#2 3

So now you're dead - A Little Death

Ich kam heim und musste mir schon das reinste Chaos ansehen. Der Boden war nass, meine beiden Freunde lagen zerbrochen auf dem Boden. Was für eine Verschwendung. Ich hätte das noch trinken können.
Ich war leicht beschwipst, aber ich war da und wusste, dass hier irgendwas komplett falsch lief, als ich Blutstropfen auf dem Boden sah, als hätte es im Haus geregnet. Pax' Uhr lag auf dem Boden, ich hatte sie oft betrachtet, aber sie fiel mir jetzt nur auf, weil er sie nicht trug.
"Jason?", rief ich.
Es blieb ruhig.
Ich schlich im Haus herum, eine spukhafte Stille umgab mich. Ich sah im Wohnzimmer nach, sah aber nichts.
Hätte ich bloß nicht so viele Horrorfilme gesehen.
Das Einzige, was mir solche Angst bereitete, war das Blut und das Glas auf dem Boden. Ich hätte so oder so Angst gehabt. Natürlich, wenn man alleine im Dunkeln war. Ich mochte die Dunkelheit nur in meinem Zimmer, weil ich ein Himmelbett hatte und die Vorhänge um mich schieben konnte.
Doch was ich sah, war nicht nur eine Befürchtung oder Paranoia, sondern hier war wirklich irgendwas los.

Ich ging in die Garage, um zu schauen, ob Jason's Motorrad da war. Es roch nach Benzin und ich mochte den Geruch. Dann sah ich das Auto unserer Eltern. Gott, wie lange hatte ich sie nicht gesehen ? Wo waren sie ?

Ich drehte mich um, schlich zurück in das Wohnzimmer. Mein Atem und meine Schritte waren furchtbar laut. Ich wollte nicht, dass jemand sie hörte. Denn ich wusste, dass jemand unerwünschtes hier war.
Ich lugte um die Ecke, sprintete dann zur Küche und nahm mir ein Messer. Das war kein bisschen wie im Horrorfilm. Jetzt verstand ich die dummen Charaktere. Doch ich rief nur nach Jason, nicht nach dem Mörder oder was auch immer hier war. Dieses Hallo ?, lockte ihn doch nur an. Ich versuchte die Filmklischees zu umgehen, was nicht leicht war, wenn man die ganze Zeit blind vor Panik war.

"Pax?", rief ich dann einmal, doch es war still. Ich legte mein Messer weg. Das war doch lächerlich. Hier war keiner. Vielleicht hatten sie sich nur geprügelt und sind aus irgendeinem unerklärlichen Grund abgehauen. Sie wollten wohl kein Ärger von mir bekommen, denn dieses Chaos würde ich sicher nicht aufräumen.
Doch so naiv war ich nun auch nicht.
Ich ging mein Zimmer und schloss mich vorsichtshalber ein, damit niemand hineinkam.

Ich war paranoid. Das war normal. Ich griff zu meinen Handy und rief auf Jason an, aber er ging nicht ran. Ich hörte es unten klingen, schlich wieder nach unten und stellte es aus. Mir war es ein Rätsel, wieso es mir jetzt auffiel. Aber irgendeiner von den beiden hatte meine Lasagne gegessen, denn im Ofen war sie nicht.
Ich sah in Jason's Zimmer, das nach Gras stank und chaotisch war, aber dort sah ich ihn auch nicht.

Erneut ins Wohnzimmer, auf Nummer sicher gehen.

Ich sah nochmal auf dem Boden, um nach der Uhr zu suchen und sie dann Pax zu geben, aber mir wurde mit einem Mal schlecht. Sie war weg.

Ich griff zu meinem Messer, das auf der Arbeitsfläche lag und rannte in mein Zimmer. Wo war die gottverdammte Uhr ? Wer hatte sie genommen ?
Ich schlug die Tür mit einer Lautstärke zu, die alle Blutgefäße in meinem Ohr platzen ließ und schloss mich erneut ein.
Mein Herz steckte mir im Hals, ich wollte es auskotzen.
Meine Beine trugen mich fast nicht mehr und ich legte mich ins Bett, mein Messer fest umschlossen. Ich erwartete, dass die Tür aufgetreten wird, doch nach fünf Minuten Panik kam ich runter.
Pax hatte seine Uhr geholt und versteckte sich bestimmt nur, um mir Angst zu machen. Er war bestimmt betrunken. Sie spielten mit mir.

Ich sah nochmal in Jason's Zimmer nach und sah ihn völlig blutüberströmt auf dem Bett liegen. Er war beim letzten Mal nicht im Zimmer gewesen, ich hatte nachgeguckt. Ich versuchte mit ihm zu reden, er lachte nur. Es war ein Spiel, wie ich es vermutet hatte. Er flüsterte Pax' Namen. Dumm.
Am liebsten hätte ich ihm eine reingeschlagen, aber ich rächte mich, indem ich einfach ging. Er rufte mir nach, gespielt ängstlich.

