2. Kapitel ✔
Die Wohnung ist ein wahrer Traum. Von dunklen, glänzenden Möbelstücken im Wohnzimmer, bis hin zu Harpers cremefarbenem Paradies. Doch die Küche war mein absoluter Favorit.
Während das Wohnzimmer eher dunkel und geschmackvoll gehalten war, bringt die offene Küche einen Hauch von blutroter Farbe ins Spiel. Die Tresen sind aus dunklem Marmor und die Schränke erleuchten in einem glänzenden Rotton. Selbst die Barhocker bestanden aus ledernen, roten Sitzen.
Für vier Leute würde das Wohnzimmer ziemlich eng werden und ich bezweifelte, dass wir alle auf dem kleinen, schwarzen Sofa Platz fanden, doch ich war froh, bei Harper Unterschlupf gefunden zu haben. Immerhin für eine Weile.
Ich breitete meine mintgrüne Tagesdecke über das Doppelbett meiner Freundin aus und versuchte nicht daran zu denken, wie viele Kerle sich wohl schon mit Harper in dieser Bettwäsche gewälzt hatten. Immerhin wusste ich, dass es meine Freundin mit dem Wechseln des Bettbezuges nicht allzu genau nahm. Vielleicht sollte ich das erledigen.
„Nein!" Ich drehte mich verblüfft zu Harper um, als diese mit verschränkten Armen in das Zimmer stürmte. „Nein, Macy! Nicht diese grässliche Decke!"
Sie griff nach meiner Tagesdecke und zerknüllte den mintgrünen Stoff zwischen ihren Fingern, als sie sie mit einem Ruck vom Bett beförderte.
„Bei aller Liebe - Nein!", wiederholte sie. Dieses Mal mit mehr Nachdruck.
Beleidigt schürzte ich die Lippen und rettete meine geliebte Decke aus ihren Fängen, bevor sie noch auf die Idee kam, sie aus dem Fenster zu werfen. „Ein Versuch war es Wert."
„Dachtest du etwa, dieser giftgrüne Schund würde mir nicht auffallen?", fragte Harper und zog eine Augenbraue nach oben. Mit ihren Armen vollführte sie eine ausholende Geste und deutete somit auf die restlichen Möbelstücke in ihrem Zimmer.
„Sie passt doch super dazu!" Ich hielt meine Tagesdecke ein paar Zentimeter hoch und drückte sie an die weiß gestrichene Wand. „Siehst du?"
„Nein, tut sie nicht." Harper verzog das Gesicht und beförderte meine Hand wieder nach unten, als würde ihr der Anblick des mintgrünen Stoffes die Augen verätzen.
„Du hast einfach keinen Geschmack", entgegnete ich beleidigt. Dennoch stopfte ich schmollend die Decke zurück zu meinen restlichen Sachen, die in Harpers Zimmer keinerlei Verwendung fanden.
Als ich Pats und mein Haus Hals über Kopf verlassen hatte, hatte ich mich gewiss nicht auf das Nötigste beschränkt. Ich war so verletzt und wütend gewesen, dass ich alles, was ich zwischen die Finger bekommen hatte, entweder in meine vier Koffer und Taschen gestopft hatte, oder sie voller Zorn auf den Boden unserer Küche zerschmettert hatte. Ich hatte verzweifelt versucht, Pat ebenfalls weh zu tun. Ihm auch etwas zu nehmen, selbst wenn es nur etwas Materielles war.
Als meine Gedanken zu meinem Exfreund wanderten, spannten sich unwillkürlich die Muskeln in meinem Nacken an, woraufhin ich mit zusammengepressten Lippen die Schultern hochzog. Der Kloß hatte sich wieder in meiner Speiseröhre breitgemacht und ließ den dumpfen Druck in meiner Brust anschwellen. Verbissen blinzelte ich. Einmal. Zweimal. Dreimal.
„Machen wir heute noch etwas?" Meine Stimme kämpfte sich gepresst ihren Weg über meine Lippen und ich wusste, dass Harper bei meinem zitternden Tonfall hellhörig geworden war. Als ich jedoch den Blick hob, taxierte sie mich lediglich mit nachdenklicher Miene, ehe sie nickte. „Ava wird vorbeikommen."
