.

Ich schlief bis zwei Uhr nachmittags und sprang sofort nach dem Aufstehen unter die Dusche. Anschließend bereitete ich das Frühstück für Angus und mich zu. Durch meinen Job hatte ich einen anderen Tagesrhythmus, als die meisten Menschen, was in meiner früheren Beziehung oft zu Reibereien geführt hatte. Zumindest während der letzten Monate, in denen ich begonnen hatte, als DJ in diesem kleinen Club im Eastend zu arbeiten. Doch ich wollte nicht mehr über die Vergangenheit nachdenken, sondern mich auf die Zukunft konzentrieren. Aber manchmal war das leichter gesagt, als getan.

Seufzend legte ich einige Erdbeeren, sowie die letzten Reste der Mangofrucht auf die Sonnenblumenkerne, welche sich bereits in Angus' Futterschale befanden, um ihm kurz darauf sein Frühstück zu servieren. Er schien heute gute Laune zu haben, das konnte man ihm ansehen. Die Leute erklärten mich immer für verrückt, wenn ich behauptete, man könnte ihm das im Gesicht ansehen aber sie mussten das nicht verstehen; Hauptsache ich konnte das erkennen.

Nachdem der Papagei versorgt war, aß ich Cornflakes mit Milch übergossen und mit Erdbeeren dekoriert. Der große Hunger würde sicher erst später kommen, so gut kannte ich meinen Körper auf jeden Fall, um das beurteilen zu können.

Der restliche Tag verlief ziemlich ruhig, denn ich stresste mich sonntags nie. Ich verbrachte einige Stunden auf dem Sofa und schaute mir einen Film an, bevor ich mich um kurz vor sechs erhob, um mich meine Jogginghose und das weiße, langärmelige T-Shirt gegen eine hellblaue Jeans mit Löchern in den Knien und ein schwarzes Top zu tauschen. Über das Top wollte ich dann mein hellblaues Jeanshemd ziehen, doch zunächst ging es darum die Haare zu stylen und einen Hauch von Make-up aufzulegen. Dabei betonte ich wirklich nur meine Augen mit schwarzer Mascara, nachdem ich einen nahezu perfekten Lidstrich gezogen hatte. Ich hasste es, mit zehn Pfund Schminke im Gesicht herumzulaufen, dabei fühlte ich mich nicht wohl.

Meine Haare waren dank ihrer Unkompliziertheit schnell gestylt und somit war es ziemlich genau viertel vor sieben, als ich fix und fertig angezogen im Flur stand. Bevor ich jedoch nach meiner Handtasche greifen konnte, läutete die Klingel. Wer störte mich denn sonntags um diese Uhrzeit? Mit zwei Schritten war ich an der Sprechanlage und meldete mich mit einem „Hallo, wer ist da?"

Seine Antwort ließ mich erst Mal schlucken. „Ich bin's, Niall."

„Niall?" Was wollte er denn hier? Sollten wir uns nicht alle bei Louis treffen?

„Ja, Louis hat mich angerufen und mich drum gebeten, dass ich dich abholen soll."

Das erklärte natürlich alles. Ich atmete tief durch, bevor ich nun antwortete: „Ich bin gleich da, ok?"

„Ok."

Mit klopfendem Herzen sperrte ich die Wohnungstür zu, um schnell die Stufen nach unten zu rennen. Als ich die Haustür erreichte und diese öffnete, stand Niall lässig an einen großen schwarzen Range Rover gelehnt, auf der Straße. Als er mich erblickte, begann er zu lächeln und wartete am Wagen, bevor er mir schließlich die Beifahrertür aufhielt, damit ich einsteigen konnte.

„Hey, Angel, schön, dass du heute mitkommst", begrüßte er mich.

„Ja, Louis hat mich quasi überredet."

„Oh, er muss dich also dazu überreden, damit du dich mit uns abgibst?", scherzte er.

Dass es ein Scherz war, konnte ich an seinem Gesicht erkennen, denn er musste andauernd grinsen. Wie konnte jemand nur so gut aussehen und dabei nicht eingebildet sein? Er wirkte so locker, unbeschwert, einfach total relaxed, wodurch sich meine Nervosität jedoch nicht abstellen ließ. Und er sah einfach umwerfend aus in seinen Klamotten.

Das Witzige daran war, dass er, genau wie ich, eine Jeans mit Löchern an den Knien trug und ein hellblaues Jeanshemd über seinem T-Shirt. Als er den Wagen startete, schaute ich nochmals kurz zu ihm. Diese Augen waren einfach der Hammer, ich hatte noch nie jemanden mit solch blauen Augen gesehen, die mich unglaublich faszinierten.

„Ich hab gehört, du hast Louis nach Hause gebracht oder besser gesagt, ihr habt euch gegenseitig nach Hause gebracht", meinte Niall.

Sein irischer Akzent klang heute nicht ganz so stark wie gestern aber man hörte diesen trotzdem leicht heraus. Schmunzelnd antwortete ich nun: „Ja, so ist es abgelaufen. Es war ganz lustig."

„Mit uns ist es immer lustig aber mit Louis ganz besonders", klärte er mich auf.

„Das glaube ich dir aufs Wort."

Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, suchte Niall nach einer Parklücke.
„Sind wir echt schon da?", fragte ich verwundert.

„Klar, er wohnt ja nur um die Ecke."

