Phillis bringt Duvall nicht zum Weinen, ist aber kurz davor

„Ich wette, Phillis bricht sich heute wieder ihren Arm", schlug Ulicia in der Umkleidekabine vor.

„Ich sage, es wird eine Gehirnerschütterung", widersprach Cian ihr grinsend. „Wahrscheinlich, weil sie sich zu gut fühlt, um einem Klatscher auszuweichen."

„Wie nett von euch, dass ihr schon Wetten abschließt, wie ich heute meinen Körper zerstören werde", schnaubte Phillis und zog sich ihre Handschuhe an. „Ich habe auch eine Wette für euch: Wir werden heute alle in die Mangel genommen – wir spielen gegen die Staaten."

Das Team der Vereinigten Staaten von Amerika war nicht direkt für eine sanfte Spielweise bekannt – ganz im Gegenteil. Wenn man sich das irische Team ansah, war keiner von ihnen außergewöhnlich kräftig gebaut (wie es zum Beispiel Birget wäre) und sie waren auch alle nicht sonderlich groß – Phillis setzte mehr auf Geschwindigkeit und Wendigkeit. Das amerikanische Team hingegen war riesig – alle von ihnen größer als Phillis (die für eine Frau nicht sehr klein war), mit breiten Schultern und massigen Körpern, selbst ihre Sucherin, Ariel Singleton. Und ihre Spielweise war eine Mischung aus Football und Basketball – Einflüsse aus der Muggelwelt, die die meisten anderen Teams bisher überfordert hatte, aber Phillis war ein absolutes Ass in beiden Sportarten und hatte die Muster der Amerikaner sofort durchschaut, nachdem sie ihre Spiele studiert hatte. In ihren Augen war es sogar sehr simpel – das hatte ihr Team nicht gefunden und als Phillis angefangen hatte, von den Muggelsportarten zu erzählen, sobald klar gewesen war, dass sie ihr nächster Gegner sein würden, hatten sie vielleicht ein Viertel davon verstanden.

Also hatte Phillis von vorne anfangen müssen und hatte mit ihrem Team die letzten Wochen viel häufiger Football und Basketball gespielt, als tatsächlich Quidditch.

Das Team der USA war in der Quidditch-Welt gefürchtet. Sie waren für viele brutale Fouls auf dem Spielfeld bekannt, mit denen sie teilweise mehrere Spieler ausschalteten, bis der Schnatz gefangen wurde. Sie hatten vor einigen Jahren den Rekord für die meisten Strafstöße in einer Saison bekommen (kein Rekord, den man als Team bekommen wollte) und trotzdem schienen sie im Moment unaufhaltsam.

Bis Phillis natürlich kam.

„Sollte ich heute sterben", seufzte Finbar dramatisch und hielt sich seinen Handrücken theatralisch gegen die Stirn, „sagt Houdini, dass das zwischen uns sowieso niemals funktioniert hätte."

„Wenn du heute stirbst, werde ich ihm das wirklich sagen", warnte Phillis amüsiert, „Und er wird mich fragen, wer du überhaupt gewesen bist."

„Wow, danke", schnaubte Finbar und verschränkte nun die Arme vor der Brust. „Solltest du uns vor so einem Spiel nicht aufmuntern?"

„Ich werde dich in deinen letzten Momenten sicherlich nicht anlügen", grinste Phillis. „Seid ihr alle bereit? Es wird sicherlich ein leichter Sieg, wenn wir uns nur an unsere Taktiken halten! Ich habe das alles genau durchgeplant! Und wenn Aidan schnell genug den Schnatz fängt, gibt es auch keine größeren Zwischenfälle!"

„Könntest du vielleicht noch mehr Druck an mit ausüben? Ich fühle mich noch nicht panisch genug", sagte Aidan und war ein wenig bleich geworden.

„Das wird schon!", rief Phillis heiter und klopfte Aidan auf die Schulter. „Und keine Sorge – wie wir davor schon geklärt haben, werfe ich mich für euch gerne vor einen Klatscher, keine Sorge. Lasst euch nur nicht von den Jägern in der Luft zerquetschen, das könnte unangenehm werden..."

„Können wir bitte einfach gehen!", bettelte Kevina. „Wenn wir weiterreden, habe ich noch zu viel Angst, um zu spielen!"

