Phillis ohne ihren Emotional Support Werwolf
Portschlüssel waren die sicherste Möglichkeit für die berühmten Spieler der Länder-Mannschaften zu ihren Lagern zu gelangen. Sie waren privat, konnten zeitgenau eingestellt werden und man wusste genau, wann wer wo auftauchen würde.
Phillis war schon ziemlich berühmt in der Welt der Zauberei, war schon ein paar Mal Spielerin des Jahres gewesen und galt als die beste Jägerin seit einem Jahrtausend mit den meisten geworfenen Toren in ihrer Karriere (und sie war „erst" dreiunddreißig), also hatte sie schon Bekanntschaft mit den Nachteilen von Ruhm und Erfolg gemacht. Fanatische Fans, die stundenlang selbst in Kälte oder Regen warteten, um sie zu sehen, sie um Autogramme baten oder einfach nur kurz berühren wollten, als wäre sie eine Art Heilige. Mordanschläge hatte es eigentlich noch keine gegeben, aber Phillis war auch vorsichtig, wem sie ihre Privatinformationen mitteilte und ihre Fanpost wurde grob sortiert, bevor sie sie überhaupt zu Gesicht bekam, meistens noch einmal kontrolliert von Remus, damit sie nicht die seltsamen Briefe lesen musste. Natürlich war Remus jetzt nicht mehr da, um diese Aufgabe zu übernehmen, aber Phillis war sich sicher, sie würde schon zurechtkommen. Es war ja noch nicht einmal eine Woche her, seit Remus abgereist war, das Jahr bis Weihnachten würde bestimmt schnell vergehen, oder auch nur bis zu einer Zeit, an der Phillis die Zeit fand, selbst nach Hogwarts zu reisen.
Phillis mochte Portschlüssel nicht unbedingt. Man war an einen bestimmten Zeitpunkt gebunden, an dem man einen bestimmten Gegenstand berühren musste (normalerweise verwendete man Gegenstände, die niemand aus Versehen angegriffen hätte (Müll und alte Dinge), aber für die Quidditch-Spieler hatte man tatsächlich eine kleine, goldene Statue angefertigt, die jeder von ihnen persönlich zugestellt bekommen hatte) und schon mehr als einmal hatte Phillis den Zeitpunkt verpasst. Zum Glück war dann immer Remus zur Stelle gewesen, der mit ihr hatte apparieren können (und natürlich hätte Phillis auch allein apparieren können, aber die Chance war hoch, dass sie dabei zersplinterte, also riskierte sie es vor einem Spiel lieber nicht). Trotzdem war das immer mit organisatorischen Konsequenzen verbunden gewesen, aber Phillis hatte es sich leisten können – sie war immerhin Phillis Lupin!
Auch an diesem Morgen hatte sie beinahe ihren Portschlüssel verpasst. Eigentlich war sie sehr pünktlich gewesen, aber kurz vor Abreise war ihr aufgefallen, dass sie keine Ahnung mehr hatte, wo diese kleine, goldene Statue überhaupt abgeblieben war. Innerhalb von nur wenigen Tagen war das Haus in ein kleines Chaos versunken, Phillis hatte ganz vergessen, wie viel Arbeit es war, hinter sich selbst herzuräumen, weil Remus das schon seit Jahren machte. Offenbar, denn Phillis war es nie aufgefallen und er hatte sich auch nie beschwert. Aber vielleicht war das auch nur eines von vielen Dingen, die Remus einfach immer wie selbstverständlich für sie gemacht hatte, die nun eine kleine Lücke in ihrem Leben hinterließ.
Phillis würde sich dadurch nicht unterkriegen lassen, aber es würde ein wenig Zeit brauchen, bis sie sich an diese neue Dynamik gewöhnt hatte.
Schließlich fand sie den Schnatz unter einem Haufen Fanpost, gelangte gerade noch rechtzeitig zu ihrem Gepäck (sie musste tatsächlich quer durchs ganze Haus rennen) und ihre Hand schloss sich gerade noch so um ihre magisch vergrößerte Sporttasche, bevor sie auch schon spürte, wie sie vom Portschlüssel weggerissen wurde.
Ihre Haare waren bestimmt chaotischer als sonst sowieso schon, als sie in einem speziell eingerichteten Raum für die Ankünfte der Spieler und wichtiger Personen eingerichtet hatte landete, aber wenigstens war sie überhaupt da.
„Lupin!" Ludo Bagman war ein Mann, den Phillis schon oft in ihrem gesehen hatte und er machte immer großes Aufsehen darum, ein Foto für die Presse mit ihr zu machen, was ihm auf Dauer einen negativen Beigeschmack bei Phillis eingebracht hatte, die Fotografien und die Presse über alles hasste. Als Leiter der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten aber war er bei jedem größeren Event im Vereinigten Königreich dabei, also konnte Phillis ihn auch nicht vermeiden. Auch dieses Mal gehörte er wohl zu dem Begrüßungskomitee für die Spieler. „Pünktlich auf die Sekunde!" Das war kein Satz, den Phillis häufig hörte, außer Leute sprachen von Remus.