„Die Strecke hätte ich doch wirklich laufen können", stellte ich fest. Irgendwie war mir diese am Morgen länger vorgekommen, doch Niall schüttelte auf meine Feststellung hin den Kopf.

„So lange du dich mit uns triffst, wird dich immer jemand abholen. Louis hat mir gesagt, dass du kein Auto besitzt."

„Das stimmt."

„Warum hast du eigentlich keins?"

„Weil ich in London kein Auto benötige. Außerdem..." Ich brach mitten im Satz ab. Er musste nicht gleich alles über mich wissen.

Inzwischen hatten wir den Wagen verlassen und liefen auf das Haus zu, in welchem Louis wohnte. Ich erkannte die Eingangstür sofort wieder und drückte auf den Klingelknopf neben dem die Buchstaben L.T. standen. Nachdem Louis den Türdrücker betätigt hatte, liefen wir gemeinsam zum Aufzug und fuhren in den dritten Stock. Die anderen Jungs waren bereits da, als wir eintrafen und begrüßten uns freundlich, wobei Zayn anfangen musste zu grinsen.

„Hey, ihr beiden, habt ihr euch abgesprochen, was die Klamotten angeht?", fragte er und schaute abwechselnd zu Niall und zu mir.

Auch den anderen fiel das jetzt auf, die uns nun grinsend musterten, sich jedoch einen Kommentar ersparten. Liam deutete neben sich, worauf ich meinen Platz direkt an seiner rechten Seite einnahm. Somit konnten wir uns ein bisschen über Musik bzw Mash-ups und Musik mixen im Allgemeinen unterhalten.

Niall saß mir direkt gegenüber, was die Konversation mit Liam jedoch erschwerte, denn jedes Mal, wenn unsere Augen sich rein zufällig trafen, geriet ich fast ins Stottern, weil der Ire mich so außer Fassung brachte. So etwas war mir noch nie bei einem Mann passiert, was die Sache keineswegs vereinfachte. Irgendwann machte Zayn den Vorschlag, dass wir uns Pizza bestellen sollten, womit sich jeder einverstanden erklärte. Da ich inzwischen einen Bärenhunger hatte, schaffte ich meine Pizza auch ganz alleine, normalerweise blieben immer Reste übrig.

„Sag mal, Angel, wie hast du eigentlich Trigger kennengelernt?", wollte Harry wissen, nachdem er sein letztes Stück Pizza verdrückt hatte.

Nun berichtete ich über meine DJ Tätigkeit in dem kleinen Club im Eastend und unsere dortige erste Begegnung. Die Jungs waren ganz angetan von meinen Erzählungen und lobten erneut mein gutes Gespür für die Zusammenstellung von Mash-ups, was mich natürlich sehr freute. Es war ein lustiger und angenehmer Abend, wir merkten gar nicht, wie schnell die Zeit verging, bis Liam schließlich sagte „Oh mein Gott! Es ist ein Uhr! Eigentlich wollte ich um zwölf zuhause sein!"

„Ja und? Was hast du denn schon groß vor, außer, dich ins Bett zu legen und dir einen runter zu holen, weil Sophia nicht da ist?", kam es prompt von Louis.

Ich musste mir das Lachen verbeißen, als ich ihn so reden hörte, er nahm wirklich kein Blatt vor den Mund. Nach seinem Spruch beschlossen wir, die Runde aufzulösen und es kam, wie es kommen musste: Niall fuhr mich nach Hause.

Eigentlich hatte ich auch nichts dagegen einzuwenden, obwohl ich noch immer ein bisschen gehemmt in seiner Gegenwart war. Aber da er mich nicht wirklich kannte, würde ihm das auch nicht auffallen. Die Fahrt zu meiner Wohnung dauerte keine fünf Minuten, obwohl wir an einer roten Ampel halten mussten. Als Niall vor dem Haus parkte, in welchem ich wohnte, verabschiedeten wir uns voneinander.

„Bis morgen, Angel oder besser gesagt bis später. Wir sehen uns ja im Club."

Ich nickte kurz, bevor ich erwiderte: „Bis nachher, Niall und schlaf gut."

„Danke, du auch."

Als ich zur Haustür lief, bemerkte ich, dass er noch immer wartete, so lange, bis ich im Hausflur verschwunden war. Erst dann vernahm ich das Brummen des Motors seines Range Rovers. Mit einem leichten Seufzend stieg ich die Treppe nach oben. Der betörende Geruch seines Aftershaves hing immer noch in meiner Nase. Wie würde es wohl heute Abend im Club zugehen? Würde ich mich jetzt endlich wieder trauen, einen Mann, in diesem Fall Niall, näher an mich herankommen zu lassen?

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So, nun wisst ihr zumindest, warum Angel Nashville verlassen musste und dass ihr Dad dort lebt, den sie öfters mal besucht. Außerdem versteht sie sich mit Louis super gut und Niall scheint ihr irgendwie zu gefallen... Aber..., warum überlegt sie, ob sie ihn an sich herankommen lassen soll? In den nächsten Kapiteln werdet ihr mehr erfahren, das verspreche ich euch!

Einige haben es ja schon beim letzten Black Ice Update mitbekommen: Ich fliege vom 29.4 - 18.5. nach Florida. In dieser Zeit werde ich drei Updates für Addiction hochladen. (Da es eine alte Story ist, ist sie bereits fertig geschrieben). Ich hoffe nicht, dass Wattpad die Entwürfe löscht, die ich vorher einpflegen werde.

LG, Ambi xxx

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