„Angst kennen wir überhaupt nicht!", tadelte Phillis sie. „Wir kennen allerhöchstens Respekt... aber aus sicherer Quelle weiß ich, dass ich auch keinen Respekt kenne, also müsst ihr das wohl übernehmen. Wie auch immer! Auf die Besen!"

Das Team bestieg ihre Besen und Phillis schaute sich noch einmal nach allen um, ob alle bereit waren. Obwohl es zuvor nicht so geklungen hatte, hatten sie alle kampfbereite Blicke in ihren Gesichtern und waren absolut konzentriert, absolut gefasst. Von Angst keine Spur.

„Auf geht's, Leute!", rief Phillis. „Waffen ho!"

Sie rasten zusammen aufs Feld hinaus und wurden von lautem Jubeln begrüßt. Das Stadion war voll, bis in die obersten Reihen. Das irische Team flog eine Ehrenrunde um das Feld, begleitet von den Tänzen ihrer Leprechauns und grünem Feuerwerk.

„Und hier sind auch schon die Spieler des irischen Nationalteams: Treiber Quigley und Connolly, Sucher Lynch, Hüter Ryan und die gefährlichen Jägerinnen Mullet, Moran und natürlich, nicht zu vergessen, Kapitänin Lupin!

Irgendwo zwischen all den Leuten, das wusste Phillis, war auch Lyall Lupin, ihr Schwiegervater. Ihre Mutter und Sturgis hatten dieses Mal nicht die Zeit, ebenfalls dabei zu sein, aber bestimmt verfolgten sie das Spiel im Radio. Dafür war vielleicht Birget gekommen – Phillis hatte ihr einmal Karten gegeben, aber Birget war sich nicht sicher gewesen, ob sie sich dafür freinehmen konnte, das würde Phillis wohl erst danach sehen.

Die Iren beendeten ihre Runde und versammelten sich in der Mitte des Stadions, als auch schon das amerikanische Team erschien. Sie preschten aus ihrer Kabine und schossen wie Wahnsinnige einmal quer übers Feld und einen Moment lang sah es so aus, als würden sie gegen die irischen Spieler fliegen. Phillis hatte ihr Team für dieses Team darauf gedrillt, keine Schwäche zu zeigen und das taten sie auch nicht – keiner von ihnen rührte sich oder machte auch nur Anstalten, auszuweichen.

Wahrscheinlich überraschte das die Amerikaner – von anderen Spielen der USA wusste Phillis, dass das normalerweise nicht die Reaktion der Gegenspieler war – aber sie versteckten das gut, als sie einfach nur knapp über die Iren hinwegflogen und deren Haare zerzausten, aber nicht einmal da rührten sich die Iren oder blickten ihnen nach oben hinterher, sondern starrten weiterhin stur geradeaus, als wären sie Steinstatuen.

„Und natürlich das Team der Vereinigten Staaten von Amerika, heute zu Besuch in England! Jäger Fedele, Muntz und Green, Sucherin Singleton, Hüter Heidelberger und die gefürchteten Treiber, Ruczinski und Kapitän Duvall!"

Begleitet wurde das amerikanische Team von ihrem gewählten Nationaltier, oder einem Abbild davon. Goldene Feuerwerke ließen das ganze Team einen Moment lang in Licht verschwinden, bevor sich die Funken zusammenschlossen, zu dem Bild eines riesigen Vogels, einem Donnervogel.

Es war zugegeben ziemlich beeindruckend, aber die Iren sahen nichts davon, zu beschäftigt damit, geradeaus zu starren.

Schließlich schlossen sich die Amerikaner den Iren in der Mitte des Feldes an und sie waren sich gegenüber, knapp über dem Boden schwebend.

„Begrüßen wir auch unseren heutigen italienischen Schiedsrichter, Ippolito Basilio!"

Basilio flog auf seinem eigenen Besen aufs Feld, bei sich die Truhe mit den Bällen für das Spiel, die er zwischen den beiden Teams abstellte.

Er nickte Phillis und Duvall zu, die sich von ihren Teamkameraden lösten und in der Mitte trafen, um sich die Hand zu schütteln.

„Phillis Lupin", sagte Duvall zu ihr und musterte sie einen Moment lang kritisch. „Ich habe beeindruckende Geschichten von dir gehört."

„Bestimmt nicht so beeindruckend, wie die Realität", konterte Phillis verschmitzt grinsend.

