#0 9

Ich ließ mein Notizbuch Zuhause, damit er es sich nicht zurüchstahl, denn ich hatte mich nicht fest mit ihm verabredet und das hatte ich auch nicht vor. Gott sei Dank sprach er in der Schule so gut wie nie mit mir, nur im Literaturkurs, da seine Freundin ihn dort nicht sehen konnte. Sie hing an ihm wie ein Affe und ich verstand nach wie vor nicht, was an ihr so toll war. Gut, sie hatte Brüste und sie hatte wirklich einen schönen Arsch. Und ein schönes Gesicht. Und sie hatte schöne Hüften. Mir war bewusst, dass Pax sie nur ausnutzte, weil sie dieses Aussehen hatte und dass er für sie nur ein Objekt war, mit dem sie angeben konnte. Doch so gut wie niemanden interessierte das mehr, was sie hatte. Wir wussten es alle.

Heute behielt er seine Augen weitesgehend bei sich und bei Jessica's Hintern. Ich versuchte mich in der Pause mit Mona zu unterhalten. Sie erzählte mir von irgendeinem Typen, den sie kennengelernt hatte.
''Er heißt Paul.'', sagte sie und fügte schnell hinzu: ''Lach nicht! Er ist heiß. Heißer als Pax.''

Ich hob meine Braue, worauf sie ihre Augen verdrehte. ''Schön, er ist nicht heißer als Pax. Aber er ist älter.'' ''Wie alt?'', fragte ich und setzte mich auf die Bank und holte meine Zigarette raus. Sie biss sich auf die Lippen. ''20.'', meinte sie, aber ich merkte, dass sie log. ''24''.
''Oh, wow.'', meinte ich leise. ''Weiß Brandon davon ?''
Sie schüttelte den Kopf. ''Natürlich nicht. Er würde mich umbringen.''
Ich hielt ihr meine Zigarette hin und sah mich nach Brandon um. ''Mach schnell, bevor er dich sieht.''

Sie zog einige Male genüsslich und seufzte dann. ''Es ist nicht genug. Ich brauche Gras.''
''Mein Bruder hat bestimmt welches. Ich kann was mitnehmen.''
''Du bist die Beste.''
Brandon würde sie wahrscheinlich umbringen, wenn er das erfuhr, was nicht mein Problem war. Was aber auch zu meinem Problem werden könnte, wenn Brandon herausfand, wer für das Gras gesorgt hatte.

Ich setzte meine Zigarette an meine Lippen, als ich Pax sah und kurz davor war, den ganzen Rauch auszuhusten. Sein Shirt war ihm leicht hochgerutscht, als Jessica mit ihren Fingern über seinen Bauch strich. Diese Muskeln konnte ich von hier aus sehen, obwohl er auf der anderen Seite des Parkplatzes war. Konnten die nicht einfach im Auto Sex haben, anstatt sich so vor allen Menschen so anzumachen ? Pax tat scheinbar garnichts dagegen und er reagierte nicht einmal darauf, wenn sie ihn berührte, aber sie konnte ihre Finger nicht von ihm lassen.
Als Pax zu mir sah, hob ich nur meine Augenbrauen und sah wieder zu Mona. "Was ist denn mit diesem Paul ? Von wo kommt der eigentlich und wie hast du den kennengelernt ?", fragte ich sie auf einmal, worauf sie nur die Stirn runzelte.
"Er kommt da aus New York, aber wohnt hier seit einiger Zeit und arbeitet bei seinem Dad in der Firma, also verdient er auch ordentlich was. Und, naja, ich war wieder auf dieser Party am Strand. Er war dort, dann haben wir geredet und wir hatten Sex in seinem Auto."
"Heiß.", entgegnete ich neugierig. "Ich stehe auf Details, aber die musst du mir nicht erzählen."
Sie schüttelte lachend den Kopf. "Ich war sowieso zu besoffen um mich zu erinnern. Aber ich glaube, es war der beste Sex, den ich jemals hatte."
Sie blickte mich direkt an und wickelte sich ihre Haare um den Finger. "Hattest du eigentlich schonmal Sex?"

