Rescue me (pt. 1/2) (Bakudeku)

(28.04.2021 - 4296 Wörter)

Izuku

Ich hatte Angst. Während ich rannte konnte ich das Blut in meinen Ohren rauschen hören und mein Herzschlag verdoppelte sich wenn möglich nochmal.

Überall war es dunkel und ich wusste überhaupt nicht, wo ich überhaupt war, ich wollte einfach nur hier weg. 
Der Mond war meine einzige Lichtquelle und ich orientierte mich daran. 
Die Blätter knirscht unter meinen Füßen und das Knacken der Äste bereitete mir eine Gänsehaut.
Nur die Angst und die Hoffnung trieben mich an weiterzulaufen.
Wenn ich Ihnen entkommen war, würde alles besser werden. Das war mein einziger Gedanke.

Nach einer ganzen Weile, in der ich nur gerannt war, tat mir langsam der Hals weh, aber ich wollte auf keinen Fall stehen bleiben. Zu viel Angst hatte ich davor, was passieren würde, wenn sie mich wieder schnappen würden. 

Das Adrenalin schoss mir durch die Adern. Obwohl mein Körper viel zu erschöpft war, hatte ich so immer noch genug Kraft, um weiterzulaufen. 

Tränen stiegen mir in die Augen, die ich aber schnell wegblinzelte. Dafür hatte ich jetzt keine Zeit, ich musste mich konzentrieren! 
Als ich endlich das Ende des Waldes erreichte, sah ich einige Lichter von Häusern. Ich ging immer weiter nach vorne und kam bei einem Geländer an, das vor einen kleinen Hang gebaut wurde. 

Ich hatte den wohl besten Ausblick auf Tokio, den ich je gesehen hatte. 
Erstmals konnte ich aufatmen und sah erleichtert auf die große Stadt. 
Also war ich noch in Tokio... ich hatte ehrlich Angst, dass ich in irgendein anderes Land verschleppt wurde. Eine Sorge weniger.

Schnell schaute ich mich um und entdeckte eine Treppe, die den Abhang nach unten führte. Da ich kein Geld hatte, musste ich wohl oder übel laufen. 

Erst als ich wieder auf einer gepflasterten Straße stand, fühlte ich mich wieder einigermaßen sicher und atmete ein weiteres Mal auf. Dennoch ließ mich die Angst nicht alleine.
Immer wieder sah ich an den Straßenecken die Gesichter der Typen, die mich die letzte Zeit bei sich hatten. Sofort lief es mir wieder kalt den Rücken herunter.
Ich war in einem kleinen Wohngebiet, was von den Laternen angestrahlt wurde, trotzdem hätte jederzeit die nächste Gefahr um die Ecke lauern können.

Mit der Zeit schwand auch die Wirkung des Adrenalins und ich wurde unendlich müde. 
Mein ganzer Körper zitterte und meine Augen fielen mir sogar fast schon im stehen zu.

Jetzt kam die Angst wieder und jedes Gefühl, was ich bis jetzt die letzten paar Monate unterdrückt hatte. 

Ich ließ mich langsam an einer Laterne runtergleiten und versteckte mein Gesicht hinter meinen Knien, die ich an mich gezogen hatte. 
Die letzten paar Monate... es könnten auch Jahre gewesen sein, ich hatte keine Ahnung. Die Zeit verging manchmal so unfassbar langsam und manchmal so unglaublich schnell, dass ich das Zeitgefühl fast komplett verlor. 

Die Straßen waren leer, also nutzte ich die Möglichkeit und ließ meinen Tränen, die ich vorhin runtergeschluckt hatte freien lauf. 

Scheiße, warum musste das auch ausgerechnet mir passieren. 
Ich hatte es endlich geschafft ein Leben zu erreichen, was ich mir vorgestellt hatte und war sogar schon im dritten Jahr auf der UA Oberschule. 
Ich war kurz davor meiner damaligen Liebe meine Gefühle zu gestehen und war einfach glücklich. Doch dann kamen diese Typen und machten mir alles kaputt. 

