~ 51. Kapitel ~
Micha P.o.V.
Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe, während ich mich umschaute. Die Höhle, die vor uns lag, war überraschender Weise spartanisch eingerichtet. Es lagen einige Bücher auf ausgelegten Teppichen und überall standen aufgebaute Experimente. Ein seltsam beruhigender Geruch lag in der Luft, nach Kräutern und Pergament. Sofort fühlte ich mich beruhigter.
"Ah, Tim. Ich habe euch bereits erwartet." Der Schamane trat aus dem Schatten der Felsen hervor, gefolgt von einem freundlich blickenden Alchemisten, der unzählige Riemen und bunte Flaschen am Leibe trug. Ein Mantel lag auf den Schultern des Alchemisten. Sarazar selbst war in Pelze gekleidet, blondes wirres Haar und ein schiefes Grinsen auf den Lippen. Es machte ihn irgendwie sympatisch wie verkorkst er aussah. Bergmann trat ihnen mit einem leichten Lachen entgegen. Es war das erste Mal, dass es nicht unheimlich klang.
"So schön das Wiedersehen auch sein könnte, wir brauchen deine Hilfe.", kam Bergmann sofort zum Punkt, denn es galt keine Zeit zu verlieren. "Takaishi ist einem Antiheal zum Opfer gefallen und nur dank Michas Kraft, konnten wir ihn überhaupt hierher bringen. Wir sollten uns beeilen!"
"Natürlich.", sprach der Schamane mit Gelassenheit Auf ein Zeichen des Blonden verschwand der rothaarige Alchemist im hinteren, dunklen Teil der Höhle.
"Ich schließe mal daraus, dass ihr auf eine Greifenmutter gestoßen seid? Die Viecher können echt lästig sein, vor allem mit dem Antiheal-Buff. Bringt ihn zu Benni, er sucht schon alles für die Aufhebung zusammen." Bergmann signalisierte meinem Maudado, dass er nun für die Erweckung gebraucht wurde. Der Runenmagier verstand und eilte, flankiert von Delay und Selfie, in die Höhle.
Dann wanderte Sarazars Blick zu mir. Interesse und Neugier blitze in den braungrünen Augen auf.
"Du musst Micha - oder wie der Nebel es flüstert Lord Zombey sein, der Sohn des Mohns. Es ist mir eine Ehre dich kennen zu lernen." Er deutete eine Verbeugung an, doch man sah, dass er sie nicht richtig drauf hatte. Die Geste sah so putzig aus, dass sich wie von selbst ein kleines Lächeln auf mein Lippen legte. Sarazar war mit Abstand der sympathischste aus der Windschneiderer Gilde.
"Du bist dem zufolge Sarazar sein, nicht wahr? Ich hoffe du kannst mir... oder uns... helfen diese... Kräfte zu kontrollieren." Sarazar nickte.
"Ich werde mein Bestes geben. ...Aber so wie es aussieht, macht ihr bereits auch so gewaltige Fortschritte." Auch ich nickte und wandte mich dann zu Paluten und Manu, um Sarazar und Bergmann Zeit und Raum zu geben. Dennoch blieb die Sorge um Maudado tief in mir verwurzelt.
"Kannst du irgendwas über Sarazar sagen?", fragte ich Manu.
"Er ist... in Ordnung. Ein bisschen schrullig und manchmal etwas komisch, aber im großen und ganzen ist er nett und hat vor allem Ahnung von dem was er tut. Früher war er mal ganz eng mit Gronkh befreundet. Aber nachdem dieser Pandorya kennengelernt hat und die Gilde verlassen hatte, hab ich nichts mehr von ihm gehört. Keine Ahnung, ob sie noch in Kontakt stehen." Manu sprach beiläufig, während er die Höhle interessiert betrachtete. Auch Palle sah sich neugierig um.
"Schicker Außenposten.", meinte der Paladin nur. Er war schon die ganze Reise hier her ungewöhnlich still und beäugte alles, was die Windschneiderer taten, dreimal so kritisch. Sein sonst so fröhliches und unbeschwertes Wesen war völlig gewichen. Was auch immer Manu passiert war, Palle würde es den Windschneiderern niemals verzeihen.
"Micha! Maudado braucht dich." Delay kam aus der Höhle geeilt und machte mir mit hektischen Gesten deutlich, dass ich mich beeilen sollte. Zusammen mit dem Druiden verschwanden wir zwischen den Felsen.
Sobald wir in den Schatten waren, schlug die Temperatur schlagartig um. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. Die Atmosphäre schien sich geändert zu haben.
Als ich Takaishi, der leichenblass war, und die beiden anderen Abenteurer über ihn gebeugt sah, schien es noch kälter zu werden. Unbewusst fragte ich mich, ob ich kommen sollte um ihn in die Arme des Todes zu legen. Maudados erschöpfter Blick sprach Bände. Doch als er mich sah, lächelte er leicht.
"Keine Sorge, es geht ihm gut. Er muss nur aufwachen... und allein schaffe ich es scheinbar nicht." Selbst seine Stimme klang erschöpft. Etwas perplex stand ich vor ihm. Wie sollte ich Maudado helfen, jemanden zu erwecken? Ich konnte doch nur das Gegenteil. Er war es, der die Gabe des Erweckens hatte.
Maudado hielt mir seine Hand entgegen und aus Reflex nahm ich sie und setzte mich neben ihn. Schon spürte ich, wie etwas tief in mir an mir zupfte und bald darauf schien die Wolke in mir seinem Sonnenlicht entgegenzukommen. Ich versuchte noch sie aufzuhalten, doch irgendwas sagte mir, dass nichts dieses Sonnenlicht trüben konnte und ich ließ schließlich los. Ein Gefühl tiefer Liebe durchfloss mich, als unsere Seelen sich verbanden.
Written by Federsturm
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