#2 1
Go back to be in plastic - Dollhouse - Melanie Martinez
Jason begrüßte mich knapp, als ich hineinkam. Ich beachtete ihn nicht sondern stürmte in mein Zimmer. Niemand machte sich Sorgen, manchmal war ich auch länger weg. Damals hatte ich noch mein Auto, weshalb ich immer hinter einem verlassenen Haus im Wald geparkt hatte. Geschlafen hatte ich dann logischerweise garnicht, weil ich meine Augen immer wieder aufgerissen hatte wie eine Eule.
Es roch vertraut in dem Raum - dieser Pflanzengeruch und die Fahne meiner Duftkerzen. Den Geruch hatte ich tatsächlich vermisst, auch wenn ich manchmal hier war.
Ich hätte Jason gerne gefragt, wo Mum war, aber bei ihm war mein Stolz ein unmögliches Hindernis.
Dad war nicht da, das konnte ich fühlen. Wahrscheinlich schlief er bei einem Freund.
Normalerweise hatte er Respekt vor mir, diese kleine Ratte. Dass er mich geschlagen hatte verpasste mir immer noch Schockanfälle. Es war generell merkwürdig.
Ich saß hier auf dem Bett und fühlte dieses gewöhnliche Ziehen der Angst, wenn ich nur daran dachte, dass ich nur eine Stunde zuvor Pax geküsst hatte. Ich hatte Angst vor ihm, aber vor jedem anderen auch.
Es war bei ihm nur so speziell. Ich wusste, dass er mich immer noch küssen könnte, ganz bestimmt. Das konnte nicht mehr passieren, sonst reiße ich ihn noch auseinander.
Er hatte auch gesagt, ich hätte ihn einen sadistischen Bastard genannt. Ich konnte ihn nicht mehr an mich heranlassen, doch wenn ich schon daran dachte, hätte ich auch ohne meine Probleme nichts mit ihm zu tun haben sollen.
Er brauchte eine Jessica, die alles tat und naiv war. Ich war nie naiv, bis zu dem Punkt. Pax hatte mir meine Intelligenz genommen, mein isoliertes Leben.
Ich nahm mein Notizbuch heraus. Wenn ich alles lese, werde ich bestimmt wieder Ich. Mein Kopf wird klar sein, ich spürte jetzt schon alles herauskrabbeln, das sich in meinem Hinterkopf versteckt hatte.
Der unnötige Kram löste sich in der Schwärze meiner nicht existenten Seele wie Staub.
Ich blätterte herum, versuchte mir in den Sinn zu rufen, was mir das alles damals bedeutet hatte, als ich es geschrieben hatte. Normalerweise hielt ein Notizbuch nur einen Monat, weshalb das kein großer Zeitsprung war.
Es war total lächerlich, dass mich das alles so mitnahm. Aber ich hasste mich jetzt noch mehr als vorher und das sollte aufhören.
Ich blätterte weiter und las mir das durch, was ich im Literaturkurs geschrieben hatte. Ich versuchte, Pax nicht damit zu verbinden.
Als ich den letzten Absatz las, klammerte ich mich an dass Papier, als könnte es mir helfen, doch es zeriss selbst.
Sie hatte Angst vor allem, außer vor ihm. Sie kannte ihn nicht, aber sie wollte ihm helfen. Er hat traurige Augen, aber sein Lächeln ist schön. Nein, sie hatte keine Angst vor ihm. Sie hatte Angst vor seinen Händen, denn sie waren wie Feuer, das sie verbrannte. Aber sie hatte keine keine Angst vor ihm.
Bah. Wann hatte ich sowas kitschiges denn geschrieben ? Hatte ich das etwa so beendet ? War ich betrunken, stoned, auf Drogen ?
Ich riss die Seite raus und zerknüllte sie fest, bevor ich sie in meine Mülltonne warf. Was zum Teufel ?
Ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Es war mir egal. Das war ich nicht. Ich war das nicht.
Mir egal. Einfach egal.
Baden war ich lange nicht in meiner Wanne. Ich würde Baden, den Scham und alles abwaschen.
Meinen Mund würde ich mit Seife auswaschen, meine Lippen waren geschwollen und waren der Beiweis dafür, dass ich nur ein Objekt war, aber das war ja jetzt vorbei.
"Pax.", murmelte ich, während ich das Bad einließ. Es war mitten am Tag, aber ein gutes Bad ging doch immer. Außerdem hatte ich ein eigenes Badezimmer. "Pax, Pax, Pax."
Meine Sachen lagen auf dem Boden. Ich legte mich in die Wanne. Ich lehnte mich zurück.
Ich spielte mit dem Wasser. Ich sank unter, sank wieder auf. Konnte man sich eigentlich selbst ertränken ? Die Luft anhalten und dann sterben ? Das funktionierte sowieso nicht.
Ich hörte auf, mit dem Tod zu spielen und überlegte. Ich würde mich nicht bald umbringen. Irgendwann bestimmt. Ich war hier in einem falschen Film, wo jeder Gefühle hatte. Ich hatte keine Gefühle, das mit Pax war nur die Verwirrung. Natürlich wollte ich ihn, aber ich liebte ihn nicht. Ich widersprach mir selbst immer wieder, doch jetzt war ich wieder am Anfang.
Ich hatte mein normales Leben, denn mit Pax hatte ich nichts mehr zu tun. Er wusste es nur noch nicht, ich musste es ihm sagen oder wenigstens verdeutlichen. Er würde mit Jessica zusammen sein, es war mir sowieso egal.
Er war gerade vermutlich bei ihr, weil ich nicht das war, was er wollte.
Das war mir egal. Alles woran ich denken konnte war, dass mir alles egal war.
Immer wieder dachte ich das, als ich seinen Namen murmelte.
