#0 6
"Ich nehme dein Auto, okay ?", fragte ich, wobei es eine indirekte Frage war, da ich so oder so sein Auto nahm.
Er hielt mir den Schlüssel desinteressiert hin, als er am Computer irgendein Spiel spielte. "Rauch mir bitte nicht das Auto voll."
Er sollte sich nicht beschweren, denn sein Zimmer stank übel.
"Ich überlegs mir."
Das Auto stank genauso sehr, weshalb ich die Fenster runterfuhr, um beim Fahren die Frühlingsluft einzufangen. Mir dröhnte seine Rapmusik entgegen, als ich den Schlüssel drehte. Meine Hand hämmerte auf den Stop-Knopf und ich holte seine CD raus, um meine reinzulegen. Dieser Junge brauchte guten Rock. Kein Wunder warum er so ein Crackhead war. Eigentlich war ich nicht besser, nur ein kleines bisschen. Ich war nicht so abhängig wie er und ich konnte es wenigstens vor meinen Eltern verstecken.
Ich drehte meine Musik laut auf und fuhr in die Stadt. Ich brauchte neue Schuhe oder neue Bücher, denn ich hatte schlechte Laune und mein Magen war ebenfalls mies drauf. Normalerweise hatte ich immer schlechte Laune, aber heute fühlte ich den Drang, mir irgendwas zu kaufen.
Ich sang bei "Car Radio" mit und versuchte mich nicht zu dem Text verbunden zu fühlen. Es traf so gut und es schockierte mich manchmal, wie sehr ich mich darin wiederfinde.
Ich fuhr bei einem Bücherladen vorbei und holte mir ein Buch, das gerade im Internet rumging. Ich war eine richtige Leseratte, doch das war unwichtig. Mehr musste ich auch nicht dazu sagen.
Die Sonne schien grell. Ich musste schon zugeben, dass sich meine Laune ein wenig hob. Das könnte wahrscheinlich daran liegen, dass ich in den Schuhladen ging und direkt Shuhe sah, die ich mochte. Die sahen zwar nicht aus als könnte man jeden Tag mit ihnen laufen, doch sie waren schön anzusehen.
Ich suchte mir meine Größe raus und sah mich noch ein wenig um.
Mir war, als würde mich jemand stalkerhaft anstarren. Ich drehte mich um. Pax'. Natürlich, warum sollte er nicht zufällig an einem Samstagmorgen in einem Schuhladen für Frauen sein ?
Er sah mich an und nickte mir emotionslos zu, bevor er wild von Jessica umarmt wurde. Gott, Jessica war so eine Schlange.
Es war dieses Klischee - die Zicke der Schule war mit dem Jungen meiner Träume zusammen, nur ich passte nicht in das Klischee. Ich war nämlich nicht in ihn verliebt und irgendwie wurde ich nicht eifersüchtig bei dem Anblick. Ich war neidisch, dass sie einen verdammt heißen Freund hatte, den ich mir schon ausgeguckt hatte. Aber ich hatte wieder Pech und mittlerweile akzeptierte ich, dass mein Leben aus nichts Guten bestand.
Ich drehte mich weg und ging zur Kasse. Ich hätte mir denken können, dass er ein Arschloch war. Ich hatte es mir auch gedacht. Natürlich fand er innerhalb weniger Tage eine Freundin die er vögeln konnte und dafür Geld für sie ausgab, damit er bekam, was er wollte.
Wahre Liebe.
Jetzt war ich doch froh, dass er mit ihr zusammen war. Dann musste er mich nicht belästigen. Ich hatte keinen Platz für Arschlöcher, aber es war schade, dass sein Charakter nicht so schön war wie sein Aussehen.
Die Kassiererin wünschte mir einen schönen Tag, worauf ich mir nicht mal die Mühe machte, etwas zu erwidern. Ich lächelte nur kühl zum Abschluss und ging zum Auto, um nach Hause zu fahren.
"Hey.", hörte ich wieder hinter mir, als ich die Autotür aufschloss. Ich antwortete nicht.
"Ignorier mich bitte nicht.", seufzte er und zog an seiner Zigarette, wobei er unglaublich sexy aussah.
"Wo ist deine Freundin?", fragte ich ein wenig zu scharf. Ich sah in seine dunklen Augen. In der Sonne sahen sie aus wie ein meeresblau, in die keine Sonne schien und nur Dunkelheit herrschte. Die Tiefe des Meeres verborg viele Schätze und Monster. Konnte ich ihn damit vergleichen ?
Sein Blick war intensiv und er sagte lange Zeit nichts, sondern musterte mich. Dann endlich sagte er: "Sorry nochmal wegen heute Nacht. Ich wollte mich nicht so ranmachen, ich war nur stoned."
"Okay.", entgegnete ich kalt.
Er atmete tief durch und drehte sich um. Jessica kam mit einer arroganten Haltung aus einem teuren Laden für Taschen. Ihr Blick war plötzlich nicht mehr so munter und ich war schadenfroh über diese Tatsache. "Tja, da kommt sie. Wir sehen uns in der Schule."
"Ich hoffe nicht.", rutschte es mir leise aus und ich bereute es direkt. Seine Brauen zogen sich zusammen.
"Jetzt hör mal zu, Wioleth. Ich habe versucht nett zu sein, aber es fällt mir deutlich leichter, scheiße zu sein.", antwortete er ehrlich auf mein Gebrumme. Hatte er mir gerade etwas gestanden ? Wow.
Er sah plötzlich ganz anders aus. Er schluckte hart und zog wieder an seiner Zigarette. Wahrscheinlich bereute er es, einen Teil von sich selbst preisgegeben zu haben.
Seine Augen waren noch dunkler als vorher, obwohl ich es nicht für möglich hielt und ein gemeiner Zug umspielte seine Lippen.
Als ich die Augen verdrehte, um meine Nervosität zu verstecken, hoben sich seine Mundwinkel zu einem frechen Grinsen, bevor er ging und den Arm zu hart um Jessica legte, die eifersüchtig dreinschaute.
Was für ein Arsch.
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