10. Kapitel
Stöhnend ließ ich mich auf den Beifahrersitz in Avas Auto fallen. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen strich ich mir über, den mit Pizza gefüllten, Bauch.
„Ich denke, mein Käsebedarf ist für die nächsten zwei Jahre gestillt", meinte ich mit einem leisen Ächzen.
Ava lachte auf und schüttelte ihr schokobraunes Haar, dass sie, beim Verlassen der Pizzeria, zu einem losen Knoten am Hinterkopf zusammengebunden hatte.
Die Frisur diente lediglich dazu, ihr die widerspenstigen Strähnen aus dem Gesicht zu halten und dennoch hatte es einen gewissen Charme. Den typischen Ava-Charme, eben.
Ich stützte meinen Ellbogen an der Autotür ab und murmelte eine kleinlaute Entschuldigung, als daraufhin mein Fenster nach unten fuhr.
„Sosehr ich das Cabrio-Feeling auch liebe", entgegnete Ava mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen und beförderte meine Scheibe per Knopfdruck wieder nach oben. „Sind mir die derzeitigen Temperaturen viel zu kalt, um mit offenem Fenster zu fahren."
Ava startete den Motor und lenkte den Golf geschickt aus der Parklücke heraus.
Während sich ihr Blick konzentriert auf die Straße heftete, spielte ich an den Radiosendern herum, bis schließlich In my Blood von Shawn Mendes aus den Boxen dröhnte.
Zufrieden ließ ich mich zurück in die weiche Polsterung des Sitzes gleiten.
„Nein!", stöhnte Ava genervt auf, als Shwan die ersten Zeilen seines Songs anstimmte. Mit einer fahrigen Bewegung griff sie nach dem Lautstärkenregler.
Empört schlug ich ihre Hand weg.
„Was, nein?", hakte ich entrüstet nach und stellte das Radio demonstrativ lauter.
„Nein zu Shawn", gab Ava entnervt zurück und grabschte erneut nach dem Regler.
„Finger weg!"
Bestimmt schob ich ihre Hand zurück aufs Lenkrad, ehe ich ihr einen verwunderten, fast schon entgeisterten, Blick zuwarf.
„Wie kann man Shawn Mendes nicht mögen? Bist du musikalisch zurückgeblieben, oder so?", hakte ich ehrlich besorgt nach.
Ava zog eine Augenbrauen nach oben und warf mir einen warnenden Blick zu.
„Ich steh einfach nicht auf Milchbubis, okay?", meinte sie gedehnt, wobei sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen schlich. „Ich brauch richtige Schränke."
„Schränke?", wiederholte ich spöttisch und kräuselte die Lippen.
Ava sah wieder auf die Straße, doch das verträumte, etwas dreckige, Grinsen hatte ihr Gesicht nicht verlassen.
„Du weißt genau wovon ich spreche, Süße. Breit, groß und Muskeln wie ein verdammtes Nashorn."
Ich prustete ungehalten los.
„Nashorn? Wirklich?", stieß ich keuchend hervor, ehe mich der nächste Lachanfall schüttelte.
Avas verflossene Liebschaften flogen vor meinem inneren Auge vorbei. All diese Macker, mit ihren engelsgleichen Gesichtern und dem verführerischen Lächeln auf den Lippen - Und dem Körper eines Nashorns.
Beleidigt boxte mir Ava gegen die Schulter, wobei sie sich ein beschämtes Lächeln nicht verkneifen konnte.
„Tu nicht so, als wüsstest du nicht, was ich meine!", sagte sie mit einem Augenrollen. „Blake zum Beispiel, ist ein Schrank."
„Du meinst ein Nashorn", verbesserte ich sie neckend.
Ava schnaubte nur.
Unwillkürlich wanderten meine Gedanken zu Blake.
Ja, Blake war definitiv kein Milchbubi, wie Ava es so gerne ausdrückte, aber ein Schrank?
Ich konnte nicht wirklich eine Gemeinsamkeit zwischen ihm und einem Nashorn feststellen.
Zwar hatte Blake breite Schultern und konnte ein beneidenswertes Muskelspiel aufweisen, aber ich hatte schon Männer gesehen, die viel mehr zu bieten hatten, als er.
Arnold Schwarzenegger, zum Beispiel.
Ich schüttelte den Kopf etwas, um meine Gedanken wieder zu sortieren. Allerdings hatte das nur den Effekt, dass Arnold Schwarzenegger sich mit einem höflichen Knicks verabschiedete und stattdessen Blake wich.
