A Cinderella Story: Rewind and Shatter

Meine Abgabe für TG's Schreibwettbewerb von Tulaychi. Spät, aber doch xD

Ich habe mich für Thema Nr. 1 entschieden:
Schreibe eine Geschichte, inspiriert von folgendem Satz:
Ein Herz ist wie ein Glas, einmal zerbrochen schaffst du es nie wieder alle Splitter zusammenzufügen.

Hoffentlich ist mir die Umsetzung des Themas einigermaßen (gut) gelungen, der Titel verrät schon einmal meine Hauptinspiration. ;D
Am Ende erkläre ich noch ein bisschen meine Inspiration für den Verlauf der Geschichte. ^^

1274 Wörter

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Es wurde Hochzeit gefeiert und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. So endet jedes Märchen, oder nicht? Was, wenn dieses Ende nicht so glücklich war, wie man sich erzählt, wie man es sich vorstellt?

Es gibt kein Ende, in dem alle glücklich sind. Ich war es zumindest nicht, dabei sollte es doch mein "Happy Ending" sein, schließlich gäbe es ohne mich dieses Märchen nicht. Denn ich bin Cinderella, Aschenputtel, Aschenbrödel oder wie man mich sonst noch nennen mag.

Meine Geschichte ist bekannt, auch wenn sie in vielen verschiedenen Varianten erzählt wird. Jeder kennt, so wage ich zu behaupten, meine Stiefmutter und -schwestern, den Prinzen und den verlorenen Schuh, ebenso die Hilfe, die ich erhielt in Form von Tauben oder einer guten Fee. Mit jedem Erzählen verändert sich etwas, doch eines bleibt gleich.

Der Prinz erkennt seine "Prinzessin" nicht und würde der Schuh jemand anderem passen, so würde er sie zu seiner Braut machen. Immer und immer wieder muss ich mit ansehen, wie er sich für eine meiner Stiefschwestern entscheidet und jedes Mal spüre ich, wie mein Herz ein Stück daran zerbricht.

Doch was wäre, wenn ich mein Schicksal ändern könnte? Das Märchen umschreiben, ihm ein neues Ende verleihen? Vielleicht wäre ich dann endlich frei, könnte selbst bestimmen und meine wirklich wahre Liebe finden. Aber kann man mit einem gebrochenen Herzen überhaupt noch lieben?

Fangen wir jedoch am Anfang an. Nein, nicht am Anfang der Geschichte, die kennt doch jeder, sondern am Anfang meines Bewusstseins. Denn irgendwann, einen genauen Zeitpunkt kann ich nicht nennen, da schlich sich ein Gefühl des Déjà-vus ein. Als hätte ich schon einmal mit dem Prinzen getanzt, obwohl es doch das erste Mal war, dass ich ihn sah - soweit ich mich erinnern konnte zumindest. Es war, als hätte ich bestimmte Dinge schon einmal gesagt oder getan oder gesehen.

Mit der Zeit häuften sich diese Momente, bis ich vor meinem inneren Auge sehen konnte, was als nächstes passieren, was jemand als nächstes tun würde. Bis zum Ende, dem Moment, als der Prinz mich fand und wir in den Sonnenuntergang ritten. Danach fing alles wieder von vorne an.

Es war, als würde ich die Hauptrolle in einem vertrauten Stück spielen, wie von selbst flossen die vorherbestimmten Zeilen über meine Lippen. Ohne darüber nachdenken zu müssen, bewegte sich mein Körper im Takt.

Jeder Schritt, jedes Wort war mir so schmerzlich vertraut. Wie eine Marionette tanzte ich, war mir der Fäden bewusst, die mich im Kreis wirbelten. Wie eine Bauchrednerpuppe sang ich, war mir jedem Ton bewusst, den ich anstimmte, ohne es wirklich zu wollen.

Je deutlicher ich meine Fesseln spürte, desto heftiger versuchte ich mich dagegen zu wehren. Versuchte, irgendetwas anders zu machen, ohne Erfolg. Mein Leben verlor seinen Sinn, die Liebe ihre Glaubwürdigkeit und mein Herz die Hoffnung.

