11. Die Jungs

Mace P.o.V.

„Wer zur Hölle ist das schon wieder?!"

Gabes sonnenverwöhnte Haut nimmt im Gesicht einen Krebsroten Ton als, wie eine allergische Reaktion - rein theoretisch reagiert Gabe auch auf unsere Eskapaden, wenn er davon aus der Presse erfahren muss.

Meine Knochen zittern heimlich, obwohl ich die Szene mit einem amüsierten Ausdruck beobachte.

Als ich um Acht aufgestanden bin, hätte ich nicht erwartet, dass ich eine Stunde später gleich miterleben darf, was passieren könnte, wenn Gabe das mit Maeve erfährt.

Im Augenblick steht jedoch Murph im Mittelpunkt, weil er sich mit irgendeinem Instagram-Model getroffen hat. Laut eigenen Aussagen hatte er sie 'sympathisch und nett' gefunden... Mit anderen Worten, er war untervögelt und hat nicht aufgepasst wer im folgen könnte.

Ein süffisantes Grinsen auf seinen Lippen und die Augen voller 'Ist-mir-doch-einerlei' blickt er zu Gabe, der ihm die neuste Ausgabe 'The Sun' auf den Tisch knallt. „Du weißt, dass das Scheiß-Presse ist."

Oh ja, Gabe spricht unsere Sprache und deswegen lieben wir ihn. Er ist zwar Fünfunddreißig, aber versteht uns, egal was wir tun oder wie er im ersten Moment reagiert. „Reg dich ab. Das war einmalig."

„Meinst du das macht es besser?" Seine ironische Stimme unterdrückt nur begrenzt die Gereiztheit. Erschöpft lässt er sich in den Sessel fallen, ich beobachte ihn dabei genau. Wie immer fiebert seine rechte Hand unruhig, das linke Auge zuckt gelegentlich und er presst nach jedem Satz die Lippen aufeinander, um die nächsten Worte mit mehr Bedacht zu wählen.

Murph hingegen scheint das Ganze wirklich egal zu sein, war es schon immer und das weiß Gabe, heißt allerdings nicht, dass er es nicht immer wieder versucht.

Unser Manager fährt sich übers Gesicht und ich bin mir sicher, er wünscht sich in diesem Augenblick, dass er noch länger in Spanien hätte bleiben können und sich lieber von der Sonne, als von Murphs Drama, verbrennen zu lassen.

Womöglich wünscht er sich auch, dass Mealla mit ihm zurückgekommen wäre und nicht noch zwei Wochen dort herumtänzelt. „Murphy, ich sag dir das jetzt nochmal: Wenn du eine zum Vögeln brauchst, dann lass dich dabei nicht fotografieren oder bestell sie zu dir. Wenn es was Ernstes ist, dann kommst du vorher zu mir und sagst mir das."

„Sollen wir gleich zu dir, wenn wir das erste Date hatten oder wie?" Er kennt die Antwort.

„Wäre nett, ja."

Es ist nicht das erste Mal, dass wir diese Art Diskussion beziehungsweise Problem haben, das passiert ständig.

Murphy provoziert es meistens, Mika hat eine feste Freundin in den USA, Max..., ja das Max, er macht die Dinge heimlich, genauso wie Isaac.

Und ich? Ich bin mal wieder das Lieblingsobjekt der Klatschspalten. Egal mit welchem weiblichen Wesen ich vor die Tür trete, wenn es auch nur für ein Duett ist, das wir aufnehmen, am nächsten Tag sieht man mein Gesicht auf der Titelseite.

„Du kannst nichts dagegen tun."

„Das ist nicht der Punkt."

Was dann? Das frage ich mich jedes Mal.

„Doch, das ist er."

Gabe erwidert Murphys Kampfansage allmählich und funkelt mindestens so angriffslustig zurück wie ein Löwe seine Beute. „Du willst wissen warum? Okay, dann zum hundertsten Mal. Es geht in erster Linie um die Dame eurer Wahl. Ich habe keine Lust, dass hier interne Geheimnisse die Runde machen oder man euch falsch darstellt. Klar? Schon mal was von Background-Check gehört?"

„Oh Gott, Gabe, wirklich? Wenn ich einmal mit ihr in die Kiste steige, dann hast du nicht zu befürchten, dass sie erzählt, wie scheiße ich bin – was sowieso nicht stimmt – oder, dass ich ihr irgendwelche Release-Daten ins Ohr stöhne."

Wir erreichen den Punkt, an dem Mika, Max, Saac und ich uns jenen Blick schenken: Sollen wir eingreifen oder lassen wird das laufen.