„Was hast du ihr erzählt?" Argwöhnisch betrachtete ich meine beste Freundin. Ava kam mit Sicherheit nicht vorbei, um mit uns Tee zu trinken. Bestimmt hatte Harper ihr alles erzählt, als ich mich im Badezimmer häuslich eingerichtet hatte - Zum großen Ärgernis von Blake.
Bei der Erinnerung an meinen griesgrämigen Mitbewohner, der mich vermutlich höchstpersönlich mit einem Arschtritt aus seiner Wohnung schmeißen würde, wenn Harp und Milo nicht hinsahen, seufzte ich leise.
Ich hatte mir das Zusammenleben mit Harper so schön vorgestellt. Immerhin hatten wir als Kinder oft geplant, eine WG zu gründen, wenn wir studieren würden. Harper, Ava und ich - Wir gegen die Welt. Das war der Plan gewesen, bis ich Pat getroffen hatte.
Während Ava und Harper nach Windfield gezogen waren um zu studieren, war ich in der Rolle als Hausfrau aufgeblüht.
Ich hatte Patrick den Hof gemacht. Gesaugt, gewaschen und gekocht und hätte gedacht, dass mir dieses einfache Dasein genügen würde.
Ich hatte keine Ausbildung gemacht. Keine Arbeit gesucht. Alles was mir jetzt noch geblieben war, war mein Abschluss an der Highschool.
„Nur das du dich mit diesem Wichser gestritten hast und jetzt für eine Weile bei mir wohnst." Harpers Stimme riss mich abrupt aus meinen Gedanken.
„Aha. Und wann kommt sie?" Ich kickte meine letzte Tasche in die Ecke des Zimmers, wo auch schon unzählige Habseligkeiten von Harper verstreut herumlagen. Von einem typischen Kleiderhaufen bis hin zu Büchern über Medienwissenschaft.
Harper ließ sich stöhnend auf ihr Bett fallen und sank augenblicklich in den cremefarbenen Laken ein. Sie hob ihre rechte Hand und blickte auf ihre Armbanduhr. „In einer Stunde?"
„Also in zwei", argumentierte ich mit einem wissenden Lächeln und ließ mich neben meiner Freundin auf das geräumige Bett fallen. Ava war noch nie ein Mensch der Pünktlichkeit gewesen.
Harper drehte sich zu mir um und stütze sich auf ihren Ellbogen auf. Ihre langen, honigblonden Haare zierten die kleinen Blümchen, die auf der Bettdecke abgedruckt waren. Als sie sich ein Stück nach vorne lehnte, kitzelte mich ihr warmer Atem an der Wange.
„Willst du wirklich nicht über Patrick reden? Du weißt, dass Ava nachbohren wird", fragte sie sanft und strich mir mit ihren schwarz lackierten Fingernägeln über den Oberarm. „Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht weiß, was passiert ist."
Eine Weile starrte ich einfach nur in ihre graugrünen Augen, die meinen Blick abwartend erwiderten.
Ich wusste, dass sich Harper lediglich darum sorgte, dass Ava mich mit ihrer ungestümen Art überrennen würde, doch ich war kein kleines Kind mehr. Zudem wusste ich mittlerweile, wie ich mit meiner Freundin umzugehen hatte. Immerhin waren wir mehr als zehn Jahre befreundet.
„Ich will wirklich noch nicht darüber reden...", murmelte ich leise und wandte den Blick ab. Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich die Fotowand über Harpers Schreibtisch, die mit Bildern aus der Vergangenheit geschmückt war. Viele davon hatten auch die Wände in meinem Arbeitszimmer verziert, als ich noch zusammen mit Pat unter einem Dach gewohnt hatte. Vor allem die Aufnahmen, die Harper, Ava und mich auf ein paar unserer Partyausflüge zeigten. Sobald wir auch nur eine Fotobox entdeckt hatten, hatten wir den halben Abend damit verbracht, viele lustige Schnappschüsse von uns machen zu lassen, um die ausgelassene Stimmung einzufangen.
Als ich die Bilder jetzt betrachtete, fühlte ich nichts als Trauer und Sehnsucht. Auf vielen dieser Fotos war Pat bereits mein Freund gewesen und es schmerzte zu sehen, wie glücklich und ahnungslos ich damals gewesen war. Wie ausgelassen ich inmitten meiner Freundinnen zur Musik getanzt hatte, mit dem Gedanken daran, dass Pat einen friedlichen, einsamen Abend auf der Couch verbrachte. Pff... von wegen einsam.