Blake, der lediglich mit einer engsitzenden, grauen Jeans bekleidet war.
Ich schluckte trocken.
Warum kribbelte es so komisch in meinem Bauch, wenn ich das Muskelspiel des imaginären Blakes beobachtete?
Ich schloss die Augen und fand mich in der Situation wieder, in der ich heute Morgen gewesen war.
In Blakes schützenden Armen. Patricks vorwurfsvoller Blick, der mir in diesem Moment so egal gewesen war.
Alles war ich gespürt hatte, war Sicherheit und Vertrauen. Ja, so seltsam es auch klang, aber ich hatte mich in der Berührung des Griesgrames wirklich wohlgefühlt.
Es hatte sich angefühlt, als würde alles Negative auf dieser Welt von mir Abprallen, sobald ich mich in Blakes Obhut begab.
Ich blinzelte ein paar Mal, um meine wirren Gedanken wieder los zu werden.
Das war absolut albern! Weshalb sollte ich für einen Mann schwärmen, der mich sobald wie möglich auf der Straße wissen wollte? Und das im Winter! Bei eisigen Temperaturen!
Solch ein Idiot konnte mir doch kein Herzklopfen bereiten, oder etwa doch?
„Bitte, Macy", stöhnte Ava in diesem Moment auf.
Sie klang, als würde sie wirklich höllische Schmerzen durchleiden, weshalb mein Blick auch augenblicklich zu ihr hinüberflackerte.
Doch meine beste Freundin hatte sich lediglich mit dem Ellbogen an der Fahrertür abgestützt und rieb sich mit den Fingern über die Schläfe, während sie die schmerzerfülltesten Grimassen zog, die ihr schauspielerisches Talent zu bieten hatte.
„Mach diese verdammte Musik aus!"
Verwundert zog ich eine Augenbraue nach oben, ehe ich Shawn mit einem schnellen Dreh am Regler erstickte. Tut mir leid, Shwan.
„Was willst du denn dann hören?", fragte ich gedehnt und betrachtete mit gerunzelter Stirn die mickrige Auswahl an Radiosendern, die Avas Auto empfangen konnte.
Das war eine wirklich enttäuschende Zusammensetzung aus schlechtem Pop und meinen Lieblings-, aber Avas Hassliedern.
Ava warf einen kurzen Blick zu mir hinüber und deutete mit einem Nicken auf das Amateurbrett.
„Da ist ein Fach voller CDs", offenbarte sie mir und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße.
Schnell machte ich mich daran, das besagte Fach zu öffnen und tatsächlich purzelten mir unzählige verpackte, aber auch lose, CDs entgegen.
Ich griff nach der Erstbesten und zog verwundert die Augenbrauen zusammen.
„Voice of Kids 2016", las ich irritiert vor und sah Ava von der Seite an.
„Du beschwerst dich über Shawn Mendes, bist aber ein heimlicher Voice of Kids-Fan?"
Avas Gesicht lief purpurrot an und sie kniff konzentriert die Augen zusammen. Sie wandte den Blick nicht von der Straße ab, als sei es ihr plötzlich furchtbar wichtig, jeden einzelnen, weißen Strich auf der Straße zu registrieren.
„Ava?", hackte ich mit einem breiten Grinsen nach. „Ist dir bewusst, dass das ernsthafte Anzeichen für ein pädophiles Verhalten sind?"
Ava schnaubte auf und ich konnte erkennen, wie sie mit zusammengekniffenen Lippen die Augen verdrehte.
„Ich finde Kinderstimmen eben ziemlich süß, okay?", presste sie hervor. „Außerdem sind ein paar der Lieder wirklich gut."
„Du findest Kinderstimmen also süß. Aha", echote ich mit einem amüsierten Grinsen.
„Halt einfach die Klappe", knurrte Ava und umklammerte das Lenkrad so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
„Keine Sorge. Dein dreckiges Geheimnis ist bei mir sicher", meinte ich mit einem zweideutigen Zwinkern in ihre Richtung, ehe ich die CD wieder beiseitelegte.
„Wie wäre es mit Olly Murs?", frage ich kurz darauf und erlöste Ava somit von dem Thema, welches ihr eindeutig unangenehm war.
Ich war schon immer eher die Art von Freundin gewesen, die einen großen Bogen um verbotene Gesprächsthemen macht.
Während Harper und Ava jedes kleinste Detail des Anderen nutzen, um sie zu necken oder aufzuziehen, hielt ich mich hierbei eher zurück.
