#3 8

Better watch yourself - Deep Six - Marilyn Manson

Kaum war er da, fing alles wieder von vorne an. Die Menschen traten beiseite, und ich verstand nicht, wieso er so respektiert wurde. Wenn sie bloß wüssten...
Er war unheimlich wütend, was wahrscheinlich der Grund war, dass ihm alle aus dem Weg gingen. Ich würde niemals vor ihm zurückschrecken, egal wie sein Laune war. Allerdings war ich nicht besonders scharf darauf, ihm in die Quere zu kommen, wenn er so gelaunt war. Eigentlich wollte ich garnicht mit ihm reden, egal wie er drauf war.
Ich verstand ihn einfach nicht. Er verwirrte mich. Und dann sagten alle immer, dass Mädchen kompliziert waren. Männer.
Zwar konnte ich ihn gerade nicht ausstehen, wusste aber, dass ich ohne ihn noch schlechter drauf war. Doch zu viel des Friedens war auch nicht gut, wie man sah.

Ich stand an meinem Spind. Mona war nicht in der Schule, weshalb ich ganz alleine da war. Es war verständlich, dass sie etwas Zeit brauchte, um sich zu erholen, aber ich fühlte mich ebenfalls beschissen und wollte hier nicht von ihr im Stich gelassen werden. Doch ich tat so, als würde ich sie verstehen, obwohl ich sauer auf sie war.
Ich sortierte meine Blätter in meinen Ordner und las einige Zeilen in meinem Notizbuch. Es waren motivierende Sprüche drin, aber die brachten nichts. Ich wollte immer noch sterben.
Ich war versucht, zu Pax' Spind zu sehen, der auf der anderen Seite war, doch sobald ich einfach an ihn dachte, schaltete sich mein Stolz ein. Ich wusste, ich trieb es weit mit meinem Stolz, doch in letzter Zeit hatte ich es sehr vermisst und Pax schien der Auslöser zu sein.

Claude stellte sich an meine Seite und ich hoffte, dass Pax eifersüchtig werden würde, was nicht der Fall war, weil er mit einem ganz bestimmten Mädchen sprach. Es war so, als sei mein Herz ein Blatt Papier, das mit Pax' Hand zerknüllt wurde.
Er hatte sie offenbar mehr vermisst als mich. Er war sowieso nur wegen ihr hergekommen.
Ich sah wieder weg und ermahnte mich, nicht mehr zu ihm zu sehen. Wenn er nett zu mir war, nein, falls er es war, war es nur vorgespielt. Er wollte mich doch nur verarschen und mich dann wegwerfen. Das hatte er bereits einige Male.

"Du siehst schlecht aus.", meinte Claude besorgt.
"Mir ist auch schlecht.", zischte ich und knallte die Spindtür zu. "Und ich kann Gesellschaft nicht abhaben, also wäre es wirklich nett von dir, wenn du jetzt gehst."
Er nickte und hob seinen schweren Rucksack auf. "Tut mir Leid mit Pax. Ich weiß, er ist ein Arsch."
Er ließ mich mit dieser Aussage stehen und ich seufzte ausgelassen. Er war nicht nur ein Arsch. Er war so vieles, wofür ich keine Worte hatte und das war nicht alles negativ. Wenn ich schon seinen Körperbau ansah, wurde ich schwach. Er hatte schöne Hände und ich liebte die Art, wie er schrieb. Geschwungen und hastig, aber seine Schrift war trotzdem für mich wunderschön. Wie er leicht seine Zunge aus dem Mundwinkel steckte, wenn er sich konzentrierte. Jetzt war er wieder hier und ich hoffte, dass ich ihn wieder beobachten konnte.
Leider standen all die negativen Seite in der Mehrheit, weshalb ich die schönen Seiten übersehen musste. Ich hatte mich in ihn verliebt, in Ordnung, ja ich sehe es ein. Aber es war dieser kleine Teil von ihm, den ich so mochte. Er war poetisch und tiefgründig, intelligent, hatte einen guten Musikgeschmack und war natürlich atemberaubend heiß.

Ich starrte in seine Richtung, als ich seine Schönheiten noch einmal eingehend betrachtete. Er hatte kleine Sommersproßen, die ich von dieser Ferne nicht sehen konnte, doch ich wusste, dass sie da waren. Sein Grübchen auf der linken Seite, wenn er lächelte, so wie er es jetzt tat.
Seine Augen, die normalerweise schimmerten, wenn er erfreut war, aber durch das Lächeln nicht erreicht wurden. Er tat ihr gegenüber nur so, als sei alles super, nur um es mir heinzuzahlen.

Okay, ich musste aufhören. Das ich in ihn verschossen war, war ein großer Fehler. Aber er verbarg etwas vor mir und egal, wie gefährlich es war, ich wollte es unbedingt wissen.
Sein Blick glitt zu mir und seine Augen leuchteten kurz auf, als er mich ansah.
Ich wand mich von ihm ab und ging in die Klasse. Mir war klar, dass ich ihn jetzt sofort wieder sehen würde, aber wenigstens setzte er sich neben ihr.
Wir hatten Mathe in der ersten Stunde. Das gab mir noch den Rest.
Ich verstand überhaupt nichts von dem, das mein Lehrer sagte. Er redete und redete, aber ich wusste nicht, was es für eine Bedeutung hatte. Lustig. Genau so ging es mir mit meinem Leben auch.

