3. Kapitel
H O P E
Ich brauchte ein Kleid. Ein schönes Kleid, das einem Mann wie Derek Chambers alias mein Chef gefallen würde. Deshalb durfte es keinen zu tiefen Ausschnitt haben und allgemein nicht zu viel Haut zeigen. Schließlich sollte es nicht den Eindruck hinterlassen, ich würde nur das Eine von ihm wollen.
Mit einer gewissen Vorstellung über das Aussehen des Kleides für das heutige Dinner mit Derek öffnete ich die Türen meines Kleiderschrankes und warf einen Blick auf die Auswahl der Kleider, die zur Verfügung standen. Es waren in den Jahren so viele geworden, doch das richtige Kleid zu finden war schwieriger als gedacht. Ich schmiss jedes Kleid, das ich in die Hände bekam, nach ein paar Sekunden kritischem Betrachtens hinter mich, weil es entweder zu viel Haut zeigte, nicht zum Anlass passte oder mir schlichtweg die Farbe oder kleine Details nicht gefielen.
Es war zum Haare raufen. Mit der Zeit lagen sämtliche Kleider unordentlich auf einem Haufen hinter mir, während nur noch wenige im Schrank hingen. Ich suchte weiter nach einem passenden Kleid und hielt den Atem an, als mir das knielange Kleid in einem tiefroten Farbton in die Hände fiel. Meine Finger strichen behutsam über den samtigen Stoff, während ein kleines Lächeln meine Lippen zierte. Es erinnerte mich zurück an Adam und wie sehr er es an meinem Körper liebte, aber auch an die Party, die mein komplettes Leben umkrempelte. Ein Schauer lief über meinen Rücken, mein gesamter Körper zitterte, als ich an die Party dachte. Der Anfang vom Ende. Allein der Gedanke versetzte mir ein Stich in meinem Herzen. Es fühlte sich so an, als würde ich diesen schrecklich schmerzhaften Moment ein weiteres Mal erleben müssen. Diese riesige Kluft in meinem Herzen, als würde etwas Großes und Wichtiges fehlen, seine ungläubigen, verletzten Augen auf meine treffend, während der Hass sich in seinem Inneren zusammenbrodelte und das gehässige Funkeln in Cassys Augen.
Ich hatte das Kleid seitdem nicht mehr getragen, meinen Körper von diesem samtig weichen Stoff nicht mehr umhüllen und an meine Haut schmiegen lassen. Er erinnerte mich zu sehr an Adam und seine staunenden Blicke, als er mich in diesem Kleid gesehen hatte. Es gab mir jedes Mal einen Stich in die linke Brust, wenn ich das Kleid auch nur sah oder zwischen meinen Fingern hielt.
Ich schüttelte sachte den Kopf und hängte es zurück in meinen Kleiderschrank. Es war ein Stück Erinnerung an Adam und unsere gemeinsame schöne Zeit, die ich wegschmeißen und zu ersetzen versuchen würde, wenn ich es bei dem heutigen Date mit einem anderen Mann anziehen würde.
Erst, als ich mit meiner Hand über meine rechte Wange strich, spürte ich eine kleine Träne, die mein Augen verlassen und sich einen freien Weg gebahnt hatte. Adam war mir noch immer so wichtig gewesen, dass ich ihn vermisste. Schrecklich vermisste. Aber nicht nur ihn, sondern auch unsere gemeinsame Zeit, die wir verbracht hatten, bevor sich unsere Wege ungewollt trennten. Ich hasste es, dass wir im Streit auseinander gegangen waren, ohne uns auszusprechen. Als es schwierig wurde, hat er die Flucht ergriffen, und ich war zu schwach, um um ihn und unsere Liebe zu kämpfen. Ich hatte es zugelassen, dass er aus meinem Leben verschwand und bis heute nicht mehr zurückgekehrt war.
Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken beiseite zu schieben und mich auf die Suche nach einem passenden Kleid zu konzentrieren. Die Freude war völlig weggeblasen und ich hing noch eine Weile den quälenden Gedanken an meine Vergangenheit nach.
Letztendlich entschied ich mich für ein schlichtes, schwarzes Kleid, das ich mir erst vor kurzem gekauft hatte. Es hatte einen ähnlichen Schnitt wie das tiefrote Kleid, jedoch verband ich damit keine Erinnerungen an einen schönen Moment mit einem anderen Menschen.
