#1 3
Das Knacken war viel zu laut um natürlich zu sein, aber ich wusste nicht, von wo es kam - von meinen Knöcheln oder ihrem Kiefer, doch ich hoffte so sehr, dass es letzteres war.
Sie fiel auf den Boden und hielt sich ihren Kiefer eher verwundert als schmerzerfüllt, doch ihr liefen bereits dramatisch Tränen über das Gesicht.
Ich war nicht besonders freundlich, aber so war ich auch nicht. Doch das interessierte mich nicht. Sie verletzte mich, ich verletzte sie. Vielleicht würde ich sie noch seelisch irgendwie drankriegen.
Meine Finger zuckten und ich ballte sie wieder zur Faust. Ich sagte mir, dass ich mich zusammenreißen sollte. Dass es sonst schwere Folge haben könnte.
Doch als ich mich über sie beugte und sie mit der Faust am Auge traf, wusste ich, dass ich es nicht nur wegen der Zigarette tat.
Ihr Finger drückte sich in mein Auge und für kurze Zeit war ich blind. Körperlich und metaphorisch. Denn ich sah nichts, nur meine Wut und ihn, einen Mann ohne Gesicht.
Sie löste diese Gefühle aus. Ich merkte garnichts mehr. Wo oben und unten war, wo und in welcher Zeit ich überhaupt war, festgesteckt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Das alles kam mir vor wie ein grausames Psychospiel, das mit allen Drogen in Verbindung stand.
Sie schlug mir fest immer wieder ins Gesicht und ich sah aus meinen vor Wuttränen verschleierten Augen eine Menge und laute Geräusche. Ich halluzinierte irgendwas. Da war ein Typ in der Menge, in schwarz gekleidet und mit der schwarzen Maske im Gesicht. Er war es.
Wir wurden angefeuert, und es war krank. Diese Welt war krank. Nein. Die Welt war schön. Die Menschen waren krank.
Ich fühlte mein Gesicht nicht mehr und ich wusste nicht, was ich mit meinen Händen tat, aber ich tat ihr auf jeden Fall weh. Ich biss in ihre Hand und schmeckte Blut, von dem mir sofort schlecht wurde.
Ich trat sie, kratzte sie, so wie sie das tat. Mal standen wir, mal wälzten wir uns auf den Boden und schrien uns an, als seien wir Dinosaurier.
Zeitgleich wurden wir ausseinander gezerrt, doch ich trat wild um mich und spuckte ihr nach.
Meine Arme wurden hinten stark zusammengehalten und ich hatte so furchtbare Angst. Ich hatte Angst, ja. Und ich wollte sterben. "Töte mich einfach.", murmelte ich.
"Ich bin noch micht fertig mit dir.", keuchte er lustvoll. Ich fühlte das stechen in meinem Nacken, diesen schneidenen, brennden Schmerz. Es bohrte sich tief in die Haut und ich fühlte, wie mein Kopf feststeckte, als er meinen Nerv mit dem Messer traf. Ich schrie so laut ich konnte, diese Verzweiflung brachte mich um. Niemand konnte mich hören.
Er hielt mir den Mund zu und ich fühlte ihn wieder schmerzvoll in mir, meine gute Seele schien zu zerbröckeln. Er hielt meine Arme fest, so fest, dass ich meine Hände garnicht mehr fühlen konnte. Aber seine Finger lockerten sich und waren zärtlicher.
"Bist du denn total übergeschnappt ? Ich werde mich später noch mit dir unterhalten, glaub mir.", ertönte seine wütende Stimme, aber sie beruhigte mich trotzdem.
Ich wurde gewaltig in die Arme von Mona geschubst, aber ich krampfte zusammen und wehrte mich immer noch. Jede Berührung war wie die Hölle.
Ich hörte Pax' Stimme, wie er mit Jessica sprach und fragte ob alles okay sei. Er sah zwischen mir und ihr her, blieb aber natürlich bei ihr. Sie hatte nicht so viel abbekommen wie ich es mir erhofft hatte.
Am liebsten würde ich ohne Grund auf Pax draufgehen, denn ich hatte mich in diese Prügelei hineingesteigert und könnte ihm noch genüsslich einen reinschlagen.
Mona hielt mich extra locker, damit ich vermutlich nochmal auf Jessica draufging und ich riss mich immer noch taub von ihr. Ich fand einen Weg durch die Menge und stolperte zum Mädchenklo wie eine Dramaqueen.
Mein Gesicht sah krasser aus als vermutet. Ich sah vor lauter Blut garnichts mehr und es tropfte in meine Augen. Und mein Nacken. Mein Nacken tat am meisten weh. Ich fuhr mit meinen unruhigen Fingern über die Narbe, aber sie war so wie immer. Diese Erinnerung war diesmal so stark, dass ich sie als Phantomschmerz fühlte.
Ich wusch mir das Gesicht ab. Das Wasser brannte, doch kurz darauf kühlte es mich angenehm ab. Mein Atem war rasselnd und ungleichmäßig, aber ich störte mich nicht daran, sondern versuchte in die Realität zurück zu finden. Das war vergangen. Ich wollte es vergessen und ich war nicht dumm. Wie konnte ich in dieser Prügelei so dahin gereist sein ? Es war krank. Der Schmerz saß wohl tiefer als ich dachte.
Vorsichtshalber wusch ich mir auch über den Nacken, obwohl ich nichts dagegen hatte, jetzt zu sterben. Ich war so verwirrt. Ich fühlte mich unreal, als sei ich in eine Zwischenwelt geraten.
