Kapitel 1


,,LEXI!" schreit, eine mir all zu bekannte Stimme, laut und schrill, wobei einige Buchstaben lediglich gelallt werden.

Erschrocken zucke ich zusammen und mein Kugelschreiber fährt quer über mein Blatt.

Über meine Bio Hausaufgaben, wo ich das ganze Wochenende dran saß.

,,Nein!" schrei ich laut auf und schlage mit beiden Fäusten auf meinen alten Schreibtisch, ehe ich meine Hände auf meinen Mund schlage.

Stille

Eine unangenehme Stille abgesehen von den lauten Geräuschen des Fernsehrs, der aus dem Wohnzimmer schallt.

Verdammt, bin ich denn Lebensmüde?

,,LEXI, DU FAULES STÜCK!

KOMM GEFÄLLIGST WENN MAN DICH RUFT!!!" schreit sie erneut und klingt eindeutig aggressiv.

Und wenn sie aggressiv klingt, ist sie nicht mehr weit davon entfernt aggressiv zu werden.

,,Ich komme schon!" Ruf ich eilig und springe auf.

Ich werfe noch einen Blick auf meine zerstörten Hausaufgaben, ehe ich schon los stürme und versuche die Trauer und Wut über die zerstörte Arbeit, zu unterdrücken.

Schnell bin ich aus meinem Zimmer

...was man nur ein Zimmer benennen kann, wenn man die Augen zukneift oder besser ganz schließt...

gestürmt und renne hastig den kurzen Flur entlang.

Den kleinen, schäbigen Flur voller Macken in den Wänden, durchquere ich schnell und komme der intensiven Wolke bestehend aus Zigaretten Qualm und Alkohol Geruch, die im Wohnzimmer und Küche die gesamte Luft verdrängt hat, immer näher.

Schlagartig wo mir der Geruch in die Nase steigt, überkommt mich eine Gänsehaut und ich versuche vor Ekel nicht das Gesicht zu ziehen.

Mit einem aufgesetzten Lächeln zwinge ich mich dazu durch den Mund zu atmen, wie unzählige Male zuvor.

Ein. Aus. Ein. Aus.

Ganz ruhig!
Lass dir nicht anmerken wie sehr es dich stört.

Nach kurzer Zeit lasse ich den Flur hinter mir und stehe im Wohnzimmer, das an der Küche grenzt.

Die ganze Luft im Raum besteht förmlich nur noch aus Zigaretten Rauch und es scheint als würde er aus  allem strömen.

Aus den Wänden

Aus den Möbeln

Aus den zwei Personen die mit glasigen Augen auf dem Sofa liegen während sie beide zum laufenden Fernsehe starren und wie Tot wirken.

Lediglich ab und zu das anheben der Bier Flaschen an ihren Mündet um zu trinken, zeigt das sie leben.

...Wobei der Geruch strömt ja wirklich aus ihnen, denk ich düster.

,,Ja, Mom?" frag ich laut um gegen die Lautstärke des Fernseher anzukommen.

Ihre braunen Augen, die früher vor Freundlichkeit und Liebe strahlten, wenden sich vom flackernden Fernseher an und blicken mich leer an.

Ihre blasse Haut, die durch die schlechte Ernährung und dem Alkohol entstanden ist, wirkt noch blasser vom Licht des Fernsehers.

Fast als wäre sie ein Geist.

Ja, ein Geist ihrer selbst.

Die blasse Frau, im alten Jogging Anzug, die jetzt auf dem Sofa sitzt und mit einem Fremden säuft, der schon nicht mehr ansprechbar ist, kommt mir vor wie eine Fremde.

Ja, eine Fremde!
Das ist nicht mehr meine Mom.

Vor 10 Jahren hätte sie mir Abends etwas zu essen gemacht oder mit mir gespielt und nicht ihre Abende mit saufen und fremden Typen verbracht.

Genauso wie ihre Morgende und Mittags.

