𝑆𝑛𝑎𝑚𝑜𝑛𝑎 - Trankbrauen unter Beobachtung
Dieser Trottel von Blondschopf glaubte doch wirklich, er könne es mit mir aufnehmen - mir, dem Zaubertrankmeister der Schule! Sein Lächeln war vielleicht um einiges charmanter, seine Finger gepflegter dank der seidenen Handschuhe, die er so gerne trug, und sein Aussehen übertraf meines um ein Vielfaches, aber was magische Fähigkeiten - besonders im Zaubertränkebrauen - anging, konnte er es nicht ansatzweise mit mir aufnehmen.
Das hatte ich ihn auch deutlich spüren lassen, als dieser Naseweis statt mir den Alraunen-Wiederbelebungstrank hatte brauen wollen. Jetzt saß er vermutlich geknickt und völlig gekränkt in seinem Büro und versuchte sich ein seinem vielgekrönten Lächeln, was ihm nun wohl kaum mehr so perfekt gelang. Der Gedanke daran schraubte meine im Prinzip standardmäßig schlechte Laune ein klein wenig höher.
Mit wallendem Umhang betrat ich mein privates Labor, welches sich unmittelbar neben dem Klassenzimmer für Zaubertränke befand, um mich an die Arbeit zu machen. Sofort schlugen mir die heißen Dämpfe der bereits schon von mir aufgesetzten Zaubertränke entgegen. Zwischen dem charakteristischem Duft nach den köchelnden Billywig-Stacheln mischte sich der äußerst dominante Geruch des Bubotubler-Eiter zusammen mit dem des Diptams. Das Blubbern und Zischen der verschiedenen Gebräue war wie Musik für meine Ohren und so schloss ich kurzzeitig genießerisch meine Augen. Das einzige, was mir hier unter in den Tiefen der Kerker missfiel, war die ständige Hitze, welche die Kessel von sich gaben und die kaum abzukühlen war aufgrund fehlender Fenster.
Kurz entschlossen zog ich den Umhang von meinen Schultern und knöpfte meine darunterliegende Robe auf. Es war schlichtweg unmöglich, diese Hitze auf anderem Wege auszuhalten. Gerade rührte ich in einem der vielen Tränke, als mir auffiel, dass ich in meinem Hass auf Lockhart, diesen angeberischen Aufmerksamkeitsniffler, ganz vergessen hatte, die nun endlich gereiften Alraunen bei Pomona anzuholen. Nur noch sorgfältig den Rührstab an seinen Platz legend machte ich mich schnurstracks auf den Weg zu den Gewächshäusern in der Hoffnung, Pomona um diese später Uhrzeit dort noch anzutreffen. Immerhin war es schon längst Sperrstunde.
Schritte auf dem großen Treppenaufgang, die scheinbar vor mir flüchteten, ließen mich aufhorchen. Ein Schüler aus meinem Haus oder eine der Flaschen musste sich zu so später Stunde noch auf den Gängen befinden, wenn er auf dem Weg von den Kerker hinauf war.
"Haben Sie mal einen Blick auf die Uhr geworfen?", fragte ich, um die Nachteule auf ihrem Weg zu stoppen, noch bevor ich den entweder grünen oder gelben Saum des Umhangs sehen konnte. Erschrocken hielt die Person inne und drehte sich mit hängenden Schultern zu mir um.
"Es tut mir leid, Severus", konnte ich eine männliche, noch recht junge Stimme hören, die mir nur allzu bekannt war. Zudem sprach mich außer Draco und meinen Kollegen - Lockhart ausgenommen - niemand mit Vornamen an. Ich schnaubte verächtlich. Es war bestimmt das fünfte Mal, dass ich Draco nun schon wieder während der Sperrstunde auf dem Weg in den Krankenflügel erwischte. Jedenfalls glaubte ich, Hermines Krankenbett sei erneut das Ziel seines diesnächtigen Ausflugs.
"Granger?", fragte ich also nur knapp und der blonde Junge bejahte mit traurigem Gesichtsausdruck und einem Nicken. "Wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass du dich nicht erwischen lassen sollst", zischte ich entnervt von ihm, der von seinem Vater strickt verboten bekommen hatte, sich ein Mädchen aus einem anderen Haus als aus Slytherin zu angeln. Zusätzlich akzeptierte er nicht einmal Halbblüter, geschweige denn muggelgeborene Hexen. "Eigentlich müsste auch ich dich längst bei deinem Vater und bei Dumbledore verpfeifen."