Meine Handflächen schwitzten und ich fing wieder an zu zittern. Ich legte die Arme um mich und überlegte, ob ich ihr die Wahrheit sagen könnte. Aber das war unmöglich. Ich traute ihr noch nicht und ich könnte es sowieso nie jemanden sagen können, egal wie sehr ich der Person traute.
Mein Herz schlug schneller, als ich sie anlog, aber ich fühlte mich nicht schlecht dabei. "Nein, leider noch nicht.", meinte ich leise und lächelte falsch. Ich hoffte, sie sah es nicht.

Es schellte und ich hoffte einfach nur, dass der Tag schnell verging. Schule war so ätzend. Kein Wunder, warum wir früher starben - Schule stresste und Stress war nicht gut für die Gesundheit. Vorallem wollte ich nicht wissen, wie viele Stunden ich in der Schule verschwendet hatte.

Doch ehe ich mich versah, war der Tag auch schon vorbei. Ich fuhr mit Mona und Brandon nach Hause und die Fahrt war seltsam ruhig, aber nicht so ein entspanntes Ruhig, sondern ein lautes Ruhig. Die Stille im Auto war unerträglich. Brandon sah auch nicht besonders glücklich aus, anscheinend hatte er einen schlechten Tag gehabt.
Ich bedankte mich für die Fahrt und lief nach Hause, um mich schnell in mein Bett zu legen und mich zu entspannen. Im Endeffekt schlief ich immer vor Erschöpfung ein und war die ganze Nacht wach, doch ich fand es nicht schlimm.
Ein Mittagsschlaf war viel erholsamer als ein Nachtschlaf, denn man wachte nicht wegen dem Geschreie des Weckers auf.

Bevor ich auch nur ganz die Treppe hochlaufen konnte, rief Mum mich zurück. Jason sah schuldbewusst drein und Dad saß halbschlafend auf der Couch. War er wieder besoffen ?

Mum sah noch nie so wütend aus. "Hallo Schatz.", sprach sie aus ohne freundlich zu klingen. "Hattest du einen schönen Tag ?"
Was hatte ich angestellt ?
Ich wettete drauf, dass Jason etwas damit zu tun hatte, denn er wollte mich nicht einmal ansehen.

"Naja, Schule halt.", meinte ich etwas unsicher. "Ich muss jetzt meine Hausaufgaben machen, also-"
"Du machst nichts, bis du mir das erklärt hast."
Sie hielt ein kleines Tütchen mit Gras fest. Es baumelte von ihren Fingerspitzen, als sei es etwas Giftiges, das sie bloß nicht berühren wollte.
Ich verdrehte die Augen und hob die Hand kurz. "Das ist Gras."
"Ich kann das sehen. Möchtest du mir erklären, warum das unter deinem Bett liegt ?"
"Was suchst du unter meinem Bett?", bockte ich. "Schon mal was von Privatsphäre gehört ?"

"Ich habe nach meinem Spiel gesucht.", meinte Jason und ich sah ihn an. Er strich sich über die Augen. "Ich dachte, du hättest es irgendwo versteckt."
"Genau, ausgerechnet unter meinem Bett."

Dads laute Stimme riss durch die Luft und ich bekam Panik, als er aufstand.
"Vielleicht hilft dir eine zweite Vergewaltigung, damit du wieder klar im Kopf bist."
Er lehnte sich an die Arbeitsfläche und lehnte sich mit seinem stinkenden Atem zu mir runter.
"Dad.", raunte Jason und Mum war schon den Tränen nahe. Sie tat nie etwas dagegen, wenn er mich so blöd anmachte.

"Du bist nicht klar im Kopf.", sagte ich überraschend gelassen, doch innerlich krampfte ich mich zusammen. Ich würde nicht weinen. Nicht vor ihm und nicht wegen ihm.

Ich hob meine Tasche vom Boden auf, um zu gehen. Doch ich verlor den Grund unter meinen Füßen, als ich an meinen Haaren zurückgerissen wurde. Besoffener als sonst also.

