28. Sie bedeutet mir viel
Maeve P.o.V.
Mit einem selbstzufriedenen Grinsen lege, am liebsten würde ich knallen, Mr. Cloudwell seine Schulaufgabe aufs Pult und verlasse zum ersten Mal in meiner Schulkarriere vor dem endgültigen Ende das Klassenzimmer.
Meine Dankesgebete gelten Maria durch und durch und natürlich Leanne, aber doch ein bisschen mehr Maria. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen gewesen, denn sie hat wohl einen Riecher dafür, welche Aufgaben Cloudy auswählen würde.
Dank ihr habe ich sogar seine 'Einser-Bremse' mit Bravour lösen können, weil wir zufällig den exakten Typus am Samstag geübt haben, die einzige Aufgabe, die wir drei auch tatsächlich mit Disziplin durchgerechnet haben.
Das ganze Gejammer in der Arbeit an Rocky und die Panik-Nachrichten an Mace, der mir ebenfalls Nachhilfe angeboten hat, beziehungsweise mich an Murph weitergeleitet hätte, haben sich nun ausgezahlt. Bei Mace oder Murphy hätte ich auf die eine oder andere Art vermutlich nichts zustande gebracht, also musste Maria herhalten.
Rocky hat mich nur schamlos ausgelacht, dass ich nach der Arbeit noch lernen muss: „Tja, Queen sein ist hart, ich persönlich 'ROCK' ja nach der Arbeit die Nachtclubs mit Steve."
Steve, sein persönlicher Bradley Cooper. Sowas wie Maria mit Keanu Reeves hat, hat Rocky mit Bradley Cooper. Wenn der Mann schwul wäre, wäre Rocky der allererste, der an seiner Haustür klingeln würde, davon bin ich felsenfest überzeugt.
Cloudys tödlicher Blick will mich erstechen, aber nicht heute. Nicht nachdem ich seine ekelhafte Schulaufgabe 'gerockt' habe.
Guter Dinge schlendere ich aus dem Raum und beginne gemächlich Richtung Mensa zu traben. Noch eine Stunde Geografie und zwei Stunden Sport, dann ist es für heute geschafft. Ich war schon lange nicht mehr mit so guter Laune nach einem Mathetest im Flur unterwegs, eigentlich noch nie.
Maria ist ungefähr vor zwanzig Minuten aus dem Zimmer marschiert, hat unseren Lehrer mit offenem Mund sitzen lassen, bevor er aufstehen konnte und war weg. Ich bin mir sicher, das wird eine Eins. Sie ist ein Genie und bleibt eines. Normalerweise würde ich mir wünschen, dass man mir diese Zeit schenkt, die sie nicht mehr braucht, aber heute... Heute ist ein guter Tag.
Leanne ist auch schon weg, vor zehn Minuten. Manchmal fühle ich mich neben den Beiden wie zurückgeblieben. Andererseits... Leanne versagt in Chemie und Maria in Geografie, ich schätze jeder hat seine Stärken.
„Sie bedeutet mir mehr, als gut ist." Pierce!
Ein bitteres Schluchzen ertönt, das ich unter Millionen erkannt hätte. Leanne! „Ich halte es einfach nicht mehr aus, verstehst du." Die zerknirschte Antwort kommt prompt. „Ich hätte das niemals erwartet, aber man kann sich wohl immer täuschen."
Meine Schuhe sind wie festgefroren, ich halte die Luft an. In zehn Minuten ist erst Mittagspause. Was macht Pierce hier? Und viel wichtiger, was ich passiert? Warum weint meine beste Freundin, wo zur Hölle ist Maria?
„Ich kann aber auch nichts sagen, weil... Sie ist so glücklich und ihr das zu ruinieren."
„Aber was er getan hat oder tut... Leanne! Shit..."
„Es tut mir so leid, ich hätte dir nichts sagen sollen."
„Nein schon gut, ist besser, dass ich es weiß. Ich werde nichts sagen, keine Angst."