Das, was in der Mittagspause passierte, bekam ich nicht wirklich mit. Erst als ich nach ihm Ausschau hielt, bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte. Die Schüler sammelten sich um ihn, schienen ihn beinahe zu belästigen. Ich stand auf. Ich konnte verstehen, dass er sich vermutlich eingeengt fühlte. Und obwohl wir durch so viel Mist gegangen sind und ich ihn gleichzeitig garnicht einschätzen konnte, wusste ich doch, dass er bald austicken würde. Es waren mir zu viele Menschen, aber ich überwand mich und quetschte mich hindurch. Ich hörte Gebrüll, Pax, der jemanden beleidigte.
"Noch einmal und du kannst nicht mehr laufen!"
"Pax-"
Ich schubste die Menge nun aggressiv beiseite, weil sie mich nervös machte und sah Pax, wie er Claude packte und gegen die Tischkante schlug, immer und immer wieder.
Er war kalt, aber seine Augen hatten noch nie so mörderisch ausgesehen. Er war wirklich darauf aus, Claude zu töten. Er war außer Kontrolle, aber ich wagte es.
"Hör auf!", schrie ich ihn an und zerrte an seinem T-Shirt. Er sah mich an, doch er schien einfach durch mich zu sehen, als sei ich nicht da. Wieso tat denn hier niemand was ? Sie sahen nur zu. Niemand holte einen Lehrer, niemand schritt ein. Was waren das bloß für Menschen ?
Seine Faust landete auf Claude's blutiges Gesicht, der nur gequält vor sich hin stöhnte. Ich stieß Pax, aber er bewegte sich kein Stück. Er schwitzte und hatte Probleme, richtig zu atmen.
Er schleuderte Claude mit einer beängstigenden Leichtigkeit auf den harten Boden. Gerade als Pax in sein Gesicht treten wollte, rammte ich ihm mein Fuß zwischen die Beine.
Er knurrte mich an und griff mein Handgelenk. "Halt dich da raus!"
Er sah mich abwesend an. Er musste hierhin zurückkommen. Ich musste ihn zurückholen.
Ich zog ihn mit Kraft von Claude weg und bemerkte, dass mir geholfen wurde. Endlich. Claude wurde von zwei Typen hochgehoben. Sein Blut zierte den weißen Boden.

Pax kniete schwer atmend, seine Hände auf der Bank gestützt.
"Kannst du dich nicht einmal zusammenreißen ?!", schrie ich ihn an. "Du benimmst dich wie ein Kind."
"Ich hatte einen Grund!", keuchte er. Ich wollte nicht streiten, aber ich beugte mich zu ihm.
Die Schüler standen noch da und Pax schüttelte sie ab. "Macht die Fliege.", hustete er.

"Nenn mir den Grund."
Er stand auf und atmete tief durch. "Am Liebsten würde ich dich jetzt zusammenscheißen."
"Mach doch. Du kannst es eh nicht mehr schlimmer machen."
Er schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich habe ihn wegen dir geboxt. Anscheinend lief da was zwischen euch."
"Na und ? Du bist nicht mein Freund, schon vergessen ?"
Er war rot vor Wut und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Was war das Problem ? Ich hatte mein eigenes Leben. Ich tat das, was ich wollte. Es war nicht seine Entscheidung.

"Willst du unbedingt wissen, wieso ich das getan habe ?"
"Ja, das wäre schön.", erwiderte ich scharf und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust.
"Weil ich dich liebe."
Ich sah auf den Boden. Wenn er mich schon anlog, wollte ich ihn nicht ansehen.
Doch sein Ton war schwer zu überhören - es fiel ihm nicht leicht, das zu sagen.
"Und ich will dich alleine für mich. Niemand anderes darf dich anfassen, wenn ich es nicht darf. Und niemand liebt dich wenn ich es tue."
"Du bist so herrisch, weißt du das ?"
"Das bin ich aber immer, wenn ich etwas will. Ich habe versucht, es vor dir geheim zu halten, Wio. Aber ich kann nicht. Du machst mich schwach."
"Wieso willst du mir nicht zeigen, dass du mich liebst ?", fragte ich und ging einen Schritt auf ihn zu. Er wusch sich über die Nase und zuckte die Schultern, obwohm seine Stimme sicher klang.
"Ich liebe dich so sehr, dass ich dir nicht mein scheiß Leben zeigen will. Ich habe Angst, dass du mich dann noch mehr hasst."
"Ich hasse dich nicht. Du bist unerträglich, und doch kann ich es aushalten. Egal, was du mir zeigst."
"Egal was ?"
"Ja."
Und dann sah ich das allerschönste Lächeln, das ich jemals gesehen hatte. Das Lächeln, das aufrichtig verliebt aussah.

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Da es sich wie der letzte Satz einer Geschichte anhört, wollte ich das Buch beenden aber es tut irgendwie weh hahah also werde ich das weiterschreiben. Die Geschichte könnte tausendmal besser sein, weshalb ich sie anschließend sowieso wieder lösche weil alles überarbeiten geht auch nicht.
Außerdem kläre ich hier noch alles auf und leute ICH VERSPRECHE HIERMIT DASS ICH ES BESSER SCHREIBEN WERDE ABER GIBT MIR ZEIT OKAY ICH SCHAFFE DAS ICH WILL EUCH NICHT ENTTÄUSCHEN
LOVE YOH

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