Und jetzt war ich ihnen endlich entkommen. Aber was jetzt? Hatte ich überhaupt noch einen Ort, wo ich zurückkehren kann? 

Was sollte ich jetzt eigentlich tun? 
Frustriert griff ich nach meinen Haaren und zog etwas daran.
Mir kam eine Gänsehaut, als ich an die letzten Tage zurückdachte.
Ich krallte mich in meinen Oberarmen fest und kratzte etwas daran. Ich fühlte mich eklig, benutzt und keineswegs mehr menschlich.
Vielleicht wäre sterben jetzt doch eine Möglichkeit? Dann hätte diese Welt ein Häufchen Elend weniger... nein, das kam gar nicht in Frage.
Ich hatte immerhin noch Menschen hier, die mich vielleicht noch sehen wollen.
Ich hatte noch meine Mutter, die irgendwo auf mich wartete.
Diese Hoffnung ließ mich noch etwas Mut fassen. Und trotzdem war ich unendlich frustriert.

"Hallo? Alles ok mit dir?", fragte plötzlich eine weibliche Stimme. Sofort setzte mein Herz einen Schlag aus und ich sah ängstlich nach oben.
Es war eine Frau, vielleicht so Anfang zwanzig mit braunen Haaren und großen Augen.
Ich kannte sie nicht, also wird sie wohl nicht wegen den Typen hier sein. 

Sie hielt mir ihre Hand hin und sah mich besorgt an. Ihr konnte ich wohl vertrauen. Fürs erste.

Ich traute mich nicht etwas zu sagen, stattdessen fingen meine Hände unkontrolliert an zu zittern und meine Augen füllten sich wieder mit Tränen.
Die erste Person, die mir begegnet, ist sie und dann ist sie auchnoch so nett. Aber genau davor hatte ich Angst.
Jeder kann nett sein, aber auch jeder kann sehr böse sein. Das hab ich in den letzten Monaten oder Jahren von allen wohl am Besten gelernt. Etwas beschämt sah ich in ihr Gesicht und sah zögerlich ihre noch ausgestreckte Hand an.

Kurz bevor ich sie greifen wollte, fing sie wieder an zu zittern und ich nahm sie zurück.

"Keine Sorge, ich bin nicht gefährlich. Komm, gehen wir erstmal zu mir nach Hause. Du siehst nicht so aus, als würdest du hier ganz freiwillig sein.", meinte sie und fasste mir auf die Schulter, was mich augenblicklich zusammenzucken ließ.

"Meine Güte, was ist denn mit dir passiert, dass du solche Angst hast?", murmelte sie und griff vorsichtig meine Hand, bevor sie mich mit einem Ruck wieder auf die Beine zog.

Sie hielt mich an der Hand fest und zog mich langsam in die Richtung eines Hauses.
Auch wenn ich mir unsicher war, was als nächstes passieren würde, wollte ich fest daran glauben, dass sie ein guter Mensch ist und ihr folgen.

Es dauerte gar nicht lange, da waren wir bei einigen Wohnungen angekommen, die etwas teurer aussahen. Sie musste wohl etwas mehr verdienen. 

Vor ihrer Tür blieben wir stehen. Gerade als sie aufschließen wollte, öffnete sich die Tür nebenan und ein blondhaariger Typ kam raus mit einer Zigarette im Mund. 
Wegen der plötzlichen Geräusche fing ich wieder etwas an zu zittern und zuckte merklich zusammen.

Das Mädchen drehte sich sofort zu dem Typen um und fing direkt an zu strahlen. 

"Oh hey Katsuki, lang nicht gesehen, wie gehts?", fragte sie energisch. 

Bei seinem Namen fror das komplette Blut bei mir ein und ich riss die Augen auf. Das kann doch nicht der Katsuki sein, den ich seit der Kindheit kannte, oder? 

