Meine Spielzeuge
Zufrieden stieg ich zurück in meinen Wagen und fuhr weiter.
Finn würde sich etwas anhören müssen. Er war für die Zuteilung zuständig und hatte eigentlich die Anweisung, Marinella nur vertrauenswürdigen Kunden zu übergeben.
Vor meinem Auto tauchte bald das große Tor zum Douloreplatz auf.
Es hatte ein schwarzes Eisengitter und auf dem Torbogen aus Stein standen die Worte "Freiheit liegt selbst in der Unterwerfung und dem Schmerz. Man muss sie nur erkennen, denn es ist die Freiheit der Führung"
Ich hielt vor dem Tor an und machte das Fenster herunter. Dann nahm ich mein Portemonnaie aus der Hosentasche und sah auf die kleine Sonne an dem Reißverschluss der kleinen schwarzen Tasche.
Es war ein Geschenk meines Onkels und es enthielt sein Blut. Das Blut des Roi Soleils. Mein Onkel trug den Titel König Soleil, weil er der Herrscher der Vampire Frankreichs war. Ich liebte ihn sehr und war nur für ihn der zweite Kronprinz geworden.
"Möge Luzifer dich behüten, Juliano.", flüsterte ich.
Mein Onkel hatte trotz seiner Herrscherpflichten immer Zeit für mich gehabt. Damals jedenfalls. Seit meiner Verbannung 1912 hatte ich ihn nicht mehr gesehen.
Er war der in meiner Familie, den ich am stärksten vermisste.
Zitternd fischte ich meinen Clubausweis des de Sangs aus meinem Portemonnaie und steckte ihn in das Lesegerät am Tor.
Dieses schwang auf und ich legte mein Portemonnaie auf den Beifahrersitz und fuhr auf den Platz.
Wie gewohnt, parkte ich auf einem der drei Parkplätze der Geschäftsleitung, welche meistens frei waren.
Heute erwartete mich ein besonderer Arbeitstag.
Mein Portemonnaie steckte ich mir wieder ein und stieg aus.
Ich schloss die Tür und drückte einen Knopf auf meinem Autoschlüssel. Der Kofferraum ging auf. Mich kurz umsehend ging ich zum hinteren Teil meines Wagens. Niemand schien im Hof zu sein. Das rhythmische Peitschenknallen war allerdings zu hören. Dieses Geräusch würde schon von den Stammgästen der Herzschlag des de Sang genannt. Wann immer man diese Geräusche hörte, bedeutet es, dass wir offen hatten. Einige meiner Artgenossen fuhren nur in die Richtung des Bordells und lauschten. Wenn sie kein Knallen hörten, drehten sie dann wieder um.
Das de Sang war schon einzigartig unter unseren Bordells.
Ich blieb vor meinem Kofferraum stehen und tastete den schwarzen Boden ab. Ich fand das Tastenfeld recht schnell. In meinem Kofferraum befand sich nur die allgemeinen Verkehrssicherheitssachen. Auf den Ersten Blick. Ich gab einen Code ein und der Boden öffnete sich und gab einen kleinen silbernen Koffer frei. Ich zog ihn aus dem Geheimraum und öffnete ihn.
"Hallo, mon Madam!", begrüßte ich das Herzstück meiner Sammlung. Ohne sie verließ ich niemals Immortalité.
Fast behutsam, als könnte ich ihr weh tun, schloss ich meine Hand um den schwarzen Griff.
Ich sah zu dem Foto, was an der Innenseite des Deckels hing. Es zeigte mich auf einem prächtigen schwarzen Hengst sitzen. Ich konnte die Träne nicht zurückhalten.
Es war fast, als würde Alonso mich wieder an der Schulter berühren, weil er dachte, ich würde einen Apfel verstecken. Ach mein Freund. Warum konntest du nicht noch länger leben. Warum mussten sie dich umbringen. Du kannst doch rein gar nichts für meinen Stand.
Mein Blick verschwamm und ich betrachtete einfach nur den cremefarbenen Justaucourb, den ich auf diesem Bild trug. Das war ein anderer Adam. Ein menschlicher Adam. Ein Adam, der damals noch Adrian hieß. Der 1785 noch nicht fast alles verloren hatte.
