› 16 ‹ Von Getränkemärkten und Französischkenntnissen
Leyan [21:10]: Und, hast du mich vermisst?
Siran [21:15]: ley! ich dachte schon, du lebst nicht mehr
Leyan [21:16]: Ganz so schlimm steht es noch nicht um mich, Engel. Aber ich musste nach der Schule noch arbeiten
Siran [21:16]: du warst also wirklich noch in der schule?
Leyan [21:17]: Ich breche keine Versprechen
Siran [21:17]: wo arbeitest du denn?
Leyan [21:17]: Nichts Spannendes, nur hin und wieder in einem Getränkemarkt. Aber das ist nicht, worüber wir sprechen wollten
Siran [21:17]: ich weiß. und du willst mich also wirklich von der schule abholen?
Leyan [21:17]: Natürlich, was denkst du denn? Dass ich nur zum Spaß frage?
Siran [21:18]: eigentlich dachte ich genau das ...
Leyan [21:18]: Ich fühle mich zutiefst verletzt
Leyan [21:18]: Wann endet der Unterricht für dich am Freitag?
Siran [21:19]: am freitag schon? aber wenn du es so willst: 13 uhr
Leyan [21:19]: Das ist perfekt, Engel. Ich habe eine Stunde früher aus, dann kann ich entspannt zu dir kommen
Siran [21:19]: bin ich die einzige, die diese situation gerade irgendwie komisch findet?
Leyan [21:19]: Ja
Siran [21:20]: das gibt mir jetzt sehr viel selbstvertrauen
Leyan [21:20]: Habe ich doch gerne gemacht. Man sieht sich am Freitag, ich bin todmüde
Siran [21:21]: oh, dann schlaf gut, träum was schönes
Leyan [21:21]: Ich träume von dir, das ist immer schön. Gute Nacht, Engel
Siran [21:22]: ich weiß nicht, wie das gemeint war, aber der erste satz klang sehr falsch
Leyan [21:22]: Dass du auch immer alles falsch lesen musst
Siran [21:22]: ich kann doch nichts dafür, wenn du so schreibst
Doch er war bereits offline gegangen.
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Leyan [3:54]: Diese Nachricht wurde gelöscht
Siran [06:33]: was war los?
Leyan [6:59]: Oh, nichts. Keine Ahnung warum ich da wach war
Siran [07:04]: leyan ...
Siran [07:04]: belüg mich nicht
Leyan [07:13]: Ich will nicht darüber reden
Siran [07:14]: vorhin wolltest du es noch
Leyan [07:14]: Das war um vier Uhr morgens, ok?!
Siran [07:15]: ich frage schon gar nicht mehr, warum du da wach warst
Leyan [07:15]: Ist wahrscheinlich besser so
Siran [07:17]: ley? bist du jetzt irgendwie sauer ...
Leyan [07:17]: Nein, Engel, es ist alles gut. Aber du weißt, ich schlafe nicht viel
Siran [07:17]: also war die nachricht einfach eine versehentliche aktion eines übermüdeten leyans?
Leyan [07:18]: Sicher
Ich glaube ihm kein Wort. Aber wenn er es nicht erzählen will, ist es seine Sache. Er weiß, dass er mit mir über alles reden kann, wenn er will.
Nur konnte er es auch sagen, anstatt mich schlecht anzulügen. Ist es so schwer?
Noch drei Tage, dann treffe ich ihn wieder. Sagt er mir wenigstens dann die Wahrheit?
Ich traue mich nicht den Zettel zu lesen, den er mir mitgegeben hat, denn ich weiß nicht, ob es mir helfen oder die Luft zum Atmen nehmen wird. Und ich denke auch nicht, dass ich es bis Freitag schaffen werde.
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Leyan [20:36]: Ich habe dich angelogen
Leyan [20:38]: Nichts Schlimmes, aber ich wollte es dir nicht sagen
Siran [20:40]: wann? ich dachte wir hätten abgemacht, dass wir uns nicht anlügen
Siran [20:44]: ist es gerade dein ernst mich jetzt zu ignorieren?
Leyan [20:46]: Sorry, Mélisande wollte etwas von mir
Leyan [20:47]: Denk nicht, ich hätte unsere Abmachung vergessen, ich schwöre dir, ich hab dich nicht mehr angelogen. Und das eine Mal ... das war eben direkt davor
Siran [20:47]: was meinst du?
Leyan [20:47]: Naja, könnte ein bisschen dauern
Siran [20:47]: ich bin geduldig, glaub mir
Leyan [20:50]: Kann ich dich anrufen?
Siran [20:51]: äh, klar
Nicht eine Minute später ruft er mich an. Als hätte er nur darauf gewartet.
»Deine letzte Nachricht klang sehr unsicher, Engel«, schmunzelt er, kaum dass ich abhebe.
Ich stocke erstmal, als ich seine Stimme höre, die etwas kratziger und mehr außer Atem klingt als ich sie in Erinnerung habe.
»Bist du gerannt oder warum so außer Atem?« frage ich schnell ohne auf ihn einzugehen. Ich schmeiße mich rücklings auf mein Bett und blicke an die karge weiße Decke über mir.
»Naja, ich bin nur schnell raus, bevor noch jemand unerlaubt mithört.« Ich weiß nicht, ob er damit auf Emmy oder seine Mutter anspielt.
»Gut. Dann ... erzähl mal. Du hast mich angelogen, obwohl wir eine Abmachung hatten.«
Er seufzt. »Naja, um genau zu sein war es eben direkt bevor wir das abgemacht haben, das habe ich auch geschrieben. Der Grund, warum ich, als wir uns das erste Mal getroffen haben, weggerannt bin, war gelogen. Ich weiß, ich habe dir meine Nummer gegeben, um es dir zu erklären, aber ich habe dich nur angelogen. Das ... es tut mir leid, Engel.«
Ich werde nervös. Er entschuldigt sich so umfänglich, dabei frage ich mich nur, ob es irgendeinen schlimmen Grund hatte, dass er weggerannt ist.
