Phillis zerstört alle Träume

Es war ein wirklich langer Tag für Remus gewesen. Der erste Vollmond in diesem Schuljahr stand an und noch war er sich nicht sicher, wie das alles ablaufen würde. Dumbledore war sich sicher, dass der Wolfsbanntrank, den Snape für ihn brauen würde, ihm genug Selbstkontrolle während der Verwandlung geben würde, dass er keine Gefahr für jemanden im Schloss darstellen würde, aber so sicher war er sich nicht.

Laut Dumbledore sollte er sich einfach in seinem Büro hinlegen und dort die Verwandlung überstehen, danach konnte er sich noch einen Tag ausruhen. Remus hätte es bevorzugt, einfach wieder in die Heulende Hütte zu gehen. Diese hatte sich während seiner Schulzeit bewährt und obwohl sie nicht ganz so bequem war, wie es sein Büro sein würde, so war sie zumindest ganz sicher für alle anderen im Schloss.

Der Gedanke daran, dass der Trank vielleicht nicht wirken würde, stresste ihn enorm und das wirkte sich negativ auf seine Schlafqualität aus. Er schlief nicht genug und unruhig, verfolgt von Träumen, in denen er als Werwolf durch die Schule jagte und Leute ermordete. Er war nicht Phillis, er musste nicht jeden seiner Träume hinterfragen und sich fragen, ob es vielleicht eine Prophezeiung oder Einsicht in die Zukunft war. Aber trotzdem beunruhigten ihn diese Träume.

Nach dem Abendessen würde er sich wahrscheinlich schon bald in seinem Büro zurückziehen und dort noch ein paar Aufsätze korrigieren – er wollte sie fertighaben, bevor der Vollmond anstand.

Snape würde ihn vertreten, wie er jetzt schon wusste, und er fühlte sich schlecht, weil er seine Schüler dazu zwang, noch mehr Stunden bei Snape verbringen zu müssen, aber er konnte auch nichts dagegen tun. Er selbst konnte nicht unterrichten.

In Gedanken versunken bemerkte er erst kurz vor der Großen Halle, dass es ungewöhnlich still fürs Abendessen war. Es war eine Zeit, in der die meisten Schüler zugleich in der Großen Halle waren, aber man hörte nichts – kein Geplapper, kein Lachen und keine Rufe.

Einen Moment lang stockte Remus, bevor er vorsichtiger weiterging, den Zauberstab in der Hand. Ihm war bewusst, dass es wahrscheinlich eine logische Erklärung für diese Stille gab, aber trotzdem – seine alten Instinkte konnte er nicht einfach so abschalten.

Dann vernahm er eine einzige Stimme, die sich klar von der sonstig herrschenden Stille klar abhob und sofort entspannte Remus sich wieder.

Er beschleunigte seinen Schritt und wollte sich selbst nicht erlauben, daran zu denken, wen er dort finden könnte, er fürchtete sich davor, sich zu irren und enttäuscht zu werden.

Als er aber unter den Toren zur Großen Halle erschien, sah er sie dort.

Phillis Lupin hatte wohl seinen Stuhl vom Lehrertisch genommen und vor den Tisch gestellt. Sie stand darauf, als würde sie surfen und fuchtelte mit einem Arm herum, mitten in einer spannenden Geschichte, die sie den gespannt lauschenden Schülern vor ihr übermittelte.

Alle Blicke klebten auf ihr und Remus wunderte das nicht – Phillis war sehr gut darin, Geschichten zu erzählen.

Einer ihrer Arme war in einer Schlaufe, damit sie ihn nicht zu sehr bewegte und Remus fiel auf, dass wohl ein Stück von ihren Hosen abgerissen war und sie ein T-Shirt um ihre Wade gewickelt hatte, aber trotzdem bewegte sie sich agil und frei, als hätte sie keine Schmerzen.

Sie war wunderschön.

„– vor mir nur die Spieler von den Falmouth Falcons, eine unüberwindbare Mauer! Aber Mauern sind niemals unüberwindbar, das haben die Troianer schmerzvoll miterleben müssen, als sie den Krieg verloren haben. Es braucht einfach nur eine List! Finbar schickt also den Klatscher, direkt auf einen der Treiber in der Mauer. Und dieser wehrt ihn natürlich ab, direkt in meine Richtung in der Erwartung, dass ich ausweichen würde! Habe ich aber nicht!"

Angespannte Stille, ein paar Schüler schnappten entsetzt nach Luft.