„Du musst mir keine Einzelheiten erzählen, Macy", unterbracht Harper meine Gedanken. Die Matratze ächzte leise auf, als sie sich auf den Bauch rollte und auf ihren Ellbogen aufstützte. „Es reicht schon, wenn du mir sagst was er getan hat."
„Harp", seufzte ich leise auf und riss meinen Blick von der Fotowand los. „Was denkst du denn, was er getan hat? Was würde mich dazu bringen, mit all meinen Sachen bei dir anzutanzen?"
Harper verzog das Gesicht und schürzte die Lippen. „So wie du redest könnte man meinen, dass du das hier für ein Gefängnis hältst."
„Du weißt, dass ich das nicht tue", entgegnete ich.
„Ich denke, er hat erkannt das du einfach viel zu schlau und hübsch für diese Hausfrauenrolle bist", fing Harper mit einem Lächeln auf den Lippen an und stupste mir ermutigend gegen die Schulter. „Daraufhin sind dir Flügel gewachsen und dieser verdammte Arschkriecher hat dich der Freiheit entlassen."
„Schön wärs", brummte ich grimmig. Allerdings konnte ich das belustigte Lächeln nicht unterdrücken. Harper schaffte es wirklich immer, aus jeder misslungenen Beziehung eine wundervolle Fantasie-Geschichte zu kreieren.
Als Ava damals eine etwas längere Beziehung gepflegt hatte und diese mit einem ordentlichen Streit zu Brüche gegangen war, konnte lediglich Harper sie zum Grinsen bringen.
Sie verwandelte Ava in eine wundervolle Mondprinzessin und ihren Exfreund in einen stinkenden Halbarschigen-Troll. Wie dieses Fabelwesen, laut Harpers Beschreibung aussehen sollte, war Avas Highlight gewesen und auch der Grund, warum sie bereits drei Tage nach der unschönen Trennung wieder lächeln konnte.
„Was dann? Sind ihm Eselsohren gewachsen und du musstest ihn einem Gnadenhof überlassen?", hakte Harper mit einem neckenden Lächeln nach. „Hey, Macy... Das ist doch kein Problem. Wir können diesen störrischen Lamarsch immer noch besuchen."
Trotz meiner Vierzehn-Tage-Regenwetter-Laune entlockte mir Harper mit dieser Aussage ein leises Kichern. Die Vorstellung von Pat, mit grauen, flauschigen Eselsohren zwischen den dunklen Locken, war auch zu komisch.
„Komm schon. Sag es mir!", lockte Harper mit gekrümmten Fingern.
Ich seufzte tief und schloss resigniert die Augen. Es brachte nichts, Harper weiterhin abzuwimmeln. Irgendwann würden sie und Ava es sowieso aus mir herauskitzeln.
Auch wenn sämtliche Gedanken und Gespräche über Patrick dafür sorgten, dass sich meine Brust qualvoll zusammenzog, wusste ich, dass ich meinen Freundinnen die Wahrheit erzählen musste. Sie waren die Einzigen, die mir über den Schmerz hinweghelfen konnte.
Prompt schlug ich die Augen auf.
„Er hat mich betrogen", platze es mit einem Mal aus mir hervor und sofort verschleierte sich meine Sicht. Wie eine Welle überrollte mich der Schmerz und ich presste verbittert meine Lippen aufeinander.
Es war, als hätte ich mich aus der tiefen Kluft der Trauer befreit, seit ich von Lakewood nach Windfield geflüchtet war. Doch mit einem Mal hatte mir jemand den Vorsprung entrissen, an dem ich mich nach oben geangelt hatte. Und dieser Jemand war Patrick gewesen.
Patrick White, mit den unglaublich blauen Augen und dem dichten, fast schwarzen Haar, dass er stets in hinreißend verstrubbelten Locken getragen hatte. Patrick, der absolute Elternliebling und der Traum von einem Schwiegersohn.
Ich seufzte leise, als mich der enttäuschte Gesichtsausdruck meiner Eltern einholte, als ich ihnen von der Trennung erzählt hatte. Ein weiterer Grund, warum ich zu Harper nach Windfield geflohen war.