Ich wählte Pax' Nummer, nur um sicher zu gehen, dass er hier war.
Ich lief durchs Zimmer, sah abwesend in mein Schrank um ihn dort kichernd zu finden, aber er war nirgends zu sehen.

Das Klingeln ertönte aus dem Badezimmer und er stellte es hastig aus. Dieser Idiot. Wenn man verstecken spielte, sollte man auch den Ton ausstellen.
Langsam ging ich zur Badezimmertür und schlug sie auf, in der Hoffnung, ihn damit zu treffen.

Mir wurde schwindelig. Schlecht. Ich sah schwarz. Nur schwarz, überall schwarz. Schwarzer Pulli, schwarze Hose. Schwarze Maske.
Mein Arm wurde in den Raum gezogen, die Angst überschüttete mich wie flüssiger Beton.
Er knallte die Tür zu, hielt mich fest wie ein Kaninchen, dessen Herz wie eine Maschine raste.
Ich bekam keine Luft und es war ein unbeschreibliches Gefühl. Die Hölle war hier, hinter mir und vor mir.

"Keine Angst vor Luftmangel, denn sie hasste die Luft.", knurrte er. Seine Stimme war seltsam verzerrt, aber es war Pax. Es war wirklich er. Nur er hatte mein Notizbuch gelesen.
Mein Kopf knallte gegen die Badewanne, und bevor ich es realisiert hatte, war mein Kopf unter Wasser. Es war eiskalt. Ich wollte atmen, hatte nicht wahrgenommen, dass es nicht möglich war. Ich saugte das Wasser ein. Sie lief in meine Lunge, ich hustete und wand mich, als die Bläschen aus meinem Mund kamen, doch ich schnappte erneut nach Luft, nur wieder Wasser in die Lunge zu bekommen. Ja, ich wollte sterben und jetzt erst recht. Doch ertrinken gehörte nicht zu meinem Herzenswunsch und nicht zu meiner Auswahl von Selbstmordarten.
Es war grausam, so grausam. Farben schossen an meinen Augen vorbei, als mein Kopf unter Wasser nochmal auf den harten Untergrund knallte.

Er zog mich an meinen Haaren hoch.
Ich hustete und keuchte zur selben Zeit, wapnete mich für die zweite Runde.
"Wieso du ?", schluchzte ich und sah auf seine Hand hinab, die die Uhr trug. Ich konnte nicht klar denken, sah nur den Schmerz und die Enttäuschung. Das konnte nicht Pax sein, aber doch, er war es. "Pax.", wimmerte ich und hustete immer noch. Wasser tropfte mir aus dem Mund und vermischte sich mit meinem Blut.
"Es tut mir Leid.", murmelte ich. "Ich hätte auf dich hören sollen. Ich hätte mich darauf einlassen sollen."
Er nickte an meinem Kopf und stand hinter mir.
Ich sah meine größte Angst nicht mehr. Es war, als würde ich das alles noch einmal von vorne erleben.
Seine Hand glitt unter mein Shirt und er massierte meine Brust in einer Weise, von der mir noch schlechter wurde.
Ich weinte still vor mich hin. Er sollte mich töten.
Seine Hände öffneten meine Hose, er glitt hinein und stöhnte lustvoll in mein Ohr.
Ich sah schwarze Punkte. Gott sei Dank. Ich würde gleich ohnmächtig werden.
Meine persönliche Hölle war das hier. Ich war in diesem Albtraum gefangen, in diesem Moment, der immer wieder von vorne abspielte wie ein Film. Die Gasse, die Maske. Die.. Uhr.
Ich wusste nicht, dass es schlimmer werden könnte. Ich versuchte nicht einmal, es zu beschreiben, den Moment zu zerlegen und nur das Schlimmste herauszupicken.
Wieder schwankte ich zwischen damals und heute, doch es war genau das Selbe. Es war das Jetzt mit den Erinnerungen von Damals.

Ich wand mich immer noch gegen seine Berührungen und trat ihm zwischen die Beine, griff nach meinem Rasierer und schnitt ihm in die Hand, da alles andere verdeckt war.
Ich trat ihm nochmal zwischen die Beine, immer wieder. Ich wollte ihm die Maske abreißen, doch Jason brüllte und zog mich in die Arme, die mich jetzt beruhigten. Ich wusste nicht, von wo die Polizisten kamen, aber es war mir egal. Ich weinte aus Dankbarkeit , aber auch aus Verlust eines Menschen, in den ich mich fast verliebt hätte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top