„Weißt du, was unsere Taktik heute ist?", fragte Duvall feixend. „Wir zeigen euch Iren, wie überbewertet ihr seid."

„Oh, so etwas in der Art haben wir heute auch mit euch geplant!", bemerkte Phillis amüsiert. „Schritt eins: Euch erst einmal zeigen, mit wem ihr es zu tun habt. Schritt zwei: Euch weinend vom Feld gehen sehen."

Duvall antwortete nichts darauf und sie schüttelten sich die Hände. Duvall versuchte wohl, Phillis mit einem sehr starken Händedruck einzuschüchtern, aber es gelang ihm nicht wirklich. Ganz im Gegenteil. Er war der erste, der loslassen musste, dass Phillis ihm beinahe seine Mittelhandknochen brach.

„Auf Position!", verlangte Basilio und Phillis kehrte wieder zu ihrem Team zurück, wie auch Duvall, aber sie blieb ein wenig über ihnen schweben. Normalerweise achtete das irische Team darauf, als Einheit aufzutreten, aber dieses Mal musste diese Inszenierung ihrer Taktik weichen.

Der Schnatz wurde freigelassen und die Klatscher, bevor Basilio den Quaffel einen Moment lang in den Händen hielt, anpfiff und ihn in die Luft warf.

Phillis schoss in die Luft, mehrere Meter innerhalb von nur einem Moment. Sie stellte sich auf ihren Besen und balancierte darauf, als wäre sie eine Seiltänzerin.

Kevina schnappte sich inzwischen den Quaffel aus der Luft und warf ihn gerade noch oben, hoch zu Phillis.

Duvall ging vor Phillis in Position – wahrscheinlich, um sie sehr gewaltvoll aufzuhalten, sobald sie in Richtung der Tore flog. Aber das passierte nicht.

Phillis hielt mit Duvall Augenkontakt, als der Quaffel an ihrer Seite hochschoss, holte mit ihrem Bein aus und schoss den Ball erst einmal quer über das ganze Feld, mit einer unglaublichen Stärke und Geschwindigkeit.

Die Jäger und Treiber waren noch alle in der Mitte des Feldes und niemand war da, um den Quaffel aufzuhalten, außer der amerikanische Hüter, Heidelberger.

Er sah diesen Ball natürlich schon von Weitem kommen und beschützte das mittlere Tor, aber der Quaffel wurde nicht langsamer.

Heidelberger sah zunächst sehr selbstbewusst aus. Dann ein wenig unsicher.

Er war ein riesiger Mann mit breiten Schultern. Nichts warf ihn so schnell vom Besen, selbst ein Klatscher nicht.

Aber als er den Quaffel einfach auffangen wollte, war dieser zu schnell und der Hüter wurde rücklings vom Besen geworfen, direkt durch den Torring durch.

Niemand verstand, was überhaupt passiert war und Duvall musste den Blickkontakt mit Phillis unterbrechen, die nicht einmal weggesehen hatte, um zu schauen, wohin sie den Quaffel traf.

Sie grinste nur selbstbewusst und wusste, dass sie getroffen hatte.

„Zehn zu null!", verkündete Bagman, der Kommentator laut und mit Begeisterung in der Stimme. „Das schnellste Tor dieser Weltmeisterschaft – in nur vier Sekunden ist schon das erste Tor für Irland gefallen, geschossen von Jägerin Lupin! Ein unglaublicher Schuss, das hat den Hüter beinhart vom Besen geworfen! Keine Sorge, er hat sich am Ring festhalten können – aber diesen Quaffel hat er nicht halten können! Was für eine unglaubliche Vorstellung, Lupin ist nicht aufzuhalten."

„Was zum –" Duvall schien noch nicht verstanden zu haben, was überhaupt passiert war und blickte ungläubig zu Phillis.

Diese grinste und hob ihren Zeigefinger, bevor sie auch noch ihren Mittelfinger hob – Zeit für Schritt zwei.

Duvall fluchte und als Heidelberger wieder auf dem Besen war, ging das Spiel weiter.

Wahrscheinlich war es nicht klug von Phillis gewesen, Duvall schon in der ersten Spielsekunde so zu verärgern, denn er hatte wohl vor, sie einfach auf dem Feld (aus Versehen) umzubringen.

