Kapitel 13
Nach 3 weiteren Runden, in denen ich es nicht ein einziges Mal schaffte die Oberhand zu gewinnen, war ich vollkommen am Ende. Ben stattdessen war noch nicht einmal außer Atem.
"Ich glaube das reicht für heute meinst du nicht?", nickend lag ich schwer atmend auf der Matte- versunken in meinen eigenem Schweiß. Mit einer gekonnten Bewegung zog mich Ben auf die Beine.
"Mensch Benton ich dachte ja nicht, dass ich dich so einfach außer Atem bringen würde- zumindest nicht auf diese Art."
"Verkneif es dir Ben." Erschöpft leerte ich mein Wasser und zog mich um.
Der Abend war kühl und klar und ich atmete die Nachtluft tief in meine Lunge. Auf dem Rückweg zum Wohnheim kehrte die komplette Müdigkeit wieder zurück und schlug ein wie eine Bombe. Alles fühlte sich so schwer an und ich wusste jetzt schon, dass ich das Training noch einige Tage in meinen Muskeln spüren würde.
Ben lief neben mir und auf dem gesamten Rückweg sagte er nicht ein einziges Wort. Erst als ich den Weg zum Mädchentrakt einschlug, räusperte er sich.
"Hey ich hoffe du gehst jetzt nicht mit einem allzu schlechten Gefühl aus dem Training. Fürs erste mal war es gar nicht so schlecht und überleg mal ich trainiere jetzt schon fast 3 Jahre lang an der Akademie, da war eigentlich klar, dass du keine Chance gegen mich haben wirst. Du hast mich ja sogar einmal geschlagen also-"
"Ben ich versteh schon was du sagen willst, aber ich komm mir irgendwie komisch vor, wenn du versuchst mich aufzumuntern.", lachte ich „Also lass gut sein, ich würde mich jetzt gern einfach nur duschen und dann schlafen.".
Ben verstummte und nickte mir noch einmal zu.
Ich hatte ihm schon den Rücken zugekehrt, als er mir noch einmal hinterherrief
"Warte nochmal kurz!" ,verlegen kratzte er sich am Kopf und in seinen grünen Augen spiegelte sich der goldenen Schein der Laterne.
"Ich habe nächste Woche sturmfrei und mach eine kleine Party. Nichts großes, nur ein bisschen mit Freunden abhängen. Also wenn du Lust hättest..."
"Ben, ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist. Ich mein wir sind ja eigentlich noch nicht mal wirklich befreundet."
„Das hat jetzt aber wirklich meine Gefühle verletzt Benton."
Eigentlich hätte ich eine schlagfertige Antwort parat gehabt, doch ich wollte einfach nur ins Bett und eine weitere sarkastische Diskussion mit Ben würde die Sache nur unnötig in die Länge ziehen.
Deshalb zog ich nur eine Schnute und drehte mich um.
„Dein Bruder kommt auch und von mir aus kannst du auch die beiden Chaoten mitbringen, mit denen du immer abhängst."
Ich verdrehte nur die Augen und öffnete die Tür des Wohnheims.
„Gute Nacht Ben!"
"Hey überleg es dir, du wirst die ärgern, meine Partys sind legendär!" Irgendwie war es ja schon witzig, wie er drauf beharrte.
"Ich glaube nicht, schlaf gut!" dann fiel die Tür ins Schloss und es herrschte endlich Ruhe.
Ein kleines Lächeln lag auf meinen Lippen, als ich den Flur entlang ging. Eine Party mit Ben und seinen überheblichen Freunden? Da war es ja erträglicher in einen See voller Nymphen zu springen.
"Er hat uns zu einer Party eingeladen? Eine Party bei ihm zu Hause?", aufgeregt trommelte der Rotschopf auf meinem Bett herum und ließ nicht zu, dass ich meinen verdienten Schlaf bekam.
"Du hast mich geweckt, also werde ich dich garantiert nicht mit hin nehmen .", grummelte ich und zog mir die Decke über den Kopf. Welcher normale Mensch stand Samstagmorgens um 8 auf.
"Außerdem werde ich da nicht hingehen, also werdet ihr da auch nicht mitkommen können."
Mit einem Ruck zog sie mir die Decke weg und als Einstein begann auf mir herumzuklettern gab ich es auf.
"Das werden wir ja noch sehen , weißt du was die Darwerts für ein Anwesen haben? Die müssen tierisch reich sein. Allein deswegen lohnt es sich dahin zu gehen."