Vermutlich lag es einfach daran, dass ich selber ungern solchen Situationen ausgesetzt war.
Ein erleichtertes Lächeln erhellte Avas Gesicht und sie warf mir einen dankbaren Blick zu.
„Olly ist super", segnete sie meine Wahl ab.
Nur wenige Minuten dröhnte Wrapped Up aus den Lautsprechern und ich ließ mich entspannt zurück in den Sitz gleiten.
Wenigstens bei diesem Sänger waren Ava und ich uns einig.
Wir liebten Beide dieselben Songs im Album und waren uns auch dabei einig, welche Lieder nicht besonders gelungen waren.
Im Laufe unserer Diskussion lehnte sich Ava nach vorne und drehte die Musik etwas leiser.
Fragend sah ich sie an.
„Hör Mal Macy", fing sie mit gerunzelter Stirn an und warf mir einen kurzen Seitenblick zu. „Ich finde das Pat dich genug gequält hat."
Ich spürte wie sich sämtliche Muskeln, die mein Körper vorzuweisen hatte, bei dem Klang von Patricks Namen anspannten.
„Was meinst du?", fragte ich misstrauisch nach und faltete meine verkrampften Hände im Schoß.
„Du weißt genau was ich meine", seufzte Ava dramatisch.
Sie ließ ihre rechte Hand vom Lenkrad gleiten, um sie mir auf den Unterarm zu legen. Sie neigte ihren Kopf zur Seite und suchte meinen Blick.
„Pat war deine erste große Liebe und er hat dich nicht nur verlassen, sondern auch furchtbar verletzt. Das geht an einem nicht spurlos vorbei, dass ist mir schon klar, aber dennoch solltest du anfangen, weiterzuleben."
„Er hat mich nicht verlassen", brach ich schwach hervor. Die Wärme von Avas Hand auf meiner Haut beruhigte mich, doch ich konnte nicht genug Kraft aufbringen, um ihr ins Gesicht zu sehen.
„Ich habe ihn verlassen."
Ich konnte Avas eindringlichen Blick auf mir spüren.
„Du solltest dich einfach Mal nach jemand neues umsehen", fuhr Ava unbeeindruckt fort und ignorierte meinen Einwurf somit. „Ich meine damit nicht, dass du dich in die nächstbeste Beziehung stürzten sollst. Eine kleine, unverbindliche Affäre würde schon große Wunder wirken."
„One night Stands?", fasste ich mit hochgezogener Augenbraue zusammen. Meine Stimme triefte nur so vor Skepsis.
„Nein, das wäre nichts für dich", entgegnete Ava prompt. „Ich meine mehr etwas... persönlicheres."
Ich runzelte die Stirn und wandte mich schließlich doch Ava zu.
Aus den Lautsprechern erklangen synchron die Stimmen von Olly Murs und Demi Lovato.
„Ich kann dir nicht folgen, Ava", offenbarte ich ihr wahrheitsgemäß.
Frustriert warf Ava die Hände in die Luft, ehe sie sie schnell wieder aufs Lenkrad legte.
Nachdenklich zog sie ihre Unterlippe zwischen ihre Zähne und sah mich kurz an.
„Milo zum Beispiel", murmelte sie und ihr Gesicht erstrahlte. „Freundschaft plus quasi."
„Niemals!"
Abwehrend hob ich die Hände und drückte mich tiefer in den Sitz, in der Hoffnung, er würde mich verschlingen und vor diesem peinlichen Gespräch retten.
Wie kam Ava nur auf die Idee, dass ich mich von Harpers Mitbewohner flachlegen lassen sollte?
Tickte sie noch richtig?
„Es muss ja nicht unbedingt Milo sein", entgegnete Ava etwas beleidigt.
„Ava, das Gespräch ist beendet!"
Ich beugte mich vor und drehte heftig an dem Lautsprecherpegel, sodass selbst ich erschrocken zusammenzuckte, als Ollys, sonst so sanfte, Stimme durch den Golf brüllte.
Ava öffnete den Mund, doch ihr Protest ging in der Melodie von Up unter.
Ich seufzte erleichtert auf, als sich mir eine leere Wohnung offenbarte, während ich vorsichtig einen Fuß über die Türschwelle setzte.
Ava stöhnte hinter mir geräuschvoll auf und drängte sich gleich darauf an mir vorbei. Mit rollenden Augen und schmerzverzerrter Mimik taumelte sie Richtung Küche.