Für einen Augenblick saß ich benommen auf der Kante des Bettes und betrachtete das Kleid zwischen meinen Fingern, während ich mir ausmalte, wie es wohl wäre, wenn es Adam wäre, mit dem ich heute den Abend verbringen würde. Ich lächelte, als ich an die unzähligen Abende mit ihm dachte, doch spürte gleichzeitig aufkommende Tränen in meinen Augen. Es stimmte mich traurig, zu wissen, dass ich diese Abende nie wieder mit ihm erleben konnte.
Ich seufzte und raffte mich auf, um hinüber ins Badezimmer zu gehen und mich dort fertig für das Date zu machen. Ich wollte nicht länger über eine verflossene Liebe nachdenken, wenn ein anderer Mann auf mich wartete, sich Mühe zu geben schien, einander besser kennenzulernen. Es war ihm gegenüber nicht fair. Ganz und gar nicht fair.
Im Badezimmer entledigte ich mich meiner Alltagskleidung. Ich ließ sie achtlos auf dem Boden liegen, während ich in die Dusche stieg und das Wasser auf meinen Körper herabprasseln ließ. Das warme Wasser entspannte meine Muskeln und wusch nicht nur Schmutz weg, sondern auch meine Gedanken an Adam. Er verschwand so schnell wie noch nie aus meinem Kopf. Seinen Platz nahm Derek ein, mein Chef, mit dem ich heute ein Dinner haben würde. Auf der einen Seite freute ich mich wahnsinnig darauf. Mein Körper sehnte sich nach seinem, wenn ich auch nur einen Gedanken an die vorgestrige Nacht verschwendete. Ich wollte ihn wiedersehen, in meine Arme schließen und am liebsten nicht mehr loslassen. Doch auf der anderen Seite fühlte es sich nicht richtig an. Zum einen war er mein Chef und zum anderen hing ich meiner alten Beziehung in gewisser Weise nach. Ich hatte nicht vollends mit dem Schmerz abgeschlossen, der meinen Körper durchzuckte, wenn ich mich an ihn erinnerte und spürte, wie sehr ich ihn vermisste. Vielleicht war ich noch nicht bereit für etwas Neues.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken und kniff meine Augen zusammen, als das Wasser auf mein Gesicht hinabprasselte. Meine Haare waren klatschnass und klebten an meiner nackten Haut.
Ich versuchte, die negativen Gedanken verschwinden zu lassen. Vor meinem inneren Auge trat ein Bild von seinem schönsten Lächeln, seinen zarten und unglaublich gut küssenden Lippen, was meine Mundwinkel in die Höhe zucken ließ. Allein der Gedanke an seine Lippen, an seine Augen, an seine Haare und an seinen ganzen Körper ließ mein Herz schneller schlagen. Ich dachte an seinen herben Geruch, als würde ich ihn in Wirklichkeit riechen können.
Meine Stimmung hellte sich sofort auf und blieb bestehen, als ich aus der Dusche stieg und mir ein Handtuch um meinen nackten Körper wickelte. Ich musste zuerst über den Spiegel wischen, weil er so beschlagen war, dass ich nichts erkennen konnte. Als ich dann kritisch mein Spiegelbild betrachtete, dachte ich zurück an meine Vergangenheit. Zuerst an Ashley und Co. – ja, ich hatte sie selbst nach all den Jahren nicht vergessen – und wie sie mein Leben ruinierten, mich selbst zweifeln ließen bis ich fast am Boden lag. Sofort entdeckte ich einzelne Makeln in meinem Gesicht, die ich sofort retuschieren wollte. Doch dann tauchte Adam auf, der Junge, der sich so sehr verändert hatte, dass ich nicht anders konnte, als mich in ihn zu verlieben. Er hat mir gezeigt, wie wunderschön ich mit all meinen Facetten war, wie mich jedes noch so kleine Detail, das mir an meinem Körper nicht gefiel – und davon gab es eine Menge – für ihn noch schöner machte. Die Erinnerung daran entlockte ein kleines Lächeln auf meinen Lippen. Adam hatte viele Fehler, doch er hatte mindestens genau so viele gute Sachen an sich.
Ich legte den Concealer, nach dem ich reflexartig bei einer Erinnerung an Ashley und ihre Freunde gegriffen hatte, zurück und ignorierte für die restliche Zeit das Make-Up. Ich hatte in den ganzen Jahren gelernt, mich selbst zu lieben, egal wie sehr andere versuchten, das Gegenteil zu bewirken. Und Adam hatte einen sehr großen Beitrag dazu geleistet, mit jedem Kompliment, das er mir gemacht hat, auch wenn er jahrelang davor den Druck seiner Freunden nicht standhielt und mitwirkte.