Amelie war mir ins Badezimmer gefolgt und redete weiter auf mich ein.
"Ich kann Ben noch nicht einmal leiden. Der Typ ist mir suspekt."
"Trotzdem können wir ja bei ihm feiern. Mach dich doch mal ein bisschen locker Cally."
"Ich bin locker!", grummelte ich mit der Zahnbürste in meinem Mund.
Aufgeregt lief meine Mitbewohnerin im Zimmer hin und her.
"Ach komm schon. Ich war noch nie wirklich auf eine Party, das würde bestimmt lustig werden. Sag nur, dass du noch einmal darüber nachdenken wirst." Sie zog einen Schmollmund und ich verdrehte die Augen.
Widerwillig willigte ich ein, damit sie mich endlich in Ruhe ließ. Doch nichts würde mich freiwillig auf das Grundstück eines Darwerts bringen.
Den Rest des Tages verbrachten Amelie und ich auf einer großen Wiese im Schatten von einigen Fichten. Während sie ihre Nase in einem Berg aus zahlreichen Hexenbücher vergraben hatte, lag vor mir "Engel – Geschöpfe des Himmels ".
Je mehr ich über Engel las, desto mehr fiel mir auf , wie besessen Menschen von ihnen waren. Anders als bei Vampiren oder Werwölfen war nie die Rede davon , dass jemand wirklich je abgeschreckt von ihnen war. Nein jede Begegnung war mit einer solchen Ehrfurcht niedergeschrieben wurden, dass ich mir wirklich Sorgen darüber machte, wie stark der Einfluss eines Engels tatsächlich auf mich sein würde. Ich hatte Angst davor Gabriel gegenüber zu stehen und so unter seinem Bann zu stehen, dass ich nicht mehr rational denken könnte.
Ich überblätterte das Kapitel in welchem die Augenzeugenberichte standen, denn eigentlich waren sie immer alle gleich. Ständig ging von den Engeln ein Leuchten aus und die Meisten, die mit diesen in Kontakt traten, waren gefesselt von der himmlischen Erscheinung gewesen. Zu meiner Überraschung befand sich im hinteren Abschnitt noch ein kleines Kapitel über Erzengel. Über Michael war am meisten zu finden, Gabriel dagegen macht nur einen kurzen Absatz aus.
"Erzengel Gabriel, auch der Verkünder Gottes genannt, ist der Hüter von Geburt, Tod und Auferstehung. Er wird als Schutzherr der Familie bezeichnet und führt die Seelen durch die Inkarnationen. Gabriel vermittelt geistige Erkenntnisse und leitet unser spirituelles Leben. Er offenbart uns unseren Lebensplan, ermutigt uns das Leben mit Freude, Glück und Erfüllung zu leben. Er unterstützt uns beim Loslassen wie z.B von alten Gewohnheiten und Beziehungen. Außerdem fördert er unsere Intuition und Inspiration. Erzengel Gabriel unterstützt dazu die Frauen in der Schwangerschaft. Er unterstützt alle Veränderungsprozesse und hilft Ordnung zu schaffen. Sein Symbol ist eine Trompete, weil er der Überbringer von göttlichen Nachrichten ist. Er liebt die Ruhe und Besinnlichkeit."
Bei dem letzten Satz schlug ich das Buch mit einem lautem Schnauben zu. Das konnte doch nicht ernst gemeint sein. Er liebt die Ruhe und Besinnlichkeit?
Ich versenke auch immer ganz besinnlich meine Hand im Brustkorb von anderen Menschen, um ihnen dann das Herz herauszureißen. Langsam wurde mir klar, dass mich all die Recherche nicht weiter bringen würde. Der Gabriel in den Büchern, war nicht der, dem ich begegnen würde. Wahrscheinlich hatte er auch nie in dieser Art und Weise existiert.
"Weißt du bei mir an der alten Schule hatte ich nie wirklich Freunde. Alle fanden immer, dass ich komisch wäre. Deswegen war meine einzige Feier auf der ich je war der Kindergeburtstag meiner Cousine Tamara. Selbst sie hat mich danach nie wieder eingeladen und noch immer frag ich mich, was der Grund dafür war."
Die neue Woche war zwar beinahe schon vorbei, doch es war viel zu früh an diesem Donnerstagmorgen, um mich mit Amelies Selbstmitleidsmonolog auseinanderzusetzen. Deshalb schlürfte ich nur weiter an meinem Kaffee und blieb stumm.
„Immer war ich das kleine komische rothaarige Mädchen gewesen.", schmollte sie und als sie dann noch lautstark seufzte, konnte ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen.