Als ich nach scheinbar unendlich vielen Wiederholungen mich mit meinem Schicksal abgefunden hatte und nur noch alles vergessen wollte, was ich wusste, passierte es. Etwas änderte sich.

Alles um mich herum blieb gleich, jeder führte seine Rolle in absoluter Perfektion aus, doch etwas in mir hatte sich verändert. Ich konnte es spüren, es war wie ein Funke, der in mir brannte. Und dann sagte ich es, zum ersten Mal in meinem Leben und den unzähligen davor, sagte ich "Nein".

Es war so leise, nur ein schwacher Hauch auf meinen Lippen, dass es niemand hörte, aber es war keine Einbildung. Ich hatte etwas gesagt, das ich nicht sagen sollte, nicht hätte sagen können sollen! War dies die Chance, mein Leben in meine eigenen Hände zu nehmen, die Fäden ein für alle Mal zu durchtrennen?

So groß das Gefühl des Triumphes bei jeder noch so kleinen Änderung auch war, es brachte mich nicht weiter. Die Geschichte folgte einem bestimmten Plan und spielte ich nicht mit, so schien die Zeit stehen zu bleiben oder sich ein Stück zurückzudrehen.

Ich musste auf den Ball, sonst brach der nächste Tag nicht an. Ich musste mit dem Prinzen tanzen, sonst endete der Ball nicht. Ich musste über die Treppen fliehen und meinen Schuh verlieren, denn sonst waren alle anderen Ausgänge versperrt.

Die "Schlüsselmomente" konnte ich nicht ändern, egal wie sehr ich es versuchte und mich dagegen sträubte. Immernoch war ich gefangen in dem gleichen Rhytmus, doch ich kämpfte weiter.

Jedes Mal lernte ich dazu, merkte mir, was ich beeinflussen konnte, ohne die Geschichte zu pausieren. So entwarf ich einen Plan. Einen Plan, der kein "glücklich bis an ihr Lebensende" beinhaltete - denn die Liebe des Prinzen wollte ich schon lange nicht mehr - doch der diesen endlosen Kreislauf ein für alle Mal brechen würde.