Phillis balancierte nun auf einem der Armlehnen und Remus fiel auf, dass der Stuhl gefährlich schwankte, aber er machte sich keine Sorgen um Phillis – wenn man sich wegen solcher Lappalien um Phillis Sorgen machte, starb man viel zu früh an einem Herzinfarkt.

„Ich sehe den Klatscher, der Quaffel noch in meiner Hand!", fuhr Phillis fort und balancierte den Stuhl nun so, dass er gefährlich zur Seite wippte, als würde sie beinahe hinfallen, aber natürlich passierte das nicht – Phillis hatte die Situation komplett unter Kontrolle, genauso, wie sie damals bei diesem legendären Spiel der Holyhead Harpies gegen die Falmouth Falcons alles unter Kontrolle gehabt hatte. „Er trifft natürlich und ich FALLE!"

Als wäre es unabsichtlich gewesen, kippte der Stuhl plötzlich doch zur Seite und einige Schüler schrien erschrocken auf. Aber Phillis stieß sich ab und machte einen sehr beeindruckenden Salto in der Luft, bevor sie elegant, wie eine Katze, wieder auf ihren Füßen landete (Remus fiel als einziger auf, dass sie dabei ihr offenbar verletztes Bein beanspruchte und sie kurz vor Schmerz das Gesicht verzog, aber natürlich machte Phillis einfach weiter, als wäre nichts passiert).

„Aber unter mir ist schon Gwenog und fängt mich auf! Die Falcons haben natürlich nichts verstanden, waren wohl zu überrascht davon, dass der Klatscher mich getroffen hat! Aber es war eine List! Ich fange meinen Besen, schwinge mich wieder darauf und befinde mich hinter der Mauer! Das Problem an solchen Mauern ist es, dass man nicht spontan die Richtung ändern kann, also steht nur der Hüter zwischen mir und den Ringen! Und ich werfe und –"

„TOR!", schrie Remus so plötzlich, dass ein Schüler sogar erschrocken von der Bank fiel und andere Gläser umstießen oder aufschrien. „TOR! Was für eine Vorstellung! Die Mauer ist durchbrochen, der Feind hinter ihren Linien und die Falken haben noch nicht einmal verstanden, was passiert ist, als Phillis direkt durch den mittleren Ring trifft! Jede Verteidigung sinnlos, Abwehr zwecklos! Ein legendäres Tor, das das Ende der Falken-Karriere einleitet. Sie würden niemals wieder wie zuvor werden!" Remus schritt zwischen den Tischen hindurch und die Blicke der Schüler folgten nun ihm und lagen nicht mehr auf Phillis.

Phillis aber hatte nur Augen für Remus und sie begann breit zu grinsen, als sie ihn erblickte.

Remus bereute es schon, überhaupt so einen großen Eintritt vor allen Schülern hingelegt zu haben, aber da war wohl seine Impulsivität und Aufregung wieder einmal zu sehr mit ihm durchgegangen und nun konnte er es nicht mehr rückgängig machen.

Deswegen nahm er sich vor, nicht zu Phillis zu stürmen und sie zu umarmen, wie er es eigentlich wollte. Er rannte nicht los, um Phillis an sich zu drücken und sie am liebsten nie wieder loszulassen. Er wollte sie begrüßen, als würden sie sich zwar kennen, wären aber nicht verheiratet. Remus war sich sicher, dass er Phillis wie eine gute Bekannte begrüßen konnte, ohne dass die ganze Schule sofort herausfand, dass er schon mit ihr geschlafen hatte.

Phillis hatte natürlich eine andere Vorstellung.

Sie eilte die Stufen vom Lehrertisch-Podest hinunter, direkt auf Remus zu (und obwohl sie sich wohl das Bein verletzt hatte, rannte sie).

Remus, ein wenig überfordert, blieb so ziemlich genau in der Mitte der Großen Halle zwischen den Tischen stehen (sehr gut sichtbar für alle Anwesenden) und bereitete sich darauf vor, dass Phillis einfach in ihn hineinrannte, ohne wirklich abzubremsen. Sie warf ihre Arme um seinen Hals und Remus hatte gerade noch so die Chance, sich zu wappnen, sonst hätte sie ihn bestimmt nach hinten gerissen.

Hätte es noch offensichtlicher sein können, fragte Remus sich, als er seine Ehefrau zu ersten Mal seit Wochen wieder umarmte und absoluter jeder hinsah.