Meine Handgelenke hatten wieder rote feine Linien, sie waren schön. Das war krank. Ich war krank.
Ich wollte alles rauskotzen, mir war schlecht von dem ganzen Mist. Ich hatte Kopfschmerzen. Bauchschmerzen. Ich glaube, ja, ich war krank.
•°•°•°•°•°•°•
1 Woche später
Ich starrte auf mein Essen hinab. Mona sprach oder stritt eher gesagt mit Brandon, der aussah wie eine Leiche, ich sprach mit meinn Gedanken. Ich sah ihn von meinem Augenwinkel aus, aber meine Augen blieben auf den grünen Salatblättern. Diese Gefühle waren so abschließend. Ich meinte, diese Gedanken. Ich wusste bereits, dass ich zum letzten Mal mit ihm sprechen würde. Er würde es danach nicht mehr versuchen. Ich hoffte es.
Das Lustige war ja, dass ich dachte, ich könnte Küsse genießen. Hände, die mich anfassten. Aber im Endeffekt machte es alles nur noch schlimmer.
Mir war immer noch schlecht.
Ich sah ihn an und hielt die Gefühle unten. Er war dünner als sonst, seine Augen wieder hohl. Jessica war nicht da.
Sein leeres Gesicht sah meinem entgegen. Seine Lippen waren trocken und blau, seine trockene Zunge glitt über die raue Haut.
Was hatte er genommen?
Er stand auf, schwankte, aber er schaffte es, bis zum Ausgang zu stolpern. Mona fasste meinen Arm, mein bereits blaues Knie knallte schon wieder gegen die Tischplatte.
Ich biss meine Zähne fest zusammen.
"Was ist denn mit dem ?"
Ich zuckte die Schultern.
Ich bekam eine Nachricht auf meinem Handy. Mein Display leuchtete auf. hiflmir
Mein Display verdunkelte sich und ich fresste langsam das grüne Zeug in mich. Eine Woche zuvor war ich so voller Gefühl. Und jetzt fühlte ich mich kälter als zuvor. Ich mochte das Gefühl von diesem Eis in meinem Körper. Alles was jemals in mir lebendig war, war eingefroren.
Bitte
Ich nahm mein Handy in die Hand. Verdammt.
Es war mir egal. Ich atmete tief durch. Egal.
Ich sterbe
Bitte wio
Er war auf Drogen. Warum rief er ausgerechnet mich ?
Ich blieb sitzen. Mein Handy legte ich mit dem Display nach unten und ich fing an richtig zu essen, obwohl ich kurz davor war, zu brechen.
Mona wickelte sich ihren Zopf um den Finger. "Welt an Brandon.", sagte sie genervt. Brandon sah auf.
"Von wem bekommst du dein Zeug ?", grunzte sie angenervt.
Er zuckte die Schultern und sah Löcher in die Luft. "Von niemanden."
"Ach was. Du ziehst sie also aus deinem Arsch oder wie ?"
Ich hatte keine Lust, dieser Diskussion zuzuhören.
"Er hat mir gesagt, dass er mich liebt. Ich soll es seinetwegen tun, aber ich muss es geheimhalten, weil es ihm peinlich ist, okay?", hustete er. Er rang nach Luft. Es wunderte mich, dass er überhaupt so viel aus sich herausbekam. Ich sagte nicht einmal nüchtern so viel aufeinmal.
Jetzt.
"Ich bringe ihn um wenn du willst. Aber hör auf, Brandon. Du bist der Einzige den ich habe. Wie kannst du bloß so egoistisch sein ?"
Ich brachte mein Tablett weg, ging zum Mädchenklo und sperrte mich ein. Ich zerstampfte meine letzte Tablette, meine letzte Droge, die mich retten würde. Wir hatten nur noch eine Stunde Schule, aber ich hielt es nicht aus. Diese letzte Stunde war nämlich mit Pax in Literatur.
Ich hatte keine Angst vor seinem Körper, sondern vor seinen Augen. Mein Herz raste vor Panik, dass er wieder Gefühle in mir wecken könnte, diese Verwirrung und das Durcheinander, das mich nur denken ließ, dass ich ihn liebte und all das dumme Zeug.
Das Leben war schon der größte Scheiß überhaupt, aber mein Kopf war schlimmer, denn er ließ mich das Leben so sehen. Ich wollte immer noch sterben, mehr denn je.
Ich hatte mich in dieser einen Woche so verändert. Ich war wieder Ich, aber ich wollte das jetzt doch nicht mehr.
Ich biss mir meine Lippe blutig. Jetzt musste ich das akzeptieren.
Ich zog mir das Zeug in die Nase. Kurz würgte und hustete ich, aber dann stützte ich mich auf die Kloschüssel und wartete auf die Wirkung.
Es brauchte Zeit, denn ich nahm diese Drogen seit Jahren und ich musste meine Dosis erhöhen. Blöd, dass ich nur eine hatte.
Ich bemerkte die Veränderung kaum, aber sie war da. Meine Laune war neutral, also sehr erhöht, denn gerade wollte ich mich noch unbedingt umbringen.
Literatur war in Ordnung. Pax saß nicht neben mir. Er saß nirgendswo. Denn er war nicht da.
Ich konnte es wegen der Droge nicht verhindern, aber ich hatte Schuldgefühle. Ich hatte Sorgen, doch diese Sorgen schlugen in Panik um.
Ich sterbe.
•°•°•°•°•°•°•°•
Bitte bitte sagt mir dass das gut genug ist. Ich gebe mir immer Mühe beim schreiben, aber da habe ich mich besonders bemüht. Scheiße, ich habe Angst, dass die Story ins nichts verläuft. Ich werde sie bestimmt bald schon beenden oder wenigstens pausieren.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top