Wie sollte ich mein altes Zimmer beziehen, wenn meine eigenen Eltern der Meinung waren, ich hätte meinen gebrochenen Stolz hinunterschlucken müssen und meine Konkurrentin ausstechen sollen? Wenn sie wüssten...
„Dieses miese Arschloch", knurrte Harper und holte mich jäh zurück in die Realität. Mit funkelnden Augen begegnete sie meinem Blick und eine ihrer gezupften Augenbrauen wanderte nach oben. „Ist es zu früh, für ‚Ich habe es dir doch gesagt'?"
„Ja, ist es!", zischte ich und schob beleidigt meine Unterlippe vor. „Nur weil du einmal einen guten Riecher hattest, musst du mir das nicht direkt unter die Nase reiben."
„Einmal?" Harper lachte spöttisch auf. Ihre Nase kräuselte sich und eine ihrer honigblonden Strähnen verfing sich in ihren geöffneten Lippen. „Ich bin die Einzige von uns Dreien, die einen schwanzgesteuerten Mistkerl auf vierhundert Meter erschnüffelt."
Ich zog eine Braue nach oben und erwiderte Harpers herausfordernden Blick trotzig. „Du solltest an deinen Talenten arbeiten, Harp."
Harper rollte sich zurück auf den Rücken und setzte sich auf, ehe sie blitzschnell nach einem Kissen auf ihrem Bett griff. „Wenigstens habe ich in irgendetwas Talent!", entgegnete sie lachend und pfefferte mir im nächsten Moment auch schon das Kissen ins Gesicht.
Perplex blinzelte ich sie an, doch nur einen Herzschlag später hatte ich mir ebenfalls eine Waffe aus Daunenfedern geschnappt und zielte auf Harpers blonden Schopf.
Es dauerte nicht lange und wir befanden uns in einem hitzigen Kampf, der lediglich daraus bestand, der jeweils Anderen das Kissen noch fester um die Ohren zu donnern als zuvor.
Und je öfter ich Harpers Kissen gegen den Kopf bekam, desto leichter wurde mir ums Herz.
„Scheiße, Harp!" Avas melodische Stimme trotze nur so vor Spott, als sie sich zu unserer Freundin umdrehte und ihr anerkennend zuzwinkerte.
„Du und zwei Jungs in einer Wohnung", säuselte sie und wandte sich wieder Milo und Blake zu, die mit ausgestreckten Beinen auf dem Sofa herumlungerten. „Ich wusste schon immer, dass du ein kleines Flittchen bist."
„Fresse, Ava", knurrte Harper halbherzig und warf ihrer Freundin einen teils genervten, teils amüsierten Blick zu.
Ava zwinkerte mir belustigt zu, ehe sie Harper in eine freundschaftliche Umarmung zog. Ihr honigblondes, gewelltes Haar verschmolz mit Avas schokoladenfarbenen Locken.
„Und? Mit wem von den Beiden treibst dus?" Ava hatte ihre Stimme gesenkt. Leise genug, dass sie Milos und Blakes Aufmerksamkeit auf keinen Fall auf sich ziehen würde, jedoch laut genug, damit ich ebenfalls an dem Gespräch teilhaben konnte.
Ich grinste, als Harpers Gesicht dunkelrot anlief und sie einen flüchtigen Seitenblick auf die Jungs warf, ehe sie wütende Blitze auf Ava niederprasseln ließ. „Mit keinem!"
„Ach, komm schon", entgegnete Ava mit einem wissenden Lächeln und bedachte die beiden Kerle mit einem sehnsüchtigen Blick. „Warum sonst solltest du mir verschweigen, dass du mit Matthew Gray Gubler und Avan Jogia zusammenlebst?"
Mit einem entzückenden Seufzer fasste sich Ava an die Brust und verschlang Blake und Milo mit hungrigen Blicken. „Du weißt genau, wie scharf ich sie finde."
Harper rollte mit den Augen und warf mir einen hilfesuchenden Blick zu. Ich zuckte lediglich mit den Schultern.
Wenn Ava erst einmal anfing, von ihren schnuckeligen Lieblingsschauspielern zu sprechen, war sie nicht mehr aufzuhalten.
„Da läuft nichts, Ava", wiederholte Harper etwas genervt und zog eine Grimasse. „Sie sind nur meine Mitbewohner."