„Schön, dich zu sehen", sagte Remus, die Arme ein wenig ungelenk um Phillis gelegt, um ihren Arm nicht zu berühren, der wahrscheinlich verletzt war – sonst würde Phillis die Schlinge nicht tragen. „Seit wann bist du hier?"

„Gerade erst angekommen", erzählte Phillis grinsend und ließ Remus wieder los.

Remus beschloss, dass er die starrenden Blicke der Schüler einfach ignorieren würde und er führte Phillis zum Lehrertisch zurück.

„Du musst mir alles erzählen, was bisher alles in Hogwarts passiert ist", plapperte Phillis heiter vor sich hin. Remus hatte das vermisst. „Deine Briefe sind immer viel zu kurz! Aber das ist nicht schlimm, jetzt kannst du mir alles persönlich erzählen!"

Remus zückte seinen Zauberstab und ließ seinen Stuhl wieder hinter den Lehrertisch an der Seite von Professor McGonagall schweben und sie gingen darum herum.

„Unsinn", sagte er, während er seinen Stuhl für Phillis zurückschob, damit sie sich setzen konnte, „Du hast doch bestimmt viel mehr zu erzählen! Erzähl mir alles von deinen Spielen! Und außerdem solltest du mir erzählen, warum du auf die Idee gekommen bist, allein zu apparieren!"

Das war Remus' einzige Erklärung für die Wunde an Phillis' Bein und als hätte sie es schon vergessen, blickte sie nun darauf. „Oh, stimmt", sagte sie, als hätte sie keine Schmerzen und sie setzte sich auch nicht. „Nicht so schlimm – setz du dich, das ist dein Stuhl! Den hast du dir doch verdient!"

Remus sah sie unbeeindruckt an und zeichnete mit seinem Zauberstab einen Stuhl herbei – es war kein wirklich eindrucksvoller Thron, wie es die Plätze für die Lehrer waren, aber es würde reichen. Demonstrativ setzte Remus sich darauf und schob ihn an den Tisch heran, also blieb Phillis nichts anderes übrig, als sich auf Remus' Platz am Lehrertisch niederzulassen.

Dort lag auch Phillis' Tasche. Wenn sie sagte, dass sie wirklich gerade erst angekommen war, meinte sie das auch so – sie war wahrscheinlich mit all ihrem Zeug einfach in die Große Halle spaziert. Remus hob sie hoch und begann, darin herumzukramen, während Phillis erzählte.

„Ich wollte eigentlich nicht apparieren, aber ich habe meinen Portschlüssel verpasst und ich wollte niemanden fragen, ob ich einen neuen machen kann – das ist ja mittlerweile ziemlich aufwändig, einen Portschlüssel nach Hogsmeade zu organisieren wegen Sirius und so... Also bin ich appariert."

„Und dabei zersplintert", bemerkte Remus und zog eine Feldflasche hervor, die Phillis ganz unten in ihrer Tasche vergraben hatte. Er öffnete diese und schüttete ein wenig von der goldenen Flüssigkeit in seinen Kelch, den er Phillis hinschob, die diesen mit einem Zug leerte – es war Nektar, der Trank der Götter, der eine heilende Wirkung für Demigötter hatte, wie Remus mit den Jahren gelernt hatte. „Hat Marty es dir nicht besser beigebracht oder willst du mir erzählen, dass es seit neuestem gang und gäbe ist, ein verschwitztes T-Shirt als Verband zu benutzen?" Er meinte damit das T-Shirt, das Phillis wahrscheinlich einfach aus ihrer Tasche geholt hatte und für ihre Zersplinterungswunde verwendet hatte.

„Ich habe auf die Schnelle nichts anderes gefunden", verteidigte sich Phillis, „aber ich habe Diptam-Essenz benutzt!"

„Wie geht es deinem Arm?", fragte Remus mit einem kritischen Blick auf die Schlinge.

„Nur ein zersplitterter Oberarm", winkte Phillis ab, als wäre es nichts. „Das Spiel hat nicht lange gedauert, also ist das in Ordnung. Hast du davon in der Zeitung gelesen?"

Remus sah Phillis müde an und fing den Blick von McGonagall direkt neben Phillis. Sie sahen sich in diesem Moment wahrscheinlich sehr ähnlich – beide absolut fertig mit Phillis.

„Hab es im Radio gehört", erzählte Remus, „Beeindruckend, wie schnell ihr sie geschlagen habt."

