𝑀𝑖𝑛𝑠𝑦 - Erneutes Aufeinandertreffen
Der weiche Moosboden unter meinen Füßen sank bei jedem meiner leisen Schritte ein wenig ein. So leise wie nur irgend möglich schlich ich mich in den verbotenen Wald hinein. Mein Herz pochte heftig gegen meinen Brustkorb, als wolle es sich jede Sekunde hinausreißen. Bei jeder Bewegung, die ich mir in Form eines gruseligen Schattens vorstellte, zuckte ich zusammen oder schloss den Griff meiner rechten Hand fester um das beschützende Gefühl des Zauberstabholzes.
Weit hatte ich es bestimmt nicht mehr. Die Baumkronen schienen mittlerweile so dicht geworden, dass kaum ein einziger Mondstrahl zu mir hindurchdrang. Fast völlige Dunkelheit umfing ich. Das kaltweiße Licht an meiner Zauberstabspitze zerschnitt die Dunkelheit vor mir und tauchte alles in ein unwirkliches Licht. Viel mehr wurden durch den Lumos all die Schatten intensiver, vor denen ich mich so fürchtete.
Dass ich, Pansy Parkinson, einmal so eingeschüchtert durch den verbotenen Wald schleiche, hätte ich nie gedacht, zu meiner Schulzeit nicht, zur Zeit des Krieges nicht und auch bis gestern nicht, und doch war ich jetzt hier und schreckte gerade wieder wie ein Angsthase zusammen, als etwas im Gebälk knackte. Wahrscheinlich nur eine Maus, versuchte ich meinen in die Höhe schnellenden Puls zu beruhigen.
Na ja, bis gestern hatte ich auch noch nicht gedacht, dass ich nachträglich von einem Todesser im Auftrag des Lordes verflucht wurde. Als ich dann jedoch gestern Abend noch kurz vor der Tür war, um den Müll raus zu bringen, hatte mich eine maskenbewährte Gestalt an den Müllkontainern lehnend mit einem Fluch erwartet. Im Moment, in dem mich der tieflilane Lichtblitz getroffen hatte, hatte ich keine Wirkung gespürt, doch mittlerweile hatte die Umgebung um mich herum zu schwanken begonnen, mein Kopf schien vor Schmerzen jede Sekunde zu zerspringen und meine Hände zitterten unaufhörlich. All diese Umstände machten mir den Weg durch den verbotenen Wald keineswegs leichter. Und trotzdem musste ich es schaffen. Ich war schon weit gekommen. Jetzt würde ich auch nicht mehr aufgeben.
Das Knacken im Unterholz stammte nicht von einer Maus, wie ich dann feststellte. Etwas matt Silbernes bewegte sich unter einem großen Haufen aus dünneren Ästen und abgefallenen Blättern. Ich war meinem Ziel schon unglaublich nahe. Fast hatte ich nicht damit gerechnet, ein Einhorn zu finden, doch nun kam es unter dem Berg hervor, den es als Unterschlupf genutzt hatte, um mit einem ängstlichen Blick in seinen goldenen Augen panisch die Flucht zu ergreifen. Blitzschnell streckte ich dem silbernen Tier meinen Zauberstab entgegen.
"Avada Kedavra!", rief ich markerschütternd laut durch den stillschweigenden Wald. Mit dem Fallen des Einhorns hielt ich mir erschrocken von meiner lauten, gellenden Stimme den Mund zu. Hoffentlich hatte ich nicht bereits Zentaueren oder ähnliche Geschöpfe auf mich, eine Einhornmörderin, aufmerksam gemacht.
So schnell der Schwindel und meine Kopfschmerzen es zuließen, stürzte ich auf das tote Geschöpf zu, was scheinbar tief und fest schlafend vor mir auf dem Waldboden lag - mit offenen Augen. Behutsam drückte ich ihm die Augenlider zu. Nun sah es wirklich friedlich aus. Nicht mehr lange, ging es mir durch den Kopf, während ich an seinem Hals nach einer Schlagader suchte. Allein der Gedanken, gleich meine Zähne in dieses makellose Geschöpf treiben zu müssen, widerte mich an, sodass ich mich kurzzeitig unwillkürlich schütteln musste. All meinen Ekel ausschaltend hielten meine Finger an einer Schlagader inne. Mit einem tiefen Atemzug und geschlossenen Augen trieb ich meine Zähne in das Fleisch des Tieres.