Phillis war noch nicht bereit für irgendwelche politischen Höflichkeiten und löste als erstes ihren Rossschwanz, um einmal durch ihre Haare zu fahren und zu versuchen, das Chaos ein wenig zu entwirren. Sie hatte vergessen, wann sie sich das letzte Mal die Haare frisiert hatte – Remus erinnerte sie häufig daran. Sie wusste auch nicht, ob sie sich eine Haarbürste eingepackt hatte. Kurzerhand, wohl wissend, dass sie es nicht wirklich besser gemacht hatte, band sie sich ihre Haare wieder zusammen.
„Sind die anderen schon da?", fragte sie, ohne viele Begrüßungsworte. Am liebsten hätte sie sich sofort auf ihren Besen geschwungen – in der Luft wusste sie zumindest, was sie machte (auch ohne Remus).
„Sie sind die erste!", verkündete Bagman heiter und schüttelte ihre Hand. „Wir haben uns gedacht, die Kapitänin sollte zuerst vor Ort sein. In zehn Minuten wird auch Garcia ankommen."
Garcia war die Kapitänin des spanischen Teams, wie Phillis (ganz genau) wusste. Sie hatte das Team und ihre Spieler die letzten Wochen genau studiert, um zu wissen, womit sie es zu tun haben würde, und sie hatte auch das Team ganz genau auf diese Gegner vorbereitet.
„Jemand kann Ihnen sofort Ihr Zimmer zeigen", bot Bagman an. Aus organisatorischen Gründen würden die meisten anderen Gäste und Zuschauer in Zelten untergebracht sein, aber die Spieler, Trainer und die wichtigsten Persönlichkeiten hatten – zumindest einmal für dieses Spiel – ein Haus nahe dem Stadion.
„Hm, ich würde lieber zuerst das Feld sehen", gestand Phillis.
„Dann wird Ihnen jemand das Gepäck in Ihr Zimmer bringen", schlug Bagman vor.
„Nicht nötig, es ist nicht schwer."
„Ich bestehe darauf! Und sobald Sie sich die Lage angesehen haben, können Sie sofort in Ihr Zimmer", schlug Bagman fort. Das war wohl eine der Momente, in denen es einfacher war, sich mit einem Kompromiss zufrieden zu geben.
Phillis holte also ihren Besen aus ihrer Tasche (nur ein Nimbus 2001, weil der neue Feuerblitz direkt vor den Spielen nicht zugänglich sein sollte, damit niemand diesen verzaubern konnte) und übergab ihre Tasche an einen armen Kerl, den Bagman hergewinkt hatte. Er brach beinahe unter dem Gewicht zusammen oder er hatte einfach nicht erwartet, dass es so schwer sein würde, während Phillis die Tasche mit Leichtigkeit gehalten hatte.
Jemand anderer zeigte ihr den Weg zum Feld und Phillis war nicht überrascht, dass schon erste Fans ihre Zelte aufgestellt hatten und begeistert jubelten, als man Phillis' blonden Haare in der Ferne erkannte.
Es war ein abgesperrter Weg, nur für die Spieler gedacht, also hatte sie sonst keinen Kontakt zu den Fans, aber direkt vor dem Eingang standen ein paar Paparazzi, die begeistert Fotos von ihr schossen.
Phillis konnte sich nicht vorstellen, warum irgendjemand im Moment das Bedürfnis hatte, ein Foto von ihr zu machen – sie sah bestimmt alles andere als „sexy" aus, hatte noch nicht einmal geduscht und war in einfacher Reisekleidung gekleidet, aber Journalisten waren eine Rasse, von der Phillis wusste, dass sie sie niemals wirklich verstehen würde.
Die Fragen waren schlimmer als die Fotos.
„Miss Lupin, stimmen die Gerüchte von Ihnen und Vosper?" „Wem?"
„Lupin, wie stehen Sie zu ihrer großen Konkurrentin, Garcia?" „Ich kenne sie nicht."
„Können Sie Ihren sportlichen Fans sagen, wie Ihr Frühstück heute ausgesehen hat?" Phillis stockte einen Moment lang und überlegte. In diesem Moment fiel ihr auf, dass sie überhaupt noch nicht gefrühstückt hatte, nicht einmal einen Kaffee. „Heute habe ich noch keines gehabt, aber ich werde das später nachholen müssen."
Zum Glück durften die Reporter nicht in das Stadion selbst, also hatte Phillis Ruhe, sobald sie drin war.
Sie flog erst einmal ein paar Runden um das Feld, um ein Gefühl für das Stadion zu bekommen, das nur für die Weltmeisterschaft – zusammen mit vier anderen, wie Phillis wusste – erbaut worden war. Es hatte eine ovale Form, wie alle, aber war ein wenig breiter, als das Heimstadion von Irland.