„Du tust dir ganz schön selbst leid.",grinste ich, doch die Rothaarige versuchte standhaft zu bleiben.
„Ja schon ein bisschen."
Als dann doch ein kleines Schmunzeln ihre Lippen fand, war die Fassade gebrochen und wir prusteten los.
"Kann mir einer von euch beiden erklären, was das hier zu bedeuten hat?"
Jason hatte sich unseren Zirkus die letzten Tage tatsächlich angeschaut ohne auch nur ein einziges mal nachzufragen. Was vielleicht auch daran lag, dass ich Amelie jedes mal mit einen deutlichen Blick zum Schweigen gebracht hatte.
"Cally wurde von Ben Darwert zu einer Hausparty eingeladen, zu der wir sie begleiten könnten, doch ist sie so egoistisch und hat abgesagt!"
Die Worte sprudelten nur so aus dem Rotschopf heraus und Jason versuchte so angestrengt ein Lachen zu unterdrücken, dass er sich an seinem Kakao verschluckte.
"Ich habe einfach keine Lust noch mehr meiner wertvollen Zeit an Ben zu verschwenden. Wenn man die Besprechungen und das Training zusammenzählt, dann sehe ich ihn mittlerweile mehr als dich Amelie."
Ich hatte ja eigentlich nichts gegen Ben. Okay nein das war gelogen, ich fand ihn ziemlich unausstehlich . Und das zusätzliche Training machte es mir nur noch schwerer jegliche Sympathie für ihn zu hegen, da er mir jedes mal aufs neue zeigte, wie schlecht ich und wie gut er war. Erst Sonntag hatte er mich wieder so oft fertig gemacht, dass ich mittlerweile glaubte, den Schweißgeruch nie wieder von mir abzubekommen. Er hatte sich wahrscheinlich schon tief in meine Knochen gebrannt.
Und bei dem Gedanken allein einen ganzen Freitagabend auch noch bei ihm zu Hause zu sein bekam ich Ausschlag. Aber meine liebe Mitbewohnerin ließ ja nicht locker und jetzt schien sich auch noch Jason einzumischen.
„Ich finde die Idee eigentlich gut. Klar, ihr werdet wahrscheinlich nie beste Freunde und ganz ehrlich gesagt will ich auch nicht viel mit diesen Menschen zu tun haben. Aber glaub mir, so schnell bekommt ihr nicht nochmal die Chance auf eine Party. Wenn ihr in ein paar Wochen ganz in eure Jahresaufgabe vertieft seid, werdet ihr euch noch wünschen einen Abend lang gut gefeiert zu haben."
Bestätigend zog Amelie eine Augenbraue hoch und nickte. Ich dagegen vergrub nur mein Gesicht in den Händen.
"Siehst du Cally, zwei zu eins!"
"Ihr könnt von mir aus auch alleine hingehen und ich verbringe den Abend mit meinem Bett." grummelte ich in einem verzweifelten Versuch, die Sache doch noch rumzureißen.
"Komm schon das wird sicher lustig. Du hast auch etwas gut bei uns beiden!"
Grinsend stupsten mich Beide am Arm an und ich konnte sie nicht länger ignorieren und ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus.
„Ich glaube das nennt man Meuterei ihr beiden Nervensägen."
„Korrekter Weise nennen wir es doch einfach Demokratie." , schmunzelte Jason.
„Aber wenn was schief geht- dann hab ich es euch gesagt!"
Augenverdrehend stand ich auf und brachte mein Tablett weg, um die ersten beiden Stunden mit meiner Lieblingsperson auf diesem Campus zu verbringen.
"Na Benton ich nehme mal an, dass du meinem verführerischem Angebot nicht widerstehen konntest, also sehen wir uns morgen Abend oder wie?"
Am liebsten hätte ich Ben ja jetzt nett lächelnd abgesagt, aber leider waren mir ja Amelie und Jason in die Quere gekommen.
"Ich hoffe du weißt es zu schätzen wie viel Überwindung es mich kostet auch nur einen Fuß auf euer Grundstück zu setzen."
Gespielt verletzt fasste sich Ben an sein Herz und machte einen Schmollmund.
"Mein Fahrer holt euch um 8 am Campus Parkplatz ab.", frech grinsend wandte er sich ab und holte den Ordner aus seiner Tasche. Wie gerne hätte ich ihm diesen Sieg nicht gegönnt, doch was tat man nicht alles für seine Freunde.