Ich ächzte vor Qual, als ich meine Hand unter den Strahl hielt. Es war nur eine kleine Verletzung und doch tat sie mit am meisten weh.
Die Tür ging auf. Ich wusste nicht, wer es war, aber ich zischte ein "Verpiss dich."
Die Tür schloss sich quietschend wieder und ich fing an zu schluchzen. Diese Schwäche ekelte mich an.
Meine Tränen brannten in den Wunden und ich sah in den Spiegel. Einige Kratzer waren unter meinem Auge und es war generell angeschwollen und verfärbte sich in ein dunkles Rot.
Meine Lippe war aufgeplatzt, mein Hals war ebenfalls rot und meine Knöchel bluteten. Das hatte ich wirklich gut gemacht.
Ich sah doch nicht viel schlimmer aus, als ich mich fühlte.
Die Tür öffnete sich wieder und Mona kam zu meiner Überraschung mit Katy hinein. Sie sah mich an und nach all den Jahren sah ich immer noch diese Fragen darin. Wieso redest du nicht mit mir ? Was ist passiert ?
"Ich bin sowieso jetzt fertig. Lasst euch nicht stören." schnauzte ich und ging hinaus auf den Flur.
Die Schulleiterin ließ mich zusammen mit der Schulpsychologin ins Büro rufen. Natürlich.
Ich setzte mich auf einen Stuhl und hörte mir den Vortrag an. Die Schulleiterin war sauer auf mich, war ja verständlich. Es war das letzte Semester und es sei ja so wichtig, dass ich mich benahm.
Mrs. Fink jedoch sah mich mitleidig an und sagte: "Schimpf doch nicht so mit ihr. Wioleth, hast du irgendwelche Sorgen, von denen du mir erzählen willst ?"
Ich schüttelte angenervt den Kopf.
"Du warst immer sonst so ruhig."
Das war nicht ihre Sache.
Ich sah auf meine Schuhe. "Sie hat mich provoziert. Sie hat mir eine Zigarette auf die Hand gedrückt."
Ich hob meine Hand und zeigte die fleischige Wunde. "Natürlich bin ich auf die draufgegangen. Ich hasse sie sowieso schon seit... Immer."
Beide hoben die Brauen überrascht in die Höhe.
Ich kam noch mit einer Verwarnung davon, musste aber für heute die Schule eher verlassen.
Ich trat auf den Flur.
Pax' lehnte an einem Spind, tat auf gelassen, aber er hatte die Arme fest verschränkt, was nur sagte Rede nicht mit mir.
Das brauchte ich auch nicht, denn er tat es zuerst.
"Ich wollte mit dir reden."
"Interessiert mich das, was du willst ?", bockte ich. Bei ihm fiel es mir wieder schwer, die Tränen aus meiner Stimme zu halten. Ich ging bereits weiter, aber sein Ton ließ mich umdrehen. "Du hast sie echt übel getroffen."
Ich sah ihn verblüfft an. "Übel ? Sie hat nur ein blaues Auge und ein paar Kratzer. Was nennst du denn das hier ?", ich zeigte auf mein Gesicht.
"Tja, mein Mädchen kann gut treffen.", pfiff er durch seine Zähne.
Wow.
"Worüber wolltest du denn so unbedingt reden ? Darüber, dass du ein sadistisches Arschloch bist ?"
"Wieso bist du denn so sauer ?"
Ich holte tief Luft und starrte ihn mit der ganze Wut an, die ich hatte.
"Du wolltest mit mir ausgehen.", keifte ich und sah Reue kommen. Ich durfte es nicht sagen, aber ich tat es trotzdem. "Du gehst zu ihr, obwohl sie kaum etwas abbekommen hat und sieh mich doch an."
Er versteckte ein kleines Lächeln. "Ich war bei ihr, weil sie sonst sauer gewesen wäre."
"Ich dachte, dir wäre das egal.", spuckte ich. Er sagte nichts und sah auf seine Hände. "Achso. Sie ist ja dein Sexobjekt, das habe ich ja fast vergessen tut mir Leid."
Er seufzte nur und ging nicht darauf ein. "Ich wollte mit dir ausgehen, aber dafür ist es wohl zu spät."
"Schön."
"Du hättest sie nicht so schlagen müssen. Du siehst einigermaßen gut aus."
Ich biss mir auf die Zähne. Er hatte keine Ahnung.
"Äußerlich sehe ich vielleicht nicht so aus, ja. Aber du kennst mich nicht."
Er ging zu mir und hob meine Hand. Ich trat einen Schritt zurück.
Er packte meine Schulter. "Ich tue dir doch nicht weh, verdammt."
Ich hatte das Gefühl, als ahnte er etwas. Aber wie schnell ging das ? Er hatte mich nicht oft berührt.
"Es tut mir Leid. Ich kenne dich nicht, da hast du recht.", murmelte er. Er zog mich an sich und legte seine Arme auf meine Schultern. Ich bekam kaum Luft. "Bitte lass mich los."
Er drückte mich fester an sich. "Nur einbisschen."
Mir dämmerte es, warum er das tat.
"Magst du das nicht ?"
"Nein", erwiderte ich bissig.
"Weil du mich nicht leiden kannst ?"
"Richtig."
Seine Arme packten mich noch fester. Mein Herz explodierte gleich.
"Ich will aber, dass du mich leiden kannst.", sagte er. "Und ich bekomme immer was ich will."
•°•°•°•
Das wars wirklich für heute, ich brauche auch meinen Schlaf.
Was ist so euer Typ ?
Also meiner ist.. So wie Pax halt. Sonst würde ich ja was anderes schreiben. Aber Bad Boys im echten Leben sind wirklich schlimm haha
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