Mein Blick war wie festgefroren auf seinem Rücken und mein Herz fing an schneller zu schlagen. 

Als er sich mit einem Lächeln umdrehte, entglitten ihm direkt alle Gesichtszüge und er ließ seine Zigarette auf den Boden fallen. 
Langsam schaute ich in sein Gesicht, was mindestens genauso geschockt war wie meins.
Er war es. Er war Katsuki Bakugou, meine erste Liebe.
Aber erst jetzt fiel mir auf, wie sehr er sich verändert hatte.

Er ist... erwachsener geworden. Sein Gesicht sah unfassbar gut aus. Seine Wangenknochen traten mehr hervor und seine Augen sahen so stechend rot aus, dass ich mich fast darin verlor. 

"D-Deku?", fragte er leise und ballte langsam die Hände zu einer Faust. 
Wegen dem Namen zuckte ich ein weiteres Mal zusammen und ging einige Schritte nach hinten, bis ich bei der Wand angekommen war.
Tränen bildeten sich wieder in meinen Augen und ich krallte meine Hand in meinen Oberschenkel, um mich etwas zu beruhigen, aber vergebens.
Mein Herz schlug viel zu schnell und mein Gesicht fing Augenblicklich an zu glühen.

"Hä? Ihr kennt euch? Stimmt, ich hab dich noch gar nicht nach deinem Namen gefragt. Wie heißt du eigentlich?", fragte das Mädchen nun aus dem nichts und sah mich etwas fragend an. 

"Das ist Izuku Midoriya.", antwortete Kacchan für mich. Seine Stimme war unfassbar bedrohlich und sein Blick war gesenkt, also konnte man nicht genau erkennen, welchen Gesichtsausdruck er gerade machte.

Nun schien auch ihr ein Licht aufzugehen und ihre Augen weiteten sich. 

"DU? DU BIST IZUKU MIDORIYA?", rief sie laut und hielt mich an beiden Armen fest.

Ich kniff beide Augen zu und legte die Arme schützend vor mein Gesicht. Frauen können einem echt Angst machen.
Ich wusste zwar, dass ich hier in Sicherheit war, aber trotzdem war das ängstliche Verhalten der letzten Monate oder Jahre noch fest bei mir verankert.
Wenn man dauerhaft Angst haben musste, wird das Schützen des eigenen Körpers zur Routine.

"Du bist der Junge, der vor drei Jahren verschwunden ist, oder?", fragte sie wieder laut und brachte mich so etwas aus der Fassung. 

Ich sah sie nur etwas überfordert an und wurde dann direkt von jemand anderem hinter sich hergezogen. Als ich sah, dass es Kacchan war, kam die Angst direkt wieder und meine Hände zitterten wieder.

"Sorry Ochako, ich nehme ihn mit zu mir. Wir reden morgen, gute Nacht!", sagte er laut und verschwand mit mir in der Wohnung, wo er die Tür hinter sich zuknallte. 

Sofort knallte er mich gegen die Wand und legte einen Arm über meinen Kopf.

"Ich frage das nur einmal. Wo. warst. du?", seine Stimme war so unfassbar bedrohlich, dass ich mich gar nicht traute zu antworten, geschweige denn ihm in die Augen zu schauen. 
Stattdessen suchte ich jede erdenkliche Möglichkeit, um irgendwo anders hinzuschauen. 

"Deku... wo warst du? Jeder hat sich verdammt nochmal Sorgen gemacht. Die letzten 3 Jahre wusste niemand wo du bist."

Plötzlich löste sich bei mir die komplette Anspannung und es bildeten sich wieder Tränen in meinen Augen. 
Sein Gesicht sprach mehr als tausend Worte.
Er war traurig, verletzt und besorgt zugleich. Emotionen, die ich bei ihm noch nie so gesehen habe.

Meine Beine wurden zu Wackelpudding und ich hatte das Bedürfnis zu weinen, was ich dann auch tat.
Ich legte meine beiden Hände auf meine Augen und ließ mich die Wand heruntergleiten.