„Also hast du nichts dagegen, wenn ich...?" Ava wurde von meinem missmutigen Schnauben unterbrochen und mit einem Mal wurde ihr belustigter Ausdruck sanfter.
Nur wenige Herzschläge später stand sie auch schon neben mir. Den Arm um meine Schulter geschlungen und die andere Hand in die Hüfte gestemmt. „Aber zuerst müssen wir uns um das PP kümmern."
„PP?" Harper legte misstrauisch die Stirn in Falten. Die dunkelrote Farbe war schon wieder etwas abgeklungen und lediglich die roten Flecken an ihrem Hals erinnern an Avas Übergriff.
„Pat-Problem", erwiderte Ava prompt und lächelte stolz in die Runde. Unwillkürlich verdrehte ich die Augen. Ava erfand für wirklich alles und jeden irgendeine dämliche Abkürzung.
„Was für ein Problem?"
Wir Drei schreckten auseinander. Milo hatte sich auf der Couch etwas aufgerichtet und den Controller, auf welchen er zuvor noch wie wild herumgedrückt hatte, zur Seite gelegt. Seine blauen Augen funkelten neugierig, als er uns musterte.
Blake stöhnte neben ihm auf und pfefferte seinen Controller gegen ein schwarzes Sofakissen.
Gedankenverloren schwebte sein Blick über unsere Gesichter, als würde er unsere Anwesenheit erst jetzt bemerken. Seine Augen fixierten Avas kurvenreichen Körper und ein kleines Lächeln erreichte seine Lippen. „Hey, Ava."
Harpers Kopf schnellte in Avas Richtung. Mit zusammengekniffenen Augen zog sie eine ihrer Brauen nach oben und verschränkte die Arme vor der Brust. „Verschwiegen, ja?"
Avas Fassade flackerte kurz, ehe sie Blakes Lächeln strahlend erwiderte und sich ihr brustlanges Haar über die Schulter warf.
„So ein Gesicht übersieht man an der Uni eben nicht", antwortete sie Harper mit gesenkter Stimme, ohne den Blickkontakt mit Blake zu unterbrechen. Unmut stieg bei diesem Anblick in mir auf und ich wandte mich missmutig von den Beiden ab, indem ich konzentriert auf den Boden starrte.
„Aber mir ein schlechten Gewissen einreden wollen", schnaubte Harper missbilligend und riss Ava am Arm herum. „Hör auf zu flirten. Wir wollten uns um Macy kümmern!"
Blakes Blick flackerte zu mir hinüber und er runzelte die Stirn. Nett zu sehen, dass seine grimmige Reaktion nur mir galt. Über Avas Anwesenheit schien er sich ja prächtig zu freuen.
Etwas beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und erwiderte seinen Blick finster.
Warum störte es mich, dass er Ava akzeptierte, mich aber nicht? Konnte mir doch egal sein, was dieser Mistkerl dachte.
„Was ist denn mit Macy?" Milo stemmte sich hoch, umrundete den gläsernen Wohnzimmertisch und kam neben Harper zum Stehen. Seine neugierig funkelnden Augen flackerten zwischen mir, Ava und Harper hin und her.
„NOYB", antwortete Ava mit hochgezogener Augenbraue. Ihre bernsteinfarbenen Augen blitzen auf, als sie Milo mit wachsamen Interesse taxierte. „None of your business."
Schmollend schob Milo die Unterlippe vor und fixierte Ava mit einem faszinierten Funkeln in den Augen. „Bitte."
Ich schürzte die Lippen und warf Harper einen kurzen Seitenblick zu, die ihren Mitbewohner amüsiert beobachtete. „Er ist keine Klatschtante", offenbarte sie mir, als sie meinen Blick bemerkte. „Aber furchtbar neugierig."
„Ein Segen und ein Fluch", kommentierte Milo grinsend. „Also?"
„Sie braucht einfach etwas Ablenkung", funkte Ava mit zusammengepressten Lippen dazwischen. Wütend stiert sie Milo an und ihr Griff um meine Schulter verstärkte sich.
Unwillkürlich lächelte ich. Milo hatte wohl Avas Beschützerinstinkt geweckt und obwohl sie selbst noch nicht wusste, warum ich plötzlich hier in Windfield aufgetaucht war, stellte sie sich wie eine Löwenmutter vor mich.
