~ 37. Kapitel ~
~ 37. Kapitel ~
Micha P.o.V.
Es tat gut mal wieder mein Zimmer zu verlassen. Wir hatten auf einer Wiesen unmittelbar vor den Stadttoren Oribias angehalten, da Uri nicht in die verwinkelte Stadt passte. Sie würde während unseren Besuches hier warten und uns nur im Geiste begleiten.
Während die ersten schon in der Dunkelheit der riesigen Stadtmauern verschwanden, musste ich noch warten bis Uri mir ihr Einverständnis gab. Ich fühlte mich wie ein Schwerverbecher, der zum seinem letzten Mahl geführt wurde.
Viele von euch wissen schon, warum ihr noch hier seid und nicht wie die anderen schon nach Oribia reinkönnt. Aber ihr habt eine wichtige Mission.
Ich musste leicht schnauben. Die Mission einen psychisch labilen Assassinen zu einem Heiler zu bringen und dabei vor einer... Wolke beschützen, die den Assassinen zu einer skrupellosen Killermaschine machen könnte. Wie ehrenhaft.
Sie taten mir schon Leid. Sicher hätten Manu und Paluten sich eher die Zeit auf dem Markt vertrieben. Auch der mächtige Elementmagier Erik stand mit seiner Ingenieurs- Gefährtin in der Runde. Er beäugte mich interessiert. Wenn ich etwas weniger Respekt hätte, hätte ich ihm wahrscheinlich die Zunge rausgestreckt. Die Ingenieurin schien meine fehlende Begeisterung zu bemerken, denn sie stupste ihm in die Seite worauf er beschämt den Blick senkte. Sie murmelte noch eine leise Entschuldigung in meine Richtung. Jetzt konnte ich ein Augenrollen wirklich nicht zurückhalten. Wieso konnte ich nicht einfach normal sein?!
Es gibt einen Schamanen in Oribia, der Micha helfen kann. Erik, ihr müsstet euch noch von früher kennen. Deswegen wirst du die Mission leiten.
Der Angesprochene nickte zustimmend und krempelte die Ärmel hoch.
"Ist das alles wirklich nötig?", murmelte ich leise. Am liebsten wäre ich direkt zu diesen Schamanen gerannt und nach der Heilung gefragt. Warum so viel Gewese um alles machen? So steigerte sich doch nur das Riskio, dass ich jemanden aus unserer Gilde verletzte. Osaft klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Er und Wintercracker machten meine Leibgarde komplett.
"Dann würde ich sagen, wir machen uns gleich mal auf den Weg." Der Elementmagier klatschte die Hände zusammen und somit setzte sich unsere kleine Gruppe in Bewegung. Ich konnte ein erneutes Seufzen nicht unterdrücken. Doch auch eine gewisse Vorfreude in die Stadt der Abenteurer zurückzukehren, konnte ich nicht unterdrücken. Viel zu lange war nicht mehr innerhalb dieser Mauern gewesen, wo ich aufgewachsen war.
Daran sollte ich denken. An diese wundervolle Stadt, die mal mein zu Hause war und für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen behalten wird. Doch schon als wir in die kühlen Schatten des großen Torbogens eintauchten, deutete ein nervöses Prickeln auf meiner Haut etwas Ungutes an. Auch die anderen schienen es zu merken, denn sie schauten sich etwas skeptisch um.
Die Wachen die am Tor die Stadt bewachten, beäugten uns misstrauisch. Sie schienen kurz davor uns aufhalten zu wollen, doch ein untereinander zugeworfener Blick, ließ sie in der Bewegung innehalten und uns passieren. Das war komisch. Ich konnte mich nicht mal an Wachen erinnern. Es konnte jeder zu jeder Zeit nach Oribia kommen, ohne Gefahr zu haben abgewiesen zu werden. Das war einer der Gründe, warum Oribia so besonders war.
Die gepflasterten Straßen und Gassen hinter den Toren waren wie leer gefegt. Überall herrschte eine gespenstige Stille und Müll lag herum... Liefen hier früher noch überall Kinder umher, um die Reisenden zu begrüßen, war es hier nun wie ausgestorben. Generell war kaum einer unterwegs und das, obwohl heut gutes Wetter war. Die, die wir zu Gesicht bekamen, wirkten gehetzt, warfen ständig Blicke über die Schulter als würden sie verfolgt werden. Das Prickeln auf meiner Haut verstärkte sich und ließ eine Welle Adrenalin durch meinen Körper rasen. Alle meine Sinne waren jetzt aufs Äußerte angespannt, in absoluter Alarmbereitschaft.
Doch während mein Körper sich dieser Situation angepasst hatte, konnte mein Gehirn die Information die ich sah noch nicht verarbeiten.
Das hier war Oribia! Die Stadt der Abenteurer. Die Stadt, deren Straßen mit Menschen jeglicher Klasse gefüllt war. In deren Luft Lachen und Gespräche widerhallten. Diese Stadt war das zu Hause von so vielen Menschen. Es war das Herz dieser Welt.
Und nun war etwas passiert. Jemand hatte Gift in dieses Herz gepumpt und war dabei das ganze Land zu vergiften. Irgendjemand wollte all diese Gute, dieses zu Hause nehmen. Wollte es für seine Ziele opfern. Ich sah wie ein scheinbar Gildenloser ein Kind schlug, da dieser Essen gestohlen hatte...
Nur am Rand bekam ich mit, wie Manu sich besorgt zu mir umgedreht hatte, anscheinend irgendwas zu mir sagte. Ich hörte nur ein Rauschen. Ein Druck baute sich in meinem Inneren auf und alles worauf ich mich konzentrieren konnte war, nicht hier zusammen zu brechen. Irgendwie zu versuchen nicht zu explodieren.
Doch der Druck in meinem Inneren stieg. Taumelnd stieß ich gegen eine Wand. Meine Sicht wurde Schwarz.
Im nächsten Moment sah ich wie Erik die anderen hinter sich versammelte und eine Art Schutzwall aus Wind und Erde um sich herum erschuf.
Plötzlich wurde mir bewusst was passierte. Diese Wolke war wieder da. Schlimmer als zuvor. Und ich war dabei die Kontrolle über sie zu verlieren.
Irgendwie versuchte ich weg zukommen. Ich wollte meine Gildenmitglieder nicht verletzen. Ich musste weg. Aber ein stechender Schmerz in meinem Knöchel ließ mich zu Boden gehen. Der Druck in mir stieg weiter. Um irgendwie ein Ventil für die Kraft in meinem Inneren zu finden, fing ich an zu schreien. Doch es half nichts.
Gerade als ich dachte das wars jetzt, fing mein Knöchel seltsam an zu leuchten und der Druck verschwand mit einem Mal. Erleichtert sackte ich in mich zusammen.
Als ich die Augen wieder öffnete atmete ich erst mal tief ein. Alles schien auf einmal viel leichter, als wäre ich aus einem tiefen Schlaf erwacht. Dieses Böse in mir, was auch immer es war es schien verschwunden.
Blinzelnd schaute ich mich zu den anderen um. Doch sie standen nicht mehr zusammengefercht hinter Eriks Schild. Der Schild existierte nicht mehr und die anderen waren nur noch ein Haufen lebloser Gestalten welche am Boden lagen.
...Was war passiert!?
Written by Federsturm
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