Die Angst war mit einem Mal verflogen, aber jetzt kam mir jede erdenkliche Erinnerung in den Sinn, was die letzten drei Jahre passiert ist.
Die Folter, die ganzen Misshandlungen, die Bilder, als andere Menschen vor meinen Augen hingerichtet wurden.
Alles prasselte auf mich herab und ließ mich die kompletten drei Jahre in wenigen Minuten von vorne spüren.

Die Tränen flossen einfach nur so meine Wangen herunter und mein Schluchzen wollte nicht aufhören.
Irgendwann spürte ich eine Hand auf meinem Rücken, wie sie mich versuchte zu beruhigen. Aber das machte alles nur schlimmer.

Irgendwann fing ich langsam an mich zu beruhigen. Aber wahrscheinlich hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass schwarze Punkte anfingen mein Sichtfeld zu verschleiern.

Mir wurde schwindelig und nach wenigen Sekunden wurde meine komplette Sicht schwarz.

~~~~~~~~

•Kacchan•

Verzweifelt versuchte ich ihn zu beruhigen. War ich vielleicht etwas unsensibel? Es war immerhin drei Jahre her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte und da wollte ich schon unbedingt wissen, wo er gesteckt hatte. 
Vielleicht sollte ich es etwas ruhiger versuchen.

Doch wenig später spürte ich, wie der Druck unter meiner Hand auf seinem Rücken größer wurde und Deku komplett in sich zusammenfiel. 

Schnell hielt ich ihn fest, damit er nicht mit dem Kopf nach vorne auf den Fußboden fiel. 
Er sah völlig fertig aus. Seine Haare waren etwas länger geworden und er hatte definitiv zu wenig auf den Rippen. Das hatte ich besonders gemerkt, als ich ihn ins Wohnzimmer auf die Couch trug. Der wog ja echt fast nichts.  

Seine Klamotten waren etwas zerfetzt, als wäre er durch meterweise Büsche Dornen gelaufen. Seine Augen waren vom weinen bereits ganz rot. Er muss wohl wirklich irgendwo geflohen sein, wenn er so zurückkommt. 
Vor drei Jahren hätten wir niemals gedacht, dass wir ihn überhaupt je wiedersehen werden, einfach weil man keine einzige Spur zu ihm gefunden hat. Und dann stand er ganz plötzlich hier? Da muss definitiv was passiert sein. 

Ich würde ihn auf jeden Fall fragen, wenn er wieder wach geworden ist. Man sah ihm die Erschöpfung wirklich buchstäblich an, da wollte ich ihn fürs erste nicht unbedingt drängen. 
Schnell ging ich in mein Zimmer und holte von dort neue Klamotten. In diesen alten Fetzen kann er ja unmöglich schlafen. 
Als ich wieder auf dem Weg ins Wohnzimmer war, hörte ich auf dem Flur ein leises wimmern, weswegen ich schnell in den Raum sprintete. Deku zitterte und fing wieder an zu weinen. Er schlief wohl und hatte dabei auch noch einen Albtraum. 

Schnell ging ich auf ihn zu und kniete mich vor die Couch, bevor ich seine Hand nahm und vorsichtig mit meinem Daumen über seine Handfläche und Finger strich. Merklich beruhigte er sich, zitterte aber immer noch. 

Langsam versuchte ich ihn so aufzurichten, dass ich ihn nicht weckte und ihn umziehen konnte. 
Direkt als ich seinen Pullover über den Kopf zog, kamen mir eine Menge blauer Flecken und Narben entgegen. 
Ich beschloss sie fürs erste zu ignorieren und zog ihm stattdessen schnell meinen Pulli über. Die Hose folgte und auch an den Beinen waren deutliche Spuren zu sehen. 

Auch wenn ich unbedingt wissen wollte, was passiert war, musste ich mich fürs Erste gedulden. 

Als ich ihn fertig umgezogen hatte, zog ich ihn etwas näher an mich und legte seinen Kopf auf meine Brust. Vielleicht beruhigt er sich ja etwas, wenn jemand bekanntes dabei ist? Obwohl, vorhin hatte er auch merklich viel Angst vor mir. 

Etwas unsicher nahm ich ihn hoch und spürte direkt, wie er sich in meinem Pullover festkrallte. Irgendwie war es niedlich ihn so hilflos zu sehen, aber irgendwie war es auch echt grausam. Früher war er zwar auch so, aber er hatte nie eine solche Angst wie jetzt. 
Das tat mir schon fast in der Seele weh. 

Über all die Jahre hatte ich nie so sehr an einen Menschen denken müssen wie an ihn. Es grenzt an ein Wunder, dass er gerade jetzt wiedergekommen ist. 

Langsam legte ich ihn ins Bett und fasste ihn vorsichtig an seine Stirn. Sie schwitzte etwas und als ich meine Hand drauflegte, bemerkte ich sofort warum. Er hatte Fieber. Vielleicht nicht gerade sehr hoch, aber trotzdem war es Fieber. 

Schnell ging ich ins Badezimmer, wo ich mir einen Waschlappen nahm und ihn in kaltem Wasser spülte. 
Wieder zurück im Zimmer sah ich, wie Deku sich an der Decke festkrallte und anfing schwer zu atmen, wohl wieder ein Albtraum. Ich ging auf ihn zu, legte ihm den Lappen auf die Stirn und nahm wieder seine Hand. Merklich beruhigte er sich wieder.
Wenn er dauernd so reagiert, konnte man ihn gefühlt keine Sekunde alleine lassen.

Langsam legte ich mich neben ihn und zog mir währenddessen noch meinen Pulli aus. Vorsichtig nahm ich wieder seine zitternde Hand und versuchte neben ihm zu schlafen. 

