#0 5

Meine Flasche war leer, meine Zigaretten zur Hälfte aufgebraucht, der letzte Joint weg, meine Augen geschwollen und vermutlich rot. Meine Nase lief immer noch, aber ich strich die Flüssigkeit nicht weg, so dass sie sich zusammen mit meinen Tränen an meinem Kinn sammelte.
Mum war immer noch nicht Zuhause, vielleicht war sie mit Dad auf einer Mitternachtskunstaustellung. Mein Bruder war wahrscheinlich auch bei Jackson oder mit seinen sogenannten "Freunden" unterwegs.

Das Gemisch das in meiner Lunge, in meinem Magen und in meinem Kopf war, sagte mir, ich sollte schlafen gehen und der andere, dumme Teil von mir sagte, es wäre ganz toll wenn ich alleine rausging und mir die Sterne am Strand ansah, der eine halbe Stunde von hier weg war.

Ich hob meine Beine. Eine Flasche war doch garnichts. Ich konnte normalerweise viel mehr ertragen.
Meine Beine fühlten sich schwer an, als seien sie mit Sand gefüllt. Ich ging auf die Knie und krabbelte zur Tür. Meine Schuhe hatte ich noch an, sowie meine Jacke.
Wieso musste ich bloß so schwach sein und mich jedesmal besaufen ? Ich wollte mit jemanden reden, ihm alles sagen was mir auf der Seele lastet. Niemand auf der Schule wusste, was mit mir passiert war.
Sie dachten, ich wäre ab einem Punkt einfach durchgedreht und nicht mehr diese glückliche, überdrehte Person gewesen.

Wie armselig ich hier herumkroch. Doch ich fühlte mich alleine und unverstanden. Ich musste meinen Schmerz verdrängen.
Mein Kopf war wie ein Karussell, aber ich mochte Karusselle.

Ich stolperte über die Treppe, aber es tat nicht weh, als ich unten auf dem Gesicht landete. Das war lustig.
Ich lachte, und mir liefen Tränen über die Wangen, die nichts mit Amusement zu tun hatten.

Ich sah hier schon Sterne. Ich werde nach Hause kommen. , meinte ich zu sagen oder zu würgen. Mir war nicht schlecht und ich kotzte auch nicht. Noch nicht zumindest.

Ich schaffte es bis zur Tür, und plötzlich schien der Alkohol und der Joint einen ganz anderen Effekf auf mich zu haben. Ich kann laufen. Ich kann fliegen.

Ich lief automatisch Richtung Jackson's blinkendes Haus, ohne zu überlegen. Ich dachte eigentlich an garnichts, nur daran, dass ich fliegen konnte.
Meine Beine waren jetzt aus dem Nichts leichter und ich lief, um den Wind in meinen Haaren zu fühlen. Meine Augen schlossen sich und fast fühlte ich mich, als sei ich oben bei den Sternen, dort, wo mein Zuhause wirklich war. Diese Welt hier fühlte sich falsch an. Ich passte nicht hierhin.

Die blinkenden Lichter des Hauses waren hinter mir, aber das war mir egal, ich wollte einfach nur rennen. Je mehr ich rannte, desto mehr konnte ich meinen Gedanken entfliehen.
Das redete ich mir wenigstens ein, denn nach fünf Minuten dummen Gerenne fühlte ich mich wieder scheiße.
Träge trottete ich zu Jacksons Haus und kniete mich auf den Rasen, um zu brechen, da mir logischerweise vom Laufen schlecht war.

Mein Bruder hatte bestimmt Joints. Ich brauchte Joints, ich brauchte eine Bong oder was auch immer. Etwas, was mich entspannte.
Nachdem ich meine Seele rausgebrochen hatte, fühlte ich mich einigermaßen nüchtern, doch der Alkohol wirkte immer noch. Das wusste ich ganz sicher, denn ich würde nach Hause gehen und mich nicht in Gefahr bringen, wenn ich vernünftig denken könnte. In Gefahr bringen heißt, zu riskieren, dass ich einen Anfall bekam, doch ich war oft in Menschenmengen gewesen und konnte Spaß haben wie jeder normale Mensch.
Da ich also sowieso noch besoffen war, stand ich auf und torkelte zur Gartentür. Ich ging zwischen verschwitzten Körpern durch, die sich in der Nachtluft abkühlen wollten.
Es war heiß und sticking im Haus, es roch nach Schweiß und eine schwere Alkoholfahne umgab die Luft.