Kurz darauf konnte ich den Wasserstrahl der Spüle rauschen hören.
Eigentlich hatte ich erwartet, eine besorgte Harper auf dem Sofa vorzufinden, doch es war verdächtig still in der Wohnung.
Weder meine beste Freundin, noch ihre Mitbewohner schienen anwesend zu sein.
Konnte mir eigentlich nur Recht sein - Mir graute jetzt schon davor, mich Milos Fragen über den mysteriösen Unbekannten und meine darauffolgende Aufgelöstheit zu stellen.
Und Harpers sorgenvollen Blick konnte ich im Moment sowieso nicht ertragen.
Mit einem tiefen Seufzer ließ ich mich auf das Sofa plumpsen und starrte auf die kläglichen Umrisse meiner Selbst, die sich auf dem dunklen Bildschirm des Fernsehers wiederspiegelte.
Missmutig betrachtete ich mein verzerrtes Ich und runzelte die Stirn, als mir die tiefen Schatten unter meinen Augen auffiel.
Ein Effekt der glänzenden Oberfläche des Fernsehers, oder hatte mich Ava tatsächlich mit verlaufener Mascara herumchauffiert? Damit jeder die traurigen Spuren meines gebrochenen Selbst bestaunen konnte?
Missmutig fuhr ich mir über die Wangen und wandte den Blick ab.
„Wenn ich du wäre, würde ich für einen Fahrstuhl demonstrieren", keuchte Ava in diesem Moment auf.
Ich drehte meinen Kopf etwas zur Seite und musste unwillkürlich lächeln, als ich die erhitzen Wangen meiner Freundin erblickte.
Es war wahrlich ein Wunder, dass sich Avas Körper in einer solch grauenhaften konditionellen Verfassung befand und dennoch jedes verdammte Kleidungsstück an ihr aussah, als wäre es extra für sie entworfen worden.
„Wozu?", stieß ich mit einem müden Lächeln hervor und ließ meinen Kopf auf die Lehne des Sofas sinken. „Spätestens morgen wirft mich Blake sowieso raus."
Ava zog ihre Augenbrauen zusammen und ließ sich neben mir auf das Sofa gleiten.
„Denkst du wirklich, dass er ernst macht?", fragte sie skeptisch und wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. „Ich würde Blake nicht als den Typen bezeichnen, der gebrochene Mädchen, ohne jeglichen Besitz, vor die Tür setzt."
Ich stöhnte theatralisch auf und begann, mit meinen Zeigefingern meine pulsierende Schläfe zu massieren.
„Danke, Ava", knurrte ich sarkastisch und rollte mit den Augen. „Schönen Dank, dass du mich als gebrochen und obdachlos bezeichnest."
„Bist du doch", warf Ava stur ein und hielt meinem Blick mit vorgerecktem Kinn stand, als ich sie wütend ansah.
„Patrick hat dir dein verdammtes Herz rausgerissen, ist darauf herumgetrampelt und wollte das Ganze heute Vormittag wiederholen. Natürlich bist du gebrochen! Und bis auf diese grässliche Tagesdecke hast du auch keinen eigenen Besitz vorzuweisen."
Obwohl ich in diesem Moment stinksauer auf meine Freundin war, kam ich nicht darum herum, meine Augen verblüfft aufzureißen.
„Woher weißt du von meiner Tagesdecke?"
Avas schmerzhaft ehrliche Mimik wurde weicher und ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen.
„Harp hat mir von deiner seltsamen Vorliebe zu mintgrünen Sachen erzählt. Ich wusste zwar schon immer, dass du eine Schwäche für diese Farbe hast, aber dass es irgendwann dermaßen außer Kontrolle gerät, konnte selbst ich nicht ahnen!"
„Halt die Klappe", maulte ich beleidigt und verpasste ihr einen heftigen Hieb gegen den Oberarm.
Ava verzog kurz das Gesicht und rächte sich, indem sie mit ihrer Hand meine glatten Haare durcheinanderwirbelte.
Quickend duckte ich mich unter ihrer Berührung hinweg, stemmte meine Arme gegen ihre Schulter und brachte sie zum Fall.
Ava fluchte laut auf, als sie in die Polsterung sank und beinahe von dem Sofa verschluckt wurde. Ich kicherte vergnügt.
Bevor unsere kleine Rangelei jedoch ausarten konnte, ließ uns das Klicken der Wohnungstür zusammenzucken.
