3. Darf ich bitten?
Mace P.o.V.
"Du bist ziemlich frech."
Schmunzelnd zuckt sie mit den Schultern. "Kann nicht jeder brav sein." Ihre Augen funkeln malerisch, aber da wendet sie sich auch schon wieder ab und hält mir eine Sonnenbrille hin.
Skeptisch mustere ich das schwarze Teil, das ist keine Sonnenbrille, 3D-Brill eher. Grundsätzlich finde ich die Idee gut, Augen verstecken, Gesicht maskieren, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich bisher mehr Aufsehen mit diesen Dingern erregt als ohne. Welcher normale Mensch läuft auch mit Sonnenbrille in einem Geschäft herum. Seitdem trage ich keine mehr.
Murphy hört damit nicht auf und lernt nicht daraus.
Aber gut.
"Wirklich?"
"Du willst doch hier aus."
"Ja, aber mit Sonnenbrille fällt man auf."
Maeve, Gott ihr Name allein hatte schon diesen Klang. Maeve, Maeve, Maeve.
Was ist nur los mit mir? Wieso sprech ich ihren Namen auf tausend Arten aus und sage ihn letztlich doch nicht laut. Maeve.
Eigentlich wollte ich sagen, dass Maeve ihre behangene Stirn kraust. Behangen von den fielen Kringellocken, die ihr in die Stirn fliegen. Das ist nicht Natur, zumindest nicht diese extremen Drehungen, aber sie hat von Natur aus leichte Wellen - sagt mir mein Bauch - und auch meine Augen.
"Hmm, stimmt. Kopf runter?"
Auswahlslos zucke ich mit den Schultern. "Muss ich wohl."
"Hat sie dich eigentlich erwischt." Schon wieder lag so ein freches Lächeln auf ihren Lippen, es erreichte ihre Augen.
Ironischerweise war ich vor zwei Tagen mit Nicola beim Juwelier, wegen ihrem Verlobungsring und habe haargenau so einen Edelstein gesehen, wie er in Maeves Augen funkelt.
Sie wirkt nicht betroffen oder so, als würde ich ihr leidtun, aber ich will ihr noch nichts unterstellen. "Ein bisschen an der Schulter.", lüge ich. Und ich fühle mich verdammt schlecht dabei sie anzulügen. Sobald ich das gesagt habe fängt sie an zu Grinsen, ein breites, zufriedenes Grinsen, dass man einfach nicht böse nehmen kann.
Was auch immer dieses Mädchen umgibt, man muss sie schlichtweg mögen. Maeve mögen, passt. Oder Maeve und Wave, passt zu ihren Haaren.
Ich sollte wirklich damit aufhören.
"Schlimm?"
Grundsätzlich flüstert ihr Ausdruck Sorge, aber ihre Augen... Ihre Augen verraten sie. "Was willst du hören?", necke ich den Rotschopf und sie schürzt ihre Lippen zu einem feinen Lächeln. "Das weißt du glaube ich." Oh Maeve... "Ähm, ich will dich nicht verscheuchen, du bist okay, aber ich sollte wirklich weiter arbeiten..."
Okay?
Wann habe ich zuletzt gehört, dass mich jemand OKAY genannt hat?
Ich meine OKAY. Das heißt so viel wie, du bist erträglich, aber mehr nicht.
Das heißt, du kannst bleiben, aber in der anderen Ecke des Raumes.
Okay.
Auf eine seltsame Art und Weise wurmte mich dieses Wort. Es wurmte mich, weil es von ihr kam. Maeve ist nicht okay, Maeve ist süß und frech. Aber ich? Bin ich wirklich nur Okay? Von jemandem wie ihr das zu hören...
Okay.
Was aber viel mehr Platz in meinem Kopf einnahm, war die Bewunderung. Sie kannte mich, Mace, den Klavierspieler, nicht Mace Mates aus dem letzten Klatschblatt.
Sie hat recht. Ich sollte langsam zum Auto.
Vor gut zwanzig Minuten haben wir uns aufgeteilt, sind davon gerannt wie Verrückte, dabei sind wir nur VOR den Verrückten weggerannt. Und mit Verrückten meine ich unsere Fans. Fans, die sich in meine Lederjacke gekrallt haben und in mein Shirt.
DAVOR, bin ich weg gerannt.
So bald wie möglich am Auto, war die Vereinbarung.
Gabe und Mealla werden uns sowieso den Kopf abreißen.
"Ja... Hilfst du mir raus?"
Und wie sie ihren Kopf so schief legt, ohne es zu beabsichtigen, spüre ich diesen Drang in mir. Ich will nicht, dass das unser letztes Treffen war. Ich will Maeve wiedersehen, koste es was es wolle, und wenn ich mich nochmal in dieses Lager schlagen muss.