Mir wurde wieder schwindelig, aber ich hielt mich gut auf den Beinen und drängte mich durch die Menge zu einem Punkt, an dem nicht so viele Menschen waren. Mir wurde der klischeehafte rote Becher in die Hand gedrückt. Ich wusste nicht, was es für eine Gemisch war und ich sollte niemandem trauen, der mir einfach so etwas in die Hand drückte, doch ich nahm einige tiefe Schlücke, die in meiner Kehle brannten.

Brandon lächelte mich mit geröteten Wangen und eingefallenen Augen an. Er tanzte als würde ihn niemand ansehen. Um ihn herum standen jedoch Menschen, die auch wie verrückt tanzten und vor Freude in die Luft sprangen.
Mir war auch nach Tanzen, aber ich glitt mit meinen schwachen Beinen an der Wand entlang zum Boden.
Mein Kopf ruhte auf meinen Knien und meine Finger spielten mit den Schnürsenkeln meiner Boots.
Mir ging es miserabel. Ich brauchte was zu essen, aber ich würde mich ganz sicher nochmal übergeben, wenn ich das tat.

•°•°•°

Jemand stolperte über meine Schuhe, doch ich konnte die Schritte nicht gehen hören. Die bunten Lichter verschwanden hinter meinen Augenliedern, stattdessen wurden sie von der Person geblockt, die sich langsam vor mich hockte.
Ich fühlte mich so, als wurde ich geweckt. War ich eingeschlafen ?
Ich fühlte mich noch vollgesoffener als vorher, ich hatte drei dieser Becher getrunken, weil sie mir drei Mal in die Hand gedrückt worden sind und ich sie wie eine Gewohnheit ausgetrunken hatte.

"Geht es dir gut?", fragte mich die schöne Stimme. Er hörte sich nicht betrunken an, aber irgendwie stoned. Er war zu ruhig und entspannt. Ich hob meinen Kopf nicht und murmlete unfreiwillig: "Mir ging's nie besser."
Die Wörter dehnten sich aus.

Er lachte leise. Seine Hand legte sich sanft auf meine Schulter, doch in dem Zustand mochte ich diese Geste. "Du solltest nach Hause gehen."
Diesmal hob ich meinen Kopf. Ich schüttelte ihn. "Sag mir nicht, was ich tun soll.", babbelte ich.
"Wo ist deine Freundin?"
"Welche ?"
"Du meintest vorher du gehst zu einer Freundin. Ich dachte, da du da bist, ist sie bestimmt auch gekommen."
"Ich habe gelogen, okay ? Lass mich in Ruhe."
Ich versuchte seine Hand abzuschüttelt, doch ich war zu schwach.
"Komm, ich bringe dich nach Hause."
"Du riechst nach Gras. Ich will auch."
"Wenn man betrunken ist, sollte man sich nicht noch mehr zerstören."

Er nahm meine Hände und zog mich hoch. Ich lehnte mich an die Wand. "Ich will eine Bong."
Es war schwer, meine Augen zu öffnen, doch ich wollte ihn ansehen. Er sah so gut aus, dass es wehtat. Meine Augen verbrannten bei dem Anblick.
Er hatte seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst.
"Ich kann dir ja nicht sagen, was du zutun hast. Aber versprich mir, dass du danach nach Hause gehst."
Ich zuckte mit den Schultern. "Wieso kümmerst du dich ausgerechnet um mich ? Hier sind bestimmt tausend andere Mädchen die auf deine Hilfe hoffen."
Er schüttelte seinen Kopf. Seine Pupillen waren groß, aber es war auch dunkel in dem Raum. "Wieso sollten sie?"
Fast sagte ich, dass er heiß war, aber ich biss mir auf die Lippe.
Dann verschränkte er die Arme belustigt vor der Brust, was seinen Bizeps sehr schön entblößte. "Außerdem bist du so ziemlich die Einzige, die so voll ist."
"Ich bin nicht voll. Ich kann mit dir reden und ich kann noch laufen. Voll sein ist doch was anderes."
Er sah nur grinsend auf den Boden hinab. "Ich kenne dich nicht, aber du bist ganz anders als die anderen Mädchen."
"Oh, bitte. Du kennst nicht einmal meinen Namen und ziehst schon diese Masche ab. Du hast Recht, ich gehe jetzt lieber nach Hause."