"Ich weiß", entgegnete er nur kleinlaut. "Aber ich kann nicht anders. Sie muss doch unglaublich einsam sein. Und ich habe Harry und Ron belauscht und gehört, dass Hermine ganz dolle Angst im Dunkeln hat und-", sprudelte es aus Draco nur so heraus, doch ich unterbrach ihn:
"Je länger du mir Vorträge hältst, umso wahrscheinlicher wird es, dass dich noch jemand anderes sieht als ich und dass du heute Nacht nicht mehr zu deiner heimlichen Geliebten kommst. Also, verschwinde!"
Kurz sah Draco mich nur verwirrt an, bis er dann endlich begriff, dass ich ihm heute zum ersten Mal gewährte, zu Hermine zu gehen und ihn nicht aufhielt, wie die fünf Male zuvor.
"Danke!", sagte er übers ganze Gesicht strahlend. Viel hätte wahrscheinlich nicht gefehlt und Draco hätte mich umarmt. Er riss sich jedoch am Riemen und verschwand schnellen und leisen Schrittes um die nächste Ecke. Ich seufzte. Hermine und Draco - die beiden erinnerten mich an Lily und mich. Mit dem Anflug eines Lächelns auf den schmalen Lippen hoffte ich, dass Draco um so vieles besser mit Hermine umgehen würde als ich es mit Lily getan hatte. Mit dem Gedanken an meine frühere Liebe verließ ich das Schloss und ging über den Trampelpfad die Wiesen entlang hinab zu den Gewächshäusern. Schnell hatte ich das richtige ausfindig gemacht. Immerhin war es bei weitem nicht das erste Mal, dass ich mir bei Pomona Trankzutaten besorgte. Die immer gut gelaunte Hexe begrüßte mich mit einem warmen Lächeln auf ihrem Gesicht, als ich die Glastür geöffnet und ein paar Schritte in die warme, stickige Luft des Gewächshauses gemacht hatte.
"Hallo, Severus, es ist schön, dich mal wieder hier zu sehen", rief sie mir zu, während ich durch die Reihen der Alraunentöpfe schritt und diese begutachtete. Manchmal war es mir ernsthaft rätselhaft, wie Partys feiernde Alraunen eine Versteinerung rückgängig machen konnten, obwohl ich die Chemie dahinter kannte. In Gedanken bei den Alraunen hatte ich Pomonas Gruß nur halb mitbekommen und nickte ihr nun bloß grüßend zu. "Du willst sicherlich die Alraunen abholen, wie?"
"Genau", antwortete ich.
"Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, sie vorzubereiten", sagte sie in einem entschuldigendem Tonfall.
"Dann werde ich dir dabei helfen", hörte ich mich sagen und fragte mich noch im selben Moment, wieso ich ihr meine Hilfe angeboten hatte. Sie half mir ja schließlich auch nicht dabei, den Trank zu brauen. Jetzt jedenfalls, als Pomona mich dankbar anlächelte, wollte ich das Angebot ungern wieder zurücknehmen.
"Das wäre toll, danke!" Wie immer breit lächelnd sah sie zu mir und reichte mir ein Paar Ohrenschützer. "Als kleines Dankeschön hätte ich auch was für dich." Nun sah ich der Hauslehrerin verwundert dabei zu, wie sie sich umdrehte, kurz unter einer Reihe Blumen verschwand und mit einer Flasche Feuerwhiskey in der Hand wieder dahinter auftauchte.
"Oh, das wäre nicht nötig gewesen", gab ich etwas stockend von mir, warum wusste ich erneut nicht so recht. Wahrscheinlich, weil mir schon seit Jahren keine Frau mehr etwas geschenkt hatte.
"Ach, papperlapapp", sagte sie Schultern zuckend und ich meinte, ihr Lächeln noch breiter werden zu sehen, was eigentlich schon gar nicht mehr möglich war. Leicht fasziniert davon, wie freundlich und offen ein Mensch lächeln konnte, sah ich Pomona etwas länger an als normal.
"Aber nur, wenn wir sie direkt öffnen", wandte ich dann ein. So nahm ich ihr Geschenk nicht direkt an, kam aber trotzdem heute Abend in den Genuss von Whiskey. Mein Vorrat war mir leider vor ein paar Tagen zu Grunde gegangen.
