Die Legende der silbernen Stadt

Meine Abgabe zum Schreibwettbewerb von Blutkralle.

Es ist eine kleine Vorgeschichte zu "Silver City - Die Suche", eine geplante Geschichte von mir.

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"Erzähle die Geschichte nochmal!", bettelte Kian und sah seinen Vater mit großen Augen an.

"Aber Kian, du hast sie doch schon so oft gehört, du kennst sie bestimmt schon auswendig", kam seine Mutter Alenja seinem Vater zuvor. "Aber ich könnte sie noch tausendmal hören!", maulte ihr sechsjähriger Sohn und zog eine Schnute.

Sein Vater gab seiner Mutter einen beschwichtigenden Kuss auf die Wange und meinte zu seinem Sohn: "Natürlich erzähle ich sie dir nochmal, aber bist du denn auch schon fertig fürs Bett?"

Kians Augen begannen zu glänzen und laut bejahend hüpfte er auf und ab. "Dann ab ins Bett, ich komme gleich", sagte sein Vater mit einem Seitenblick zu seiner Mutter.

Während Kian in sein Zimmer huschte, gaben sich seine Eltern noch einen Kuss. "Al, bist du dir auch wirklich sicher?" Die Stimme seiner Mutter klang sorgenvoll. "Ich muss das machen, das weißt du, aber ich werde nicht lange weg sein, versprochen," erwiderte sein Vater mit fester Stimme.

Der Sechsjährige verstand die Sorgen seiner Mutter nicht, ebenso wenig, was sein Vater meinte, doch würde er es noch früh genug verstehen.

"Bereit?" Al kuschelte sich zu seinem Sohn ins Bett und wuschelte ihm einmal durchs leicht lockige Haar. Kian nickte heftig und zog ein altes Buch vom Nachttisch zu sich.

Es war eine Art Tagebuch, gefüllt mit Berichten und Zeichnungen, ein Erbstück seines Großvaters.

Kian öffnete das Buch und reichte seinem Vater Schablonen, die in ihrem eigenen kleinen Schattentheater die Geschichte zum Leben erwecken würden.

Gold, Silber und Diamanten, schon seit langer Zeit sind viele Menschen wie besessen von diesen Schätzen, verstecken sie und suchen danach, ihr ganzes Leben lang.

So viele Legenden ranken sich um verborgene Schätze auf der ganzen Welt und um die geheimnisvollen Orte, an denen sie versteckt gehalten werden.

Eine Handvoll wurde bereits gefunden, von Forschern und Plünderern, wie die Grabbeilagen der Pharaonen. Andere wiederum sind bekannt, doch bis heute unentdeckt oder vor der Öffentlichkeit geheim gehalten, wie Atlantis oder die Städte des Goldes.

Doch nur die wenigsten haben je von ihr gehört, geschweigedenn halten an dem Glauben daran fest, an die Silberne Stadt.

Anders als bei den Städten des Goldes gibt es von ihr nur eine, eine Stadt aus reinem Silber erbaut. Keiner weiß, wo sie liegt oder wer sie erschaffen und bewohnt haben soll, ihre Existenz ist nur ein Mythos.

Es wird vermutet, sie habe etwas mit den Ureinwohnern Amerikas zu tun, es wird gemunkelt, sie sei wie Atlantis auf den Meeresgrund gesunken, sogar im Bermudadreieck wolle man sie finden.

Die Mehrheit jedoch war sich sicher, ihre Existens war bloß ein Hirngespinnst irgendeines alten Seefahrers, der von der Schatzinsel erzählte und ein bisschen zu viel dazudichtete.

Wie jedes Mal fragte Kian seinen Vater dieselbe Frage: "Glaubst du daran?" Und wie jedes Mal antwortete dieser: "Doch ich glaube daran, dass sie wirklich existiert, denn es gibt einen Schlüssel, eine Art Kompass, der dich in die Stadt führen soll."

"Und wo ist dieser Schlüssel?" Normalerweise antwortete Al mit einem "das weiß keiner und jetzt schlaf, mein Kleiner" darauf, doch dieses Mal fiel die Antwort anders aus: "Das weiß ich noch nicht, aber ich habe einen Hinweis erhalten, der mich zu ihm führen könnte."

Kian starrte seinen Vater mit großen Augen an, es dauerte eine Weile, bis er die Worte seines Vaters realisierte. Aufgeregt sprang er auf und hielt die schlüsselförmige Schablone ins Licht. "Du wirst den Schlüssel suchen, oder? Und du wirst ihn finden!"

Al schmunzelte, als sein Sohn ihn mit großen Augen anstrahlte. "Das hoffe ich doch, schon mein Großvater hat nach ihm gesucht, wenn ich nun den Schlüssel und die Stadt finde, erfüllt sich ein großer Traum."

"Darf ich mit? Wann geht es los?", Kian sah seinen Vater mit bettelnden Kulleraugen an, doch dieser seufzte bloß traurig. "Du bist noch viel zu jung, aber ich verspreche, so bald wie möglich wiederzukommen."

Kian wollte schon protestieren, doch auch mit seinen jungen Jahren erkannte er, dass dieses Abenteuer noch viel zu groß für ihn war, aber wenn er erst älter wäre...

Ergeben seufzte der Junge und hauchte: "Wann gehst du denn weg?" Als sein Vater ihm tief in die Augen sah und anschließend in eine enge Umarmung zog, fürchtete er sich schon vor der Antwort auf seine Frage.

"Morgen, morgen Früh." Kians Mutter kam in dem Moment ins Zimmer und schloss sich der Umarmung an. So saßen sie eine ganze Weile beisammen.

Als sie sich voneinander lösten, verkündete Kian mit fester Stimme: "Die Silberne Stadt existiert und du wirst sie finden, das weiß ich."

Seine Eltern schauten ihn liebevoll an und strichen ihm abwechselnd über die Wange. "Wir haben dich ganz viel lieb", sagten beide, eine Träne bahnte sich ihren Weg aus dem linken Auge seiner Mutter.

Als Abschied überreichte sein Vater ihm eine silberne Münze, ein Halbmond mit einer Lotusblüte war darauf geprägt. "Folge dem Lotusmond, dann wirst du den Schlüssel finden."

Am nächsten Morgen war sein Vater fort, die Münze in Kians Besitz, behütet wie der größte Schatz der Welt.

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828 Wörter

Ich hab es doch tatsächlich geschafft, die Geschichte rechtzeitig fertig zu schreiben. xD

Wie findet ihr sie?

PS: Am Kapitelanfang befindet sich der "Lotusmond". ^^

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