Die USA war in Quaffelbesitz, Jäger Green stieß Kevina einfach zur Seite, als wäre sie nur ein kleines Insekt, flog weiter.

Green spielte an Muntz, Muntz zu Fedele. Sie waren den Toren von Irland nahe.

Fedele warf und Cian hätte ihn bestimmt ganz einfach aufgehalten, aber in diesem Moment schoss zu seiner Seite der Treiber Ruczinski hervor und warf ihm mit einem Stoß beinahe vom Besen. Cian konnte sich oben halten, aber der Quaffel ging knapp an seinen Fingerspitzen vorbei in das Tor.

Die Amerikaner jubelten und Basilio pfiff ein Foul – Strafstoß für Irland.

Phillis übernahm diesen.

„Bitte bring ihn nicht um, so wie mich beinahe bei diesem Training", bat Cian sie amüsiert.

„Ich kann es versuchen", bot Phillis schulternzuckend an und flog zu den amerikanischen Toren. Heidelberger wirkte – zurecht – ziemlich nervös, als sie vor seinen Toren Position einnahm. Sie grinste und Heidelberger – dieser riesige Mann – wurde bei ihrem Anblick tatsächlich ein wenig bleich.

„Ganz sachte, Phil", riet auch Kevina ihr. „Wir wollen heute keine Todesfälle, weil du ihm ein Loch durch den Bauch geworfen hast."

„Ich habe Cian schon gesagt, dass ich mich bemühe!", beschwerte Phillis sich und warf ihre Arme in die Luft. „Aber wenn die meinen, sie können meinen Hüter beinahe vom Besen werfen, dann muss er gerächt werden!"

„Bitte wirf mir kein Loch durch den Bauch", bat Heidelberger ein wenig verzweifelt.

Phillis seufzte und verdrehte die Augen. „Ich werde ganz sanft sein, okay!"

Sie holte aus und warf. Heidelberger zögerte einen Moment zu lange und der Quaffel durchdrang seine Verteidigung und traf den rechten Ring.

„Zwanzig zu zehn für Irland!", rief Bagman begeistert.

Irland wieder in Quaffelbesitz.

Kevina gab an Phillis ab und Duvall schoss natürlich sofort einen Klatscher in ihre Richtung, aber Phillis machte einfach eine entspannte Rolle auf dem Besen und wich dem Ball damit aus. Duvall versuchte danach, sich selbst als Klatscher einzusetzen und flog Phillis direkt in den Weg, aber Phillis sprang einfach hoch, ließ ihren Besen allein weiterfliegen, während sie Duvalls Schulter als Sprungbrett benutzte, einfach über ihr latschte und dann auf ihren Besen stieg, der unter Duvall durchgeflogen war, als hätte sie einfach ein paar Stiegen überwunden.

Freihändig auf dem Besen stehend drehte sie sich noch einmal zu Duvall um und salutierte ihm, bevor sie sich fallenließ und wieder auf dem Besen saß, den Quaffel an Ulicia weitergab, bevor Green ihn ihr abnehmen konnte.

„Ich nehme meine Wette zurück!", rief Kevina ihr zu. „Wenn du so weitermachst, dann brichst du dir heute nicht nur einen Arm – dann bringt Duvall dich einfach so auf dem Feld um."

„Jaah, ich weiß", grinste Phillis. „Witzig, oder? So habe ich schon lange niemanden mehr verarschen können!"

Muntz gelang es mit einem Stoß den Quaffel aus Ulicias Hände zu schlagen und gab ihn an Fedele weiter. Phillis beschleunigte und flog nun direkt neben ihm. Fedele blickte in ihre Richtung und kniff die Augen zusammen, als würde er erraten wollen, was Phillis plante.

Phillis grinste, bevor sie auf etwas hinter Fedele blickte und so tat, als würde sie sich bücken.

Wahrscheinlich erwartete Fedele einen Klatscher, aber da war absolut nichts – der Trick funktionierte trotzdem und Phillis fischte den Quaffel einfach aus seinen Händen und ließ sich zurückfallen, bevor Fedele überhaupt verstand, was passierte.

Zu ihren Seiten erschienen Muntz und Green, die sie in die Mangel nahmen und zwischen sich einklemmten. Ruczinski warf einen Klatscher in ihre Richtung und es schien unmöglich, dass Phillis dem ausweichen konnte.