Eigentlich wollte ich nicht so trotzig sein, aber der Alkohol veränderte meine Laune. Ich bekam keine Bong, also konnte ich auch gleich nach Hause gehen. Gerade fand ich ihn noch toll, aber jetzt ging er mir auf die Nerven. Ich meinte zu wissen, wie er war. Jemand, der Mädchen als eine Eroberung sah. Aber ich war hin und her gerissen.
Da war er, ein Typ, der nett war und mir keine Angst machte, wenn er mich berührte. Aber war das alles nur Fassade ?

Ich war schon aus dem Haus, als ich Schritte hörte.

"Warte. Wie heißt du denn ?"
Ich hatte bis zum Tod schlechte Laune, aber ich hielt meine Zunge im Zaum.
"Du zuerst."
Er grinste leicht überfordert. "Pax."
Ich sah ihn doppelt und schwankte wieder leicht.
"Schön.", brummte ich. Ich fand den Namen wirklich schön.
"Schön ? Der Name passt zu dir.", grinste er selbstsicher.
Ich verdrehte meine Augen und verlor sogar meine Orientierung für einen Moment. Meine Beine knickten leicht unter mir ein.
"Lass diese Sprüche lieber, bevor du mich ganz vergraulst."
Seine Zähne blitzten kurz auf. Diese Lächeln sah niedlich aus und er sah ganz anders aus, doch er konnte auch verdammt sexy aussehen.
"Ich heiße Wioleth. Und ich gehe jetzt."
"Lass mich dich bringen."
Ich stampfte durch die Wiese. Auf die Party zu kommen hatte nichts Gutes gebracht. Ich hätte einfach Zuhause bleiben sollen, so wie ich es mir selbst gesagt hatte.

"Wie wärs, du darfst mich bringen, wenn ich die Bong rauchen darf."
Seine Schritte waren gleichmäßig hinter mir und es vermischte sich mit seinem rauen Lachen. "Das ist ein Dilemma."
Ich blieb stehen und sah ihn an. "Du findest beides scheiße ? Dann musst du mich doch garnicht nach Hause bringen, wenn's so kacke ist."
"Wenn du nicht so zickig wärst, würde ich dich sehr gerne nach Hause bringen.", witzelte er, aber er sah leicht angepisst aus. Wir redeten miteinander, als würden wir uns schon lange kennen.

"Ich kenne dich doch garnicht, wieso solltest du mich nach Hause bringen?"
Er atmete genervt aus und ich lief über die Straße.
"Weil ich höflich genug bin eine betrunkene Person nach Hause zu bringen."
"Nein, weil du arrogant genug bist, um zu denken, du könntest mich mit der netten Masche rumkriegen."
Er seufzte. "Wo wohnst du denn?"
"Da vorne. Ich kann das alleine."
Zu meiner Überraschung hörte ich seine Schritte nicht mehr. Ich sah hinter mich. Er stand mit verschränkten Armen da. "Ich will dir nicht auf die Pelle rücken. Tut mir Leid, dass ich überhaupt mit dir geredet habe. Kein Wunder, wieso du so von mir denkst.", er sah wirklich aus, als täte es ihm Leid. "Gute Nacht.", er drehte sich um und ging wieder zu Jackson. Jetzt wollte ich doch, dass er bei mir war.

•°•°•°•°
Das ist irgendwie komisch, wie schnell ich die Kapitel schreibe. Hoffentlich kommt da nicht die selbe Scheiße wie bei den anderen Geschichten raus, die ich schon versucht habe, zu schreiben.
Also, meine lieben Leser, ich will mal so bisschen Kontakt mit euch aufnehmen ( nicht auf die gruselige Weise ) und versuche, nach jedem Kapitel eine Frage zu stellen, damit ich bisschen mit euch reden kann . :D

Habt ihr Lieblingsbands ? Und welche Musikrichtung ist eure Liebste ?
Ich finde, dass Musik Menschen echt zusammenbringen kann :)

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