Mit dem schwarzen, schlichten Kleid, geglätteten Haaren und einem natürlichen Look verließ ich zehn Minuten später das Badezimmer. Der samte Stoff schmiegte sich an meine Haut und fühlte sich wie eine zweite Haut an. Ich schlüpfte in passende High Heels, um mein Outfit zu vervollständigen.
Als ich in meine Clutch mein Handy einpacken wollte, vibrierte es, als es noch auf der Kommode lag. Auf dem Bildschirm zeigte es mir eine Nachricht von meinem besten Freund Damian Verrätst du mir, wer der Glückliche ist? hatte er mir geschrieben, nachdem ich ihm vor einer Stunde geschrieben hatte, dass ich heute Abend so etwas wie ein Date haben würde. Auch Brooke hatte sich gemeldet. Viel Spaß Süße. Du musst mir morgen früh alles erzählen. Ich lächelte, während ich Brookes Nachricht unbeantwortet ließ und mich Damian wieder widmete. Ich hatte ihm und auch sonst keinem verraten, mit wem ich mich heute Abend treffen werde. Es blieb ein Geheimnis.
Nein antwortete ich ihm schlicht und fügte dahinter einen zwinkernden Smiley hinzu, bevor ich mein Handy weg in die Tasche packte.
Die Wohnung verlassend warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr und erschreckte bei der Uhrzeit, die mir angezeigt wurde. Ich eilte die Treppen hinunter und steuerte mit schnellen Schritten meinen Kleinwagen am Straßenrand parkend an, um nicht zu spät zu kommen.
Fröhlich summte ich die Melodien der Lieder mit, die aus dem Radio drangen, während ich mich Dereks Zuhause immer mehr näherte. Ich dachte währenddessen positiv an unsere kleinen Augenblicke, in denen wir einander in die Augen sahen und die Welt um uns herum völlig vergaßen. Ich dachte an die vorgestrige Nacht, an seine Lippen und Hände, die mir Geborgenheit und Halt gaben. Ich spürte bei den Erinnerungen an seinen Küssen und Berührungen ein Brennen auf meiner Haut, als würde er mich gerade wirklich so berühren wie in der besagten Nacht.
Als mein Auto zum Stehen kam und ich die Mehrfamilienhäuser betrachtete, wurde mir jedoch mulmig zumute. Ich getraute mich nicht, auszusteigen und auf das Haus zuzugehen, in welchem sich seine Wohnung befand. Ängste und Zweifel durchfluteten meinen Körper, sodass ich am gesamten Körper zitterte und meine Finger in das Lenkrad krallte, als würde es mir Halt und Sicherheit geben können. Es waren nicht nur die zukünftigen Gerüchte über mich, die aufkommen könnten, wenn jemand von unserem Verhältnis erfahren würde, sondern auch die Ungewissheit über Derek und ob er das alles ernst meint. Mit jeder Sekunde, in der ich bei ihm war, verliebte ich mich ein Stück mehr in diesen Mann. Es würde mich mehr als verletzen, wenn er mich irgendwann von sich stoßen würde, weil er seinen Spaß hatte und mich nicht mehr brauchte. Ich wurde viel zu oft enttäuscht vom Leben und von den Menschen, sodass ich fremden Menschen nicht von Anfang an vertrauen konnte. Schon so viele haben mit meinen Gefühlen gespielt und mich weggeschmissen, als wäre ich bloß ein dämliches Spielzeug, mit dem es mit der Zeit langweilig wurde. Unweigerlich dachte ich zurück an die High School. Es war wahrscheinlich die schlimmste Zeit in meinem Leben gewesen, wenn ich an Jonathan dachte. Doch insgeheim war das College noch viel schlimmer. Cassy hatte mein Vertrauen als Freundin missbraucht und Adams und meine Beziehung langfristig zerstört. Seitdem konnte ich niemanden mehr trauen. Jedes Mal drängten sich Zweifel dazwischen, die Person könnte nicht ehrlich sein.
Was, wenn ich schon wieder zu naiv handelte?