Aber Phillis blieb entspannt und kurz bevor der Klatscher ihr Gesicht traf, zog sie Muntz am Umhang zu sich und dieser bekam den Ball statt ihr ab.

Muntz musste sie freilassen und Phillis hatte wieder freie Flugbahn – irgendwo diskutierte Duvall mit Basilio darüber, ob das ein Foul gewesen war oder nicht, aber Basilio schien das als halbwegs fair zu finden – wahrscheinlich Selbstverteidigung.

Neben ihr tauchten Ulicia und Kevina auf, aber auch die amerikanischen Spieler hatten wieder Anschluss gefunden. Phillis tat so, als würde sie Ulicia zuwerfen wollen, behielt ihn aber dann doch noch einen Moment länger und grinste, als sie beobachtete, wie die Jäger sich sofort auf Ulicia stürzen wollten, obwohl sie überhaupt nicht den Ball hatte. Phillis wiederholte das noch einmal mit Kevina – wieder das gleiche Ergebnis. Dann noch einmal in Ulicias Richtung – wieder das gleiche.

Beim vierten Mal dann reagierten die Amerikaner nicht mehr und das war auch das Mal, als Phillis den Quaffel zu Kevina warf und diese ihn einfach ganz entspannt zu den Ringen warf und auch noch traf.

„Dreißig zu zehn für Irland! Langsam ist es Zeit, dass jemand die amerikanischen Spieler aufheitert, Lupin spielt mit ihnen nur auf dem Feld!", rief Bagman laut und das Stadion jubelte.

Jemand sollte Bagman sagen, dass es keine gute Idee war, die Amerikaner noch weiter zu ärgern – das machte Phillis allein schon ganz gut. Und der Blick von Duvall verriet ihr, dass er auf ihr Blut aus war.

Sie deutete Finbar in der Nähe, näher zu kommen und rief ihm zu: „Ich glaube, ich brauche einen Bodyguard!"

Finbar salutierte. „Aye, Boss!"

„Jaden, Konzentration auf Eins!", rief sie ihrem anderen Treiber zu. „Ulicia, Kevina – Phase drei!"

„Es war mir eine Ehre, mit dir gedient zu haben, Phil", grinste Ulicia. „Ich richte Remus aus, dass du heldenhaft gestorben bist."

Phillis legte eine Hand auf ihre Brust und blickte theatralisch in die Ferne. „Für mein Mutterland!"

Dann ließ sie sich seitlich vom Besen fallen und hielt sich nur noch mit einem Bein oben, als ein Klatscher direkt über ihr hinwegschoss.

Das Spiel ging weiter. Muntz hatte den Quaffel und schien ihn gar nicht mehr hergeben zu wollen. Er war bei den Toren und Kevina und Ulicia versuchten nicht einmal, ihn abzunehmen.

Scheinbar mühelos schaffte er es zu den Ringen und Cian – Duvall war mit Phillis beschäftigt und er schien das ganze restliche Spiel vergessen zu haben bei seinem Versuch, sie mit einem Klatscher zu treffen, aber es gelang ihm nicht, nachdem Finbar immer schon zur Stelle war. Aber trotzdem war Phillis abgelenkt, Muntz bei den Toren.

Er holte mit dem Quaffel aus und wie zuvor auch schon, war da plötzlich Treiber Ruczinski, der ihn wieder ablenken wollte – dieses Mal ohne Erfolg, denn da war schon Jaden, der plötzlich zwischen den beiden stand.

Muntz schoss und Cian wehrte problemlos ab, direkt in die Hände von Ulicia.

Ulicia preschte vor, gab an Kevina, als da plötzlich Green im Weg war. Kevina behielt ihren Kurs bei und als sie an Phillis ungefähr in der Mitte des Feldes vorbeiflog, gab sie den Ball an sie weiter.

Phillis wich mit dem Kopf einem weiteren Klatscher aus, einem zweiten von Ruczinski entkam sie mit einer Rolle. Green war direkt vor ihr, aber sie warf den Quaffel, einfach gegen seinen Kopf und er war so perplex, dass Phillis einfach an ihm vorbeifliegen konnte, ein wenig höher und näher an die Tore.

Und dann schoss sie den Quaffel. Sie beobachtete nicht einmal, wohin er ging, ob sie überhaupt traf, denn Duvall hatte einen weiteren Klatscher in ihre Richtung geworfen, dem sie ausweichen musste.