24 Stunden am Tag

7 Tage in der Woche

365 Tage im Jahr

Und weswegen ist das alles passiert?

Wegen dem verdammen Alkohol.

Ich kann es mir nicht verkneifen die vielen Bier Flaschen einen finsteren Blick zu zu werfen ehe ich wieder zu Mom sehe.

.....

Wie kann sie so viel Bier nur an einem Tag trinken?

Außerdem wie viel Geld sie hier praktisch "versäuft" ?

Geld was wir besser gebrauchen könnten für die Miete oder Lebensmittel, beantworte ich meine Frage selbst.

,,Sei ein liebes M-Mädchen und-d hicks.... bring Mommy und ihrem Gast neues Bier." lallt meine Mom und fängt dann plötzlich an wie verrückt zu kichern.

,,Mommy." bringt sie wieder kichernd hervor und fängt an immer wilder zu Lachen, sodass sie ihren Lover aus dem Schlaf reißt.

Das ist nicht gut....

Gar nicht gut!

Wenn sie aggressiv klingt, weiß man das sie aggressiv wird aber man hat keine Ahnung wie sie drauf ist wenn sie so kindisch ist!

....Dann ist sie unberechenbar.

Die Angst die ich als Kind vor ihr bekommen habe, wenn ich dieses Lachen gehört habe, kehrt zurück und meine Kopfhaut beginnt nervös zu kribbeln.

Okay, ruhig bleiben.

Zwar hat es immer schlimm geendet wenn sie so drauf war, aber wer weiß?

Vielleicht wird es diesmal besser, versuche ich mir einzureden was aber nicht so gut klappt...

Gerade als ich ihr Antworten will, fällt mir etwas auf und ich zucke nervös zusammen.

,,...Mom, wir haben keinen Alkohol mehr." deute ich die derzeitige Situation nervös an und hoffe das sie mich nicht zwingt ihr neuen zu holen.

Ich hasse das.
Ich will sie schließlich nicht bei ihrer Sucht unterstützen.

Auch wenn sie sagt das es keine Sucht wäre, ich kenne die Wahrheit!

Sofort verstummt Mom und blickt mich wieder an.

Oft hab ich mir vorgestellt ihr zu sagen,, Ich würde ihr keinen Alkohol mehr kaufen." und dann eine Film würdige Predigt zu halten.

Zuerst würde sie mich nur entgeistert ansehen, dann ihre Flasche Bier wegschmeißen und anfangen zu weinen.

Der Gast der diesmal da wäre, würde sie mit einem Arsch Tritt hinaus befördern.

Sie würden sich entschuldigen und mich dann in ihre Arme schließen.

Sie würden mich mit Tränen nassen Gesicht anblicken und sich immer wieder entschuldigen.

Mir sagen das sie mich liebt und wieder meine Mutter sein will.

Das wäre unser Happy Ende...

Nur sind wir hier in keinem kitschigen Sandra Bullock Film sondern im wahren Leben.

Im wahren Leben würde sie genauso reagieren und als Vorlage hab ich da die Folgen von Streits.

Sie würde mich entgeistert ansehen.
Einmal blinzeln, ehe sie die Mutter aller Tobsuchtsanfälle bekommen würde und auf mich zu torkeln.

Ich würde sie anflehen sich zu beruhigen, bis ich merken würde das dies nichts bringen würde und in mein Zimmer fliehen würde.

Sie würde mir schwankend folgen und mir unzählige Beschimpfungen an den Kopf schmeißen.

Dann, wenn sie es endlich bis zu meiner Tür geschafft hat, würde sie beginnen dagegen zu schlagen.

Ihr Gast würde sie dabei anfeuern während sie wie ein wildes Biest gegen die Tür hämmert.

Das würde sie solange tun, bis sie sich erinnert das sie auch woanders Bier her bekommen kann.

Dafür braucht sie mich nicht.

Ich soll lediglich kochen, Geld verdienen, die Rechnungen und die Wohnung bezahlen und mich um den Haushalt kümmern.