»Magst du es mir erzählen?«, frage ich und wundere mich gleichzeitig, dass meine Stimme so ruhig klingt und nicht ein wenig aufgeregt, so wie ich mich fühle.
»Deswegen rufe ich an.« Leyan ist nervös, ich kann mir gut vorstellen, wie er sich durch die weichen Haare fährt und sich auf die Lippe beißt. »Es ist etwas persönlich. Nun ja, ich habe den Typen wirklich Geld geschuldet, aber nicht, weil ich Alkohol besorgen musste. Ich ... habe ein Geschenk gekauft.«
Meine Stirn legt sich verwirrt in Falten. »Für wen hast du denn ein Geschenk gebraucht?«
»Für Emmy«, erwidert er leise. »Sie hatte Geburtstag und naja.« Er seufzt. »Sie hatte Tage vorher so ein Buch gesehen. Über Pferde, mit ganz vielen Bildern. Sie wollte nichts anderes mehr. Und dann musste ich eben Geld von anderen leihen.«
Ich bin leise, denke darüber nach. Es ist süß, dass er das alles extra wegen seiner Schwester gemacht hat, aber zum anderen hätte er das Geld echt schneller zurückzahlen sollen.
»Ich dachte du arbeitest. Hattest du davon kein Geld mehr?«, hake ich weiter nach.
»Nein ... nein, ich hatte das schon ausgegeben. Aber glaub mir, hätte ich gewusst, dass der Typ so ein Drama aus der ganzen Sache macht, hätte ich ihm schon viel früher alles wieder zurückgezahlt.« Ich höre den verächtlichen Tonfall aus Leyans Stimme heraus und muss an Samstag zurückdenken und an den Typ, der mich in den dunklen Raum verschleppt hat. Ja, es wäre wirklich besser gewesen, hätte er das früher geregelt. Aber man kann doch nicht nur wegen so einer Kleinigkeit so überreagieren?
»Wofür hast du das Geld denn ausgegeben?«
Erst antwortet er nicht und dann sehr leise. »Alkohol.«
Ich seufze. »Warum, Leyan? Warum machst du dir dein Leben kaputt?«
»Du weißt nichts von meinem Leben, Engel. Es ist auch so schon kaputt. Der Alkohol lässt mich vergessen und hält mich von schlimmerem ab.« Er klingt frustriert, lässt mich nicht über seine Worte nachdenken, sondern redet weiter. »In drei Tagen sehen wir uns, hm? Hast du deinen Freundinnen schon davon erzählt?«
»Nein, aber ich mache es noch. Außer du möchtest sie mit deiner plötzlichen Anwesenheit überraschen.«
Er lacht auf. »Nein, nein, du kannst es ihnen ruhig noch sagen.« Er wird leiser, als traue er sich nicht so recht, die nächsten Worte auszusprechen. Und ich verstehe auch gleich warum. »Du hast den Zettel noch nicht gelesen, oder?«
»Nein.« Ich will viel mehr sagen als dieses Nein. Dass ich Angst habe zu lesen, was darauf steht, dass ich meine Vergangenheit hinter mir lassen will. Ich werde nicht drum rum kommen, den Zettel zu lesen. Denn am Ende siegt die Neugier.
Leyan will noch etwas erwidern, doch ich höre im Hintergrund eine Frau etwas rufen, verstehe aber nicht, was sie sagt. »Warte kurz«, sagt er. Ich schätze, dass die Frau seine Mutter ist.
Er antwortet ihr auf Französisch, spricht aber so schnell, dass ich die Worte nicht verstehen kann. Mélisande erwidert noch etwas, dann ist es ruhig.
»Sorry, meine Mutter hat gefragt, was ich hier so lange mache«, entschuldigt sich Leyan.
»Französisch also?«
»Überrascht es dich?«, stellt er eine Gegenfrage.
»Ich war nur etwas verwundert. Du wirkst nicht ... Französisch.«
Ich höre ihn lachen. »Wie wirkt man denn Französisch? Tut mir leid, dass ich dir noch kein Baguette angeboten habe.« Unwillkürlich muss ich mitlachen.
»Aber ja«, spricht er weiter, »meine Eltern stammen ursprünglich aus Frankreich, ich bin aber hier geboren. Deswegen auch mein Nachname. Lafontaine.«
»Leyan Lafontaine? Daran kann man sich gewöhnen. Mein Nachname ist auch Französisch, aber die Sprache beherrsche ich deswegen noch lange nicht.«
»Verrätst du mir deinen Nachnamen auch?« Er klingt neugierig, weshalb ich lächle.
»Vielleicht. Am Freitag. Hast du dir schon überlegt, was wir machen?« Ich gehe davon aus, dass er das macht, denn er war derjenige, der den Tag vorgeschlagen hat.
»Nein. Und ich verbiete mit darüber nachzudenken. Wir machen das, worauf wir Lust haben. Wenn das in Ordnung ist«, sagt er vorsichtig.
»Das können wir ruhig machen. Dann sehen wir uns am Freitag?«
»Genau. Ich sollte langsam wieder rein. Mein Nachbar hat mich gerade schon komisch angeschaut, weil ich hier draußen ohne Jacke oder Schuhe im Garten rumstehe.« Er lacht und ich lache mit ihm.
»Dann solltest du das vielleicht tun. Tschüss.«
»Bis Freitag, Engel.« Dann legt er auf.
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weint ihr oft bei büchern?
mehr habe ich heute nicht zu sagen
<3
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