13. Tonio
Mace P.o.V.
Auffallen.
Auf welche Art und Weise? Wie stark und weshalb?
Vor Maeve hatte ich diese Gedanken auch schon: Was tun, wenn ich nicht in der Öffentlichkeit auffallen oder erkannt werden möchte? Dem Ganzen habe ich schon immer ein fettes Fragezeichen aufgedrückt, weil es immer irgendwen gibt, der dich kennt.
Es ist nicht schwer. Unsere Gesichter zieren regelmäßig die Klatschmagazine, Cover und im Internet... da fange ich gar nicht erst an. Nur ein Mensch muss einen von uns erkennen, es posten und keine fünf Minuten später finden wir uns zum Beispiel in Covent Garden auf der Flucht wieder.
Vielleicht rennt einer von uns eine Verkäuferin mit glühend-kupferrotem Haar um und verliebt sich bald darauf in sie, weil er sich mit ihr treffen musste...
Genau, so ist das.
Aber jetzt, mit Maeve, hat dieses 'Nicht-Auffallen'-Ding eine neue Seite bekommen. Es ist nicht mehr zum Schulterzucken und Fluchen, falls doch einer dein Gesicht einordnen kann oder ein Mädchen deinen Namen kreischt. Zum einen steht jetzt eine Frau neben mir, die ich um keinen Preis der Welt aus der Hand geben will - egal wie lächerlich das für manch einen klingen mag, weil ich noch nicht lange kenne oder jung bin -, zum anderen bringe ich uns beide damit in Schwierigkeiten: Sie, weil sie damit automatisch ein Presseobjekt wird und mich, weil ich sie verlieren würde.
Im Grunde heißt das einfach, gar nicht auffallen. Nicht mal im Geringsten, nicht mal auf dem Eis hinfallen und hoffen, dass die verblendeten Pärchen dich in ihrem Liebesrausch nicht erkennen.
Tja...
„Popcorn?"
Ihre Stimme ist wie ein Bett. Man kann Stunden damit verbringen und einem ist wohlig warm. Deswegen kann ich auch nicht anders als zu Lächeln. Sie könnte mich fragen, ob ich einen Einhornpullover will, so einen wie Murph, und ich würde bereitwillig Ja schreien.
Sie sieht mich immer noch mit belustigten Augen an, da ich mich weigere meine Mütze abzunehmen, oder mich aus dem Schal auszuschälen. Ich sähe aus wie ein Räuber mit Stil, so ihre Worte.
Also nicke ich und will schon voran, doch sie hält mich entschlossen zurück. „Du bleibst jetzt hier. Ich zahle."
Das Thema... Maeve ist wirklich... ja süß. Es wäre beinahe eskaliert, als ich verkündet habe, dass ich die Tickets zahle und jetzt... Ich glaube, ich habe keine Wahl und muss schlichtweg nicken, es akzeptieren.
„Okay."
„Nimm endlich deine Mütze ab.", grinst sie noch mit einem Zwinkern, bevor sie sich hinter eine blonde Frau stellt, die mindestens einen Kopf größer als Maeve ist. „Oh, Mace?"
Sofort reiße ich meine Augen von dem riesigen 'Pets'-Aufsteller los und lächle zu ihr. Sie winkt mich zu sich, also... stelle ich mich nervös und vielleicht auch paranoid guckend neben sie. „Was magst du für eins?"
Eine essentielle Frage, wenn man bedenkt... „Süß."
„Richtige Antwort." Sie schmunzelt verschmitzt und ich kneife die Augen zusammen. „Halt, es hätte auch falsch sein können?" Maeves Lippen ziehen eine unschuldige Schnute, dazu große Augen. „Vielleicht."
Jeder wäre ein Idiot, der sie jetzt nicht küsst und ausnahmsweise bin ich in diesem Augenblick keiner. „Murph ist versessen auf salziges Popcorn.", raune ich ihr ins Ohr.
Diesmal zieht sie eine Augenbraue nach oben. „Komischer Mensch."
Amüsiert schüttle ich meinen Kopf. Meine Hände waren bis eben in den Manteltaschen vergraben, bis eben. Ich zögere nicht lange, sondern greife nach Maeves.
Die Blondine ist dabei ihren randvollen Pappeimer zu greifen, als mich die Augen von dem Kino-Mensch treffen.
Kino-Mensch, nicht die netteste Bezeichnung, aber Grace und ich waren damals in zusammen in einem französischen Kino und haben zwei junge Frauen über die Service-Mitarbeiter als Kino-Menschen quatschen hören.
Das Grübeln schreit einen förmlich an und ein ungutes Gefühl macht sich in meinem Bauch breit, während er sich versucht auf Maeves Worte und Bestellung zu konzentrieren. „Kennen wir uns...?"
Ich schlucke, linse zu Maeve. „Nicht das ich wüsste.", nuschle ich in meinen Schal. Oh scheiß... Verdammt.