~~~~~~~~

Mitten in der Nacht wurde ich durch lautes Keuchen wach. 
Etwas müde rieb ich mir meine Augen und sah, wie Deku am Rand des Bettes nach Fassung rang. Eine Hand hielt er sich an den Hals und die andere krallte sich im Bettlaken fest. 

Sofort wurde ich hellhörig und war hellwach. Vorsichtig legte ich eine Hand auf seine Schulter und drehte ihn in meine Richtung. 

Er atmete schwer und seine Stirn war nun noch wärmer als vorhin.

"Izuku? Hörst du mich? Wach auf!", sagte ich und rüttelte etwas an ihm. 

Da ich darauf keine Reaktion bekam, zog ich ihn direkt etwas näher an mich.
Mit der einen Hand hielt ich ihn fest und mit der anderen fischte ich den Waschlappen vom Boden, bevor ich ihn in die Schale mit kalten Wasser legte, die ich vorhin noch dort hingestellt hatte. 

Zwar war es mit einer Hand etwas schwierig den Waschlappen auszuwringen, was mir dann aber doch irgendwie gelang. 

Vorsichtig legte ich den Lappen auf seine Stirn und legte ihn so hin, dass er fast auf mir lag und deckte uns beide zu. 

Deku beruhigte sich sofort. Er atmete wieder normal und sein Griff um die Decke hat sich auch gelockert. 

Mensch, es war gerade einmal vier Uhr morgens und schon war ich hellwach. 
Langsam legte ich einen Arm um ihn und zog ihn noch näher an mich. 

Ich war überhaupt erstmal erleichtert, dass er sich überhaupt beruhigt hatte. Sein Fieber ist gestiegen und er hat eine kleine Panikattacke gehabt... was war ihm nur alles passiert, dass er solche Angst hatte. 

So langsam machte ich mir wirklich ernsthaft Sorgen. Vielleicht sollte ich die Art, wie ich mit ihm umgehe auch ändern. Er war viel sensibler als früher.