Noch eine Runde.

„Wie oft haben wir darüber schon gesprochen? Und du kapierst das immer noch nicht!"

„Es gibt nichts zu kapieren!" Murphy ist der Impulsivste von uns. „Nur weil er eine feste Freundin hat und die anderen drei nichts auf die Kette kriegen oder es zumindest geheim halten, heißt das nicht, dass ich immer Scheiße baue."

„Wer hat denn jetzt davon was gesagt! Es geht um diese verdammte Schlagzeile, dass du 'Die nächste am Haken' hast."

„Vielleicht sollten wir uns alle mal beruhigen?"

Die beiden starren Max an, als hätte er drei Augen, aber ich glaube Murph kapiert allmählich, dass es nicht mehr lange dauert und Gabe wird nachhaken, was er mit geheim halten gemeint hat, wenn er nicht aufhört.

Ich vergrabe mich ein bisschen tiefer im Sessel, vielleicht dramatisiere ich auch alles nur.

Andererseits... so lange haben die zwei sich schon lange nicht mehr gezofft. „Gabe, das war nicht das letzte Mal, dass sie mich dabei erwischen werden, das wissen wir alle. Und ich weiß nicht, wie oft ich dir das noch sagen soll, ich erzähle den 'Damen' nichts wichtiges."

Er seufzt, massiert sich die Schläfen und blickt einmal in die Runde, ehe er an mir hängen bleibt.

„Okay... Ich wollte eigentlich nur um ein bisschen Diskretion bitten. Setz dir eine Kapuze auf, oder eine Perücke..." Oh, bitte nicht! „Obwohl, Mace vielleicht lieber eine große Mütze, die Haare sind zu voll."

Beinahe hätte ich laut ausgeatmet vor purer Erleichterung, doch im letzten Moment schaffe ich es mich am Riemen zu reißen und nur verschmitzt – ich bete inständig, es wirkt so – zu grinsen.

„Schon klar."

Gabe zögert noch eine Weile, ehe er aufsteht und zur Tür schreitet. „Eins noch, wenn ihr das nächste Mal nach Covent Garden geht, dann um Himmels Willen, verkleidet euch oder sagt bei den Geschäften vorher Bescheid, oder MIR."

Damit verschwindet er und überlässt uns den restlichen zwanzig Minuten, bevor die restliche Crew eintrifft.

Die Jungs brechen in schallendes Gelächter aus, während ich allerhöchstens ein zähes Lächeln zu Stande bringe. Ich weiß nicht, wovor ich Angst habe, Gabe kann mich schließlich nicht zwingen, mit Maeve die Dinge zu beenden, aber kann sie schlecht reden oder...

„Mace? Was ist los?"

Erschrocken blinzle ich Mika an, der im Hängesessel herumschwingt. Die Aufmerksamkeit liegt nicht mehr auf der Erinnerung an jenen Freitag, als wir in einem Mac-Shop entdeckt wurden und uns aufgeteilt haben, sondern auf mir. „Meint ihr er weiß das mit Maeve, er hat mich so angesehen?"

„Quatsch, woher denn? Und selbst wenn, was will er tun?"

„Ich weiß nicht, Murph. Aber sie ist nicht jemand wie deine Britt oder wie auch immer sie heißen."

Er zuckt mit den Schultern, nicht, weil es ihm egal ist, sondern vermutlich, weil er genauso wenig Ahnung hat wie ich.

„Hast du gerade Angst vor Gabe oder um Maeve?"

Gute Frage. Tatsache ist, sie nehmen uns in der Presse auseinander, aber genauso gerne unsere 'Co-Stars', sei es Britt oder vor einem Jahr Mikas Peyton. Dazu kommen noch unsere Fans. Natürlich gibt es die, die sich freuen, aber es gibt auch andere.

Es war das, was mich ängstigte, als ich auf der Eislaufbahn gefallen bin., wenn ich erkannt worden wäre. Peyton hatte unzählige Hassnachrichten bekommen, Drohungen... Ich hatte Angst um Maeve, nicht um die Schlagzeilen oder PR.

„Gabe kann dir nichts, außer dich Anschreien und sie überprüfen, aber wenn sie so ist, wie du sagst, dann wird nichts bei rauskommen." Isaacs erste Worte heute, nach einem griesgrämigen 'Morgen' in der Küche – er ist kein Morgenmensch.

Plötzlich sind meine Schuhe tausend Mal interessanter als die Augen meiner Freunde. „Red mit ihm."

„Was soll ich ihm sagen? Hey, ich hab am Freitag ein Mädchen kennengelernt und mich verliebt?"