Ich schüttelte diese Zweifel weg, um mir den Abend nicht weiter zu vermiesen, doch dachte stattdessen an andere Dinge. Was, wenn Derek es geheim halten möchte, was zwischen uns passiert? Wenn er es wirklich ernst meint, aber unseren Ruf in der Firma und außerhalb schützen möchte? Ich hatte bereits eine geheime Beziehung hinter mir. Auch wenn sie vorerst ein gutes Ende genommen hatte, war ich mir sicher, dass ich das nicht noch einmal durchstehen könnte. Es war die reinste Qual gewesen. Ich würde mich kein weiteres Mal auf Versteckspiele einlassen.
Ich drehte den Schlüssel im Schloss herum, um den Motor wieder zu starten. Doch kaum dachte ich daran, von hier zu verschwinden und ihm aus dem Weg zu gehen, bis diese starken Gefühle für ihn aufhörten, spürte ich ein Stechen in meiner linken Brust. Diese Leere in meinen Körper, wenn ich ein Leben ohne Derek Chambers an meiner Seite dachte, ließ mich nach Luft ringen, als würden sich meine Lungen zuschnüren. Ich schnappte hörbar nach Luft.
Mein Verstand wies mich daraufhin, dass ich diese Gefühle ignorieren, wegfahren und ihn aus meinem Leben als Affäre verbannen sollte, doch mein Herz eroberte meine Aufmerksamkeit und ließ mich aus dem Auto gleiten und zu dem Mehrfamilienhaus, in dem er wohnte, schweben. Derek wohnte in einer noblen Gegend. Ein großer und gepflegter Vorgarten erstreckte sich vor mir. Der Kies des Weges zur Eingangstür knirschte unter meinen Füßen. Meine Finger schwebten über das Klingelschild mit der Aufschrift ‚Chambers' und verharrten dort für einen kurzen Augenblick. Ich schloss die Augen und schaltete meinen Verstand aus, der mich mit Bildern, wie ich am Boden zerstört war, als es kein gutes Ende mit uns nahm, versuchte abzuhalten. Ich atmete tief ein uns aus und drückte dann auf die Klingel und wurde Sekunden später in den Hausgang hereingelassen.
Mein Chef wohnte im zweiten Stock. Als ich dort oben angekommen war, trat er mit einem breiten Grinsen auf seinen Lippen zum Vorschein. Sein Grinsen entlockte mir ein schwaches Lächeln. Sein Blick wanderte meinen Körper entlang bis er meine Augen erreichte. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als ich tief in seine schönen Augen sah. Glück durchströmte meinen Körper und überschwemmte alle Sorgen, Ängste und Zweifel.
Derek öffnete die Türe so weit, dass ich eintreten konnte. In seiner Wohnung nahm er meine Jacke entgegen und hing sie an die Garderobe. Dann standen wir uns schweigend gegenüber und starrten in die Augen. Das freudige Funkeln in seinen Augen ließ mein Herz schneller schlagen. Sie zogen mich in einen Bann, aus dem ich mich nicht befreien konnte. Seine schönen Augen wurden von seinen dichten Wimpern umrahmt. Sein dunkelbraunes, fast schwarzes Haar saß perfekt und sah so weich aus wie es sich auch anfühlte. Das hellblaue Hemd, das er trug, betonte seinen trainierten Oberkörper und stand ihm außerordentlich gut.
»Du siehst wunderschön aus« murmelte er und lächelte sanft. Mein Herz schmolz bei diesem Lächeln dahin. »Das Kleid steht dir ausgesprochen gut« fügte er hinzu. Ich lächelte verlegen, weil ich nicht wusste, wie ich auf seine Komplimente reagieren sollte. Das war noch nie sonderlich meine Stärke gewesen.
Dereks Hand umklammerte urplötzlich meine und zog mich mit sich den Flur entlang. Wir kamen an verschiedenen Türen vorbei, die alle verschlossen blieben. Meine Hand, die er mit seiner umschloss, kribbelte derweilen.
»Das hier ist das Badezimmer« erklärte er beiläufig, während er mit einem Kopfnicken zu einer der verschlossenen Türen auf der linken Seite deutete. »Und das ist das Schlafzimmer« meinte er und deutete auf eine andere Tür. »Aber das kennst du ja bereits« Er sah mich mit einem schiefen Grinsen an und zwinkerte. Meine Wangen färbten sich augenblicklich rosig. Vor meinen Augen tauchten Bilder von dieser einen Nacht, in der alles begann, auf. In seiner Anwesenheit wollte ich nicht daran denken müssen, doch es ließ sich für ein paar Sekunden nicht verhindern.