Schweigen. Einen Augenblick spiele ich mit dem brennenden Gedanken dazuzustoßen, aber halte mich im letzten Moment zurück, als ein schniefendes Seufzen aus dem offenen Klassenzimmer dringt.
„Du magst Maeve...?"
Ein abwertendes Schnauben. „Lass gut sein. Sie ist eine Freundin und ich liebe sie über alles. Solange sie glücklich ist, bin ich das auch."
„Ich bin so ein Trampel und ein ekelhafter Mens..." Die Buchstaben versinken in bitterem Schluchzen gefolgt von Schniefen.
Mein Herz hat indes aufgehört zu schlagen. Pierce... Pierce mag mich? Wow... Okay...
Am liebsten würde ich mich in Luft auflösen oder wegrennen, aber sobald mein Herz wieder regelmäßig pumpt, meine Lungen die Luft wieder fein verarbeiten, entscheide ich mich für das Richtige, zumindest glaube ich, dass es das Richtige ist. Leannes Schluchzer zerreißen mich innerlich. Egal, ob Pierce nun bei ihr ist oder nicht, ich will bei ihr sein und ihr helfen, so wie sie für mich immer.
Also Schauspielkunst.
Bewusst laut tappe über den Boden und stürme regelrecht wie ein SWAT-Team ins Klassenzimmer. „Leanne... Was ist los? Was tut ihr hier? Ist was passiert?"
Der Schock steht den beiden durch und durch ins Gesicht geschrieben. Pierce Teint ist für ein paar Sekunden kreidebleich, der Kiefer auf Anschlag gespannt. Leannes Augen voller Tränen reißen sich weit auf, die Wangen rot vom salzigen Wasser und man müsste schon blind sein, um ihr Zittern zu übersehen.
„Hey, Anni. Sorry, dass ich so reinplatze. Was ist los?" Hätte ich nicht gelauscht, würde ich mir glatt selbst glauben. Die Sorge und Angst um sie ist nicht mal geschauspielert, sondern die pure Wahrheit, nur, dass ich Pierce ein bisschen ignoriere und nicht in die Augen sehen kann...
„Maeve..." Nicht Maevi. Während Pierce offensichtlich um Worte ringt, schlinge ich meine Arme um Leanne, da er seine zurückgezogen hat und sie nun nicht mehr wie er am Tisch lehnt.
Ihre zarten Ärmchen schlingen sich um mich. Und jetzt sehe ich Pierce in die Augen. „Meine Schwester... ihr Freund...er... hat sie... verarscht.", schluchzt sie stockend hervor und ich spüre wie der Stoff an meiner Schulter sich mit Tränen vollsaugt.
Pierce nickt zustimmend, aber er schweigt und seine Kiefer will sich nicht entspannen. „Schon gut, das... sie ist jung.", versuche ich und lasse es auch gleich wieder bleiben. Wenn ich es richtig verstehe, dann hat Leanne das mitbekommen und muss es jetzt ihrer Schwester erzählen.
Christine, nehme ich an... Mit gerade mal dreizehn einen Freund... eine Sache für sich, aber vielleicht ist das auch nur meine steife Ansicht. Ich habe Leanne nie über einen Freund reden hören, geschweige denn Lilly oder Amber, die Kleinen plappern sonst alles heraus.
Wieso hat sie mir das nicht gesagt?
Langsam löst sie sich von mir, wischt sich mit dem Ärmel grob über die Augen und wirft einen seltsamen Blick zu Pierce. „Geht schon wieder... Ich fühle mich nur schlecht deswegen."
„Glaub ich dir, aber mach dich deswegen nicht fertig. Chrissi ist stark, sie schafft das. Sei einfach ehrlich zu ihr, sie ist noch jung, Anni..."
Ich weiß nicht genau, was ich mit meinen Worten bezwecken will, denn mein Kopf kämpft gerade. Am liebsten würde ich etwas sagen, was ich gehört habe, aber dann müsste ich zugeben, was aufgeschnappt zu haben, was Pierce gesagt hat und das... das würde alles nur komplizierter machen.