Ich grinse sie schelmisch an, zumindest versuche ich es. Hoffentlich sehe ich nicht aus wie ein Idiot. "Wenn ich alleine draußen rumstreune, dann erkennen sie mich sofort, Perücke hin oder her."
"Oh ... okay... Aber nur bis zum Ausgang, ich bin bei der Arbeit, Mace."
Ma-ce. Wie Wasser über eine Klinge, wie eine Klaviertaste.
Sie wirkt auf der einen Seite so sicher, stark, frech und dann platzt dieser Moment in meinen Kopf, als sie vorhin weggesprungen ist, ja fast schon geflüchtet und sich konzentriert über die Kiste gebeugt hat. Es hat sich angefühlt, als würde meine Berührung ihr einen Schock verpassen. Schüchtern oder mehr...
Sie ist schüchtern, auf ihre Art und sie ist frech, auf ihre Art.
Maeve Art.
"Darf ich bitten?" Gespannt hielt ich ihr meine Hand entgegen und verfolgte aufmerksam ihr Zögern. Wie ein Fisch mit der Angel, bewegt sich der Haken zu schnell, flieht er, bleibt er ruhige, beißt er an.
Und sie beißt an. Ihre Hand ist so zart und fein, wie ihre Wange. Ihre Wange...
MACE, Denken!
Wie kann ein Mädchen nur so viel Platz einfordern? Mein Kopf dröhnt nur so von ihr.
"Ähm, okay." Ähm. Ähm. Selbst das wirkt bei ihr... süß.
Einfach Maeve.
...
Maeve P.o.V.
Seine Hand ist weich. Ich spüre die unzähligen Furchen, Rillen, die Klavierspielerhände in meinen. Fast so, als wäre er der Anfang und ich das Ende der Sonate. So fließend wie Meer und Strand ineinander übergehen. So fühlt sich seine Hand an.
Es ist nur eine Hand, mehr nicht.
Mit einem Blick, einem Nicken, verständigen wir uns und traben los. Ich finde fast, ich schleiche neben ihm. Was ist das? Was hat Mace, dass mich so... locker, so befreit macht. Sein Lächeln? Seine Augen? Dieses ominöse Muttermal.
Vor der abgesperrten Tür werfe ich meine Hand in die Luft: Nur zu.
Sein Gesicht ist entschlossen, aber seine Haltung ist alles andere als entspannt. Die Schultern sind weit zurück, die Schritte hart, kontrolliert, nicht so tief und leicht wie vorhin, als er zu mir gekommen ist.
Klick, klick.
Hoffentlich sieht Rocky das nicht, oder Hazel, oder irgendwer von meinen Kollegen. Naja, Rocky würde es noch verstehen und Hazel auch...
"Vertrau mir.", wispere ich, als er uns zuerst aus der Türe lotst, direkt hinter eine Stange Pullover. Sinnlos, bei seiner Größe. Mit dem Rücken zur Welt, dem Gesicht zu mir, zur Wand mit Grinch-Pullovern, schluckt er und nickt, nachdem er lange genug meine Augen auf Vertrauen geprüft hat, so kommt es mir vor. "Wird schon gut gehen.", grinse ich belustigt über seine Panik.
Er ist irgendwie... niedlich.
Natürlich ist es selbst schuld, aber er hat dieses Welpen-etwas.
Am liebsten wollte ich meine Hand wieder aus seiner ziehen, mir gefiel das Gefühl nicht, meine Reaktion. Ich wollte ihn nicht abscannen und mustern, versuchen ihn einzuschätzen. Er ist nur ein junger Mann, der zufällig in mich gerannt ist. Mehr nicht, ich helfe ihm.
Der neonfarbene Stoff blitzt auf der anderen Seite auf, zwischen Sport und Schminke. Da passt Rocky hin. Fit wie ein Turnschuh, trainiert wie Cristiano Ronaldo und immer einen Labello für trockene Lippen in der Tasche.
Heimlich grinse ich, als ich sein Lächeln zu Ivanie erhasche. Die beiden sind wie ein altes Ehepaar und benehmen sich auch so.
"Maeve?"
Verlegen blinzle ich Mace an und schließe die Augen. Ich sollte mich wirklich beruhigen. Ich weiß nicht mal genau, was diese innere Aufregung ausgelöst hat oder woher sie plötzlich kam. Sie war einfach da und macht sich nun wie Efeu in meinem Kopf breit.
Es ist nicht jene Aufregung, die man vor Freude verspürt oder Nervosität oder Wut, es war irgendwas dazwischen. Sowie zwischen Fluss und Land das Ufer.
Ich räuspere mich rasch, um diese seltsame Situation zu überspielen. Seine Hand um meine, rein zur Tarnung, die ich nicht ganz verstand. "Ähm, sorry. Wart ihr hier unten?"