Ben breitete vor mir wieder eine Reihe von Bildern aus. Auf ihnen war immer wieder die gleiche Frau abgebildet. Dunkle braune wellige Haare und Augen. Dann das eigentlich makellose Gesicht, wären da nicht die zahlreichen Blutergüsse und die aufgeplatzte Oberlippe. Sie schaute mit so einer unaussprechlichen Wut in die Kamera, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten.
"Netter Anblick nicht war? Kannst du dich noch an die reizende Leija erinnern, Gabriels kleine ...Kuschelpartnerin?"
Ein bisschen musste ich ja schon bei seiner Wortwahl grinsen, doch wandte ich meine ganze Aufmerksamkeit wieder den Bildern zu. Erst jetzt fiel mir auf, dass ihre schlanken Arme an einen Holzstuhl gebunden waren und sie sich mit all ihrer Kraft, die in ihrem zierlichen Körper steckte dagegen zu stemmen schien. Im Hintergrund des Bildes waren kühle Steinmauern zu sehen. Das Foto war in einem Kellergewölbe aufgenommen worden .
"Ihr habt sie hier, nicht wahr ? Sie ist hier irgendwo in der Akademie oder?"
"Gut kombiniert Sherlock. Einen unserer Jäger ist es gelungen sie vor einem Monat zu sichern. Seitdem ist sie unsere Gefangen und wir versuchen ihr ein paar Information zu entlocken. Auch was die Sache mit Gabriel angeht. Leider scheint sie nicht ganz so gesprächig zu sein. Hat sich im Kampf einen Nagel abgebrochen oder so, das nimmt sie uns ziemlich übel."
"Ihr denkt jetzt aber doch nicht, dass ich irgendwie mehr aus ihr rausbekommen würde, als ihr. Ich hab schließlich noch nie in meinem Leben jemanden verhört."
Belustigt sammelte Ben die Bilder wieder ein und packte sie weg.
"Nein, nein, das wird kein Teil deiner Aufgabe werden. Aber wie du vielleicht weißt, besitzen alle Engel eine gewisse Anziehungskraft, welche bei Erzengeln auch noch um einiges ausgeprägter ist. Wir können dich ja nicht blind auf Gabriel loslassen. Also könnten wir theoretisch schon, aber so fies bin selbst noch nicht mal ich. Deshalb hast du die Möglichkeit mit Leija etwas zu üben. Am Sonntag werden wir die Übung machen. Wir lassen es wie einen Verhör aussehen, dann schöpft sie keinen Verdacht. Unterbewusst wird sie sofort versuchen dich zu beeinflussen und du wirst trainieren dich dem entgegenzusetzen ."
Ich nickte aufmerksam und hoffte inständig, dass ich nach dieser Übung ein besseres Gefühl für den Umgang mit Engeln bekommen würde.
"Wirst du mir vorher sagen, was ich sie fragen soll?"
"Du wirst die ganze Zeit mit mir in Kontakt stehen. Ich werde nur einen Raum neben dir sein, keine Angst. Nur wäre es glaube Kontra produktiv, wenn ich Leija mit dir verhören würde, denn sie kann mich nicht so ganz leiden."
Warum überraschte mich das jetzt nicht? Es gab anscheinend nicht wirklich viele Menschen, die Ben leiden konnten.
"Du hast sie gefangen nicht wahr?", hakte ich nach und zog eine Augenbraue nach oben.
Doch Ben räumte nur schweigend die Ordner weg und stand auf.
"Morgen um 8 ja? Und seid pünktlich." Schmunzelte er.
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Hallöchen an Alle, die es bis hier hin geschafft haben. Danke für jeden der kommentiert und votet, das freut mich wirklich sehr!
Ich bin gerade dabei alle Kapitel durchzuarbeiten, dabei hab ich ein paar Sachen abgeändert.
Was vielleicht am Wichtigsten ist, ist, dass die Story jetzt in Schottland und nicht mehr in Amerika spielt. Einfach, weil ich einen besseren Bezug zu diesem Land habe und ich auch die ganze Atmosphäre passender finde. Vielleicht hab ich auch ein bisschen zu viel Outlander geschaut haha.
Und Jason hat jetzt braune Haare, einfach nur aus dem Grund, dass ich ihn mir schon die ganze Zeit wie Dylan O'Brien vorgestellt habe.
Die fertigen Kapitel haben einen • mit bei und ich hab jeweils ein Titelbild und Kapitelsong eingefügt.
So das war's auch schon wieder von mir. Danke fürs Lesen :)
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