„Was würdest du tun, es ihr sagen oder warten, dass meine Drohung fruchtet?" Allmählich beginnen auch meine Augen zu glänzen, Leanne so zu sehen, ihre gebrochene Stimme zu hören... Das ist jedes Mal aufs Neue eine Tortur für mein Herz.
Was ich machen würde?
Ich weiß nicht, was mir lieber gewesen wäre... Wenn Anni das gewusst hätte, von Ashton und es mir gesagt hätte oder als Ashton es mir selbst gebeichtet hat... Ich glaube das zweitere. Mich hat nichts bisher so verletzt, aber es wäre vermutlich schlimmer gewesen es von Anni zu erfahren...
Das Problem ist nur... Anni weiß und warten, zieht das Ganze nur in die Länge. Sie könnte es gleich beenden, Chrissi beschützen, aber ...
„Ich weiß nicht.", stammle ich atemlos
Die schlechteste Antwort aller Zeiten. Ich sollte es am besten Wissen. Nicht Pierce, nicht Leanne, nicht Maria wurden schon mal betrogen, sondern ich und ich sollte es besser wissen.
Es ist wie eine Weste, die man bekommt, eine hässliche Weste, die man am liebsten verbrennen wollte.
Meine Lungen fühlen sich an wie im Vollsprint. Nein, das ist nicht der Moment für die Panik, für meine Probleme, das habe ich hinter mir. Ich kann das kontrollieren.
Mühsam biege ich mir ein halbherziges Lächeln, angemessen für die Situation, ins Gesicht. „Setz ihm eine Frist. Sie ist deine Schwester... Sei einfach für sie da." Wirres Zeug, was ich rede, aber...
Die Klingel unterbricht sämtliche Gedanken, sodass ich zusammenzucke. Stimmt, Pause.
„Wie seid ihr eigentlich hier reingekommen und was machst du schon wieder so früh hier?", richte ich mich an Pierce, der immerhin genauso gut schauspielert wie ich.
Ob er ahnt, dass ich es gehört habe?
„Coole Lehrer."
„Ich hab es nicht ausgehalten und das Zimmer war offen, Pier kam entgegen."
Ein klassisches Aha-Nicken meinerseits folgt.
„Sollen wir zurück?" Pierce Augen sind mit einem Schatten überzogen, den ich nur zu gut kenne. Noch ein Nicken, von mir und von Leanne.
„Geht's?", murmle ich Leanne zu, bevor wir mit dem Strom in die Mensa gedrängt werden und jegliche Chance zum Rückzug vorbei ist. „Hmm, geht schon." Sie weicht mir aus. „Okay."
Wir folgen Pierce rasch, als wären wir nie zwei Meter hinter ihm stehen geblieben. „Was hast du eigentlich alles gehört?" Ihre Stimme unterbricht meinen Fokus, der auf Maria liegt.
„Ich?"
Wer sonst?
„Ja."
Bloß kein Ähm. Ich hole tief Luft. „Nur dein Schluchzen und, dass du dich als Trampel siehst... ist sonst alles okay, oder?"
Leanne nickt zaghaft, mustert mich immer noch kritisch. „Nein, also ja. Sonst alles gut. Ich dachte nur... egal. Ähm, war sonst noch jemand da?"
„Nein, nur ich... wie war Mathe?", lenke ich rasch ab. Hoffentlich geht diese ekelhafte Spannung schnellstens wieder weg, aber mein Gefühl ist nicht unbedingt zuversichtlich.
***
Mace P.o.V.
„Late Late Show?"
"Mit James Corden?"
"Echt jetzt?"
"Oh, ja bitte!"
Während meine Jungs sich freuen wie kleine Kinder, die Knallerbsen auf den Boden werfen dürfen, hat sich meine Freude sofort wieder gezügelt.
Je länger ich mit Maeve zusammen bin, desto schlimmer wird es hier. Ich kann nicht einfach zu ihr sagen, ich fliege mit der Band nach Amerika, ein paar Shows abklappern und all das, sondern ich muss mir wieder etwas überlegen, muss lügen oder die Wahrheit abändern.