Nach wie vor stehen wir so abgeschirmt zum Rest, dass ich mich wie im Lager fühle. Mit seinen breiten Schultern und den Kleiderständern um uns grenzen wir uns ziemlich mustergültig vom übrigen Laden ab. "Ja." Ein trockenes Ja...
Eigentlich wollte ich es anzweifeln, es klang komisch, seine Stimme klang komisch, aber letztlich zuckte ich nur mit den Schultern und nickte gleichzeitig, das Widersprüchlichste seit langem. "Okay, dann schnell." Ich überlege einen Augenblick, bevor ich mit einem frechen Blick über die Schulter hinzufüge: "Kinderabteilung hätte glaube ich besser gepasst."
Über die Tatsache, dass diese Freundin ihn allen Ernstes mit einem Kleiderbügel attackiert hat, hatte ich bis jetzt noch nicht wirklich nachgedacht.
Wann auch?
Das hier war viel zu absurd und komisch. Fast schon lustig.
Sein belustigter Blick ruhte eine Sekunde, bevor ich ihn weiterzog, auf mir, senkte sich aber rasch mit seinem Kopf, als wir aus der Deckung verschwanden.
Seltsamer Junge, aber irgendwie süß.
"Er war doch vorhin noch hier."
"Ja, er ist definitiv hier rein."
"Er muss hier sein."
"Vielleicht sind die anderen auch hier."
Tausend Stimmen, so hört es sich an, dabei waren es nur viele helle, nervige Mädchenstimmen, die vermutlich irgendwelche armen Kerle verfolgten. Gott, mein Beileid!
Augenrollend legte ich einen Zahn zu, schlängelte uns durch die 'Hotspots' - Kleiderstangen oder Regale, die sehr beliebt waren und von Rocky, Ivanie und mir diesen Namen bekommen haben. Und da, endlich der Ausgang.
Vor mir stand der Junge mit diesen blauen Augen und einem Trump-Toupet, dass mich beim bloßen Anblick zum Schmunzeln bringt, und lächelt mich unsicher an. Unsicher? Nein, er war nur in Gedanken. Ich hatte meine Hand schneller aus seiner gezogen als man Apfelkuchen sagen könnte. "Überlebt.", grinse ich ironisch und will ihm mit einem Ciao ziehen lassen, doch das liegt wohl nicht in seinem Sinn.
"Was, wenn ich dich wiedersehen will?"
Die Worte platzen so unvermittelt und überraschend in meinen Verstand, dass ich ihn eine Weile perplex mustere. Mich? Wiedersehen? Er? Die Ladenluft streift meine auseinander gedrifteten Lippen dünn, bevor ich sie schließe. "Dann musst du dir wohl was einfallen lassen."
Glaubt er wirklich, er könnte mit seinem Hundeblick -und der Perücke- einfach meine Nummer haben? Oder was wollte er? Was bedeutete: Wieder sehen?
Maces Mundwinkel zuckten, womöglich hat er es sogar schon erwartet. "Was machst du morgen?"
"Morgen?" Ich wiederhole dieses Wort so, als wäre es zäher Kaugummi, den man sich um den Finger wickelt und noch nicht weiß, ob er schon ausgekaut ist oder nochmal gekaut werden kann. "Ja." Wieder so ein trockenes Ja, aber diesmal ein entschlossenes, ehrliches Ja.
Mein Plan für morgen steht, er ist simpel. Es ist Samstag und ich werde arbeiten gehen, wie heute Nachmittag. Ich werde mir Gekreische, Gelache, Gemecker anhören und über Dutzend Stoffe streichen. Das ist mein Plan, bis acht Uhr, vielleicht auch halb neun. Das hängt von Rocky und den Kunden ab. "Ich schätze ich stehe auf, trinke Kaffee und gehe in die Arbeit."
Sein Mund öffnet sich leicht, der grinsende Mund, als mein Name - mein Spitzname- ihn schonungslos abwürgt. "Queenie, kannst du, ich muss kurz weg?" Gene.
Ich ignoriere Mace fragenden Blick, nicke Gene zu und wende mich auch schon ab. "Mhm... Gandhi hat gesagt: Die Zukunft hängt von dem ab, was wir heute tun." Die Worte kommen einfach aus mir raus, ich denke nicht sonderlich viel darüber nach. Ich weiß nicht, warum ich sie sage, ich schätze, weil sie für diesen Moment ziemlich gut passen und ich Mace nicht wiedersehen werde.
Menschen reden sehr viel, vielleicht redet er auch sehr viel.
Das werde ich wohl nie erfahren.
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Hellou,
Ich probiere mich mal durch die Liste der Begrüßungswörter.🤭
Begrüßung und Abschied... Wie begrüßt ihr die Menschen und wie verabschiedet ihr euch? Hallo, Hey Hi und Ciao, Tschüss oder Bye?😁
XOXO
eure MAGGIE 🧡
PS. schaut gerne mal auf meinem Instagram-Profil vorbei: @sxmelittlestories 😊
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