Da ich morgen auch wieder arbeiten musste, legte ich einen Arm über meine Augen und versuchte etwas zu schlafen. 

~~~~~~~

Am nächsten Morgen klingelte um Punkt sieben Uhr mein Wecker. 
Müde rieb ich mir einmal die Augen und wollte den Wecker ausschalten, aber ein zusätzliches Gewicht hielt mich gerade davon ab. 

Deku lehnte immer noch auf meiner Brust und hatte sich seit gestern Nacht keinen Millimeter bewegt. 
Auch als ich vorsichtig meine Hand auf seine Stirn legte, schien das Fieber kein bisschen gesunken zu sein. Zwar schlief er ruhig, trotzdem schien es ihm nicht wirklich besser zu gehen. 

Jede Sekunde, die ich mehr mit ihm verbrachte, machte ich mir mehr Sorgen. Unglaublich... 

Müde löste ich ihn von mir und legte ihn wieder ins Bett. Sofort zog er die Beine an sich und ich deckte ihn langsam zu, bevor ich den Waschlappen im kalten Wasser spülte und ihm wieder auf die Stirn legte.

Ich ging ins Badezimmer, um erstmal eine kalte Dusche zu nehmen. Irgendwie musste ich gestern und heute noch etwas verarbeiten. So ganz darauf klar kam ich noch nicht. 

Der Typ, der drei Jahre als verschwunden galt, wo man eigentlich keine große Überlebenschance gesehen hat, ist von heute auf morgen bei mir zuhause aufgetaucht und das auch noch völlig verängstigt. 

Zu gerne würde ich mit ihm in ein Krankenhaus oder zur Polizei, aber ich wollte ihn jetzt auf keinen Fall noch mehr verschrecken.
Frustriert griff ich nach meinen Haaren und ballte meine Hände zu Fäusten.
Was sollte ich nur tun? Hatte ich denn überhaupt eine Möglichkeit großartig was zu tun?
Er war psychisch absolut instabil, aber trotzdem brauchte ich unbedingt mehr Zeit zum nachdenken. Oder einfach eine Ablenkung.

Nachdem ich aus der Dusche gekommen war, ging ich ins Zimmer, wo Deku immer noch seelenruhig schlief. 

Ich hoffte einfach, dass es so bleiben würde, während ich auf Arbeit war. Als Held konnte man da leider schlecht einfach so einen Tag frei nehmen. Aber da ich ihn auch nicht einfach zuhause liegen lassen konnte, zog ich mich schnell an und ging nach draußen, wo ich vor der Tür meiner Nachbarin stehen blieb. 

Ohne zu zögern klingelte ich und wartete. Tatsächlich dauerte es auch gar nicht lange, bis Ochako nur in einer kurzen Hose und einem Top vor die Tür trat. 

Etwas irritiert sah ich sie an. Erst nach einer kompletten Minute checkte sie die Situation und lief völlig rot an, bevor sie die Tür zuknallte und ich von innen ein beschämtes "Tut mir leid" hörte. 

Nach weiteren zwei Minuten, in denen ich vor ihrer Tür wartete, ging die Tür ein weiteres Mal auf. Jetzt trug sie eine Jogginghose und einen recht weiten Hoodie. Das sah schonmal... besser aus. 

"Sorry Katsuki, ich bin eben erst aufgestanden.", meinte sie und wich gezielt meinem Blick aus. 

"Kein Ding. Hast du heute Zeit?", fragte ich und lehnte mich etwas an ihren Türrahmen. 

Sofort sah sie auf und wurde knallrot. Wahrscheinlich dachte sie mal wieder komplett falsch, weswegen ich innerlich kurz seufzte. 

"Äh... ähm- JA... ja klar. Ich hab Zeit.", meinte sie unsicher und fing an mit ihren Fingern zu spielen. 

"Perfekt. Ich muss nämlich gleich arbeiten und Deku ist noch zuhause. Wäre es möglich, dass du heute auf ihn aufpasst?", fragte ich und sofort veränderte sich ihre Miene. 