Ich liebe die Late Late Show, oder Carpool Caraoke, was auch immer, James Corden ist ein Genie.
Oder Ellen.
Alles wahnsinnig spannende Menschen, die ich schon getroffen habe vor einem Jahr, aber damals war es einfach. Es war simpel. Ich musste niemanden etwas vorspielen.
Und ich bin selbst schuld.
Oh Gott. Was bin ich für ein Mensch?
„MACE!" Ich zucke zusammen, als Gabe so dicht vor mir steht. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie er hergekommen war. Er stand eben noch am Waschbecken. „Wo ist die Begeisterung? Letztes Jahr hast du dich nicht mehr einbekommen. Sag mir nicht, dass es wegen deiner Kleinen ist."
Ich schweige, das ist ihm Antwort genug.
Mit einem kläglichen Stöhnen entfernt er sich und stützt sich genervt an der Kante der Arbeitsfläche ab. „Ich fass es nicht. Wie lange seid ihr jetzt zusammen?"
Wieder schweigen und ein Schulterzucken. Egal was ich sage, auch wenn es nur eine banale Antwort ist, meine Stimme macht Gabe in diesem Augenblick schlichtweg wütend. Zu Recht, wenn man es aus seiner Position betrachtet, habe ich der letzten Zeit ziemlich oft meinen Kopf in den Wolken gehabt, dauernd getextet oder telefoniert, ich habe mich am schnellsten aus dem Staub gemacht, oder wir sind wegen mir und Maeve zu spät ins Studio gekommen.
Und sobald es um mehr geht, als nur das Album aufnehmen, Auftritte oder Marketing, bin ich der erste, der zögert.
Kein Wunder, dass ihn das aufregt.
Also schenke ich Isaac einen dankbaren Blick als er nüchtern „Zwei Monate" heraus plärrt.
Gabe nickt langsam mit dem Kopf und sieht mich direkt an. „Zwei Monate... und du glaubst, dass ist die ganz große Liebe?"
Ich nicke halbherzig. Es klingt selbst für mich zu kitschig, außerdem meint er es sowieso ironisch.
Er lacht. Oh je... „Hör mir mal zu. Wir machen jetzt einen Deal." Er ist ruhig und das macht mir Angst, obwohl... nicht nur mir, die anderen sind ebenfalls gewissermaßen in Deckung gegangen oder zumindest eine lockere Haltung, die nicht angreifend wirkt. „Solange du Maeve nichts von dem hier gesagt hast, gibt es ab sofort Regeln. Regel Eins, kein schnelles Flüchten mehr, Regel Zwei, wir fliegen in zwei Wochen nach Amerika und du weigerst dich nicht ein einziges Mal und drittens, wenn ich dich hier nochmal mit Handy am Ohr erwische, außerhalb der Pause, dann raste ich aus."
Die Art und Weise, wie ruhig und entspannt er wirkt, während er das alles herunter gerattert hat, ist es, die mir einen Schauer über den Rücken jagt. Ich rutsche ein bisschen tiefer in den Sessel.
„Das ist keine Diskussion, du brauchst nicht nicken und ich bin mir sicher, die anderen Vier sind meiner Meinung, auch wenn es bei ihnen aus anderen Gründen der Zustimmung ist." Gabe klatscht mit einem lockeren Lächeln, als wäre all das gerade nicht passiert, in die Hände. „Super, dann freut euch mal, James tut es und Elle auch. Ich will strahlende Gesichter sehen."
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Hello,
wer mag Gabe nicht?😂
XOXO Maggie 🧡
Ps. Schaut doch mal bei mir auf Instagram vorbei💘: @sxmelittlestories (wie hier auf Wattpad)
Ihr findet dort alles rund um Bücher, von Wattpad und aus demBuchladen; Updates meiner Bücher/Storys und Rezensionen. Vielleicht habe ichauch mal einen Anflug zum Quasseln über meinen geliebten John Green, GaleForman oder der traumhaften Lauren Oliver.
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