„Wir haben keine andere Wahl gehabt, um ehrlich zu sein", plapperte Phillis los, „Es ist überraschend anstrengend, so zu spielen, dass die Liechtensteiner uns nicht den Quaffel aus der Luft schnappen können, lange hätten wir das nicht ausgehalten. Nach dem Spiel habe ich erst einmal zehn Stunden geschlafen, wobei ich glaube, dass mir die Heiler wieder einmal einen Beruhigungstrank untergemischt haben."

„Selbst schuld, wenn du nicht stillsitzen kannst, damit sie dich behandeln können."

„Wie hätte ich stillsitzen sollen, es war ja nur ein Oberarmbruch", winkte Phillis mit ihrer heilen Hand ab. „außerdem hat es Aidan auch erwischt, ich wollte bei ihm sein."

„Dann hättest du vielleicht Medi-Hexe werden sollen, und nicht Quidditch-Spielerin."

„Das sagt mir Aidan auch immer...", murmelte Phillis gedankenverloren und blickte einen Moment lang in die Ferne. Dann begann sie zu grinsen und stupste Remus in die Wange. „Aber genug von mir! Erzähl mir alles!"

Remus hatte es noch nie leicht gefunden, von seinem Leben zu erzählen. Besonders nicht, wenn scheinbar alle um ihn herum so viel interessantere Leben führten. Seine Antwort war also sehr halbherzig und trocken, vermischt mit einer ordentlichen Prise Selbstzweifel und Selbstmitleid. „Sieben Uhr – ich stehe auf. Sieben Uhr dreißig – Frühstück. Neun Uhr – Unterrichtsbeginn. Zwölf Uhr –"

„Von uns beiden habe eindeutig ich jegliche Fähigkeit bekommen, Geschichten zu erzählen", unterbrach Phillis ihn. „Aber können wir noch einmal den Part wiederholen, an dem du mir ernsthaft erzählen willst, dass du jeden Tag erst um sieben aufstehst!"

„Du tust fast so, als wäre es momentan nicht auch ungefähr die Zeit, an der du geweckt wirst", erinnerte Remus sie. „Sonnenaufgang ist zurzeit ungefähr um sieben."

„Heißt aber noch lange nicht, dass ich es genieße", verteidigte sich Phillis. „Aber zurück zu deinem Leben! Götter, normalerweise bist du es doch, der mich daran erinnern muss, zurück zum Thema zu kommen! Fühlt es sich so an, verantwortungsbewusst zu sein und sein Leben im Griff zu haben?" Phillis starrte einen Moment lang verstört ins Nichts. „Wenn Ja, dann will ich das nicht. Das fühlt sich ja schrecklich an!"

Remus schnaubte amüsiert. „Du hast ganz sicher überhaupt nichts im Griff! Keine Sorge!" Remus beugte sich vor und zog ein paar der Gerichte am Tisch näher. „Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?"

„Gestern Abend", sagte Phillis stolz, als wäre es eine große Leistung, dass sie gut die letzten vierundzwanzig Stunden nicht an Essen gedacht hatte und es schlichtweg vergessen hatte. Es war tatsächlich eine Leistung, dass es nur vierundzwanzig Stunden waren und Phillis sich wenigstens noch daran erinnern konnte, wann sie überhaupt das letzte Mal gegessen hatte. „Die Heiler wollten mich nicht gehen lassen, bevor ich etwas gegessen habe. Ich habe lange Resistenz leisten können, weil ich lieber gleich wieder gegangen wäre, aber letztendlich habe ich doch aufgeben müssen. Hätte – jetzt zurückblickend – viel kürzer gedauert, wenn ich einfach sofort etwas gegessen hätte..."

„Erinnere mich daran, den Heilern einen Dankesbrief zu schreiben, in dem ich ihnen auch mein herzliches Beileid ausspreche", meinte Remus trocken. „Vielleicht solltest du aufhören, alle Heiler mit deiner chaotischen Energie zu verstören."

„Sobald sie aufhören, mich wegen einem dämlichen Bruch im Krankenzimmer zu behalten!", maulte Phillis und verschränkte stur die Arme vor der Brust.

Remus schaffte es, Phillis dazu zu bringen, etwas zu essen, aber es war gar nicht so einfach, denn immer wieder wurde sie von ihren Gedanken abgelenkt, die sie sofort Remus erzählen musste, und es gab eine Menge zu erzählen.

Phillis war schon immer ein Rätsel für Remus gewesen. Seit dem Tag, an dem sie das erste Mal miteinander gesprochen hatten, bis noch zum heutigen Tag, erfuhr er immer wieder Neues über Phillis und vielleicht war das einer seiner liebsten Aspekte bei einer Beziehung mit Phillis.