Während mein Kopf in die Richtung des Flurs wirbelte, kämpfte sich Ava aus dem weichen Gefängnis hervor und zupfte geistesgegenwärtig an ihren schokoladenfarbenen Haaren herum.
Ein typischer kleiner Tick von ihr, aber mir fiel es trotzdem sofort ins Auge.
„Jetzt beruhig dich doch, Harp", erklang eine, mir allzu bekannte, Stimme.
Ich warf Ava einen fragenden Seitenblick zu, doch sie zuckte lediglich mit den Schultern und beugte sich über den Rand des Sofas hinweg, um ihre Füße auf den Wohnzimmerboden zu stellen.
Neugierig neigte sie den Kopf zur Seite und starrte erwartungsvoll auf den Flur, wo zwei kleine Schatten tanzten.
Kurz darauf erschien Milos dunkelblonder Schopf am Durchgang. Milo grinste mich an.
„Ha!", triumphierte er und warf einen Blick zurück in den Flur, wo er jemanden überheblich angrinste. „Gesucht und gefunden! Ich hab dir doch gesagt, dass sie noch lebt!"
Ein Wirbelwind aus honigblondem Haar schoss um die Ecke. Harpers graugrünen blitzten mich erleichtert an, ehe sie mir auch schon um den Hals fiel.
„Gott, Macy! Ich hab mir solche Sorgen gemacht!", nuschelte sie.
Etwas perplex erwiderte ich ihre stürmische Umarmung.
„Sorgen? Aber warum denn?"
Harper ließ sich Zeit, auf meine Frage zu antworten.
Sie drückte mich noch einmal ganz fest, ehe sie sich erschöpft zwischen Ava und mir in die Tiefen des Sofas ziehen ließ.
Sie verengte ihre Augen und schüttelte missmutig ihre honigblonde Mähne.
„Die Jungs haben mir von Patricks Überraschungsbesuch erzählt", knurrte sie finster. „Der Junge hat Nerven, hier aufzukreuzen! Er kann von Glück reden, dass er mir nicht unter die Augen gekommen ist! Ich hätte diesen Mistkerl kastriert!"
Auch wenn die Erwähnung von Pat die wollige Wärme in mir, die ich seitdem Käsespektakel hatte, vertrieben hatte, musste ich bei Harpers Worten doch etwas schmunzeln.
Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass sie ihre Drohung in die Tat umsetzten würde, falls Patrick es wirklich wagen sollte, nochmal hier aufzukreuzen.
„Ich helfe dir."
Milo hatte seine Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben, als er mit nachdenklichem Gesichtsausdruck auf uns zukam.
Mit einem leisen Ächzen gab das Sofa unter seinem Gewicht nach, als er sich neben Ava niederfallen ließ.
„Hätte ich gewusst, was dir dieser Vollidiot angetan hat, hätte ich ihm unseren gesamten Weihnachtseinkauf nachgeworfen", fügte er mit einem leichten Schmunzeln hinzu.
„Danke, Milo."
Ich knuffte ihm halbherzig in die Schulter, worüber sich Harper mit einem missmutigen Stöhnen beschwerte.
Sie lag eingeklemmt zwischen Milo und mir und das Sofa hatte bereits die Hälfte ihres zierlichen Körpers verschlungen.
„Milo du sitzt auf meinen Haaren!", meckerte sie und verzog das Gesicht, als Milo sein Gewicht verlagerte.
„Tut mir leid, gnädiges Fräulein!"
Milo mimte einen geschockten Gesichtsausdruck nach, erhob sich blitzschnell vom Sofa und ließ sich gleichdarauf auf Avas Schoß plumpsen.
„Besser, meine Verehrteste?"
„Nein!", fauchte Ava und verpasste Milo einen leichten Stupser. „BDFA! Beweg deinen fetten Arsch!"
Milo verzog nachdenklich das Gesicht. Er ließ sich nach hinten gleiten, wodurch Ava ein erschrockenes Quietschen entfuhr.
Provokant kuschelte er sich an den weinroten Pullover meiner Freundin und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
„Mir gefällt es aber hier."
Ich lächelte. Ich wusste nicht, wie es meine Mundwinkel zustande brachten, sich nach oben zu bewegen, wo doch der dumpfe Schmerz immer noch meine Brust terrorisierte. Aber sie schafften es. Ohne große Anstrengung.
Und als auch noch das harmonische Lachen von Ava und Harper an meine Ohren drang, lichtete sich der dunkle Nebel um mein Herz etwas.
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