Wir liefen weiter und kamen letztendlich in der Küche an, wo es bereits nach leckerem Essen roch. Auf dem Herd standen Töpfe, aus denen Dampf austritt. Derek löste seine Hand aus meiner, um sich dem Essen zu widmen. Sofort fehlte das Gefühl von Geborgenheit und Wärme.
»Das Essen ist gleich fertig. Mach's dir solange bequem« meinte er und deutete mit seiner Hand auf einen der Barhocker am Küchentresen. Es war ein guter Platz, um ihn dabei zu beobachten, was für eine gute Figur er in der Küche machte. Er schmiss sich elegant ein Handtuch über seine Schulter und krempelte sich die Ärmel seines Hemdes ein Stück nach oben. Danach schenkte er mir sein charmantes Lächeln, bei dem mein Herz jedes Mal aufs Neue zu schmelzen begann.
Ich warf einen Blick in den Raum. Der Raum war so groß, dass nicht nur die Küche, sondern auch ein Essbereich und das Wohnzimmer hereinpasste. »Es ist wirklich schön hier« meinte ich zu Derek, der sich daraufhin mit einem Lächeln bedankte.
Kurz danach war das Essen fertig. Wir setzten uns an den Esstisch, der bereits gedeckt war. Derek platzierte das Essen auf die Teller und zündete die Kerze in der Mitte des Tisches an, was dem Raum eine romantische Stimmung verlieh.
»Ich bin froh, dass du gekommen bist« Ich lächelte. »Ich auch«
Derek umklammerte das Weinglas mit seiner Hand und hob es hoch. Ich machte es ihm gleich und trank einen Schluck von dem Rotwein, nachdem wir angestoßen hatten ohne dass sich unsere Gläser berührt hatten. Danach widmeten wir uns stillschweigend dem Essen. Ein leckerer Geruch stieg mir in die Nase und als ich davon probierte, schloss ich genüsslich die Augen. Das zarte Stück Fleisch zerging auf meiner Zunge, während ich mich fragte, woher er dieses Talent hatte, so gut kochen zu können. Es schmeckte so gut, dass ich, kaum hatte ich das Stück hinuntergeschluckt, ein weiteren Bissen davon nahm.
»Wow, das schmeckt so gut« schwärmte ich von seinen Kochkünsten, in die ich mich längst verliebt hatte, und entlockte ihm damit ein breites Grinsen.
»Woher kannst du das so gut?« fragte ich interessiert. Derek stellte in der Zwischenzeit das Weinglas zurück auf den Tisch, aus dem er zuvor einen Schluck getrunken hatte. Ich beobachtete ihn, wie er sich glücklich an etwas zurückzuerinnern schien.
»Meine Mutter hat es mir damals beigebracht, als ich noch zur Schule ging. Sie war leidenschaftliche Hobbyköchin und hatte die besten Rezepte« erzählte er mir mit seiner tiefen und ruhigen Stimme, die mich beruhigte. »Mittlerweile kann ich fast alle Rezepte« fügte er hinzu. Er schob sich die Gabel in den Mund und kaute.
»Dann sollte ich ab sofort öfters kommen, damit ich sie alle probieren kann« erwiderte ich mit einem Grinsen auf den Lippen, während ich das Weinglas umklammerte und einen Schluck davon nahm. Er nickte zustimmend. »Ja, das solltest du«
Während des restlichen Essens unterhielten wir uns über verschiedene Dinge. Er brachte mich mit vielen Geschichten aus seinem Leben zum Lachen, doch überraschte mich auch mit der ein oder anderen Wahrheit. Zum Beispiel, als er mir erzählte, dass er in der High School ein ähnliches Schicksal durchleben musste. Er wurde genauso wenig wie ich akzeptiert, nur weil er nicht mit dem Strom schwamm. Ich hätte Derek nicht so eingeschätzt, denn ich kannte ihn bloß als einen selbstbewussten, einflussreichen und gutaussehenden jungen Mann mit viel Charme und Humor.
»Damals haben sie mich angeekelt angesehen und heute werfen sie sich an meinen Hals« erzählte er gedankenverloren und verdrehte die Augen darüber. Ich konnte ihn verstehen, mehr als das. Es musste für ihn genauso schwer gewesen sein, mit dem Leben zurechtzukommen, wenn sich immer jemand in den Weg stellte und dich erniedrigte.