Abwehrend hob Milo die Hände und grinste Ava frech an. „Alles klar, beruhig dich Schätzchen."
Zwar war meine Freundin ziemlich offen, was Flirten anging, doch Milo hatte sich schlichtweg das falsche Timing ausgesucht, um sie erfolgreich anzubaggern.
„Wir könnten ins Boother gehen", schlug Harper plötzlich vor und hielt Ava somit erfolgreich davon ab, Milo an die Gurgel zu gehen. „Das würde dich bestimmt auf andere Gedanken bringen, Macy."
Ich lächelte sie unsicher an und wiegte nachdenklich den Kopf hin und her.
Der Gedanke daran, meinen Herzschmerz mithilfe von Alkohol zu lindern, war durchaus verlockend. Zudem wollte ich meinen ersten Abend in Windfield nicht Trübsal blasend in Harpers Zimmer verbringen. Ich hatte schon genug Zeit damit verschwenden, Patrick mein Leben zu widmen. Ich sollte ihn einfach vergessen. Was würde da besser helfen, als eine spaßige Nacht, zusammen mit meinen Freundinnen?
Ich ließ meinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen, wobei dieser unwillkürlich an Blake hängen blieb.
Er saß immer noch auf der Couch und hatte die Beine über den Wohnzimmertisch hinweg ausgestreckt. Seine Hände hatte er unterhalb seinen Brustkorbs gefaltet, wodurch sich sein T-Shirt spannte und ich die Konturen seiner Bauchmuskeln erkennen konnte, welche sich deutlich unter dem grauen Stoff hervorhoben.
Schnell wandte ich den Blick ab, während meine Wangen bereits zu glühen begannen.
Was war nur los mit mir? Ich kam gerade frisch getrennt aus einer unschönen Beziehung und bekam schon beim Anblick des erstbesten Typen Herzklopfen? Das konnte doch nicht mein Ernst sein!
„Das Boother klingt super!" Ich hatte keine Ahnung, was mich im Boother erwarten würde, doch ich wollte keine Sekunde länger als nötig in Blakes Anwesenheit verbringen.
Keine Frage, der Kerl war rattenscharf, aber es war ein absolut mieses Timing, jetzt für irgendeinen Typen auf dieser Welt zu schwärmen.
Hatte ich denn nichts aus meinen Fehlern gelernt? Musste ich mir nochmal das Herz brechen lassen, um endlich zu verstehen, dass Männer nicht gut für mich waren? Das sie mich immer gebrochen und verletzt zurücklassen würden? Allein Blakes teilnahmslose Art sollte alle Alarmglocken in mir zum schrillen bringen. Ihm stand das Wort ‚Gefahr' doch schon quer über die Stirn geschrieben.
Es war mehr als offensichtlich, dass dieser Kerl nur Ärger mit sich bringen würde. Und genau das wollte ich im Moment doch nicht, oder?
Alles was ich jetzt brauchte, war Gewissheit über alles, was ich tat und was um mich herum geschah. Nie wieder werde ich zulassen, dass mein Leben dermaßen aus den Fugen gerissen wird.
„Awww. Will sich mein kleines Mädchen etwa auf die Jagd begeben?", fragte Ava spöttisch und riss mich somit aus meinen Gedanken.
Sie fasste mich fester an der Schulter und senkte ihre Lippen an meine Wange, um mir einen feuchten Kuss darauf zu drücken. „Ich bin ja so stolz auf dich!"
Lachend drückte ich sie weg.
„Wir können euch mitnehmen", meldete sich nun auch Milo wieder zu Wort. „Wir wollten sowieso ins Boother. Stimmts, Alter?"
Er drehte sich zu Blake um, welcher immer noch mit funkelnden Augen auf der Couch herumlungerte. „Klar."
Mein leises Gekicher erstarb.
So, das zweite Kapitel meiner neuen Geschichte :D
Ich werde euch gleich schon einmal vorwarnen - Zwar ist ein Update jeden Freitag geplant, allerdings schaffe ich es jetzt schon kaum mehr, Zeit zu finden, um weiter an der Geschichte zu arbeiten, weshalb ich vermute, dass es irgendwann mal anstehen wird.
Aber egal, ich hab schon ein paar Kapitel vorgeschrieben & hoffe einfach Mal, dass sich das irgendwie ergibt ^^
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