"Mit Vergnügen!" Erneut verschwand sie kurzzeitig unter den Blumen. Diesmal kam sie mit zwei Gläsern zurück, die sie sofort befüllte und mir eines lächelnd reichte. Dankend nickte ich ihr zu und wir stießen an.
"Auf gute Alraunen!", meinte sie lachend und stürzte, ohne auf eine Antwort zu warten, den Inhalt ihres Glases in einem Zug hinab. Ich war so verwundert darüber, dass es mir ebenfalls ein Lächeln entlockte und ich es ihr schließlich gleichtat. "Dann legen wir mal los", sagte Pomona, stellte ihr Glas ab und streifte sich Gartenhandschuhe über. Auch mir reichte sie welche und wir begannen uns gemeinsam an die Arbeit zu machen, die sich erstaunlich wenig nach Arbeit anfühlte. Es machte fast schon Spaß, eine Alraune aus dem Topf zu ziehen und festzuhalten, während Pomona sie für den Trank vorbereitete. Schließlich konnte ich eine schlafende Alraune nach der anderen in einen großen Sack stecken, den ich später mit in mein Labor nehmen würde. Nach jeder Alraune füllte Pomona nahezu automatisch unsere Gläser wieder auf und wir tranken erneut. Es dauerte keine drei Alraunen und ich spürte den Boden unter mir weicher und die Luft wärmer werden. Langsam kroch der Alkohol durch meinen Körper und betörte meine Sinne.
"Cheers, Sir", sagte Pomona gerade lachend und trank mal wieder ihr Glas leer, als ich mich etwas erschöpft von der Arbeit und leicht schwankend gegen die nächsten Blumenkästen lehnte. Diesmal nippte ich bloß an dem Getränk und musste wohl oder übel zugeben, dass Pomona mit ihrem etwas korpulenteren Körper mehr von dem Zeug vertrug als mein deutlich dünnerer.
"Sag mal, wie viele brauchen wir eigentlich?", fragte ich beherrscht klar.
"Das müsstest doch du wissen, Tränkemeister", antwortete sie lachend.
"Ja, nein, wie viele Personen sind denn versteinert?", verbesserte ich meine Frage.
"Sieben, meinte Poppy."
"Dann bräuchte ich vierzehn, am besten fünfzehn", rechnete ich recht langsam.
"Na dann, weiter geht's!", rief sie freudig und deutete auf die nächste Alraune, die ich nach dem Aufsetzen der Ohrschützer aus dem Topf zerrte. Während Pomona einen Zauber sprach, sah sie mir in die Augen und lächelte mal wieder noch etwas breiter. Es stand ihr gut, dieses Lächeln, musste ich zugeben und lächelte kaum merklich zurück.
In meiner eigenen Welt aus angenehm brennenden Whiskey, warmfeuchter Gewächshausluft und der Stille unter meinen Ohrschützern versunken, folgte mein Blick unwillkürlich der Kräuterhexe, die mir die Alraune abgenommen hatte und sie nun zu den anderen in den Sack steckte. Unsere Hände hatten sie berührt, fiel mir jetzt auf, als sie schon wieder zurückkam, zwar nur durch die Handschuhe hindurch, aber sie hatten sich berührt.
"Da werden sich alle sicher freuen, wenn sie ihre Freunde, Katzen und Geister wiederhaben", meinte sie vorfreudig.
"Besonders Malfoy", platzte es aus mir heraus.
"Draco Malfoy?", hackte sie verwundert nach.
"Ja, furchtbar verknallt in Hermine, ich kann dir sagen", antwortete ich grinsend.
"Das ist ja eine Überrschung! Das hätte ich ihm ja gar nicht zugetraut", sagte sie scheinbar erfreut über diese Neuigkeit.
Sternhagel voll, aber lächelnd, stand ich einige Zeit später mit fünfzehn vorbereiteten Alraunen vor Pomona und versuchte gerade meine Gedanken und Zunge zu sortieren, um mich bei ihr für den erstaunlich schönen Abend und verdammt guten Whiskey zu bedanken, doch sie kam mir zuvor:
"Das war ein wunderschöner Abend", lallte sie selig lächelnd. "Soll ich dir noch tragen helfen?", fragte sie dann etwas klarer und schien sich zusammenzureißen.