Der Prinz musste sterben oder ich würde es tun, sofern ich keinen anderen Weg fand.

~~~

"Wem dieser Schuh passt, wird meine Frau!", hörte ich die Stimme des Prinzen laut und klar bis hinauf in mein Dachzimmer schallen. Durch das Fenster, das zu klein war, als dass ich hindurchpassen würde, beobachtete ich, wie sich eine Menschentraube um ihn bildete, angeführt von meinen Stiefschwestern und meiner Stiefmutter.

Sie hatten mich natürlich hier oben eingesperrt, wo ich nichts anderes tun konnte, als das Spektakel zu beobachten. Dieses Mal würde es jedoch anders kommen.

Sanft strich ich über die Bogen neben mir, nahm ihn hoch und spannte mit geschickten Fingern einen Pfeil ein. Durch das geöffnete Fenster zielte ich mit Präzension auf den Mann, dem einst mein Herz gehört hatte.

Mein Pfeil würde sein Herz treffen, dessen war ich mir sicher. Auf mein Ziel fixiert spannte ich die Bogensehne. Nur noch einen Herzschlag...

Unsere Augen trafen sich. Auch wenn es auf diese Entfernung unmöglich sein sollte zu erkennen, sah ich überdeutlich vor mir, wie sich seine Mundwinkel zu einem zarten Lächeln hoben. Dann zwinkerte er.

Als hätte ich in eine Kerzenflamme gegriffen und mich verbrannt, zuckte ich zurück, ließ dabei den Pfeil los. Mit blankem Entsetzen folgte ich seinem Flug mit den Augen, unfähig mich zu bewegen.

Mit einem ohrenbetäubenden Klirren, als würde die ganze Welt auseinanderbrechen, zerbrach der gläserne Schuh in den Händen des Prinzen in Tausende Splitter, als der Pfeil ihn traf.

Der Schuh war zerstört, einen zweiten gab es nicht mehr. Der Prinz konnte ohne ihn seine Braut nicht finden. Es war vorbei. Vorbei.

Ungläubig starrte ich auf den Scherbenhaufen, der einst der Schuh gewesen war, den ich getragen hatte. Ich hätte mich freuen sollen, jubeln und lachen, tanzen und singen, denn endlich hatte ich das Schicksal besiegt.

Doch alles, was ich tat, war nichts. Eine Träne schlich sich aus meinen Augen, hastete meine Wangen hinab, gefolgt von einer zweiten. Weitere bildeten einen steten Strom, hinterließen einen salzigen Geschmack auf meinen Lippen. Wieso weinte ich?

Mein Herz schmerzte, als hätte es mir jemand aus der Brust gerissen, als wäre es zerbrochen wie Glas. So sehr ich versuchte, die einzelnen Teile einzusammeln und wie ein Puzzle zusammenzusetzen, es war unmöglich. Niemals würde ich die unzähligen Scherben meines Herzens wieder zusammenfügen können, ewig würde ich damit leben müssen.

Es war nicht fair, ich wollte doch nur glücklich sein. Wieso war ich es dann nicht? Hatte ich bereits vergessen, wie sich Glück überhaupt anfühlte? Wofür lebte ich noch?

Wie durch einen Schleier sah ich ihn, wie er mir zuwinkte. Hastig blinzelte ich mir die Tränen weg, wischte mir über die Augen. Es war keine Einbildung. Der Prinz sah mich direkt an und bedeutete mir, zu ihm hinunterzukommen.

Vielleicht war der Prinz ebenso eine Marionette dieses Spiels gewesen wie ich, sich allem bewusst und doch unfähig, etwas zu ändern. Wenn dem so war, könnte es möglich sein, dass er mich wirklich lieben könnte? Und ich ihn?

Wollte ich das überhaupt? Noch hatte ich keine Antwort auf diese Frage, doch mein Entschluss stand fest. Ich würde es versuchen. Nun lag mein Schicksal allein in meiner Hand, das spürte ich, und ich würde sehen, wohin mich meine Schritte trugen.

Wir würden leben, ob glücklich oder nicht, doch es würde unser Leben sein.

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Wie oben angekündigt werde ich hier etwas erläutern, wie ich auf die Idee gekommen bin.

Die Grundidee, dass ein Märchen immer wieder von neuem anfängt nach dem "Happy Ever After" und ein Charakter sich seiner Rolle bewusst wird und daraus herausbricht, kommt von dem WEBTOON "Forever After". (Das hier ist schon ein SPOILER für den Webtoon, sorry ^^")

So richtig zu dieser Geschichte inspiriert haben mich jedoch die Episoden ab 107, in denen es um Schwanensee und Odettes Schicksal geht (ja, ganz andere Story als meine, aber der Kern ist praktisch der gleiche).

Es will aber gesagt sein, dass ich nichts übernommen habe, sondern mich nur inspirieren hab lassen (was, so glaube ich, ja erlaubt ist)!

Auf jeden Fall kann ich den Webtoon nur empfehlen, wenn euch das Konzept gefällt oder interessant findet (außerdem ist die Story rundherum einfach cool, der Zeichenstil mega, sehr häufig die Geschlechter vertauscht und ja, witzig und tiefgründig ;D).

Ach ja, ebenfalls dazu inspiriert hat mich der WEBTOON "Surviving Romance", bei dem die Geschichte auch wiederholt wird, wenn "Schlüsselmomente" nicht genau ausgeführt werden, man aber alles dazwischen ändern kann.

Zudem ist mir gegen Ende wieder der ONC Prompt mit dem Pfeil eingefallen, zudem ich dafür ja auch eine Geschichte angefangen hatte (wer erinnert sich noch daran?)

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Aber jetzt noch zu meiner Geschichte:
Wie hat sie euch gefallen?





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