Kapitel 11

Hope

Geschafft kam ich zu Hause an. Bevor ich mich aber entscheiden konnte, ob ich es wagen soll, mich ins Haus und unter die Dusche zu schleichen, kam meine Mutter hinaus. "Wieso bist du heute schon wieder hier und nicht in der Schule? So geht das nicht Madame!" Sie kommt näher auf mich zu. Als ihr Blick auf meine Haare fällt, bleibt sie stehen. "Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?" Und zieht dabei an einem der grünen Stücke inzwischen. "Aua, Mom lass bitte los." Sie lässt es fallen und schaut mich auffordernd an "Ich hatte Chemie und Max ist nicht mehr mein Partner." Erkenntnis bildet sich auf dem Gesicht meiner Mutter. "Tut mir Leid, dass du mein Missgeschick in Chemie geerbt hast. Na komm, probieren wir es aus deinen Haaren heraus zu bekommen." Und so gingen wir gemeinsam ins Bad.

Nach einiger Zeit gaben wir es auf. Kleine Stücke wurden wir los, doch die großen blieben. Verzweifelt schaue ich auf diese. "Okay, mir reichst, ich hole deinen Vater." Bevor ich auch nur widersprechen konnte, hörte ich unten die auf knallende Haustür. "AIMEE? Wo bist du?" ruft mein Dad panisch durchs Haus. Ich kann hören, wie er im Eiltempo zum Bad gelaufen kommt, ehe er auch diese Tür aufreißt. Er lässt seinen Blick kurz über alles schweifen, ehe er meine Mutter auch schon in seine Arme zieht und beruhigend ihren Duft einatmet.

Die beiden stehen bestimmt fünf Minuten so, bis mein Vater sich etwas löst und fragt "Was ist eigentlich jetzt der Notfall?" Mom deutet nur auf mich und Dad dreht sich zu mir. "Hope, was machst du hier? Du hast Schule." Ich seufze auf und erkläre auch ihm die Situation. "Und ihr habt mich jetzt nur wegen den Stücken gerufen?" "Es war Moms Idee." verteidige ich mich gleich. Genannte schnappt nach Luft und Dad schaut schmunzelnd zu ihr. Beleidigt verschränkt Mom die Arme und nuschelt "Ich habe dich vermisst. Außerdem wollte ich die Haare unserer Tochter nicht kaputt machen. Wenn du keine Lösung findest, sehe ich mich dazu gezwungen die Strähnen zu schneiden." Nun bin ich es, die nach Luft schnappt. "Dad, bitte sag, dass du eine Lösung hast." flehe ich ihn an.

Gemeinsam sind mein Vater und ich also durchgegangen, was wir für ein Versuch gemacht haben. Er überlegt etwas und sagt dann "Mit Seife kommt ihr glaube ich nicht weit. Probiere deine Haare mit Apfelessig zu waschen. Die Säure im Essig müsste es etwas zerfallen lassen, sodass ihr es dann wieder aus den Haaren bekommt. Ansonsten wüsste ich auch nicht weiter." Ich nicke skeptisch und gehe in die Küche. Dort suche ich den Apfelessig. Mit dem gehe ich wieder ins Bad und wünsche mir, dass nicht mitbekommen zu haben. Meine Mutter sitzt auf dem Waschbecken und mein Dad steht zwischen ihren Beinen. Ich gehe also in ein anderes Bad und wasche meine Haare mit Apfelessig. Nebenbei weine ich wie sonst was, da der Geruch sowohl die Nase, als auch die Augen reizt, besonders so nah. Einziger Trost, das grüne Zeug verschwindet aus meinen Haaren. Die großen Stücke sammle ich, sodass ich sie dann wegschmeißen kann und nicht in den Abfluss kommen.

Nachdem ich dann nochmal komplett unter die Dusche gesprungen bin, rieche ich an meinen Haaren. Obwohl ich sie zweimal eingeschäumt habe, kann ich den Essig immer noch riechen. Das ist wohl der Nachteil, aber egal.