Es ist nichts anderes als ein Steak zu essen, hätte ich am liebsten vor mich hin gemurmelt, aber das ging bluttrinkend ja leider schlecht. Stattdessen widerholte ich es gedanklich zwanghaft und stellte mir zusätzlich vor, in der großen Halle zu sitzen.
Die große Halle. Ich wollte seufzen. Wie mein zweites zu Hause. Wie gerne wäre ich noch einmal dorthin zurückgekehrt, aber ich vermutete, dass McGonagall mich niemals mehr wieder das Schloss betreten lassen würde. Nicht, nachdem ich vor allen in der großen Halle vorgeschlagen hatte, Harry an Lord Voldemort auszuliefern. McGonagall, die Schulleiterin geworden war, nachdem sie Snape verjagt hatte, hatte schließlich angeordnet, die Slytherins sollten als Erste die Schule verlassen. So war ich, ohne meinen Abschluss und jegliche Verabschiedung von den mir so vertrauten Wänden des Schlosses, aus Hogwarts geworfen worden.
Seltsame und angewiderte Geräusche von mir gebend, löste ich mich von dem Einhorn, das ich so blutig geküsst hatte. So sehr mein Magen auch gegen die silbrige Flüssigkeit rebellierte, die mir nicht nur aus meinen Mundwinkeln lief, sondern auch den Hals des Tieres benetzte, ich wehrte mich dagegen, sie wieder ausspucken zu müssen. Noch während ich mich keuchend auf einem umgestürzten Baum in der Nähe abstützte, spürte ich, wie meine Kopfschmerzen zu schrumpfen begannen. Sie verschwanden schließlich gänzlich und hinterließen eine angenehme Leere in meinem Kopf, die glücklicherweise auch nicht von Schwindel gefüllt wurde. Auch der Zauberstab in meiner Hand warf nun gleichmäßiges Licht auf den Waldboden und kein zitterndes mehr.
Erleichtert richtete ich mich langsam wieder auf. Mein Körper ließ mich mit unliebsamen Reaktionen in Frieden und schien sich spürbar zu entspannen. Erst der Klang einer Stimme, die ich nur allzu gut kannte, ließ mein Herz sich wieder erschrocken zusammenziehen:
"Miss Parkinson, was tun Sie hier?" Das leicht Rauchige und doch Quitschige in Minerva McGonagalls Stimme erinnerte mich nur zu gut an meine Schulzeit. Fast wöchentlich hatte die Gryffindorhauslehrerin mich bei irgendeiner Schandtat aufgegabelt. Wie viele tausend Hauspunkte ich wohl schon an diese alte, schrullige Hexe verloren hatte? Ich hätte echt mitzählen sollen. Bevor ich auch nur meine Stimme finden konnte, die noch im Einhornblut ertrank, öffnete McGonagall wieder ihren spitzen Mund. "Merlin! Das Einhorn!", rief sie erschrocken und tat ein paar Schritte rückwärts. "Was bringt Sie nur dazu, so ein Geschöpf so skrupellos zu ermorden?"
"Geht Sie gar nichts an", gab ich hochgradig unhöflich zurück und wischte mir den Mund am Ärmel meines Umhang wenigstens halbwegs sauber.
"Oh doch, allerdings! Sie stehen schließlich auf Grund und Boden von Hogwarts und wie Sie sicher wissen, bin ich Schulleiterin", echauffierte sie sich mit leicht bebender Stimme.
"Gut", gab ich mich Augen rollend geschlagen. Es machte sowieso keinen Unterschied, ob sie nun wusste, was ich hier tat, oder ob nicht. "Nasenlos hat befohlen, mich verfluchen zu lassen wegen dies und jenem, was mal nicht so rundgelaufen ist, und ein Maskentrottel dachte sich gestern Abend wohl, scheiß egal, ob Lord tot oder nicht, die verfluche ich jetzt mal. Tja, ich also verflucht in den Wald gewankt, um ein Einhorn zu killen und tada; hier bin ich." Und stehe vor der alten Verwandlungshexe, mit der ich noch etwas zu klären hab, fügte ich noch gedanklich hinzu, hielt jedoch meinen Mund.