War ja klar, dass sie das wieder falsch verstanden hat. 

"Oh ähm.. weißt du-"

"Schon okay, wenn du nicht willst, dann musst du natürlich nicht. Ich ruf dann jemand anderen an.", meinte ich und machte Anstalten zu gehen, doch wurde direkt von ihr zurückgehalten. 

"Nein- ich machs. Ich pass auf. Ich... ähm... war nur etwas nervös, weil ich ihn ja kaum kenne und so.", lachte sie und kratzte sich etwas nervös am Hinterkopf. 

"Super, danke dir. Du hast was gut bei mir... Ich würd sagen du machst dich soweit fertig und dann kannst du zu mir rüber kommen. Aktuell schläft er noch, also musst du wohl oder übel zu mir nach Hause.", sagte ich und grinste sie an, weswegen sie wieder komplett rot anlief. 

Wieder zurück in meiner Wohnung ging ich wieder in mein Schlafzimmer. Deku lag immer noch in der gleichen Position wie eben und verzog keine Miene. 
Würde ich nicht wissen, dass er nur schläft, könnte man denken er wäre tot. Aber das war er nicht. Er lebte. Und das die kompletten letzten drei Jahre, in denen ich mir den Kopf zerbrochen hatte. 

Ich wusste immer noch nicht, ob ich mich freuen oder frustriert sein sollte. 
Er war die ganze Zeit am Leben und hat wahrscheinlich schlimmstes durchgemacht, während ich mein Leben genossen habe. 

Ich biss die Zähne zusammen und ballte meine Hände zu Fäusten, bevor ich zu meinem Kleiderschrank ging. Langsam atmete ich aus, um die Wut auf mich selbst etwas in den Griff zu bekommen. 

Als ich mir Klamotten rausgesucht hatte und mich umgezogen hatte, klopfte es bereits an der Tür. 

Ochako sah nervös aus und hielt ihren Blick gesenkt. 

"Komm rein.", sagte ich und ging einen Schritt zurück, damit sie reinkommen konnte. 

Neugierig schaute sie sich um und ging ins Wohnzimmer. Staunend betrachtete sie jedes kleinste Detail und ging von sich aus in jedes Zimmer. 

Ich hatte nicht wirklich was zu verstecken und sie würde eh gleich mehrere Stunden alleine hier sein, also störte es mich nicht, dass sie schnüffelte. 

Kurz schaute ich auf die Uhr und stellte fest, dass es schon viel zu spät war. Ich würde jetzt wahrscheinlich zu spät zur Arbeit kommen. Aber das war mir gerade irgendwie egal. 

"Also, ich muss jetzt los. Ich geb dir meine Handynummer. Falls was ist, rufst du einfach an. Achja, wenn er aufwacht schick mir bitte eine Nachricht. Er hat gerade etwas Fieber. Wenn er wach wird, versuch ihm etwas Medizin zu geben. Das findest du in der Küche im Schrank über dem Waschbecken. Das wird ihm denke ich zwar nicht gefallen, aber man kann es wenigstens versuchen.", meinte ich und drückte ihr einen Zettel in die Hand. 

Sie sah den Zettel etwas verdattert an, wurde dann aber ein weiteres Mal knallrot und nickte wie verrückt.

"O-Okay.", grinste sie über beide Ohren. 

Mit einem Lächeln verließ ich die Wohnung und hinterließ einen völlig fertigen Deku und eine nervöse Ochako. Ob die Beiden das wohl packen werden?

Jetzt machte ich mir doch Sorgen. Deku könnte jede Sekunde wieder anfangen seine Albträume zu haben oder irgendeine Panikattacke bekommen. Ich hätte eigentlich bei ihm sein sollen, aber ich brauchte jetzt einfach ein wenig Ablenkung. 

Vor drei Jahren habe ich ihn geliebt. Es war der wohl größte Schock meines Lebens, als es plötzlich hieß, er sei verschwunden. 

