~ 41. Kapitel ~

~ 41. Kapitel ~

Micha P.o.V.

Verwirrt kam ich wieder zu mir. Ein dumpfer, pochender Schmerz ging noch von meiner Ferse aus und gesellte sich zu den leichten Kopfschmerzen. Mit der Hand meinen Fuß massierend, setzte ich mich auf.

Wo zur Hölle war ich?

Die Wände waren aus Stein und sehr hoch. In der Mitte des riesigen Gewölbes befand sich ein wunderschöner Brunnen. Er löste irgendeine Art von Erinnerung in mir aus, doch bis auf ein warmes Gefühl der Geborgenheit konnte ich es nicht zuordnen.
Um mich herum waren die anderen aus meiner Gilde, wie waren wir alle hierher gekommen?

Maudado lag ein paar Schritte abseits. Mit zitternden Beinen krabbelte ich auf ihn zu. Sanft schüttelte ich ihn und er öffnete blinzelnd die Augen.
Eine ungekannte Last fiel von meinem Herzen, als ich in seine smaragdgrünen Augen blickte.

"Du bist wach.", murmelte er leise, bevor er vor Schmerz aufstöhnte und sich an die Ferse fasste. Ein schwaches Leuchten ging davon aus.

"Weißt du was das bedeutet?" Mit einem Kopfnicken deute ich auf seinen Fuß.

"Taddl meinte, dass es eine Prophezeiung von zwei Blütenkinder gibt, die zusammen jeden Gildenkrieg beenden und Frieden bringen werden. Ein Kind des Mohnes und ein Kind des Lotus, die beide irgendwelche Kräfte haben. Ich glaube... wenn ich mich richtig erinnere soll das Kind des Lotus eine Macht des Erwachens haben und das Kind des Mohnes soll die Macht des... wie hat er es genannt... Einschlafen besitzen?" Vorsichtig versuchte Maudado aufzustehen. Schwankend kam auch ich zum stehen.

"Das klingt aber sehr weit hergeholt...", murmelte ich. Und wer weiß was Taddl alles für Lügen verbreitete, um meinen blonden Runenmagier bei Laune zu behalten.

"Es ergibt aber Sinn. Denn dieses Blumentattoo an meiner Ferse scheint irgendwie der Auslöser für alles zu sein. Zumindest schmerzt es jetzt nach... dem Ausbruch." Gedankenverloren schaute er zu Boden, während ich ihn nur verständnislos anstarrte.

"Was hat dein Blumentattoo mit all dem zu tun? Es ist doch nur ein Zeichen. Ich hab auch eins. Und die anderen sicherlich auch." Ich sah zu unseren Gildenmitgliedern. Zum ersten Mal stellte ich fest, dass sie nicht mehr so leblos wirkten, wie vor meinem Zusammenbruch.

"Ja. Nein... vielleicht. Aber auf jeden Fall habe ich eine Lotusblüte auf meinem Knöchel. Und nach diesem Ausbruch vorhin... an der Sache ist was dran." Er ging zu Osaft und hockte sich vor ihn.

"Vorhin, als ich euch alle hierher getragen habe... sie wirkten alle wie tot. Wie Marionetten, deren Fäden man durchgeschnitten hatte. Alle denen ich begegnet bin - die gesamte Stadt schien wie tot. Jetzt... nicht mehr. Ihr Puls ist schneller und sie scheinen zu träumen." Er hatte dem Alchemisten die Hand auf die Brust gelegt, schien seinem Herzschlag zu lauschen.

Hinter meiner Stirn fing es an sich zu drehen. Wenn das Gesagte von Maudado stimmte, wenn das, was Taddl ihm erzählt hatte wirklich der Wahrheit entsprach, sollte das bedeuten, dass ich dieses Kind des Mohnes war? Etwas entsetzt sah ich an mir herunter. Die Mohnblüte an meinem Knöcheln schien immer noch leicht zu glühen.

Eine plötzliche Erinnerung durchbrach mein Bewusstsein und ich sah Bilder von einer verlassenen Straße, von Maudado wie er auf mich zu stürmte, wie wir uns stritten. Sein unerschütterlicher Blick hatte sich eingebrannt und ich würde weinen wollen vor Freude über diesen Glauben an mich, wenn... wenn ich den gleichen Glauben auch gehabt hätte.

Aber ich war der Grund, dass wir alle hier bewusstlos in der Kathedrale lagen, dass die ganze Stadt bewusstlos war und selbst Uri nicht mehr erreichbar war. Ich war Schuld. Würde es Maudado nicht geben - sie wären alle veloren. Ich wäre der Grund für das Ende von ganz Oribia.

Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken, während sich der Gedanke immer und immer wiederholte.

Ich hätte das Ende von Oribia sein können.

Ich hätte das Ende von Oribia sein können.

Ich hätte...

Plötzlich schienen die Mauern näher zu kommen. Das gesamte Gewicht der hohen Kuppel schien auf meinen Schulter zu lasten. Ich musste hier raus. Bevor ich unter der Wucht dieser Erkenntnis zusammenbrach.

Written by Federsturm

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