~ 53. Kapitel ~
~ 53. Kapitel ~
Ein kühler Luftzug, der über mein Gesicht strich, weckte mich. Ich starrte die Höhlenwand über mir einen Moment irritiert an, bevor mir die Geschehnisse von gestern wieder bewusst wurden.
Die gemeinsame Rettung Takaishis, wie sich ihre Seelen berührt hatten und mich mit so viel Liebe und Geborgenheit überschüttet hatte, dass man glatt süchtig werden wollte. Dieses Gefühl schien am Abend auf die anderen übergeschwappt zu sein.
Zum ersten Mal seit dem Beginn der Reise mit den Windschneiderern waren alle völlig entspannt gewesen und niemand hatte mehr einen plötzlichen Angriff erwartet.
Doch schienen all diese Geborgenheit und Sicherheit im Gestern geblieben zu sein, denn nun fühlte sich Maudados Arm um mich, wie eine schwere, erdrückende Last an und sein Atem der gestern meinen Nacken zu streicheln schien, weckte heute Paranoias eines Angriffs in mir.
Ein Kloss bildete sich in meinem Hals und mein Magen schien sich in ätzende Säure verwandelt zu haben. Die Behaglichkeit war plötzlich einengend und ich bekam kaum Luft. Ganz vorsichtig löste ich mich aus Maudados Umarmung und floh dann praktisch aus der Höhle.
Das Plateu lag noch im Schatten der hohen Felswände, was die Luft eisig frisch machte und meine Gedanken wieder ruhiger werden ließ. Mein Herz beruhigte sich wieder und eine unbewusste Last fiel von meinen Schultern.
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich nicht als Einziger schon wach war. Am Abgrund in die Tiefe blickend saß Benni, der nun aufschaute als er mich hörte. Er lächelte mir leicht zu und deutete mich zu ihm zu setzen.
Nach kurzem Zögern ließ ich auch die Beine über die Kante baumeln. Der Ausblick war atemberaubend. Man konnte unglaublich weit schauen und ganz am Horizont die Türme und Kuppeln Oribias ausmachen, die in der Morgensonne glänzten. Von hier oben wirkte es so friedlich und klein, wie eine Vision im Dampf eines Gebräus eines Wahrsagers.
"Ich finde der Ausblick macht die Höhle hier oben erst erträglich." Bennis sanfte Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
"Bist du denn nicht gern hier oben?", fragte ich ihn erstaunt.
"Doch, aber ich kann mit... Höhlen nicht sonderlich viel anfangen. Die Vorstellung des ganzen Gesteins über mir, welches jeden Moment einstürzen könnte? Wenn Sarazar ohne mich zurecht kommen würde... mich hätte nichts hier her bekommen. Aber was man nicht alles für die Liebe tut..." Die letzten Worte murmelte er so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob sie überhaupt für mich bestimmt waren.
"Vielleicht... solltest du mal mit ihm reden... ich denke, wenn er weiß wie... unangenehm das alles für dich ist..." Benni schnaubte.
"Wenns so einfach wäre. Diese Höhle ist der einzige Ort hier in den Bergen, den wir Abenteurer betreten können ohne die gesamte Zeit von Greifen angegriffen zu werden. Und... naja Sarazar brauchte diese Nähe damit er die Greife studieren kann... und da ich irgendwie so der Einzige bin, der ihn am Leben halten kann... wir sind ja nicht mehr lange hier. Aber... du und Maudado... was ist das zwischen euch? Und ich meine nicht euch als Blütenkinder. Ihr seid füreinander geschaffen. Warum... warum wehrst du dich dagegen?" Abrupt wandte ich mich dem Rothaarigen zu.
"Woher...?" Benni schmunzelte.
"Die unbewusst ausgesandten Signale sagen so viel mehr als Worte. Und irgendwie... egal. Du liebst ihn - daran besteht kein Zweifel. Trotzdem kämpfst du gegen ihn an. Was ist los?" Ich seufzte. Der stille Alchemist schien mich in der kurzen Zeit besser kennengelernt zu haben, als Manu oder Paluten. So unheimlich das auch schien, ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte. Und alles in mir brannte es jemanden anzuvertrauen. Diese Last nicht mehr allein zu tragen.
"Das... was Beziehungen auszumachen scheint, diese körperliche Nähe... ich... ich kann mit sowas nicht anfangen. Von klein auf wird einem beigebracht, dass der Kuss des Prinzen der Höhepunkt eines jeden Märchen ist. Und bevor ich Maudado kennengelernt hatte... hab ich mich nach sowas gesehnt. Dachte ich zumindest. Jetzt... ist mir alles so unangenehm. Aber... es liegt nicht an ihm. Ich brauche ihn. Er ist mein Seelenverwandter. Ich liebe ihn. Aber ich hab Angst ihn zu enttäuschen. Was wenn er etwas von mir will, dass ich ihm nicht geben kann? Ich sehne mich nicht nach ihm in... dem Sinne... und er hätte jemanden verdient, der ihn richtig lieben kann. Nicht so wie ich." Blut schoss mir ins Gesicht und ich versenkte meinen Blick in dem Abgrund von mir. Ganz unten im Tal wandte sich das blaue Band eines Flusses durch die Landschaft. Sehr interessant.
"Ich glaube es gibt kein richtiges Lieben. Und wenn du weißt, dass ihr Seelenverwandte seid - es gibt niemanden der besser für Maudado wäre. Ich denke du solltest dich nicht darum sorgen ob er dich akzeptierst, du solltest dich erst einmal selbst akzeptieren. Und Maudado könnte dir damit helfen. Der Junge liebt dich. Selbst die Greifen würden das sehen, kämen sie hier vorbei. Behalte es nicht als Geheimnis, sowas bauscht sich auf und am Ende... ist das Vertrauen weg. Rede mit ihm. Er wird dich verstehen."
"Benni hat Recht." Maudados Stimme ließ mich erschrocken rumfahren und nur Bennis schnelle Reaktion verhinderte, das ich rückwärts über die Kante fiel.
Written by Federsturm
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