An sich fand ich es nicht schlimm. Dass er mir jetzt eine Ohrfeige verpasste, und mir auf die Nase schlug und Jason ihn zurückhalten wollte. Und Mum einfach dasaß. Mich ansah.
Aber was schlimm war, war meine Vergangenheit und geschlagen zu werden war so, als wäre ich wieder dort und ich fühlte den ganzen Schmerz wieder, als sei er immee da gewesen.
Ich starrte Mum an, als ich mich von Dad gelöst hatte und ihn trat. Schäm dich., dachte ich und hoffte, dass sie es in meinen Augen sehen konnte. Frauen sollten sich nicht so benehmen. Ich hatte nie verlangt, dass sie mir half. Ich verlangte, dass sie sich selbst wehrte.
Dad rief, dass er mich schon immer schlagen wollte, aber er ja immer so schön berücksichtigt hatte, dass ich "krank" war.

Ich sah nur, wie Dad Jason eine reinschlug und Mum wegging, bevor ich raus ging.
Meine Beine waren weich wie Butter und es fiel mir schwer zu rennen. Meine Psyche schwankte zwischen stanil und unstabil. Meine Finger zitterten, eine natürliche Reaktion, doch noch nie war es so krass. Ich wurde auf die Probe gestellt. Schon jetzt fühlte ich mich, als würde ich durchdrehen.
Ein Lachen erstickte mich, weil es feststeckte. Bald würde ich einen Anfall bekommen.
Als ich an Jacksons Haus vorbeiging, holte Jason mich mit einem blutigen Gesicht ein.
"Wioleth.", keuchte er atemlos.
"Es ist deine Schuld.", flüsterte ich und das hysterische Lachen ertönte zitternd. "Weißt du, wie lange es dauert, bis ich keine Angst mehr vor Menschen habe ? Es ist alles nur deinetwegen."
"Es tut mir so schrecklich Leid..ich wusste nicht, dass er so reagiert."
Ich schlug mit meiner Faust auf seine Brust. "Meinst du das ändert etwas ? Wieso hast du überhaupt Mum beim Suchen helfen lassen ? Diese...", keuchte ich und strich mir mit nassen Fingern durch die Haare.
"Diese verdammte... Sie hat es Dad erzählt.", wisperte ich bitter.
"Wioleth-"
"Verpiss dich einfach."
"Ich wollte das nicht."
"Verpiss dich!", brüllte ich so laut ich konnte. Mir war bewusst, dass die Nachbarn zuhörten, aber mir war es egal. Konnten die sich nicht um deren Scheiße kümmern ?
Jason entschuldigte sich nochmal und wollte mich streicheln, aber ich hatte mehr Angst denn je. Meine Beine trugen mich geradeaus und ich wusste nicht, wohin ich gehen wollte. Ich lief durch eine einsame Straße.
Es fuhren kaum Autos, aber ich sah den Jeep von Pax, der an mir vorbeifuhr.

Ich fühlte garnichts, ich hatte nur Angst. Die Luft war zu dünn und ich konnte kaum atmen. Meine Tränen blockierten die Atemwege, aber ich weinte immer noch nicht.

"Hey, Wioleth.", hörte ich ihn hinter mir lachen. Bitte geh einfach.
Seine Anwesenheit trieb mir noch schneller die Tränen in die Augen. Aber ich weinte immer noch nicht.
"Wioleeeeth.", rief er mit einem spöttischen Ton.
Dann blieb ich stehen und drehte mich zu ihm. Meine Brust hebte sich auffällig schnell in dem Versuch, nicht loszuheulen.
Aber als er näher kam, grinste er nicht mehr so breit. "Wioleth.", sagte er besorgt und ging schneller auf mich zu.
Die Dämme brochen. Ich hatte noch nie so sehr geweint wie jetzt.

•°•°•°•°•°

Ich könnte heulen. Ich habe morgen wieder Schule cryyy. In welchem Bundesland lebt ihr ? Vielleicht seid ihr lucky genug dass ihr noch Ferien habt.
Und ich habe keine Lust, das Kapiteln nochmal zu lesen um nach Fehlern zu suchen, also bitte, stört euch nicht daran.


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