"Gerne", nahm ich ihr Angebot nun auch lächelnd an. Gerade aus gehen war ohnehin schon schwer geworden, geschweige denn schwer tragen. Seite an Seite, beide eine Hand am Beutel mit den Alraunen verließen wir leicht schlingernd das Gewächshaus und machten uns auf den Weg zurück in die Kerker.
"Oh man", stöhnte sie und griff sich an den Kopf. "Das war schon etwas viel." Nickend stimmte ich ihr zu, was sich als keine gute Idee herausstellte. Das Schloss um mich herum drehte sich nun noch heftiger, sodass ich auf die nächste Trickstufe trat und gnadenlos einbrach. Zuerst lachte Pomona nur belustigt auf, dann reichte sie mir ihre Hand, um mich herauszuziehen. Nachdem ich endlich ihre Hand gefunden hatte, zog sie mich zu sich. Unmittelbar vor ihr stehend kam ich zum Halt - na ja, eher zum Schwanken. Ich musste mehrfach blinzeln, um meine Kollegin klar erkennen zu können.
"Danke", lallte ich hemmungslos heftig.
"Nix zu danken", hauchte sie mir ihre erschreckend starke Fahne entgegen. Verflucht, ich war mindestens genauso betrunken wie sie! "Das Hemd so ganz ohne Umhang steht dir übrigens sehr gut", nuschelte sie dann noch verlegen. Überrascht musterte ich sie für einen Augenblick. Schließlich musste ich meinen Körper regelrecht überreden weiterzugehen, so sehr lähmte mich der Alkohol mittlerweile. Pomona blieb etwas länger vor sich hinstarrend stehen und folgte mir dann stolpernd. Endlich in meinem Labor angekommen, stellten wir die Alraunen erschöpft ab und lehnten uns erst einmal nebeneinander an eine der freien Arbeitsflächen, um durchzuatmen.
"Kann ich dem großen Tränkemeister beim Brauen zusehen?", fragte sie dann freundlich und gleichzeitig schwang etwas Anzügliches in ihrer Stimme mit.
"Kannst du, wenn du noch lange genug dafür stehen kannst", zog ich sie auf und machte mich unverzüglich an meine Arbeit. Die ganze Zeit, in der ich den Trank zubereitete, spürte ich ihren Blick auf mir heften - auf meinen Händen, welche die Alraunen zum Schmoren in einen Kessel gaben, auf meiner Kleidung, die nur noch aus dem weißen Hemd und einer schwarzen Hose bestand, und auf meinen Augen, sobald sie die Gelegenheit dazu hatte. Endgültig fertig hob ich den Kessel mit dem Trank vom Feuer, damit er abkühlen konnte. Morgen würde ich ihn noch abfüllen und dann wäre er schon verwendbar. Zugegeben, er war nicht perfekt geraten, aber den Umständen entsprechend doch ganz annehmbar.
"Das hätte selbst Lockhart besser hinbekommen", meinte Pomona, um nun mich aufzuziehen. Es war ein Scherz, das wusste ich, und doch machte ich erbost ein paar Schritte auf sie zu. Energisch schubste ich sie gegen die nächste freie Wand, wo sie erschrocken stehen blieb und zu mir aufsah, wie ich sie wütend anfuhr:
"Dieser Nichtskönner hätte es nicht einmal fertiggebracht, das Feuer für den Trank zu entzünden!" Vor Wut - weniger über Pomonas Kommentar als über Lockhart, diesem erfolgsgeilen Idioten - schäumend sah ich auf die Hexe hinab, die immer noch mit einem zögerlichen Lächeln auf den erstaunlich sinnlich geschwungenen Lippen zu mir aufsah. Die Nerven gingen mit mir durch, oder auch der Alkohol, als ich meine Lippen auf die ihren presste und sie an die Wand in ihrem Rücken pinnte. In diesem kleinen Moment war es mir vollkommen gleichgültig, ob ich dies hier morgen oder schon in ein paar Sekunden wieder bereuen würde. Was ich zu diesem Augenblick allerdings noch nicht wusste; ich würde es nicht bereuen, ganz im Gegenteil.
2251 aus den Fingern gesogene Wörter, die so verdammt seltsam geworden sind, für Paper_Eve52
Können wir bitte ganz kurz drüber reden, dass Snamona wirklich seltsam ist?!
❞𝐸𝑥𝑝𝑒𝑙𝑙𝑖𝑎𝑟𝑚𝑢𝑠!❝ ~ Severus Snape
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