#0 8

Ich lag in meinem Selbsthass, als mein Handy klingelte. Es war eine mir unbekannte Nummer.
"Hallo?", antwortete ich gereizt, um der Person zu vermitteln, dass ich keine Lust hatte, meine Zeit zu verschwenden.
"Hi.", ertönte die raue Stimme. Ich konnte hören, dass er lächelte. Von wo hatte der meine verdammte Nummer ?
Ich legte auf. Ich war viel zu beschäftigt mit mir selbst.
Natürlich klingelte es wieder, doch ich ging nicht ran. Dann schrieb er mir.

Geh bitte ran.

Von wem hast du meine Nummer ?
Nach einer Minute schrieb er:
Anonyme Quellen.

Ich kenne dich nicht. Was kann denn so wichtig sein, dass du mich nervst ?, tippte ich schnell ein und legte mein Handy auf den Nachttisch. Ich widmete mich wieder meinem Laptop, auf dem ich eine Serie schaute. Mein Handy vibrierte kurz darauf wieder.

Du hast dein Notizbuch in der Schule vergessen.

Ich war kurz wirklich geschockt, ging aber dann davon aus, dass er irgendwelche Spielchen mit mir spielte. Ich ging zu meinem Rucksack und suchte nach meinem Notizblock, aber es war wirklich nicht da. Dann suchte ich auf dem Tisch, in dem Tisch, aber es war ebenfalls nicht zu finden.

Schick mir ein Foto., verlangte ich dann.
Er hatte es wirklich.

Ich rief ihn an und konnte nicht glauben, dass ich das tat. "Find einen Weg, es zu mir zu bringen."
"Ich bin schon unterwegs zu Jackson. Komm raus, wenn ich dir schreibe.", meinte er, doch er konnte das dreckige Grinsen selbst im Telefonat nicht verstecken. Er legte auf.

Auf ihn zu warten hatte etwas aufregendes. Ich leugnete es, aber ein Teil freute sich, ihn zu sehen.

Ich war wie ein ungeduldiges Kind, aber ich war auch nervös. Hatte er in meinem Block gelesen ? Vielleicht, um es mir heimzuzahlen, dass ich in seinem gelesen hatte ? Ihm war das durchaus zu zu trauen, denn soweit ich mitbekommen hatte, war er schon nach einigen Tagen in einer Prügelei verwickelt gewesen, die ich aber nicht mitbekommen hatte. Leider.

Ich freute mich höchst wahrscheinlich nicht auf ihn, sondern nur auf meinen Block. Der Drang, es neben mir zu haben und darin zu schreiben, war stark, doch nur, weil ich es gerade nicht hier hatte.

Ich sah immer wieder aus dem Fenster, rauchte mir eine und ging dann runter. Ich wusste nicht, wie lange er noch brauchte, deshalb war ich schon unten.
Nach einer Weile sah ich ihn. Er parkte sein Auto und lief gezielt auf mich zu, sein Gang war das eines Models und doch war er so männlich, dass mein Blut kochte.
Komm drüber hinweg. , sagte ich mir.

Sein Grinsen war natürlich unwiderstehlich, aber ich hielt meine Hand ausgestreckt. "Mach es nicht länger als nötig. Gib mir mein Notizbuch."

Er holte es aus seiner Tasche und hielt es mir hin. Als ich danach greifen wollte, zog er es frech lachend zurück. "Moment.", raunte er. "Wir machen einen Deal."
"Einen Deal ? Verdammt, Pax, das ist mein Buch. Da gibt es nichts zu dealen."
"Ach komm, wo bleibt dann der Spaß ?"
Ich biss mir auf die Lippe. Was hatte der für ein scheiß Problem ?
"Vielleicht hast du Spaß daran, aber ich nicht. Jetzt gib es mir."
Er zog die Augenbrauen hoch und grinste dreckig. "Doch nicht vor all den Menschen. Lass uns in mein Auto."
"Ha ha.", verdrehte ich die Augen. "Ich meine es Ernst, Pax. Gib mir mein Notizbuch."
"Ich bin immer noch für den Deal."
"Schön. Was willst du?", meinte ich. Ich gab mich nie geschlagen, und das würde ich nicht. Ich würde ihn hintergehen müssen, aber damit hatte ich kein Problem.
Er strich sich über die Nase und selbst das turnte mich an. "Geh mit mir aus."

Ich stutzte. "Nein ?", sagte ich und ließ es wie eine Frage klingen.
"Dann bekommst du es nicht wieder."
"Du bist so ein Arsch, weißt du das ?"
"Das weiß ich.", entgegnete er gelassen und zündete sich eine Zigarette. Na super, jetzt rauchte er noch. Das Attraktivste, was jemand tun konnte, wenn er gerade sagte, dass er ein Arschloch war. Beides passte zu gut zusammen.