Bei dieser Gelegenheit überlegte Phillis auch, wo die Sonne stehen würde, während sie spielten. Es würde zu Mittag beginnen und wenn die Sonne dann weiterzog, würde ein paar Stunden später der Hüter im Osten zumindest ein wenig geblendet werden. Auf welche Tore gespielt werden würde, würde erst am Abend ausgelost werden, also konnte Phillis das noch nicht einplanen, aber sie würde für jede Möglichkeit gewappnet sein.
Wenn das Spiel schnell vorbei war, wäre es absolut kein Problem, aber wenn es sich länger hinzog (was eine ernsthafte Möglichkeit war, immerhin waren die Sucher von Spanien und auch Irland nicht die besten), würde die Sonne stören. Phillis machte sich eine mentale Notiz, dass sie ihre Teammitglieder daran erinnerte, ihre Spezial-Sonnenbrillen mitzubringen.
Phillis wollte gerade landen, um den Boden zu untersuchen, als ein Pfiff durch das Stadion gellte und alarmiert sah Phillis sich um, bis sie zwei Personen am Eingang sah.
Eilig flog sie dorthin – es war einer der Mitarbeiter der Weltmeisterschaft und eine Frau mit dunklen Haaren und gebräunter Haut. Phillis hatte bisher nur Bilder von ihr gesehen, aber trotzdem erkannte die Carmen Garcia sofort, die Kapitänin von Spanien.
„Miss Garcia würde sich gerne ebenfalls im Stadion umsehen", erklärte der Mitarbeiter steif, „Ich habe Anweisung, Sie zuerst zu fragen, ob das für Sie in Ordnung ist, Miss Lupin. Sie waren zuerst vor Ort."
Phillis zögerte keinen Moment. „Natürlich! Ich hoffe, wir sind uns nicht gegenseitig im Weg!"
Der Mitarbeiter nickte und ging wieder.
Garcia musterte Phillis einen Moment lang, als würde sie erwarten, dass Phillis noch etwas zu ihr zu sagen hatte, aber Phillis war gerade viel zu sehr in ihrer „Zone", um auch nur an menschliche Kontakte zu denken.
Sie stieg auf ihren Besen und flog in Richtung der Tore im Osten, während Garcia ebenfalls auf ihren Besen stieg und wie Phillis vor ihr ein paar Runden flog.
Phillis untersuchte den Boden und war positiv überrascht zu sehen, dass er weicher war, als sie es gewohnt war. Das war das gute an neu gebauten Stadien – die Erde dort war noch nicht so eingestampft und dafür lockerer.
Sie ging zu Fuß weiter über das Feld, um ein Gefühl für die Erde zu bekommen und sah sich dabei auch bei den Tribünen um.
Natürlich würde Remus dieses Mal nicht dabei sein können, aber ihre Mum hatte gesagt, dass sie mit Sturgis anwesend sein würde, Sturgis hatte sich dafür extra freigenommen.
Phillis hatte versucht, abzulehnen, immerhin war es nur ein Vorendscheidungsspiel und noch nicht einmal ein Achtel- oder Viertelfinale, aber gleichzeitig war sie sehr erleichtert darüber, dass irgendjemand dabei sein würde.
Als letzten Schritt flog sie ein letztes Mal in die Luft – bis ganz nach oben, sodass die Winde stärker waren und es tatsächlich ein wenig kühl war. Phillis sah sich um – in der Ferne der Wald und noch weiter dahinter die Küste, in der anderen Richtung York in der weiten Ferne.
Der Wald würde sie hoffentlich vor den stärkeren Winden des Meeres schützen, aber sicher konnte sie sich nicht sein. Einen Moment lang erinnerte sie sich daran, wie sie früher in Hogwarts den Windgöttern und Zeus geopfert hatte, für gute Winde, aber damit hatte sie schon vor Ewigkeiten aufgehört.
Sie flog direkt zum Ausgang des Stadions, während Garcia noch ihre Runden drehte und nur hin und wieder stehenblieb, um wohl ebenfalls ein Gefühl für ihre neue Umgebung zu bekommen.
Phillis schritt so schnell wie möglich an allen Reportern vorbei, ohne auch nur auf eine ihrer Fragen einzugehen. Ein paar von ihnen waren ziemlich hartnäckig und verfolgten sie noch bis zum Haus, in dem sie untergebracht war, aber hinein durfte keiner von ihnen.
In dem Haus hatte sie Ruhe vor diesen neugierigen Schreibern, die Phillis' Leben weitaus häufiger erschwert hatten, als ihr zu helfen.
Eine Reputation hatte sie auch ohne diese Klatsch-Presse gehabt, das hätte sie auch ohne diese Clowns sehr gut geschafft.
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