Mein Herz schaltet zwei Gänge höher, meine Lungen pumpen ein wenig mehr Sauerstoff als nötig. Ich sollte mich beruhigen, huh.
„Allerweltsgesicht, passiert öfters...", füge ich mit kontrollierter Stimme hinzu und ziehe Maeve sanft mit. „Sorry, viel Spaß." Ich nicke ihm flüchtig zu.
„Alles okay? Du wirkst... nervös?"
Sie sieht das? Nein, falsch, sie spürt das. Maeve ist ein Gefühlsmensch, intuitiv.
„Du machst mich nervös."
„Ich weiß nicht wie lange ich deinen Kitsch ertrage, teil dir das gut ein.", lacht sie und bleibt dann urplötzlich vor dem Saal stehen. „Wartest du kurz, ich muss noch kurz aufs Fr- Toilette."
Fragend blickend nehme ich das Popcorn, nicht ohne mir eins zu stibitzen. Was wollte sie zuvor sagen? „Frag nicht." Mit einem verschwörerischen Lächeln verschwindet sie.
Derweil lehne ich mich an die Wand und wünschte mir jene Sonnenbrille von Murphy. Der Wunsch wird stärker, als Tonio - so stand es auf dem Namenschild - gefährlich nah und misstrauisch an mir vorbei huscht. Als er schließlich stoppt und mit einem schwankenden Zeigefinger auf mich zusteuert, spiele ich mit dem Gedanken das Popcorn weit weg von mir auf den Boden zu werfen, Ablenkung und so.
„Ich kenn dich. Du bist... Mace, Mace Mates, oder?" Oh toll!
"Ich? Nein, du verwechselst mich."
„Nein, bestimmt nicht. Meine Freundin ist verrückt nach dir, ich kenn das Gesicht fast besser als ihres."
Kurz vor mir bleibt er stehen und nickt immer wieder, bis ich einknicke. Es hilft nichts. „Okay, ja. Bitte, ich geb dir ein Autogramm für sie oder sonst was du willst, aber bitte sei leise und mach keinen Aufstand oder sowas, bitte." Streng genommen ist das wirklich armselig von mir, aber ich spüre die Panik heimtückisch unter meiner Hirnrinde hinauf ins Bewusstsein robben. Da macht man blöde Dinge.
Vielleicht hätte ich ihm sogar zehntausend Euro gegeben, aber Tonio lacht nur mit einem Kopfschütteln, als wären meine Worte so absurd wie ein lebendiger Tyrannosaurus Rex.
„Alter, keine Panik. Ich verrat dich nicht. Ich kann mir vorstellen, wie nervig das ist, wenn man immer belagert wird, sobald man aus der Tür tritt." Der junge Mann, kaum älter als ich, vielleicht sogar gleich alt, mustert mich intensiv. „W-Was?", stammle ich ungläubig. Wahrscheinlich sehe ich aus wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal das Meer sieht, nur mit weniger Freude, mehr Panik - unbegründete Panik.
Seine Augen strahlen pure Belustigung aus. „Beruhig dich mal."
„Aber... Ich mein...-" Er legt mir eine Hand auf die Schulter. „Nichts aber... Ich bin kein Arschloch.... Aber dein Angebot für ein Autogramm... Würdest du mir den Gefallen tun? Wenn nicht ist es auch okay."
„Was nein, natürlich. Klar. Was soll ich unterschreiben?"
„Komm kurz mit."
Sein Grinsen erinnert mich stark an Murphys. Vielleicht ist er mir deswegen sympathisch... und weil er mich nicht ausliefert - hoffe ich zumindest, ich vertraue ihm. Eine andere Wahl habe ich auch nicht.
Ich folge ihm zum Verkaufstresen, dort wo ich eben noch mein angebliches Allerweltsgesicht vorgeschoben habe. Brav warte ich davor und beobachte ihn beim herumkramen. „Wie lange seid ihr schon zusammen, wenn ich fragen darf?"
„Montag."
„Montag?" Seine braunen Augen starren mich groß und ungläubig an. Er hat noch nicht gefunden was er sucht, aber sich die Mühe gemacht zu mir aufzusehen. „Also, dass soll nicht fies klingen oder so, aber wer ist sie, ich meine Faye hat nie was von einer erzählt, also..." Er seufzt vor Stammelei und Gestotter, dass ich unwillkürlich grinsen muss.
Sollte ich? Es ist schwer zu sagen, wem man vertrauen kann, aber im Grunde ist es jetzt auch schon zu spät. „Niemand berühmtes, sie ist..." Was ist Maeve... „Sie der Star in ihrer eigenen Welt, schätze ich."
In diesem Moment merke ich selbst, wie schnulzig das klingt und wie schwer ich getroffen bin.
Er lächelt leicht. „Kann sie damit umgehen? Ihr müsst euch verstecken, ist nicht einfach."
Mit einem Windstoß, beziehungsweise dieser Frage, ist meine Kehle staubtrocken und ich muss trotzdem schlucken. Es fühlt sich an, als zwänge man mich Salzsäure zu schlucken.
