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In the end we'll kill them all- To The Hills - Laurel

Ich checkte noch, ob ich meine Drogen eingepackt hatte und trat dann in die Abendluft hinaus, die frisch roch, doch es war ungewöhnlich warm. Claude war zum Wohnhaus vorgefahren und lehnte an seinem Auto. "Hallo."
"Hi.", sagte ich und umarmte ihn.
Er ließ mich lange nicht los, bis ich mich langsam selbst von ihm löste.
"Wie geht es dir ?", fragte er und fuhr sich durch die blonden Locken.
"Gut. Lass uns fahren.", meinte ich breit lächelnd und kletterte auf den Beifahrersitz. Sein Auto roch angenehm nach Zitrone und ich nahm die Umgebung eher wahr, als wir fuhren. Am Liebsten wäre ich nur gefahren und hätte mir vorgestellt, dass es Pax war, der fuhr.
Wir fuhren an der Landschaft vorbei. In dem Teil der Stadt war ich noch nie. Es war ein dicht bewachsener Wald mit einem frischen Grün, als sei die Luft nicht verpestet.
Ich stand nicht auf Blumen, doch in diesem Zustand leuchteten sie heller. Alles war heller und schöner, doch mich beschlich die Angst, dass die Welt noch fabloser sein würde, wenn ich meine Drogen nicht mehr hatte. Der Drogendealer unserer Schule müsste sie auf jeden Fall haben.

"Willst du essen ? Hast du überhaupt was gegessen ?"
"Nein, aber -"
"Wir gehen essen.", unterbrach mit Claude und sah stur auf die Straße, als er schneller fuhr.
"Ich will aber nicht essen."
"Du wirst essen.", knurrte er.
"Behandel mich nicht wie ein Kind!"
Meine Laune schlug in bittere Aggression um. Am liebsten hätte ich ihm den Hals umgedreht.
Ich spannte mich an und drehte meinen Körper unbequem in dem Sitz.
"Es sind nicht meine Worte.", erwiderte er dann und schenkte mir einen andeutenden Blick.
Ich sah ihn mit schnellen Herzschlägen an und stieß die Luft aus. "Hör auf, dich so wie er zu verhalten. Ich habe genug vom Streiten."
Ich dachte immer es läge an mir, dass ich mich mit Typen streite und in eine Diskussion gerate, aber ich kam einfach nicht mit dieser Art klar, die wie Pax war. Claude nahm ihm die Worte aus dem Mund, und er traf sich nicht aus Spaß mit mir, sondern um auf mich aufzupassen. Meiner Meinung nach war Pax einfach feige. Wenn er so viel Wert darauf legte, wie es mir ging und was ich tat, sollte er seinen Arsch hierher bewegen.
Klar war ich sauer, ich war sogar so unglaublich sauer auf ihn dass ich fast vor Emotionen explodierte, weil er sich selbst so schlecht darstellte und mich im Krankenhaus nicht einmal besucht hatte, um mir zu beweisen, dass er es wirklich nicht war. Er war nur dieses Arschloch, das ich kannte, dieser Idiot, der mich anmachte und das war mir viel lieber als diese schreckliche Lüge.
Am liebsten hätte ich Claude all das ins Gesicht geworfen, doch es war nicht seine Schuld. Er stand jedoch mit Pax in Verbindung und mir brannte es auf der Zunge, ihn zu fragen oder höchstwahrscheinlich zu zwingen, mich zu Pax zu bringen damit ich ihn zusammenscheißen konnte.

Claude atmete tief durch und nickte, als er abbog. "Ich versuche ihm nur zu helfen-"
"Rede nicht von ihm.", entgegnete ich laut. "Ich mag dich, aber nur wenn du nicht redest."
Er lächelte mich an. "Na schön."
Ich seufzte innerlich und war erleichtert, was womöglich nicht allzu lange so bleiben würde.

Wir fuhren kurz bei Tacobell rein und parkten dann am Rand eines Waldes. Ich sah eher meinen Taco an als ihn zu essen und jeder Bissen schlug mir auf den Magen. Ich fühlte mich, als hätte ich zehn Jahre ohne Pause gegessen.
Selbst in der Dunklheit ließen mich meine Augen alles heller sehen, als es eigentlich war. Ich sah in den Wald hinein, obwohl ich Angst hatte, etwas zu sehen, was ich lieber nicht sehen sollte. Die Äste wiegten sich im leichten Wind, die Blätter fielen zu Boden. Es war eigentlich fast Sommer, weshalb es mich wunderte, dass die Blätter so einfach von einem schwachen Wind fielen.

Claude brachte mich dazu, ein wenig zu trinken. Ich hatte seit einiger Zeit nicht mehr viel getrunken, doch es fiel mir nicht besonders aus, weil ich ja überhaupt keinen Durst hatte. Ich trank die giftige Cola mit kleinen Schlücken und tat so, als würde ich mehr trinken, doch der Pappbecher wurde kaum leer, weshalb Claude mich besorgt ansah. Er sagte nichts dazu, da wir diese Abmachung hatten.