Ich hatte so viel geplant gehabt. Damals war ich mir so sicher, dass er mich auch mochte und wollte ihn fragen, ob wir nicht zusammen sein wollen, doch es endete alles in einen ziemlichen Desaster. 

Die Helden hatten alle Hände voll zutun ihre Aufgaben zu erledigen, da hatten sie keine Zeit einen Teenager zu suchen, der wahrscheinlich seine Launen hat. 

Damals schob man es auf die Pubertät. Niemand zog es in Betracht, dass er vielleicht wirklich entführt wurde oder ähnliches. Erst als es nach einigen Tagen immer noch kein Lebenszeichen von ihm gab, wurden die Helden und auch die Polizei richtig hellhörig. 

Und trotzdem haben sie ihn nicht gefunden. 
Seinen Narben zu urteilen ist er durch eine ganze Menge Mist gegangen und wurde wahrscheinlich übel behandelt. 

Ich kann mir irgendwie einfach nicht verzeihen, dass ich nicht da war, um ihm zu helfen.

Schnell rieb ich mir den Kopf, um diese Gedanken so gut es geht wegzuschieben. Ich wollte jetzt wenigstens für einen kurzen Moment vergessen was passiert war. 

Bei der Agentur angekommen ging ich in mein Büro und traf direkt auf einige meiner Sidekicks. 

"Guten Morgen, Chef.", rief einer von ihnen und grinste mir zu. 

Normalerweise hätte ich zurück gegrinst, aber dazu war mir heute absolut nicht zumute. 
Ich war müde, ausgelaugt und hatte irgendwie keine Kraft. Ob sein Fieber wohl auf mich abgefärbt hat? 

Ich setzte mich auf meinen Stuhl und sah mir den Stapel an Aufträgen an, die ich bekommen hatte. 
Heute war es erstaunlich wenig, was wohl hieß, dass ich heute ausnahmsweise früher nach Hause gehen konnte. 

"Alles ok bei Ihnen? Sie sehen heute irgendwie gar nicht gut aus.", sagte einer meiner Sidekicks und sah mich besorgt an. 

Natürlich machte man sich Sorgen um mich. Hat man sich denn dort wo Deku war Sorgen um ihn gemacht? Wohl eher nicht, so wie er reagiert. 

Sofort schlug ich meinen Kopf auf den Tisch, um diesen Gedanken schnell wieder zu vergessen. 

Ich wollte doch nicht an ihn denken... 

Schnell schaute ich auf mein Handy und entdeckte eine Nachricht von Ochako. 

"Er schläft noch. Ich wollte dir nur was schreiben, damit du dann auch meine Nummer hast... falls was sein sollte." 

Auch wenn diese Nachricht so unbeschwert wirkte, machte ich mir Sorgen. 

Ich schüttelte den Kopf, um endlich wieder an was anderes denken zu können. 

Genervt legte ich mein Handy weg und machte mich an die Arbeit. 

~~~~~~~~~~

Ein Klingeln ließ mich sofort aufschrecken. Etwas verwirrt sah ich um mich herum und bemerkte, dass mein Handy klingelte. 

Ich muss wohl irgendwie eingeschlafen sein. Da das Klingeln nicht verschwand, holte ich mein Handy raus und sah, dass der Anruf gerade beendet wurde. 

Auf dem Display waren bereits mehrere Anrufe und Nachrichten von Ochako zu sehen. 
Sofort versteifte sich alles bei mir und ich riss die Augen auf. 
Ich drückte mit zitternden Händen auf den Telefonbutton und hörte von meinem Handy den gewöhnlichen Wählton.
Jede Sekunde fühlte sich an wie Stunden und ich zuckte zusammen, als abgenommen wurde.

"Gott sei Dank du gehst endlich ran... Katsuki bitte komm schnell... ich bin mit Deku im X-Krankenhaus."

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