Ich holte tief Luft. "Hast du darin gelesen?"
Er hob seinen Blick und sah mich mit funkelnden Augen an. Ein kalter Zug umspielte seine Lippen, aber ein schräges Grinsen brach durch, als er Rauch ausstieß.
"Wer würde das nicht?"
"Also ja ?"
"Natürlich habe ich darin gelesen."
"Wie viel?"
"Hmm.. Ich glaube alles."
Meine Finger ballten sich zu Fäusten. Wie respektlos konnte man sein ? Ich war respektlos, aber das durfte ich. Ich hatte ein Recht dazu.
Ich ging nicht weiter darauf ein. Hätte ich ein Notizbuch gefunden, hätte ich es gelesen.
"Was ist mit Jessica ? Wird sie sich nicht aufregen ?", fragte ich ihn und sah ihn mit schmalen Augen an.
Er hielt mir das Notizbuch hin. Ich ergriff es nicht.
"Sie muss nichts davon wissen."
"Du bist also noch mit ihr zusammen.", sagte ich als sei es ein Fakt und keine Frage. Er nickte mit der Zigarette zwischen den Lippen.
"Dann geh doch mit ihr aus."
Er schüttelte den Kopf und nahm sie aus dem Mund. "Sie ist mir zu langweilig. Sie ist für andere Dinge gut zu gebrauchen, aber sie will nie raus."
Das war hart. Glücklicherweise hasste ich sie und verspürte nur Schadenfreude.
Aber ich schluckte. "Ich bin aber keine, die du wegschmeißen kannst, nachdem du sie benutzt hast."
"Bei dir würde ich das eh nicht machen.", sagte er ernst, doch ich kaufte ihm das nicht ab. Er verarschte mich.
Ich überlegte es mir nochmal und hätte mich dafür schlagen können. Nicht einmal in Erwägung ziehen durfte ich das.
"Verstehe ich das richtig - Jessica ist zum vögeln gut und du brauchst eine, die mit dir ausgeht ?"
Er zuckte die Schultern. "Sozusagen."
"Dann bin ich die Falsche. Ich hasse es das zu sagen, aber in der Sache bin ich auf Jessica's Seite - Ich gehe nie aus."

Ich schnappte mir mein Notizbuch und drehte mich um, doch seine Hand hielt mich an der Schulter fest, was eine Gänsehaut des Schocks hervorrief.
"Ich möchte unbedingt mit dir ausgehen, Wioleth. Ich benutzte dich nicht, das schwöre ich dir. ", sagte er verzweifelt.
Ich drehte mich zu ihm, seine Augen nur einige Zentimeter von meinen entfernt. Er roch nach Rauch und nach männlichem Parfüm, was meinen Verstand beinahe benebelte. "Wie oft hast du das gesagt?", flüsterte ich mit trägen Augen. Er sah mich an, als wollte er mich küssen, sein Blick hing an meinen Lippen. Aber er tat es nicht. Seine Augen fanden meine wieder und er hakte sich in ihnen fest.
"Oft. Aber ich habe es nur einmal so gemeint.", lächelte er und wickelte sich eine Strähne um seinen Finger. Er konnte echt gut den Süßen spielen, denn ich wurde schwach. Aber er konnte genauso gut lügen. Ich durfte ihm nicht trauen.
Doch es war bereits zu spät. Mein nicht existierendes Herz war bereits auf dünnem Eis und ich war an der Kante zu dem fall in love.
Ich musste mich irgendwie retten, bevor ich wirklich fiel.
Doch seine Augen machten es schwer und seine Finger, die meinen Hals strichen, als er nur eine Sekunde mit meinen Haaren spielte. Und ich hatte keine Angst. Diese Berührung verpasste mir einen wohligen Schauer.
"Komm schon.", sagte er leise. "Du willst es, ich kann es sehen."

Ich schloss die Augen. Er fasste mich voreilig an. Vor den Berührungen kommen erstmal die Gespräche und das Kennenlernen. Und ich mochte ihn nicht mal, obwohl ich schwankte.
Aber als seine schönen Finger verschwanden, wollte ich sie wieder warm auf meinem Hals spüren.
Ich atmete ein.
"Nein.", sagte ich. "Danke für das Notizbuch."
Ich fügte noch ein kokettes "Arschloch" hinzu, um ihm die Nachricht klar zu übermitteln. Doch ich tat es auch, um mir einzureden, dass ich ihn niemals mögen werde.

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