Mögen deine Mörder für immer brennen, mein treuer Freund.
Tief einatmend zog ich die neunschwänzige Katze aus ihrer Halterung. Das Leder fühlt sich immer noch, wie neu an. Seine Haut.
Ich drücke den Griff fester.
Ich habe Lorenzo vergeben, Alonso.
Ich drehte den Griff so das meine Finger in eine Richtung zeigten und betrachtete den Namen meines Pferdes auf dem Griff.
"Alonso" stand in roten Letern in dem Leder.
Ich war nicht mehr wütend auf Lorenzo, dass er mir dieses Geschenk machte, als er mich aus seinem Dienst entließ. Er hatte es gut gemeint. Ich war damals wütend, als ich erfuhr, das dieses Leder einst die Haut meines tierischen Freundes war. Aber das war inzwischen 200 Jahre her.
Ich war darüber hinweg. Dennoch war es jedesmal ein besonderes Gefühl, meine Madam bei mir zu haben.
Es gab mir das Gefühl, er wäre bei mir.
Ich legte die Madam zurück und zog eine andere Neunschwänzige aus dem Koffer. Sie trug einen goldenen Griff und hatte an den Enden goldene Franzen. Es war meine goldene Katze.
Lächelnd legte ich sie neben den Koffer und hob den Meistergürtel heraus. Es war ein Hüftgürtel mit mehreren Holstern für Peitschen und einige andere Dinge, die man als Dom immer griffbereit haben wollte.
Die meisten Doms im de Sang trugen sie auch als Erkennungszeichen und um zu zeigen, auf welche Spielarten sie standen.
Ich legte mir den Gürtel an und steckte die Katze in den Halfter an meiner rechten Hüfte. Ein paar Handschellen aus Silber, zwei Nappalederflogger, ein Bündel Seile und meinen Lieblings-Knebel aus rotem Leder, welche die Form eines Herzens hatte und die Backen so befüllte, kamen auch noch an den Gürtel.
Dann zog ich meine schwarzen Samthandschuhe an, welche an den Fingerkuppen offen waren. Ich hielt meine Fingernägel immer offen, da ich das Glowsplay praktizierte.
Kurz schloss ich die Augen und gab dem leichten Druck in meinen Körper nach. Eine angenehme Kälte erfüllte meinen ganzen Körper und meine Eckzähne verlängerten sich.
Meine Augen kribbelten stark. Dann wuchsen meine Fingernägel in Sekunden weiter und bogen sich zu Krallen. Zufrieden stellte ich fest, dass sie durch die Löcher ohne Probleme durchpassten.
Zu frieden schloss ich den Koffer und sah auf das Bild des Deckels.
Marquis de Sade lächelte mir entgegen.
Ich musste kichern. Donathien hätte sich gefreut, das er einen Teil meiner Toys bewachen durfte.
Ich war einer der wenigen Sadisten, die sagen konnten, dass sie den, an dem diese Bezeichnung angelehnt wurde, gekannt hatten.
"Du wärst sicherlich beflügelt von der Berühmtheit, die du jetzt hast, mon Amie." , flüsterte ich und strich über das Bild.
"Ich werde Euch nie für ein Monster halten, Monsieur! Euer Vampir ist nicht schlimmer als das, was in mir schlummert. Jeder von uns hat ein Tier in sich, das gierig auf den Augenblick wartet, um hervorzukommen und sich an dem zu weiden, was es liebt. Ihr habt nun eine Gabe erhalten. Ein unglaubliches Geschenk. Wirft das nicht einfach weg. Ihr müsst nicht töten, nur weil dies andere tun.", hörte ich seine Worte. Er war neben der Mutter meiner Tochter, der einzige Mensch, der mein Geheimnis gekannt hatte.
Ohne ihn, wäre ich als junger Vampir in Charenton verhungert. Er hatte mir gezeigt, dass Trinken nicht automatisch Ermorden war.
Ich vermisste meinen Freund sehr. Was für Auswirkungen es auf den BDSM der Vampire wohl gehabt hätte, hätte Lorenzo ihn rechtzeitig in der Bastille getroffen? Er war so entschlossen gewesen, sein Idol zu verwandeln.
Ich verstaute den Koffer wieder im Geheimfach und schloss den Kofferraum.
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