Als Remus Phillis das erste Mal kennengelernt hatte, hatte er schnell von ihr und anderen erfahren, dass sie wirklich schlecht in der Schule war. Sie hatte ihm dann eröffnet, dass sie Legasthenikerin war und deswegen nicht besonders gut oder überhaupt lesen konnte, was Schule für sie natürlich erschwerte. Trotzdem war Phillis niemals dafür bekannt gewesen, gut im Unterricht zu sein. Sie schien auch nicht sonderlich gut darin zu sein, sich Dinge zu merken, aber mit den Jahren hatte Remus gelernt, dass Phillis überhaupt keine Probleme damit hatte, sich überhaupt etwas zu merken.

Es ging wahrscheinlich eher um selektives Gehör und die Frage, ob Phillis sich etwas merken wollte.

Mittlerweile war Remus überhaupt nicht mehr überrascht, wenn Phillis etwas perfekt aus ihrem Gedächtnis rekonstruieren konnte – besonders, wenn es um Quidditch ging.

Als Phillis angefangen hatte, von ihrem Spiel gegen Spanien zu erzählen, hatten auch einige der Lehrer in ihrer Nähe aufgehört zu essen, um ihr begeistert zu lauschen und auch einige Schüler waren auf ihren Bänken ganz nahe an den Lehrertisch (eigentlich sehr unbeliebte Plätze) gerückt, um Phillis eventuell zu hören und zu sehen.

„Es ist eigentlich ganz simpel", erzählte Phillis und benutzte einen Salzstreuer, einen Pfefferstreuer und Remus' Kelch, um die Positionen der spanischen Spieler auf dem Tisch aufzustellen. Remus sah, wie Oliver Wood sich mit Pergament und Feder auf einen Tisch stellte und sich Notizen machte, während Phillis brabbelte – wahrscheinlich hatte sie schon vergessen, dass im Moment nicht nur Remus zuhörte. „Es ist eine Mischung aus Technik, Verwirrung und Schwung, das diesen Spielzug so genial macht. Carmen beginnt – springt auf ihrem Besen nach vorne und nutzt den Schwung – Quaffel weiter zu Jägerin Nummer zwei – mit einer Drehung gewinnt sie wieder Schwung – zu Jäger Nummer drei, mit dem Besenschweif in Richtung Tore – das braucht eine Menge Präzision, ich habe es probiert!"

„Du tust fast so, als hättest du kein perfektes Ziel und hättest diesen Move nicht schon beim ersten Mal geschafft", erinnerte Remus sie mit einem strengen Blick, aber er konnte nicht verhindern, dass er sie amüsiert ansah.

„Auch wieder wahr, aber darum geht es gerade nicht", winkte Phillis ab, als wäre es absolut normal, einen so schwierigen Spielzug, für den andere jahrelang trainierten, in wenigen Minuten zu lernen. „Dieser Zug ist ein Markenzeichen von Spanien, also habe ich ihn studiert. Und die Lösung war eigentlich ganz einfach."

„Das ist wahrscheinlich der Moment, an dem du mir die sehr komplizierte Lösung erklärst, oder?", fragte Remus trocken.

Phillis ignorierte seinen Kommentar. „Man muss einfach ein Kuckucksei einschleusen."

Remus runzelte die Stirn. „Warum habe ich das Gefühl, dass dieser Name von Houdini ist?"

„Wahrscheinlich, weil es so ist?", antwortete Phillis, als wäre es offensichtlich. „Man muss einfach einen seiner eigenen Spieler in diese Reihe schmuggeln. Das wichtige dabei ist, dass die Energie nicht verloren gehen darf und in diesem Fall ist alles darauf ausgelegt, dass der Quaffel auf unsere Tore zielt, also..."

„Also muss der Quaffel der Richtung weiter folgen, aber in einem kontrollierten Umfeld", vollendete Remus den Gedanken und nickte. „Und wenn man dann auch noch das Überraschungsmoment nimmt, ist es einfacher, ihn aufzuhalten."

"Sag ich doch, dass es ganz einfach ist!", grinste Phillis stolz, als hätte sie mit diesen Überlegungen nicht den gefürchteten Zug der Spanischen Nationalmannschaft ruiniert – so, wie sie auch schon die gefürchtete Mauer der Falcons ruiniert hatte. Phillis hatte ein Händchen dafür, altbewährte Methoden zu zerstören.

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