»Noch ein Grund, warum ich dich so sehr mag. Du hast dich mir nie an den Hals geworfen, nur weil ich Besitzer einer Firma war und gut verdiente. Du interessierst dich nicht für das Geld, sondern für mich als Person« Sein Blick hob sich bei seinen Worten und traf direkt auf meinen. Seine Augen strahlten so kräftig und zogen mich in einen Bann, dass ich für einen Moment vergaß zu atmen. Mir wurde warm ums Herz, als ich seine Worte realisierte. Er schien mich wirklich zu mögen, so wie ich war. Verlegen lächelte ich und strich eine Haarsträhne hinters Ohr.
Er legte seine Hand auf die Tischplatte, so als würde er wollen, dass ich meine Hand in seine legte. Jedoch getraute ich mich nicht, weswegen ich stattdessen meine Hand um das Weinglas klammerte und einen weiteren Schluck davon nahm.
Derek und ich erzählten weiter über unser Leben, über unsere Geschichten. Seine Mutter schien eine tolle Frau zu sein, voller Lebensfreude und immer mit einem Lächeln auf den Lippen, ohne Sorgen und Ängste. Genauso wie seine Freunde, mit denen er die lustigsten Momente in den letzten Jahren erleben konnte.
Irgendwann wanderten wir hinüber ins Wohnzimmer auf seine Couch. Die Flasche Wein war bereits leer, sodass er eine weitere Flasche aufmachte und in unsere Gläser einschenkte. Ich hatte schon einiges an Alkohol getrunken und das schien mein Körper langsam zu spüren. Der Alkohol wärmte mich von innen und vernebelte meinen Verstand. Mir wurde hitzig und ich konnte nicht mehr klar denken. Und er machte es mir mit seiner Nähe, seinen Körper dicht neben meinem, noch viel schwerer. Sein Arm hatte sich um meine Schulter geschlungen, seine Hand strich behutsam über meinen Oberarm.
Mein Kopf wollte nicht länger an Derek denken, sondern sich an Adam und unsere Momente, die sich dieser Situation ähnelten, zurückerinnern. Adam und ich saßen fast jeden Abend aneinander gekuschelt da, haben uns von unserem Tag erzählt, und geküsst – und manchmal gingen wir noch ein ganzes Stück weiter. Ich schob die Gedanken so schnell es ging zurück in die hinterste Ecke meines Gehirns, sodass mir die Bilder verwehrt blieben und ich mich auf den Mann, der neben mir saß, konzentrieren konnte.
Eine angenehme Stille breitete sich im Raum aus. Ich schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. Sein herber Duft stieg mir in die Nase und vernebelte meine Sinne. Er roch so gut, dass ich an nichts anderes denken konnte.
»Seit der Sache zwischen uns kann ich an nichts anderes mehr denken« raunte er mir zu. Mein Herz setzte für einen Schlag aus, nur um dann doppelt so schnell weiterzuschlagen. Meine Mundwinkel zuckten in die Höhe und ehe ich mich versah, landeten meine Lippen auf seinen, nachdem ich meinen Kopf hob und das Weinglas auf den Couchtisch abgestellt hatte.
Derek erwiderte den Kuss unmittelbar. Zuerst war er langsam und sachte, doch mit der Zeit gewann er an Tempo und Intensität. Sein Arm schlang sich um meine Hüfte und zog mich näher zu sich. Ich überlegte nicht lange, sondern setzte mich auf seinen Schoß. Automatisch schlangen sich meine Arme um seinen Hals. Meine Hände kraulten seinen Hinterkopf.
Seine Lippen wanderten meine Kieferpartie hinunter zu meinem Hals. Während seine Lippen meine nackte Haut liebkosteten, entwich mir ein leises Seufzen. Ich drückte meinen Körper näher an seinen, um ihm so nahe wie möglich zu sein. Ich spürte seinen schnellen Herzschlag gegen seine Brust hämmern. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, schloss genießerisch meine Augen und seufzte bei jeder weiteren sanften Berührung seiner Lippen mit meiner Haut.
Seine Hände klammerten sich an meine Hüfte. Sein Daumen strich über den weichen Stoff meines Kleides, der sich an meinen Körper schmiegte.
Irgendwann kehrten seine Lippen zurück zu meinen. Zärtlich küssend verschmolzen sie miteinander. Es war, als wären sie wie füreinander geschaffen. Seine Lippen entfachten ein loderndes Feuer in meinem Inneren. Mit jeder Berührung seiner Lippen oder Händen spürte ich ein Brennen.