"Es ist schön, mit dir hier zu sein.", seufzte er.
"Das finde ich auch.", erwiderte ich in einem unhörbaren Ton. Meine Augen checkten seinen Körper ab, der sich entspannt auf dem Sitz erstreckte. Sein Arm lehnte auf meinem Sitz, während er seine Cola schlürfte. Als er trank, widmete sich sein Blick meinem, und er hob die Brauen amüsiert. "Was war das denn?"
"Was ?", lächelte ich und lehnte mich in den Sitz, um seiner Hand näher zu kommen. Was tat ich da ?
"Dieser Blick."
"Das war nichts. Was hast du denn gedacht?", hob ich nun die Brauen.
Ich verspürte diese Angst wieder, die ich so lange nicht mehr hatte. Daran merkte ich, dass ich wieder meine Drogen brauchte.
Doch selbst ohne die Drogen kam ich mit Berührungen besser klar, was nicht hieß, dass ich es mochte. Nur bei bestimmten Menschen und auf bestimmte Arten.
Ich ignorierte meine Angst und ließ meine Dummheit die Oberhand gewinnen.
Langsam schob ich meine Hand in seine und ich fühlte ein kurzes ablehnendes Zucken seinerseits, doch dann schloss er seine Hand fest um meine.
"Ich will das.", sagte er und legte seinem Kopf auf den Sitz,um mich schräg ansehen zu können.
"Du musst es ihm nicht sagen.", flüsterte ich, als seien hier Menschen, die uns hören konnten. Wir hatten uns eigentlich geeinigt, nicht über ihn zu reden, doch wir konnten es nicht vermeiden.
"Ich hintergehe meinen Freund nicht, Wioleth.", murmelte er und nahm seine Hand aus meiner. Ich erwartete, dass er sich zurückzog, doch stattdessen vergrub er seine Hand in meinen Haaren. Die Mischung aus Angst und Erregung war gefährlich. Einerseits wollte ich mich von ihm lösen und meinen Instinkt loslassen, andererseits wollte ich, dass seine Hand an ganz anderen Stellen wandert.
Ich wusste nicht, was passieren würde, doch ich würde es nie wissen, wenn ich ihn jetzt nicht umstimmte.
"Er ist bestimmt kein guter Freund, oder ?", ich streichelte seinen Arm.
Er stöhnte frustriert. "Er ist ein guter Freund, aber das zeigt er nie. Nur in schlechten Momenten.", sagte er. "Er kann einfach nicht mit Mädchen umgehen. Und ich sehe, warum er nicht mit dir umgehen kann."
Ich erwiderte nichts auf seine letzte Bemerkung, obwohl sie mir nah ging und ich wissen wollte, was an mir so kompliziert war.
"Jungs sind bessere Freunde als Mädchen.", sagte ich dann.
Er nickte. "Nur einmal hat er... Er meine Freundin gefickt. ", er schüttelte den Kopf und lachte bitter. "Ich wollte ihn wirklich umbringen, aber er hat mich stattdessen fast umgebracht."
"Dann ist das doch kein Hintergehen.", murmelte ich und fuhr ihm über die Brust. Seit wann war ich so ? War das mein tiefstes Inneres ? Interessant, was da vorging. "Auch wenn ich nicht ihm gehöre, du kannst es ihm doch so heimzahlen."
"Revanche ist nicht immer fair.", entgegnete er.
Wir schwiegen und verschlangen uns mit Blicken. Ich wusste, dass das nicht ich war. Es war mein Drogen-Ich, ein Teil von mir, doch nicht mein komplettes Ich. So war ich immer nur in meinem Kopf, in meiner Fantasie. Niemals würde ich das in die Tat umsetzen.

"Ich möchte dich nur einmal küssen."
Er sah mich tief an und berührte meine Lippen. Als ich weitersprach, bemerkte ich, dass die Worte von mir kamen. "Es bleibt unser Geheimnis.", wisperte ich, während ich mich zu seinem Sitz lehnte.
Er nickte wie in Trance und ließ es zu, dass ich mich auf seinen Schoß setze. In meiner Fantasie hatte ich mich nie so dermaßen schuldig und dreckig gefühlt. Ihm war bewusst, dass ich mit Drogen voll gepumpt war, oder ? Er nutzte die Situation doch auch aus. Das hoffte ich.
Wenn er es Ernst nahm, würde ich in Schwierigkeiten kommen.

Er ließ sich Zeit mit mir, sah mich an als sei ich eine Göttin. Ich wollte nicht, dass er mich liebte. Verehrt zu werden war ein Traum, aber nicht auf diese Weise.
Seine Hände strichen über meinen Rücken.
Ich drückte mich fester in seinen Schoß, worauf er mit einem schwachen Knurren antwortete.
Ich küsste ihn erstmal langsam, bis er sich nach mehr verzehrte. Er nahm mir die Kontrolle ab, doch er war selbst außer Kraft, irgendetwas wahrzunehmen, das er tat.

Das war falsch. Ich wollte nur Pax. Ich wollte nur in meinem Kopf Menschen hintergehen, die es micht verdient hatten. Ich war keine Hure. Ich gehörte Pax nicht, ich gehörte niemandem außer mir. Ich vögelte mich nicht durch die Nachbarschaft. Ich betrog niemanden.
Claude war mein erster, was hieß, dass ich nichts schlimmes tat.
Doch immer mehr von meinem Selbst fiel ab. Stattdessen bildete sich eine neue Oberfläche. Das war alles nur Pax' Schuld.
Das war seine Bestrafung.

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