Als Faith am Nachmittag kommt, erzähle ich ihr gleich alles. Dabei fällt mir auf, dass Samuel und ich doch tatsächlich heute zum ersten mal miteinander geredet haben. Und irgendwie war es schön. Die Nähe zu ihm tat Tara und mir tatsächlich gut, auch wenn ich nicht verstehe, warum er es gemacht hat. Er schadet doch nur uns beide.

Am nächsten Tag habe ich gute Laune. Das erste Mal seit Montag und dass ohne dass mich wer aufgemuntert hat. Und ehe ich mich versehe sind wir wieder in der Schule. Doch ehrlich gesagt, wäre ich lieber zu Hause geblieben.

Es stellt sich heraus, dass auch in Bio Kai und Samuel sind. Allerdings wurden wir dieses Mal nicht in neue Gruppen geteilt. Und da ich in Bio nichts wirklich groß falsch machen kann, habe ich auch keinen extra Tisch. Ich sitze mit Max in der zweiten Reihe. Auf der einen Seite sitzt Max und auf der anderen mein Rucksack. Ich muss ja gestehen, ich habe es geliebt, dass dort dieses Schuljahr keiner saß, aber bei meinem Glück gibt es nur drei freie Plätze. Und überraschenderweise entscheidet Samuel sich auf den Platz meines Rucksacks sitzen zu wollen. Murrend nehme ich also den Rucksack runter. Der Unterricht verläuft quälend langsam. Hinzukommt, dass ich den Blick von Samuel immer wieder auf mir spüre und sein Geruch nach Regen mich beinahe in den Wahnsinn treibt. Wie kann man bitte nach Regen riechen? Das sollte verboten sein. Nur wirklicher Regen sollte den Geruch auch haben dürfen.

So in Gedanken über den Duft des Regens merke ich nicht, dass die Klingel geläutet hat. Erst eine Berührung an meinem Arm, lässt mich aufschrecken. Selbst als die Hand weggenommen wird, kribbelt die Stelle noch angenehm. Ich schaue also in die Augen von Samuel. "Du scheinst weg gewesen zu sein und da dein Freund auch schon weg ist" lässt er den Satz offen. Verwundert schaue ich neben mich. Tatsächlich, Max ist weg. Wo ist er denn?

Fertig gepackt gehe ich aus der Tür, Samuel mir folgend. Trotz meiner besseren Nase kann ich die Spur von Max nicht aufnehmen. Dafür rieche ich den Regen nun viel stärker. Tara in mir schnurrt wohlig auf. Dies lässt mich kurz lächeln, ehe ich beschließe zu meinem Spind zu gehen und die Bücher zu wechseln. Auch jetzt folgt Samuel mir und begleitet mich zu meinem Spind. Verwundert schaut er sich um. Geht dann zur gegenüberliegenden Wand und öffnet seinen Spind. Dann schaut er wieder lächelnd zu mir. Ist das sü.. "Hope!" höre ich plötzlich meine Mom durch den Flur rufen. Verwundert schaue ich zu ihr, wie sie Max am Ohr hinter sich her zieht. Bei mir angekommen, lässt sie ihn los. "Hoffentlich warst du schon auf dem Weg und hast es nicht wie Maxwell hier vergessen." Ich schaue sie mit großen Augen an, ehe mein Blick panisch zu Max fliegt. Generalprobe, flüstert er eingeschüchtert über den Mind-Link, obwohl ihn darüber meine Mutter nicht hören kann. "Die Generalprobe. Wie könnte ich die vergessen. Ich war schon dabei meine Sachen zu packen. Max wollte nur noch kurz auf die Toilette. Er hat bestimmt nur einen Scherz mit dir gemacht." Prüfend schaut sie ihn an, nickt und fordert uns auf, ihr zu folgen. Panisch packe ich alles in den Spind und folge meiner Mom. Doch bevor ich den Flur verlasse, werfe ich einen Blick zurück, wo Samuel schmunzelnd uns hinterher sieht.

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