Mit einem Schlag halte ich inne und schlucke.

Ich brauche nicht aufsehen, um zu wissen, dass die Vier mich angrinsen wie Idioten, dabei bin ich der Idiot. Es ist eine Sache, in Gedanken zu sagen, ich hätte mich verliebt, aber die Dinge auszusprechen, machen sie real, unwiderruflich und bringen neben einer gewissen Freude auch Sorgen mit, Zweifel.

„Aww, unser kleiner wird erwachsen!"

Wer sonst, außer Murphy...

„Klappe! ... Ich meine nicht wirklich verliebt, also naja, es..." Ich seufze. „Ich bin auf dem besten Weg dahin.", raune ich und fahre über mein Gesicht. Scheiße...

Scheiße, weil ich jetzt weiß, dass ich Maeve nicht mehr verlieren will, obwohl... das wusste ich auch schon vorher, beziehungsweise ich hatte so ein drängelndes Gefühl

Und Scheiße, weil es jetzt kein Zurück gibt. Weil ich mich jetzt damit auseinandersetzen muss, ob ich ihr die Wahrheit sage oder weiterspiele.

Am liebsten wäre ich jetzt bei ihr, mit Maeve sind die Dinge leichter, wie im Weltall, schwerelos. „Wie soll das mit euch eigentlich weiter gehen?"

Widerwillig muss ich auflachen, es ist zu ironisch. Ich kenne Maeves Mutter nicht, aber kann mir vorstellen, dass sie Maeve dasselbe fragen wird, wenn sie es ihr erzählt.

„Keine Ahnung?"

Hilflos mustere ich Maxime. „Falsche Frage; Wie lange willst du ihr weiterhin nichts davon sagen?"

„Keine Ahnung!"

„Sorry... Ich glaube, ich spreche für uns alle... aber du kannst das nicht ewig." Schon klar, der kalküle Maximus.

„Hatte ich auch nicht vor... Es ist nur verdammt scheiße. Ich bin nicht wie Murph oder du. Und eine wie Peyton will ich nicht, nichts persönliches, Mika."

Ich lege den Kopf in den Nacken. Wann hat sich das Gespräch von Murphs One-Night-Stand-Schlagzeile in einen Tiefgang zur Maeves und meiner Beziehung entwickelt... Also, insofern das natürlich eine Beziehung ist, aber ich meine...

Ein Fingerschnippen reißt mich aus meinen Tageträumen. „Wir wollen dir das nicht ausreden, aber dir muss klar sein, dass dich früher oder später zumindest jemand von ihren Freunden erkennt oder ihre Geschwister, was weiß ich. Sie muss nur dein Foto in der Zeitung sehen."

„Müssen wir das wirklich jetzt besprechen?"

„Wann sonst, du weichst uns seit Sonntagmorgen aus und hattest gestern ein Dauergrinsen. Je länger du wartest, dich damit auseinander zu setzen, desto komplizierter wird's." Der sachliche Max, immer rational und bedächtig, geht die Dinge mit Vernunft und Mathematik durch. Manchmal verfluche ich ihn dafür, wie jetzt.

„Das kann man nicht in zehn Minuten sagen.", versuche ich weiter und merke selbst, wie albern ich mich eigentlich benehme.

Ich weiß, dass sie recht haben. Ich weiß, dass sie darüber gesprochen haben und, dass ich es nicht mehr vernünftig, subjektiv, sehen kann, aber ich will im Augenblick nicht. Ich will das einfach noch ein Weilchen genießen. Ein bisschen Sorglosigkeit über die schimmligen Wände pinseln, obwohl der Geruch unweigerlich in der Luft liegt.

Maxime legt mir eine Hand auf die Schulter und sieht mich eindringlich an. Oh bitte! Lass das! Ich bin keine fünf mehr und habe meine Katze verloren.

„Es geht hier nicht nur um dich, das weißt du... Wenn sie dir was bedeutet, dann überlegst du dir bald was."

Wow! Ich bin beeindruckt von dieser einen Stunde. Zuerst bekommt Murph eins von Gabe auf den Deckel und jetzt versuchen meine Freunde mich zu belehren, dass ich ein gefährliches Spiel betreibe. Ein Spiel, dass noch nicht mal richtig begonnen hat und auch kein verdammtes Spiel sein soll, sondern blanker Ernst.

Ich sage nichts.

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HeyHo😲

Geschockt? 

Versteht ihr Mace? Glaubt ihr die Presse bekommt was raus oder Gabe weiß es?

XOXO

eure Maggie 🧡

PS. Schaut gerne bei LATE vorbei ('neues' Buch auf meinem Acc.)

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