Aber sie traf.

„Vierzig zu zehn für Irland! Duvall hat schon einmal die richtige Idee: Am besten, man lässt den Quaffel nicht in die Nähe von Lupin, aber leider lässt sich das nicht so einfach verhindern!"

„Troy, lass Lupin in Ruhe und hilf mir endlich einmal mit dem restlichen Spiel!", schrie Ruczinski seinem Mit-Treiber Duvall zu.

Duvall sah ihn drohend an und Phillis war sich sicher, dass Ruczinski nach diesem Spiel seinen Posten im Team los war – oder Duvall, einer von beiden.

„Hör lieber auf ihn", grinste Phillis amüsiert, bevor sie sich an ihre eigenen Mit-Jägerinnen wandte. „Kevina! Ulicia! Prophezeiungen für euch: Links, sieben, neununddreißig, neun."

Wie lange es gebraucht hatte, bis Phillis die verschiedenen Bewegungen in die Gehirne ihres Teams verewigt hatte. Mittlerweile verstanden sie diese scheinbar willkürliche Zahlenfolge sofort, als wäre es ihre Muttersprache.

Duvall funkelte Phillis hasserfüllt an und Riczinski schien am Ende seiner Nerven zu sein.

Green in Quaffelbesitz, er flog nach links. Ulicia trat ihm den Ball von oben aus den Händen, in die wartenden Hände von Kevina. Kevina wich Muntz aus und warf zu Ulicia zurück, die einige Meter nach hinten geflogen war, weg von den amerikanischen Toren.

Ulicia flog höher und die Jäger folgten ihr, aber Ulicia ließ den Quaffel einfach nach unten fallen.

Kevina wartete dort schon, fing ihn auf und warf ihn auf die Tore – Heidelberger versuchte, ihn abzuwehren, aber er war zu langsam.

„Fünfzig zu zehn für Irland!", verkündete Bagman nun.

„Ihr seid ziemlich vorhersehbar", grinste Phillis und bückte sich, um einem Klatscher auszuweichen, ohne sich überhaupt umzudrehen. Duvall musste weit zur Seite fliegen, um nicht selbst getroffen zu werden und als er wieder aufsah, war Phillis verschwunden.

Und schon wieder in Quaffelbesitz. Sie balancierte den Ball zwischen ihren Händen hin und her und als Fedele vorpreschte, um ihn ihr aus der Hand zu reißen, wechselte sie einfach nur schnell die Hand und er ging leer aus.

Fedele drehte schwerfällig um, aber Phillis hatte den Quaffel schon gar nicht mehr – er war bei Kevina.

Kevina gab an Ulicia. Ulicia wieder an Kevina.

„Siebenundneunzig!", rief Phillis und schoss in die Höhe.

Kevina schoss den Quaffel gerade nach oben, wie schon zu Beginn des Spieles, und wie dort auch schon stand Phillis schon auf ihrem Besen, holte mit dem Bein aus und schoss den Ball auf die Tore von Heidelberger. Es war so peinlich, dass es niemand jemals erwähnte – keine Fans, keine Zuseher, nicht Bagman und auch dann nicht die Zeitungen. Alle ließen es einfach unerwähnt, dass Heidelberger nicht einmal versuchte, den Quaffel aufzuhalten, denn sie alle verstanden. Es wäre Selbstmord gewesen, das zu versuchen.

„Sechzig zu zehn für Irland!"

Umso unspektakulärer war es, als zehn Minuten später Aidan den Schnatz fing und Irland gewann.

Die Amerikaner weinten nicht wirklich, wie Phillis eigentlich geplant hatte, aber sie stritten sich untereinander und schienen sich gegenseitig die Schuld für diese Niederlage zu geben, während die Iren jubelten und sich in der Mitte des Feldes trafen, um Aidan zu seinem Fang zu beglückwünschen.

„Ich würde heute mein Zimmer zusperren", riet Cian Phillis amüsiert, aber auch ein wenig besorgt. „Ich weiß nicht, ob Duvall nicht vor hat, dich in der Nacht zu ermorden."

„Gut möglich", überlegte Phillis und zuckte dann mit den Schultern. „Soll er es ruhig versuchen. Er wäre nicht der erste."

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