Betreten starre ich auf den braunen Tresen. „Sorry, ich wollte dir nicht zu nahetreten, geht mich nichts an."
Allmählich schüttle ich meinen Kopf. „Nein... Ich... Sie ähm... weiß das nicht." Ich schließe die Augen und atme. „Wie lange seid ihr beide schon zusammen?"
Vielleicht bin ich schlichtweg dämlich, aber Tonio wirkt nicht wie ein Geier, der mich über Maeve aushorchen will, um der Presse alles brühwarm zu stecken, oder seiner Freundin.
„Vier Jahre. Wir haben uns in der Schule kennengelernt..." Er lächelt nostalgisch, als würde er jenen besonderen Moment wie einen alten Film in seinem Kopf abspielen lassen. „Ich sags dir... ich weiß bis heute nicht wie ich dieses Glück verdient habe, aber die Frau ist Wow, verstehst du?"
„Mace. Da bist du!"
Schwung, frische... Ihre Stimme ist voll damit und mit Freude.
Mit den Augen auf Maeve, den Ellenbogen auf den Tresen und breiter lächelnd als der Durchmesser der Erde, nicke ich. „Ja, ich denke schon."
„Hey, Sorry, Leanne hat angerufen. Kennt ihr euch jetzt doch? Was hab ich verpasst?" Sie lacht liebevoll und ihre zarten Finger ergreifen ganz selbstverständlich die meinen.
„Ja, wir haben uns Mal im Urlaub getroffen, in Frankreich. Wie klein die Welt ist. Ähm... ich wollte deinem Freund gerade zwei Freitickets geben, fürs nächste Mal."
„Oh, wow... Das ist ein Zufall..." Ihre Augen funkeln mich bewundert an... Ja, in der Tat, was für ein Zufall. Gott, bin ich ein Idiot. „Ich bin Maeve." Sie reicht ihm die freie Hand und ich sehe das Klick in seinen Augen. Maeve hat ihn überzeugt.
Ich weiß nicht, ob das einmalig ist, aber ich will das nicht glauben. Maeve ist ein Mensch... Voller Wärme und diese Wärme hat Tonio soeben in nicht mal einer Minute bemerkt.
„Tonio. Wartet kurz."
Dann rauscht er an uns vorbei, vor zum Schalter, flüstert seinem Kollegen etwas zu, der unbeeindruckt nicht und ihm etwas in die Hand drückt.
„Mace?"
„Was?"
„Du bist blass."
„Ich?"
„Nein, der Mace neben dir. Ja, du... Hey, bist du okay" Sie lächelt und fährt mit der Hand über meine Wange. „Du glühst ja, zieh endlich den Schal und Mütze aus." Ohne auf meinen zu-erwartenden Widerstand zu warten, pflückt sie mir die Stücke vom Kopf, Hals. „Muss ich dich küssen, damit du wieder normal wirst?"
„Vielleicht.", bringe ich gerade so hervor. Ich kann nicht denken. Wirklich nicht.
Ich... Mir fehlen sämtliche Worte, als hätte jemand alles ausradiert. Aber hey, immerhin kann ich noch flirten.
Und dann kommt Maeve... und drückt den Restartknopf. „Besser?" Ihr Atem streifte über meine Lippen. „Nein, ich glaube ich brauch noch einen."
„Jetzt?"
„Schwer, aber es geht."
Sie kräuselt unbewusst ihre Nase. Ein Traum...
„Hier. Viel Spaß bei..."
„Men in Black." Wieder springt Maeve ein.
„Genau... Wir sehen uns." Tonio reicht ihr die Tickets, ich kann zwar reden, aber bin immer noch unfähig für Bewegungen, außer Küsse.
„Ciao, war nett dich kennenzulernen."
Ich nicke ihm zu, während Maeve wie immer das Ruder übernimmt, mich mitzieht, als wäre das in unserer Beziehungsgrundlage eingraviert.
Tonio... Ich werde morgen definitiv hierherkommen.
______________________________________
Hellouuu💘
→ Tonio.... Was haltet ihr von ihm? Eure Theorien, warum er auftaucht? Einmal oder wird er nochmal erscheinen?🤔
→ Was sagt ihr zu Mace Reaktion 😱?
→ Eure Schätzungen, wird Mace es ihr sagen? Wenn ja, wann? Wie lange gibt ihr den beiden?
Ich freue mich auf eure Tipps, bin gespannt😎😂 (wie ein Flitzebogen, hehehe).
Voten nicht vergessen😋⭐
XOXO
eure Maggie 🧡
Ps. 1) Falls das noch jemand liest: Was haltet ihr von dem Titel:
Die Sterne Londons
(für dieses Buch; Die Message hinterm Titel kommt später: Also das wäre nur mal so rein Interesse halber, ob euch der Titel ansprechen würde. DANKEEEE💞👄)
2) Folgt mir auf Instagram 🤭 (sorry für die Werbung): somelittlestories16
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top