"Oh", machte diese nur etwas überrumpelt von dieser Flut an Informationen.
"Ach, und McGonagall, haben Sie alle Slytherins eigentlich so freundlich rausgeschmissen, nur wegen dieser Sache damals?", fragte ich sie dann das, was ich schon seit Ewigkeiten hatte fragen wollen, nur noch keine Gelegenheit dazu gefunden hatte.
"Was?", hackte die Frau schrill nach, als hätte sie mich nicht ganz verstanden, dabei verriet sie jedoch das Zucken ihres Mundwinkels. Sehr wohl hatte sie meine Frage verstanden, sträubte sich nur, eine Antwort darauf zu geben.
"Du hast mich schon verstanden", gab ich zurück.
"Hör mal, Pansy", meinte sie dann sanft. "Ich habe einen Vorwand gesucht, um dich nicht tagtäglich sehen zu müssen. Dass du so gegen Harry gehetzt hast, kam mir da gerade recht und dass ich so auch die anderen verlogenen Schlangen loswerden konnte, war auch sehr passend. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß, dass du deinen Abschluss nicht hast machen können-"
"Ach ja? Dann weißt du sicher auch, was du mir damit kaputt gemacht hast, Oberschlau", fuhr ich sie aufbrausend an.
"Nein, das weiß ich tatsächlich nicht", sagte sie besänftigend. "Ich habe in dem Moment nicht darüber nachgedacht, wollte dich nur nicht mehr ständig sehen müssen, nicht nachdem, was passiert ist."
"Meine Güte, Minerva!", platzte es aus mir heraus. "Ich hab es doch auch hinbekommen, in deinem Unterricht zu sitzen."
"Ich weiß, es tut mir wirklich leid", wiederholte sie zerknirscht. "Es hat einfach nicht funktioniert, dich wie eine ganz normale Schülerin zu betrachten, denn das warst du für mich keineswegs mehr." Klar, eine stinknormale Professorin war Minerva nach unserem Umrempler in einem der Gänge auch nicht mehr. Wenn es nur dabei geblieben wäre, wäre es ja nicht großartig schlimm gewesen. Um die zwanzig Punkte Abzug war es auch nicht weiter schade gewesen, aber die erstaunlich heiße Nacht in der Wohnung meiner Professorin, hatte sie von da an dann doch in ein ganz anderes Licht gerückt.
"Für mich bist du es immer noch nicht", murmelte ich mehr vor mich hin als wirklich zu Minerva, dich trotz ihres hohen Alters ganz genau verstand, was ich gesagt hatte.
"Für mich auch nicht, Pansy."
1434 Wörter für Paper_Eve52
Uff, es wird echt immer schlimmer mit den Shipps. Wenn das so weitergeht, brauche ich noch psychische Unterstützung beim Schreiben. Ich hab ja hierbei schon mehrfach Kopf schüttelnd abgebrochen...
❞𝑃𝑖𝑒𝑟𝑡𝑜𝑡𝑢𝑚 𝐿𝑜𝑐𝑜𝑚𝑜𝑡𝑜𝑟! 𝐻𝑜𝑔𝑤𝑎𝑟𝑡𝑠 𝑖𝑠 𝑡ℎ𝑟𝑒𝑎𝑡𝑒𝑛𝑒𝑑. 𝑀𝑎𝑛 𝑡ℎ𝑒 𝑏𝑜𝑢𝑛𝑑𝑎𝑟𝑖𝑒𝑠, 𝑝𝑟𝑜𝑡𝑒𝑐𝑡 𝑢𝑠, 𝑑𝑜 𝑦𝑜𝑢𝑟 𝑑𝑢𝑡𝑦 𝑡𝑜 𝑜𝑢𝑟 𝑠𝑐ℎ𝑜𝑜𝑙... 𝐼'𝑣𝑒 𝑎𝑙𝑤𝑎𝑦𝑠 𝑤𝑎𝑛𝑡𝑒𝑑 𝑡𝑜 𝑢𝑠𝑒 𝑡ℎ𝑎𝑡 𝑠𝑝𝑒𝑙𝑙.❝ ~Minerva McGonagall
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