»Du machst mich verrückt« murmelte er gegen meine Lippen und sah mir für eine Sekunde tief in die Augen. Seine Iris färbte sich dunkel. Voller Begierde warfen sie einen Blick hinunter zu meinem Körper. Seine dichten Wimpern warfen dabei einen Schatten auf seine Wangen. Dann küsste er mich wieder, voller Leidenschaft und Lust, wie sie auch in seinen Augen zu sehen war.
Meine Hände strichen dabei über seine breiten Schultern hinunter über seine muskulöse Brust, die von seinem Hemd verdeckt wurde. Meine Finger umklammerten den obersten Knopf und öffneten diesen quälend langsam. Ich löste meine Lippen von seinen, nachdem ich auch den letzten Knopf geöffnet hatte, um seinen Körper zu begutachten. Seine Muskeln stachen hervor und ließen mich schwärmen. Mit den Fingerspitzen fuhr ich sachte die definierten Muskeln seines Oberkörpers nach und entlockte ihm dabei ein raues Stöhnen. Ich spürte seinen stechenden und hungrigen Blick auf meinem Körper, während ich meinen Blick gesenkt hielt und seinen Körper betrachtete. Fasziniert von seinem Körper, dieser Ästhetik und Schönheit, konnte ich meinen Blick nicht von ihm nehmen. Er hauchte währenddessen kleine Küsse auf meine Stirn und wanderte mit seinen Lippen hinunter zu meiner Schläfe und zu meinen Wangen. Allein diese kleinen, sachten Berührungen machten mich verrückt und verzauberten mich. Ich dachte bloß an ihn, und wie gut er war.
Meine Hände umklammerten den Stoff des Hemdes und zogen es ihm vom Leib, um es danach achtlos hinter mich zu schmeißen. Seine Hand legte sich um mein Kinn, sodass ich wieder meinen Blick hob. Er lächelte und küsste mich wieder auf den Mund. Ich legte meine Hände wieder zurück auf seine Schultern, meine Finger krallten sich in seine nackte Haut.
Seine starken Hände umklammerten meine Hüfte fester, hoben mich hoch und trugen mich hinüber in sein Schlafzimmer. Meine Beine schlangen sich um seine Hüfte, während wir unsere Lippen nicht voneinander lösten.
Im Schlafzimmer, in dem er sonst immer alleine schlief, stellte er mich vor seinem Bett auf den Boden ab. Seine Hände strichen meinen Körper auf und ab, während sich unsere Lippen synchron zueinander bewegten. Irgendwann machte seine Hand Halt. Seine Finger umklammerten den Reißverschluss, der an der rechten Seite meines Kleides befestigt war. Quälend langsam öffnete er diesen und ließ das Kleid zu Boden gleiten.
Seine Lippen lösten sich und seine Augen fuhren über meinen Körper. Ich fühlte mich unwohl dabei und machte dies auch ungewollt bemerkbar, in dem sich vor Scham meine Wangen rot färbten und ich den Blick sank.
Derek ging einen Schritt auf mich zu, sodass er mir so nahe war, dass fast kein Platz mehr zwischen unseren Körper war. Seine Hand legte sich auf meine Wange. Seine Finger strichen behutsam darüber.
»Du brauchst dich nicht schämen. Du bist so wunderschön« raunte er mir zu und hauchte mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte schwach und erhob meinen Blick, um ihm in die Augen zu sehen. In seine strahlenden Augen, die mich jedes Mal aufs Neue faszinierten.
Er küsste mich sanft und hinterließ ein wohliges Kribbeln auf meinen Lippen und in meinem Inneren. »So schön« murmelte er mit einem Lächeln gegen meine Lippen. Seine Hand strich meine Wange entlang hinunter zu meinen Hals. Seine Finger strichen über die Stellen, die er intensiv mit seinen Lippen im Wohnzimmer verwöhnt hatte, hinunter zu meinem Schlüsselbein. Meine rechte Hand umklammerte seinen Nacken und zog ihn näher zu mir. Ich spürte die Wärme, die von ihm ausging. Mir wurde plötzlich ganz heiß.
Er machte ein paar Schritte auf mich zu, sodass ich nach hinten stolperte und kurze Zeit später auf der weichen Matratze landete. Derek lehnte sich über mich. Er küsste mich zärtlich meine Wange hinab bis zu meinem Schlüsselbein, wo seine Finger noch immer sachte darüberstrichen. Er hauchte feuchte Küsse darauf und raubte mir jegliche Zurückhaltung. Ich keuchte und gab mich seinen Berührungen, seinen Lippen und Händen, vollkommen hin.