Wie ein unbezahltes Dienstmädchen!

Sie würde danach zurück ins Wohnzimmer torkeln.

Dinge umwerfen und irgendwann nach dem bekommen Bier und nach einer ausgiebigen Saufparty einschlafen.

Während ich weiterhin schluchzend in meiner Zimmer Ecke sitzen würde und meiner Mom nach trauen würde, die in dieser Frau verschwunden ist.

Bis zum Morgen...

Dann, wenn es Zeit für die Schule wäre, würde ich über die Feuertreppe raus klettern und wie jeden Tag ihr Leben nach gehen.

Und Abends, nach der anstrengenden Arbeit, wieder kommen und es würde alles wieder von vorne beginnen.

Ich würde sie bedienen und ein Streit würde ausbrechen und wie gesagt:

Wieder von vorne....

,,Und was machst du dann noch hier?" fragt sie erschreckend nüchtern und ich zucke zusammen.

Ich sehe in ihre leere Augen und ich erzittert, als ich weiß was sie will.

,,Mom!
Es ist kurz vor Mitternacht und dunkel draußen!" sag ich entsetzt und fassungslos, das sie so etwas von mir erwartet.

Ein 16 Jähriges Mädchen, allein um 23:00 Uhr auf der dunklen Straße?

Wenn wir in einem Viertel Leben würden wo es nur freundliche Familien gibt, wäre das schon riskant.

Aber in dem Viertel wo wir jetzt leben, wo unsere Nachbarn Drogendealer und Gänster sind, wo die Polizei alltäglich so präsent ist wie legale Waffen hier

...also überhaupt nicht....

grenzt das an Selbstmord!

Ohne Emotion stellt sie die Flasche auf den Couch Tisch, der beinahe unter den Mengen an leeren  Chips Tüten, leeren Bier Flaschen und vollen Zigaretten Bechern zusammen bricht.

Ohne irgend ein Gefühl in ihren Augen blickt sie jetzt mich an und ich erstarre förmlich unter ihren Blick

Dieser Blick sagt deutlich, das mir etwas blüht sollte ich nicht tun was sie wollte.

Sofort spuckten Erinnerungen von ihren schrecklichen Wutausbrüchen durch meinem Kopf und mir wird sofort kalt vor Angst.

Mom wendet sich sofort von mir ab und lehnte sich laut seufzend in das alte Sofa.

,,Du solltest jetzt los gehen." sagt sie ungerührt und trinkt den letzten Schluck aus ihrem Bier.

....Ich bin ihr völlig egal

Wichtig für sie ist nur, wann sie denn nächsten Drink bekommt.

Ich bin wie erstarrt während der Gast von Mom's Satz erneut aufwacht, da er wieder eingeschlafen war und sich  irritiert blinzelt umsieht.

,,Hey Süße...Woo...ist....das Bier?"  bringt er abgehackt hervor und wirkt als würde er gleich umkippen.

Der ist ja noch voller als Mom!

,,Kommt gleich!" sagt sie und lächelnd ihn komisch an, wirft mir aber vorher noch einen mahnenden Blick zu.

...Okay, ich hab wohl keine Wahl.

,,Ich bin dann mal unterwegs." sag ich Ihnen noch und gehe zur Haustür.

Auf eine Verabschiedung, warte ich nicht.

Wieso auch?

Sie wird eh nicht kommen.
Momentan, ist Mom einfach nicht Mom aber ich weiß das sie mich liebt.

.....

Irgendwo tief in ihr drin zu mindestens....

Hoffentlich erlaubt Jimmy mir die Aufkleber der hochprozentige auf die Flaschen mit niedrigen Alkohol zu kleben?

Vielleicht wäre Mom dann mal endlich nüchtern und würde dann klar denken, denke ich hoffnungsvoll als ich in meine alten Chucks schlüpfe.

Ich hoffe es gefällt euch

Euere SilverMoon0000001

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