Meine Hände wanderten von seinen Schultern zu seinem Rücken, wo sie ihn nach unten zu mir drückten. Meine Finger krallten sich in seine Haut, als er an einer empfindlichen Stelle meiner Haut saugte und mir ein lautes Seufzen entlockte. Seine Lippen wanderten hinunter zu meinen Brüsten, die von meinem BH verdeckt waren. Seine Hände strichen zuerst über meinen Bauch, wo er kurzerhand kleine Küsse verteilte, doch dann entfernte er sein Gesicht von meinem Körper. Seine Augen betrachteten gierig meinen Körper, während seine Hand über meinen Rücken strich und sich Wirbel für Wirbel hocharbeitete. Er hielt inne, als er den Verschluss meines BHs erreichte und öffnete diesen galant. Er warf ihn hinter sich und stürzte sich erneut auf meinen Körper, um ihn zu liebkosten und verwöhnen.
»Zu schön für diese Welt« raunte er mit heißerer Stimme und näherte sich mit seinem Gesicht meinem. Seine Augen funkelten voller Begierde und Zuneigung, sein heißer Atem prallte unregelmäßig schnell auf meiner Haut herab, was bei mir eine Gänsehaut auslöste. Ich schüttelte bei seinen Worten lächelnd den Kopf und strich eine Haarsträhne aus seiner Stirn. Seine Augen nahmen jedes noch so kleine Detail meines Körpers auf, bevor er diese kleine Lücke zwischen unseren Körper schloss und seine Lippen über meinen Hals strichen, ohne Küsse darauf zu verteilen. Seine Hand blieb auf meinem Rücken liegen und strich diesen entlang.
»Wie kann man nur so schön sein?« raunte er und sah mir tief in die Augen, als er sein Gesicht wieder von meinem Körper löste. Ich schüttelte erneut mit einem Lächeln im Gesicht den Kopf. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, weswegen ich seinen Nacken mit meinen Händen umfasste und ihn zu mir nach unten zog, um ihn zu küssen. In diesem Moment fühlte sich das Leben so unbeschwerlich und leicht an. Es war so, als würde es nichts geben, worüber ich mir Sorgen machen musste. Doch die Sekunden verstrichen und damit auch dieser Gedanke. Spätestens wenn ich das Haus verlassen und alleine in meiner Wohnung sitzen würde, würde sich das Leben nicht mehr so unbeschwerlich und perfekt anfühlen. Tief in meinem Herzen liebte ich einen anderen Mann. Einen Mann, den ich nicht haben konnte, weil wir unsere Chance hatten, sie aber nicht vollends genutzt haben. Ich würde mich schon morgen wieder an unsere Vergangenheit erinnern, in ein tiefes Loch fallen, weil ich ihn so unglaublich sehr vermisste, dass es weh tat. Vielleicht würde ich sogar wegen Adam weinen müssen, auch wenn ich mir fest vorgenommen hatte, keine Träne für ihn zu verlieren – das hatte ich schon zu oft – ließen sich diese nicht aufhalten. Es tat weh im Herzen. Diese Leere breitete sich aus und ich sah sein wunderbares Lächeln vor mir, das er immer auf seinen Lippen trug, wenn er mich ansah, als gäbe es nichts, was ihn glücklicher machen konnte, als mich in seiner Nähe und als seine Freundin zu wissen. Ich spürte, wie sich ein dicker Kloß in meinem Hals bildete, doch ich schluckte ihn schnell hinunter, schob die Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt mit Derek Chamber.
Er unterbrach den Kuss und sah mich für einen Moment irritiert an, so als würde er spüren, dass etwas nicht stimmte und mich etwas bedrücken. Ich verdeckte die Sorgen und Schmerzen mit einem Lächeln, was Derek zu reichen schien, um weiterzumachen, ohne mich anzusprechen.
Ich verbannte Adam aus meinen Kopf. Ich wollte mich auf Derek konzentrieren, denn er schien wie ein Lichtblick in ein zufriedenes Leben zu sein – auch wenn Adam mich noch zufriedener und glücklicher machen könnte.
Derek Chambers machte mich glücklich. Das sollte das Einzige sein, an das ich in dieser Nacht denken würde. Sollte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top